Black Veganism / schwarzer Veganismus

Die soweit von uns gefeatureten Autor_innen und Textmaterialien zum Thema Black Veganism.

A. Breeze Harper:

Aph Ko im Interview mit Mark Hawthorne: Eine antirassitische Aktivistin, die für die Tierbefreiung kämpft, https://simorgh.de/about/mark-hawthorne-interviewt-aph-ko/

Syl Ko

Christopher Sebastian McJetters:

Nivea Mullings:

Anastasia Yarbrough:

Person X kann sich nicht vorstellen vegan zu werden

Tierrechte und Biologismus gehen nicht miteinander – antispeziesistische Tiersoziologie

Person X sagt: “Ich kann mir nicht vorstellen vegan zu werden.”

Viele omnivoren Leute, denen Veganismus klarerweise ein Begriff ist, lehnen ihn aber für sich ab, weil sie die ethische Seite immer noch speziesistisch aus ihrer allgemeinen Sichtweise ausschließen. D.h. Nichtmenschen sind für sie immer noch “essbar”.

Die gegenwärtige gemeinläufige Auffassung von Veganismus führt – bislang zumindest – nicht zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem anthropozentrischen Speziesismus.

Wird die ethische Seite des Veganismus angesprochen in den Medien z.B., dann bleibt die Hinterfragung von Anthropozentrismus ein unattraktiver fremder Themengegenstand und wird nicht ernsthaft diskutiert. Die menschliche Hybris wird weiter offen kultiviert.

Und Überraschung: der Veganismus wird dann manchmal gar ein Feigenblatt eines fortgesetzten harmlosen Speziesismus, der eine “menschliche Überlegenheit” weiter denkt als empathisch die Welt rettend. Das Menschsein selbst zu hinterfragen, bleibt jedoch beständig aus.

Kurzum jede Diskussion über Veganismus muss eine Diskussion über Tierrechte sein, und jede Diskussion über Tierrechte, muss menschliche Parameter von allem, was Rechte konstituiert, neu und tierinklusiv justieren können.

@brdvegan

Zoos und Antispeziesismus

Zoos und Antispeziesismus

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Text: Gita Yegane Arani, Gruppe Messel

Im Sinne aller nichtmenschlichen Tierfreunde/aller Nichtmenschen, lasst uns das Thema Zoos und Speziesismus verstärkt kritisch in den gesellschaftlichen Diskurs und nachthaltiger, und mit stärkerer Publizität in den allgemeinen veganen Diskurs einbringen! Und auf individueller Ebene: wenn Ihr vegan seid, dann betont ruhig insistent warum genau ihr Zoobesuche ablehnt und für den Schutz der Lebensräume in der naturgegebenen Freiheit seid. [1]

Zoos sind artifizielle Lebensräume in denen das Konzept des Lebensraumes selbst einen vollständig durchverwalteten Prozess darstellt. Das Leben der per Zwang dort lebenden nm-Tiere wird in allen Bereichen durchgeplant und ist für die Menschen ständig kontrollierbar und einsehbar. Der Gedanke des Zoos ist unumgänglich damit verbunden, dass das Leben von nm-Tieren ein über biologisch erklärbare Vorgänge organisierbares und fremdbestimmbares Leben zu sein habe. Die tierliche Autonomie wird den Nichtmenschen kategorisch abgesprochen und es wird auf minimaler Ebene vorgegeben, dass ausreichend Freiräume in der Gefangenschaft gewährleistet seien; Freiräume wiederum, die sich an biologistisch gedachte Determinismen angliedern lassen.

Aber die Würde bleibt auch dem, dem man sie vermeintlich nimmt – und ich glaube, das ist auch ein Grund weshalb Menschen immer wieder in Zoos gehen, so paradox dies klingen mag und so wenig das den Zoobesuch entschuldigt. Menschlicher Voyeurismus im Bezug auf die „Beobachtungslust“ von nm-Tieren ist eine allgemein gesellschaftlich als normal und richtig anerkannte „Neugier“ und eine Art „Lust“ an der vor allem visuellen Interaktion mit nm-Tieren in Gefangenschaft. Was der Mensch hier aber faktisch sieht sind würdevolle, trotz aller Widrigkeit integre, in problematischen bis hin zu grauenvollen Rahmenbedingungen untergebrachte Tierindividuen in Gefangenschaft, die den menschlichen Blicken und Kommentaren und Gebaren ausgeliefert sind. Das würdelose ist der Mensch in diesem Falle und der Rahmen, in denen er/sie die nm-Tiere zwängt.

Über verschiedene Fernsehsendungen wird eine vorgegebene Possierlichkeit der Lebenssituation für nm-Tiere in den Zoos gegenwärtig immer wieder propagiert. Was vermittelt uns solch eine heile-Welt-Aussicht auf die Zoos, warum haben wir Menschen ein Bedürfnis dort eine fiktive vorwiegend heile Welt in der Interaktion zwischen Mensch und nm-Tier zu betrachten?

Wenn ich in den Zoo gehen würde – ich tat dies zuletzt um Diskriminierungsmomente im Kontext Zoo gegenüber Wollschweinen schriftlich zu dokumentieren vor über zehn Jahren – so habe ich unmittelbar eine Form der Beziehung zu den Nichtmenschen, denen ich dort in Gefangenschaft begegne. Jeder von uns hat oder hätte das. Was mache ich aber mit dieser Begegnung, wie ordnen Menschen die Situation Zoo für die Nichtmenschen und sich selber ein?

Zoos sind keine statischen Institutionen, die ihr objektifizierendes Bild, das sie über Nichtmenschen vermitteln, in jeder Weise so aufrecht erhalten könnten. Längst wissen die meisten Menschen, dass die Menagerie ein voyeuristisches Gefängnis ist und dass sie selbst sich wie speziesistische Sadisten verhalten, indem die diese „Normalität“ als solche fortsetzen.

Das echte Problem ist nicht, dass Menschen keinen Bezug zu nm-Tieren haben könnten, der in konstruktive Bahnen geleitet werden kann, durch die in der Mensch-Tier-Begegnung entstehende Synergie – man denke dabei an die endlos vielen Tiervideos in den sozialen Netzwerken die höchste Popularität genießen, wenn sie „tierlieb“ und „tierpositiv“ sind. Das grundlegende Problem ist der Analphabetismus über Speziesismus sowie Antispeziesismus respektive, der in der Gesellschaft eklatant vorherrscht. Und an diesem Problem können wir als Tierrechtler*innen etwas verändern.

Es gibt natürlich die extrem-speziesistischen Menschen, die meinen, was geht mich das an, ich konsumiere, ich arbeite, ich tue was für den (vermeintlichen) „Fortschritt“. Genau das sind aber die Leute, auf deren Einstellungen ein Großteil der gesamten gegenwärtigen Ökodestruktivität zurückzuführen ist. Menschen die meinen, die Erde sei da um ihren Wünschen und Zwecken zu dienen, die das Leben anderer zu instrumentalisieren suchen durch ihre Art „Fortschrittsgedanken“, die im Prinzip nichts anderes wollen als sich die Welt konstant untertan zu machen.

Der englische Philosoph Bertrand Russell beobachtete zur Funktionsweise menschlicher Hybris treffend folgenden Zyklus vom Privatmenschen bis zu einem fragwürdigen kollektivistischen Menschheitsgedanken, der alles außer sich in die Nutzbarkeit einer Marginalitätsrolle abrückt:

‚Höflichkeit ist die Praxis, den Teil einer Überzeugung eines Mannes zu respektieren, der sich besonders mit dessen eigenen Vorzügen und denen seiner Gruppe befasst. Jeder Mann ist, wo immer er geht, von einer Wolke beruhigender Überzeugungen eingehüllt, die sich mit ihm wie Fliegen an einem Sommertag bewegen. Einige dieser Überzeugungen beziehen sich auf sein Persönliches: sie bestätigen ihm seine Tugenden und Vorteilhaftigkeiten, die Zuneigung seiner Freunde und den Respekt seiner Bekannten, die rosigen Aussichten seiner Karriere und seine unbeeinträchtigbare Energie trotz seines delikaten Gesundheitszustandes. Als nächstes kommen seine Überzeugungen bezüglich der überlegenen Exzellenz seiner Familie; wie sein Vater die unbeugsame Standhaftigkeit hatte, die heute so selten ist; und er seine Kinder mit einer Strenge erzogen hat die man kaum noch unter modernen Eltern findet; wie seine Söhne in den schulischen Sportwettkämpfen vor allen anderen liegen, und seine Tochter ist nicht die Art von Mädchen die eine unkluge Ehe eingehen würde. Dann kommen die Überzeugungen über seine Klasse, die nach seiner Beurteilung sozial die beste ist, oder die intelligenteste, oder die sich moralisch verdienendste all der Klassen in der Gemeinschaft – obwohl darüber eine Einigkeit unter Allen besteht, dass der Erste dieser Vorzüge wünschenswerter ist als der Zweite, und der Zweite mehr als der Dritte. Bezüglich seiner Nation erhält sich jeder Mann bequeme Illusionen, ‚Fremde Nationen, es tut mir leid das zu sagen, geht es so wie es ihnen halt geht.’ So sagte Mr Podsnad, mit diesen Worten einer der tiefsten Gefühle des menschlichen Herzens Ausdruck gebend. Schließlich kommen wir zu den Theorien, die die Menschheit generell lobpreisen, entweder absolut oder im Vergleich zur ‚vernunftslosen, tierischen Schöpfung’. Menschen haben Seelen, aber Tiere haben es nicht; der Mensch ist das ‚rationale Tier’; jede besonders grausame oder unnatürliche Handlung wird als ‚brutal’* oder ‚bestialisch’ bezeichnet (obgleich solche Handlungen tatsächlich unverwechselbar menschlich sind) (1); Gott hat den Menschen nach Seinem eigenen Ebenbild erschaffen, und das Wohlergehen der Menschen ist der letztendliche Zweck des Universums.’ [2]

Aber auf diesen „Menschenschlag“ wollen wir nicht hören, sondern uns auf diejenigen Leute konzentrieren, die offen sind für eine konstruktive soziale und ökosoziale Beziehung zu nm-Tierkulturen und der gesamten natürlichen Gemeinschaft.

Gute Materialien und Ansätze zum Thema Zoos und Antispeziesismus, die wir nutzen können um weltfreundliche Menschen von ihrem ethischen Analphabetismus im Bereich Antispeziesismus wegzubekommen, sind meiner gegenwärtigen Meinung und meines Wissens nach beispielsweise folgende – wobei es natürlich weitaus mehr gibt. Leider sind insbesondere die Texte von Ralph Acampora, der wirklich ein Experte in Sachen Zookritik aus Tierrechtssicht ist, bislang nicht ins Deutsche übersetzt.

Zoos und Dekolonialismus:

Zoos waren anfänglich Repräsentativprojekte herrschender Imperien, in denen man Menschen und Tiere zusammen ausstellte. Weiterhin sind Zoos ein Zeugnis der ultimativen menschlichen Hybris, indem dort postuliert wird, man könne Ökosysteme künstlich nachspielen – eine Afrikanische Savanne in Philadelphia! Ein arktisches Meer in Florida! – und gefährdete Tierarten dadurch „retten“, indem man sie nicht in ihre Habitate zurückführt, sondern deren Reproduktion kontrolliert. Aus pattrice jones: Intersektionalität und Tiere; https://simorgh.de/about/pattrice-jones-intersektionalitaet-und-tiere/ , Stand 21.11.2018.

Moving Forward: So where do we go from here, knowing that racial and animal oppression are deeply entangled? We continue to take anti-speciesist stances ourselves. Speciesism occurs when humans are viewed as the superior species, which leads to the exploitation of animals. And so, in response to speciesism, we choose to live vegan lifestyles, through the food we eat, the clothes we wear, the skincare products we use, and our work to end factory farming, circuses, zoos and more. We use whatever resources we have to make a change, http://www.farmsanctuary.org/wp-content/uploads/2016/10/AA_VeganStarterGuide_WebVersion.pdf , Stand 21.11.2018.

Mehr Vegan Society Infos über Zoos

[1] Die Definition des Veganismus gemäß der Vegan Society: Veganism is a way of living which seeks to exclude, as far as is possible and practicable, all forms of exploitation of, and cruelty to, animals for food, clothing or any other purpose. Entertainment: Vegans choose not to support animal exploitation in any form and so avoid visiting zoos or aquariums, or taking part in dog or horse racing. A great alternative is visiting and supporting animal sanctuaries that provide safe and loving homes for rescued animals. https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism , Stand 21.11.2018.

[2] RUSSELL, Bertrand, Sceptical Essays, Unwin Publishers Ltd., London, 1935, pp. 23-24. ‘Politeness is the practice of respecting that part of a man’s beliefs which is specially concerned with his own merits or those of his group. Every man, wherever he goes, is encompassed by a cloud of comforting convictions, which move with him like flies on a summer day. Some of these convictions are personal to himself: they tell him of his virtues and excellencies, the affection of his friends and the respect of his acquaintances, the rosy prospect of his career, and his unflagging energy in spite of delicate health. Next come convictions of the superior excellence of his family; how his father had that unbending rectitude which is now so rare, and brought up his children with a strictness beyond what is to be found among modern parents; how his sons are carrying all before them in school games, and his daughter is not the sort of girl to make an imprudent marriage. Then there are beliefs about his class, which according to his station, is the best socially, or the most intelligent, or the most deserving morally, of the classes in the community – though all are agreed that the first of these merits is more desirable than the second, and the second than the third. Concerning his nation, also, almost every man cherishes comfortable delusions, ‘Foreign nations, I am sorry to say, do as they do do.’ So said Mr Podsnap, giving expression, in these words, to one of the deepest sentiments of the human heart. Finally we come to the theories that exalt mankind in general, either absolutely or in comparison with the ‘brute creation’. Men have souls, though animals have not; Man is the ‘rational animal’; any peculiarly cruel or unnatural action is called ‘brutal’ or ‘bestial’ (although such actions are in fact distinctively human) (1); God made Man in His own image, and the welfare of Man is the ultimate purpose of the universe.’ (1) Compare Mark Twain’s Mysterious Stranger.

rev 19.01.23

Vegan ist das neue grün

Es ist ethisch einwandfrei wenn man andere, die Teile gemordeter Nichtmenschen essen, nicht verstehen kann. Es ist ethisch einwandfrei, Veganismus einzufordern. Antispe und Vegan sind eins. ist das neue grün

Mein Kumpel Thomas war heute in Offenbach am Main. Er ging dort (verwerflicherweise) in einen Burger King um sich dort eine Sprite zu holen. Er sah dort deren Veggie-Burger angeboten auf der Leuchttafel für beinahe 4 Euro. Er sagte zu dem Herrn hinter der Theke: “Was Euer Veggie-Burger kostet fast 4 Euro? Was kostet denn Euer Whopper?” Der Mann antwortete ihm: “2 Euro sowieso”. “So ein preislicher Unterschied, das ist ja krass,” sagte Thomas. “Ja” sagte der Mann, “da ist ja auch Fleisch von 1-A Qualität drin.” Da sagte Thomas “ja in Euern Köppen ist wohl auch 1-A Qualität drin.” Plötzlich kam von hinten der Filialleiter heran und sagte zu Thomas “so hamm Sie ihr Trinken,” Thomas schaute den Typen an; der sagte “dann hauen Sie jetzt ab!”

Es ging ums Prinzip. Veggie-Essen wird auf alle möglichen Weisen boykottiert. Vor allem durch die Preispolitik, und noch weitaus mehr, weil die Fleischindustrie sowieso nicht vor hat sich selbst abzuschaffen, und ihr Denken, das Vegetarismus und Veganismus sowieso ethisch eh egal ist. Was zählt ist der Wunsch der fleischfressenden Kunden und die werden stantepe bedient, so deren “Dienstleistungdenken”. Fleischindustrie sowie Fleischkonsum ist Ideologie. Wenn wir diese Ideologie nicht demontieren, wird der faktische zoozidale Totalitarismus, der die Welt zerstört, auch nicht verschwinden. Der Begriff “Krieg” sollte erweitert werden. Willkürliche Gewalt und Zerstörung im kriegerischen Ausmaß, im Ausmaß der totalen Zerstörung, findet auch und vorwiegend gegen die Tierheit und den natürlichen Raum / “die Natur” (als Lebensorganismus) statt.

Ein konstruktiver Beitrag von uns, warum vegan das neuen grün ist: Für den Lebensschutz ökopolitisch agieren

Reiten ist immer noch nicht vegan, u.z. weil es nicht antispeziesistisch ist

Reiten ist immer noch nicht vegan, u.z. weil es nicht antispeziesistisch ist und weil es die-Interessen-der Pferde-exkludierend ist.

Im Falle von Pferden, heißt vegan und vegansein auch: NICHTREITEN!

Und wenn jemand sagen würde, „okay ich bin vegan, ich bin aber kein_e Antispeziesistin“, wäre das nicht mehr vegan im Sinne eines kohärenten Veganismus.

> Ist Reiten vegan? @germanvegan
> Corey Lee Wrenn: Kann Reiten vegan sein?

Ein Gespräch mit Zülal Kalkandelen über zentrale Elemente des Tierbefreiungsaktivismus.

kts8

Jahrgang 5, Nr. 4, Art. 1, ISSN 2363-6513, Oktober 2018

Ein Gespräch mit Zülal Kalkandelen über zentrale Elemente des Tierbefreiungsaktivismus.

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Hintergrund: Zülal Kalkandelen ist eine prominente Journalistin, Autorin und vegane Tierbefreiungsaktivistin in der Türkei in Istanbul. Die vegane Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung in der Türkei ist beeindruckend groß und aktiv. Dies scheint uns „erstaunlich“ weil wir im Ausland so wenig von ihren Strategien, ihren Herangehensweisen, ihren Erfolgen und von den Problemen hören, denen die Aktivist_innen dort ausgesetzt sind, inmitten einer Situation, die stetig Probleme in Hinsicht auf die eigenen, ganz grundsätzlichen Menschenrechte mit sich bringen kann. Zülal leitet zur Zeit eine Kampagne gegen Pferdekutschen, dies Thema diskutierte sie auch in der säkularen türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, für die sie regelmäßig als Kolumnistin schreibt [1].

Schlagworte: Interview, Zülal Kalkandelen, Tierbefreiungsaktivismus, Antispeziesismus, Turkei

TIERAUTONOMIE, Jg. 5 (2018), Heft 4.

Ein Gespräch mit Zülal Kalkandelen über zentrale Elemente des Tierbefreiungsaktivismus.

Buch-Aktivismus

Tierautonomie: Du hast vor kurzem Dein erstes Buch über Tierbefreiung veröffentlicht. In einer vorherigen Buchpublikation, die Du gemeinsam mit dem veganen anarchistischen Autoren Can Başkent verfasst hast, sprecht Ihr über die politische Bedeutsamkeit des Veganismus. Kannst Du uns etwas zu beiden Publikation sagen? Was sind die Hauptthemen die Du dort besprichst?

Zülal Kalkandelen: Das Buch mit dem Titel „Veganismus: Ethik, Politik und Kampf“ [Veganizm: Ahlakı, Siyaseti ve Mücadelesi] haben wir 2013 als E-Book herausgebracht. Es ist das erste Buch über Veganismus, das auf Türkisch erschienen ist. Can Başkent und ich wollten die Fragen beantworten, die Veganer_innen und Nichtveganer_innen im täglichen Leben zum Thema Veganismus so in Sinn kommen könnten. Gleichzeitig wollten wir Leute an die ethische Seite des Veganismus heranführen, in einer Zeit, in der der Veganismus in den Medien hier soweit nur als eine Ernährungsweise dargestellt wurde. Es ist ein sehr leicht lesbarer Text den wir in der Dialogform verfasst haben, bei der zwei Autor_innen, die beide langzeitige Veganer_innen sind, in verschiedenerlei Punkten zwei unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema mitbringen. Bis heute haben mir viele Leute gesagt, dass dieses Buch sie dabei angeregt hat ihren eigenen Weg zu finden.

Mein Buch „Die vegane Revolution und die Tierbefreiung“ [Vegan Devrimi ve Hayvan Özgürlüğü], das ich dieses Jahr veröffentlicht habe, ist die soweit umfassendste Studie, die in der Türkei zu diesen Themenkomplexen erschienen ist. Ich betrachte darin, in welcher Art sich der Feminismus, die Umweltbewegung und der Marxismus mit der Tierrechtsproblematik auseinandersetzen und leite daraus meine intertextuelle Kritik ab. Im weiteren habe ich für das Buch einige Interviews mit ein paar prominenten Veganer_innen geführt. Ich sprach mit dem Musiker Moby, mit dem Musiker und Musikjournalisten John Robb, dem Mitbegründer des North American Animal Liebration Front Press Office Dr. Jerry Vlasak, dem japanischen Multi-Instrumentalisten und Komponisten Keiji Haino und dem veganen Präsidentschaftskandidaten der Humane Party in den USA Clifton Roberts, und ich versuchte dabei unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen im Bezug auf den Veganismus und den Tierrechtsaktivismus zu reflektieren.

Veganizm: Ahlakı, Siyaseti ve Mücadelesi; Veganismus: Ethik, Politik und Kampf (2013)

Vegan Devrimi ve Hayvan Özgürlüğü; Die Vegan Revolution und die Tierbefreiung (2018)

Tierautonomie: Dein Tierrechtsaktivismus ist erstaunlich effektiv, Du erreichst ein großes Spektrum an Rezipienten und erhältst viel Feedback. Kannst Du uns einen Tipp geben, wie ein Neuling seine/ihre eigenen Stärken und seine/ihre eigenen Wege im Aktivismus am besten entdecken kann? Was denkst Du macht Deinen Aktivismus so erfolgreich?

Zülal Kalkandelen: Ich befasse mich genau mit diesem Thema im letzten Kapitel meines neuen Buches. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen im Aktivismus. Auf der einen Seite gibt es Leute, die sich für einen langsamen stetigen Wandel einsetzen um ihr Ziel zu erreichen, und es gibt diejenigen, die ganz eindeutig sagen, dass wir den Tierbefreiungsgedanken voraussetzen, gleich vom Beginn an, und dass es richtig ist, dies der Gesellschaft kompromisslos zu vermitteln. Ich gehöre eher zu der zweiten Gruppe. Vor allem betone ich, dass der Veganismus und der Tierrechtsaktivismus unbedingt miteinander Hand in Hand gehen müssen und dass alle Aktivist_innen vegan sein müssen. Wichtig ist, den Aktivismus auf den Straßen nicht allein auf das Verteilen von Flugis zu beschränken, sondern den öffentlichen Rahmen dafür zu nutzen die Tatsachen zu zeigen, die hinter verschlossenen Türen stattfinden. Ich halte die Cube of Truth [2] Demo für eine sehr effektive Form des Protests. Es ist unbedingt notwendig die Medien, einschließlich der sozialen Medien, aktiv zu nutzen und wahrheitsgemäße Informationen zu teilen. Tierbefreiungsaktionen sind notwendig – auch um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass die Befreiung von fühlenden Lebewesen, die gefoltert werden und denen ihre Lebensrechte aberkannt werden, ein Recht ist. Dies sollte uns vollkommen bewusst sein und zu diesem Bewusstsein sollten wir unumstößlich stehen. Die wissenschaftlichen Beweise, die unsere Argumente stützen, nützen uns in unserem Kampf. Uns muss auch bewusst sein, dass Dinge, die von allen zwar als Wahrheit anerkannt werden, in Wirklichkeit aber nicht unbedingt wahr sein müssen; in anderen Worten wir dürfen dem Druck der Mehrheit niemals nachgeben. Das Wichtigste ist, dass wir unsere Ziele niemals aus dem Auge verlieren, dass wir Geduld haben und dass wir unseren Mut nicht verlieren.

Hoffnungen auf den Undergroundmusikaktivismus

Tierautonomie: Außer Deiner journalistischen Arbeit, hostest Du auch das Radioprogramm Veganlogic. Musik und Kunst spielen politisch relevante Rollen. Denkst Du, dass Betrachtungsweisen, die nichtmenschliche Belange mit einbeziehen (d.h tierbefreiungsunterstützende Standpunkte) in Zukunft mehr Raum in der unabhängigen Musik- und Kunstszene finden werden?

Zülal Kalkandelen: Ich musste meine Radioshow im April beenden, da die Pflege eines Familienangehörigen nötig wurde. Selbstverständlich ist Musik ein sehr wichtiges Werkzeug zur Lenkung von Aufmerksamkeit auf soziale Themen. Ich habe viele Sendungen gebracht, in denen ich auf Songs über Tierrechte fokussierte. Man kann heutzutage nicht gerade behaupten, dass es eine Masse solcher Songs gibt. Das Thema ist fast ein Tabu. Selbst vegane Musiker_innen thematisieren Tierrechte in ihren Liedern eher selten. Es gibt diese Art der Bands allerdings in der Anarchopunk- und der Hardcore-Szene. Die Bands reflektieren in ihrer Musik Haltungen, die den Umweltschutz und die Tierrechte verteidigen, sowie Haltungen gegen Faschismus, Kapitalismus, gegen Autoritätssysteme, Sexismus und Homophobie. Dazu braucht es ein politisches Bewusstsein, dass sich entschieden gegen das System stellt. Du musst dich heutzutage von kommerziellen Erwartungen befreien können, um solch eine Musik zu machen. Denn diese Musik ist das Gegenteil von populär. Ich hoffe es wird davon mehr in der Zukunft geben, aber ich denke diese Musik wird immer ihren Platz in der Independent-Szene, in den Minderheits- und Undergroundströmungen beibehalten.

Eine ethische Revolution für die Menschheit

Tierautonomie: Alle Formen der Unterdrückung sind miteinander verbunden, aber jede weist ihre einmaligen und ihre spezifisch tragischen Eigenschaften auf, so wie etwa im Speziesismus das: „Lebensmittel sein“, das „an erster Stelle in biologistischen Begriffen definiert werden“, das „problemlos in der Ästhetik und der Kunst objektifiziert werden“ beispielsweise. Wie können wir die Spezifik der Unterdrückung nichtmenschlicher Tiere diskutieren, in diesem Sinne, und dabei aber auch zeitgleich das breitere Spektrum der Verbindungen verschiedener unterdrückerischer Systeme (Rassismus, Sexismus, Klassismus, Ableismus, …) mit im Auge behalten?

Zülal Kalkandelen: Es ist bewiesen, dass Tiere ebenso Gefühle haben, und die Menschheit muss daraufhin tun was notwendig ist. Wir müssen den Speziesismus hinterfragen, der dem Menschen eine Überlegenheitsstellung zuweist, und den Karnismus, bei dem die einen Tiere geschützt werden während die anderen geschlachtet werden, und, wir müssen den Status der Tiere als Individuen durchsetzen sowie deren Rechte zu leben ohne menschlicher Gewalt ausgeliefert zu sein. Dies stellt für die Menschheit eine ethische Revolution dar. Es ist speziesistisch zu denken, das Leben des einen fühlenden Wesens sei weniger Wert als das eines anderen. Solch ein Denken basiert auf den gleichen Fundamenten wie der Rassismus, der zwischen den Menschen als „Rassen“ unterscheidet und dem Sexismus, der qualifizierende Unterschiede zwischen Geschlechtern vornimmt. Das Schlachten von Tieren basiert auf einer anthropozentrischen Denkweise. Und genauso liegt hier der Grund, weshalb wir die Freiheit von Menschen, Tieren und der Erde im gleichen Zuge verteidigen. Wenn der ganze Planet ein gigantisches Schlachthaus für Tiere ist, wie können wir dann jemals erwarten, dass wir hier Frieden erleben würden? Die Menschheit muss sich dieser Wahrheit stellen. Es macht keinen Sinn sich konservativ an eine Vergangenheit zu klammern und diese auch noch zur Rechtfertigung der Fortsetzung von Ausbeutung anzuführen. Wenn alles immer weiter gehen würde wie gehabt, dann wäre weder die Sklaverei abgeschafft worden noch wären Frauenrechte jemals vereidigt worden. Um gegen alle Formen von Diskriminierung in gleicher Weise zu sein, müssen wir betonen, dass alle Lebewesen das Recht haben zu leben, ohne irgendeiner Form der Ausbeutung oder der Diskriminierung ausgesetzt zu sein. Die Diskriminierung von Tieren kann genauso wenig akzeptiert und hingenommen werden wie die Diskriminierung wegen „Rasse“, Religion, Weltanschauung, Geschlecht.

Umwelt- und Tierbelange gehen Hand in Hand

Tierautonomie: Glaubst Du wir können den Schutz der Umwelt (einschließlich des Lebensraumschutzes, Raum für Schutzrefugien in jeglicher Größe, Stichwort „Microsanctuary“) und die Tierrechte in einer eindeutigeren Weise miteinander verbinden? Und zwar so, dass die Beziehung zwischen der „Natur“ und den nichtmenschlichen Tieren als essentiell anerkannt wird, und dass wir somit den Schutz der Natur in die Tierrechte mit einbetten. Es ginge also auch darum, die Umwelt somit aus dem ihr zumeist zugeordneten Status herauszuheben, in dem sie betrachtet wird als „etwas, das als eine lebende Ressource zu dienen hat, für die Zwecke und den Nutzen menschlicher Interessen“?

Zülal Kalkandelen: Die „Nutztier“-Industrie ist die Industrie, die den Planeten am stärksten schädigt. Wenn die Tierrechte nicht in dem Umweltschutz mit einbezogen werden, dann hat der Kampf keine Chancen auf Erfolg. Du kannst kein_e Umweltschützer_in sein und gleichzeitig die Industrie unterstützen, die am stärksten für die Umweltkatastrophen verantwortlich ist. Wenn ich fragen würde, was ist das größte Umweltproblem in unserem Zeitalter, würde jeder wahrscheinlich sagen der Klimawandel und die globale Erwärmung. 13% der globalen Treibhausgasemissionen stammen von sämtlichen Transportfahrzeugen (einschließlich aller Land-, See-, Luft- und Schienenfahrzeuge). 51% werden verursacht durch die Tierzucht und ihre Subindustrien … eine pflanzliche Ernährungsweise reduziert den CO2-Fußabdruck um 50%. Im Amazonasgebiet wird eine Fläche Regenwald in der Größe eines Fußballfeldes jede Sekunde gerodet, und solch eine Fläche dieser Größe wird zerstört um gerade mal 250 Harburger herzustellen. Die Fleisch- und die Milchindustrien verwenden 1/3 der Wasserressourcen der Erde. 1/3 des Erdreichs verwüstet aufgrund der „Nutztier“-haltung. 45% fruchtbarer Landflächen werden für die „Nutztier“-haltung verwendet. Nach Aussage einer Untersuchung, die vom World Wildlife Fund durchgeführt wurde, sind 60% des Verlusts an biologischer Diversität der Fleischproduktion geschuldet. All dies zeigt, dass die Tierindustrie der wesentliche Grund für das Artensterben sind, für Totzonen in den Ozeanen, die Verschmutzung von Gewässern, den Verlust natürlicher Lebensräume und den Klimawandel. Die Menschen können diese wissenschaftlichen Daten nicht noch länger ignorieren. Die Natur hat ihre rote Flagge schon vor langer Zeit gehisst. Es muss anerkannt werden, dass die Welt nur ganz ist mit den Bäumen, mit den Tieren und mit Menschen.

Das grundsätzlichste Recht im Kampf um Tierrechte ist das Recht auf Leben

Tierautonomie: Tierrechte sind in jedem Teil der Erde und in jeder Ebene unserer Gesellschaften gleichermaßen relevant und der Speziesismus betrifft alle nichtmenschlichen Tiere in der einen oder anderen Art und Weise. Der Tierrechtsaktivismus scheint jedoch in mehrfacher Form gespalten zu sein. Wir haben zum Beispiel den Schutz wildlebender Tierarten auf der einen Seite und die Tierrechtsbewegung zum Rechte von sog. Farmtieren auf der anderen. Zur gleichen Zeit wird der Diskurs sehr von westzentrischen Sichtweisen über die Herangehensweise an Tierthemen dominiert. Denkst Du die Tierrechtsbewegung könnte in der Tat universeller und pluralistischer werden, um so der allgemeinen Situation die-Tiere-global-betreffender, speziesistischer Destruktivität entgegenzutreten?

Zülal Kalkandelen: Traurigerweise hindert die Spaltung im Tierrechtsaktivismus die Bewegung an mehr Effizienz. Wenn wir auf die eine Gruppe Tiere fokussieren und andere Tiere dabei ignorieren, hindern wir dadurch die Entwicklung eines gesellschaftlichen Bewusstseins für ein ganzheitliches Recht auf Leben. Um die zerstörerischen Effekte des Speziesismus zu eliminieren, müssen wir jegliche Ausbeutung, und zwar aller Tiere ohne jeden Unterschied ablehnen. Menschen die mit „Haustieren“ leben oder die sogar in einem Tierheim arbeiten, und die dann nachhause gehen, sich ihr Lammfleisch zubereiten und es vertilgen, sind einfach nicht nachvollziehbar. Leute in der Tierrechtsbewegung müssen vegan sein. Ansonsten könnte jede_r in dieser Welt seine eigene Art ausbeuterischen Verhaltens weiter nach außen hin rechtfertigen. Es ist deshalb so wichtig den Veganismus zu verbreiten. Das grundsätzliche Recht im Kampf um Tierrechte ist das Recht auf Leben. Was dabei wichtig ist, ist sicherzustellen, dass die vegane Bewegung auf einer ethischen Grundlage verbreitet wird und sie in die Tierrechtsbewegung zu integrieren. Und das ist genau das, was ich versuche zu tun.

Anmerkungen

[1] Wir haben zwei weitere relevante Quellen, die sich mit der veganen Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung in der Türkei befassen, vorgestellt, siehe:

Vegan Türkiye über intersektionalen veganen Outreach und die Rechte der Nichtmenschen, 2014, https://simorgh.de/about/vegan-turkiye-ueber-intersektionalen-veganen-outreach-und-tierrechte/ , Stand 12.10.2018.

Wir haben Can Başkent über Schnittstellen zwischen Atheismus und Tierrechten befragt, TIERAUTONOMIE, Jg. 1 (2014), Heft 3,  https://simorgh.de/about/wir-haben-can-baskent-ueber-schnittstellen-zwischen-atheismus-und-tierrechten-befragt/ , Stand 12.10.2018.

[2] Die Cube of Truth-Demonstrationen wurden von der Gruppe ‘Anonymous for the Voiceless’ im Jahr 2016 ins Leben gerufen und wurden seither von Tierrechtsaktivist_innen weltweit übernommen und verschiedenerorts durchgeführt, siehe https://www.anonymousforthevoiceless.org/ , Stand 12.10.2018.

Links

Zülal Kalkandelen auf Twitter: https://twitter.com/veganzulal

Seite: http://www.zulalkalkandelen.com

Die Tierrechtsgruppe die Zülal begründet hat: https://twitter.com/bhhtoplulugu

Tierautonomie

Herausgeber: www.simorgh.de – ‚Open Access in der Tier-, Menschen- und Erdbefreiung’. Revised 10/2018.

Zitation

Ein Gespräch mit Zülal Kalkandelen über zentrale Elemente des Tierbefreiungsaktivismus (2018). TIERAUTONOMIE, 5(4), http://simorgh.de/tierautonomie/JG5_2018_4.pdf..

TIERAUTONOMIE (ISSN 2363-6513)

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A talk with Zülal Kalkandelen about key elements of animal liberation activism

kts8

Jahrgang 5, Nr. 3, Art. 1, ISSN 2363-6513, Oktober 2018

A talk with Zülal Kalkandelen about key elements of animal liberation activism.

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Background: Zülal Kalkandelen is a prominent journalist, author and vegan animal liberation activist in Istanbul, Turkey. The vegan animal rights and animal liberation movement in Turkey is astonishingly large and active. This is “astonishing” because we hear too little abroad about their strategies, their approaches, their successes and the problems activists in Turkey face amidst a general situation of constant threats of losing their basic human rights. Zülal currently runs a campaign against horse carriages, she featured the topic recently in the the secular Turkish Newspaper Cumhuriyet, for whom she writes as a columnist [1].

Tags: interview, Zülal Kalkandelen, animal liberation activism, anti-speciesism, Turkey

TIERAUTONOMIE, Jg. 5 (2018), Heft 3.

A talk with Zülal Kalkandelen about key elements of animal liberation activism.

Book-Activism

Tierautonomie: You recently published your first major piece on animal liberation, in a previous publication that you co-authored with the vegan anarchist author Can Başkent you talked about the political importance of veganism, can you tell us about both publications? What are your primary concerns?

Zülal Kalkandelen: The book titled “Veganism: Ethics, Politics and Struggle” [Veganizm: Ahlakı, Siyaseti ve Mücadelesi] was published as an e-book in 2013. It is the first veganism book published in Turkish. With Can Başkent, we wrote it to answer the questions that can come to the minds of vegans and non-vegans in daily life. At the same time, we also wanted to introduce the ethical stance of veganism at a time when veganism was reflected in the media only as a diet. It is an easily readable text in interview/conversation format where two writers who both live a vegan life for a long time have different approaches to the subject at some points. Until this day, many people expressed that this book has guided them. I can say that it has functioned well in these terms.

My book titled “Vegan Revolution and Animal Liberation” [Vegan Devrimi ve Hayvan Özgürlüğü], published this year, is the most extensive copyrighted study in Turkey in this area. I assessed feminism, environmentalism and Marxism based on their approach to animal rights, and developed an intertextual criticism. There are also special interviews I made with leading/popular vegans in the book. I talked with musician Moby, musician and music writer John Robb, co-founder of North America Animal Liberation Front Press Officer Dr. Jerry Vlasak, experimental noise composer Keiji Haino and first vegan presidential candidate of the USA Clifton Roberts, and tried to reflect different points of view in terms of veganism and animal rights activism.

Veganizm: Ahlakı, Siyaseti ve Mücadelesi; Veganism: Ethics, Politics and Struggle (2013)

Vegan Devrimi ve Hayvan Özgürlüğü; Vegan Revolution and Animal Liberation (2018)

Tierautonomie: Your activism for Animal Rights is stunningly effective, you have a great outreach, a broad spectrum of recipients and a lot of active feedback. Is there any advice you could give someone for empowering them to become their own masters within their own paths of activism? What makes activism effective do you think?

Zülal Kalkandelen: I focused on this subject in the last chapter of my book published this year. There are different approaches in activism. While there are people who defend gradual progress to the objective, there are also people who clearly state the animal liberation idea we defend from the start and think it is right to express this to the society without any compromise. I am closer to the second group.

Above all, I emphasize that veganism and animal rights activism must absolutely be together and all activists must primarily live as a vegan. It is essential to avoid limiting street activism only to handing out leaflets and instead, to use it actively in order to expose the truths hidden from the society. I encourage the Cube of Truth [2] demonstration which is a significantly effective type of protest.

It is important to use media and social media actively and to share correct information. Animal liberation acts are required to attract attention that liberation of sensitive beings who are tortured and who are wanted to be deprived of their right to live, is a right. These must be planned very carefully. Activism is effective, because we are right. We must be aware of this and stand tall by holding our ground. The scientific facts that allow us to express our arguments in a non-disprovable way also support us. We must know that the things accepted by everyone may not be true at all times, and we must not give in to majority pressure. Above all, it is essential to be determined, patient and brave.

Hopes for underground music activism

Tierautonomie: Apart from your journalistic work you also run the radio program Veganlogic. Music and arts play politically relevant roles. Do you think views that imply nonhuman concerns (animal-liberation-supportive-standpoints) can find more space in the independent music and arts scenes in the future?

Zülal Kalkandelen: I had to end my radio show on April due to a health problem in my family. Of course, music is a very important tool to draw attention to social issues. I hosted many shows consisting of songs focused on animal rights. Today, it is not possible to say that songs that deal with this issue are too many. This subject is almost a taboo. Even a few vegan musicians bring animal rights forward.

However, there are these kinds of bands in anarcho-punk, hardcore-punk scene. They reflect the opinions defending environmentalism and animal rights in their music as well as a stance against fascism, capitalism, authority, sexism and homophobia. This requires an anti-system political stance.

Today, you have to free yourself from commercial expectations in order to make such music. Because it is the opposite of what is popular. I hope it increases in the future, but I think, it will always have its place in independent music scene, minority and underground veins.

An ethical revolution for humanity

Tierautonomie: All forms of oppression are connected, but each one has its unique and specific tragic features, such as in speciesism: “being food”, “being primarily classified in ‘biologistical’ terms”, “being readily objectified in aesthetics and arts” for instance. How can we discuss the specifics of nonhuman animal oppression, in that sense, while keeping the broader connections of different oppressive systems (racism, sexism, classism, ableism, …) in perspective?

Zülal Kalkandelen: It is proven that animals have feelings too, and humanity must do what is necessary. We must question speciesism which attributes superiority to humans and carnism which defends on protecting one animal while slaughtering another one, and must bring forward individuality status of animals as well as their right to live without being subject to violence. This is an ethical revolution for humanity.

It is speciesism to think that life of a sensitive being is less valuable than the others. This based on the same foundation with racism based on discrimination among human races and sexism based on discrimination among sexes. Slaughtering animals is based on this anthropocentric idea. This is the reason why we defend human, animal and earth freedom at the same time. If the whole planet is an enormous slaughterhouse for animals, how can people hope for peace here? Humanity must face this truth.

There is no reasonable use of holding on to the past conservatively and making it an excuse for continuing the exploitation. If all things would continue the same way, neither slavery would be abolished nor women’s rights would be defended. In order to be against all discrimination the same way, we must emphasize that all creatures have the right to live without being subject to any kinds of exploitation or discrimination. Discrimination against animals cannot be accepted similar to discrimination based on race, religion, sect, sex.

Environmental and animal concerns go hand in hand

Tierautonomie: Do you think we can combine environmental protection (including habitat protection, space to live, space for sanctuaries + microsanctuaries) and animal rights more explicitly, in a way that recognizes the relation between ‘nature’ and nonhuman animals as essential, and embed the protection-of-nature into animal rights, and lift the environment thus out of the attributed status of something like: ‘having to serve as a living resource that ought to serve human interests’?

Zülal Kalkandelen: Livestock industry is the industry that does the planet most harm. If animal rights are not included in environmental protection, this struggle does not have the chance to be successful. You cannot be an environmentalist if you support the industry that causes environmental disasters most.

If I asked what is the biggest environmental problem in this age we live, probably everyone would say climate change and global warming. 13% of global greenhouse gas emissions comes from all transportation vehicles (including all land, sea, air and rail vehicles). 51% is caused by animal husbandry industry and its sub-industries… vegetative diet decreases carbon footprint by 50%.

A rainforest area with the size of a football field in Amazon is destructed every second. Animal husbandry industry is responsible of 91% of this, and an area of this size is only destructed to produce 250 hamburgers. Meat and dairy industries use 1/3 of the water on earth. 1/3 of the soil becomes desert due to animal husbandry. 45% of the earth’s soil is used for animal husbandry.

According to a research conducted by World Wildlife Fund, 60% of biological diversity loss in the world is caused by meat. All of these reveal that animal industry is the essential reason of extinction of species, dead zones in oceans, pollution in waters, loss of natural habitats and climate change. People cannot continue ignoring these scientific data for a long time. The nature raised its red flag long ago. It must be accepted that the earth is whole with its trees, animals and humans.

The most basic right in the animal rights struggle in the right to live

Tierautonomie: Animal rights is equally relevant in every part of the world and in each layer of societies, and speciesism is affecting all nonhumans animals in one or the other way. Yet animal rights activism seems split in various ways. We have for instance the protection of wildlife on one hand and the farm animal rights movements on the other. At the same time the discourse seems to be dominated by West-centric views on framing nonhuman animal issues. Do you think the animal rights movement could become more universal and more pluralistic, in order to face the overall situation of speciesist destructivity affecting nonhumans globally?

Zülal Kalkandelen: Unfortunately, the division in animal rights activism prevents the movement from being more effective. Focusing on a group of animals while ignoring others prevents the development of a struggle in the society for holistic right to live. In order to eliminate the destructive effect of speciesism, we must reject all exploitation towards all animals without any discrimination.

It is not possible to understand a person who has pets or works at an animal shelter to go home, cook lamb meat and eat it. It is essential for the people within animal rights movement to be vegan. Otherwise, everyone in this world would continue to justify their own exploitation. Therefore, it is important to spread veganism.

The most basic right in animal rights struggle is the right to live. Because, you cannot defend any right of a sentient being you do not keep alive. What is necessary to do is to ensure that the vegan movement is spread on an ethical basis and to integrate it with animal rights movement. This is what I am trying to do.

Notes

[1] We have presented two other relevant sources dedicated to the vegan, animal rights and animal liberation movement in Turkey. See:

Vegan Türkiye about intersectional vegan outreach and Nonhuman Animal Rights, 2014, http://www.simorgh.de/objects/vegan-turkiye-about-intersectional-vegan-outreach-and-nonhuman-animal-rights/ , accessed 02.10.2018.

We asked Can Başkent about the interfaces of Atheism and Animal Rights, 2014, http://www.simorgh.de/objects/we-asked-can-baskent-about-the-interfaces-of-atheism-and-animal-rights/ , accessed 02.10.2018.

[2] The Cube of Truth protests were initiated by ‘Anonymous for the Voiceless’ and have gained attention in the many places globally where they are being carried out, see https://www.anonymousforthevoiceless.org/ , accessed 02.10.2018.

Links

Zülal Kalkandelen on Twitter: https://twitter.com/veganzulal

Site: http://www.zulalkalkandelen.com

Activist group founded by Zülal: https://twitter.com/bhhtoplulugu

Tierautonomie

Editor-in-chief: Gita Yegane Arani, www.simorgh.de – ‚Open Access in der Tier-, Menschen- und Erdbefreiung’. Revised 10/2018.

Citation

A talk with Zülal Kalkandelen about key elements of animal liberation activism (2018). TIERAUTONOMIE, 5(3), http://simorgh.de/tierautonomie/JG5_2018_3.pdf.

TIERAUTONOMIE (ISSN 2363-6513)

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Was ist Speziesismus – für Kids erklärt

Für Kids, die sich für Tierrechte und die Autonomie von Tieren einsetzen möchten :-)

Ein Wort dass Du lernen solltest, wenn Du Tiere verteidigen möchtest: Speziesismus

Diese Info zum Ausdrucken

Was ist Speziesismus? Dieses Wort beschreibt eine Herabsetzung und Abwertung von Tieren aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Spezies, also einer Gattung.

Oft sieht der Speziesismus so aus wie eine Pyramide, dass die Menschen ganz oben alleine an der Spitze stehen und die Tiere alle weiter unten kommen, je nach Sortierung: manche Tiere werden als etwas wertvoller betrachtet als andere, aber der Mensch steht auf jeden Fall alleine ganz oben.

Ego: Auf sich selbst zentriert – Eco: auf die ganze Umwelt fokussiert

Wenn man so einen Aufbau verkehrt findet, so ist das meist deshalb so, weil man der Meinung ist, dass Tiere auch ebenso wichtig sein können, und dass nicht nur eine Art oder Gattung alleine wichtig sein kann. Der Mensch, so meint man dann, kann nicht alleine Spitze sein und alle Lebewesen sind einfach unterschiedlich aber keines ist besser oder schlechter. Solch eine Meinung wäre gegen den Speziesismus gerichtet. Sie wäre anti-speziesistisch, „anti“ ist Latein und bedeutet ‚gegen’.

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Definitionsmächtig

Selbst definieren

wenn
weiß-identifizierte und/oder
Mainstream-Veganer*innen
mir erklären:

was Speziesismus …
was Rassismus …
was Sexismus …
was Ableismus bedeutet

dann ist das nicht übergreifend gedacht
sondern sie begeben sich in eine Definitionsmacht.

Ich erlebe und definiere Speziesismus, Rassismus, Sexismus, Ableismus, Klassismus und die Art wie mein Gegenüber mich oder jemanden anderen diskriminiert anders als du es vielleicht tust.