Von den speziesismuskompatiblen Veganern wegkommen

Verschiedene Ausgangspunkte – divergierende Zielsetzungen – Diskrepanzen zwischen Mainstreamdynamiken und minderheitlichen Kontinuitäten …

Idealerweise sollten ‘den-Veganismus-bewerbende-Menschen’ keine fleischproduzierenden tiermordenden Industrien u. Betriebe in direkter, bewusster Weise unterstützen und dabei noch behaupten ethisch unterwegs zu sein.

Auch sollte sich der vermeintliche vegane Mainstream fragen, wen er mit seiner konsumismusfokussierten Message eigentlich erreichen will und was er damit genau bewirken will: Wenn so stark auf Kaufkraft als Ausdruck veganen Handelns gesetzt wird, hänge ich all die Leute ab, die über wenig Kaufkraft verfügen. Auch vermittle ich weitere gleichermaßen wenig hilfreiche Aussagen, wie die, dass Veränderung vor allen Dingen von der kaufkraftstarken Klientel in unseren Gesellschaften ausgehen würde.

Diese Tendenzen im Veganismus haben uns bereits vor Jahren dazu veranlasst, das Label primär ausschließlich zur Beschreibung einer ethischen Lebenspraxis zu verwenden, aber nicht mehr um die eigentlichen Ziele des Weges damit zu versuchen zu umschreiben.

Vegansein sagt nicht ausreichend viel über Dinge aus, die im Zusammenhang mit einer veganen Soziologie bedeutsam sind. Und es sagt noch nicht Weiteres darüber aus, was ein Mensch ganz genau unter Tierrechten, unter Umweltschutz und auch unter Menschenrechten in den Zusammenhängen versteht.

Allgemein begegnen wir einerseits eher links ausgerichteten Veganern und auf der einen Seite eher kapitalistisch-unkritischen oder konservativ orientierten Veganern.

Den moralischen Impetus beziehen viele Veganer immer wieder aus der Vorgabe besonders tierethisch zu denken und zu handeln.

(Oberflächlicher) Veganismus und “echter-Veganer-Sein” hat mit einem vernünftigen Antispeziesismus erstmal so viel zu tun wie “tierliebender-Bürger-Sein” an und für sich. Weil: Sinn macht das Ganze erst in seinen ethischen, sozialen, ökologischen und politischen Zusammenhangen.

Was sind das für Veganer, die wenig Interesse an komplexen ethischen, sozialen, (komplexeren) ökologischen und politischen Zusammenhängen zeigen?

Es sind genau die gleichen Leute denen wir hier begegnen, die unter Tierrechten eine Art Mischung aus Streichelzoo und besserer Biologiestunde verstehen (wenn du Glück hast landest du dabei gerade mal auf dem Level einer einigermaßen gut gemachten Tierdoku im Stile multidisziplinär erweiterter Zoologie). Es sind die gleichen Leute, die keine Argumente gegen Schlachtmobile anführen und auch nicht gegen speziesistische Kunst.

Es sind die Leute, die die Themen “Tiere in Agrarbetrieben” gegen “Tiere im Zoo” ausspielen; die Kühe, Schweine, Hühner … in die Kontexte relegieren, in die Menschen diese Tiere erst hineinbefördert haben. Menschen, die eine vegane Landwirtschaft betreiben wollen, d.h. Land bewirtschaften und verwalten, ohne aber den Tieren Lebensraum anzubieten, die Anstoß zu ihrem Veganismus waren – als sei das Leben dieser Tiere unabdingbar mit dem Gedanken der Agrarwirtschaft verbunden. Es sind die Leute, die Schutzrefugien für alle Tiere eben nicht grundsätzlich einfordern.

Es sind die Leute, denen der Speziesismus, den Pferde durchleben müssen oder Kamele oder Emus, weniger wichtig ist, als ein veganes Mainstream-Image, das lieber erstmal über “Tiere als Umweltproblem” und dem gegenüber “der zu erhaltenden Biodiversität” spricht, statt die unterschiedlichen Betroffenheiten verschiedener Tiere zu erkennen und auf der Grundlage gegebener Problematiken – jenseits eines eigenen menschlichen Nutzens – zu argumentieren und Abwägungen  im Sinne der Nichtmenschen zu treffen.

Es sind auch genau die Leute, die sich dabei inszenieren, wie sie sich liebevoll einem Tier auf einem Lebenshof zuwenden. Leute, die Nichtmenschen wie einen relativ simplen Bedürfniskatalog beschreiben und sich dabei antispeziesistisch vorkommen. Ein Weg-vom-Biologismus in Hinsicht auf Tiere ist für diese Leute kaum denkbar. Eine echte Tiersoziologie gibt es, jenseits von engen Definitionen, nicht in deren Denkwelten.

Es sind die gleichen Leute, die meinen, ihre veränderte Lebensweise alleine wäre ein mutiges Statement. Indes trennen sie ein soziologisch relevantes Thema – den Veganismus – von all seinen wichtigen, vor allem auch global wichtigen Bezugspunkten.

Beim Veganismus stehen zu bleiben macht Sinn, wenn man sich wichtigen sozialen und tierrechtsrelevanten Themen dabei nicht sperrt, und dabei auch noch allen Ernstes stolz behauptet, der eigene Starrsinn zeuge von einer Art Konsequenz und stringenter Meinung.

Eine kaum nachvollziehbare Verengung und übertriebene Vereinfachung von Zusammenhängen zu betreiben, würgt den Diskurs ab und verfehlt die Möglichkeit zur besseren Analyse … .

Ohne den ganzen großen Komplex von Zusammenhängen in seinen politischen Dimensionen zu behandeln und damit auch zu arbeiten, ist das Gelärme einfach weiterhin nur der Blinddarm einer Bewegung, die so oder so gesamtgesellschaftlich läuft. Anstoß sind unseres Eindruckes nach dabei keine menschlichen Eliten, sondern Anstoß sind die Tierheit und die Tierlichkeit selbst.

Der Mainstream hier geht von einer kapitalistisch angepassten veganen Soziologie aus, er geht nicht davon aus, dass eine ganze Welt in vernünftiger Weise Pflanzen anbauen und bewahren können muss und satt werden können muss, und dass es nicht wirklich um Gaumenkitzel und Lustfresserei geht. Und dass Leute die cool markenmäßig rummampfen nicht unbedingt als vernünftiges Vorbild dienen können, einfach weil so ein unterfangen viel zu zusammenhangslos dasteht und die Botschaft cool und pflanzlich, heute nicht mehr reicht: Wo ist außer in dem Image denn da wirklich der Antispeziesismus, die Bekämpfung von Klassismus und ein Umdenken in Sachen Wachstum und damit auch die Frage, wie Umweltschutz am vernünftigsten umzusetzen wäre?

Die agrarwirtschaftlichen- und Ernährungsfragen kann ich zudem nicht wirklich ernsthaft, symbolisiert über meine Essgewohnheiten und meinen Appetit, dem Unrecht gegenüber Tieren in einem Zuge gegenüberstellen. Vegane Burger, Mett und Kram haben nichts mit Nahrungsmittelgerechtigkeit zu tun und eigentlich auch nur wenig effektiv etwas mit Tierrechten.

Viele Leute haben das mit dem veganen Lebensmittelkonsum für sich so gelöst, dass sie dadurch mit noch mehr Überzeugung ihre allseits bekannte kognitive Dissonanz kultivieren  können. Wobei es bei ihnen noch nicht mal mehr eine kognitive Dissonanz ist, wenn sie beispielsweise speziesistische Kunst geil finden, gerne vielleicht auch immer vegan essen, einen tierlichen Freund haben für den sie hohe Tierarztkosten berappen, niedliche Tiervideos und -Bilder in freundlicher sowie in objektifizierender Weise in die Timelines ihrer Sozialmedia-Kanäle spülen oder tierliche Probleme einfach totschweigen … bei vielen Leuten ist das keine kognitive Dissonanz, sondern eher eine speziesistische tierobjektifizierende Stringenz.

Meint ihr wenn ihr einen veganen Burger der Fleischwirtschaft esst, dann würde dadurch die Unrechtshaltung gegenüber Tieren ernsthaft in Frage gestellt, während die gleichen Fleischproduzenten ein speziesistisches System am Laufen halten – auch ideologisch? Diesen Konzernen ist es egal, dass sie mit Tod Geld und Einfluss erwirtschaften.

Ihr wollt diese Konzerne bekehren, während ihr kein Interesse habt einen sozialen Wechsel im Mensch-Tier-Verhältnis an ganz anderen Stellen anzustoßen. Die Wirtschaft kann sich egal wohin wenden. Und sie wird euch auch immer beteuern, dies aus Gründen der Aufgeklärtheit und des Zeitgeistes zu tun. Wer würde denn ernsthaft noch weiter seine Finger in der Tötungsmaschienerie halten und sagen, okay wir disponieren langsam um, weil sonst gehen wir pleite. Aber genau hier liegt das Problem. Tiere sind nicht in der Weise für euch relevant, als dass der Tod des einzelnen Tieres Grund wäre Gerechtigkeit einzufordern. “Lasst sie, die Fleischproduzenten, noch ein bisschen töten. Moralisch verurteilen wir das nicht, solange sie auf unseren Zug mit aufspringen.” Und ihr meint das reicht?

Ihr blendet bei euren impliziten Annahmen genau das eine hierarchische Denken aus, das als Ursache verantwortlich ist, für die Haltungen von Menschen, sich selbst als relevanter für diese Welt zu betrachten als Nichtmenschen.

Und, nochmal, wenn ihr den Veganismus schon so auf die Ernährung hin ausrichtet: Mit den Erfahrungswerten kultureller Traditionen über eine pflanzliche Ernährung zu arbeiten, hieße auch einen Teil psychologischer Aspekte von menschlicher Ernährung zu betrachten. Was bestimmt nicht falsch sein könnte.

Es ist wirklich sinnvoll wenn nicht alle diesen einen gleichen Weg propagieren, den der vegane Mainstream heute für sich gewählt hat – in dem ein politisch, soziologisch und ökologisch defizitärer Veganismus eine Lösung sein will? Im Sinne von sowohl Tier- als auch Menschenrechten sollte man da doch eher feinsäuberlich trennen.

Wenn Veganismus …

Wenn Veganismus …
wirklich nicht mit einbeziehen sollte, z.B. ob ich ein Nahrungsmittel von einem Fleischproduzenten beziehe … dann bräuchte es nochmal eine Abspaltung vom Veganismus hin zu einer ethisch noch sinnvolleren Lebenspraxis.

Ich müsste mich fragen, warum ich das tue und was ich damit befördere, dass unter einem Label Mord und Anti-Mord zeitgleich vermarktet werden sollen. Mord darf eigentlich überhaupt nicht im Zusammenhang mit Vermarktung stehen. Das ist noch so ein Problem.

Du kauft also bei einem tiertötenden Unternehmen ein Produkt, mit dem du Tiertötung abschaffen willst, und weshalb: weil du evtl. meinst, dann würden Leute wegen ihrer Essgelüsste leichter ‘umsteigen’ können? Diesen Leuten würdest du damit aber auch vermitteln, dass ein Leben weniger wert ist als eine Essgewohnheit und ein Lustgefühl.

Du würdest ihnen auch vermitteln, dass man sich nicht längerfristig und neu mit seiner Ernährung als Gesellschaft auseinandersetzen kann in solch einer schwerwiegenden Problematik.

Was ernährungs-ästhetische Fragen anbetrifft: Fermentierte, gewürzte, gebratene, marinierte … Speisen haben nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass viele Menschen ihre Nahrung auf der Basis von Tierkörpern aufgebaut haben.

Schaut euch doch tiefenpsychologisch den Prozess des Fleischessens an? Meint ihr da stünde kulturgeschichtlich nicht mehr dahinter, das immernoch kulturell hineinwirkt, als eine Geschmacksfrage?

Man sollte eine klare Trennlinie zu speziesismuskomtpatiblen Veganern aufzeichnen, denn ihr Kurs verhärtet Fronten, genau indem er zentrale Fragen und Aspekte des gesellschaftlichen Fleischkonsums, Milchkonsums, allgemein des Konsums tierlicher Produkte und derer Derivate sowie tierschädigende Praktiken (und man muss dem eben hinzufügen -Denkweisen, -Ideologischer Systeme, usw. usf.) ausblendet – die für alle Menschen ethisch relevant sind, weil sie Elefant im Raum ethischer Fehlerhaftigkeit unserer Philosophien und politischer Systeme darstellen.

Auszugehen davon, dass Fleischverzehr bei Menschen eingangs eine Frage des Geschmacks hätte sein sollen, erklärt wohl kaum auf welcher Grundlage und wie Menschen eine für sie “ethisch vertretbare Entscheidung” getroffen haben, Leben für eine Geschmacksangelegenheit zu opfern.

Diese Form eines Veganismus, der mit einfachen Antworten und einfachen Lösungen hausiert, geht von einer Vorstellung über die Mensch-Tier-Beziehung in der Geschichte aus, die nicht ohne Einwände belegt werden kann und die er aus reinem Eigeninteresse auch nicht vertreten sollte. Er negiert dabei selbst alte wertvolle Gedanken, die die Grausamkeit und die Blutrünstigkeit des Fleischverzehrs betonten, und tut stattdessen so, als wäre den Menschen eigentlich garnicht bewusst gewesen, dass sie da Leben opfern.

Im Bezug auf die Gegenwart übersieht dieser Veganismus fahrlässig in welcher Form der kleine Biobauer/-Metzger und die “Tierfabriken” und Großschlachtereien die Nachfrage noch in gleicher Weise nach genau dem gleichen Verlangen decken, dass tiefenpsychologisch in unsere speziesistischen Gesellschaften und Kulturen eingebrannt ist, als eine endlos erschreckende “Kulturanthropologie des Fleisches”.

Die Augen vor den Ursachen speziesistischer Praktiken zu verschließen und sanktionierte Tiertötung in der Breite ihres Geschehens – sei es die Trophäenjagd bis zum Tierversuch – nicht wirklich hinterfragt zu belassen, liegt wohl kaum in der Linie, die Menschen ethisch verfolgt haben über die Geschichte des ethischen Vegetarismus, Veganismus und jeglicher pazifistischen Lebensweise hinweg, die Tiere in den respektvollen wertschätzenden Fokus gesetzt hat.

Die meisten Leute die Fleisch essen, tun dies mit einer tierobjektifizierenden Inbrunst. Die, die dies nicht tun, bestehen auch nicht auf eine Ernährung, die die pflanzenessende Tierwelt bestimmt kaum für nachvollziehbar halten würde! Diese Menschen würden auch eine explizit pflanzliche Nahrung essen wollen, ohne dabei eines “wichtigen Gefühls” verlustig zu werden. Wichtig ist das “Fleischige” für den, der damit weitaus mehr verbindet als allein einen bestimmten Geschmack  – wenn auch das “Schmecken nach totem Fleisch” gewiss ein wichtiger mentaler Faktor zu sein scheint beim überzeugten karnivoren Menschen.

Wenn ein Mensch etwas als falsch erkennt, wird sich sein “Geschmack” auch verändern. Der “Geschmack für Fleisch” liegt vermutlich in letzter Konsequenz in der Haltung dieser Menschen zu Tieren. Und diese Haltung werden sie nicht ändern aufgrund eines Burgers, der nach Fleisch schmeckt. Selbst wenn diese Art Konsument mit einem Geschmack zufrieden ist und die Produkte häufiger ist, seine speziesistische Einstellung wird er dennoch in unendlich vielen weiteren Haltungen und Praktiken und Entscheidungen seines Lebens weiterleben.

Die Tierfrage liegt viel tiefer als die Fragen menschlicher Befindlichkeiten … ob jemand sich cooler oder geschmacklich befriedigter fühlt. Hedonistische Redundanz auf die gleiche Waagschale mit Ungerechtigkeit und Negation von Tierleben zu stellen, mag für Speziesisten Sinn machen. Wenn Veganer dies tun, dann haben sie einfach nicht gründlich genug nachgedacht oder es fehlt ihnen an Empathie oder sie sind schlichtweg immernoch Speziesisten light, denn Leute schnell vom Fleischkonsum wegzubekommen ist vergleichbar mit Leuten zu Umweltschützenden oder zu Menschen zu machen, die Menschenrechte wirklich oder nicht so ganz wirklich wichtig nehmen: all diese Einstellungen sind eine Frage zivilgesellschaftlicher Entwicklung! …

Und

Die marktwirtschaftliche Logik der veganen Linken erstaunt mich dabei indes auch: “Tierfabriken abschaffen/enteignen” > Kapital derer bleibt in deren Händen für Investments und neue Profite über den veganen Absatzmarkt > Großkapital lohnt sich. Kleine, vom Großkapital unabhängige(re) vegane Betriebe auf die Beine stellen und betreiben? ‘Not viable’ oder was? Wirtschaftspolitische Kontexte – uninteressant aus veganer Sicht??? Vor allem auffallend ist die Ausnahme, die hier seitens der Linken im Bezug auf Ausbeutung gemacht wird. Ich glaube nicht, dass sie das bei anderen Themen so bringen könnten.

***

Veganismus ist eine ethische Praxis. Die Verbindung zwischen der veganen ethischen Praxis und Tierrechten besteht aus antispeziesistischen, aus anti-tierobjektifizierenden Ansätzen. Tierrechte, Menschenrechte und Erdrechte sind eins.

Zuvor hatten wir eine Horde von Leuten, die einen Veganismus propagiert haben, der Tierrechte ausblendet und eine bestimmt Herangehensweise der Umweltpolitik bewarb, die greenwashing-unkritisch positioniert ist.

Jetzt tritt der vegane Typus hervor, der Tiermord zugunsten einer apologetischen Haltung der Fleischindustrie gegenüber relativiert, zugleich aber moralisch imperativ auftreten will.

Autonome Tierrechtler*innen: Vegane Soziologie heißt auch die Vorgehensweisen veganer Aktivist*innen zu beobachten und auf ihre ethische Hieb- und Stichfestigkeit hin abzuklopfen.

Der aktuell beliebte vegane fleischindustrie-affine Typus (und selbstdefinierte “gute Kumpel des lokalen Metzgers, welcher schließlich gute vegane Optionen anbietet und sich dadurch als sehr unterstützendwert kennzeichnet”) hausiert erfolgreich damit herum, dass er felsenfest zu der überaus intelligenten Überzeugung steht, wir alle sollte Fleischkonzerne fördern, solange sie versprechen ganz vegan zu werden und ihm und uns Pflanzen in Wurstform liefern.

Veganer*innen die die Fleischindustrie bewerben, und das als ethischen Aktivismus verstehen, haben den Schuss nicht gehört, indem sie letztendlich Veganismus auf eine kontraproduktive Konsumierebene reduzieren und die allgemeine Marktwirtschaft mit einer wirklich vegan-sinnmachenden Marktwirtschaft zu verwechseln scheinen. Die konkreten Tiere, der konkrete Speziesismus ist für sie nur Begleitwerk. Es gibt keinen, aber auch wirklich keinen Grund die Fleischwirtschaft zu unterstützen. Solch ein Handeln ist schlichtweg unvegan – solange die alte Definition von Veganismus noch steht.

Dieser fleischindustrie-affine vegane Typus meint anscheinend, dass dem globalen Veganismus nichts mehr im Weg stünde, wenn alle seiner Idee folgen. Nach seiner Logik bewegt das Großkapital mehr, als es Leute schaffen können, wenn sie ihren Veganismus über mehr als Fressalien definieren. The fun’s going on.

So etwa: “Tiermord ist schlimm, aber ich fördere die schlachthausbetreibenden Firmen direkt”. Die Blanks jubeln mit.

Solche Leute sekundarisieren wirklich keine Opfer. Nein, sie leben einfach mit einer völligen Doppelmoral. Sie meinen “lasst euch noch ein bisschen töten, liebe Tiere, wir sehen euch und wir unterstützen eure Mörder nur in bester Absicht und in eurem Interesse”. Sick, sick, sick …

Eine nichtexistierende Form des Boykotts. Man kann gezielt Firmen, Konzerne, Einrichtungen, usw. boykottieren, um damit auch eine politische Botschaft zu senden. Man kann anscheinend aber auch sagen, zeigt euch reuig oder einsichtig und ich bewerbe und unterstütze euch.

Dies scheint ein ziemlich apologetischer Standpunkt zu sein. Aber das Gerechtigkeitsempfinden funktioniert bei manchen Menschen, die Forderungen stellen, im Sinne einer Begünstigung derer, die die tiefgreifendsten Schäden erst generieren.

Der Konsument wählt zwischen Boykott oder Begünstigung. Und er wählt auch, ob er neuen Betrieben, Einrichtungen, usw. vielleicht lieber eine Chance geben sollte und sich die alten Profiteure lieber mal genauer anschauen sollte (statt in eine Art Stockholmsyndrom zu fällen, falls er ethisch wirklich so naiv sein könnte – was eigentlich tatsächlich nicht sein kann).

Das sind die “Werbung-für-Konsumismus-statt-einer-Dekonstruktion-von-Speziesismus”-Veganer mit schematischen ‘schlanken’ Slogans statt diskursiver Systemkritik. Zumindest vermitteln sie sich genau so!

Gute Metzger, schlechte Metzger > 2021 – Tönnies setzt auf Veggie-Wurst https://faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/toennies-setzt-auf-veggie-wurst-17217934.html [Zugriff: 10.03.24]

Die vegane Bewegung hat mal dafür gekämpft, dass es eine vegan economy gibt – von Leuten geprägt, die mit einem echten Idealismus und ökopolitischer Vernunft an die Sache herantreten.

Auch heute kann man entscheiden, welchen Betrieb man konkret mit seinem veganen Einkäufen fördern und erhalten will. Mehr Nachfrage nach Produkten von idealistischeren Kleinbetrieben ist wichtig und klug.

Dass das Bewusstsein für Veganismus wächst, ist eine allgemeine Entwicklung. Wenn diese Entwicklung mehr auf die finanzstarken und dominanten Player im Markt (regional sowie überregional) schaut, statt auf konkrete ökonomische, ökologische und antispeziesistische Kontexte, dann geht es halt um Wirtschaft, die mit pflanzlichen Produkten ihr veganwashing verwirklicht, aber nicht um vegan im Sinne der Sache.

Ja, Vegansein beinhaltet auch über Nahrungsmittelgerechtigkeit nachzudenken und somit in der Tat über politische und weltwirtschaftliche Zusammenhänge – und somit über die neuen Seiten, die wie als vernünftige gangbare Alternativen der anthropozänen destruktiven Maschinerie gegenüberstellen können.

rev. 10.03.24


Repost > https://tierrechtsethik.de/speziesismuskompatible-veganer/

Will be issued in the Gruppe Messel reader these days!

Themen und Akzente 07.11.2020

Zum Auffrischen verschiedenartiger Diskussionsgrundlagen hier einige interessante Links in unterschiedliche Richtungen – vom Samstag den 7.11.2020

Wenn eine Green Economy dekolonialisiert sein muss und postwachstumsorientiert funktioniert, warum begrüßen dann gegenwärtig manche Veganer*innen Fleischkonzerne, die veganwashing betreiben?

Ökologie, Dekolonialismus, Degrowth/Postwachstum, Greenwashing, Nicht- oder Unwissenschaftlichsein, Aktivismus

Epifania Akosua Amoo-Adare: (Un)Thinking Science: A critical call for conscious practical work
https://undisciplinedenvironments.org/2017/09/14/unthinking-science-a-critical-call-for-conscious-practical-work/

Combating greenwashing through public critique, a teaching idea by Jessica M. Prody
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/17404622.2016.1139151?scroll=top&needAccess=true&journalCode=rcmt20

Interview with Malcom Ferdinand: Why We Need a Decolonial Ecology
https://www.greeneuropeanjournal.eu/why-we-need-a-decolonial-ecology/

Tierechte, Anti-/Speziesismus Dekolonialismus, Tierethik und Mythologie

Obwohl ich mit Gruppenzugehörigkeiten gewisse Probleme habe und nie in einer bestimmten Gruppe beheimatet sein konnte, schon gar keiner ethnischen, finde ich interessant, warum Menschen mit einem indigenen Hintergrund, wie in diesem Fall der Dichter Billy-Ray Belcourt, über Tiermythologisches im Kontext mit Tierrechtsbewusstheit sprechen können und der/die “normale Durchnittstierrechler:in” sich lieber dauerhaft auf die naturwissenschaftliche biologistische Sicht stützen will. Eine ganz andere Ausnahme ist jedoch die niederländische Anthropologin Barbara Noske, die sich kritisch mit Totemismus und kritisch mit Biologismus auseinandersetzt. Belcourt nimmt aber keine totemistische, symbolisierende Sichtweise ein, sondern betrachtet tierliche Nichtmenschen als Subjekte auf gleicher Ausgenhöhe wie es scheint … . Interessant ist die andere Perspektive als neuer Weg in der Annäherung an die Tierrechtsfrage im konstruktiven Sinne …

Billy-Ray Belcourt > @BillyRayB (twitter) > https://billy-raybelcourt.com
Animal Bodies, Colonial Subjects: (Re)Locating Animality in Decolonial Thought (2014)
https://www.researchgate.net/publication/
307841644_Animal_Bodies_Colonial_Subjects_ReLocating_Animality_in_Decolonial_Thought

Diesen Text hier habe ich nun noch nicht gelesen … es geht um eine Kritik daran, das die kritischen Tierstudien keinen dekolonialen Ansatz wählen …
An Indigenous critique of Critical Animal Studies
https://www.taylorfrancis.com/books/e/9781003013891/chapters/10.4324/9781003013891-1

Zwischen den Stühlen, Rassismus, Nationalität, Ethnizität

“German racism” ist so eine Sache, mixed race sein ist auch so eine Sache. Immer noch werden ethnische Typen festgelegt und visuell idealtypisch verstanden. Auch fragen dessen, was man allgemeinhin so als “Mentalitäten” versteht, sind immer noch rassistisch eingefärbt, in eigener Art und Weise gleichermaßen im Bezug auf Leute, die mixed race sind. Diesen Leuten wird oftmals aber tendenziell abgesprochen von Rassismen betroffen sein zu können. Ich glaube, wenn wir uns mit den Nuancen von Diskriminierung in jeglicher Hinsicht auseinandersetzen, können wir auch zunehmend herausschälen, wie die Art der Denkweisen sich zumeist zusammensetzen, die andere Lebewesen diskriminieren und verletzen.

‘I Will Never Be German’: Immigrants and Mixed-Race Families in Germany on the Struggle to Belong
https://www.nytimes.com/2019/11/08/reader-center/german-identity.html

https://criticalmixedracestudies.com/

Erica Chito Childs: Critical Mixed Race in Global Perspective: An Introduction
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/07256868.2018.1500975

Insekten, Wirbellose, Tierrechte (Links)


If some vegans and animal rights/liberation advocates don’t manage to defend insects and other invertebrates on a basis of rights, liberation, a vegan kind of ethical praxis … , then people independent of these groups – like us – do it!
Antispeciesist Animal Sociology

Ein Fragment über Insektenmythologien und Darstellungen von Insekten, und weshalb Erklärungen mittels Symbolismus nicht ausreichen um bestehende Korrelationen zu erklären
https://simorgh.de/about/fragment-ueber-insektenmythologien/

Insekten, unsere und ihre Kultur. Ein Interview mit Inox Kapell.
https://simorgh.de/about/ein-interview-mit-inox-kapell/

Für den Lebensschutz ökopolitisch agieren
https://simorgh.de/about/fur-den-lebensschutz-oekopolitisch-agieren/

Insektenbiotope
Insektenhabitate schützen.
https://insektenbiotope.wordpress.com/

Lebensräume entprivilegisieren
https://simorgh.de/about/lebensraeume-entprivilegisieren/

Der erste Weltbienentag, und das ist was Mensch noch immer mit Bienenvolk macht
https://simorgh.de/about/das-weltbienenvolk/

Earthworms and animal rights
http://www.simorgh.de/objects/earthworms-and-animal-rights/

Aus der Zeitschrift ‘The Vegan’ zu Seidenraumen und Bienen
https://simorgh.de/yard/aus-der-zeitschrift-the-vegan

Ethik, Tiere aber Nachhaltigkeit für wen?


Für den Veganismus argumentieren … :
Aufrechnungen und Kalkulationen, die dem Umweltschutz dienen sollen, die in Wirklichkeit aber primär besagen, wie die Welt ökologisch der Menschheit auf recht lange und nachhaltige Art nützlich sein solle, sind offensichtlich wenig ökozentrisch in ihrer Logik.
… für die nichtmenschlichen Kulturen und im Sinne derer ökologischen Interessen, sollten wir auch immer wirklich tierrechtspolitisch argumentieren. Wir haben dazu eine klare Ethik, die uns leitet.

Person X kann sich nicht vorstellen vegan zu werden

Tierrechte und Biologismus gehen nicht miteinander – antispeziesistische Tiersoziologie

Person X sagt: “Ich kann mir nicht vorstellen vegan zu werden.”

Viele omnivoren Leute, denen Veganismus klarerweise ein Begriff ist, lehnen ihn aber für sich ab, weil sie die ethische Seite immer noch speziesistisch aus ihrer allgemeinen Sichtweise ausschließen. D.h. Nichtmenschen sind für sie immer noch “essbar”.

Die gegenwärtige gemeinläufige Auffassung von Veganismus führt – bislang zumindest – nicht zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem anthropozentrischen Speziesismus.

Wird die ethische Seite des Veganismus angesprochen in den Medien z.B., dann bleibt die Hinterfragung von Anthropozentrismus ein unattraktiver fremder Themengegenstand und wird nicht ernsthaft diskutiert. Die menschliche Hybris wird weiter offen kultiviert.

Und Überraschung: der Veganismus wird dann manchmal gar ein Feigenblatt eines fortgesetzten harmlosen Speziesismus, der eine “menschliche Überlegenheit” weiter denkt als empathisch die Welt rettend. Das Menschsein selbst zu hinterfragen, bleibt jedoch beständig aus.

Kurzum jede Diskussion über Veganismus muss eine Diskussion über Tierrechte sein, und jede Diskussion über Tierrechte, muss menschliche Parameter von allem, was Rechte konstituiert, neu und tierinklusiv justieren können.

@brdvegan

Vegan ist das neue grün

Es ist ethisch einwandfrei wenn man andere, die Teile gemordeter Nichtmenschen essen, nicht verstehen kann. Es ist ethisch einwandfrei, Veganismus einzufordern. Antispe und Vegan sind eins. ist das neue grün

Mein Kumpel Thomas war heute in Offenbach am Main. Er ging dort (verwerflicherweise) in einen Burger King um sich dort eine Sprite zu holen. Er sah dort deren Veggie-Burger angeboten auf der Leuchttafel für beinahe 4 Euro. Er sagte zu dem Herrn hinter der Theke: “Was Euer Veggie-Burger kostet fast 4 Euro? Was kostet denn Euer Whopper?” Der Mann antwortete ihm: “2 Euro sowieso”. “So ein preislicher Unterschied, das ist ja krass,” sagte Thomas. “Ja” sagte der Mann, “da ist ja auch Fleisch von 1-A Qualität drin.” Da sagte Thomas “ja in Euern Köppen ist wohl auch 1-A Qualität drin.” Plötzlich kam von hinten der Filialleiter heran und sagte zu Thomas “so hamm Sie ihr Trinken,” Thomas schaute den Typen an; der sagte “dann hauen Sie jetzt ab!”

Es ging ums Prinzip. Veggie-Essen wird auf alle möglichen Weisen boykottiert. Vor allem durch die Preispolitik, und noch weitaus mehr, weil die Fleischindustrie sowieso nicht vor hat sich selbst abzuschaffen, und ihr Denken, das Vegetarismus und Veganismus sowieso ethisch eh egal ist. Was zählt ist der Wunsch der fleischfressenden Kunden und die werden stantepe bedient, so deren “Dienstleistungdenken”. Fleischindustrie sowie Fleischkonsum ist Ideologie. Wenn wir diese Ideologie nicht demontieren, wird der faktische zoozidale Totalitarismus, der die Welt zerstört, auch nicht verschwinden. Der Begriff “Krieg” sollte erweitert werden. Willkürliche Gewalt und Zerstörung im kriegerischen Ausmaß, im Ausmaß der totalen Zerstörung, findet auch und vorwiegend gegen die Tierheit und den natürlichen Raum / “die Natur” (als Lebensorganismus) statt.

Ein konstruktiver Beitrag von uns, warum vegan das neuen grün ist: Für den Lebensschutz ökopolitisch agieren

Reiten ist immer noch nicht vegan, u.z. weil es nicht antispeziesistisch ist

Reiten ist immer noch nicht vegan, u.z. weil es nicht antispeziesistisch ist und weil es die-Interessen-der Pferde-exkludierend ist.

Im Falle von Pferden, heißt vegan und vegansein auch: NICHTREITEN!

Und wenn jemand sagen würde, „okay ich bin vegan, ich bin aber kein_e Antispeziesistin“, wäre das nicht mehr vegan im Sinne eines kohärenten Veganismus.

> Ist Reiten vegan? @germanvegan
> Corey Lee Wrenn: Kann Reiten vegan sein?

Ein Gespräch mit Zülal Kalkandelen über zentrale Elemente des Tierbefreiungsaktivismus.

kts8

Jahrgang 5, Nr. 4, Art. 1, ISSN 2363-6513, Oktober 2018

Ein Gespräch mit Zülal Kalkandelen über zentrale Elemente des Tierbefreiungsaktivismus.

Dieser Text als PDF

Hintergrund: Zülal Kalkandelen ist eine prominente Journalistin, Autorin und vegane Tierbefreiungsaktivistin in der Türkei in Istanbul. Die vegane Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung in der Türkei ist beeindruckend groß und aktiv. Dies scheint uns „erstaunlich“ weil wir im Ausland so wenig von ihren Strategien, ihren Herangehensweisen, ihren Erfolgen und von den Problemen hören, denen die Aktivist_innen dort ausgesetzt sind, inmitten einer Situation, die stetig Probleme in Hinsicht auf die eigenen, ganz grundsätzlichen Menschenrechte mit sich bringen kann. Zülal leitet zur Zeit eine Kampagne gegen Pferdekutschen, dies Thema diskutierte sie auch in der säkularen türkischen Tageszeitung Cumhuriyet, für die sie regelmäßig als Kolumnistin schreibt [1].

Schlagworte: Interview, Zülal Kalkandelen, Tierbefreiungsaktivismus, Antispeziesismus, Turkei

TIERAUTONOMIE, Jg. 5 (2018), Heft 4.

Ein Gespräch mit Zülal Kalkandelen über zentrale Elemente des Tierbefreiungsaktivismus.

Buch-Aktivismus

Tierautonomie: Du hast vor kurzem Dein erstes Buch über Tierbefreiung veröffentlicht. In einer vorherigen Buchpublikation, die Du gemeinsam mit dem veganen anarchistischen Autoren Can Başkent verfasst hast, sprecht Ihr über die politische Bedeutsamkeit des Veganismus. Kannst Du uns etwas zu beiden Publikation sagen? Was sind die Hauptthemen die Du dort besprichst?

Zülal Kalkandelen: Das Buch mit dem Titel „Veganismus: Ethik, Politik und Kampf“ [Veganizm: Ahlakı, Siyaseti ve Mücadelesi] haben wir 2013 als E-Book herausgebracht. Es ist das erste Buch über Veganismus, das auf Türkisch erschienen ist. Can Başkent und ich wollten die Fragen beantworten, die Veganer_innen und Nichtveganer_innen im täglichen Leben zum Thema Veganismus so in Sinn kommen könnten. Gleichzeitig wollten wir Leute an die ethische Seite des Veganismus heranführen, in einer Zeit, in der der Veganismus in den Medien hier soweit nur als eine Ernährungsweise dargestellt wurde. Es ist ein sehr leicht lesbarer Text den wir in der Dialogform verfasst haben, bei der zwei Autor_innen, die beide langzeitige Veganer_innen sind, in verschiedenerlei Punkten zwei unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema mitbringen. Bis heute haben mir viele Leute gesagt, dass dieses Buch sie dabei angeregt hat ihren eigenen Weg zu finden.

Mein Buch „Die vegane Revolution und die Tierbefreiung“ [Vegan Devrimi ve Hayvan Özgürlüğü], das ich dieses Jahr veröffentlicht habe, ist die soweit umfassendste Studie, die in der Türkei zu diesen Themenkomplexen erschienen ist. Ich betrachte darin, in welcher Art sich der Feminismus, die Umweltbewegung und der Marxismus mit der Tierrechtsproblematik auseinandersetzen und leite daraus meine intertextuelle Kritik ab. Im weiteren habe ich für das Buch einige Interviews mit ein paar prominenten Veganer_innen geführt. Ich sprach mit dem Musiker Moby, mit dem Musiker und Musikjournalisten John Robb, dem Mitbegründer des North American Animal Liebration Front Press Office Dr. Jerry Vlasak, dem japanischen Multi-Instrumentalisten und Komponisten Keiji Haino und dem veganen Präsidentschaftskandidaten der Humane Party in den USA Clifton Roberts, und ich versuchte dabei unterschiedliche Standpunkte und Sichtweisen im Bezug auf den Veganismus und den Tierrechtsaktivismus zu reflektieren.

Veganizm: Ahlakı, Siyaseti ve Mücadelesi; Veganismus: Ethik, Politik und Kampf (2013)

Vegan Devrimi ve Hayvan Özgürlüğü; Die Vegan Revolution und die Tierbefreiung (2018)

Tierautonomie: Dein Tierrechtsaktivismus ist erstaunlich effektiv, Du erreichst ein großes Spektrum an Rezipienten und erhältst viel Feedback. Kannst Du uns einen Tipp geben, wie ein Neuling seine/ihre eigenen Stärken und seine/ihre eigenen Wege im Aktivismus am besten entdecken kann? Was denkst Du macht Deinen Aktivismus so erfolgreich?

Zülal Kalkandelen: Ich befasse mich genau mit diesem Thema im letzten Kapitel meines neuen Buches. Es gibt unterschiedliche Herangehensweisen im Aktivismus. Auf der einen Seite gibt es Leute, die sich für einen langsamen stetigen Wandel einsetzen um ihr Ziel zu erreichen, und es gibt diejenigen, die ganz eindeutig sagen, dass wir den Tierbefreiungsgedanken voraussetzen, gleich vom Beginn an, und dass es richtig ist, dies der Gesellschaft kompromisslos zu vermitteln. Ich gehöre eher zu der zweiten Gruppe. Vor allem betone ich, dass der Veganismus und der Tierrechtsaktivismus unbedingt miteinander Hand in Hand gehen müssen und dass alle Aktivist_innen vegan sein müssen. Wichtig ist, den Aktivismus auf den Straßen nicht allein auf das Verteilen von Flugis zu beschränken, sondern den öffentlichen Rahmen dafür zu nutzen die Tatsachen zu zeigen, die hinter verschlossenen Türen stattfinden. Ich halte die Cube of Truth [2] Demo für eine sehr effektive Form des Protests. Es ist unbedingt notwendig die Medien, einschließlich der sozialen Medien, aktiv zu nutzen und wahrheitsgemäße Informationen zu teilen. Tierbefreiungsaktionen sind notwendig – auch um die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass die Befreiung von fühlenden Lebewesen, die gefoltert werden und denen ihre Lebensrechte aberkannt werden, ein Recht ist. Dies sollte uns vollkommen bewusst sein und zu diesem Bewusstsein sollten wir unumstößlich stehen. Die wissenschaftlichen Beweise, die unsere Argumente stützen, nützen uns in unserem Kampf. Uns muss auch bewusst sein, dass Dinge, die von allen zwar als Wahrheit anerkannt werden, in Wirklichkeit aber nicht unbedingt wahr sein müssen; in anderen Worten wir dürfen dem Druck der Mehrheit niemals nachgeben. Das Wichtigste ist, dass wir unsere Ziele niemals aus dem Auge verlieren, dass wir Geduld haben und dass wir unseren Mut nicht verlieren.

Hoffnungen auf den Undergroundmusikaktivismus

Tierautonomie: Außer Deiner journalistischen Arbeit, hostest Du auch das Radioprogramm Veganlogic. Musik und Kunst spielen politisch relevante Rollen. Denkst Du, dass Betrachtungsweisen, die nichtmenschliche Belange mit einbeziehen (d.h tierbefreiungsunterstützende Standpunkte) in Zukunft mehr Raum in der unabhängigen Musik- und Kunstszene finden werden?

Zülal Kalkandelen: Ich musste meine Radioshow im April beenden, da die Pflege eines Familienangehörigen nötig wurde. Selbstverständlich ist Musik ein sehr wichtiges Werkzeug zur Lenkung von Aufmerksamkeit auf soziale Themen. Ich habe viele Sendungen gebracht, in denen ich auf Songs über Tierrechte fokussierte. Man kann heutzutage nicht gerade behaupten, dass es eine Masse solcher Songs gibt. Das Thema ist fast ein Tabu. Selbst vegane Musiker_innen thematisieren Tierrechte in ihren Liedern eher selten. Es gibt diese Art der Bands allerdings in der Anarchopunk- und der Hardcore-Szene. Die Bands reflektieren in ihrer Musik Haltungen, die den Umweltschutz und die Tierrechte verteidigen, sowie Haltungen gegen Faschismus, Kapitalismus, gegen Autoritätssysteme, Sexismus und Homophobie. Dazu braucht es ein politisches Bewusstsein, dass sich entschieden gegen das System stellt. Du musst dich heutzutage von kommerziellen Erwartungen befreien können, um solch eine Musik zu machen. Denn diese Musik ist das Gegenteil von populär. Ich hoffe es wird davon mehr in der Zukunft geben, aber ich denke diese Musik wird immer ihren Platz in der Independent-Szene, in den Minderheits- und Undergroundströmungen beibehalten.

Eine ethische Revolution für die Menschheit

Tierautonomie: Alle Formen der Unterdrückung sind miteinander verbunden, aber jede weist ihre einmaligen und ihre spezifisch tragischen Eigenschaften auf, so wie etwa im Speziesismus das: „Lebensmittel sein“, das „an erster Stelle in biologistischen Begriffen definiert werden“, das „problemlos in der Ästhetik und der Kunst objektifiziert werden“ beispielsweise. Wie können wir die Spezifik der Unterdrückung nichtmenschlicher Tiere diskutieren, in diesem Sinne, und dabei aber auch zeitgleich das breitere Spektrum der Verbindungen verschiedener unterdrückerischer Systeme (Rassismus, Sexismus, Klassismus, Ableismus, …) mit im Auge behalten?

Zülal Kalkandelen: Es ist bewiesen, dass Tiere ebenso Gefühle haben, und die Menschheit muss daraufhin tun was notwendig ist. Wir müssen den Speziesismus hinterfragen, der dem Menschen eine Überlegenheitsstellung zuweist, und den Karnismus, bei dem die einen Tiere geschützt werden während die anderen geschlachtet werden, und, wir müssen den Status der Tiere als Individuen durchsetzen sowie deren Rechte zu leben ohne menschlicher Gewalt ausgeliefert zu sein. Dies stellt für die Menschheit eine ethische Revolution dar. Es ist speziesistisch zu denken, das Leben des einen fühlenden Wesens sei weniger Wert als das eines anderen. Solch ein Denken basiert auf den gleichen Fundamenten wie der Rassismus, der zwischen den Menschen als „Rassen“ unterscheidet und dem Sexismus, der qualifizierende Unterschiede zwischen Geschlechtern vornimmt. Das Schlachten von Tieren basiert auf einer anthropozentrischen Denkweise. Und genauso liegt hier der Grund, weshalb wir die Freiheit von Menschen, Tieren und der Erde im gleichen Zuge verteidigen. Wenn der ganze Planet ein gigantisches Schlachthaus für Tiere ist, wie können wir dann jemals erwarten, dass wir hier Frieden erleben würden? Die Menschheit muss sich dieser Wahrheit stellen. Es macht keinen Sinn sich konservativ an eine Vergangenheit zu klammern und diese auch noch zur Rechtfertigung der Fortsetzung von Ausbeutung anzuführen. Wenn alles immer weiter gehen würde wie gehabt, dann wäre weder die Sklaverei abgeschafft worden noch wären Frauenrechte jemals vereidigt worden. Um gegen alle Formen von Diskriminierung in gleicher Weise zu sein, müssen wir betonen, dass alle Lebewesen das Recht haben zu leben, ohne irgendeiner Form der Ausbeutung oder der Diskriminierung ausgesetzt zu sein. Die Diskriminierung von Tieren kann genauso wenig akzeptiert und hingenommen werden wie die Diskriminierung wegen „Rasse“, Religion, Weltanschauung, Geschlecht.

Umwelt- und Tierbelange gehen Hand in Hand

Tierautonomie: Glaubst Du wir können den Schutz der Umwelt (einschließlich des Lebensraumschutzes, Raum für Schutzrefugien in jeglicher Größe, Stichwort „Microsanctuary“) und die Tierrechte in einer eindeutigeren Weise miteinander verbinden? Und zwar so, dass die Beziehung zwischen der „Natur“ und den nichtmenschlichen Tieren als essentiell anerkannt wird, und dass wir somit den Schutz der Natur in die Tierrechte mit einbetten. Es ginge also auch darum, die Umwelt somit aus dem ihr zumeist zugeordneten Status herauszuheben, in dem sie betrachtet wird als „etwas, das als eine lebende Ressource zu dienen hat, für die Zwecke und den Nutzen menschlicher Interessen“?

Zülal Kalkandelen: Die „Nutztier“-Industrie ist die Industrie, die den Planeten am stärksten schädigt. Wenn die Tierrechte nicht in dem Umweltschutz mit einbezogen werden, dann hat der Kampf keine Chancen auf Erfolg. Du kannst kein_e Umweltschützer_in sein und gleichzeitig die Industrie unterstützen, die am stärksten für die Umweltkatastrophen verantwortlich ist. Wenn ich fragen würde, was ist das größte Umweltproblem in unserem Zeitalter, würde jeder wahrscheinlich sagen der Klimawandel und die globale Erwärmung. 13% der globalen Treibhausgasemissionen stammen von sämtlichen Transportfahrzeugen (einschließlich aller Land-, See-, Luft- und Schienenfahrzeuge). 51% werden verursacht durch die Tierzucht und ihre Subindustrien … eine pflanzliche Ernährungsweise reduziert den CO2-Fußabdruck um 50%. Im Amazonasgebiet wird eine Fläche Regenwald in der Größe eines Fußballfeldes jede Sekunde gerodet, und solch eine Fläche dieser Größe wird zerstört um gerade mal 250 Harburger herzustellen. Die Fleisch- und die Milchindustrien verwenden 1/3 der Wasserressourcen der Erde. 1/3 des Erdreichs verwüstet aufgrund der „Nutztier“-haltung. 45% fruchtbarer Landflächen werden für die „Nutztier“-haltung verwendet. Nach Aussage einer Untersuchung, die vom World Wildlife Fund durchgeführt wurde, sind 60% des Verlusts an biologischer Diversität der Fleischproduktion geschuldet. All dies zeigt, dass die Tierindustrie der wesentliche Grund für das Artensterben sind, für Totzonen in den Ozeanen, die Verschmutzung von Gewässern, den Verlust natürlicher Lebensräume und den Klimawandel. Die Menschen können diese wissenschaftlichen Daten nicht noch länger ignorieren. Die Natur hat ihre rote Flagge schon vor langer Zeit gehisst. Es muss anerkannt werden, dass die Welt nur ganz ist mit den Bäumen, mit den Tieren und mit Menschen.

Das grundsätzlichste Recht im Kampf um Tierrechte ist das Recht auf Leben

Tierautonomie: Tierrechte sind in jedem Teil der Erde und in jeder Ebene unserer Gesellschaften gleichermaßen relevant und der Speziesismus betrifft alle nichtmenschlichen Tiere in der einen oder anderen Art und Weise. Der Tierrechtsaktivismus scheint jedoch in mehrfacher Form gespalten zu sein. Wir haben zum Beispiel den Schutz wildlebender Tierarten auf der einen Seite und die Tierrechtsbewegung zum Rechte von sog. Farmtieren auf der anderen. Zur gleichen Zeit wird der Diskurs sehr von westzentrischen Sichtweisen über die Herangehensweise an Tierthemen dominiert. Denkst Du die Tierrechtsbewegung könnte in der Tat universeller und pluralistischer werden, um so der allgemeinen Situation die-Tiere-global-betreffender, speziesistischer Destruktivität entgegenzutreten?

Zülal Kalkandelen: Traurigerweise hindert die Spaltung im Tierrechtsaktivismus die Bewegung an mehr Effizienz. Wenn wir auf die eine Gruppe Tiere fokussieren und andere Tiere dabei ignorieren, hindern wir dadurch die Entwicklung eines gesellschaftlichen Bewusstseins für ein ganzheitliches Recht auf Leben. Um die zerstörerischen Effekte des Speziesismus zu eliminieren, müssen wir jegliche Ausbeutung, und zwar aller Tiere ohne jeden Unterschied ablehnen. Menschen die mit „Haustieren“ leben oder die sogar in einem Tierheim arbeiten, und die dann nachhause gehen, sich ihr Lammfleisch zubereiten und es vertilgen, sind einfach nicht nachvollziehbar. Leute in der Tierrechtsbewegung müssen vegan sein. Ansonsten könnte jede_r in dieser Welt seine eigene Art ausbeuterischen Verhaltens weiter nach außen hin rechtfertigen. Es ist deshalb so wichtig den Veganismus zu verbreiten. Das grundsätzliche Recht im Kampf um Tierrechte ist das Recht auf Leben. Was dabei wichtig ist, ist sicherzustellen, dass die vegane Bewegung auf einer ethischen Grundlage verbreitet wird und sie in die Tierrechtsbewegung zu integrieren. Und das ist genau das, was ich versuche zu tun.

Anmerkungen

[1] Wir haben zwei weitere relevante Quellen, die sich mit der veganen Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung in der Türkei befassen, vorgestellt, siehe:

Vegan Türkiye über intersektionalen veganen Outreach und die Rechte der Nichtmenschen, 2014, https://simorgh.de/about/vegan-turkiye-ueber-intersektionalen-veganen-outreach-und-tierrechte/ , Stand 12.10.2018.

Wir haben Can Başkent über Schnittstellen zwischen Atheismus und Tierrechten befragt, TIERAUTONOMIE, Jg. 1 (2014), Heft 3,  https://simorgh.de/about/wir-haben-can-baskent-ueber-schnittstellen-zwischen-atheismus-und-tierrechten-befragt/ , Stand 12.10.2018.

[2] Die Cube of Truth-Demonstrationen wurden von der Gruppe ‘Anonymous for the Voiceless’ im Jahr 2016 ins Leben gerufen und wurden seither von Tierrechtsaktivist_innen weltweit übernommen und verschiedenerorts durchgeführt, siehe https://www.anonymousforthevoiceless.org/ , Stand 12.10.2018.

Links

Zülal Kalkandelen auf Twitter: https://twitter.com/veganzulal

Seite: http://www.zulalkalkandelen.com

Die Tierrechtsgruppe die Zülal begründet hat: https://twitter.com/bhhtoplulugu

Tierautonomie

Herausgeber: www.simorgh.de – ‚Open Access in der Tier-, Menschen- und Erdbefreiung’. Revised 10/2018.

Zitation

Ein Gespräch mit Zülal Kalkandelen über zentrale Elemente des Tierbefreiungsaktivismus (2018). TIERAUTONOMIE, 5(4), http://simorgh.de/tierautonomie/JG5_2018_4.pdf..

TIERAUTONOMIE (ISSN 2363-6513)

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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.

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A talk with Zülal Kalkandelen about key elements of animal liberation activism

kts8

Jahrgang 5, Nr. 3, Art. 1, ISSN 2363-6513, Oktober 2018

A talk with Zülal Kalkandelen about key elements of animal liberation activism.

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Background: Zülal Kalkandelen is a prominent journalist, author and vegan animal liberation activist in Istanbul, Turkey. The vegan animal rights and animal liberation movement in Turkey is astonishingly large and active. This is “astonishing” because we hear too little abroad about their strategies, their approaches, their successes and the problems activists in Turkey face amidst a general situation of constant threats of losing their basic human rights. Zülal currently runs a campaign against horse carriages, she featured the topic recently in the the secular Turkish Newspaper Cumhuriyet, for whom she writes as a columnist [1].

Tags: interview, Zülal Kalkandelen, animal liberation activism, anti-speciesism, Turkey

TIERAUTONOMIE, Jg. 5 (2018), Heft 3.

A talk with Zülal Kalkandelen about key elements of animal liberation activism.

Book-Activism

Tierautonomie: You recently published your first major piece on animal liberation, in a previous publication that you co-authored with the vegan anarchist author Can Başkent you talked about the political importance of veganism, can you tell us about both publications? What are your primary concerns?

Zülal Kalkandelen: The book titled “Veganism: Ethics, Politics and Struggle” [Veganizm: Ahlakı, Siyaseti ve Mücadelesi] was published as an e-book in 2013. It is the first veganism book published in Turkish. With Can Başkent, we wrote it to answer the questions that can come to the minds of vegans and non-vegans in daily life. At the same time, we also wanted to introduce the ethical stance of veganism at a time when veganism was reflected in the media only as a diet. It is an easily readable text in interview/conversation format where two writers who both live a vegan life for a long time have different approaches to the subject at some points. Until this day, many people expressed that this book has guided them. I can say that it has functioned well in these terms.

My book titled “Vegan Revolution and Animal Liberation” [Vegan Devrimi ve Hayvan Özgürlüğü], published this year, is the most extensive copyrighted study in Turkey in this area. I assessed feminism, environmentalism and Marxism based on their approach to animal rights, and developed an intertextual criticism. There are also special interviews I made with leading/popular vegans in the book. I talked with musician Moby, musician and music writer John Robb, co-founder of North America Animal Liberation Front Press Officer Dr. Jerry Vlasak, experimental noise composer Keiji Haino and first vegan presidential candidate of the USA Clifton Roberts, and tried to reflect different points of view in terms of veganism and animal rights activism.

Veganizm: Ahlakı, Siyaseti ve Mücadelesi; Veganism: Ethics, Politics and Struggle (2013)

Vegan Devrimi ve Hayvan Özgürlüğü; Vegan Revolution and Animal Liberation (2018)

Tierautonomie: Your activism for Animal Rights is stunningly effective, you have a great outreach, a broad spectrum of recipients and a lot of active feedback. Is there any advice you could give someone for empowering them to become their own masters within their own paths of activism? What makes activism effective do you think?

Zülal Kalkandelen: I focused on this subject in the last chapter of my book published this year. There are different approaches in activism. While there are people who defend gradual progress to the objective, there are also people who clearly state the animal liberation idea we defend from the start and think it is right to express this to the society without any compromise. I am closer to the second group.

Above all, I emphasize that veganism and animal rights activism must absolutely be together and all activists must primarily live as a vegan. It is essential to avoid limiting street activism only to handing out leaflets and instead, to use it actively in order to expose the truths hidden from the society. I encourage the Cube of Truth [2] demonstration which is a significantly effective type of protest.

It is important to use media and social media actively and to share correct information. Animal liberation acts are required to attract attention that liberation of sensitive beings who are tortured and who are wanted to be deprived of their right to live, is a right. These must be planned very carefully. Activism is effective, because we are right. We must be aware of this and stand tall by holding our ground. The scientific facts that allow us to express our arguments in a non-disprovable way also support us. We must know that the things accepted by everyone may not be true at all times, and we must not give in to majority pressure. Above all, it is essential to be determined, patient and brave.

Hopes for underground music activism

Tierautonomie: Apart from your journalistic work you also run the radio program Veganlogic. Music and arts play politically relevant roles. Do you think views that imply nonhuman concerns (animal-liberation-supportive-standpoints) can find more space in the independent music and arts scenes in the future?

Zülal Kalkandelen: I had to end my radio show on April due to a health problem in my family. Of course, music is a very important tool to draw attention to social issues. I hosted many shows consisting of songs focused on animal rights. Today, it is not possible to say that songs that deal with this issue are too many. This subject is almost a taboo. Even a few vegan musicians bring animal rights forward.

However, there are these kinds of bands in anarcho-punk, hardcore-punk scene. They reflect the opinions defending environmentalism and animal rights in their music as well as a stance against fascism, capitalism, authority, sexism and homophobia. This requires an anti-system political stance.

Today, you have to free yourself from commercial expectations in order to make such music. Because it is the opposite of what is popular. I hope it increases in the future, but I think, it will always have its place in independent music scene, minority and underground veins.

An ethical revolution for humanity

Tierautonomie: All forms of oppression are connected, but each one has its unique and specific tragic features, such as in speciesism: “being food”, “being primarily classified in ‘biologistical’ terms”, “being readily objectified in aesthetics and arts” for instance. How can we discuss the specifics of nonhuman animal oppression, in that sense, while keeping the broader connections of different oppressive systems (racism, sexism, classism, ableism, …) in perspective?

Zülal Kalkandelen: It is proven that animals have feelings too, and humanity must do what is necessary. We must question speciesism which attributes superiority to humans and carnism which defends on protecting one animal while slaughtering another one, and must bring forward individuality status of animals as well as their right to live without being subject to violence. This is an ethical revolution for humanity.

It is speciesism to think that life of a sensitive being is less valuable than the others. This based on the same foundation with racism based on discrimination among human races and sexism based on discrimination among sexes. Slaughtering animals is based on this anthropocentric idea. This is the reason why we defend human, animal and earth freedom at the same time. If the whole planet is an enormous slaughterhouse for animals, how can people hope for peace here? Humanity must face this truth.

There is no reasonable use of holding on to the past conservatively and making it an excuse for continuing the exploitation. If all things would continue the same way, neither slavery would be abolished nor women’s rights would be defended. In order to be against all discrimination the same way, we must emphasize that all creatures have the right to live without being subject to any kinds of exploitation or discrimination. Discrimination against animals cannot be accepted similar to discrimination based on race, religion, sect, sex.

Environmental and animal concerns go hand in hand

Tierautonomie: Do you think we can combine environmental protection (including habitat protection, space to live, space for sanctuaries + microsanctuaries) and animal rights more explicitly, in a way that recognizes the relation between ‘nature’ and nonhuman animals as essential, and embed the protection-of-nature into animal rights, and lift the environment thus out of the attributed status of something like: ‘having to serve as a living resource that ought to serve human interests’?

Zülal Kalkandelen: Livestock industry is the industry that does the planet most harm. If animal rights are not included in environmental protection, this struggle does not have the chance to be successful. You cannot be an environmentalist if you support the industry that causes environmental disasters most.

If I asked what is the biggest environmental problem in this age we live, probably everyone would say climate change and global warming. 13% of global greenhouse gas emissions comes from all transportation vehicles (including all land, sea, air and rail vehicles). 51% is caused by animal husbandry industry and its sub-industries… vegetative diet decreases carbon footprint by 50%.

A rainforest area with the size of a football field in Amazon is destructed every second. Animal husbandry industry is responsible of 91% of this, and an area of this size is only destructed to produce 250 hamburgers. Meat and dairy industries use 1/3 of the water on earth. 1/3 of the soil becomes desert due to animal husbandry. 45% of the earth’s soil is used for animal husbandry.

According to a research conducted by World Wildlife Fund, 60% of biological diversity loss in the world is caused by meat. All of these reveal that animal industry is the essential reason of extinction of species, dead zones in oceans, pollution in waters, loss of natural habitats and climate change. People cannot continue ignoring these scientific data for a long time. The nature raised its red flag long ago. It must be accepted that the earth is whole with its trees, animals and humans.

The most basic right in the animal rights struggle in the right to live

Tierautonomie: Animal rights is equally relevant in every part of the world and in each layer of societies, and speciesism is affecting all nonhumans animals in one or the other way. Yet animal rights activism seems split in various ways. We have for instance the protection of wildlife on one hand and the farm animal rights movements on the other. At the same time the discourse seems to be dominated by West-centric views on framing nonhuman animal issues. Do you think the animal rights movement could become more universal and more pluralistic, in order to face the overall situation of speciesist destructivity affecting nonhumans globally?

Zülal Kalkandelen: Unfortunately, the division in animal rights activism prevents the movement from being more effective. Focusing on a group of animals while ignoring others prevents the development of a struggle in the society for holistic right to live. In order to eliminate the destructive effect of speciesism, we must reject all exploitation towards all animals without any discrimination.

It is not possible to understand a person who has pets or works at an animal shelter to go home, cook lamb meat and eat it. It is essential for the people within animal rights movement to be vegan. Otherwise, everyone in this world would continue to justify their own exploitation. Therefore, it is important to spread veganism.

The most basic right in animal rights struggle is the right to live. Because, you cannot defend any right of a sentient being you do not keep alive. What is necessary to do is to ensure that the vegan movement is spread on an ethical basis and to integrate it with animal rights movement. This is what I am trying to do.

Notes

[1] We have presented two other relevant sources dedicated to the vegan, animal rights and animal liberation movement in Turkey. See:

Vegan Türkiye about intersectional vegan outreach and Nonhuman Animal Rights, 2014, http://www.simorgh.de/objects/vegan-turkiye-about-intersectional-vegan-outreach-and-nonhuman-animal-rights/ , accessed 02.10.2018.

We asked Can Başkent about the interfaces of Atheism and Animal Rights, 2014, http://www.simorgh.de/objects/we-asked-can-baskent-about-the-interfaces-of-atheism-and-animal-rights/ , accessed 02.10.2018.

[2] The Cube of Truth protests were initiated by ‘Anonymous for the Voiceless’ and have gained attention in the many places globally where they are being carried out, see https://www.anonymousforthevoiceless.org/ , accessed 02.10.2018.

Links

Zülal Kalkandelen on Twitter: https://twitter.com/veganzulal

Site: http://www.zulalkalkandelen.com

Activist group founded by Zülal: https://twitter.com/bhhtoplulugu

Tierautonomie

Editor-in-chief: Gita Yegane Arani, www.simorgh.de – ‚Open Access in der Tier-, Menschen- und Erdbefreiung’. Revised 10/2018.

Citation

A talk with Zülal Kalkandelen about key elements of animal liberation activism (2018). TIERAUTONOMIE, 5(3), http://simorgh.de/tierautonomie/JG5_2018_3.pdf.

TIERAUTONOMIE (ISSN 2363-6513)

by-nc-nd.eu

Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz.

Leser_innen dürfen diese Publikation kopieren und verbreiten, solange ein Verweis auf den/die Autor_innen und das Journal TIERAUTONOMIE gegeben wird. Die Verwendung ist ausschließlich auf nicht-kommerzielle Zwecke eingeschränkt und es dürfen keine Veränderungen am Textmaterial vorgenommen werden. Weitere Details zu dieser Creative Commons Lizenz findet sich unter http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/. Alle anderen Verwendungszwecke müssen von dem/den Autor_innen und den Herausgeber_innen von TIERAUTONOMIE genehmigt werden.

 

Vegane Ethik und Kreativität

Vegan? Zu denken.

Ein Keimling, 30. November 2011 @germanvegan

Vegan zu leben schlägt sich nicht nur nieder auf die Art wie ich mich ernähre, auf das was ich konsumiere. Die praktischen Implikationen der Lebensweise bieten allerdings den Schlüssel, mit dem ich mir die ethischen Hintergründe erschließe. Dem sei auch beigefügt, dass wenn es überhaupt keinen eigenen Begriff für die vegane Lebensweise gäbe, diese Art der Lebensweise aber nichtsdestotrotz sowohl einen ethisch-praktischen Aspekt abdeckt als auch einen ethischen Gedanken. Das Denken stellt schließlich den Ausgangspunkt eines ethisch motivierten Handelns dar.

Wir erfahren nun immer mehr über die Seite des Veganismus in Hinsicht auf das, was ich tun kann, das was mich als Handelnden involviert. Die Frage die ich hier aber stellen möchte, ist die danach welche gedanklichen Bausteine sich eigentlich hinter der Praxis verbergen, denn diese bilden das Fundament auf dem auch Andere den ethischen Veganismus verstehen lernen können.

Das Wort „Vegan“ ist nicht alles wovon wirklich alles abhängen muss. Wir begegenen vergleichbaren Lebensweisen in anderen Kulturen und anderen Zeitabschnitten der Geschichte. Der ethische Kern gleicht einer Bewegung die jahrtausende fast wortlos überlebt hat. Nur teilweise finden wir die wesentlichen Beweggründe expliziert durchfomuliert. Das Verhältnis Mensch-Tier birgt ein gigantisches Spannungsfeld in sich. Nichtmenschliche Tiere haben anders „evolutioniert“ als Menschen. Seit jeher betrachtete sich der Mensch wahrscheinlich als Krone der Schöpfung, und Tiere wurden und werden am eigenen Maßstab gemessen. Das Denksystem erweiterte sich, was die ethische Einbeziehung der Tiere anbetrifft, wenn dann zumeist aus altruitsischen Gründen. Die Tierwelt bleibt dem Menschen in ihrer eigenen Intergrität aber ein Mysterium.

Wir alle haben eine mehr oder weniger unausgeprochene Beziehung zu Tieren, die sich in unserer praktisch gelebten Einstellung gegenüber Tieren ausdrückt. Der Begriff Speziesismus weist auf die Negativ-Form der Mensch-Tier Beziehung hin. Dieser Begriff gibt aber auch Aufschluss über die Gegensätzlichkeit im Denken über Tiere.

Die Tierwelt an und für sich sich, und das wie wir sie im ganzen Welt- und Naturgeschehen am besten lokalisieren sollten (insbesondere in ihren großen Zusammenhängen mit der natürlichen Umwelt) ist sprachlich von uns noch nicht in einen adäquaten Rahmen gesetzt worden. Diese Materie kann auch nur schwerlich besprochen werden wenn die Gesellschaft sich über den eigenen Anthropozentrismus (Biologismus) nicht hinausbwegen will.

Eine vegane Ethik sollte sich idealerweise mit der Thematisierung der Probleme in der Mensch-Tier Beziehung auseinandersetzen. Die eigenen Gedanken zu äußern spielt hier den entscheidenden Faktor.

Vegane Politik, die grassroots Ebene

Handeln ist politisch, jede Handlung steht in einer Beziehung zur Umwelt. Meine privaten Entscheidungen sind Hebel, die im öffentlichen Raum irgendetwas betätigen. Auch das, wie ich mich äußere gegenüber Freunden, meiner Familie, unter Kollegen, auf einem Blog, egal wo, greift in das allgemeine Geschehen mit ein. Oft schließen sich Menschen mit ihrer Meinung zu einer größeren Gruppe zusammen, weil sie dadurch meinen „might makes right“ – was alle denken, ist auch richtig. Was natürlich falsch ist! Die größte Macht hat ein Denken, das sich auf die Wahrheitssuche begibt. Denn solch ein Denken richtet sich an dem aus, was ist in der Welt, und nicht an dem, was heute gerade angesagt ist.

Thesen zum Mensch-Tier-Geflecht sollten ihren Ausdruck finden in allen Themenbereichen die sich in diesem Bezug äußern können. Klarerweise auch ausserwissenschaftlich sollte jeder, der sich mit Ethik, Menschen und deren Beziehung zu Tieren befasst, sich äußern, eigene Gedanken formulieren und diese damit zum Teil der täglichen Diskussion machen. Das geht natürlich in allen expressiven Bereichen: Kunst, Musik, Dichtung, Design … . All das, wo der Mensch eine Rolle spielt, kann genau auch der Raum sein, in dem Tiere und die Natur anerkannt und respektiert werden.

Eine zenrale Frage, die allerdings eher die Zukunft der Tierrechtspolitik bestimmen wird, ist die Frage: Wie verhalten sich unsere Einstellung zur natürlichen Umwelt und die Lebensformen nichtmenschlicher Tiere und deren Verhalten im natürlichen Raum zueinander?

Was für uns jetzt als vegan lebende Menschen wichtig ist, ist es eine innere Spaltung unserer pionierhaften Bewegung durch die Abhängigkeit vom Begriff „Vegan-ismus“ zu vermeiden. Denn die Gefahr, dass der Begriff kommerziell funktionalisiert wird, und damit als ein Tool zur kommunikativen Gestaltung unserer Gesellschaft wegschrumpt, ist groß. Genauso sollte man sich nicht irritieren lassen durch die Risiken von Gruppendynamiken, die in jeder Bewegung auftreten. In jeder Gruppe geht der Einzelne unter; außer denen, die den Ton angeben wollen.

Der Begriff „Vegan“ ist ein Tool um einen Gedanken zu verbreiten.

Resume

Veganismus ist eine bewegliche Sache, eine Praxis ist damit bezeichtet. Das Denken aber dazu, das sich dahiner verbirgt, ist reich und frei. Wir alle füllen die Denkwelt, die uns in andere Verbindungen zur Tierwelt und unsere gemeinsame Welt setzt. Und unsere Kreativität kann zeigen, was wir alles schon schaffen zu *formulieren*.