Von den speziesismuskompatiblen Veganern wegkommen

Verschiedene Ausgangspunkte – divergierende Zielsetzungen – Diskrepanzen zwischen Mainstreamdynamiken und minderheitlichen Kontinuitäten …

Idealerweise sollten ‘den-Veganismus-bewerbende-Menschen’ keine fleischproduzierenden tiermordenden Industrien u. Betriebe in direkter, bewusster Weise unterstützen und dabei noch behaupten ethisch unterwegs zu sein.

Auch sollte sich der vermeintliche vegane Mainstream fragen, wen er mit seiner konsumismusfokussierten Message eigentlich erreichen will und was er damit genau bewirken will: Wenn so stark auf Kaufkraft als Ausdruck veganen Handelns gesetzt wird, hänge ich all die Leute ab, die über wenig Kaufkraft verfügen. Auch vermittle ich weitere gleichermaßen wenig hilfreiche Aussagen, wie die, dass Veränderung vor allen Dingen von der kaufkraftstarken Klientel in unseren Gesellschaften ausgehen würde.

Diese Tendenzen im Veganismus haben uns bereits vor Jahren dazu veranlasst, das Label primär ausschließlich zur Beschreibung einer ethischen Lebenspraxis zu verwenden, aber nicht mehr um die eigentlichen Ziele des Weges damit zu versuchen zu umschreiben.

Vegansein sagt nicht ausreichend viel über Dinge aus, die im Zusammenhang mit einer veganen Soziologie bedeutsam sind. Und es sagt noch nicht Weiteres darüber aus, was ein Mensch ganz genau unter Tierrechten, unter Umweltschutz und auch unter Menschenrechten in den Zusammenhängen versteht.

Allgemein begegnen wir einerseits eher links ausgerichteten Veganern und auf der einen Seite eher kapitalistisch-unkritischen oder konservativ orientierten Veganern.

Den moralischen Impetus beziehen viele Veganer immer wieder aus der Vorgabe besonders tierethisch zu denken und zu handeln.

(Oberflächlicher) Veganismus und “echter-Veganer-Sein” hat mit einem vernünftigen Antispeziesismus erstmal so viel zu tun wie “tierliebender-Bürger-Sein” an und für sich. Weil: Sinn macht das Ganze erst in seinen ethischen, sozialen, ökologischen und politischen Zusammenhangen.

Was sind das für Veganer, die wenig Interesse an komplexen ethischen, sozialen, (komplexeren) ökologischen und politischen Zusammenhängen zeigen?

Es sind genau die gleichen Leute denen wir hier begegnen, die unter Tierrechten eine Art Mischung aus Streichelzoo und besserer Biologiestunde verstehen (wenn du Glück hast landest du dabei gerade mal auf dem Level einer einigermaßen gut gemachten Tierdoku im Stile multidisziplinär erweiterter Zoologie). Es sind die gleichen Leute, die keine Argumente gegen Schlachtmobile anführen und auch nicht gegen speziesistische Kunst.

Es sind die Leute, die die Themen “Tiere in Agrarbetrieben” gegen “Tiere im Zoo” ausspielen; die Kühe, Schweine, Hühner … in die Kontexte relegieren, in die Menschen diese Tiere erst hineinbefördert haben. Menschen, die eine vegane Landwirtschaft betreiben wollen, d.h. Land bewirtschaften und verwalten, ohne aber den Tieren Lebensraum anzubieten, die Anstoß zu ihrem Veganismus waren – als sei das Leben dieser Tiere unabdingbar mit dem Gedanken der Agrarwirtschaft verbunden. Es sind die Leute, die Schutzrefugien für alle Tiere eben nicht grundsätzlich einfordern.

Es sind die Leute, denen der Speziesismus, den Pferde durchleben müssen oder Kamele oder Emus, weniger wichtig ist, als ein veganes Mainstream-Image, das lieber erstmal über “Tiere als Umweltproblem” und dem gegenüber “der zu erhaltenden Biodiversität” spricht, statt die unterschiedlichen Betroffenheiten verschiedener Tiere zu erkennen und auf der Grundlage gegebener Problematiken – jenseits eines eigenen menschlichen Nutzens – zu argumentieren und Abwägungen  im Sinne der Nichtmenschen zu treffen.

Es sind auch genau die Leute, die sich dabei inszenieren, wie sie sich liebevoll einem Tier auf einem Lebenshof zuwenden. Leute, die Nichtmenschen wie einen relativ simplen Bedürfniskatalog beschreiben und sich dabei antispeziesistisch vorkommen. Ein Weg-vom-Biologismus in Hinsicht auf Tiere ist für diese Leute kaum denkbar. Eine echte Tiersoziologie gibt es, jenseits von engen Definitionen, nicht in deren Denkwelten.

Es sind die gleichen Leute, die meinen, ihre veränderte Lebensweise alleine wäre ein mutiges Statement. Indes trennen sie ein soziologisch relevantes Thema – den Veganismus – von all seinen wichtigen, vor allem auch global wichtigen Bezugspunkten.

Beim Veganismus stehen zu bleiben macht Sinn, wenn man sich wichtigen sozialen und tierrechtsrelevanten Themen dabei nicht sperrt, und dabei auch noch allen Ernstes stolz behauptet, der eigene Starrsinn zeuge von einer Art Konsequenz und stringenter Meinung.

Eine kaum nachvollziehbare Verengung und übertriebene Vereinfachung von Zusammenhängen zu betreiben, würgt den Diskurs ab und verfehlt die Möglichkeit zur besseren Analyse … .

Ohne den ganzen großen Komplex von Zusammenhängen in seinen politischen Dimensionen zu behandeln und damit auch zu arbeiten, ist das Gelärme einfach weiterhin nur der Blinddarm einer Bewegung, die so oder so gesamtgesellschaftlich läuft. Anstoß sind unseres Eindruckes nach dabei keine menschlichen Eliten, sondern Anstoß sind die Tierheit und die Tierlichkeit selbst.

Der Mainstream hier geht von einer kapitalistisch angepassten veganen Soziologie aus, er geht nicht davon aus, dass eine ganze Welt in vernünftiger Weise Pflanzen anbauen und bewahren können muss und satt werden können muss, und dass es nicht wirklich um Gaumenkitzel und Lustfresserei geht. Und dass Leute die cool markenmäßig rummampfen nicht unbedingt als vernünftiges Vorbild dienen können, einfach weil so ein unterfangen viel zu zusammenhangslos dasteht und die Botschaft cool und pflanzlich, heute nicht mehr reicht: Wo ist außer in dem Image denn da wirklich der Antispeziesismus, die Bekämpfung von Klassismus und ein Umdenken in Sachen Wachstum und damit auch die Frage, wie Umweltschutz am vernünftigsten umzusetzen wäre?

Die agrarwirtschaftlichen- und Ernährungsfragen kann ich zudem nicht wirklich ernsthaft, symbolisiert über meine Essgewohnheiten und meinen Appetit, dem Unrecht gegenüber Tieren in einem Zuge gegenüberstellen. Vegane Burger, Mett und Kram haben nichts mit Nahrungsmittelgerechtigkeit zu tun und eigentlich auch nur wenig effektiv etwas mit Tierrechten.

Viele Leute haben das mit dem veganen Lebensmittelkonsum für sich so gelöst, dass sie dadurch mit noch mehr Überzeugung ihre allseits bekannte kognitive Dissonanz kultivieren  können. Wobei es bei ihnen noch nicht mal mehr eine kognitive Dissonanz ist, wenn sie beispielsweise speziesistische Kunst geil finden, gerne vielleicht auch immer vegan essen, einen tierlichen Freund haben für den sie hohe Tierarztkosten berappen, niedliche Tiervideos und -Bilder in freundlicher sowie in objektifizierender Weise in die Timelines ihrer Sozialmedia-Kanäle spülen oder tierliche Probleme einfach totschweigen … bei vielen Leuten ist das keine kognitive Dissonanz, sondern eher eine speziesistische tierobjektifizierende Stringenz.

Meint ihr wenn ihr einen veganen Burger der Fleischwirtschaft esst, dann würde dadurch die Unrechtshaltung gegenüber Tieren ernsthaft in Frage gestellt, während die gleichen Fleischproduzenten ein speziesistisches System am Laufen halten – auch ideologisch? Diesen Konzernen ist es egal, dass sie mit Tod Geld und Einfluss erwirtschaften.

Ihr wollt diese Konzerne bekehren, während ihr kein Interesse habt einen sozialen Wechsel im Mensch-Tier-Verhältnis an ganz anderen Stellen anzustoßen. Die Wirtschaft kann sich egal wohin wenden. Und sie wird euch auch immer beteuern, dies aus Gründen der Aufgeklärtheit und des Zeitgeistes zu tun. Wer würde denn ernsthaft noch weiter seine Finger in der Tötungsmaschienerie halten und sagen, okay wir disponieren langsam um, weil sonst gehen wir pleite. Aber genau hier liegt das Problem. Tiere sind nicht in der Weise für euch relevant, als dass der Tod des einzelnen Tieres Grund wäre Gerechtigkeit einzufordern. “Lasst sie, die Fleischproduzenten, noch ein bisschen töten. Moralisch verurteilen wir das nicht, solange sie auf unseren Zug mit aufspringen.” Und ihr meint das reicht?

Ihr blendet bei euren impliziten Annahmen genau das eine hierarchische Denken aus, das als Ursache verantwortlich ist, für die Haltungen von Menschen, sich selbst als relevanter für diese Welt zu betrachten als Nichtmenschen.

Und, nochmal, wenn ihr den Veganismus schon so auf die Ernährung hin ausrichtet: Mit den Erfahrungswerten kultureller Traditionen über eine pflanzliche Ernährung zu arbeiten, hieße auch einen Teil psychologischer Aspekte von menschlicher Ernährung zu betrachten. Was bestimmt nicht falsch sein könnte.

Es ist wirklich sinnvoll wenn nicht alle diesen einen gleichen Weg propagieren, den der vegane Mainstream heute für sich gewählt hat – in dem ein politisch, soziologisch und ökologisch defizitärer Veganismus eine Lösung sein will? Im Sinne von sowohl Tier- als auch Menschenrechten sollte man da doch eher feinsäuberlich trennen.

Wenn Veganismus …

Wenn Veganismus …
wirklich nicht mit einbeziehen sollte, z.B. ob ich ein Nahrungsmittel von einem Fleischproduzenten beziehe … dann bräuchte es nochmal eine Abspaltung vom Veganismus hin zu einer ethisch noch sinnvolleren Lebenspraxis.

Ich müsste mich fragen, warum ich das tue und was ich damit befördere, dass unter einem Label Mord und Anti-Mord zeitgleich vermarktet werden sollen. Mord darf eigentlich überhaupt nicht im Zusammenhang mit Vermarktung stehen. Das ist noch so ein Problem.

Du kauft also bei einem tiertötenden Unternehmen ein Produkt, mit dem du Tiertötung abschaffen willst, und weshalb: weil du evtl. meinst, dann würden Leute wegen ihrer Essgelüsste leichter ‘umsteigen’ können? Diesen Leuten würdest du damit aber auch vermitteln, dass ein Leben weniger wert ist als eine Essgewohnheit und ein Lustgefühl.

Du würdest ihnen auch vermitteln, dass man sich nicht längerfristig und neu mit seiner Ernährung als Gesellschaft auseinandersetzen kann in solch einer schwerwiegenden Problematik.

Was ernährungs-ästhetische Fragen anbetrifft: Fermentierte, gewürzte, gebratene, marinierte … Speisen haben nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass viele Menschen ihre Nahrung auf der Basis von Tierkörpern aufgebaut haben.

Schaut euch doch tiefenpsychologisch den Prozess des Fleischessens an? Meint ihr da stünde kulturgeschichtlich nicht mehr dahinter, das immernoch kulturell hineinwirkt, als eine Geschmacksfrage?

Man sollte eine klare Trennlinie zu speziesismuskomtpatiblen Veganern aufzeichnen, denn ihr Kurs verhärtet Fronten, genau indem er zentrale Fragen und Aspekte des gesellschaftlichen Fleischkonsums, Milchkonsums, allgemein des Konsums tierlicher Produkte und derer Derivate sowie tierschädigende Praktiken (und man muss dem eben hinzufügen -Denkweisen, -Ideologischer Systeme, usw. usf.) ausblendet – die für alle Menschen ethisch relevant sind, weil sie Elefant im Raum ethischer Fehlerhaftigkeit unserer Philosophien und politischer Systeme darstellen.

Auszugehen davon, dass Fleischverzehr bei Menschen eingangs eine Frage des Geschmacks hätte sein sollen, erklärt wohl kaum auf welcher Grundlage und wie Menschen eine für sie “ethisch vertretbare Entscheidung” getroffen haben, Leben für eine Geschmacksangelegenheit zu opfern.

Diese Form eines Veganismus, der mit einfachen Antworten und einfachen Lösungen hausiert, geht von einer Vorstellung über die Mensch-Tier-Beziehung in der Geschichte aus, die nicht ohne Einwände belegt werden kann und die er aus reinem Eigeninteresse auch nicht vertreten sollte. Er negiert dabei selbst alte wertvolle Gedanken, die die Grausamkeit und die Blutrünstigkeit des Fleischverzehrs betonten, und tut stattdessen so, als wäre den Menschen eigentlich garnicht bewusst gewesen, dass sie da Leben opfern.

Im Bezug auf die Gegenwart übersieht dieser Veganismus fahrlässig in welcher Form der kleine Biobauer/-Metzger und die “Tierfabriken” und Großschlachtereien die Nachfrage noch in gleicher Weise nach genau dem gleichen Verlangen decken, dass tiefenpsychologisch in unsere speziesistischen Gesellschaften und Kulturen eingebrannt ist, als eine endlos erschreckende “Kulturanthropologie des Fleisches”.

Die Augen vor den Ursachen speziesistischer Praktiken zu verschließen und sanktionierte Tiertötung in der Breite ihres Geschehens – sei es die Trophäenjagd bis zum Tierversuch – nicht wirklich hinterfragt zu belassen, liegt wohl kaum in der Linie, die Menschen ethisch verfolgt haben über die Geschichte des ethischen Vegetarismus, Veganismus und jeglicher pazifistischen Lebensweise hinweg, die Tiere in den respektvollen wertschätzenden Fokus gesetzt hat.

Die meisten Leute die Fleisch essen, tun dies mit einer tierobjektifizierenden Inbrunst. Die, die dies nicht tun, bestehen auch nicht auf eine Ernährung, die die pflanzenessende Tierwelt bestimmt kaum für nachvollziehbar halten würde! Diese Menschen würden auch eine explizit pflanzliche Nahrung essen wollen, ohne dabei eines “wichtigen Gefühls” verlustig zu werden. Wichtig ist das “Fleischige” für den, der damit weitaus mehr verbindet als allein einen bestimmten Geschmack  – wenn auch das “Schmecken nach totem Fleisch” gewiss ein wichtiger mentaler Faktor zu sein scheint beim überzeugten karnivoren Menschen.

Wenn ein Mensch etwas als falsch erkennt, wird sich sein “Geschmack” auch verändern. Der “Geschmack für Fleisch” liegt vermutlich in letzter Konsequenz in der Haltung dieser Menschen zu Tieren. Und diese Haltung werden sie nicht ändern aufgrund eines Burgers, der nach Fleisch schmeckt. Selbst wenn diese Art Konsument mit einem Geschmack zufrieden ist und die Produkte häufiger ist, seine speziesistische Einstellung wird er dennoch in unendlich vielen weiteren Haltungen und Praktiken und Entscheidungen seines Lebens weiterleben.

Die Tierfrage liegt viel tiefer als die Fragen menschlicher Befindlichkeiten … ob jemand sich cooler oder geschmacklich befriedigter fühlt. Hedonistische Redundanz auf die gleiche Waagschale mit Ungerechtigkeit und Negation von Tierleben zu stellen, mag für Speziesisten Sinn machen. Wenn Veganer dies tun, dann haben sie einfach nicht gründlich genug nachgedacht oder es fehlt ihnen an Empathie oder sie sind schlichtweg immernoch Speziesisten light, denn Leute schnell vom Fleischkonsum wegzubekommen ist vergleichbar mit Leuten zu Umweltschützenden oder zu Menschen zu machen, die Menschenrechte wirklich oder nicht so ganz wirklich wichtig nehmen: all diese Einstellungen sind eine Frage zivilgesellschaftlicher Entwicklung! …

Und

Die marktwirtschaftliche Logik der veganen Linken erstaunt mich dabei indes auch: “Tierfabriken abschaffen/enteignen” > Kapital derer bleibt in deren Händen für Investments und neue Profite über den veganen Absatzmarkt > Großkapital lohnt sich. Kleine, vom Großkapital unabhängige(re) vegane Betriebe auf die Beine stellen und betreiben? ‘Not viable’ oder was? Wirtschaftspolitische Kontexte – uninteressant aus veganer Sicht??? Vor allem auffallend ist die Ausnahme, die hier seitens der Linken im Bezug auf Ausbeutung gemacht wird. Ich glaube nicht, dass sie das bei anderen Themen so bringen könnten.

***

Veganismus ist eine ethische Praxis. Die Verbindung zwischen der veganen ethischen Praxis und Tierrechten besteht aus antispeziesistischen, aus anti-tierobjektifizierenden Ansätzen. Tierrechte, Menschenrechte und Erdrechte sind eins.

Zuvor hatten wir eine Horde von Leuten, die einen Veganismus propagiert haben, der Tierrechte ausblendet und eine bestimmt Herangehensweise der Umweltpolitik bewarb, die greenwashing-unkritisch positioniert ist.

Jetzt tritt der vegane Typus hervor, der Tiermord zugunsten einer apologetischen Haltung der Fleischindustrie gegenüber relativiert, zugleich aber moralisch imperativ auftreten will.

Autonome Tierrechtler*innen: Vegane Soziologie heißt auch die Vorgehensweisen veganer Aktivist*innen zu beobachten und auf ihre ethische Hieb- und Stichfestigkeit hin abzuklopfen.

Der aktuell beliebte vegane fleischindustrie-affine Typus (und selbstdefinierte “gute Kumpel des lokalen Metzgers, welcher schließlich gute vegane Optionen anbietet und sich dadurch als sehr unterstützendwert kennzeichnet”) hausiert erfolgreich damit herum, dass er felsenfest zu der überaus intelligenten Überzeugung steht, wir alle sollte Fleischkonzerne fördern, solange sie versprechen ganz vegan zu werden und ihm und uns Pflanzen in Wurstform liefern.

Veganer*innen die die Fleischindustrie bewerben, und das als ethischen Aktivismus verstehen, haben den Schuss nicht gehört, indem sie letztendlich Veganismus auf eine kontraproduktive Konsumierebene reduzieren und die allgemeine Marktwirtschaft mit einer wirklich vegan-sinnmachenden Marktwirtschaft zu verwechseln scheinen. Die konkreten Tiere, der konkrete Speziesismus ist für sie nur Begleitwerk. Es gibt keinen, aber auch wirklich keinen Grund die Fleischwirtschaft zu unterstützen. Solch ein Handeln ist schlichtweg unvegan – solange die alte Definition von Veganismus noch steht.

Dieser fleischindustrie-affine vegane Typus meint anscheinend, dass dem globalen Veganismus nichts mehr im Weg stünde, wenn alle seiner Idee folgen. Nach seiner Logik bewegt das Großkapital mehr, als es Leute schaffen können, wenn sie ihren Veganismus über mehr als Fressalien definieren. The fun’s going on.

So etwa: “Tiermord ist schlimm, aber ich fördere die schlachthausbetreibenden Firmen direkt”. Die Blanks jubeln mit.

Solche Leute sekundarisieren wirklich keine Opfer. Nein, sie leben einfach mit einer völligen Doppelmoral. Sie meinen “lasst euch noch ein bisschen töten, liebe Tiere, wir sehen euch und wir unterstützen eure Mörder nur in bester Absicht und in eurem Interesse”. Sick, sick, sick …

Eine nichtexistierende Form des Boykotts. Man kann gezielt Firmen, Konzerne, Einrichtungen, usw. boykottieren, um damit auch eine politische Botschaft zu senden. Man kann anscheinend aber auch sagen, zeigt euch reuig oder einsichtig und ich bewerbe und unterstütze euch.

Dies scheint ein ziemlich apologetischer Standpunkt zu sein. Aber das Gerechtigkeitsempfinden funktioniert bei manchen Menschen, die Forderungen stellen, im Sinne einer Begünstigung derer, die die tiefgreifendsten Schäden erst generieren.

Der Konsument wählt zwischen Boykott oder Begünstigung. Und er wählt auch, ob er neuen Betrieben, Einrichtungen, usw. vielleicht lieber eine Chance geben sollte und sich die alten Profiteure lieber mal genauer anschauen sollte (statt in eine Art Stockholmsyndrom zu fällen, falls er ethisch wirklich so naiv sein könnte – was eigentlich tatsächlich nicht sein kann).

Das sind die “Werbung-für-Konsumismus-statt-einer-Dekonstruktion-von-Speziesismus”-Veganer mit schematischen ‘schlanken’ Slogans statt diskursiver Systemkritik. Zumindest vermitteln sie sich genau so!

Gute Metzger, schlechte Metzger > 2021 – Tönnies setzt auf Veggie-Wurst https://faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/toennies-setzt-auf-veggie-wurst-17217934.html [Zugriff: 10.03.24]

Die vegane Bewegung hat mal dafür gekämpft, dass es eine vegan economy gibt – von Leuten geprägt, die mit einem echten Idealismus und ökopolitischer Vernunft an die Sache herantreten.

Auch heute kann man entscheiden, welchen Betrieb man konkret mit seinem veganen Einkäufen fördern und erhalten will. Mehr Nachfrage nach Produkten von idealistischeren Kleinbetrieben ist wichtig und klug.

Dass das Bewusstsein für Veganismus wächst, ist eine allgemeine Entwicklung. Wenn diese Entwicklung mehr auf die finanzstarken und dominanten Player im Markt (regional sowie überregional) schaut, statt auf konkrete ökonomische, ökologische und antispeziesistische Kontexte, dann geht es halt um Wirtschaft, die mit pflanzlichen Produkten ihr veganwashing verwirklicht, aber nicht um vegan im Sinne der Sache.

Ja, Vegansein beinhaltet auch über Nahrungsmittelgerechtigkeit nachzudenken und somit in der Tat über politische und weltwirtschaftliche Zusammenhänge – und somit über die neuen Seiten, die wie als vernünftige gangbare Alternativen der anthropozänen destruktiven Maschinerie gegenüberstellen können.

rev. 10.03.24


Repost > https://tierrechtsethik.de/speziesismuskompatible-veganer/

Will be issued in the Gruppe Messel reader these days!

Rituelle Herabsetzung


Ritual physical degradation
Die rituelle physische Herabsetzung tierlicher Integrität als Kunst ist gleichermaßen menschenverachtend. Das tierliche Opfer kann, als rechtloser Geisel, von seinen menschlichen Verteidiger*innen nicht durch deren rechtlichen Status geschützt werden. Kunstschaffende, -fördernde und -rezipierende können so juristisch legal Ohnmacht generieren und multiplizieren. Bei Menschen sowie bei Tieren.
Gruppe Messel, 2022

Oppression und Subversion


Wer geht ernsthaft davon aus, dass Subversion sich in der Gesellschaft funktional irgendwie von oppressiven Mustern unterscheiden würde? Beide verlassen sich auf die gleichen grundlegenden Annahmen über Mensch-Tier-Natur-Schismen, in erster Linie im Bezug auf die Phänomene von „existentieller Bedeutsamkeit“ und die Frage von „Eigen-Autorität“.
Antibiologistische Tiersoziologie

Tierrechtsethik, Fleisch und Gesellschaftskritik

Tierrechtsethik, Fleisch und Gesellschaftskritik

Fleisch beinhaltet Tiermord. Dem Tiermord geht die Objektifizierung von Tieren voraus. Die Bezeichnung „Fleisch“ ist, anthropologisch betrachtet, wohl eine der am stärksten eingebetteten sprachlichen Verankerungen von Tier-Objektifizierung in der Gesellschaft. Wie thematisieren wir als Tierrechtler*innen das Thema und den Begriff „Fleisch“? Ein aktuell bekannter Ansatz stammt von der amerikanischen Psychologin Melanie Joy, die aufzeigt, dass bestimmte Tiere mit „Fleisch“ gleichsetzt werden, und dass die Menschen zu den Tieren, die diese Zuordnungen erfahren, keinerlei sensible und reflektierende Beziehung mehr in ihrem sozialen Verhältnis aufnehmen können oder wollen, während sie hingegen mit anderen Tieren, nämlich denjenigen, die designiert sind als „Haustiere“ (oder „companion animals“ respektive im Englischen) in deren Leben aufzutreten, ganz andere sensiblere Beziehungen herstellen können. Und das, ohne dass die Gesellschaft daran Anstoß nimmt oder sagen würde, dass sei „nicht richtig“ oder „nicht normal“. Bestimmte Tiere werden der Fleischproduktion zugeordnet, auch wenn diese Zuordnung kulturell und lokal unterschiedlich ausfällt.

Wir thematisieren als Tierbefreier*innen (Tierrechler*innen, Tierfreunde, etc.) primär die Tierindustrien als Orte der Fleischproduktion, ohne dabei aber klarzustellen, dass Objektifizierung und Entsubjektifizierung von Tieren nicht erst zu relevanten Problemen werden, wenn wir sie quantitativ betrachten. Wir verdeutlichen in unseren Protesten nicht, dass die ganz grundsätzliche Einstellung zu Tieren als „Fleischlieferanten“ bereits der Punkt ist, an dem mental und gesellschaftlich Tierobjektifizierung stattfindet, da wir Tierthemen nicht grundlegend in ihren gesellschaftlichen Dimensionalitäten kritisch diskutieren, sondern erst sekundär als relevant in einer Funktion von Begleitfaktoren kapitalistisch-anthopozäner Zerstörungsnormalität beleuchten. Damit blenden wir zeitgleich aus, wie die Gesellschaft in sich im Detail tierobjektifizierend aufgebaut ist. Orte, an denen Entsubjektifizierung stattfinden, sind nicht erst die Metzgereien und die Schlachtbetriebe, sondern alle Orte an denen Tiere in einer Art Antagonismus zum Menschsein angenommen werden.

In dem Punkt kann man wirklich vom abwesenden Referenten sprechen, den Carol J. Adams in sehr plakativer Weise erkannt und benannt hat in der Darstellung von Tierlichkeit als „Fleisch“ in der Werbeindustrie. Eine Diskreditierung vom Tiersein ist nicht erst dort in relevanter Weise am Arbeiten, wo sie sichtbar wird. In tierobjektifizierenden Gesellschaften ist sie bereits an den Orten mit zu lokalisieren, an denen sie unsichtbar hineinwirkt. Wenn wir akzeptieren, dass die Problematiken die Tiere erfahren erst existent sind in dem Moment in dem Tiere sich bereits an Orten befinden, in die Menschen sie über die Zeit hinweg immer wieder hineinkatapultiert haben, dann sehen wir die Tierlichkeit kaum mehr als abwesende Referenten in dem großen bestimmenden anthropozänen Raum.

Menschliche Gesellschaft ist in Hinsicht auf Tiersein jedoch nicht als unabänderlicher Monolith zu betrachten. Menschen haben ihre Gesellschaften erst so gebildet, dass Tierlichkeit darin einen untergeordneten Wert zugeteilt bekommen hat. Und wie sie dies getan haben, wirft fragen darüber auf, was verschiedene Menschen zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten über ihre tierliche Mitwelt gedacht haben. Das was der Begriff „Fleisch“ vermittelt, ist Teil einer tierobjektifizierenden Menschheitsgeschichte. Die ideologische Komponente, die sich darin abbildet, verstärkt sich selbst durch die Art und Weise wie Objektifizierung durch solch einen Begriff funktioniert. „Fleisch“ lässt keine Metaphorik zu, sondern ist die radikalste Form einem Gegenüber zu begegnen. Es ist die negierendste Form dem Subjektsein des anderen zu begegnen.

Die Menschheitsgeschichte ist in Hinsicht auf Tiere kein Automatismus gewesen und ist es auch heute nicht. Es hat immer Menschen gegeben, die keine Mehrheitsmeinungen über Tiere teilten, und selbst wenn es keine Präzedenzen gegeben hätte, so sind Menschen aber immer in der Lage individuell neu und kritisch zu denken und selbst die als am unveränderlichsten erscheinenden Normen zu hinterfragen. Dass wir diese Veränderlichkeit in Hinsicht auf Tierthemen für undenkbar halten wollten – während wir aber bei Themen die andere Menschen betreffen Änderungsmöglichkeiten denken wollen – zeigt, dass einige von uns in ihrem Denken über das Mensch-Tier-Verhältnis noch sehr dem menschlich-chauvinistischen Gewohnheitsrecht verhaftet sind.

Wir können in dem Moment über „Fleisch“ kritisch sprechen, in dem wir Gesellschaften kritisch hinterfragen können. In dem Moment geht es auch nicht mehr ausschließlich um Mißhandlungsfälle in Schlachtbetrieben, sondern es geht überhaupt um die Denkweise Tiere seien über eine „Anthropologie des Fleisches“ diskutierbar. Diese Denkweise wird von vielen Menschen schon so lange als ethisch falsch und den Tieren gegenüber ethisch ungerecht betrachtet, dass ich mich frage, weshalb wir es heute immernoch nicht wirklich schaffen, uns die Gesellschaften – eine Menschheit – die tierobjektifizierendes Denken hervorgebracht hat, kritischst zu hinterfragen, statt ausschließlich an den Symptomen objektifizierenden Denkens herumzuoperieren.

Sagen wir Menschen würden die industrielle Tierhaltung und -tötung abschaffen, und sagen wir Tiere würde nicht mehr vor ihrer Schlachtung misshandelt werden, was würden Tierbefreier*innen dann zum Tiermord selbst sagen, der immernoch genauso das Kernproblem ist, wie er es in milliardenfacher Menge ist und wie er es ist, begleitet von zusätzlichen Grausamkeiten, die jedem Theriozid noch hinzugefügt werden können?

Ich glaube selbst viele wohlwollende Menschen trauen sich nicht Gesellschaft in Hinsicht auf Tierlichkeit und Tiersein weitaus kritischer zu beleuchten als es heute selbst noch in der Tierbefreiungsbewegung getan wird. Der Mensch als Norm wird immernoch soweit vorausgesetzt, dass wir seine Geschichte als Jäger und Sammler unhinterfragt weiterhin als Argumentationsstränge leitendes Hauptnarrativ akzeptieren statt andere Narrative zu thematisieren und in den Mittelpunkt zu rücken. Das wollen die meisten Menschen nicht, gleichwohl wir vom Anthropozän sprechen und somit ja offen zugeben, dass wir das stolze zerstörende Maß aller Dinge sind.

Der Durchschnittsmensch, sowie der/die Durchschnittstierbefreierin teilen Begriffe von Vernunft als allein anthropozän bemessbaren Vorgang. Insofern sieht er/sie die Welt auch nur aus Sicht der einen vermeintlich wahren „Vernunft“. Die ganze Tierverteidigung taugt aber solange viel zu wenig, solange wir aus solchen Paradigmen nicht heraustreten können, um Dinge zu akzeptieren, die wir wahrscheinlich nicht problemlos greifen können, die uns aber gewahr sind und wegen derer wir überhaupt Tierbefreier*innen sind. Wir teilen keine Vorstellungen a la Destcartes und Followerschip, die Tiere und Maschinen in eine Ecke räumen. Doch müssen wir unseren Betrachtungsgegenstand, unsere Kritik an objektifizierenden Bildern von Tieren, erst noch genauer untersuchen, um nicht selber weiterhin in den Fußstapfen objektifizierender Normenvorstellungen über Mensch und Tier zu tappen.

Wenn Fleisch das ist, was es ist: ein Teil eines tierlichen Lebewesens, dem unvorstellbarste Scherzen zugefügt worden sind und dessen körperliche Herabsetzung als so etwas wie z.B. ein „köstliches menschliches Ernährungserlebnis“ normalisiert und zelebriert wird, auf den unterschiedlichsten anthropologisch betrachtbaren Ebenen, dann ist Fleisch der direkteste Ausdruck einer geschaffenen unüberwindbaren ethischen Kluft innerhalb der Menschheit und jenseits „der Menschheit“ Fakt der totalen Negierung. Es geht hier nicht einfach um Essen, Einverleiben und stattdessen ein anderes Bewusstsein von Essen und Lebensmitteln zu schaffen. Genau in diese Räume reicht ein Objektifizierungsmechanismus tierlichem Seins hinein. Warum packen viele Tierbefreier*innen Nichtmenschen rhetorisch in reduktive Räume hinein: Tierthemen werden als Streitthemen der Agrarwirtschaft aufgefasst, während das Recht auf Rechte nicht tierethisch angegangen wird. Die „Anthropologie des Fleisches“ wird normalisiert vorausgesetzt, indem Ideologien ruraler Rituale und Tierobjektifizierung als Kulturgut nicht dekonstruiert werden.

Tierrechtsethik kann klarmachen, dass objektifizierende Räume dekonstruiert werden müssen, statt als unumstößliche menschheitsgeschichtliche Normen, und insofern als Menschseinsbestimmend, vorausgesetzt zu werden. Räume tierlicher Objektifizierung waren, gleich wo und gleich wie, immer das gleiche. Sie waren vor allen Dingen niemals ethisch harmlos. Objektifizierende Rhetorik muss in keinem Bereich von Aktivist*innen übernommen werden, sondern adäquate Landkarten können aufgezeichnet werden, in denen Tatsachen von Tiersubjektivität als von Menschen wahrgenommen gekennzeichnet sind.

Ich setze in diesem Text das Subjektsein als ein ethisch-moralisches Imperativ voraus. Objektifizierung geht nur vom Betrachtenden aus, während Subjektivierung ein grundsätzlich sozialerer Moment ist.

Speziesistische Herabsetzung: Schimpfwörter


„Sau“ und „Schwein“ werden als Schimpfwörter verwendet, weil menschlichen Mehrheiten die Nichtmenschen, die sie so benannt haben, fortwährend herabsetzen, und weil diese Tiere durch ihre intentionierte Verletzung und Tötung als uneinschränkbar vogelfrei gelten.
Antispeciest Animal Sociology

Wer ist schuld am Anthropozän?

Wer ist schuld am Anthropozän?

Es werden, so wie die vereinfachten Lösungen für Probleme historischen Ausmaßes, auch immer wieder vereinfachte Ursachen gefunden, für die Antwort darauf, wer eigentlich an allem Schuld ist:

ist es der Kapitalismus, sind es die Lobbyisten betreffender Wirtschaftszweige, sind es die Politiker, ist es letztendlich der Globalismus oder schlichtweg die allgemeine Ignoranz, und werden wiederum (…) „von oben“ zu wenig Restriktionen verhängt über eine Gesellschaft, die sich von all dem leiten lässt. Die Gesellschaft bietet einem dem zu Trotz aber immer wieder vielversprechende Allheilmittel für jegliches Desaster an. Das Mehrheitsprinzip muss funktionierende Lösungen bieten können, und die Mehrheiten nach denen gestrebt wird, sollen die sein, die nicht zuletzt lenkbaren Prinzipien folgen.

Ethische Erkenntnis ist wenig lenkbar. Wäre sie lenkbar, wäre sie manipulierbar, dann verlöre sie Wirksamkeit, Authentizität und Erkenntniskraft.

Hinter all den Gründen an denen es liegt, dass wir im Anthropozän und nicht in einem anderen Zeitalter leben, stehen immer wir selbst, in der Weise, wie wir zu den Systemen stehen aus denen dieses Zeitalter gewachsen ist. Wenden wir uns nun also den endlosen Symptomen zu oder auch vertieft der Analyse von Ursachen?

Wäre eine Lösung vielleicht eine Gesellschaft „totaler Befreiung“ von allen Herrschaftssystemen? Dabei würden wir in viel zu weiter Ferne nach den vermeintlichen Stellschrauben suchen. „Fehler im System“ kommen nicht nur in den Klassikern der Herrschaftssysteme vor. Nicht alles was sich als „frei“ deklariert, ist so progressiv wie es vorgibt zu sein.

Nun stellen wir uns z.B. einmal vor, wir hätten also endlich eine bio-vegane Landwirtschaft in dem Sinne jedoch, wie sie sich gegenwärtig tatsächlich konzipiert. Wäre dadurch gewährleistet, dass die-Nichtmenschen-unterdrückende-Spezies Mensch dem nichtmenschlichen Raum tatsächlich seine eigenen Lebensräume und Autonomie vom Menschen gewährt? Der bio-vegane Landbau schließt bislang die Fragen des Lebensraumes für Nichtmenschen (ungeachtet ihrer Spezies) aus und befasst sich mit der technisch-veganen Ernährungsdimension für Menschen. Ökosoziales Leben mit den Nichtmenschen und ihren Interessen ist kein Primärthema, ehrlich gesagt ist nichts in der Richtung dort Thema. Es geht auch dort erstmal um die Rettung unseres Systems, ohne die Systeme von Nichtmenschen mit einzubeziehen als sozialen und politischen Teilhaber. Die nichtmenschlichen Tiere, denen wir pazifistisch begegnen wollen, kommen nur vor indem sie nicht vorkommen. Sie werden gerettet, indem sie einfach nicht mehr „Teil des Problems“ sind.

Wäre die Gesellschaft weniger humanzentrisch, wenn sie eher sozialistisch, weniger bürokratisch, weniger korrupt wäre? Ist die Lösung im eigenen Denkgebäude unserer Gesellschaft zu finden? Ratlosigkeit – denn die meisten würden behaupten, es existieren gar keine Alternativen zu unseren Vorstellungen von Mehrheits- und Minderheitspositionen. Ein wirklicher Ausstieg aus dem System menschlicher Herrschaft müsste sich meiner Meinung nach an uns bislang eher unbekannten Modellen ausrichten, die wir im Zuge unserer eigenen Veränderung erst neu verstehen lernen und erlernen würden.

All das, woraus sich eine neue Kulturform entwickeln könnte, wurde über Jahrtausende akribisch unterdrückt und bewegt sich nicht an den Stellen, die informativ Systemkompatibel wären. Es ist möglich, von ökosozialen pazifistischen Gedanken anderer und alter Kulturen und „Subkulturen“ (1) zu lernen, von denen wir bislang nicht viel wissen, weil wir deren Gedankengebäude unsichtbar gemacht haben. Wir könnten lernen von Tierkulturen, deren eigene Vernünfte und eigenes Denken wir ihnen immer noch in Abrede stellen – insbesondere dadurch, dass wir sie biologistisch objektifiziert verorten.

Die Mehrheit der Leute suggeriert sich gegenseitig, man könne nur von allgemein „bewährten Konzepten“ lernen und schafft den Switch nicht, ihre wirkliche Umwelt wahrzunehmen: weder die anderer tierlicher und nichtmenschlicher Kulturen, noch die anderer menschlicher Kulturen/und „Subkulturen“. Sie wollen aber zugleich, dass die „Welt“, die nicht Teil ihres Systems ist, bestehen bleibt – und das zur weiteren Beherrschbarkeit.

‚Who is to blame for the Anthropocene … ‘

[1] Es gibt mMn auch eine chronologische Diversität; man müsste bestimmt noch weiter auf den Punkt “Subkulturen” eingehen.

Malerei: Farangis G. Yegane

Text: G. Yegane Arani

Person X kann sich nicht vorstellen vegan zu werden

Tierrechte und Biologismus gehen nicht miteinander – antispeziesistische Tiersoziologie

Person X sagt: “Ich kann mir nicht vorstellen vegan zu werden.”

Viele omnivoren Leute, denen Veganismus klarerweise ein Begriff ist, lehnen ihn aber für sich ab, weil sie die ethische Seite immer noch speziesistisch aus ihrer allgemeinen Sichtweise ausschließen. D.h. Nichtmenschen sind für sie immer noch “essbar”.

Die gegenwärtige gemeinläufige Auffassung von Veganismus führt – bislang zumindest – nicht zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem anthropozentrischen Speziesismus.

Wird die ethische Seite des Veganismus angesprochen in den Medien z.B., dann bleibt die Hinterfragung von Anthropozentrismus ein unattraktiver fremder Themengegenstand und wird nicht ernsthaft diskutiert. Die menschliche Hybris wird weiter offen kultiviert.

Und Überraschung: der Veganismus wird dann manchmal gar ein Feigenblatt eines fortgesetzten harmlosen Speziesismus, der eine “menschliche Überlegenheit” weiter denkt als empathisch die Welt rettend. Das Menschsein selbst zu hinterfragen, bleibt jedoch beständig aus.

Kurzum jede Diskussion über Veganismus muss eine Diskussion über Tierrechte sein, und jede Diskussion über Tierrechte, muss menschliche Parameter von allem, was Rechte konstituiert, neu und tierinklusiv justieren können.

@brdvegan

Wenn Antirassismus sein Ziel verfehlt

Wenn die Antirassismus-Debatte instrumentalisiert wird:

  • Um die sozial-kollektiven subtileren Formen der Ausgrenzung aufgrund ethnisch-kultureller oder weltanschaulicher Verschiedenheit zu verharmlosen.
  • Um Ausgrenzungs- und Abwertungsmechanismen, die übergreifend und grundlegend sind, unkritisiert fortsetzen zu können.
  • Um vorzugeben, man sei menschenrechtlich auf der sicheren Seite und dabei aber die weiteren Diskussionen über Problematiken zu hemmen und für die Zukunft auszuschließen.

Was dann? … Sichtbarmachung multi-ethnischer und weltanschalicher Pluralität wäre ein echter Baustein eines funktionierenden Antirassismus.

Hat das Essen von Tierkörperteilen mehr mit Glauben oder eher etwas mit ideologischem Denken zu tun?

Ist das selbstbewusste Bekenntnis zum Fleischverzehr Ausdruck eines ideologischen Speziesismus oder selbst schon ein „Glaubensakt“?

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Man könnte den Verzehr des Fleisches nichtmenschlicher Tiere als der Evolution geschuldet bezeichnen, also auf der naturwissenschaftlichen Ebene argumentieren: aber die Evolution ist etwas in-sich-selbst im wandelbaren Begriffenes.

Vielleicht reicht es, dass Götter oder ein Gott das Opfer durch den Menschen von Nichtmenschen verlangen, aber vielleicht ist der Fleischverzehr selbst schon ein Glaube, denn Glaube und Ideologie liegen doch so nah beieinander und der Speziesismus ist gewiss ein ideologischer Akt.

Warum empfinden Menschen mit nichtmenschlichen Tieren nur nach eigenem Gutdünken Empathie? Warum sieht unser Mehrheitsethikbegriff Empathie mit dem Mitmenschen vor, aber nicht mit den Mittieren?

Es gilt sich eigene Ethikbegriffe zu schaffen, die in das Puzzle authentischer ethischer Realitätsbezüge mit hineinpassen; und diese kommen – wenn wir nicht-anthropozentrisch denken – aus allen Teilen der Realität, also nicht nur von den von anderen Menschen beschriebenen Perspektiven. Auch Dinge, die wir selbst unmittelbar erleben, in unserem individuellen Realitätsbegriff innerhalb des natürlichen Raumes, bilden ebenso relevante und ethisch gültige Realitätsbezüge.

Yet another fragment by the Gruppe Messel