Wie kann ich meine menschlichen Grundrechte geltend machen zur Einforderung fundamentaler Tierrechte?

Tierrechte ABC

Wie kann ich meine menschlichen Grundrechte geltend machen zur Einforderung fundamentaler Tierrechte?

E-Reader: Gruppe Messel, Jahrgang 4, Nr. 7, 2022 > https://farangis.de/reader/e-reader_gruppe_messel_2022_7.pdf > https://d-nb.info/1270042017/34 > https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:101:1-2022101200225868900363

Tierrechte?

  1. Tierrechte auf eigene Füße stellen

Die ganzen Argumente, die gegen Tierrechte von Tierrechtsgegnern angeführt werden, bauen auf Konstrukten von Annahmen über Tiere auf, wie wir sie durch die verschiedenen (in erster Linie) naturwissenschaftlichen, philosophischen und religiösen Denktraditionen geprägt in unseren Gesellschaften und deren geschichtlichen Hintergründen vorfinden.

> Was hat zu einer Negation von Tieren, tierlichem Sein, Tierlichkeit geführt?

Wenn wir für Tierrechte argumentieren, können wir keinesfalls unerwähnt lassen, was zum einen dazu geführt hat, dass Annahmen über Tiere in der Menschheitsgeschichte kultiviert und gepflegt wurden, die Tieren jegliche Grundlagen zur Anerkennung und zum Schutz ihres Seins entzogen und verwehrt haben. Das heißt wir müssen uns das Bild, das über Tiere als Lebewesen in der Welt von Menschen generiert wurde, im Kontext mit dem Eigenbild der Menschen genau anschauen, um zu verstehen, wie die Ablehnung von Tierrechten argumentativ funktioniert und operiert.

> Menschen haben ihre Rechte formuliert, ohne die Mitwelt dabei in konstruktiver Weise einzubeziehen.

Zum anderen reicht es nicht, die Vorgehensweise in der Selbsterteilung von Rechten zu kopieren, denn der Weg zu den universellen Menschenrechten ist selbst geprägt von einer offensichtlich andauernden Geschichte der Ungerechtigkeiten und des Unrechts, und die Formulierung unserer eigenen Rechte hat sich vor einem Hintergrund gebildet, der gekennzeichnet ist durch eine ziemlich grundlegende Unkenntnis der essentiellen ethischen Zusammenhänge vom Menschsein im Kontext mit Mit- und Umwelt.

Der Mensch hat sich – vor dem Hintergrund schwerer hierarchischer Kämpfe jeglicher Form und innerer politischer Spannungen, Konflikte und Katastrophen – eine Grundlage für ein Rechtsverständnis geschaffen, das aber in Hinsicht auf die Fragen, die sich nun im Anthropozän aufwerfen, Defizite aufweist.

Weil wir unseren eigenen Konflikten erstmal entkommen mussten, so scheint es, damit wir überhaupt, mit eigenen Rechte versehen, uns auch um den Einsatz für eigene, originäre Rechte der Nichtmenschen und des nichtmenschlichen Raums einsetzten können (das heißt mithin auf ein Recht auf Schutz vor den Übergriffen seitens der Menschen und ‚der Menschheit‘ auf Tiere), sollten wir uns auch eingestehen können, wo die eigenen Rechtslagen, unsere Menschenrechte betreffend, auch an ihre eigenen Grenze stoßen, und dass wir an dieser Stelle noch um einiges nachjustieren müssen. Gerade in Sachen der Tierrechte weisen unsere Menschenrechte nämlich verschiedene besondere Defizite auf, aber dazu später.

Vor dem Hintergrund unserer Geschichte betrachtet reicht es also nicht uns als einen neutralen Blueprint für alle Fragen der Rechte und des Rechtsverständnisses zu verstehen – sondern Rechtsbegriffe, mit denen wir Nichtmenschen vor Menschen schützen, müssen grundlegend ihrer Problematik und den neuen Fragen, die sich anhand ihrer Problematiken aufwerfen, entsprechen.

Tierrechte in einer zu vereinfachten Form aufzubereiten und in der Art und Weise als große Forderung in der Raum zu stellen, beinhaltet bislang noch meist, dass Ursachen zu wenig oder garnicht adressiert werden. Die Übertragung des Themas „Grundrechte“ wird so oftmals zum ersten Stolperstein.

Tierrechtler riskieren durch eine zu vereinfachende Herangehensweise kommunikative Gräben zwischen Antispeziesismus, auf der einen, und Speziesismus und Tierobjektifizierung, auf der anderen Seite, noch zu vertiefen.

Ein Beispiel

„Zum Beispiel brauchen Tiere kein Recht auf Religionsfreiheit, aber sie brauchen ein Recht auf Leben und Freiheit, einschliesslich der körperlichen und geistigen Unversehrtheit.“ (1)

Hier haben wir einen typischen wohlwollenden Mangel an Sensibilität gegenüber den Fragen von Biologismen, die in den angeschnittenen sehr großen Themen sehr wohl eine Rolle im Bezug auf Speziesismus spielen. Es müssten Brücken geschlagen werden von humanzentrisch konnotierten Bollwerksthemen wie ‚Religion‘, zu Fragen grundsätzlicher ‚Spiritualität‘ (Geist, Denken), und dann bräuchte es wiederum interdisziplinäres Denken hin zu Fragen dessen, was „Geist“ und was auch wiederum „geistige Unversehrtheit“ mit implizieren würde. Es bleibt unerwähnt, warum wir zu einem Verständnis von körperlicher sowie geistiger Unversehrtheit in der Tierfrage noch so weit weg sind, dass wir quasi eine Forderung nach antispeziesistischen Rechtsformulierungen noch nicht einmal auskleiden mit der Beschreibung dessen, wie denn genau das Ausmaß und die Qualität des Unrechts überhaupt zu enthebeln wäre.

Die Forderung steht blauäugig im Raum: Wenn ich das Unrecht nicht benenne, wird es schwierig für uns alle eine klare Definition von Rechten, sowie auch von Grenzen menschlicher „Rechte“ in diesem Fall, einzufordern.

Alltagsspeziesismus – ein Raum ohne Tierrechte

Der „alltägliche Raum“ setzt sich als Alltagsspeziesismus zusammen, dies schlägt sich in den Schilderungen von Unrecht gegen Tiere aber wenig nieder. Selbst moralisch argumentierende Veganer meiden es Gedanken und Gefühle über Unrecht genauer auszudrücken, statt der Gegenseite nur reine Polemik entgegenzusetzen (2). Es ist ein Unterschied, ob ich Mitgefühl einfordere oder Unrecht anprangere. Unrecht anzuprangern ist auch möglich in einem Raum und Kontext, in dem legale Rechte für eine betroffenen Gruppe oder ein betroffenes Subjekt (bislang noch) fehlen.

  1. Unrecht an und gegenüber Tieren (und ihren sozialen und ökosozialen Kontexten) und tierliche Grundrechte

Kann man Tierrechte in Ableitung von Menschenrechten formulieren? (3) Das ist der allgemeine Kanon bislang. Diese Perspektive auf Tierrechte muss in der Annahme gehen, dass unser gegenwärtiges Weltbild eine ausreichend fortschrittliche Grundlage bildet, und wir nicht nochmal einen Schritt zurück treten sollten, um uns die Grundpfeiler der Identitäten (als Vorstellung, die wir uns über das ‚Wesen eines Lebewesens‘ machen) „Mensch“ und „Tier“ noch einmal neu und kritischer anzuschauen. Manche Tierbefreiungsansätze schlagen indes vor, das lästige Thema der „Rechte“ einfach ganz auszuklammern, als menschliches Konstrukt, das man nicht zwangsläufig auf Tiere anwenden müsse (4).

Was versteht man unter Tierrechten, dass sie einen doch so viel schwereren Stand haben, als Rechte ‚von Menschen für Menschen’‘?

Es gibt verschiedene Standpunkte, wie Menschen sich Tierrechte vorstellen – auf den Seiten derer, die sich für sie einsetzen, sowie auf den gegnerischen Seiten.

  • Es kommt bei Rechten nicht primär auf die partikularen Rechte in ihrer Angewandtheit an

Eine typische Frage würde so etwas lauten: „Ja, Tierrechte, was ist das denn? Versteht man darunter sowas, wie, haben Tiere so etwas wie Menschenrechte?“ Es ist natürlich bedenklich vereinfachend zu sagen, dass es bei Rechten an erster Stelle auf partikulare Rechte in ihrer Angewandtheit ankommen würde – sprich, wenn ich Rechte beispielsweise in der Fortbewegung habe, im Verkehr, im Straßenverkehr, als Fußgänger, als Fahrradfahrer oder wenn ich mein Wahlrecht habe um Parteien als Repräsentanten meiner Interessen zu wählen, dann sind dies im Prinzip partikulare Rechte, die sich ableiten von bestimmten Rechten, die wirklich fundamental sind.

  • Partikulare Rechte leiten sich von fundamentalen Rechten ab

Wenn wir über fundamentale Rechte sprechen, sind partikularistische Rechte erst mal nicht das Wichtigste. Ein Beispiel: Menschen sprechen von Artenschutz und von dem Begriff „artgerecht“. Ein Begriff, den wir in unserer Gruppe ziemlich problematisch finden, weil er die ökologische Feinheit, das ökologische Finetuning von Interaktion zwischen Lebewesen nicht umfasst, und ein stark von außen her bestimmender Begriff ist. Wir gehen an dieser Stelle nicht weiter auf die Problematik dieses Begriffes ein, aber wenn wir nun beispielsweise von Artenschutz reden, dann könnten wir sagen das dies ein partikularistisches Recht wäre, und zwar, dass bestimmte Tiere ein bestimmtes Recht auf bestimmte Lebensräume haben oder auf eine gewisse Flora, auf einem gewissen ökologischen Raum, der irgendwie geschützt sein muss, als ihr altes oder neues Habitat anerkannt werden muss, usw., usf. (Klar ist: Angrenzend sind selbstverständlich Grundrechtsfragen, nämlich, dass Tiere, die aus ihren Lebensräumen über lange oder längere Zeit herausgenommen wurde, kontextuelle und ökosoziale Rechte auf ihre neuen/alten Habitate haben müssen.)

  • Artenschutz impliziert aus Tierrechtssicht – neben Fragen der Grundrechte – in der Handhabung die Fragen partikularistischer Rechte

Die Frage, um die es aber bei Tierrechten im Wesentlichen geht, sind also die Grundrechte. Was sind und was wären diese Grundrechte und woraus leiten sich Grundrechte ab – damit sie auch wirklich dem herrschenden Unrecht entgegenwirken können?

  • Die Frage dessen, was Grundrechte sind, und worauf sie sich begründen sollten/könnten (nochmal neu deklinieren!)

Genau an der Stelle scheiden sich in Hinsicht auf Tierrechte die Geister – wie wir oben bereits konstatiert haben, und ich glaube Sinn der Sache ist auch nicht, dass wir meinen, wir müssten alle die gleiche Meinung teilen. Letztendlich teilen wir auch in Bezug auf Menschenrechte nicht immer alle die gleichen Meinungen.

  • Menschenrechte werden vermutlich nicht gemäß ihrer Ideale umgesetzt

Diese Aussage über Menschenrechte stünde im Zusammenhang mit dem oben als unzureichend beschriebenen Analogvergleich – bei dem wir davon ausgehen, dass Menschenrechte eine ideale Konstellation und Verwirklichungsmöglichkeit von Rechten, wie ein Automatismus, darstellen würden, den wir in passender und vorteilhafter Form eben als Blueprint für Tierrechte übernehmen könnten. (Wir können das nicht, ohne den Problematiken eben nicht wirklich gerecht werden zu können.)

Was könnten denn die Grundrechte im Bezug auf Tiere stattdessen im Spezifischen ausmachen?

Dazu, so glauben wir, muss man erstmal unabhängig vom Vergleich zum Menschen die Frage von Freiheitsrechten und der (Anerkennung der) Autonomiefähigkeit in den Raum stellen. Wichtig ist gerade, dass eben nicht „der Mensch“ Parameter ist (als Ideal oder Konstrukt). Das ist eine Frage der begrifflichen Perspektivwahl.

Freiheitsrechte und Autonomiefähigkeit sind Punkte in den Tierrechten, die zentral sind für die Frage der Grundrechte, weil sie das bezeichnete Gegenüber als Träger von Rechten begrifflich umschreiben, unter Berücksichtigung der Integrität der bezeichneten Subjekte.

Das heißt, das erste Grundrecht setzt voraus (beinhaltet also eine Voraussetzung), dass das Gegenüber in besonderer Weise wahrgenommen und somit ernst genommen werden muss, etc. Im Gegenzug sollten wir als Gesellschaft und als Individuen in der Lage sein uns kritisch zu fragen, warum wir Tieren Freiheitsrechte kategorisch absprechen?

  • Freiheitsrechte und Autonomiefähigkeit

Warum herrscht die Vorstellung, dass Tiere irgendwie instinktgetrieben, durch Kausalismen geleitet wären und nicht eigene komplexe Denkvorgänge haben auf ihre ganz eigene Art und Weise, eigene nicht minder komplexe und mitunter wahrscheinlich sogar komplexere Sprach- und Kommunikationskulturen, usw. usf.? Warum leiten wir alles vom menschlichen Paradigma ab, in hierarchischer und negierender Weise gegenüber der Verschiedenartigkeit tierlicher Subjekte?

Warum meinen wir, alles müsse initial nach „unseren“ (…) Begriffen erklärbar sein, wenn es um die Frage von Rechten anderer geht – ‚andere‘, durch die unsere Begriffe eigentlich eine sinnvolle Erweiterung erfahren müssten? Tiere sind faktisch gesehen solche anderen, die uns zum Nachdenken bringen sollten.

  • Die Nichtmenschen und die nichtmenschliche Mit- und Umwelt müssen nicht nach unseren Begriffen erklärbar sein, um im Sinne ihrer Rechte erkennbar zu werden

Jetzt könnte natürlich ein ziemlich banaler Einwand sein: „Nein, das sind keine ‚anderen‘, das sind halt einfach nur Tiere“. Aber an der Stelle spielt in der Tierrechtsdiskussion wieder grundsätzlich die Frage der Haltung eine Rolle. Für uns sollte eine zu beachtende Prämisse sein, dass wir es eigentlich in allen wichtigen ethischen Belangen immer wieder mit Haltungen und Haltungsfragen von Menschen zu tun haben. So kann ich die Haltung einnehmen, dass ich a priori voraussetze, dass Tiere vernunftbegabt sind, auf ihre ganz autonome und eigene Art und Weise, dass ich keine Definitionshoheit über sie besitze, dass sie aber dennoch Rechte haben, die sich eben aus ihrer Freiheitsfähigkeit und ihrer Autonomiefähigkeit ableiten lassen (beide Begriffe deuten implizit logischerweise auch darauf hin, dass ihnen genau dies in Abrede gestellt werden kann), und ich kann die Würde auch in all dem begründet sehen, indem ich ihnen dies alles eben in anerkennender Weise zugestehe.

Ich glaube, wenn wir anderen Wesen grundsätzlich alles aberkennen, was ihre Besonderheit ausmacht, dann können wir logischerweise diesen anderen Wesen auch keine grundlegende Würde als Ausdruck der Anerkennung und der ‚gutwilligen‘ Wahrnehmung ihres Daseins zusprechen. Es ist also auch eine Frage von Haltung und Perspektive.

So ist überhaupt die Idee, dass wir uns das Recht nehmen, anderen Rechte zuzugestehen oder (grundsätzlich) abzuerkennen auch lediglich begründet in Fragen meiner Haltungen, mit der ich meine ethischen Vorstellungen anderen im Guten wie im Schlechten aufoktroyiere.

  • Es besteht die Option der affirmativen Haltung in der Anerkennung der Rechte, und damit einhergehend der Würde anderer, ohne eine menschliche kollektivistische Definitionshoheit zur Untermauerung vorauszusetzen

Einen sehr schönen Ansatz hat die Philosophin Syl Ko beschrieben. Sie hat in Zusammenarbeit mit der Philologin Lindgren Johnson in einem Begleittext zu einer Ausstellung der koreanischen Künstlerin Mooni Perry vom spezies-subjektivistischen Ansatz gesprochen, der einer objektivistischen Perspektivität entgegengestellt wird. (5)

Tierrechte sind so etwas essentielles wie Menschenrechte. Sie betreffen uns alle. Wir alle stehen in irgendeiner Beziehung zu Tieren. Diese kann positiv und negativ, konstruktiv und destruktiv sein, mehr oder weniger, und es ist definitiv an der Zeit Tierrechte nicht als Sonderthema zu sehen, sondern sie gehen jeden Menschen etwas an.

Bei Tierrechten geht es letztendlich darum: wie beziehe ich mich auf die Tiere in meiner Umwelt und auf die Tiere im von Menschen in hegemonialer Weise geprägten politischen Räumen insgesamt, etc.

  1. Das eigene Recht im Kontext mit der Realisierung von Tierrechten

Ein Problem besonderer Natur ist, dass ich als Mensch effektive keine in direkter Weise wirksam zu machenden Rechte habe mich für den nichtmenschlichen Raum in unabhängiger Weise von gesellschaftlichem tierobjektifizierendem und „die-Natur“-objektifizierenden Denken und den daraus folgenden Handlungsweisen einzusetzen.

Unter Menschen ist es leichter, dass Menschen sich (typischerweise) für Menschen einsetzen. Dieser Einsatz wird allgemeinhin als vom Grundsatz her wichtig erachtet, wobei selbst hier soziologisch betrachtet allerhand Hindernisse hemmend fungieren.

Sich als Mensch aus dem Territorium des Menschseins, als „unbedingter Gemeinschaft“, im Sinne der Tiere (in neuer Betrachtungsweise) und des nichtmenschlichen Raums (wegen seiner Selbst und nicht als Ressource für „unsere“ Zukunft, etc.) einzusetzen, wird in der Regel nicht ernst genommen. Das heißt:

Ich habe als Mensch, der ich von der Gesellschaft mit gewissen Rechten ausgestattet bin, keine Möglichkeit auf die Rechte, die ich in meiner Wahrnehmung bei Tieren anerkenne (denen nach unseren Begrifflichkeiten bislang keine effektiven Rechte zugestanden wurden) zu pochen, und diese im menschlich-hegemonialen Raum einzuklagen, solange keine grundlegenden Rechte für Tiere (…) verbildlich in den menschlichen Gesellschaften formuliert und überhaupt gedacht wurden (wobei an dieser Stelle eine besondere Hinterfragung über das Thema der Negation des Tierseins und der ‚Negation von Rechten‘ seinen Platz finden könnte.) In Hinsicht auf „die Natur“ wird ein Eigeninteresse des Genus „Mensch“ als wichtigerer Dreh- und Angelpunkt gedacht als es ein Recht von Tieren auf „die Natur“ als ihrer Heimat sein dürfte.

Selbst in der Kommunikation über Tiere stoße ich auf Hindernisse, dass Gesprächspartner, Leser, Zuhörer, meinen Standpunkt nicht in wesentlicher Weise ernst nehmen müssen, denn man kann sich auf vorherrschende Übereinkünfte in der allgemeinen Haltung ‚Mensch > Tier‘ berufen, und die Relevanz der tiefergründigen Hinterfragung in Zweifel stellen, ohne sich dabei ‚speziesistische Ignoranz‘ vorwerfen lassen zu müssen, etc. Es besteht schlichtweg keine Sensibilisierung in der Gesellschaft (auch nicht in den hörbareren Mehrheiten von Minderheiten) – gleich wie diese sich gebildet hätte haben können.

Im Prinzip enden meine Menschrechte-als-Tierrechtler an der Grenze, an der ich mich als Mensch mich für Tiere einsetzte, im Sinne dessen, dass ich kein Recht habe, eine von der gesellschaftlichen Mehrheit stark abweichende Sicht auf Tiere zur Disposition zu stellen. Das Bild über Tiere, das wir besprechen, darf nicht von dem in der Gesellschaft herrschenden Bild abweichen – obgleich dieses Bild dazu führt und geführt hat, dass wir Tiere schlichtweg objektifizieren. Meine Haltung zu Tieren muss sich irgendwo im Rahmen des Spektrums bewegen, dass uns in der Gesellschaft geläufig ist als irgendeine der bekannten Haltungen zu Tieren.

Wenn ich eine freie konstruktive Herangehensweise einfordere, existiert dafür schlichtweg kein ‚freier konstruktiver‘ Raum im Gedankenvokabular zivilgesellschaftlicher Kategorien sozialer Relevanz. Unsere explizite Thematisierung einer antibiologistischen Tiersoziologie als Herangehensweise können wir also lediglich auf philosophischer Ebene beitragen. Eine soziale Wirksamkeit ist dank der festen Fremddefinitionen über den nichtmenschlichen Raum bislang nicht möglich.

Als letztes Halten wir also fest, dass meine Menschenrechte sich als Tierrechtler relativieren. Mit der Rechtslosigkeit von Tieren kippen meine Rechte als menschliches Subjekt. Die Bedingtheit von Tierrechten in ihren Zusammenhängen mit den Rechten der natürlichen Umwelt ist das weitere entscheidende Kapitel, dass aber perspektivisch genau aus dem Grund so schwer zu beschreiben ist, gerade weil das Thema „Tiere“ von Grund auf in unzureichender reduktiver Weise behandelt wird.

Es werden nicht nur Tiere selbst und die nichtmenschliche ‚natürliche‘ Welt selbst menschlich-arbiträren Willkür-Entscheidungen untergeordnet, sondern auch überhaupt die Diskussionsbasis über sie finden wir in den gängigen Diskursen inhaltlich stärkstens eingeengt vor.

  1. Mögliche Handlungsebenen

Jedoch, da Tierechte effektiv in der Form auch über die (zivil-)gesellschaftliche Ebene entzogen, und kaum, verzerrt oder auch gar nicht in Betracht gezogen werden, habe ich die Möglichkeit erstmal über die soziologische Ebene, durch Sprache und Handeln, dem kulturellen Geflecht der Negation (die wir beobachten und die wir kritisieren) entgegenzuwirken. Festzuhalten ist, dass sich der Widerstände bewusst zu sein, zum Teil der Fallanalyse werden muss.

So schlägt anscheinend in der Suche gerade danach, wie man die großen gesellschaftlichen Hindernisse umschiffen könnte, die Philosophin Lori Gruen vor, dass wir (aber) statt die Rechtslage miteinander auszukämpfen, uns auf unseren moralischen Kompass stützen sollten. So würden wir auch die Hürde von Hierarchisierungen (aufgrund bestimmter kognitiver und sensueller Fähigkeiten und der Nähe zum Menschen hin) in den populäreren, bislang diskutierten Tierrechtsansätzen in kluger Weise umgehen können:

„Wenn wir stattdessen auf das fokussieren, was wir einander und anderen Tieren schuldig sind, dann werden unsere Beziehungen zu einem zentraleren moralischen Belang.“

Und

„Darauf zu fokussieren, wie sehr andere Tiere uns ähneln, zwingt uns dazu, sie in unser, sich nach dem Menschen orientierenden Rahmenwerk einzugliedern; wir erteilen ihnen Beachtung im Punkte dessen, was wir glauben, dass sie mit uns teilen, statt wegen dem, was ihr eigenes Leben bedeutsam und wertvoll im eigenen Lichte macht.“ (6)

Wobei Gruen das Kind mit dem Bade beinahe auszuschütten scheint, indem sie, aufgrund der Konfliktpotenzials so scheint es uns, Rechte im nichtmenschlichen Bereich für redundant zu halten scheint, was unlogisch ist, da man den Schutz vor menschlichen Übergriffen, nur auf der Rechtsebene realisieren kann – genau wie bei den geschichtlich anders gewachsenen Menschenrechten, wird man Übergriffe von Menschen gegenüber Tieren und der Natur (…) nur mittels juristischer Regulierung und kollektiven Übereinkünften verhindern können.

Die Negation von Tiersein und Tierlichkeit, und die Relegation tierlicher Belange in die „Nichträume der Irrelevanz“ durch die Operationsmodi von Terminologien der Fremddefinition, die genau mein Recht unwirksam machen wenn ich über den menschlichen Rahmen hinaus Rechte thematisieren und einklagen will, sind zugleich Zeugnis dessen, dass Entrechtung in der Gesellschaft selbst ihre Wirksamkeit generiert.

Und genau an dieser Stelle kann ich somit die Gesellschaft nach dem „warum“ befragen und sollte gezielt Grenzen zu den Vorgehensweisen der „Solidaritätsstiftung“ und „Einhelligkeit“ ziehen, die das Netz an Fehlbeobachtungen und Fehlschlüssen über die Mensch-Tier-Beziehung eher noch enger knüpfen, statt es aufzulösen.

  1. https://animal-rights-switzerland.ch/themen-tierrechte/ (Zugriff: 11.10.2022)
  2. In sozialen Netzwerken ist immer wieder zu beobachten, dass Veganer moralische Vorwürfe und Forderungen kaum mit einem Diskurs koppeln, der Fragen über Unrecht aufwirft und/oder Ursachen analysiert. Stattdessen dominiert eine Rhetorik der eingeforderten oder demonstrierten Mitfühlsamkeit/Compassion als Basis, des Altruismus, des Sentientismus (mit biologistisch-reduktiver Ausdeutung, die die Verneinung von „Denken“, Sentienzdiversität, … nicht angeht), Themen aus der ‚Umweltbewegung‘ (die Tiere primär in die Rubriken Artenschutz und „Tierfabriken“ einteilen. Tiere werden zur abhandelbaren „Spezies“ ohne Faktizität eigener Geschichte und ohne eigene Geschichten, Sprache, Denken, etc.)
  3. Hierzu gehören Argumente wie das der Vergleichbarkeit mit Menschen, Abweichungen von ableistischen Kontraktualismen, Analogievergleiche zu Menschenrechtsverstößen, wie beispielsweise https://www.tierimrecht.org/de/ueber-uns/publikationen/argumentarium/tierrechte/ (Zugriff: 11.10.2022)
  4. Die Philosophin F. Schmitz führt an: „Was eine Einführung von Grundrechten für Tiere praktisch bedeuten und inwieweit sie Tiere wirklich effektiv schützen könnte, ist unklar“ in ihrem Text: Tierschutz, Tierrechte oder Tierbefreiung?, Seite 95, online einsehbar auf https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/9491/file/mrm2015_02_S87-96.pdf (Zugriff: 11.10.2022). Dem müssen wir entgegenhalten: diese Frage würde man in Sachen (universeller) Menschenrechte nicht stellen, warum tun wir dies bei Tieren?!
  5. Ich habe Syls exzellenten Text, den sie in Zusammenarbeit mit Lindgren Johnson verfasst hat, ins Deutsche übersetzt. Der Text ist auch auf unserer Seite im Englischen veröffentlicht. Beide Texte sind auch erreichbar im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek. deutsche Fassung: https://d-nb.info/1234807912/34 ; englische Originalfassung: https://d-nb.info/1234872005/34
  6. https://simorgh.de/gruen/lori_gruen_sollten_tiere_rechte_haben.pdf, die Übersetzung müssen wir noch archivieren, der englischsprachige Originaltext befindet sich auf https://www.thedodo.com/should-animals-have-rights-396292655.html (Zugriff: 11.10.2022)

Notiz: Wir können nicht einerseits Analogievergleiche tabuisieren und andererseits eine Formulierung von (Tier-)Rechten vorschlagen, die über das Vehikel der Vergleichbarkeit arbeitet, ohne dabei in beiden Fällen nicht über unser Hierarchiedenken zu stolpern, etc.

Notiz: die Mensch-Tier-Beziehung ist im Mindesten Triangulär: Als Mensch-Mensch-Tier-Beziehung oder auch Mensch-Menschen-Tier-Beziehung, darüber hinaus auch als Mensch-‚gestörtes-Verhältnis-zur-nichtmenschlichen-Welt‘-Mensch-Tier…-Beziehung. Es gibt keine neutrale „Mensch-Tier-Beziehung“ in gegebener Situation.

Angliedernd

Tierobjektifizierung / Speziesismus und seine Spezifika, https://farangis.de/reader/e-reader_gruppe_messel_2022_6.pdf

Tierrechte: zentrale Begriffe und Begriffserweiterungen, https://farangis.de/reader/e-reader_gruppe_messel_2021_2.pdf

Fokus Menschenrechte im Verhältnis zu Tierrechten:

Tierrechte und antibiologistische Tiersoziologie: Der Tierrechtsdiskurs kann nicht weniger komplex geführt werden, als Diskurse über Menschenrechte, https://simorgh.de/about/tierrechte-und-tierrechte/

Gruppe Messel Reader https://simorgh.de/about/gruppe-messel-reader/

Die Identitäten „Mensch“ und „Tier“ > https://www.simorgh.de/objects/what-is-an-animal/ > dieser Text auf Deutsch: Mensch-Maschine? Tiervernunft!, S.7 > https://farangis.de/reader/e-reader_gruppe_messel_2021_7.pdf

Zum Thema Verschiedenartigkeit von Tierlichkeit > https://farangis.de/tas/tschoerdy_azadeh_und_saline_2022_3.pdf, S.3


Repost of > https://tierrechtsethik.de/einfach-tierrechte/

Dressurreiten und sog. klassisches Reiten sind mit Tierrechten unvereinbar

Skythen mit Pferden unter einem Baum. Goldene Gürtelplakette. Sibirien, 4.-3. Jahrhundert v. Chr. © Staatliches Eremitage-Museum, St. Petersburg, 2017. Foto: V. Terebenin > https://www.britishmuseum.org/blog/introducing-scythians [15.01.2024]

Warum Reitsportarten und der Reitsport allgemein nicht mit Tierrechten zu vereinbaren sind. Folgebeitrag zu: Ist reiten vegan > https://simorgh.de/about/ist-reiten-vegan/?

Wenn Sie sich für tiermythologisch- und in dem Zusammenhang ziersoziologische Inhalte interessieren:

Tiersoziologie und Literatur > https://simorgh.de/about/houser-erzaehlliteratur-ist-aktivismus/ , bezugnehmend auf Tolstoi > und Dostojewski > Animal Portrayals in Literature: The Mare and Raskolnikov’s dream > https://simorgh.de/niceswine/the-mare-and-raskolnikov ; siehe auch > Animal Portrayals: in History and Literature, Pit Pony and from Germinal by Émile Zola, Chapter 5: The Horses Trompette and Bataille – die Pferde in Zolas Germinal > https://www.simorgh.de/objects/pit-pony-trompette-and-bataille/ ; allgemein ist aus der klassischen Literatur auch Aitmatow (Kirgisien) für die wertschätzende sensible Auseinandersetzung mit der sozialen Beziehung zwischen Menschen und Pferden bekannt. Auch in der persischen Mythologie trägt die Beziehung des Erkenntnishelden Rostam mit seinem treuen Pferd Rashn eine besondere und höchst mythologische Bedeutung im Schahnahmeh. Ich glaube man muss nicht erklären, in welcher Korrelation eine konstruktive und positive soziale Bezugnahme zur einer destruktiv-herabwürdigenden In-Bezugsetzung in diesen Kontexten steht.

Allgemein für den Tierrechtsdiskurs:

Und auf welche Weise würdigen Sie die Pferde herab?

Thema: Reitsport, Dressur. Nicht vereinbar mit Tierrechten.

Da es längst überfällig ist im Rahmen unseres Beitrag zu > Veganismus, Antispeziesismus und Reiten > wegen der allgemeinen Situation der Pferde und ihrer Art der Betroffenheit durch Speziesismen zu schreiben, werde ich hier eine Quellen [und in Zukunft vermutlich weitere Quellen] zitieren, sie sich mit dem Thema Dressurreiten genauer auseinandergesetzt haben.

Ich beginne mit einem Artikel der Journalistin  https://twitter.com/SarahNEmerson, welcher natürlich auch weiterführende Links enthält > https://www.vice.com/en/article/mg75jx/why-is-dressage-still-an-olympic-sport-equestrian [Zugriff 15.01.24].

Da sich an der Situation bislang eigentlich garnichts verändert, weil die reitende Lobby solch eine wirklich erschreckend dominante Haltung einnimmt  gegenüber Pferden und Tierrechten – die man entweder nicht versteht, verstehen will oder einfach unumwunden ablehnt, da man sich als Tierversteher aufführen möchte – können wir uns hier auch getrost mit einem Artikel aus dem Jahr 2016 befassen, als weiterhin aktuell beiträglich für die kritische Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex.

Für wirkliche Pferdefreunde und andere echte Antispeziesisten hört das Thema auch nicht auf mit ganz weit oben auf der Liste der zu adressierenden tierobjektifizierenden Problematiken in unserer Gesellschaft zu stehen.

Sarah N. Emerson: Warum ist Dressur immer noch ein olympischer Sport? Ist “Pferdeballett” cool oder grausam?

“Why Is This Still a Thing” ist eine Kolumne [in dieser Kolumne erschien der Artikel], die sich mit anachronistischer, scheinbar überholter Technologie beschäftigt, die uns allseitig umgibt.

Es gibt Sportarten, bei denen man den menschlichen Körper und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten bewundern kann – Tauchen, Turnen oder der 400-Meter-Lauf. Und dann ist da noch die Dressur, auch bekannt als “Pferdeballett” (engl. horse ballet). Warum gibt das Dressurreiten überhaupt noch? Die Dressur ist wahrscheinlich die schlimmste olympische Sportart, und sie ist eindeutig auch grausam.

Keine andere Veranstaltung macht mich so wütend wie die Dressur. Das Internationale Olympische Komitee beschreibt sie als “die Essenz der Partnerschaft, wenn Reiter mit hochtrainierten Pferden konkurrieren und zusammen eins werden”. Aber wenn man bedenkt, welche Vorwürfe der Tierquälerei diesem Sport gegenüber bestehen ( https://www.theguardian.com/uk/2010/jan/03/olympics-row-over-horse-cruelty ), sollte die Beschreibung vielleicht eher in “das Brechen des Instinkts und des Körpers eines Pferdes, zumeist durch tyrannische Trainingstechniken” geändert werden.

Die Dressur ist ein Artefakt der mittelalterlichen Kriegsführung, als Pferde in die Schlacht geritten wurden, und wird heute hauptsächlich von den Reichen gepflegt. Dieser manchmal auch als “klassisches Reiten” bezeichnete Reitstil zeichnet sich dadurch aus, dass Pferd und Reiter vorchoreografierte Bewegungen ausführen, die auf gruselige Weise an eine Kindertanzaufführung erinnern. Die Teilnehmer werden auf einer Skala von eins bis zehn nach Kriterien wie Rhythmus, Entspannung, Geradlinigkeit und Antrieb, Dynamik bewertet.

Doch was die Zuschauer hinter den perfekt geflochtenen Mähnen und makellosen Reithosen nicht sehen, ist eine Subkultur der körperlichen und seelischen Misshandlung. In extremen Fällen wurden Ausbilder dabei beobachtet, wie sie ihre Pferde mit Peitschen und Stöcken zur Unterwerfung zwangen. Tierschutzbeauftragte, die 2002 von British Dressage ernannt wurden, wurden Zeuge, wie Reiter ihre Pferde in der Arena bestraften, indem sie gewaltsam an den Zügeln zogen, ohne einen Verweis zu befürchten. Andere haben gesehen, wie frustrierte Reiter ihre Pferde mit Sporen bis zum Bluten traktierten.

Im Jahr 2012 protestierten zahlreiche Menschen gegen die Olympischen Sommerspiele in London, nachdem ein YouTube-Video gezeigt hatte, wie der schwedische Jockey Patrik Kittel die “Rollkur”-Technik anwandte – eine umstrittene Praxis, bei der die Pferde dazu gebracht werden, ihren Hals in Richtung Brust zu biegen – während der Reiter auf seinem Pferd sitzt.

Selbst wenn der Missbrauch nicht absichtlich erfolgt, wie viele Leistungssportler bestätigen wollen, fordert dennoch der Stress des harten Trainings seinen Tribut.

Hinzu kommt, dass der Reitsport als Elitesport wahrgenommen wird. […] Schauen Sie sich die Menschenmenge bei jeder Pferdesportveranstaltung an, und Sie sehen die Gesichter von Milliardären, Blaublütlern und einer soliden Repräsentation des einen Prozents sehen. (Nebenbei bemerkt: Ich habe versucht, Zahlen über Vielfalt im Dressursport zu finden, bin aber nur auf diesen einen kurzen Erguss über die Bedeutung der Diversity im Reitsport gestoßen).

Tausende von Ihnen werden diese Woche wieder die Reitsportveranstaltungen verfolgen und hoffen, die magische Einheit von Pferd und Mensch bewundern zu dürfen. Seit Jahrhunderten symbolisieren Pferde eine einzigartige Art der Freiheit und der  ungebändigten Schönheit, die in einigen Kulturen sogar als göttlich betrachtet wird.

Aber anstatt die naturgegebene Majestät der PFerde zu betrachten, werden Sie das Ergebnis eines gebrochenen Geistes sehen können. Genießen Sie also das “horse ballet”, aber wenn Sie sich danach etwas schlecht fühlen, dann wissen Sie warum.

Berichtigung: In einer früheren Version dieses Artikels wurden Tennessee Walking Horses, eine ‘Gangpferderasse’, die manchmal in der Dressur eingesetzt wird, mit Dressurpferden verwechselt, und ein Video über Missbrauch von Pferden wurde fälschlicherweise dem Dressursport zugeordnet. Dieser Fehler wurde korrigiert, um einer  genauen Berichterstattung über Grausamkeiten im Dressursport Rechnung zu tragen.

Quelle: Sarah N. Emerson für das Vice-Magazin > August 11, 2016 > https://www.vice.com/en/article/mg75jx/why-is-dressage-still-an-olympic-sport-equestrian [Zugriff 15.01.24]

Übersetzung: Gruppe Messel

rev. 22.01.24

 

Und es geht weiter

Und es geht weiter …

Veganismus ist keine Ernährungsweise / Diät > weil Veganismus einen Baustein einer politischen Haltung zum Leben manifestiert, die Tierrechte gleichermaßen ins ethische Mittelfeld rückt wie Menschenrechte und idealer- und vernünftigerweise auch Erdrechte.

Und in diesem Zusammenhang kann man dann auch sagen:

Tierrechte sind für Tierfreunde nicht ausschließlich durch eine praktische Lebensweise ausdrückbar, umsetzbar, berücksichtigbar, sondern finden vor allem auf der allgemein kulturellen, sozial-/soziologischen und all den Ebenen statt, die überhaupt erst die Haltung vermitteln und am Leben halten, dass Tiere objektifizierbar wären.

Die Gegnerschaft muss an allen Stellen stattfinden, die das System, das tierverachtende System also, am Leben hält.

Veganism is not a diet > because veganism manifests a building block of a political attitude to life that places animal rights equally in the ethical middle ground with human rights and, ideally and reasonably, earth rights.

And in this context one can then also say:

For animal friends / animal allies, animal rights are not exclusively expressible, realisable, considerable through a practical way of life, but take place above all on the generally cultural, social/sociological and all those levels that convey and keep alive the attitude that animals are objectifiable in the first place.

The opposition must take place at all points that keep the system, the animal-derogative system, alive.

El veganismo no es una dieta > porque el veganismo manifiesta un bloque de construcción de una actitud política ante la vida que sitúa los derechos de los animales igualmente en el término medio ético con los derechos humanos e, ideal y razonablemente, los derechos de la tierra.

Y en este contexto también se puede decir:

Para los amigos de los animales /aliados de los animales, los derechos de los animales no son exclusivamente expresables, realizables, considerables a través de una forma de vida práctica, sino que tienen lugar sobre todo en los niveles generalmente culturales, sociales/sociológicos y todos aquellos que transmiten y mantienen viva la actitud de que los animales son objetivables en primer lugar.

La oposición debe tener lugar en todos los puntos que mantienen vivo el sistema, el sistema derogativo-animal.

Textlyrik im Tierrechtsarchiv: Anarchopunk (2)

Wir tragen gerade unsere Textsammlung zum Thema Tierrechte, Tierrechtsbewegung und Musik (Punk, Hardcore) zusammen für das Gruppe Messel Tierrechtsarchiv. Im Zuge dessen listen wir hier noch einige Titel. Beiträge in dieser Kategorie soweit: https://simorgh.de/about/category/tierrechtsarchiv-politsche-musikschaffende/

Punk anthems / Punk Hymnen > Exit-Stance: The Voiceless now have a Voice > https://www.youtube.com/watch?v=ZC9c_ltYUSI > 1985 auf: While Backs are Turned > https://www.discogs.com/release/1188416-Exit-Stance-While-Backs-Are-Turned > und bei Mortarhate Records 1998 auf: This is the A.L.F > https://www.discogs.com/release/1932006-Various-This-Is-The-ALF #anarchopunk #tierrechte #tierrechtsarchiv #online #tierrechte #archiv

Übersetzung des Liedtexts:

Die Stimmlosen [wohl in dem Sinne des: “die man nicht hört”] haben jetzt eine Stimme (Teil 1)

Ein Fuchs oder ein Nerz-Mantel nach Maß
Verleiht den Mördern, die zum Vergnügen jagen, Glaubwürdigkeit
Eine Wesen, zu Toden verängstigt
Gequält und dann gefangen
Abgeschlachtet von stumpfsinnigen Ärschen, die das Ganze einen verdammten Sport nennen

Die ‘Stimmlosen’ haben jetzt eine Stimme [werden jetzt gehört] [x4]

Schönheit liegt im Auge des Betrachters
Oder eher in den Augen eines Kaninchens
Geblendet von Kosmetik, geblendet vom Profit
Geblendet von der Eitelkeit, geblendet von der Wissenschaft
Haben wir das Recht, solche Folter zu begehen

Befreiung statt Experimentation [x4]

The Voiceless Now Have A Voice (Pt. 1)

A fox or a minx coat made to measure
Gives credence to the murderers who hunt for pleasure
A creature scared shitless
Tormented then caught
Slaughtered by mindless cunts who call it fucking sport

The voiceless now have a voice [x4]

Beauty is in the eye of the beholder
Or more usually in the eyes of a rabbit
Blinded by cosmetics, blinded by profit
Blinded by vanity, blinded by science
Have we the right to inflict such torture

Liberation not experimentation [x4]

 

 

Textlyrik im Tierrechtsarchiv: Anarchopunk (1)

Wir tragen gerade unsere Textsammlung zum Thema Tierrechte, Tierrechtsbewegung und Musik (Punk, Hardcore) zusammen für das Gruppe Messel Tierrechtsarchiv. Im Zuge dessen listen wir hier noch einige Titel. Beiträge in dieser Kategorie soweit: https://simorgh.de/about/category/tierrechtsarchiv-politsche-musikschaffende/

Punk anthems / Punk Hymnen > Tough Shit Mickey > https://www.youtube.com/watch?v=zzU5qfBG9e8 > mortarhate records https://www.mortarhatesales.com/product/increase-the-pressure-cd-mort6 > https://www.discogs.com/label/33215-Mortarhate-Records #anarchopunk #tierrechte #tierrechtsarchiv #online #tierrechte #archiv

Übersetzung des Liedtexts:

Tough Shit Mickey / So ein Pech, Mickey!

Mutter Natur lächelt und läutet einen neuen Tag ein
Die meisten Menschen auf der Erde schlafen gemütlich und warm
Draußen auf den Feldern und Weiden ist es auch ein neuer Tag
Einer ohne den Krieg und Hass, den ich und du kennst
Ein Schrei stört die Ruhe; die Katze hat gerade eine Maus getötet
sagt die Mutter mit Gefühl, während sie aus dem Haus schaut
Es ist Frühstückszeit, die Uhr schlägt neun, Schinken, Speck, ein Ei oder zwei?
Wie schade um die Maus, was gibt’s heute Abend zum Tee, Lammeintopf?

Nun, es gibt viel zu tun, die Familie teilt sich auf.
Der Vater arbeitet, um den Unterhalt zu verdienen, er ist Metzger und wird gut bezahlt.
Die Töchter gehen zur Reitschule, die Mutter wäscht den Mist ab.
Ein Sohn spielt mit Soldaten, der andere ärgert die Katze
Draußen auf den Feldern spielt sich eine andere Geschichte ab
Füchse kauern mit ihren Jungen, um den Menschen zu entkommen
Kaninchen laufen um ihr Leben, Rehe gehen hinter den Bäumen in Deckung
Die Mutter seufzt ungläubig, dann bereitet sie das Fleisch zu

Denkt darüber nach, was ihr tut. Das System ist darauf ausgerichtet, alles zu ruinieren
Das Leben, nicht den Profit. Wir müssen das verdammt nochmal stoppen

Denn schon bald wird es kein Leben mehr geben
Nicht eine Kreatur auf dem Land oder im Meer, ein Vogel am Himmel
Sie werden erschossen, harpuniert, gegessen und zur Vernichtung gejagt
Ausgelöscht von den schlauen Menschen, die stets beweisen, dass es so etwas
wie eine gerechte Welt mit Leben und ein leben lassen nicht gibt

Die königliche Familie geht auf die Jagd, was für ein Beispiel für das Volk
Das Volk, das sie führen, und zu diesem gehöre ich nicht
Ich habe genug Schmerz und Folter derer gesehen, die keine Stimme haben

Also werde ich für sie in einem Rundumschlag sprechen
Und wenn jemand versucht mich seiner Gerte zu schlagen, dann schlage ich verdammt nochmal zurück
Denn ich habe genug von diesem Wahnsinn, in diesen Höllentheatern
Genug davon, dass sie die Füchse ihn der Jagd erlegen
Von Robbenbabys, die geknüppelt werden, während man ihre Mütter zerstückelt

Sie befriedigen ihre Gier und ihr Reichtum ist auf Blut gebaut
Ihr Schlachthaus spukt in den Hinterköpfen
Es ist die Gaskammer des Farmlebens, das Ende der Fahnenstange

Es ist eine Schande um diese Maus!

Mother Nature smiles and cracks a new days dawn
Most people on the earth are sleeping comfortably and warm
Out in the fields and pastures, it’s another new day too
One without the war and hatred that is known by me and you
A shriek disturbs the peacefulness; the cat’s just killed a mouse
The mother says with feeling as she looks out from the house
It’s breakfast time, the clock strikes nine, ham, bacon, one egg or two?
What a shame about that mouse, what’s for tea tonight, lamb stew?

Well, there’s things to do, so the family divides in separate ways
Father works to earn the keep, he’s a butcher and well paid
The daughters go to riding school mother washes up the crap
One son plays with soldiers; the other aggravates the cat
Back out in the fields, a different story’s taking place
Foxes cower with their cubs to escape the human race
Rabbits run for life, deer take cover in the trees
The mother sighs with disbelief, then prepares the meat

Think what you’re doing the systems set to ruin
The life not the profit we’ve got to fucking stop it

Because before too long there will nothing left alive
Not a creature on the land or sea, a bird in the sky
They’ll be shot, harpooned, eaten and hunted too much
Vivisected by the clever men who prove that there’s no such
Thing as a fair world with live and let live
The royal family go hunting what an example to give
To the people they lead and that don’t include me
I’ve seen enough pain and torture of those who can’t speak
So I’m gonna speak for them in an all out attack
And if someone tries to whip me, then I will fucking whip them back
Because I have had enough of this madness in those theatres of hell
Enough of them hounding the fox to the kill
Of baby seals being clubbed, their mothers cut up
They satisfy their greed, their wealth’s built on blood
Of their slaughterhouse haunting the back of the mind
The gas chamber of the farm life, the end of the line

It’s a shame about that mouse!

Tierrechte, Spezies-Subjektivismus, Protest

Wenn Ihr die ökologische Bilanz menschlicher Zerstörung mitverbucht bei der nackten Existenz von Tierkörpern, indem Ihr aufrechnet, wieviel ökologische Schäden durch Tierkörper entstehen, dann macht Ihr Tierkörper verantwortlich für menschliches Handeln.

Weshalb sprecht Ihr nicht von Ungerechtigkeit, die diesen Tierkörpern widerfährt? Meint Ihr ökologische Zerstörung hätte nichts mit einer menschlich-destruktiven Haltung gegen nichtmenschliche Räume zu tun? Ihr sprecht zumindest nicht von Unrecht gegen nichtmenschliche Tiere.

Ethik ohne (Tier-)Rechte ist eine Farce.

Antibiologistische Tiersoziologie, Gruppe Messel

Tierrechte, Spezies-Subjektivismus, Protest

Repost des Eintrags vom 25.07.2021 aus fortlaufend gegebenem Anlass: Das Headquarter der Gruppe Messel zieht zur Zeit sehr aufwändig um – mit 200 Quadratmetern an Kunst- und Buchbeständen – daher die längere Pause hier. Die Pause ergibt sich aber auch deswegen, weil wir gegenwärtig beobachten, wie tief die Mehrheit von ‚fellow activists‘ in der deutschsprachigen Tierrechts- und/oder Tierbefreiungsszene noch ihre mentale Grube völliger Agrarfokussiertheit graben wollen, in denen alles Platz finden soll, was Tierlichkeit von sog. Farm-Tieren anbetrifft, statt anstelle dessen Räume ökosozialer Schnittmengen zu erkennen, zu benennen und somit darauf deutlich hinzuweisen. Wer sich in Richtung ‚artgerechter Ansätze‘ einengt in seiner Betrachtung von tierlichen Interessensbereichen, der erkennt keine ökosoziale Komplexität an, sekundarisiert die politische Relevanz dessen, dass tierliche Diversität mehr als Artenschutz ist, und dass tierliche Diversität eher Tierkulturen statt Tierspezies bedeutet. Wer sog. Farmtiere immernoch in ihren Interessen beschreibt, als hätte er/sie gerade einen Zoologie-Kurs bei Konrad Lorenz oder Professor Grzimek besucht, der sollte vielleicht nochmal überlegen, ob es sich nicht lohnt als Tierverteidiger*in auch mal seine eigene Thinking-Cap aufzusetzen und weniger chauvinistische und spezies-objektifizierende Haltungen gegenüber tierlichen Individuen und Gruppen einzunehmen.

Wessen Rechte sollen eigentlich so unwesentlich sein, dass man auf sie grundsätzlich verzichten könne?

Es gibt meines Empfindens nach viel an geistiger Sterilität unter Kulturschaffenden. Im gleichen Maße gibt es daneben auch eine Menge an geistig relativ sterilen politischen Graswurzel-Aktivist*innen. Hier eine wohlgemeine Kritik an solchen in der Tierrechteszene im deutschsprachigen Raum.

Mich wundert die aktivistische vereinfachende Gebetsmühle an der festgehalten wird, dass

a.) Umweltschutz plus Tiere die Gleichung nach einer Forderung einer sog. Argarwende ergeben müsste. Hier findet eine Verschiebung von Tieren und ihren Geschichten auf Orte statt, in die Tiere gezwungen wurden. Tiere haben nur gezwungenermaßen etwas mit dem Thema Agrar zu tun. Zudem: Eine vegane ‚Agrarwende‘ hat erstmal nichts mit der Schaffung neuer Lebensräume für Tiere zu tun und auch nicht mit der Adressierung von Tier-Objektifizierung in der Menschheitsgeschichte, die aber der unbedingten Adressierung bedarf, um so Systeme, die industrialisierten Mord überhaupt am laufen halten, logisch, ethisch zu dekonstruieren.

Etwas zu ändern an der Situation der zahllosen Tier-Individuen, die gezwungen sind in Menschengemachten agrarindustriellen oder sonstigen Agrareinrichtungen geboren zu werden, zu leben und zu sterben, ist ein tierinklusiver soziologischer Prozess und keiner, der die Thematik pflanzlicher Anbaustätten zum Primärnutzen für Menschen anbetrifft. Themen können nicht allesamt in einem simplen Aufwasch gelöst werden. Weder das der Situationen, die Tiere betreffen, noch menschliche Verhaltensweisen in ökologischer Hinsicht im Anthropozän. Ernährung, Fragen, die die Flora betreffen und dann wiederum wirtschaftliche Monopole, politische und gesellschaftliche Dis-/Funktionsweisen … das alles ist nicht einfach so als „Wust“ anzupacken, am Ende derer, die dadurch am existenziellsten Betroffen sind – und dann noch indem man das Thema Unrecht im Bezug auf diese Betroffenen ausklammert.

und

b.) dass Ethik ein von Rechten entkoppeltes Paralleluniversum sei – wie so einige Leute in der deutschsprachigen Tierbefreiungsszene argumentieren.

diesen Leuten, denen das eine oder das andere Argument bekannt ist, möchte ich folgende Punkte zu bedenken geben:

Nicht allein der industrialisierte Tiermord ist Tiermord …

  1. Ethik und Rechte sind voneinander nicht trennbar. Denkt mal an Eure eigenen Rechte und die Ethik, die Ihr für Euch in Anspruch nehmt. Stellt Euch mal vor wir hätten ethische Ansprüche und stellten Forderungen aufgrund ethischer Leitsätze, auf die wir uns geeinigt haben, aus denen dann aber keine rechtlichen Konsequenzen sich herleiten und entwachsen würden. Wir fändet Ihr das für Euch? Nebenbei: Rechte sind etwas Grundsätzliches, wodurch die Integrität eines Wesens als Ende in sich selbst anerkannt wird, generell gewisse Eigenschaften anerkannt werden müssen, um so dem Wesen einen legitimen Schutz gewährleisten zu können – vor menschlichen dritten Interessen, die die Integrität des Wesens nicht grundlegend berücksichtigen wollen im Interesse des durch die Rechte geschützten und der sich so über die Speziesgemeinschaft hinweg konstituierenden sozialen Gemeinschaft. Bei der Diskussion über Rechte abzulenken mit Partikularismen wie irgendwelche spezifischen Rechtspraktiken – wie Verkehrs- oder Wahlrechte, etc. und dann zu behaupten, das seien doch „Rechte“, die ja Tiere nicht haben könnten – geht dem Ursprung und den Fundamentalfragen von dem was ein Recht überhaupt konstituiert, nicht auf den Grund.
  2. Wenn Ihr implizit sagt: der Mord beim Biobauern oder der Hausschlachtung ist weniger relevant, dann zählt für Euch nicht das einzelne Leben und die Würde des einzelnen Wesens, Ihr vermittelt, dass Gewalt ein Problem der Quantität wäre. Wenn es Euch aber mehr um die Folgen der kapitalistischen (globalen) Märkte auf die Ökologie geht und ihr meint, dass Tiermord vornehmlich ein Problem ist, dass in der Quantität an Relevanz gewinnt, dann möchte ich fragen, was ihr eigentlich meint wie das ganze Problem überhaupt erst begonnen hat und warum Euch die Geschichte so wenig interessiert? Ich hätte da allerdings auch noch etliche andere Fragen.
  3. Und: Wenn Ihr die ökologische Bilanz menschlicher Zerstörung mitverbucht bei der nackten Existenz von Tierkörpern, indem ihr aufrechnet wieviel ökologische Schäden durch Tierkörper entstehen, dann macht Ihr Tierkörper verantwortlich für menschliches Handeln.

Ohne Rechte ist Ethik eine Farce. Weder in Sachen natürlicher Mitwelt noch im Bezug auf tierliche Subjekte sprecht Ihr von einer Ethik, die faktische und direkte Rechte konstituieren können muss. Aber wenn es um Eure eigenen Interessen geht – und diese können natürlich auch die Mitwelt berühren – dann wisst Ihr wie Ihr Rechte als Eure Domäne schützen wollt. Als menschlicher Schutz vor dem Menschen und Garant zur Durchsetzung kollektiver menschlicher ‚speziessegmentgebundener‘ Eigeninteressen. Das Kastensystem zwischen Mensch – Tier – und natürlicher Mitwelt, begründet auf einem „Recht“ und einer „Würde“, die mit Ausschließlichkeitsansprüchen operieren.

Rev. 26.08.2022

Versuche in Spezies-subjektiver / Spezies-subjektivistischer Dichtung

Offenkundig fällt der kritischen Beobachtenden auf, dass gerade, wenn Leute sich selbst auf kleinster Ebene subjektiv beschreiben, wie in Gedichten, Nichtmenschen ganz besonders als ‚aus objektifizierender Perspektive wahrnehmbar‘ angenommen werden. Ich möchte hier ein „ich“ und ein „du“ und ein „wir“ beschreiben, dass Menschen und Nichtmenschen auf anderer Ebene betrachtet.

***

Wir sind

Als erstes muss ich mich demontieren, nicht vor Euch, nicht vor Dir, aber von dem kollektiven Menschen – er lässt kein ganzes Ich zu, das außerhalb von ihm ist.

Sie sagen also Du seist nur ein Nebenschauplatz. Du seist schön, hässlich, ganz, Opfer, aber Dein Du gäbe es nicht.

Sie sprechen Dich nicht als Du an, außer sie übertreten Deine Grenzen.

Was für Ein Du bin ich dann für solche Exkludierenden – wo Du aber mein Du bist? Ich bin ein Du mit Dir.

Dir, der bei dem Kollektivmenschen wie er jetzt ist, nur das Du ist, dessen Grenzen übertreten werden.

***

Unsere Liebe zu Erkenntnissen

Es muss deutlich werden. Deren „wir“ muss nicht Eures sein.

Mir ist das klar und ich mache es deutlich.

Es gibt menschliche „du‘s“ die immer um ein Zentrum kreisen, das ein Bündel „Mensch“ einpackt.

Es gibt menschliche „du’s“ die mit ihrem Intellekt Dein und Mein „du“ in unserer Liebe zu Erkenntnissen nicht wahrnehmen.

Sollte ich ein Du mitansprechen in meinem Gedicht, dass jemanden einbezieht der ein Du plus Liebe in die Ecke von Sexualisiertheit packt? Warum sollte der Mensch mein allgemeines Du sein hier, auf das ich intimsten Bezug nehmen darf, ohne dass das ein Problem wäre? Warum meint der „gebündelte Mensch“ zwischen uns gäbe es kein poetisches Du? Zu Gott darf es das geben. Zu Dir nicht, meinen sie. Warum sollte unser per Du immer gleich okkupiert werden durch fremddefinitorische Deutende. Wir sind in keiner dieser Gemeinschaften einzugemeinden.

Wir sind gemeinsam und wir sprechen die Sprache, die jenseits von allem stehen kann. Und dies ist unser Banner im allgemeinen Raum.

***

Liebesgedicht

Schöne Worte sind nur für wen? Schöne Worte, die nichts sagen außer, dass da noch einer ist, der Euch verneint. Ein schönes Wort, das für mich Gift ist, wenn nicht bedeutungslos, weil Du darin nicht vorkommen darfst.

Wir sitzen hier zu dritt. Dort der Jäger oder die Jägerin, dort Du, der Xar-Gush (Hase) und hier ich. Wir befinden uns nicht in einer Fabel. Spreche ich zur Jägerin über Dich? Das ist schwer, denn sie negiert Dich. Ich schaue, ob Dein Ohrenspiel und Deine Gestik mir zeigen, ob wir vielleicht diesen Raum lieber verlassen sollten. Mich will die Jägerin physisch nicht jagen, aber sie macht unser Leben draußen kaputt. Wir wollen mit ihr also auch nicht diesen „geschützten Dreier-Raum“ hier drinnen teilen. Wir gehen raus. Zusammen.

***

Zeichenlexika

Der „abwesende Referent“ ist niemals abwesend. Sprache und Zeichen sind überall und universell. Es gibt keine Barriere ist den Codizes und den Hauchen … manche Menschenwesen nummerieren diese. Wir tun das nicht. Du tust es nicht, ich nicht. Dennoch wirst Du und werde ich mitgezählt. Wir zählen anders.

Manche Menschenwesen erleben die Börsen als Ersatznatur. Wir sehen den Wert in der Substanz von Leid, das Denken ist und Materie, die Sein ist, das wir teilen, Und das ist unsere Liebe. Und nicht die zu Euren Phantomen.

***

Steinliebe

Ich verehre Dich, weil ihr Euch ehrt und weil Du und Du ihr achtsam und zugewendet seid. Ich könnte Euch nicht verehren, wenn unsere Verehrung nicht im Großen voller Achtsamkeitswarnungen wäre. Dort fangen Liebes-Geheimnisse an.

***

Kriege

Ich spreche zu Dir und wir beide sprechen verschiedene Sprachen. Wie Musik. Mit Schnittmengen, mit losen Enden, wir binden sie zusammen. Ich spreche mit Dir damit wir uns beschwören können, unsere Zauberei machen können, unsere gemeinschaftlichen Gesänge und Feste. Du singst in Deiner Sprache, ich in meiner.

Da hört uns jemand zu, der meine Sprache spricht. Er bindet mich ein, sagt, war plapperst Du da. Ich spreche seine Sprache, aber spreche zu Dir, nicht zu ihm.

Höre, der du meine Sprache sprichst. Wir sprechen alle verschiedene Sprachen! Da bist nicht nur Du und ich!

Wir aber gehen und wir wenden uns im Geiste ab. Lass ihm seinen Bannkreis. Daran erkennen wir ihn.

Wir zelebrieren, tod oder lebendig, ohne diese anderen.

***

Ideen

Da hocke ich nun in dem Club von „Homo genius“, umgeben, von einem Wissenschaftsgemäuer auf Logiken und Thesen bauend.

Ich bin immernoch verneinbar. Ich teile auch deren Träume nicht. Ich will sie gar nicht teilen. Deren Logik teile ich nicht.

Wir denken an Blätter, an lange Geschichten, an die Freunde, die Tiefseefische.

Schon wird gemeldet, dass das artenfremde demonstrativ hinausgeangelt wird.

Man macht das alles einfach.

So regiert man.

 

 

Liste TH und TOS, Punkt 05: Religiöse Tierobjektifizierung


Religiöse Tierobjektifizierung >
Geht davon aus, dass menschliche Spiritualität eine Basis dafür bildet, tierliche Verschiedenartigkeit, Pluralität und Multiplizität zu entwerten.
Punkt 5; Liste über Formen des Tierhasses und verschiedener tierobjektifizierender Spezifika.
Antibiologistische Tiersoziologie, Gruppe Messel

Liste TH und TOS, Punkt 07: Die tierobjektifizierende Ideologie der Jagd

Die tierobjektifizierende Ideologie der Jagd  >

Die Herrschaft und Dominanz über „die Wildnis“ postulierend, durch völlige Lebensraumkontrolle; das erste Erscheinen des Erklärens von Nichtmenschen zu menschlicher Nahrung – als eine angenommene relative Gleichheit mit Raubtieren.

Punkt 7; Liste über Formen des Tierhasses und verschiedener tierobjektifizierender Spezifika.

Antibiologistische Tiersoziologie, Gruppe Messel

Liste TH und TOS, Punkt 06: Tierobjektifizierung und Spektakel


Tierobjektifizierung und Spektakel >
Die Zurschaustellung einer tierobjektifizierenden Handlung in der verletzt oder getötet wird, um Betrachter zu desensibilisieren – als Lektion ‚menschlicher Macht‘.
Punkt 6; Liste über Formen des Tierhasses und verschiedener tierobjektifizierender Spezifika.
Antibiologistische Tiersoziologie, Gruppe Messel