Der Speziesismus, die Speziesismen

Der Speziesismus dekliniert sich. Die Objektifizierung nichtmenschlicher Tiere läuft vielschichtig ab:

  • Auf juristischer Ebene können wir von einem Speziesismus sprechen der die Tiere als Besitz klassifiziert (i.e. Sachen, über die Menschen verfügen).
  • Im religiösen Bereich wird dem Mensch auf spiritueller Ebene gegenüber dem Tier der Vorzug gegeben und ihm das Privileg des Rechts auf Unterwerfung der Natur erteilt. Zumindest ist das in den großen monotheistischen Religionen so.
  • In den verschiedenen philosophischen Schulen treffen wir Argumente an, die Speziesismus unterschiedlich fundieren können (z.B. Kontraktualismus, Utilitarismus mit teils ‘mildem’ Speziesismus).
  • In den Naturwissenschaften unterscheidet man zwischen Instinktwesen, den vermeintlich weniger komplexen Lebensformen, den  vermeintlich höheren Wesen und dem Menschen als das vermeintlich organisch komplexeste Lebewesen, was Geist und Gehirn anbetrifft.
  • Es gibt eine speziesistische Ausprägung in der Gesellschaft, die sich im Karnismus ausdrückt, wobei domestizierte „Nutz-“Tiere allein (oder letztendlich, wie z.B. im Falle von Pferden oder Exoten wie Straußen) als Lebensmittellieferanten gesehen werden.
  • Haustiere die in unserer Gesellschaft eigentlich geliebt werden sind aber auch von speziesitsischen Sichtweisen betroffen.
  • Wildtiere, die von den Jägern in deren „Jagdkultur“ eingebaut sind, und die Vorstellung vom Urzustand des Menschen als „Jäger und Sammler“ die weiter durch die Jagd gepflegt wird … sind in eigener Weise betroffen.
  • Aber auch sind Wildtiere betroffen von auf sie und ihren Fall zugeschnittene speziesistische Argumentationen, wenn es darum geht ob sie als invasive Spezies gelten oder als heimisch und vielleicht schützenswert.

Auf jede Tierart werden wir eine oder mehrere Ausprägungen speziesistischer Sichtweisen antreffen. Speziesismus – als unterordnende Haltung des Menschen gegenüber nichtmenschlichen Tieren – scheint in allen Segmenten menschlicher Kulturen, die das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt bestimmen, mit angelegt zu sein.

Wenn wir von „dem Speziesismus“ sprechen, sollte im Auge behalten werden wie außerordentlich komplex und daher schwer analysierbar sich die Abwertung des tierlichen Lebens in unseren anthropozentrischen Kulturen und Gesellschaften gestaltet.

re-edited: 14 Feb. 17