Ein Auszug aus Tom Regans The Case for Animal Rights

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Tierautonomie, Jahrgang 5, Nr. 1, Art. 1, ISSN 2363-6513, April 2018. Edition Farangis: Animalistic Issue 80.

Eine Übersetzung eines gekürzten Auszugs aus: Tom Regan, The case for animal rights und ein Interview der Advocates for Animals mit Tom Regan

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Ein Auszugs aus: Tom Regan, The case for animal rights, in Peter Singer (ed.), In Defense of Animals, Basil Blackwell, Oxford, 1985.

[…] Zu den Zielen der Tierrechtsbewegung gehören:

Die völlige Abschaffung der Verwendung von Tieren in der Wissenschaft; Die völlige Auflösung der kommerziellen Tieragrarkultur; Die völlige Eliminierung kommerziellen Jagens, Jagens als Sport und der Fallenlegung.

Es gibt Leute, die angeben sie würden an Tierrechte glauben, die aber diese Ziele ausschließen. Diese Leute sagen, dass die Fabriktierhaltung falsch ist – sie verstößt gegen die Rechte von Tieren – aber traditionelle Tieragrarkultur sei akzeptabel. Toxizitätstests von kosmetischen Produkten an Tieren verstoßen gegen deren Rechte, aber „wichtige“ medizinische Forschung – z.B. die Krebsforschung – täte das nicht. Das Totschlagen von kleinen Seehunden ist grauenhaft, aber nicht die Tötung erwachsener Seehunde. Ich dachte ich könnte diese Denkweise verstehen. Ich kann es aber nicht mehr. Man ändert ungerechte ‚Institutionen’, d.h. ungerechte Systeme nicht indem man sie aufräumt.

Was falsch ist – fundamental falsch – mit der Art in der Tiere behandelt werden, sind nicht allein die Details, die von Fall zu Fall verschieden sind. Es ist das ganze System. Die Situation des Kalbes, das für Kalbfleisch gehalten wird ist erbärmlich, herzzerreißend; der pulsierende Schmerz des Schimpansen in dessen Gehirn Elektroden tief implantiert wurden, ist abstoßend; der langsame, grausame Tod eines Waschbären, der in einer Beinfalle gefangen ist, ist unfassbar schlimm. Aber was falsch ist daran ist nicht der Schmerz, das Leid, die Situation der Tiere selbst in denen ihnen alles aberkannt wird. Aus all diesen Dingen setzt sich das zusammen was falsch ist. Manchmal – häufig – machen diese Dinge es viel schlimmer. Aber sie sind nicht das fundamental Falsche.

Das was fundamental falsch ist, ist das System, das zulässt, dass wir Tiere als unsere Ressourcen betrachten können, dass sie für uns da seien – um gegessen zu werden, chirurgisch manipuliert zu werden oder um für Sportzwecke oder Geld ausgebeutet zu werden. Sobald wir diese Sichtweise über Tiere akzeptieren – Tiere als unsere Ressourcen zu sehen – ist der Rest so vorhersehbar wie erschütternd. Warum sollte man sich über ihre Einsamkeit, ihre Schmerzen, ihren Tod Gedanken machen? Da sie für uns existieren, um uns in der einen oder anderen Weise einen Vorteil zu bringen, bedeutet das was sie verletzt wirklich nichts – oder es bedeutet nur etwas, wenn es anfängt uns etwas auszumachen, wenn wir uns ein bisschen unwohl dabei fühlen wenn wir unser Kalbsschnitzel essen zum Beispiel. So, lasst uns die Kalbfleisch-Kälber raus aus der Einzelhaltung bringen, gebt ihnen mehr Platz, ein bisschen Streu, ein paar Artgenossen. Aber lasst uns unser Kalbsschnitzel beibehalten.

Aber ein bisschen Stroh, mehr Raum und ein paar Artgenossen eliminieren nicht das grundsätzlich Falsche, das verhaftet ist mit unserer Sichtweise und Behandlung dieser Tiere als unserer Ressourcen – diese Dinge berühren überhaupt noch nicht einmal das grundsätzlich Falsche. Ein Kalbsfleisch-Kalb (veal calf), das getötet wird um gegessen zu werden, nachdem es in einer extrem beengenden Haltung gehalten worden ist, wird in dieser Art gesehen und behandelt; aber genau so wird es ein anderes, das (wie sie sagen) „humaner/artgerechter“ gehalten worden ist. Um das Falsche an unserer Behandlung von Farmtieren richtig zu machen, braucht es mehr als die Aufzuchtsmethoden ‚humaner’ oder ‚artgerechter’ zu machen; es braucht die völlige Auflösung der kommerziellen Tieragrarkultur.

Wie wir dies machen, ob wir es machen, oder wie, in dem Fall von Tieren in der Wissenschaft, ob und wie wir ihre Verwendung abschaffen – dies sind vor allen Dingen politische Fragen. Menschen müssen ihre Sichtweisen ändern, bevor sie ihre Gewohnheiten verändern. Genügend Menschen, vor allen Dingen die in öffentliche Ämter gewählt sind, müssen an Veränderung glauben – müssen es wollen – bevor wir Gesetze haben werden, die die Rechte von Tieren schützen. Dieser Prozess der Veränderung ist sehr kompliziert, fordert sehr viel, ist sehr erschöpfend, benötigt die Bemühungen und viel Arbeit in Erziehung, Publicity, politischer Organisation und Aktivität, bis hin zum Eintüten und frankieren von Briefen … […].

[…] Manche Leute glauben, dass wir keine direkten Pflichten gegenüber Tieren haben, dass wir ihnen nichts schuldig sind, dass wir nichts tun könnten was ungerecht ihnen gegenüber wäre. Sie meinen stattdessen, dass wir falsche Handlungen machen können, die Tiere beinhalten, dass wir somit schon Pflichten bezüglich von Tieen hätten, aber nicht ihnen selbst gegenüber. Solche Sichtweisen werden als Standpunkte indirekter Pflichten bezeichnet. Um dies noch einmal zu illustrieren: nehmen Sie an Ihr Nachbar tritt Ihren Hund. Dann hat Ihr Nachbar etwas Falsches gemacht. Aber nicht etwas Falsches an Ihrem Hund. Das Falsche was er gemacht hat, ist das, was falsch Ihnen gegenüber ist. Immerhin sieht man es als falsch an Leute zu empören, und dass Ihr Nachbar Ihren Hund getreten hat empört Sie. Also sind Sie der, dem gegenüber etwas falsch gemacht worden ist, nicht Ihr Hund. Oder wiederum: indem Ihr Nachbar Ihren Hund tritt, beschädigt er Ihr Eigentum. Und da es falsch ist das Eigentum einer anderen Person zu beschädigen, hat Ihr Nachbar etwas falsches gemacht – Ihnen gegenüber natürlich, aber nicht gegenüber Ihrem Hund. Ihr Nachbar tut Ihrem Hund gegenüber nicht mehr an Falschem als Ihrem Auto etwas Falsches angetan werden könnte, wenn die Windschutzscheibe zerschlagen worden wäre. Die Pflichten Ihres Nachbarn bezüglich Ihres Hundes sind indirekte Pflichten Ihnen gegenüber. Allgemeiner: alle unsere Pflichten bezüglich von Tieren sind indirekte Pflichten gegenüber jemandem anderen – der Menschheit gegenüber.

Wie könnte jemand eine solche Sichtweise rechtfertigen? Jemand könnte sagen, dass Ihr Hund nichts fühlt und folglich durch den Tritt Ihres Nachbarn nicht verletzt wird, ihm der Schmerz egal ist, weil kein Schmerz gefühlt wird, er so unbewusst über Dinge ist, wie Ihre Windschutzscheibe. Jemand könnte dies sagen, aber keine vernpnftige Person würde das sagen, da, neben anderen Dingen die unter Berücksichtigung stehen würden, solch eine Sichtweise zwangläufig dazu führen würde, dass jemand die Position beziehen müsste, dass auch kein Mensch Schmerz fühlt – dass es Menschen auch egal ist, was ihnen passiert. Eine zweite Möglichkeit ist, dass obwohl Menschen und Ihr Hund verletzt werden, wenn sie getreten werden, es nur der menschliche Schmerz ist der zählt. Aber nochmal, keine vernpnftige Person kann das glauben. Schmerz ist Schmerz, wo auch immer er auftritt. Wenn es falsch ist, wenn Ihr Nachbar Ihnen Schmerz zufügt, wegen des zugefügten Schmerzes, können wir die moralische Relevanz des Schmerzes, den ihr Hund fühlt, nicht rational ignorieren oder ablehnen.

Philosophen die Sichtweisen indirekter Pflichten annehmen – viele tun dies immernoch – sind zu der Einsicht gekommen, dass sie die beiden gerade beschriebenen Mängel vermeiden müssen, und zwar, sowohl die Sichtweise, dass Tiere nichts fühlen, als auch den Gedanken, dass nur menschlicher Schmerz moralisch relevant sein könne. Unter solchen Denkern ist die Sichtweise die jetzt bevorzugt wird, die eine oder andere Form von dem was Kontraktualismus genannt wird.

Dies ist sehr grob umrissen die Idee, die dem Kontraktualismus zugrunde liegt: Moralität besteht aus einem Set von Regeln, dem Personen freiwillig zustimmen diese für sich anzunehmen, so wie wenn wir einen Kontrakt also einen ertrag unterzeichnen (daher der Name Kontraktualismus). Diejenigen, die die Begriffe des Kontraktes verstehen und akzeptieren, sind direkt durch ihn abgedeckt; sie haben Rechte, die durch den Kontrakt geschaffen werden und durch ihn anerkannt und geschützt werden. Diese Kontraktoren können auch bewirken, dass ein Schutz für andere ausgesprochen wird. Andere von denen ausgegangen wird, als dass sie nicht dazu imstande sind Moralität zu verstehen, und die somit den Kontrakt selbst ‚nicht unterzeichnen’ können, die aber geliebt werden oder für die gesorgt wird, von denen die es können, können ebenso von solch einem Kontakt abgedeckt werden. So sind zum Beispiel kleine Kinder nicht imstande den Kontrakt ‚zu unterzeichenen’ und haben ersmal keine unmittelbaren [selbst erwirkten] Rechte. Aber sie werden trotzdem geschützt durch den Kontrakt, wegen des emotionalen Interesses anderer, vor allen Dingen ihrer Eltern. Wir haben dann also Pflichten in bezug auf diese Kinder, aber keine Pflichten ihnen direkt gegenüber, sondern unsere Pflichten sind indirekte Pflichten gegenüber anderen Menschen, normalerweise deren Eltern.

Was Tiere anbetrifft, da sie Verträge nicht verstehen können, können sie klarerweise nicht ‚unterzeichnen’; und da sie nicht unterzeichen können, haben sie keine Rechte. Wie Kinder, sind aber manche Tiere die Objekte des emotionalen Interesses anderer. Sie, oder jemand anderes, lieben zum Beispiel Ihre Katze oder Ihren Hund. So werden die Tiere, die genügend Leuten etwas bedeuten (Haustiere, Wale, Baby-Robben, der amerikanische Weißkopfadler z.B.), obwohl sie selbst keine Rechte haben, geschützt, wegen des emotionalen Interesses anderer. Ich habe somit dem Kontraktualismus zufolge, keine direkte Pflicht Ihrem Hund gegenüber oder gegenüber irgendeinem anderen Tier, noch nicht einmal die Pflicht ihnen keine Schmerzen oder kein Leid zuzufügen; meine Pflicht diese Tiere nicht zu verletzen, ist eine Pflicht die ich den Leuten gegenüber habe, denen es etwas bedeutet was mit ihnen geschieht. Bei Tieren, denen kein oder fast kein emotionales Interesse gegenüber bestehet – wie im Fall von Farmtieren zum Beispiel oder Laborratten – werden die Pflichten ihnen gegenüber immer weniger und weniger, vielleicht bis zu dem Punkt, wo gar keine mehr bestehen. Der Schmerz und den Tod den sie durchleiden, ist, obwohl er reell ist, nicht falsch, wenn er niemanden etwas bedeutet.

Was den moralischen Status von Tieren anbetrifft, könnte Kontraktualismus einen schwierigen Standpunkt darstellen, was die Infragestellung anbetrifft, wenn er eine adäquate theoretische Herangehensweise and den moralischen Status von Menschen darstellen würde. Er ist aber nicht adäquat als Herangehensweise in diesem Punkt, dadurch wird seine Adäquatheit in bezug auf Tiere auch streitbar. Zum Beispiel ist zu bedenken, dass Moralität, nach der (groben) kontraktualistischen Position, die uns hier vorliegt, aus Regeln besteht, denen Leute zustimmen, dass diese für sie Gültigkeit besitzen. Welche Leute? Immerhin so viele, dass sie bestimmend sind – so viele, dass sie kollektiv die Macht haben, die Regeln in Kraft zu setzen, die durch den Kontrakt festgelegt werden. Das ist sehr angenehm und zum Vorteil der ‚Unterzeichnenden’, aber nicht so vorteilhaft für jemanden, der dabei nicht gefragt wird ‚zu unterzeichnen’. Und es gibt nichts im Kontraktualismus der Art die wir gerade diskutieren, das garantieren oder erfordern würde, dass jeder eine gleichberechtigte Chance hätte bei der Schaffung des Rahmens für die Regeln von Moralität mit teilzunehmen. Das Resultat ist, dass diese Herangehensweise an Ethik die blatantesten Formen sozialer, ökonomischer, moralischer und politischer Ungerechtigkeit sanktionieren könnte, was von einem repressiven Kastensystem bis hin zu systematischer rassischer oder sexueller Diskriminierung reichen könnte. Macht schafft – nacht dieser Theorie – Rechte. Die, die die Opfer von Ungerechtigkeit sind, werden leiden gelassen wie sie leiden werden. Es bedeutet nichts, so lange es keinem anderen – keinem Kontraktor oder zu wenigen von ihnen – etwas bedeutet. Solch eine Theorie raubt einem den moralischer Atem … zum Beispiel wäre nichts falsch an der Apartheid in Südafrika gewesen, wenn wenige Südafrikaner dadurch empört wären. Eine Theorie die so wenig enthält was für sie spricht, in Hinsicht auf die Ethik dessen wie wir andere Menschen behandeln, kann nicht mehr bieten was für sie spräche, wenn es zu der Ethik dessen kommt wie wir mit Tieren umgehen.

Die Version des Kontraktualismus die wir gerade betrachtet haben, ist, wie ich bereits gesagt habe, eine grobe Ausgabe, und in Hinsicht auf das Potenzial an Überzeugungsfähigkeit von Kontraktualismus muss gesagt werden, dass viel detailliertere, subtilere und einfallsreichere Varianten möglich sind. Zum Beispiel hat John Rawls in seinem Buch ‚A Theory of Justice’ eine Version des Kontraktualismus niedergelegt, in dem zufällige Eigenschaften eines Menschen ignoriert werden sollen – zum Beispiel ob er schwarz oder weiß ist, weiblich oder männlich, genial oder einen bescheidenen Intellekt hat. Nur indem solche Eigenschaften ignoriert werden, glaubt Rawls, können wir sicherstellen, dass die Prinzipien von Ungerechtigkeit, auf die die Kontraktoren sich einigen würden, nicht auf Vorurteilen oder Voreingenommenheit basieren würden. Trotz der Verbesserung solch eines Standpunktes, im Vergleich zu den groberen Formen des Kontraktualismus, bleibt er mangelhaft; er verneint systematisch, dass wir direkte Pflichten gegenüber Menschen haben, die beispielweise kein [a.d.Ü.: von der Gesellschaft wahrgenommenes] Gerechtigkeitsempfinden haben – zum Beispiel kleine Kinder und viele geistig behinderte Menschen. Doch zugleich scheint es wohl ziemlich klar, dass wenn wir ein kleines Kind oder einen geistig behinderten Erwachsenen foltern würden, wir etwas täten, was falsch ihm oder ihr gegenüber wäre, und nicht etwas das falsch wäre, wenn (und nur wenn) andere Menschen mit einem Gerechtigkeitsempfinden dadurch empört wären. Und da dies wahr ist im Fall dieser Menschen, können wir dasselbe nicht rational verneinen im Fall von Tieren.

Standpunkte indirekter Pflichten, einschließlich der besten unter ihnen, versagen somit dabei unsere rationale Zustimmung zu erhalten. Um welche ethische Theorie es auch immer geht, wir sollten Rationalität und Vernunft akzeptieren, daher muss eine ethische Theorie zumindest davon ausgehen, dass wir einige Pflichten Tieren direkt gegenüber haben, so wie wir einige Pflichten direkt gegenüber einander haben. Die nächsten zwei Theorien die ich umreiße, versuchen dieser Erfordernis zu gerecht zu werden.

Den ersten nenne ich ‚cruelty-kindness view’ (Standpunkt über Grausamkeit und „Gutsein“). Einfach gesagt bedeutet dieser Standpunkt, dass wir direkte Pflichten haben uns gut gegenüber Tieren zu verhalten und eine direkte Pflicht haben ihnen gegenüber nicht grausam zu sein. Trotz der Geläufigkeit dieses sich selbst rückbestätigenden Kreislaufs der Idee, glaube ich nicht, dass dieser Standpunkt eine adäquate Theorie bietet. Um dies zu verdeutlichen: Betrachten Sie das „Gutsein“. Eine liebevolle oder gutherzige Person handelt aus einer bestimmten Art des Motivs – Mitgefühl oder Betroffenheit zum Beispiel, was eine Tugend ist. Es gibt aber keine Garantie, dass eine gute Handlung auch eine richtige Handlung, im Sinne einer gerechten Handlung ist. Wenn ich z.B. ein großzügiger Rassist bin, werde ich mich wahrscheinlich gut gegenüber Zugehörigen meiner eigenen Ethnie verhalten. Ich würde deren Interessen als wichtiger als die anderer erachten. Mein „Gutsein“ währe echt, und so weit es reichen würde auch gut. Aber es ist wohl nur zu klar, als dass es hier des Arguments bedürfe, dass meine guten Handlungen wohl nicht mehr als eine moralische Eingeschränktheit darstellen würden – sie könnten tatsächlich sogar falsch sein, da sie auf Ungerechtigkeit basieren würden. „Gut zu sein“ kann also, trotz seines Status als einer positiven Tugend die gefördert werden soll, keine Theorie richtiger Handlungsweisen tragen.

Grausamkeit schneidet hier nicht besser ab. Leute oder deren Handlungen sind grausam wenn positives Interesse aufgrund von grundloser Antipathie unmöglich ist, sie eine grundlose offensive Antipathie zeigen oder, schlimmer noch, wenn jemand Spaß am Leid eines anderen (Tieres) hat. Grausamkeit ist in all seinen Erscheinungsformen eine schlimme Sache, ein tragisches menschliches Fehlverhalten. Aber so wie wenn eine Person dadurch motiviert ist ‚gut zu sein’, nicht garantiert, dass er oder sie tut was richtig ist, so stellt die Abwesenheit von Grausamkeit nicht automatisch sicher, dass er oder sie vermeidet zu tun was falsch ist. Viele Leute die Abtreibungen durchführen z.B. sind keine grausamen, sadistischen Leute. Aber diese Tatsache alleine löst noch nicht die furchtbar schwierigen moralischen Fragen im Zusammenhang mit Abtreibungen. Der Fall liegt nicht anders wenn wir die Ethik unserer Behandlungsweise von Tieren betrachten. Sicher, lasst uns für das ‚Gutsein’ und gegen Grausamkeit sein. Aber lasst uns nicht davon ausgehen, dass für das Eine und gegen das Andere zu sein die Frage über moralisches Recht und Unrecht beantwortet.

Manche Leute denken, dass die Theorie nach der wir hier Ausschau halten der Utilitarismus sein müsse. Ein Utilitarist geht von zwei moralischen Prinzipien aus. Das erste Prinzip ist das der Gleichheit: Jedem seine Interessen zählen und gleiche Interessen haben eine gleiche Wichtigkeit und müssen gleich gewichtet werden. Weiß oder schwarz, Amerikaner oder Iraner, Mensch oder Tier – jedem seine Schmerzen oder seine Frustrationen sind von Bedeutung und sie zählen genauso viel wie ein äquivalenter Schmerz oder eine Frustration von irgendeinem Anderen. Das zweite Prinzip eines Utilitaristen ist das der Utilität: Wird eine Handlung das beste Gleichgewicht erzeugen zwischen ‚Zufriedenstellung’ und ‚Nicht-Zufriedenstellung’ für jeden der durch den Ausgang der Handlung betroffen ist.

Als Utilitarist würde ich an die Aufgabe dessen, was ich moralisch richtigerweise tun sollte, in folgender Art herangehen: Ich muss mir die Frage stellen wer dadurch betroffen sein wird, wenn ich mich dafür entscheide das eine zu tun statt etwas anderem, wie stark jedes Individuum dadurch betroffen wäre und wodurch sich dann die besten Resultate für jeden ergäben – anders gesagt, welche Option die besten Resultate dabei bringen würde, das optimalste Gleichgewicht zwischen ‚Zufriedenstellung’ und Frustration oder ‚Nicht-Zufriedenstellung’ herzustellen. Diese Option – welche auch immer es dann wäre – ist die, die ich wählen müsste. An dieser Stelle würde meine moralische Pflicht liegen.

Der große wesentliche Anreiz des Utilitarismus liegt in seinem kompromisslosen Egalitarismus: Jedem seine Interessen zählen und sie zählen so viel, wie die entsprechenden Interessen von irgendjemand anderem. Die Arten ungerechter Diskriminierung, die einige Formen des Kontraktualismus legitimieren können – Diskriminierung aufgrund von Rasse oder Geschlecht zum Beispiel – scheinen im Utilitarismus vom Prinzip her ausgeschlossen zu sein, wie auch der Speziesismus, der eine systematische Diskriminierung auf Basis der Spezieszugehörigkeit darstellt.

Die Gleichheit die wir im Utilitarismus finden, ist aber nicht die Art der Gleichheit, die ein Verfechter von Tier- oder Menschenrechten im Sinn haben sollte. Der Utilitarismus lässt keinen Raum für die gleichen moralischen Rechte verschiedener Individuen, weil er keinen Raum lässt für deren gleichen inhärenten Wert. Was zählt für den Utilitaristen, ist die Zufriedenstellung der Interessen eines Individuums, nicht das Individuum selbst, dessen Interessen es sind. Ein Universum, in dem einem sein Wunsch nach Wasser, Nahrung und Wärme – oder auch anderer Dinge – befriedigt ist, ist besser als ein Universum in dem diese Wünsche frustriert werden. Das Gleiche trifft hier auch zu auf ein Tier, das die gleichen Wünsche hat. Aber weder man selbst noch das Tier haben irgendeinen Wert im eigenen Rechte. Nur die Gefühle haben diesen Wert.

Hier ist eine Analogie um den philosophischen Punkt etwas klarer zu machen: Eine Tasse enthält verschiedene Flüssigkeiten, manchmal süße, manchmal bittere, manchmal eine Mischung von beidem. Was Wert hat sind die Flüssigkeiten: Um so süßer um so besser, um so bitterer um so schlechter. Die Tasse, der Behälter, hat keinen Wert. Es ist was hineinkommt, was in sie hineingeht, das Wert hat. Für den Utilitaristen sind Sie und ich die Tasse; wir haben keinen Wert als Individuen und daher auch keinen gleichen Wert. Was Wert hat, ist das was in uns passt, für das wir Empfänger sind; unsere Gefühle von Zufriedenheit haben einen positiven Wert, unsere Gefühle von Frustration haben einen negativen Wert.

Ernsthafte Probleme entstehen im Utilitarismus wenn wir uns bewusst machen, dass er uns dazu ermahnt, die besten Konsequenzen zu erzielen. Was bedeutet das? Es bedeutet nicht die besten Konsequenzen für mich alleine, oder für meine Familie oder Freunde oder irgendeine andere Person als Individuum genommen. Nein, das was wir laut Utilitarismus machen müssen verläuft grob etwa so: Wir müssen (irgendwie!) die separaten Zufriedenheiten und Frustrationen von jedem, der durch unsere Entscheidung betroffen wäre, zusammenrechnen, die sich daraus ergebende Zufriedenheit in eine Kolumne setzen und die Frustrationen in die andere daneben. Wir müssen diese Kolumnen für jede vor uns liegende Option zusammenrechnen. Das ist auch was es bedeutet, wenn man sagt, dass diese Theorie ‚aggregativ’ ist. Dann müssen wir die Option wählen, die die höchste Wahrscheinlichkeit besitzt, die beste Balance der zusammengerechneten Zufriedenheiten zu den zusammengerechneten Frustrationen zu bringen. Welche Handlung auch immer dieses Ergebnis dann erfüllen würde, ist die Handlung, die wir moralisch richtigerweise vollziehen sollten. An dieser Stelle würde unsere moralische Pflicht dann liegen. Und diese Handlung, mag dann klarerweise nicht eben genau die sein, die die besten Ergebnisse für mich selbst bringen würde, oder für meine Familie oder meine Freunde oder für ein Versuchstier. Die besten aggregierten Konsequenzen für jeden Betroffenen sind nicht notwendigerweise die besten für jedes Individuum.

Dass der Utilitarismus eine aggregative Theorie ist – die verschiedenen Zufriedenstellungen oder Frustrationen werden zusammengerechnet, summiert, zu einem Ganzen gefasst – ist der Punkt, der den Utilitarismus entscheidend angreifbar macht. Meine Tante Bea ist alt, kaum aktiv, eine griesgrämige unzufriedene Person, wenn auch nicht physisch krank. Sie hat vor noch ewig zu leben. Sie ist auch ziemlich reich. Ich könnte ein Vermögen machen, wenn ich jetzt an ihr Geld käme. Geld, das sie vorhat mir sowieso zu geben nachdem sie stirbt, aber das sie mir jetzt noch nicht geben will. Um zu vermeiden, dass ich extrem viel an Steuern zahlen muss, habe ich geplant einen recht großen Anteil meiner Profite an das örtliche Kinderkrankenhaus zu spenden. Sehr viele Kinder werden so von meiner Großzügigkeit profitieren, und deren Eltern, Verwandte und Freunde werden das auch gut finden. Wenn ich das Geld nicht bald bekomme, wird aus all diesen Plänen nichts. Meine einmalige Chance enormen Reichtum zu erwerben wird für immer vertan sein. Vielleicht sollte ich meine Tante Bea, die alles verhindert, einfach umbringen? Klar, ich könnte geschnappt werden. Aber ich bin nicht dumm, und außerdem könnte ich auf ihren Arzt zählen, dass er dabei kooperieren würde (er möchte in der gleichen Weise investieren und ich weiß zufälligerweise ziemlich gut über die Schattenseiten seiner Vergangenheit bescheid). Die Tat könnte – sollen wir sagen … professionell begangen werden. Die Chance ertappt zu werden ist sehr gering. Und was mein Gewissen anbetrifft und dass ich mir Schuldvorwürfe machen könnte, ich bin ein progressiver Typ und werde mich – wenn ich am Strand von Akapulko liege – lieber ausgiebig damit befassen die Freuden und Vorteile zu kontemplieren, die ich so vielen anderen bereitet habe.

Nehmen wir an Tante Bea wird umgebracht und der Rest der Story nimmt den Verlauf wie gerade geschildert. Hätte ich etwas Falsches begangen? Irgendetwas Unmoralisches? Man würde denken dem sei so. Aber nicht wenn man sich an die Theorie des Utilitarismus hält. Da das was ich getan habe das optimalste Gleichgewicht zwischen der addierten Zufriedenstellung und Frustration für all die durch den Ausgang betroffenen gebracht hat, ist meine Tat nicht falsch. In der Tat würden der Arzt und ich dadurch Tante Bea zu töten, sogar das tun, was die Pflicht von uns verlangen würde.

Die gleiche Art der Argumentation kann in allen möglichen Fällen wiederholt werden, wodurch Fall für Fall sichtbar würde, wie die utilitaristische Position zu Resultaten führt, die unparteiische Personen für moralisch verwerfbar halten. Es ist falsch meine Tante Bea im Namen dessen umzubringen, was für andere die besten Resultate bringen würde. Ein gutes Ende rechtfertigt keine bösartigen Mittel. Jede adäquate Moraltheorie muss erklären können, warum das so ist. Der Utilitarismus versagt in dieser Hinsicht und kann somit nicht die Theorie sein, nach der wir suchen.

Was sollen wir machen? Wo sollen wir noch einmal anfangen? Der Punkt an dem wir ansetzen sollten, denke ich, ist an der Stelle der utilitaristischen Sicht über den Wert des Individuums oder beziehungsweise des nicht Vorhandenseins dieses Wertes. Nehmen wir nun stattdessen an, dass Sie und ich zum Beispiel einen Wert als Individuen besitzen, den wir als inherent value oder inhärenten Wert bezeichnen wollen. Zu sagen, dass wir solch einen Wert haben, bedeutet, dass wir etwas mehr sind und etwas anderes als bloße Rezipienten. Darüber hinaus müssen wir, um sicherzustellen, dass wir nicht den Weg für solche Ungerechtigkeiten wie Sklaverei oder sexuelle Diskriminierung bereiten, davon ausgehen, dass alle die inhärenten Wert haben, es in einem gleichen Maße haben, unabhängig von deren Geschlecht, Rasse, Religion, Geburtsort und so weiter.

Was gleichermaßen als irrelevant herausgenommen werden muss, sind jemandem seine Talente oder Fähigkeiten, Intelligenz und Reichtum, Persönlichkeit oder Pathologie, oder ob jemand geliebt und verehrt wird oder verachtet und abgelehnt. Das Genie und das retardierte Kind, der Prinz und der Bettler, der Hirnchirurg und der Obstverkäufer, Mutter Theresa und der skrupelloseste Gebrauchtwagenhändler – alle haben inhärenten Wert, alle besitzen ihn gleichermaßen und alle haben ein gleiches Recht mit Respekt behandelt zu werden und in einer Weise, die sie nicht auf den Status von Dingen reduziert, als existierten sie als Ressourcen für andere. Mein Wert als ein Individuum ist unabhängig von meiner Nützlichkeit für Sie. Ihr Wert ist nicht abhängig von Ihrer Nützlichkeit für mich. Den Anderen in Arten und Weisen zu behandeln die seinen unabhängigen Wert nicht respektieren, bedeutet für beide von uns unmoralisch zu handeln; es bedeutet gegen die Rechte des Individuums zu verstoßen.

Einige der rationalen Vorteile dieser Sichtweise – die ich den ‚rights view’ [a.d.Ü.:  Sichtweise über Recht, als sich aus dem inhärenten Wert des Lebenwesens ableitend] nenne – sollten klar sein: Im Gegensatz zum (grobgefassten) Kontraktualismus zum Beispiel, verneint der ‚rights view’ vom Prinzip her die moralische Tolerierbarkeit jeglicher Form rassistischer, sexueller oder sozialer Diskriminierung und im Gegensatz zum Utilitarismus verneint diese Sichtweise prinzipiell, dass wir gute Resultate durch die Anwendung grausamer Mittel, die gegen die Rechte eines Individuums verstoßen, rechtfertigen könnten – die Sichtweise verneint zum Beispiel, dass es moralisch sein könnte meine Tante Bea umzubringen um vorteilhafte Konsequenzen für andere zu erlangen. Eine Sanktionierung des respektlosen Umgangs mit dem Individuum im Namen dessen was soziale Vorteile verschaffen könnte ist etwas, was der ‚rights view’ niemals – kategorisch niemals – zulässt.

Ich glaube, dass der ‚rights view’ [die inhärent-basierenden Rechte eines Individuums] rational die befriedigendste Moraltheorie darstellt. Er ist allen anderen Theorien voraus in dem Maße, in dem er die Fundamente unserer Pflichten gegenüber einander beleuchten und erklären kann – als Aufgabengebiet menschlicher Moralität; in diesem Punkt stehen die besten Gründe und die besten Argumente auf seiner Seite. Wenn es natürlich möglich wäre aufzuzeigen, dass nur Menschen durch diesen Rahmen umfasst wären, dann würde eine Person wie ich, die an Tierrechte glaubt, gezwungen sein woanders weiterzuschauen. […]

Ein Interview der Advocates for Animals mit Prof. Tom Regan (erschienen in den Advocates for Animals News, Herbst 2002)

Im August 2002 hatten die Animals for Advocates, Schottland (GB) das Privileg den berühmten Tierrechtsphilosophen Tom Regan zu einem Vortrag einzuladen. Tom Regan hat mehr als 25 Bücher über die Tierrechtsphilosophie veröffentlicht und lehrt seit langem als Professor Philosophie and der North Carolina State University, USA. Sein wegbereitendes und einflussreiches Buch ‚The Case for Animal Rights’ wurde für den Pulitzer Preis nominiert und gilt als als Pflichtliektüre der Tierrechtsbewegung.

AA: Wie kamen Sie zur Tierrechtsbewegung?

TR: Ich wuchs in einer Arbeiterfamilie während der Depression auf. Fleisch wurde gleichgesetzt mit Erfolg und ich arbeitete sogar als Metzger während ich zum College ging. Es war als ich an der North Carolina State University zu lehren begann, als ich den Gedanken Gandhis begegnete. Die Botschaft der Gewaltlosigkeit sprach mich an, und ich begann mich zu fragen wie ich meine Anti-Kriegs- und Anti-Gewalt-Einstellung bewahren kann während ich immer noch Körper toter Tiere in meinem Kühlschrank hatte. Der letzte ausschlaggebende Punkt war als der über alles geliebte Hund meiner Familie überfahren wurde und dabei starb. Der Tod meines Hundes öffnete mein Herz, und ich war plötzlich fähig diese Gefühle auf Kühe, Schafe, Hühner und Schweine zu übertragen.

AA: Was war der wichtigste Sieg bei dem Sie persönlich eine aktive Rolle mitgespielt haben?

TR: Ich war an der 4-tägigen Besetzung des National Institute for Health (NIH) in Amerika beteiligt. Das NIH finanzierte Experimente über Kopfverletzungen, die an der Universtiy of Pennsylvania durchgeführt wurden. Die Forscher hatten sich tatsächlich selbst dabei gefilmt wie sie in einer hydraulischen Einrichtung Pavianen Gehirnschäden zufügten und die Tiere dann quälten und sich darüber belustigten. Die Filmdokumente zeigen inadäquat anästhesierte, geschlagene Paviane, die sich versuchen unter den Festhaltungsvorrichtungen zu wehren. Man sieht die Vivisektoren Zigaretten rauchen und wie sie auf den Boden gefallene chirurgische Instrumente weiterverwenden. Sie hätten sich niemals erträumt dass ihre Videodokumentation in die Hände von Tieraktivisten fallen würde.

101 Personen kamen als eine Gruppe bei dem Büro an, riefen Parolen und liefen direkt hinein. Das NIH war darauf nicht vorbereitet. Die Beamten und die Polizei hatten erwatet, dass der Protest bald wieder vorüber sein würde, da wir keine Lebensmittel oder Kleider zu wechseln dabei hatten. Die Beamten und die Polizei versuchten alles um uns zum Gehen zu zwingen – sie stellten sogar die Belüftung auf volle Leistung damit es uns zu kalt wird.

Wir beendeten den Protest am vierten Tag, als uns mitgeteilt wurde dass man die Finanzierung des Laboratoriums eingestellt hatte. Das Schönste an allem war, dass als wir das Gebäude schließlich verließen, wir mit einem klaren und entschiedenen Sieg hinausgingen. Das war der Tag an dem ich mich am lebendigsten fühlte. Ich glaube immer noch, dass wenn wir unsere Kampagnen gut wählen, es möglich ist Veränderungen durch ziviles ungehorsam herbeizuführen.

AA: Tier-Gruppen können oft sehr verschieden Wege dabei gehen wie sie Kampagnen durchführen, was manchmal zu Reibungen führt. Wie können diese Unstimmigkeiten gelöst werden?

TR: Es wird immer Leute geben, die für größere Käfige kämpfen um das letztendliche Ziel zu erreichen. Ich glaube nicht, dass das bedeutet unrealistisch zu sein, da wir uns alle dafür einsetzen die Mauer Stein für Stein abzubauen. Woran wir denken müssen ist, dass Ungerechtigkeit zu reformieren bedeutet Ungerechtigkeit zu verlängern. Alles, was die größeren Käfige erreichen, ist die Ausbeutung von Tieren ‚akzeptabler’ zu machen.

Für Tierrechtsleute ist Leid nicht das was fundamental das Übel darstellt, sondern es ist, dass Tiere an allererster Stelle überhaupt in Käfige gesperrt werden. Wir wollen nicht einfach das Leid beenden – wir müssen die Ausbeutung beenden. Zum Beispiel, man hat keinen Kompromiss mit der Schottischen ‚hunting bill’ (Jagdgesetz) gemacht. Das Schottische Parlament entschied nicht, dass berittene Fuchsjagden eine begrenzte Anzahl von Füchsen pro Jahr töten könnten, oder dass die Jagdhunde bei der Jagd Schutzschilder aus Hartgummi tragen sollten! Sie verboten das Töten von Füchsen mit Hunden ganz grundsätzlich.

Wovon all die die Tiere ausbeuten abhängig sind, ist, dass wir aufgeben und einfach verschwinden. Sie setzen zunehmend Einschüchterungstaktiken ein, um uns in den Medien als Übeltäter darzustellen weil wir ein Dorn in ihren Augen sind. Alles was wir tun können, ist positiv zu bleiben und die Öffentlichkeit dazu zu ermutigen einen Schritt in ihrer Sicht von Tieren voran zu tun, in dem Moment wo sie überhaupt keinerlei Notwendigkeit zur Bewegung empfinden.

AA: Die Beteiligten an Tierexperimenten und in der Agrarkultur betonen oft wie wichtig ihnen Animal ‚Welfare’ (das Wohlergehen der Tiere) ist. Was ist Ihre Meinung hierzu?

TR: Das ist ein grausamer Schwindel. Viele Wissenschaftler und Farmer sagen, dass gesunde Tiere im größten Interesse der Industrien sind – dass es die Profite oder Resultate beieinträchtigen würde, wenn sie sich nicht um das Wohlergehen der Tiere in ihrer ‚Obhut’ kümmern würden. Aber wenn Sie sich anschauen was sie tun, Zwangsfütterung toxischer Chemikalien, Verbrennung, Organzertrümmerung … dann denken Sie „was ist hier mit dem ‚Welfare’ geschehen?!“

Was Welfare (das Wohlergehen) diesen Leuten wirklich bedeutet, ist, dass während diese Praktiken fortlaufen, die Tiere einen sauberen Käfig und einen Zugang zu Nahrung und Wasser haben sollen. Es ist einfach die Public#Relations-Rhetorik der Tierausbeuter von ‚Animal Welfare’ [Tierschutz] zu sprechen.

AA: Denken Sie, dass ihre Ansichten über Themen sich immer noch ändern, obwohl Sie so viele Jahre schon über die Tierrechtsbewegung geschrieben haben?

TR: Ich verstehe die Dinge anders. Die Welt ist ein wirklich schlimmer Ort wenn Sie ein Tiermensch sind. Deprimierend, fast unerträglich. Was die schlimmen Dinge steigert ist, dass Menschen, entweder direkt oder indirekt, Spaß an den Praktiken haben, die Tiere verletzen. Ihnen macht es Spaß sie zu essen. Ihnen macht es Spaß in den Zirkus zu gehen. Das mach es noch härter für diejenigen, die sich wirklich um Tiere Sorgen machen.

Wir müssen die Botschaft der Öffentlichkeit rüberbringen, dass wirklich eine Verbindung zwischen ‚Animal Liberation’ [Tierbefreiung] und ‚Human Liberation’ [der Befreiung der Menschen] besteht. Das Leben der Menschen wäre so viel besser und reicher wenn sie beenden würden Spaß an den Früchten menschlichen und tierischen Leids zu haben.

Hinweis: Besuchen Sie im Web die Culture and Animals Foundation, gegründet 1985 von Nancy and Tom Regan, auf www.cultureandanimals.org.

Übersetzung
Gita Yegane Arani-May, www.simorgh.de – ‚Open Access in der Tier-, Menschen- und Erdbefreiung’. Revised 4/2018.

Zitation
Edition Farangis (2018). Eine Übersetzung eines gekürzten   Auszugs aus: Tom Regan, The case for animal rights und ein Interview der Advocates for Animals mit Tom Regan. TIERAUTONOMIE, 5 (1), URL: http://simorgh.de/tierautonomie/JG5_2018_1.pdf.

TIERAUTONOMIE (ISSN 2363-6513)

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Corey Lee Wrenn: ‚Karnismus’ ist verwirrend

Update des Übersetzers vom 24.08.2020:

ergänzend muss gesagt werden, dass das Einverleiben, das Lebensmittelsein, die Objektifizierung also in Hinsicht dessen zu einem verzehrbaren Gegenstand innerhalb der menschlichen Gesellschaft zu werden, ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal des Speziesismus ist. Nichtsdestotrotz ist die Erklärung, dass man die einen Tiere als “Fleischliefranten” sieht, während man die anderen als “Haustiere” hegt und pflegt – wie der Argumentationskern des Karnismus aussagt – zu stark verkürzend:

a.) bevor jemand zum “Fleischlieferanten” wird, findet eine Reihe an psychologischen und kulturellen Voraussetzungen statt, die aus einem Subjekt, das wahrgenommen wird, ein Objekt wird, mit dem man verfährt, wie man will.

b.) wird leider keine Gruppe von Tieren von Speziesisten und Speziesismus ausgespart: “Haustiere” werden nicht weniger objektifiziert, man denke an Hunde … in Laboratorien, Pferde beim Schlachter … .

Corey Lee Wrenn: ‚Karnismus’ ist verwirrend

Dieser Artikel ist im Examiner im Dezember 2012 erschienen: Carnism is Confusing.

Übersetzung: Palang LY. Weitere Kritikpunkte an die Theorie eines bestehenden Karnismus, der sich an unserer Liebe für die einen und Gleichgültigkeit für die anderen Tiere festmache, befindet sich (als Podcast) hier: Niemanden essen.

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In einem Interview auf der Seite Tierrechtseite ARZone hat Dr. Melanie Joy ihre Karnismus-Theorie besprochen, die sie definiert als eine unsichtbare Ideologie des Fleischessens [im Orig. „meat“-eating]. Einer der Gastgeber fragte Dr. Joy weshalb sie das logischere Konzept des Speziesismus ablehne. Ihre Antwort war, dass der Begriff Speziesismus „zu abstrakt“ sei und zu „verwirrend“, dass die meisten Leute hingegen verstehen würden wobei es beim „Karnismus“ ginge.

Ich muss sagen, dass mich diese Antwort vollständig verblüfft hat. Warum die Fixierung auf das Fleisch [im Orig. flesh]? Fleisch herauszupicken als das Problematischere ergibt schlichtweg keinen Sinn und es läuft auf nicht mehr hinaus als eine verbesserte Kampagne für den Reduktionismus/Vegetarismus. Joy insistiert, dass der Begriff „Karnismus“ alle Tier-Produkte mit einbeschließe. Ich muss aber sagen, dass ich beim Lesen ihres Buches feststellen musste, dass dies an keiner Stelle klar gemacht wird. Zudem gibt sie selbst in dem Interview zu, dass sie sich wenig auf die Themen Leder oder Wolle einlässt. Der Begriff „Karnismus“ schließt darüber hinaus Tierversuche, Haustiere und Tiere die zu Unterhaltungszwecken missbraucht werden aus.

Einer der Gastgeber fragte Joy ob sie meine, dass die Leute, die aus ihren Vorträgen hinausgingen, das Konzept eher verstehen würden oder doch irgendwie verwirrt seien (das war natürlich ein gezieltes Nachhaken – und welcher Autor würde zugeben, dass seine Zuhörer durch seinen Vortrag konfus würden?) Joy antwortete, dass sie kein Problem damit habe wenn Leute verwirrt wären, die meisten Leute würde aber begreifen worum es ihr ginge. Ich bin mir sicher damit hat sie recht, denn der Vegetarismus wird als Konzept nun schon seit geraumer Zeit in unseren Kulturen weitläufig akzeptiert. Ihre These enthält nichts Radikales oder Neues.

Joy startete vor kurzem das „Carnism Awareness and Action Network“ – eine weitere welfaristische [1] Organisation die den Veganismus ins Abseits rückt, willkürlich definierten Reduktionismus fördert und von einer Webseite mit nicht zu übersehenden Spende-Buttons begleitet wird. Klare antispezisistische Botschaften lehnen Spenden grundsätzlich ab, sobald eine Organisation sich als solche professionalisieren will, werden die Spenden für sie überlebensnotwendig. Der Veganisus wird auf der Seite des Netzwerks wenig erwähnt – aber Joy versichert uns, dass er das implizierte Gegenteil zum Karnismus darstelle.

Joys Argument ist, dass der Begriff „Karnismus“ es für Leute „so einfach wie möglich“ machen würde, selbst für den Dümmsten. Sie behauptet, dass der Begriff Speziesismus (das Korrelativ zu Rassismus, Sexismus, Heterosexismus, Ableismus [Behindertenfeindlichkeit], Ageismus [Altenfeindlichkeit] und Ethnozentrismus) einfach zu verwirrend sei. Zugleich macht sie aber auch nur selten die Wichtigkeit des Veganismus klar … oder warum die Ausbeutung von Tieren zu anderen als zu Lebensmittelzwecken problematisch ist … oder auch warum die Ausbeutung von Tieren zur Verwendung ihrer Haut, Milch oder Eier in inheränter Weise mit der Tiertötung für das Fleisch verbunden ist.

Ich kann mir kaum vorstellen wie ihr „Karnismus“-Gedanke verwirrender sein könnte. Sich mit dem Leiden von Tieren zu befassen, während man gleichzeitig an ihrer Ausbeutung teilnimmt, braucht kein neues Label. In der Sozialpsychologie bezeichnet man dies als kognitive Dissonanz und es ist eine Folge von Speziesismus und Oppression.

Diese intentionierte Verwirrung wird durch einen Artikel den Joy im Online-Magazin One Green Planet veröffentlichte verschlimmert. Dort spielte sie die wachsende Kluft zwischen dem abolitionistischen Veganismus [2] und dem redukionistischen Welfarismus herunter. In ihrer Arbeit lehnt sie natürlich den Abolitionismus Gary Franciones ab, und sie blendet den Veganismus aus. Die wichtigen Kritikpunkte, die der Abolitionismus gegen ihr welfaristisches Werk einzubringen hat anzuerkennen, würde ja schließlich auch ihre überflüssige „Karnismus“-Theorie unterminieren. Wie viele Welfaristen verteidigt sie vehement die kontraproduktive und letztendlich grauenhafte Arbeit der Reformen [A.d.Ü. in der Tierhaltung] und das Vegan-Bashing, und sie porträtiert Abolitionisten in negativen Zügen um uns abzutun. Und, man muss hinzufügen hinzufügen, das züchtigende Label des „Spaltertums“ wird nun wirklich auch langsam alt. Wir [Abolitionisten] sind polarisierend, aber nicht in dem Sinne wie Joy es behauptet. Die Abolitionisten sehen Joy, und andere wie sie, als Zahnräder im Maschinengetriebe der Industrie des welfaristischen Tierschutzes, der von den Tierrechten fundamental zu unterschieden ist. Unsere Spaltung von dieser Korruptheit tut uns in keinster Weise leid.

Lasst den Jargon hinter Euch, gebt den Vegetarismus auf und streitet in einer einer klarenehrlichen und geradlinigen Weise für den Veganismus. Vermanschte Herangehensweisen an einen Reduktionismus helfen unserer Bewegung nicht. Und bitte, wenn ihr den Tieren helfen wollt, dann braucht ihr dazu nicht zu spenden, sondern werdet vegan und engagiert euch.

Leseempfehlungen der Autorin:

[1] A.d.Ü. der Welfarismus bezeichnet im Tierschutz eine „Verbesserung“ von Tierhaltungsbedingungen in den Agrarindustrien, ohne einen rechtlich fundamental veränderten Status der Tiere mit Hinsicht auf deren Rechte auf Leben, Freiheit usw.

[2] A.d.Ü. Die abolutionistische Tierrechtsbewegung, die durch die Rechtstheorien des Juraprofessors Gary L. Francione angestoßen wurde, setzt sich als Ziel, durch Aufklärung und die praktizierte vegane Lebensweise, zur Abschaffung des Status nichtmenschlicher Tiere als „nutzbarem Besitz“ in unseren Gesellschaften zu gelangen.

Corey Lee Wrenns Rezension von ‚Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen’ von Melanie Joy:

Why We Love Dogs, Eat Pigs, and Wear Cows: A critical review

http://www.simorgh.de/objects/wrenn-critical-review-carnism/

An der Ideologie von Tierausbeutung gibt es nicht “unsichtbares“ – Gary Francione diskutiert über die Probleme, die sich an den Begriff des Karnismus anbinden:

There Is Nothing “Invisible” About The Ideology Of Animal Exploitation

http://www.abolitionistapproach.com/there-is-nothing-invisible-about-the-ideology-of-animal-exploitation/#.UY-99bX-He8

Corey Lee Wrenn: http://www.coreyleewrenn.com/

Übersetzung mit der freundlichen Genehmigung der Autorin. Stichworte: Karnismus, Kritik

An Interview with Andy Martin (Apostles, Unit)

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Jahrgang 4, Nr. 1, Art. 1, ISSN 2363-6513, Oktober 2017

A listen-and-read interview with Andy Martin
Singer and songwriter of the anarcho-punk band The Apostles, writer and with the band Unit today.

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Background: Andy Martin is the former singer of The Apostles, the band initially formed as a punk band, but they took a special role within specifically the very insider anarcho-punk scene. As Andy describes in the interview he has never understood himself as a punk though. We however know The Apostles from their involvement in the early 1980ies stream of the punk movement that was intensely political and critical of social mechanisms of almost all segments of society. This fraction occurring within (or alongside) punk also brought forth a diverse range of Animal Rights / Liberation music of protest culture, which, as impactful as it has been in this subculture over the due course, is still being neglected by the cultural reception about the Animal Rights / Liberation movement’s history. The independent voicing of criticism of a speciesist society in this music scene is unique and hardcore bands have been continuing the thus paved paths, whereby of course contextualities of time have changed effects and they always differ in how to such expressive impacts can be culturally located. Andy Martin’s work is continuously critical and does not stick to patterns of mainstream, but stays outstandingly original, he does not sell out his own originality like many artists did by taking up underground mainstreamism. The form of independent expression by the Apostles and Unit inspire the recipient for individual thought and expression, one of the rare artforms that can bolster critical thinking, inclusively for the Animal Rights / Liberation ( Autonomy protest culture.

Tags: Interview, Andy Martin, Unit, The Apostles, political and anarcho-punk history, music as art, social justice and individualism.

A listen-and-read interview with Andy Martin

Please note: Andy prefers the uploads of all tracks on the Unit channel, for time limitation reasons we uploaded onto our server some recordings with a slightly poorer sound quality. For the optimum versions please use Andy’s music file collection.

Transcending subversiveness

Andy Martin: Preface: it was my original intention to type most of my replies in German but I discovered (to my shame) my grasp of the language is inadequate for the task so – regrettably – I must restrict myself to English. I am obliged to state this because it disturbs me that well over 50% of the world wide web is written in English (even by people for whom English is not their first language) yet far less than 50% of the world speaks and writes English. This, therefore, is an example of cultural dominance that is not acceptable. The worst example of this is pop music – how many European and even Japanese pop and rock groups sing in English? This is daft! After all, how many British and American groups sing in, say, French, Italian, German…or Japanese? This is why I respect the German group Rammstein – they proudly sing in their own language – although their music is horrible! It is also why I enjoy the Japanese pop group Shocking Lemon (who sing in Japanese) even though their CD titles and the names of their tracks are printed in English…a provocative fact. This is partly why UNIT include numbers in German. However, my predilection for Latin titles is pure self indulgence on my behalf – I love Latin!

Tierautonomie: Where do you personally locate subversive change in our current Zeitgeist?

Andy Martin: When Guy Debord wrote his interminably tedious book Society Of The Spectacle, many of his descriptions apply to much of the devices (and the concomitant behaviour patterns they generate among the twittering mutter line of humanity addicted to its brightly flashing lights) that we call ‘social media’. I am reluctant to use the term because ‘social media’ implies a form of technology that involves people engaged in communication whereas the reality is rather different. Indeed, communication is not the appropriate word – deception and empty gestures are much more accurate descriptions. People are encouraged to create avatars for themselves in which they can appear as personalities re-invited (Frankenstein monsters for the digital age) on their websites and Face Book sites. We may give ourselves new names, new faces and even new personalities (on-line) in order to create a false impression of who we are. This deception is able to function because we are also encouraged (indeed often obliged) to spend most of our time staring at computer screens, smart phone screens, tablets, i-pads and whatever other high faluting device they’ll invent next month, rather than engage in genuine social communication where we talk to each other without the intercession of electronic hardware. As much of our communication is now filtered through digital technology, it seems to me we talk more yet actually say less.

Where, then, do I locate subversive change in our current zeitgeist? Es ist furchtbar schwierige! When a person refuses to be connected to the internet at home (so advertising companies and multinational corporations do not have instant access to that individual) then they create a tiny bubble of uncertainty, a discontinuity in the mutter line. This is not merely the desperate bleating of a man unable to utilise or even comprehend most modern digital technology (although that, too, may be a contributing factor); it is a plea for sanity. Yes, that is how crucial I perceive the issue to be. Walk along a street – any street – in any industrial nation. How many people do you see staring at mobile devices, thumbs twitching back and forth? Sit on a bus or a train and count how many people stare at these same mobile devices while the war, the countryside – real life – whisks by the windows outside. I see a group of people with laptop computers, smart-phones and i-pads staring at a digital recreation of a glorious sunrise above a waterfall (look how skilfully the computer generated images replicate cascading water droplets) while outside is an actual glorious sunrise above a waterfall…completely unseen by any of those same people.

Fringe theatre, alternative radio and grime (the non-commercial, counter-cultural response to rap and hip hop) are the 2 areas where I have seen and heard genuine subversion. Punk (in Britain anyway) was never subversive because its exponents sought to attain fame and celebrity status: one bunch of miserable white middle class bastards sought to impress another bunch of miserable white middle class bastards. This is why the punk movement here was tolerated – even encouraged – by our society: it never posed a threat to anyone anywhere because its members, being white and middle class, had a stake in that society. They had too much to lose in the event of genuine revolutionary change. Punks in Britain merely wanted to shock mummy and daddy for a couple of years before they discarded their silly costumes, returned to college and joined the regime after their brief flirtation with the appearance of rebellion. This is why you never saw punks involved in Class War. In a genuine revolution, their parents might lose their social status and that would be intolerable, especially if daddy lost his job and couldn’t provide the family with all those lovely trinkets to which they had become accustomed.

Class War was a genuinely revolutionary movement, an angry political group scattered across the nation. It remains the only political organisation to which I was ever affiliated because it was the only such group who spoke on behalf of people like me. It actually represented me and my peers. What did punk represent for me? Boredom, idiocy and excess – a lot of noise, waving and shouting that signified absolutely nothing. The music was horrible, too! Indeed, it was ridiculous – a punk band makes a racket that is enjoyed only by other punks who already agree with the sentiments expressed in the music. Where, then, is the ability to proliferate subversive content? The phrase ‘preaching to the converted’ comes instantly to mind. Mein Gott, there is more genuinely revolutionary content in a single bar of Charles Mingus, Ornette Coleman or Gil Scott Heron than any number of puerile pox ridden punk bands. I despise these white middle class clothes hangers with their wretched slogans and tedious cacophony bereft of any hint of individuality or originality. Punk rock is merely ineptly played rock and roll with swear words and safety pins.

What can even be subversive, when subversiveness functions more like a label, a superficial claim where no question marks are set that would reach beyond the small and big boulders of society’s-continuously-kept status-quos? Does our ‘seemingly continuous enlightenment’ – a society where everything and nothing is subversive – seem to overlook some odd mechanisms that undermine self-critical debate and thought?

Here I return to fringe theatre, alternative radio and grime. Note: I do not include allegedly anti-establishment political groups in this. Marxists are profoundly offensive to me, their inanely messianic utopianism reserved only for people who kneel at the altar of tenets and injunctions which insist everyone must possess the same beliefs. Their notion of an alternative society to the one we have now is a nation where everyone is forced to adopt the same set of social behaviour patterns and political beliefs. It is the source responsible for ‘political correctness’ which I utterly despise. The only reason I never joined the British National Party is because I don’t see any advantage in hating a person purely because their skin colour happens to be different to my own. That said, the BNP speaks for more working class people than any number of Marxists. Do you require proof of this statement? Look at any march by the BNP or their Rottweilers, the English Defence League – there you can see almost exclusively working class people in their ranks. What kind of people comprise the crowds who attend loony left marches? Middle class geeks who, being innately insecure, want everyone else in the world to be just like them.

There is a radio station in London called Resonance. (I invite people to go to https://www.resonancefm.com/.) This is the voice of genuine subversion…which is why it is a local radio station not allowed to broadcast to the wider population. The government are (at the moment anyway) able to tolerate its presence because they can claim they defend freedom of expression…but if Resonance was given a massive financial grant by an eccentric millionaire and suddenly able to broadcast nationwide, we would soon see just how far the government was prepared to sanction freedom of expression. In 2012 and early 2013 it hosted a weekly programme called Sick Notes, presented by Michael Colville, a 17 year old working class lad who invited his friends into the studio to play various examples of rap, hip hop and grime interspersed with social commentary that included fiercely critical diatribes against the police, the British legal system, the British education system, American foreign policy and the rise of far right political groups in Europe. For the first time in many years I found myself able to listen every week (indeed I never missed a single programme) to a programme I realised was genuinely subversive.

I admit I had virtually no interest in the music. True, I’d much rather listen to 60 minutes of grime than 60 seconds of punk rock but it still did not appeal to me. Remember, of my approximately 200 CDs, nearly 160 of them are of classical works (baroque and 20th century mainly), the others comprising progressive rock plus a few discs of selected tracks by The Pop Group and Wire. These latter 2 groups are as close to punk rock as I am ever liable to go. I turn to J S Bach, Henry Purcell, Marc Antoine Charpentier and Jean Philippe Rameau for inspiration, not some dreary old pop group. Punk rock is utterly irrelevant to me – it always has been and probably always will be. Anyway, this mention of my passion for classical music provides me with more than merely an excuse to place a social signifier on the world wobbly web. Passaggio by Luciano Berio (1925 – 2003) composed in 1962 assaults the social conventions that govern opera. The text (by Umberto Eco) upset, irritated and annoyed many people involved in the realms of classical music, especially opera – how dare one of their own composers attack such a sacred cow? This is what I consider a genuinely subversive act. There are plenty of others – turn to Luigi Nono, Bernd Alois Zimmermann, Hans Werner Henze or even Iannis Xenakis if you feel particularly adventurous. These are all 20th century composers who utilised their privileged position in society to attack elements of it they considered profoundly offensive even though it generated hostility and suspicion with a concomitant absence of recordings and performances of their works, at least for a while.

The great American free jazz pianist Sun Ra provides another superb example of a man able to commit subversive acts even in the absence of blatantly obvious texts. At a time in America when (in certain States) racially mixed music groups and theatre troupes were not allowed – or at least publically vilified – Sun Ra took his group (The Arkestra) which included black, Hispanic and white musicians into regions where the police and the senators were either members of the ku klux klan or supporters of it. This has no equivalent in punk rock, of course – they’d never have the courage!

I am not convinced by your assertion that these days everything / nothing is subversive. Perhaps it is different in Germany but in Britain it is now considered subversive to criticise (for example) multi-culturalism and multi-racialism. Anyone who calls for an end to immigration is castigated as a Nazi sympathiser. There are even people who used to write to me who have since severed all communication with me as a consequence of their interpretation of what they perceive to be my right wing political views. Well, I find this incredible. I have never made any attempt to disguise or deny my political beliefs. In 1991 we released Europe Awake, an audio cassette, which includes statements of these beliefs. I am not obliged to defend a single one of them. If other people are allowed to be communists, socialists, anarchists, liberals or fascists then I, too, am allowed to be…whatever it is I am. In fact I find it impossible to describe my beliefs by any label because there does not appear to be a verbal category in existence yet which accurately describes them. To be honest, I think the difficulty (for other people, not for me) arises because I really don’t consider politics at all important. There are far more interesting reasons to indulge in arguments and debates!

Tierautonomie: Do crowd and group dynamics (i.e. facebook popularity / ”likes”) hinder individual expression because other people (and the more people the better) have to approve of someone’s message? If someone doesn’t get ‘likes’ she/he either self-censors or stays out/shuts up in that network. Does ‘the crowd’ define ‘the individual’ as the individual is immediately measured by group dynamics, still like we had it in the past within actual physical groups in which tendencies for social hierarchies existed?

Andy Martin: Ah yes, here we go! I sent a series of emails to various people on our mail list earlier this year to celebrate a dubious achievement: our You Tube site gained its 100th subscriber. Well, let me modify that: the achievement itself is not dubious – it was my desire to celebrate the event which is dubious. You see how pernicious this can be – even I began to be sucked into the swirling vortex of yapping morons on the mutter line. Now we have 103 subscribers, by the way…but so what? Does that make me superior in some manner to you or to some other group or individual with only, say 30 subscribers? Of course not!

I think it is advisable to enter into a difficult discussion here because I mentioned various classical composers earlier with reference to their assaults on bourgeois culture and I am aware critics could complain I have no right to be so abusive to punk bands on the one hand yet appear to defend the purveyors of bourgeois culture on the other. I accept this is a legitimate criticism. In fact, the German composer Hans Werner Henze addressed this issue in his work Der Langwierige Weg In Die Wohnung Der Natascha Ungeheuer (1971) in which he set to challenging but infinitely rewarding music a magnificent prose poem by the Chilean born German political poet Gaston Salvatore. This text (which really has to be read in the original German as even a good quality English translation simply fails to do it justice) has formed the basis for numerous musical settings by me since 1992 onwards.

What does a middle class person do if he / she originates from a wealthy family whose parents occupy a position of privilege in society yet the person concerned genuinely cares (or appears to care) about the plight of poverty stricken people in their nation? How do they express their concern without appearing to be patronising and condescending? I notice how often Marxists shout loudly about the injustices done to poor people in third world countries yet ignore the same concerns that afflict working class people in their own countries. If you are poor and homeless in Germany, what possible relevance to you is the misfortune of a man or woman in, say, Colombia or Ethiopia who happens to endure even worse depredations? Their woeful plight is not your business and you are not to blame for it – knowledge of their struggle is scarcely liable to assist your own problem. Mein Gott, I despise Marxists so vehemently I wouldn’t even piss on them to put them out if they were on fire.

Consider this: traditional Jews observe the Sabbath – Saturday – in which, for 25 hours, they do no work. This proscribes the use of mobile phones, i-pads, televisions and even the cooker. Driving cars is prohibited. To me this sounds severe and yet consider what could happen to a family who elected to observe the Sabbath seriously: with no work and, more crucially, no distractions, they will have to spend time together and communicate, perhaps on a more meaningful level than at any other time of the week. I am not a Jew (heaven forbid) but I suggest this simple if strict religious practise has something useful to teach us in an age where the majority of people wander around in a dopey daze as they gaze at little electronic screens, stupefied by the mutter line.

Face Book is a big, fat nothing. It merely provides multinational corporations with an opportunity to advertise their garbage on a global scale. I never use Face Book. Why should I? We have a website and en email site so we have absolutely no use for twitter, Face Book or any of these other ‘social media’ contrivances which I assert are designed to maintain us in a state of alienation. We sit at home and stare at computer screens rather go out on the streets to express our dissent in demonstrations – stuff that! It is a fact of physics that the Sun is a slightly variable star. It endures a cycle of maxima and minima every 22 years. During a time of extreme excitement (in a maxima) it may emit many millions of tons of excited electrons in a solar storm. If a particularly vociferous wave of charged (ionised) particles hit us, it would disable 90% of the artificial satellites that orbit the Earth and annihilate our digital communications networks in a matter of seconds. Mobile phones and the entire internet would crumble into obsolescence. Imagine that! How would most people in industrial nations survive bereft of mobile phones, i-pads and the internet? Well, I say: bring it on!

Meanwhile, before that happens, I urge people, in all seriousness, to ignore and forget The Apostles and concentrate on what we do NOW. We have to think ahead! All 664 of the works recorded by UNIT (so far) are now available free of charge on our You Tube site. Type ‘UNIT Andy Martin’ into Google and it will take you to our site. I recommend Eagle, 1985, Who, Ming Hai, Orders of The General, Grange Hill, Osaka Boy, Hup Soon Heng and New Order as decent starting points. Almost every track recorded (ineptly) by The Apostles was recorded again (properly) by UNIT so if you wish to hear the proper, definitive renditions of these works then listen to those by UNIT rather than the vastly inferior attempts by The Apostles.

Tierautonomie: Can we change something ‘from beneath’ meaning without being popular, without catering to standards and status quo, finally also without the help of the cultural industrial complex (i.e. Kulturindustrie) and its consumers-of-content, or should we just ‘go with the flow’ if it happens to run under the right flag and label, and let others who have some ‘public support’ speak for us; can the individual otherwise have a valid, distinct voice? Sound, No Sound, breaking and creating codices.

Andy Martin: The most depressing answer, briefly, is: no. Sorry – and I mean I am genuinely sorry – but I do not believe independent groups (drama troupes, artists, musicians) are able to effect change in society. Writers (possibly) may be more successful but only in the age of the internet where it is now easier (and cheaper) to disseminate subversive literature. You see, with (to take the most familiar example) music, it is generally limited in its appeal by whatever idiomatic language it adopts. Folk music will usually appeal only to people who like folk music, jazz to jazz hats, punk rock to punks (or morons) and so on. Literature is able to proliferate its contents across a wider range of people – William Burroughs and Anthony Burgess are read by hippies, punks (those who can actually read), students and intellectuals. The only people not affected by this literature are skinheads, obviously, because their only purpose on the planet is to provide animated punch-bags for niggers who wish to advance their training as boxers. Do skinheads serve any other useful functions? I suppose you might use them as door-stops and draught excluders.

Digression: in Britain, skinheads are as extinct as the Dodo. In the mid 1980s, a group of Asians in Bradford decided they would no longer tolerate racially motivated assaults by gangs of skinheads in their area: they fought back – hard! The effect of this upon the rest of the nation was utterly incredible. Within 2 years, skinheads simply vanished from our streets. Skinheads never attacked niggers (unless the odds were 5 to 1 in their favour) because niggers are usually big, burly and able to fight back. Wogs and Pakis were considered safe targets…until Bradford 1985. After this initial fracas, groups of Asian youths (including mixtures of Indians, Pakistanis and Bangladeshis, itself a highly unusual occurrence) patrolled Bradford, Leeds and other areas of the country where they simply hunted down skinheads and battered them – splendid! Suddenly Pakis were no longer fun to punch. The words ‘coward’ and ‘skinhead’ are mutually interchangeable.

Actually, black people seem to be more adept at the creation of subversive acts within the arts than any other racial group. This observation may be a consequence of living in Britain – perhaps if I lived in South America or Africa I might be obliged to alter or modify my assertion. I think primarily of the Black Panthers (naturally – all power to them and peace be upon their name) but also Charles Mingus, Ornette Coleman, Gil Scott Heron, The Last Poets and, in more recent times, Ice T, NWA and The Bad Brains, all of whom were genuinely subversive. Can white people be subversive then? Well, yes, of course they can…but it has to be what I call genuine subversion and not merely a desire to emulate some miserable Marxist clique or socially acceptable form of dissent like the campaign for nuclear disarmament, for example. The State is remarkably proficient at taking subversives and recuperating them into its paradigm. Animal rights campaigners in the 1980s were initially subversive but by the end of the decade we had Boy George and other media celebrities claiming to support animal rights…although I wonder how many of Boy George’s cosmetics were tested on animals?

No, I don’t believe it is advisable to allow media spokespeople to represent us. It was tried in the early 1980s in Britain when a pop group called The Jam appeared to win a major battle: suddenly the national pop charts contained songs which included political sentiments critical of the government und kulturindustrie…or did they? How revolutionary was that pop group? I argue: not at all. This is not a criticism of Paul Weller (the man who wrote 90% of the group’s works) rather an observation on the ability of their record company (Polydor) to market rebellion successfully, just as another major record company (CBS) marketed rebellion when they released records by The Clash, a band whom I absolutely despise, by the way. Ugh! Give me The Jam any day – at least their songs were decent. Polydor tried to capitalise on this again when they signed The Wall to their label but they found The Wall too much to handle. They could not recuperate The Wall and turn them into pop idols, despite the obvious strength of their lyrics and music. This is why Polydor decided not to promote the group but use them as a means by which to obviate their tax returns.

Note: a national socialist (Nazi) party in Germany recently managed to acquire 13% of the national vote in a general election. The Freedom Party of Austria is still immensely popular. Does this mean lots of Germans and Austrians are secret Nazis? Honestly, no, I don’t believe it does. Fair enough, a tiny minority of those voters will be morons and cretins who still worship Herr Hitler but I am convinced the majority vote for these parties not so much because they support their policies but because the more conventional parties have failed to represent their concerns – mass immigration being the most pertinent. To be opposed to immigration (as I am) does not mean you are automatically a Nazi. Anyway, the only people able to represent us is ourselves.

Tierautonomie: I want to ask you about the inspiring quality of some of your tunes.

Andy Martin: Ah, the secret of my success – well, this is not going to please the punk punters out there but my ability to write unusual works with interesting harmonies and memorable melodies is a direct consequence of my musical environment. Until late 1979 the only music to which I listened was classical – baroque and 20th century mainly. I raised myself on Bach, Purcell, Charpentier, Rameau and their peers. To me, contemporary music meant Berio, Nono, Henze, Xenakis, Penderecki and Messiaen, not the pop pish peddled in the pop charts everyone at school enjoyed. 2 school pals (Eric Cooper and his girlfriend Susan Wilkins, peace be upon their names) managed to introduce me to the group Wire (the album 154 and its free EP). Until then, I literally took no notice of pop music. It was irrelevant to me. Thus in 1982 when I began to write music for The Apostles, I had no idea how one was supposed to construct pop songs. I applied my lessons (self taught) in harmony and counterpoint to pop songs which is presumably why they sounded so odd. In fact, they were wrong! I really didn’t understand improvisation, repeated riffs and pop song structures.

Other bands were influenced by which ever pop groups they listened to during their formative years…which is perhaps why so many pop groups sound so similar (to my ears anyway). My influences were Bach or Xenakis…which meant my pop music was inevitably destined to sound rather weird. It may also explain why The Apostles sold records by the tens while other groups sold records by the thousands. Most people did not like my music – I can appreciate now why this should be but at the time it perplexed me. Why did so many people detest my music? What was wrong with it? After a while I learned simply to accept I was not going to rival The Jam or Wham for popularity and continued to sit in my room and contrive increasingly strange pieces destined to appeal to only the most adventurous listeners or those with unusual musical tastes. C’est la vie.

You see, I was not able to emulate other pop groups because I simply had no idea what they sounded like…with the corollary that my own works sounded highly individual. It allowed me to cultivate a distinctive style (albeit a most unpopular style) that did not sound like anyone else…well…usually. However, there are 2 embarrassing exceptions: Wire and Joy Division. I can’t remember now who introduced me to the work of Joy Division but for a mercifully brief period, their music had an effect on me and I am ashamed to admit this becomes apparent in some of the pieces I wrote during the mid 1980s. (The primary offenders are The Victim, The Sword, New Face In EH4 and, of course, Walking Away which – as someone revealed to me a couple of years ago – is basically Day Of The Lords with slightly different chords.) Paradigm and The Shadow Out Of Space both sound like cover versions of obscure songs by Wire although I do not find this a source of shame or embarrassment.

However, later in the decade when I became acquainted (although not through choice) with other pop music (even, occasionally, the odd punk band) when various band members of The Apostles tried (with a spectacular lack of success) to interest me in their music or, at any rate, forms of music other than those genres I favoured, I realised how lamentably limited and conservative it all sounded. I made no distinction between The Exploited, Metallica, Crass, Spandau Ballet or Soft Cell – it was all rigid, fixed, old fashioned and tediously predictable. It made me more determined than ever to write music that was nothing remotely similar to their dreary old tat. My harmonic language is derived from a study of scores by J S Bach (Der Kunste Der Fuge) and the Austrian 19th century composer Anton Bruckner (Symphony No.9) although I never actually quote from these works.

I have included actual quotes from classical works in my pieces: The Land Of The Mountain & The Flood by Scottish composer Hamish McCunn (The Loch & The Glen), the Nocturne In Eb by Frederick Chopin (the bass guitar melody in Pale Blue Eyes) and the Symphony No.6 by Franz Schubert (Danny Wentworth) are the most celebrated examples. Look, take a track by a pop group,  any pop group. You hear them play a riff. Can you predict what will happen next? I can do so without even hearing it – they’ll repeat the riff another 3 times then – if you’re lucky – they’ll change into a different key and play another riff 4 times. When I hear a piece of pop music, I usually predict what the next chord will be, too. People in pop groups are generally bereft of imagination as well as talent and skill. Mind you, presumably they know what they’re doing since most pop groups sell more CDs than we do!

The Apostles – The Cripple: Audio link (mp3)
Unit version of The Cripple: Video link

Tierautonomie: Our interpretation: In this song you were discussing social isolation within a questionable society, the rules of how someone is supposed to look to count as lovable by society, physical abled-ness as the standard, the subtle ways of sorting someone with a ‘disability’ out, and even if you don’t want to belong to this majority group (or the defining majority) you are being humiliated, devalued on the basis that you would stand outside of that majority group. This is how I understand the message of the song. What were / are the main ideas behind this song? Do you think anything has changed about the perception of disability in society?

Andy Martin: My initial motivation behind this ballad is selfish. I was born with severe dyspraxia (although I did not know its name until many years later) which meant, in theory, I would never be able to participate in any sports that involved hand to eye co-ordination nor play any musical instrument. I knew I was different to almost everyone else in school but I didn’t comprehend why. Everyone else could play football, tennis, cricket and rugby so why couldn’t I? Nobody else was anywhere near as clumsy as was I. It soon became apparent to me that I was also abnormally ugly; the other boys and girls subjected me to ridicule without mercy, day after day, week after week, month after month, for being a spastic and for being a troll. During my final year in school I also realised what I felt toward 3 particular boys (Wayne Johnson, Danny Wentworth and, most of all, Paul Novak) was what other boys felt toward girls. This detestable aspect of my character proved more than I could tolerate and it is the reason I tried to commit suicide in late 1980 which resulted in my incarceration in Springfield Psychiatric Hospital. I could accept being ugly and partially disabled; I could not accept being queer. Anyway, with reference to the first two problems, I describe this attitude of pupils and teachers in my 3rd book, Faded Fragments Of Distant Dreams, the 1st of my 3 autobiographies. The book is important because it is one of the rare examples of a narrative that describes, in detail, how children (pupils) were actually treated by adults (teachers) in secondary schools in Britain during the 1970s. That I am involved in the accounts is not a reason for its importance, of course.

What concerned me (which found its expression in this ballad) was a factor with regard to disability which nobody wished to mention or discuss: sexuality, almost as if spastics and cripples are not supposed to possess sexual passions. Stuff that! Why should a boy with motor neurone disease not be allowed to have sex with a girl he finds physically attractive? There is (or was) in Britain an organisation of prostitutes who specialised in the provision of sexual services for disabled people. Various newspapers and media commentators heaped odium on this group, citing moral outrage as justification for their consternation…so do they really believe disabled people should be denied sexual encounters? I do have a slight problem with this ballad: my disability is minor and certainly does not merit much sympathy compared to someone with cystic fibrosis, motor neurone disease or polio, to provide just 3 examples. The text could give the impression (erroneously) I ask for sympathy or pity – this is absolutely not the case.

Actually, a far superior piece (at least in terms of the technical aspects of both the text and the music) is Thalidomide because it successfully addresses a topic that is not motivated from purely selfish concerns.

The Apostles – Anarchy, Peace & Freedom: Audio link (mp3)

Tierautonomie: In this song you formulate a critique of the anarchist pacifist counterculture on the 80ies, you pick up intersecting power-and-oppression-cornerpoints, like the oppressive structures of the state, racism, animal torture (speciesism), how nazis have pacifists on their death lists and communists wish to enslave them, that it’s inadequate to react to oppression with a pattern of being stoned (escapism maybe), being into Crass (some ‘cool band with a cool message’), how everything is drowned in the idea of being a pacifist while criticising any form of defensive violence. Is this rightly understood more or less? Does the ideal of pacifism mute controversy and tend to overlook the quality of conflicts which can’t be easily solved?

Andy Martin: All 3 members of the original version of The Apostles (Pete Bynghall, Julian Portinari and Dan MacKintyre) tried to convince me Crass had a viable message for British youth and for dispossessed working class people. The more they described what Crass believed, the more horrified and disgusted I became. The proliferation of totalitarian regimes in the 20th century is not a single phenomenon with a general character. Distinction must be made between (for example) Nazi Germany and Soviet Russia. Nazism is a tumour generated by monopoly capitalism, a form of barbarism produced by capitalism at the end of its tether. Soviet rule is a species of tyranny, the domination of populations by unassailable elites, a natural consequence of Marxism partly exacerbated by a global struggle with capitalist powers. Both represent a perversion of traditional socialist aspirations for revolutionary change through the agency of a politicised working class.

British colonialism found its expression in the late 20th century through its treatment of Irish prisoners. I am old enough to remember the hunger strikes in which Irish member of parliament Bobby Sands literally starved himself to death while held in detention in the establishment at Long Kesh (the infamous H Blocks) along with dozens of other Irish prisoners. Did we emerge victorious against the Nazi regime through pacifism, group hugs and tofu burgers? My utter fury expressed in this anthem is a consequence of my disgust for the sentiments expressed by typically middle class spoiled brats terrified of genuine revolutionary change, the kind of scum I mentioned earlier. These were teenagers from safe, often privileged families who sought to dictate to me how I should express my dissent against the British government of the time. What monumental arrogance! Who the hell did these buggers think they were? To whom did they think they were speaking and writing? I can answer that: they thought they had a right to adopt an officious attitude toward me because, being accustomed to giving orders (just like their parents) and being obeyed by their inferiors, they assumed I (a working class rat bag) ought to shut up and behave.

Every bleating pacifist platitude is an insult to the slaughtered masses of the holocaust, the Jewish victims at Katyn in Poland (murdered by Russian troops in 1943) and every Irish prisoner tortured and murdered by occupation forces in Ireland. What increased my rage was the audacity of these punks who dared to try to dictate to me what my response should be to the gross injustices committed by regimes around the world when a) I was not a punk, b) I was not directly involved in the punk scene, c) The Apostles was not a punk band and d) these people (I’ll call them ‘people’ in a token attempt to be polite) so obsessively worshipped their pop heroes (Crass in this case but the name of the band is immaterial) they insisted everyone else in the world ought to be the same as them…which is an attitude typical of socialists and one shared by religious zealots such as Jehova Witnesses.

Ethical praxis

The Apostles – The Sword: Audio link (mp3)

Tierautonomie: This is a very unique song to me, because you refer directly to the ‘moral’ proverb of ‘he who lives by the sword will die by the sword’ and contextualize this with the situation of being bullied. This song seems ‘empowering’ because it gives a sort of motivating idea by making use of an ‘experiential wisdom’ type of phrase. This is something that would have probably not occurred in pop / charts / commercial music which prefers to represent a current Zeitgeist and fashion most of all and not old sayings. The solution to the problem described in this song is kind of brought about by something described in a ‘moral’ phrase, and morals and wisdom had a difficult position in the 1980ies already too? Is this song in itself a moral song in some way, as it does not leave the problem with the affected person or victim alone but postulates an entire structure of ‘moral fallacy’ concerning the oppressive agent / the bully?

Andy Martin: In 1986 I met a young man who called himself Animal. He was (I think) 2 or 3 years younger than I. He attended Amery Hill School which is where I spent my teenage years. It was the first (and remains so far the only) occasion on which I met anyone else who attended that wretched establishment. When he realised I also used to go there, he spoke about the teachers and the prefects with particular emphasis on their behaviour. The vile practises I witnessed there during the 1970s evidently continued after I returned to London and it so disgusted me I felt motivated to write a ballad about it…but the trauma I experienced in that place formed part of the reason I was incarcerated in a psychiatric hospital and the emotional turmoil proved beyond my ability to endure so I had to express my reaction to the school in an oblique manner…which is how The Sword came to be written.

This number is indirectly (or perhaps directly) related to Anarchy, Peace & Freedom because it defends the right of the victims of bullies to use violence – brutal, glorious violence – against bullies. Here’s a lesson for weak, liberal pacifists who, being from pampered middle class families, speak and write from a position of ignorance: during my 1st, 2nd and 3rd years in Amery Hill School, I was consistently bullied, mainly by other pupils but also by prefects and teachers; during my 4th and 5th years in Amery Hill School, nobody ever tried to bully me again. Why? What changed? I changed! My pal Eric Cooper and his magnificent older sister Karen (who taught unarmed combat in a local airforce base) gave me regular self defence lessons every Saturday morning. They taught me how to fight and how to inflict maximum damage against assailants who were bigger and stronger than I. These lessons were extremely effective…as the bullies discovered to their cost. It is an unfortunate fact there are occasions when the only effective means with which to combat and beat fascism is by the use of fascist methods.

I am aware there may be readers who think it wrong to physically fight bullies – people who believe ‘violence only leads to more violence’. Christ but I’m so sick and tired of this dreary old debate…but let’s do it anyway. The New Testament teaches us to ‘turn the other cheek’ and forgive our enemies. Right then, so this brainless 4th year thug at school batters 1st year girls and swipes their dinner money. He tells them to give him 50 pence each Monday morning if they want to avoid a bashing. This behaviour will continue until someone physically stops it. A girl tells him she understands his emotional turmoil and she forgives him. ‘Great,’ the bully thinks, ‘an easy conquest’. Then this other girl – let’s call her Sandra – she’s from the 4th year and decides she really doesn’t want to tolerate this abusive behaviour. She grabs the boy during break-time, knees him in the crotch, head butts his nose and punches him on the jaw. He collapses to the ground so she delivers three hefty kicks to his body. ‘Every girl you bash from now on results in a bashing from me in return – it’s your choice’ she says. Suddenly his former activity is no longer fun – no fun at all. Who benefits from this new reality? Every girl in the 1st year who would otherwise have to give their dinner money to this odious 4th year boy. This is not a fantasy concocted to support my argument – it is a description of an event that actually happened in my school. I witnessed it.

Now take the argument onto the streets of Colombia in the 1990s where death squads hunted down homeless children for fun and shot them dead. Does this vile practise still continue today? I sincerely hope not. However, suppose a group of homeless children encounter one of these gun toting gangs. One of the boys – perhaps he’s a Christian – tell the gang he forgives them and pleads for his life and the lives of his pals. What is liable to be the reaction of that gang? Well, obviously, they’re going to shoot every one of those children, saving that boy until last probably…but only after they’ve stopped laughing. If you forgive a transgressor, what you actually do is allow their antisocial behaviour to continue. Worse – you imply that behaviour is acceptable. No, this simply cannot continue. Let’s adopt my method now. The death squad enter a cul-de-sac and there are those homeless children. Instead of some weak, wimpy Christian boy, there’s a sneering feral child armed with a spray can and a Stanley knife. The children erupt into action, tearing at the faces of those gang members. Yes, some of them are quick enough to fire their guns and yes, some of the children die…but those who survive pick up the guns of the fallen gang members and blast to fragments the faces of every remaining death squad member. This begins to happen in other cul-de-sacs, on other streets. See what I mean?

The history of the human race is one of wars, battles, riots, putsches, pogroms and internecine squabbles. Thugs and bullies don’t understand kindness, decency and intelligence. You might just as effectively communicate with them in ancient Greek. However, such people do understand violence – the only language in which they are fluent – so that is how to address the issue. Any other solution is mere madness or, at best, fatuous fol-de-rol.

The Apostles – Proletarian Autonomy: Audio link (mp3)

Tierautonomie: This song covers a basic political approach in a very concentrated form, phrased in political punk terms: how self-organisation within a community can be brought about by the individual/s; implying that political concepts and utopias seem to overlook this factor (i.e. individuality) in its potentiality. Is the individual maybe the one who is continuously silenced and deconstructed in cultures and societies, and only the person of the crowd taken as the entitled ‘citizen’? (The term individualism though has been of course hijacked by neoliberalism pretty much, as a denominator of social-darwinist egotism, but this is referring to the actual real individual in the ‘strict’ sense of basically being one living entity.)

Andy Martin: No! Absolutely not. With respect to you, this anthem is not phrased in ‘political punk terms’. It has absolutely no relation to punk rock at all. There is nothing ‘punk’ in the text of this number. I noticed many pop and punk numbers that addressed political topics only ever moaned, whined and complained about this or that aspect of society. Nobody ever sat down and thought about writing a song, ballad or anthem which featured a possible solution…so I did!

In fact the lyric was inspired by a lecture I heard on BBC Radio 3 on two 20th century philosophers, Herbert Marcuse and Hannah Arendt, 2 Germans who emigrated to America to escape from the 3rd Reich. Modern society is not simply aggressive, exploitative and dominated by an overwhelmingly powerful ruling class; it has also acquired the capacity to absorb into itself the forces which might seek to oppose it. This is true not only of the industrial working class which entered into a collusive relationship with elements of capitalism that claimed to administer to its needs. This also applies to aspects of ideas, science and the arts. The bland mediocrity of modern existence informed by a detergent uniformity imposed by the corporate media is a consequence of this absorption. Modern reality is oppressive because it denies the power of dissent. Only given ‘facts’ possess reality and ideas, claims or fantasies which cannot be accommodated by (and assimilated into) the pragmatic requirements of the ruling elite are either dismissed or given a positive (but sanitised) function within the prevailing paradigm.

However, I must admit this anthem is not completely honest as an expression of my beliefs. Aware my right wing political beliefs might cause trouble for my fellow band members, I attempted to concoct a mechanism by which a pseudo-anarchist form of self government might conceivably function – thus was the text to Proletarian Autonomy created. I genuinely wanted to believe this could be utilised as a blueprint for society but I had to admit (secretly, to myself) most people simply could not be trusted to behave themselves if such an attempt was made…which is why I believe a strong form of government essential, primarily to keep the rabble under control.

The popularity of radical protest culture

The Apostles – Mob Violence cover by Burnt Cross: Video link

Tierautonomie: This rather dynamic song is one of these hardcore anthems that you created. It seems to me that Burnt Cross have taken up this song giving an idea into today’s somewhat different punk-related social manifestations of resistance. The original sounds harsher, rougher.

Andy Martin: In 1984 I joined Class War, inspired by the noble presence of Ian Bone, a man for whom I have infinite respect, patience and admiration. It is most unfortunate this anthem is associated with punks because in fact the text (of which I am justifiably proud) is my first genuine attempt to engage with a form of radical politics not informed by my right wing past. The music is trite nonsense and frankly the text deserves a much better musical setting but I was under pressure to complete the piece in time for the record on which it is featured (Smash The Spectacle, our 5th EP) so I contrived this rather mediocre series of riffs which I consider a poor response to such a clever lyric. By the way, I really don’t care how conceited that sounds – it is a clever lyric! After a further attempt (on the album Kämpfbereit) we finally managed to record the definitive account of this anthem on our album Rock In Opposition: Phase 5 in 2014. The ‘original’ sounds harsher, rougher, because none of us could play it properly (apart from Chris Low whose drumming was always decent). I am pleased (and, let’s be honest, rather flattered) to find another group have recorded an account of one of my numbers.

Tierautonomie: You give some info about how this song came into existence in the description of the Unit 1996 version. What did you feel was missing in this song when you wrote it and you noticed it’s getting more popular than you maybe thought it ought to be?

Andy Martin: I realise I have already answered most of this in my response to your previous question. Actions speak louder than words: I invite readers to type ‘You Tube UNIT Mob Violence Andy Martin’ into Google and listen to the 2014 recording. They will realise (if they are familiar with the earlier versions from 1984 and 1996) why I was personally not satisfied with it. The lyric certainly deserves the popularity it acquired; the music – especially the poor performance by The Apostles – does not.

There is another, more important, problem with this number. It is a problem that afflicts any group who sings a number concerned with direct political action. If we were so concerned about taking direct political action against the State, we would not have time to march into a recording studio and sing songs about direct political action – we would instead march onto the streets and do it rather than sing about it. Without going into detail (for obvious reasons) it is true some of us (including myself) were involved in direct political action during the 1980s but does that make my anthem legitimate? Do I have the right to encourage other people to engage in direct political action when all I’m doing is standing in front of a microphone in a recording studio and bawling out a lot of words that could be conceived as merely an expression of the rhetoric of crisis? I admit I have no satisfactory answer to this.

The Apostles – Punk Squatters: Audio link (mp3)

Andy Martin: This allows me to provide a rare example of a brief, simple answer to one of your questions. I find nothing about the song to criticise in terms of its text, music or arrangement. My complaint is the extremely daft (and obviously fake) London accent I adopted in our works at this time which is especially prevalent on this number. In fact it could be longer – it is an expression of alienation (but humorous) since it describes my brief period living in 281 Victoria Park Road. I lived in the attic in splendid isolation while everyone else in the place belonged to what other people referred to as the Hackney Hell Crew. We had almost nothing in common. They never washed, they listened to heavy metal records and they were all unemployed. I dressed smartly, kept myself scrupulously clean, worked as a landscape gardener and listened to BBC Radio 3.

Tierautonomie: Shows that punk has not been a monolith, but rather a diverse mix of social backgrounds, denominators and positions and that it was only a peer group, fragmented, insofar as “others just would not care”, that society was ignorant of a lot of things. Can you give us more about the background of what made you write this track?

Andy Martin: I think I have already answered this in my response to your previous question. The track was a humorous (and unusually good natured) satire on the typical daily lives of punk squatters. I enjoyed being able to write a number about punks that, for once, did not have to insult and vilify them! That said, in my experience, ‘punk’ means ‘white white white as far as the eye can see’ (Ernest Hemmingway). There was never a diverse mix of social backgrounds – punks were always spoiled middle class brats. Perhaps it was different in Germany. I am given to understand it was certainly different in America…could that be why it is mainly Americans who visit our You Tube site and who purchase our CDs?

Animal Rights in the early 1980s punk movement: as for the Apostles

In The Name of Science, original Apostles version: Audio link (mp3)
Unit version of In The Name of Science: Video link

Tierautonomie: This song is a classic in hardcore animal rights history. It’s radical, metaphoric, dares to express that the emotional response to speciesism is a fundamental one. Hardcore punk brought Animal Rights into the protest culture of the second half of the 20th century [1] and an ongoing vivid trail of following lyricists and musicians in the related music scenes have knitted on this tradition. You were basically intersectional with the inclusion of Animal Rights into the discussion of social relevance.

Andy Martin: Most become vegetarians as a result of their disgust at the manner in which animals are maltreated in our societies. I became a vegetarian in 1982 for a daft reason: I met a 15 year old lad called Matthew Pond, the son of newspaper columnist Sheila Macleod and pop singer Paul Jones (real name Paul Pond). He was a) a spoiled middle class brat who thought everyone else in the world existed purely to serve his own requirements, b) a punk rocker, c) a Crass worshipping pacifist and d) one of the most odiously conceited, arrogant and profoundly selfish people it has ever been my misfortunate to encounter…4 reasons to absolutely despise him! He informed me he had become a vegetarian and thus was superior to me. Purely to spite him I, too, decided to become a vegetarian, determined to beat him. I was convinced he’d revert to carnivorous behaviour before I did…so imagine my delight when he did! To be fair – it was a chicken and mushroom pastie that did the damage so it could be argued he suffered intolerable provocation since how many other people in his situation would be able to resist such a repast?

Brief digression: I met Paul Jones (who used to sing for a group called Manfred Mann) when he visited my attic in 109 Foulden Road. He called to collect Matthew to take him to the west end or the zoo. I found Mr Jones to be pleasant, affable, honest and a genuinely decent person – even though he was a devout Christian. How could this splendid man generate such a foul and loathsome specimen for a son?

Now I faced a problem: how could I tell people the reason I was a vegetarian was purely because I sought to spite a middle class brat? It would sound silly – well, I suppose it was silly, just a bit. The issue intrigued me – why did people become vegetarians? I thought vegetarians were hippies and eccentric health food fanatics. Therefore I began to investigate the matter of animal rights. It took me about 3 days to digest (forgive the pun) the information I discovered courtesy of Little @ Printers where, a year later, I would be employed as a dark room assistant. Anyway, I have absolutely no memory of the sources of this information but I suspect they were pamphlets rather than books, perhaps those issued by the Hunt Saboteurs Association and the Animal Liberation Front. I could scarcely believe what I read – the texts included actual photographs for verisimilitude.

Let’s not trivialise the issue here: I loved to eat meat! I scoffed liver, bacon, sausages, kidneys, steak, chicken, duck and pork. The only meat I did not like (indeed have never liked) is beef and hearts. I loved chicken and mushroom pasties, Cornish pasties and pork pies. How the hell was a carnivore of my status ever going to remain a vegetarian? Well, the power of those ALF pamphlets proved sufficiently strong even when set in opposition to my carnivorous nature. I managed to remain a vegetarian and I even tried to be a vegan for a brief period. I managed it for barely 2 years. The problem here was tea. I am addicted to tea…yet it has to have milk in it (but not sugar – anyone who puts sugar in tea is a barbarian). I managed to survive on tea with soya milk but after nearly 2 years I could no longer tolerate it. Anyway, I have remained a strict vegetarian to this very day. I do have months where I refuse (almost) all dairy products except for milk in my tea.

However, I do not know many vegetarians. There is a reason for this: most people who claim to support animal rights (especially those below a certain age) adopt an attitude of insufferable superiority over others. I observe a similar attitude among Marxists and fundamental Christians. What these people seek to prove is this: ‘we are better than you; we are superior – only when you adopt our belief system and act like us will we accept you just might be acceptable to our social circle’. Well, I most definitely have no wish to be accepted into such a social circle…because if these kind of people did accept me then imagine what a tedious wretch that would make me! It is right for me to be an atheist, to espouse right wing libertarian politics, support animal rights and be a strict vegetarian – it may not be right for someone else. Who the hell am I to tell other people how to live their lives? I can tell them why I am not a Christian, why I despise Marxism and why I am a vegetarian – but it is not my business to try to change their lives unless (and only unless) their behaviour impinges upon my freedom and diminishes the quality of my own life. This is the problem with Marxists, Christians and a certain type of animal rights activist – they are crusaders who believe it is their duty to evangelise and convert everyone else in the world to adopt their own belief system.

Tierautonomie: I wonder about the problems faced momentarily and over the long run in terms of land possession and political entanglements with the inherited structures of the monarchy and aristocracy in the UK regarding hunting, the badger cull and other wildlife management, that are marked as a patriotic act almost, seen in front of this historical background. One notices that the hunt sab movement in the UK seem to stand for a form of fundamental resistance against traditional speciesism in ‘British hunting’ that is much associated with the aristocracy and those loyal to them.

When I joined the Hunt Saboteurs Association in the 1980s, the initial impetus was my hatred of the aristocracy rather than a love of animals. I was never impressed by those sickening little posters of cute and cuddly baby seals on ice floes that commanded us to take action against seal hunters. I thought instantly of eskimos who, if they turned vegetarian, would starve to death. Anyway, the landed gentry have always hunted victims – in the dark ages they took our land by brute force and created feudal societies where people like me were obliged to work for our lords and masters or starve…or face summary execution. When civilisation began to develop (during the 17th century) the aristocrats decided to find other methods to pass the time and relieve the tedious boredom experienced by excessively wealthy people…such as hunting and killing harmless animals.

Why do we have a royal family in Britain? Because King William The 1st of Normandy invaded England and quite literally stole land from our people. The British monarchy has consisted of foreigners from 1066 onwards – quite literally. King Harold was the last British monarch who was genuinely indigenous to this nation; all the others since are invaders. In the early 18th century we even imported parasites from Holland and Hanover (William Of Orange followed by George The 1st) in order to continue the tradition. How stupid is that? In 1914, the royal family changed their name from Sax-Coburg to Windsor as it didn’t seem politic for our monarch to have a German name when our young men were being slaughtered on the fields of France by German troops. What a shameful embarrassment that in 2017 there is still a royal family in Britain and, even worse, we still have aristocrats who live in castles and mansions built on land that once belonged to ordinary working people!

Acts of cruelty and brutality (be they against animals or human beings) are often legitimised by their perpetrators when those people are too cowardly to stand up like men and simply admit they perform such acts for enjoyment. When a gang of thugs roams the countryside to kill badgers, they never have the courage to admit they enjoy hunting and killing living beings – they concoct the most absurd and fantastic reasons to justify their abominations against nature – it’s our patriotic duty – it’s for the benefit of all the other animals – it’s to protect farmland – it’s part of our national heritage. If an aristocrat sat on his horse and, with a sneer of utter petulance common to such people, announced his intention to hunt stags and foxes because he enjoys the infliction of cruelty, I would have more respect – or perhaps less contempt – for him than for his peers who contrive all manner of bizarre reasons to account for their despicable behaviour.

Tierautonomie: Is this a right impression that the hunt sabs stand for a political ground against traditional land politics and classist forms of animal oppression? It seems like the UK has the strongest or at least most noticed hunt sab movement worldwide.

Andy Martin: Yes, I agree with you. Unless I am in error (which is quite possible) I believe Britain, more than any other European nation, specialises in the infliction of cruelty upon animals with zealous pride…which is ironic when you consider Britain is known as ‘a nation of animal lovers’. I wonder who invented that phrase…someone high on industrial amounts of LSD 25 probably. In China and other nations in south east Asia, cruelty to animals forms an integral facet of their national character. I expect Japs to hunt whales and eat dogs because they’re savages who don’t know any better. However, in their defence, the Chinese sincerely believe it is perfectly acceptable to maltreat cats and dogs – they never try to hide their vicious cruelty behind those absurd excuses contrived by English aristocrats. We are given to expect Europeans to be more civilised…but apparently we are not.

It is hardly a surprise Britain has such a strong tradition of hunt saboteurs given the demographic nature of what is essentially a class war. Working class people generally do not form gangs and hunt down stags, foxes and mink apart from those hired thugs who work for the gentry because they possess insufficient intelligence to perform more useful tasks for the nation. Wolverhampton football hooligans famously joined an association of northern hunt saboteurs in the late 1980s, not because they cared about the plight of the animals but because they simply wanted an excuse to batter the hell out of a few aristocrats…which is fine by me!

Tierautonomie: In context of this song, which is also my personal favourite, I would like to point out that your vocals are unique in hardcore punk by being somewhat melodic, really almost as in some type of folklore, however in a sense ‘aggressively melodic’. This is a vocal style somehow, or let’s say if we take it as that, what do you think of different singing styles, do vocal styles express something important in a sense, in whatever possible ways?

Andy Martin: I have no doubt my vocal style is ‘unique in hardcore punk’ but then is my vocal style actually unique? I doubt it. The vocal styles of Dolly Parton, Tom Waits and David Hasselhof would also be unique in hardcore punk…but then since none of those singers are hardcore (or any other variant) of punk, the question is scarcely relevant! As I am not (and have never been) a ‘punk’ nor a member of a punk band, my vocal style (or the style of instrumental playing of myself or of any other band member) is irrelevant to hardcore punk. Indeed it is related more to avant garde jazz or traditional Scottish folk music, if it is related to any genre at all (and it may not be, of course). Unfortunately one of the reasons my singing sounds unique is because most of the time I have the voice of a homosexual crow with influenza. I can sing in time and in tune but I have a crap voice and it frustrates me. When I sing double and treble tracked vocal harmonies, it doesn’t sound too abominable (as on Workers Autonomy, Blue Life and Hup Soon Heng) but really, I am not much of a singer…I wish I was but (sigh) I have to admit I am not.

Although I am not a fan of pop music, if I had to pick a favourite pop singer of recent times then it would be Liam Gallagher. Oasis are one of the few pop groups whose music I consider sufficiently impressive for me to include 3 discs of their selected tracks in my CD collection. By contrast, one of the worst singers I have ever heard is that git who whines interminably for Radiohead. Look, if you have lyrics you want people to hear and comprehend then you have a duty to sing them clearly and with precision.

Tierautonomie: Since we are mainly a blog dedicated to the concept of nonhuman autonomy I post these excellent lyrics of your song In The Name of Science here. Although I wished I had all mentioned songs’ lyrics in a written form. I hope they will be available sometime, is there any chance they’ll be accessible online some time?

In The Name of Science

They call it vivisection……………………..I use another name;
compulsory infections………………..is it some brutal game?
and lethal dose injections…………….Are animals to blame?

Ever since the fall they’ve practised bloody genocide
so hear the call – let’s pay them back with homicide.
We’ll have them all, no matter where they try to hide.
We won’t fake it anymore; we shall even up the score.
Pacifism is a bore, so let’s wage a bloody war.

We shall revenge every animal who has bled;
we’ll drag experimenters from their beds
and gouge the eyes from their heads
then mutilate their bodies till they’re dead.
Experiment on scientists instead.

In the name of science………………you justify your cause.
In a metal appliance……….you clamp a creatures’ claws.
You display defiance……………….to mother natures’ laws.

So we shall fight to free each creature tied and bound.
We have the right to burn laboratories to the ground.
Behold the sight of rescued animals safe and sound!
It’s often occurred to me mother nature had a plan
and it’s plain enough to see she made a mistake creating man,

for when I witness mankinds’ cruelty
I realise how repulsive he must be.
I despise the arrogance of humanity
and I’m ashamed to think that it’s a part of me,
when profit and murder join in an alliance in the name of science.

Text & Music – Andy Martin.

Andy Martin: I include (almost) all the lyrics for our works in my book Dare To Be Different which is available from Lulu.com. More recent lyrics are included in a short section of my book Fast – Clean – Cheap which is finished and should be available before the end of the year, also from Lulu.com. It is my intention to include all our lyrics in an entry on our website but Zhang Yao Min (UJ) is the young man in charge of that and he only has limited time at his disposal (he has a full time job teaching film students) so I am not certain when this will be completed.

Tierautonomie: which further reading that gets the reader into your work would you recommend? There are great texts on the Unit site, I especially fancy your thoughts about language on there.

Andy Martin: I know of only 3 – our website, our You Tube site and the on-line publisher responsible for my books.

There are currently 8 books available. I mention this because I realise our music – particularly those works composed by me – will not appeal to most people and it is not reasonable to expect such strange music to be popular. However, I am convinced most of my books are far more accessible (apart from The Workshop which is an exercise in avant garde literature that many readers will possibly find excessively tedious).

  1. Progressive Rock – The Music That Dare Not Speak Its Name
  2. Chinese Cinema 1905 – 2005
  3. Faded Fragments Of Distant Dreams (autobiography)
  4. The Essays (science, history, politics and the arts)
  5. The Workshop (dream diaries and cut-ups)
  6. I Wish I Was Dead (autobiography)
  7. Dare To Be Different (interviews and articles)
  8. Not In Front Of The Children (a study of Grange Hill 1978 – 1993) with photographs, episode synopses, cast lists and a contemporary debate on the programme with a group of teenagers from a local housing estate plus a historical survey of childrens’ television drama 1960 – 1990).

4 further volumes are in preparation

  1. Fast – Clean – Cheap (a collection of art, poetry, stories, essays and articles by various contributors including past and present members of UNIT)
  2. My Very Brief & Unsuccessful Career As A Human Being (autobiography including a history of The Apostles, Academy 23 and UNIT)
  3. Civil Disobedience (a collection of short stories for children)
  4. Behind The Bike Shed (a novel for children)

I am not familiar with the more arcane aspects of the internet and I have severe problems with modern technology so I really am not the best person to ask about this. However, I appeal to people to avoid any You Tube site that claims to include uploads of Apostles tracks – these are taken from cassettes and records with no effort made to improve the quality and no information included in the notes. By contrast Luc Tran and I have made almost every track by The Apostles available on our own You Tube site and it is this resource people are advised to use if they are eccentric enough to want to insult their ears by listening to such feeble trash.

There are just 2 studio tracks not currently available – not due to personal censorship (far from it) but because I do not possess copies of them. The tracks – Four Small Worlds and Imagine Think Dream – are by Dave Fanning, performed by the definitive version of the group (myself, Dave, Malcolm ‘Scruff’ Lewty and Chris Wiltshire) and originally intended for the 3rd album but omitted from it for reasons I cannot remember. Certainly they are vastly superior to many of the tracks that do appear on the original record. If anyone possesses a copy of these tracks, please contact me at unitunited@yahoo.com.

Finally, I must add this addendum: the opinions, assertions and statements made in this interview are mine and mine alone. They are not intended to represent those of Fabian Fritze and Colin Murrell, the other members of UNIT. It is essential people appreciate this as I am convinced they would both disagree strongly with some of my statements.

Tierautonomie: Thank you indeed Andy for this insightful interview and for your excellent work!

Addendum

Andy Martin: Volente nonfit injuria – in my enthusiasm to address a set of questions of an intelligence and perception unusual in interviews, I managed (shamefully) to omit a couple of important commentaries. I present them here purely for your edification. Both issues are in fact related. In my intense haste to complete the interview I forgot to mention a crucial anomaly within the punk movement although, to be fair, it affects virtually every other youth subculture: the role of girls and women which is either subservient or absent entirely. In fact it could be stated (with generosity, true, but also not without a degree of accuracy) the punk movement has treated its female contingent with slightly less contempt than, say, skinheads or mods.

The pop groups offer proof of this. The Slits aside (for they are a supreme and notorious example who had the sense and decency to reject their association with punk fairly soon after their initial recordings) women can be found in plenty of other groups (or so it might seem) such as The Wall (Claire Bidwell, the bass guitarist), The Adverts (Gaye Advert, another bass guitarist), Girls At Our Best (2 men and 2 women), Liliput (4 women), The Banshees (Siouxsie Sue, the singer), X Ray Spex (the singer and the saxophonist), Pneumania (the singer), The Vice Squad (the singer) and so on. However, these form a distinct (and extremely small) minority within a subculture whose music was provided by otherwise male groups. Crass allowed their 2 women a few token rants of a pseudo-feminist nature but otherwise it was the men who did most of the work. What about their alleged enemies, the Oi bands? No, it’s all boys and men as far as the eyes can see…boring!

There is one glorious exception: Hagar The Womb. Mind you, I prefer not to regard them as a punk group because their lyrics are intelligent and manage often to combine anger with humour – generally a highly effective coalition in the promotion of social and political ideas. Added to this is their music which has more in common with bright and breezy pop than the tedious and thoroughly miserable dirges associated with punk dross. They quickly became associated with the fanzine Kill Your Pet Puppy which should come as no surprise. Hagar The Womb commenced life as a group of 4 girls and a temporary male drummer. They were also racially mixed – an extreme rarity in those days. Indeed, in London I think The Apostles were the only other group with an Asian member (John Soares, our guitarist for a year). The KYPP collective were also able to present a healthy mixture of men, women and racial groups. I believe they were probably unique in this respect…so they thus offered a far closer representation of the demographic constitution of London than any of their peers. Also, Kill Your Pet Puppy was not centred purely around punk bands or indeed bands at all. It featured a splendid mixture of political essays, social commentary, fashion, humour and colour. I mean this literally: theirs was the only publication which provided a splash of colour across the dreary monochrome mess of punk junk that otherwise infested our neighbourhoods with their turgid repetition of Crass quotes and tediously predictable slogans.

I am obliged to explain the name of their fanzine, of course, particularly since my responses to the questions appear in an internet forum called Tierautonomie! Britain is known as ‘a nation of animal lovers’. It was the first nation anywhere in the world to pass a government act that prohibited (albeit in a limited fashion) direct cruelty to animals in 1872. However, this was extended in the Protection Of Animals Act of 1911. Indeed, Section 1 specifically states ‘it is prohibited to wantonly or unnecessarily perform any act which causes unnecessary suffering to any animal’. I wonder what the landed gentry with their fox hunts and stag hunts thought of this piece of legislation…not very much, probably.

I urge people to go to the Kill Your Pet Puppy website (http://killyourpetpuppy.co.uk/) where their writers provide a detailed yet succinct explanation of their curious name but briefly I interpret it in this manner: concern for animals in Britain is often related to mawkish sentiment. We’re back with those wretched seal cubs again: ah, look at the cute and cuddly puppy – how could anyone be cruel to such a lovely fluffy animal? However, dolphins, sharks, whales, elephants, rhinoceroses and hippopotamuses are not cute and cuddly so they can all be hunted down and served up on plates. How many parents are aware that certain dogs (especially after they have licked excrement as canines are prone to do) can, if they lick the faces of small children, cause an infection of the eyes that results in blindness? When William Burroughs expresses his disdain for dogs, dismissing them as ‘ugly, fawning, shit eating beasts’ he seeks to attack and insult their owners rather than the creatures themselves. He stated in one of his university lectures in 1976 that he does not hate dogs – he hates what human beings have made of them.

I harbour a similar opinion with regard to horses. I despise horses! They are stupid, clumsy beasts who allow people to enslave them. Look, I cannot, indeed will not, respect any animal that allows a person to sit on its back and steer it around a track like a racing car. That does not mean I would ever be cruel to a horse – but as far as I am concerned, nobody who possesses a horse in order to ride it can claim to love horses. What they actually love is their animal slave…and I am vehemently opposed to slavery. In fact, if I want to be really radical I suppose I could suggest men have adopted women as their personal slaves for the past 3,000 years but perhaps I’m simply being awkward for the hell of it. Mind you, consider the first genuinely civilised people anywhere in the world: the ancient Greeks. I am a student of ancient Greece and classical Rome (my 2 favourite cultures – indeed my favourite historical hero is Alexander The Great) but I am forced to concede their treatment of women was vile. Women could not participate in assemblies in the polis and possessed no political power. Even that notorious race of savages, Great Britain, managed to produce a superb warrior in Queen Bodicea!

Notes
[1] Tierautonomie: No, it was not Peter Singer who phrased anything so radical at that times and obviously not on the level of grassroots and protest culture, although today’s AR people like to act as if Peter Singer initiated the modern AR movement with his book Animal Liberation. But here we go again talking about the efficacy of subversiveness and I should add in contrast to academic ivory towers and academic elitism (i.e. cite, quote, refer, otherwise not a valid point and no valid reasoning within academic discourse).

[2] Andy uses the N-word in context with discussing the ridicule of the skinhead movement which he somehow describes. Nevertheless using the N-word is problematic, though given Andy’s cultural background with seeing society overall critical and as highly oppressive, we assume that this is not to be categorized as racist, but probably a variation of white ignorance in some way – this would needed to be sorted out. We did not do that and we leave this question and problem open right now. We however are clearly and an anti-racist intersectionally oriented project and thus distance ourselves from the usage of discriminatory and historically painful and unjust vocabulary whoever would be affected by it – if it’s not a self-description, like Andy uses the word cripple referring to his own experience of physical disability or impairment and being discriminated against. We see a lot of ‘political correctness’ these days (and this is not said to lessen the problem of discriminatory language) that still nevertheless purports subtle and even more obvious forms of oppressive content. Given the vast range of social dilemmas that we face today, we let this stand now as it is, hoping that the reader can understand our partly dumbfounded position. We would however also be thankful for input / critique on our decision on how to handle double and triple standards, our own, left, right, inbetween and beyond today in better and perhaps more appropriate ways. Finally, Andy also writes in the interview above about subversiveness: “…I think primarily of the Black Panthers (naturally – all power to them and peace be upon their name)” and so forth.

Tierautonomie
Editor-in-chief: Gita Yegane Arani, www.simorgh.de – ‚Open Access in der Tier-, Menschen- und Erdbefreiung’. Revised 11/20147.

Citation
Martin, Andy (2017). Interview by Tierautonomie: A listen-and-read-interview with Andy Martin. TIERAUTONOMIE, 1(4), URL: http://simorgh.de/tierautonomie/JG4_2017_1.pdf.

TIERAUTONOMIE (ISSN 2363-6513)

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Vandana Shiva: Wie das Wirtschaftswachstum zu etwas Lebensvernichtendem geworden ist

Ich hatte diesen Artikel bereits im November 2013 hier gepostet. Reposte ihn aber hier noch mal aus unterschiedlichen Gründen.

Die Göttin Ma’at von Farangis G. Yegane.

Vandana Shiva: Wie das Wirtschaftswachstum zu etwas Lebensvernichtendem geworden ist

Eine Sucht nach Wachstum hat unsere Sorgen über Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und menschliche Würde in den Hintergrund gedrängt. Menschen sind aber keine Wegwerfware – der Wert von Leben liegt außerhalb der wirtschaftlichen Entwicklung.

Dr. Vandana Shiva: http://www.navdanya.org/

Dieser Artikel ist im The Guardian vom 1. November 2013 veröffentlicht: How economic growth has become anti-life, http://www.theguardian.com/commentisfree/2013/nov/01/how-economic-growth-has-become-anti-life.

Übersetzung: Gita Yegane Arani, mit der freundlichen Genehmigung von Dr. Vandana Shiva.

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Unbegrenztes Wachstum ist die Fantasie von Ökonomen, Unternehmen und Politikern. Man betrachtet es als Maßstab von Fortschritt. Hieraus hat sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP), das angeblich das Wohl einer Nation bemißt, sowohl als die mächtigste Variable als auch als das herrschendste Konzept unserer Zeit hervorgetan. Dennoch trägt das Wirtschaftswachstum verborgen in sich die Armut, die es durch die Zerstörung der Natur verursacht, die widerum zur Folge hat, dass Gemeinschaften außerstande sind, für sich selbst zu sorgen.

Das wirtschaftliche Wachtstumskonzept wurde als ein Maßstab eingesetzt um während des Zweiten Weltkriegs Ressourcen zu mobilisieren (http://en.wikipedia.org/wiki/Military_production_during_World_War_II#Gross_domestic_product_.28GDP.29). Das Bruttoinlandsprodukt fußt auf der Schaffung einer künstlichen, imaginären Grenze, die unter der Annahme funktioniert, dass, wenn einer etwas produziert das er selbst konsumiert, er eigentlich gar nichts produziert. Tatsächlich bemisst das „Wachstum“ die Umwandlung von Natur zu monetären Werten und von öffentlichem Gut zu Handelsgütern.

Die beeindruckenden in der Natur herrschenden Erneuerungszyklen des Elementes Wasser und von Nahrungsstoffen werden auch als Nichtproduktion definiert. Die Kleinbauern der Welt, die 72% der Nahrungmittel liefern, produzieren ebenso nicht. Frauen die Anbau betreiben oder das meiste der Hausarbeit verrichten, passen auch nicht in dieses Paradigma des Wachstums. Ein lebendiger Wald trägt zum Wachstum nicht bei, aber wenn die Bäume gefällt und als Nutzholz verkauft werden, dann ist das Wachstum. Gesunde Gesellschaften und Gemeinschaften tragen nichts zum Wachstum bei, aber Krankheiten schaffen Wachstum, durch beispielsweise den Verkauf patentierter Medikamente.

Wasser, das als ein öffentliches Gut frei geteilt und von allen geschützt wird, versorgt uns alle. Es schafft aber kein Wachstum. Wenn aber Coca-Cola eine Betriebsanlage errichtet, dort Wasser fördert und in Plastikflaschen abfüllt, dann wächst die Wirtschaft. Dieses Wachstum basiert auf der Schaffung von Armut und Verelendung – sowohl was die Natur anbefrifft, als auch die lokalen Geneinschaften.

Wenn Wasser über ein Maß seiner natürlichen Fähigkeit zur Erneuerung und Wiederherstellung gefördert wird, entsteht Wassernot. Frauen müsssen dadurch längere Strecken laufen, um an Trinkwasser zu kommen. Im Dorfe Plachimada in südindischen Staat Kerala, sagte die örtliche Stammesfrau Mayilamma (http://www.hindu.com/2007/01/08/stories/2007010811660400.htm), als der Weg der bewältigt werden musste um an Wasser zu kommen,schließlich 10 km lang wurde, dass es nun reicht. Sie könnten dort nicht noch weitere Strecken laufen und Cocal-Cola müsse verschwinden. Die Bewegung, die diese Frau mit ihrer Protestaktion ins Leben rief, führte tatsächlich zur Schließung des Werks (http://www.thehindu.com/todays-paper/tp-national/tp-kerala/plachimada-activists-vow-to-keep-cocacola-plant-shut/article756289.ece).

Auch hat die Evolution uns gleichermaßen mit Saatgut beschenkt. Bauern haben es ausgewählt, gezüchtet und divesifiziert – das Saatgut bildet die Grundlage der Nahrungsmittelproduktion. Ein Same der sich selbst erneuert und vervielfältigt, schafft die Saat für die nächste Saison und er erzeugt Nahrungsmittel. Nichtsdestotrotz tragen die von Bauern gezüchteten und von Bauern bewahrten Saaten nicht zum Wachstum bei. Diese Saaten schaffen und erneuern Leben, aber sie erzeugen keine Profite. Wachstum beginnt dann, wenn Samen modifiziert, patentiert und genetisch verriegelt werden (http://www.viewingspace.com/genetics_culture/pages_genetics_culture/gc_w03/terminator_abc/terminator_seed.htm, a.d.Ü. die sogenannte Terminatortechnologie bzw. V-GURT Genetic Use Restriction Technology), wodurch die Bauern dazu gezwungen werden, jede Saison mehr Saaten zu kaufen.

Die Natur ist erschöpft, die Biodiversität erodiert und freie, offene Ressourcen werden zu patentierten Handelsgütern umgewandelt. Der jährliche Kauf von Saaten führt unweigerlich zur Verschuldung der ärmsten der indischen Bauern (http://www.huffingtonpost.com/vandana-shiva/from-seeds-of-suicide-to_b_192419.html). Seit die Saatenmonopole ihr Geschäft aufgenommen haben, haben Bauern sich zunehmend verschuldet und seit 1995 begingen mehr als 270.000 dieser indischen Kleinauern, die in der Schuldenfalle getappt sind, Selbstmord (http://www.thehindu.com/opinion/columns/sainath/farmers-suicide-rates-soar-above-the-rest/article4725101.ece).

Die Armut wird noch weiter getrieben wenn öffentliche Versorgungsinrichtungen privatisiert werden. Die Privatisierung von Wasser, Elektrizität, des Gesundheitssystems und der Bildungseinrichtungen erzielt Wachstum durch Profite. Aber sie generiert ebenso Armut, indem sie Menschen dazu zwingt, ernorme Mengen an Geld aufzubringen für etwas, dass eigentlich zu bezahlbaren Kosten als ein gemeinschaftliches Gut zur Verfügung stünde. Wenn jeder Aspekt des Lebens kommerzialisiert und kommodifiziert wird, dann wird das Leben teuer und die Menschen werden ärmer.

Beides, die Ökologie und die Ökonomie sind der gleichen Wurzel entwachsen – „Oikos“ (οἶκος) ist das griechische Wort für Haushalt. Solange die Ökonomie sich auf die Instandhaltung der Hauswirtschaft begrenzte, respektierte sie und erkannte ihre Grundlage in den natürlichen Ressourcen und den Grenzen ökologischer Erneuerbarheit an. Die Ökonomie sorgte innerhalb dieses Rahmens für die wesentlichen menschlichen Bedürfnisse und mit ihrem Schwerpunkt auf die Haushaltung war diese Ökonomie zentriert auf die Frauen. Heute verhält sich die Ökonomie im Verhältnis zur den ökologischen Prozessen und den grundlegenden Notwendigkeiten in einem abgesonderten und opponierenden Verhältnis. Im Zuge einer Argumentationsführung, die die Zerstörung der Natur mit dem Zwecke der Wachstumsgenerierung begründet, ist die Armut gestiegen und Enteignung findet in vermehrtem Maße statt. Und während dabei nicht nachhaltig gedacht wird, so ist dies gleichermaßen auch eine ökonomische Ungerechtigkeit.

Das herrschende Model ökonomischer Entwicklung ist tatsächlich zu einem Antilebensfaktor geworden. Wenn Ökonomien nur noch im Sinne des Geldflusses berechnet werden, werden die Reichen reicher und die Armen ärmer. Nur mögen die Reichen monetär reich sein; im weiteren Kontext dessen, was es eingentlich heißt Mensch zu sein, sind sie doch auch verarmt.

Zu dieser Zeit führen die Nachfragen, die sich aus dem Gegenwartsmodel der Wirtschaft ableiten, zu Ressourcenkriegen, Ölkriegen, Wasserkriegen und Nahrungsmittelkriegen. Im Rahmen nicht nachthaltiger Entiwicklung spielen drei Ebenen der Gewalt eine besondere Rolle. Der erste Grad ist die Gewalt gegen die Erde, die nun ihren Ausdruck in der ökologischen Krise findet. Der zweite Grad ist die Gewalt gegen die Menschen, die sich in der Verarmung, der Not und dem Verlust von Heimat wiederspiegelt. Die dritte Ebene ist die Gewalt durch Kriege und Konflikte, als den machtvollen Griff nach den Ressourcen, die in den anderen Gemeinschaften und Ländern liegen, die einen schier unendlichen Appetit stillen sollen.

Die Zunahme der Geldflusses durch das GDP (Gross domestic product), das Bruttoinlandsprodukt, hat sich von den echten Werten entfernt, aber diejenigen, die finanzielle Ressourcen ansammeln, können ihren Anspruch auf die echten Ressourcen der Menschen geltend machen – auf deren Land und ihr Wasser, ihre Wälder und ihre Saatgüter. Dieser unstillbare Durst führt sie noch dazu, Jadg auf den letzen Tropfen Wasser und den letzten Flecken Erde in dieser Welt zu machen. Das ist kein Ende der Armut, das ist ein Ende von Menschrechten und Gerechtigkeit.

Die mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Ökonomen Joseph Stiglitz und Amartya Sen haben eingeräumt, dass der GDP den tatsächlichen menschlichen Zustand nicht bemessen kann (http://www.nytimes.com/2009/09/23/business/economy/23gdp.html?ref=business&_r=1&) und sie haben darauf gedrängt, dass andere Wekrzeuge hier zu Hand genommen werden sollten, um das Wohl von Nationen beruteilen zu können. Das ist auch warum Länder wie Bhutan einen Maßstab des Grades der Glücklichkeit, einen Gross National Happiness-Wert statt des Gross Dosmestic Products eingesetzt haben, um so ihr Verständnis von Forschritt bemessbar zu machen. Wir brauchen andere Maßstäbe, die über den eines Bruttoinlandproduktes hinausgehen und wir brauchen Ökonomien die mehr als ein globaler Supermarkt sind, um so echten Wohlstand wiederherstellen zu können. Wir sollten uns daran erninnern, dass die echte Währung des Lebens, Leben selbst ist.

Alle Zugriffe: Stand 17. November 2013.

(Eventuelle orthografische Korrekturen werden noch vorgenommen.)

 

Barbara Noske: Die Tierfrage in der Anthropologie. Ein Kommentar.

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Jahrgang 3, Nr. 1, Art. 1, ISSN 2363-6513, Dezember 2016

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Die Tierfrage in der Anthropologie: Ein Kommentar

Barbara Noske

Titel der englischsprachigen Originalfassung: The Animal Question in Anthropology: A Commentary. Der Artikel wurde der Zeitschrift Society & Animals in der Ausgabe: Vol. 1 No. 2, 1993 veröffentlicht. Übersetzung aus dem Englischen: Gita Yegane Arani. Mit der freundlichen Genehmigung von Dr. Barbara Noske.

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Zusammenfassung: Anthropologen und Soziologen, so wie Wissenschaftler in den Humanwissenschaften generell, gehen davon aus, dass Sozialität und Kultur nicht außerhalb des menschlichen Bereichs existieren. In der Anthropologie stehen Tiere nicht nur als Objekte da, denen gegenüber menschliche Subjekte sich verhalten, sondern sie stehen auch als Antithese da für all das, was den Menschen den Sozialwissenschaften zufolge, menschlich macht. Die Sozialwissenschaften gebären sich als die Wissenschaften der Diskontinuität zwischen Menschen und Tieren. Unsere Kontinuität zu Tieren wird als ein rein materieller Rest einer prähistorischen Vergangenheit angesehen. Im besten Falle wird unsere „Animalität“ (unser Körper) als materielle Basis betrachtet, aus der sich unser echtes „Menschsein“ (Verstand, Sozialität, Kultur, Sprache) entwickeln konnte. Ironischerweise gravitieren viele Wissenschaftler um essenzialistische Positionen (wie Rasse und Geschlecht), die sie selbst in Hinsicht auf den Menschen ablehnen, sobald aber eine andere biologische Kategorie in Sicht kommt, und zwar unsere Speziesbarriere, wird eine biobehavioristische wissenschaftliche Charakterisierung in den Begriffen beobachtbarer Verhaltensweisen und Mechanismen dargestellt, von denen ausgegangen wird, dass diese im genetischen Aufbau der Tiere eincodiert sind. Biologie und Ethologie sind irgendwie zu den Wissenschaften über die Tierheit (animalkind) geworden. Es ist von diesen Wissenschaften woher die Sozialwissenschaftler (die Wissenschaften über die Menschheit) ihr eigenes Bild von Tieren und Tiersein unkritisch und zum größten Teil unbeabsichtigt beziehen. Tiere sind an biologische und genetische Erklärungen gebunden worden. Dies hat zu einer „Anti-Tier Reaktion“ unter den Gelehrten in den Humanwissenschaften geführt. Sie erklären geradewegs, dass die Evolutionstheorie der Interpretation von Tieren und tierischer Handlungen genüge tut, aber nicht für Menschen. Fast kaum ein Kritiker biologischen Determinismusses wird fragen, ob Tiere wirklich in engen genetischen und biologischen Begriffen erklärt werden können.

Schlagworte: Anthropologie, Humanwissenschaften, Speziesismus, Anthropozentrismus

TIERAUTONOMIE,  Jg. 3 (2016), Heft 1.

Barbara Noske: Die Tierfrage in der Anthropologie: Ein Kommentar

Anthropologen definieren ihre Disziplin, die Anthropologie, allgemein als die Studie über den Anthropos (den Menschen) und halten es für völlig natürlich dem nichtmenschlichen Bereich des Tierreichs wenig oder gar keine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Selbstverständlich kommen Tiere in anthropologischen Studien zwar vor, aber sie kommen dort vor als Rohmaterial menschlicher Handlungen und menschlichen Denkens. Die Anthropologie hat eine lange Tradition darin, die Formen zu untersuchen in denen Gruppen von Menschen und Kulturen mit ihrer natürlichen Umwelt, einschließlich anderer Tierspezies, umgehen, und in welcher Art sie sie betrachten. Solche Studien beschränken sich normalerweise auf Menschen in ihren Eigenschaften als Handlungsträger und Subjekten, die mit Tieren umgehen und über Tiere nachdenken.

Infolgedessen besteht die Tendenz Tiere als passive Objekte zu porträtieren, die in menschliche Handlungen einbezogen sind, über die gedacht wird und gegenüber denen Gefühle existieren. Weit davon entfernt als Handlungsträger und Subjekte in ihrem eigenen Recht verstanden zu werden, werden die Tiere selber von den Anthropologen praktisch übersehen. Sie und ihre Beziehungen zu Menschen werden normalerweise nicht als des anthropologischen Interesses wert betrachtet. Die meisten Anthropologen würden es für völlig natürlich halten, wenig oder keine Aufmerksamkeit darauf anzuwenden, wie Dinge für die involvierten Tiere aussehen, riechen, sich anfühlen, schmecken oder klingen. Folglich spielen Fragen, die für den Animal Welfare in der westlichen Welt oder in der Dritten Welt von Bedeutung sind, im anthropologischen Denken selten eine Rolle.

Anthropologen behandeln Tiere als integrale Teile menschlich ökonomischer Konstellationen und menschlich-zentrierter Ökosysteme: Tiere sind ökonomische Ressourcen, Gegenstände und Produktionsmittel, die dem menschlichen Gebrauch dienen.

Auf Tieren basierende Ökonomien wurden extensiv von Anthropologen erforscht, die die Hauptfrage darin sahen, ob verschiedene menschliche Praktiken mit Tieren ökonomisch oder ökologisch rational sind (von einem menschlichen Standpunkt aus gesehen) oder nicht. Nur in denjenigen Fällen, in denen halbwilde Tiere noch etwas an Kontrolle über ihren eigenen Verbleib behalten haben, schauen Anthropologen manchmal auf die Vorteile für die Tiere bei existierenden Mensch-Tier Arrangements.

Die Disziplin der Anthropologie ist unverhohlen anthropozentrisch. Im besten Falle werden Menschen und Tiere als Interagierende innerhalb eines gemeinschaftlichen Ökosystems gefasst, wobei der Schwerpunkt der Aufmerksamkeit der Anthropologen auf das Verstehen der Menschen, eher als auf das Verstehen der Tiere gerichtet wird. Fragen konzentrieren sich auf Menschen und Menschen alleine. Doch hat die Dynamik von Tierpopulationen, deren Ernährungsformen und deren Mobilität keinen Einfluss auf die menschliche Kultur?

Abgesehen von Tieren, die als Faktoren der Lebens- und Überlebensgrundlagen funktionieren, haben Anthropologen ordnungsgemäß Aufmerksamkeit auch auf die Tiere gelenkt, die da sind um den nicht-subsistenziellen menschlichen Zwecken zu dienen, wie zum Beispiel als Objekte des Prestiges, als Opferungsobjekte oder als Totems. Tieren in dieser Funktion wurde religiöse Bedeutsamkeit und symbolische und metaphorische Kraft zugesprochen. Auch haben sich Anthropologen auf die Rollen konzentriert, die Tiere im menschlichen zeremoniellen- und im religiösen Leben spielen.

Das anthropologische Interesse an Totemtieren oder an Tiersymbolen bietet keine Garantie gegen eine anthropozentrische Herangehensweise. Mehr als oft dient solch ein Interesse als Entschuldigung dafür, bei menschlichen Konstrukten anzuhalten, statt den Tieren selbst Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen.

Wenn Anthropologen auf dieses Thema hin angesprochen werden, argumentieren sie, dass man hinsichtlich von Fragen über Tiere per se, sich besser an die Biologie oder Ethologie wenden sollte. Sie darauf hinzuweisen, dass es über die Mensch-Tier Beziehung hinaus auch so etwas wie eine Tier-Mensch Beziehung gibt, und dass dies zu ignorieren zu einer einseitigen Subjekt-Objekt Herangehensweise führt, ist Zeitverschwendung. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bleibt der Anthropozentrismus in der Anthropologie effektive unhinterfragt.

Den Anthropozentrismus der Anthropologie verstehen

Der Grund hierfür ist die allgemein verbreitete Ansicht, dass Tiere selber einer Wissenschaft, die sich mit dem Sozialen und dem Kulturellen befasst,  nichts zu bieten haben. Anthropologen und Soziologen, so wie alle Gelehrten in den Humanwissenschaften generell, gehen davon aus, dass Sozialität und Kultur nicht außerhalb des menschlichen Bereichs existieren. Man sieht diese Phänomene als ausschließlich menschliche an, und diese Sicht führt die Anthropologen und ihre Kollegen zu dem Zirkelschluss, dass Tiere, da sie nicht Menschen sind, in keiner Weise soziale Wesen oder Kulturwesen sein können.

Sozialwissenschaftler charakterisieren Menschen in den Begriffen der materiellen und sozialen Arrangements die diese Menschen treffen und durch die sie auch geformt sind: als Wesen die sozial konstituieren und sozial konstituiert sind.

Menschen werden gesehen als solche, die ihre eigene Geschichte schaffen. Und während man einst glaubte, dass ihre Naturgeschichte für sie gemacht war, versucht die moderne Menschheit diese Geschichte nun auch zu formen. Im Kontrast dazu, geht man bei Tieren davon aus, dass sie allein eine Naturgeschichte haben, die für sie gemacht ist und die sie an erster Stelle überhaupt hat entstehen lassen.

Im Gegensatz zum Fall des Menschen tendiert man dazu Tiere als Organismen zu betrachten, die primär durch ihren individuell basierenden genetischen Aufbau geleitet sind. Aber es zeigt sich, dass diese Anschauung a priori gesetzt ist – betrachtet vor dem Hintergrund, dass fast kein Student in der menschlichen Gesellschaft und Kultur, die gleiche Fragen über Tiere stellt, die über Menschen gestellt werden.

Man schaut nicht nach dem Sozialen und dem Kulturellen, wo es gewiss nicht gefunden werden kann, außerhalb der menschlichen Sphäre! Jedoch wenn man in seiner Betrachtung voraussetzt, dass Menschen die einzigen Wesen sind, die imstande sind sich eine Gesellschaft, Kultur und Sprache zu schaffen, dann schließt man Tierformen von Gesellschaft, Kultur und Sprache per Definition aus. Im Ganzen stehen Tiere in der Anthropologie nicht nur als Objekte da, denen gegenüber menschliche Subjekte sich verhalten, sondern sie stehen auch als Antithese da für all das, was den Menschen, den Sozialwissenschaften zufolge, menschlich macht. Die Sozialwissenschaften zeigen sich in erster Linie als die Wissenschaften der Diskontinuität zwischen Menschen und Tieren.

Nur wenige Sozialwissenschaftler sind bereit zu fragen, was eine Tier-Mensch Kontinuität in den Begriffen ihres eigenen Gebietes bedeuten könnte. So interessieren sich Soziologen nicht für die Soziologie von Tieren. Auch Hinterfragen die meisten Soziologen nicht die allgemeine Subjekt-Objekt Herangehensweise in der Mensch-Tier Beziehung; und am allerwenigsten werfen sie Fragen darüber auf, in welchen Formen tierliche Subjekte sich auf menschliche Subjekte beziehen können. Die meisten Sozialwissenschaftler neigen dazu unsere Kontinuität zu Tieren als einen rein materiellen Rest einer prähistorischen Vergangenheit anzusehen. Im besten Falle wird unsere „Animalität“ (unser Körper) als die materielle Basis betrachtet, aus der sich unser echtes „Menschsein“ (Verstand, Sozialität, Kultur, Sprache) entwickeln konnte. Unser Menschsein ist auf einer Tierbasis bestimmter Art gebaut, mit einem wesentlichen Zusatz.

Biologischer Essentialismus: Nur für Tiere

Im gleichen Zuge tendieren Sozialwissenschaftler dazu, sich vor jeder Form eines biologischen Essenzialismus in acht zu nehmen. Sie weisen schnellstens hin auf die Gefahren in Erklärungen sozialer Unterschiede bei Menschen über Begriffe biologischer Essenzen, so wie Rasse oder Geschlecht (und das in berechtigter Weise).

Ironischerweise gravitieren viele Wissenschaftler die diese Ansicht vertreten trotzdem noch um die essenzialistischen Positionen die sie selbst angeblich ablehnen, sobald eine andere biologische Kategorie in Sicht kommt, und zwar unsere Speziesbarriere. Plötzlich tauchen unter den Anthropologen und Sozialwissenschaftlern klar umrissene Vorstellungen darüber auf, was menschlich ist und was tierisch ist. Ihre direkte Kritik an denjenigen, die in Begriffen anderer biologischer Essenzen denken, verliert an Glaubhaftigkeit in Anbetracht ihrer eigenen Annahmen über menschliche und tierische Essenzen. Implizit haben Anthropologen Konzeptionen, die sich an eine universelle menschliche Essenz binden: Diese scheint an erster Stelle und am hauptsächlichsten in unserem „Nicht-Tierseins“ und in dem „Nicht-Menschseins“ der Tiere repräsentiert zu sein. Aber wenn das Menschsein mit dem Nicht-Tiersein identisch ist, was macht das Tiersein aus und was sind Tiere?

Wie wir vorher festgestellt haben, zeigt kaum ein Sozialwissenschaftler ein Interesse an Tieren wegen ihrer selbst, geschweige denn ein Interesse daran soziologische und anthropologische Fragen [a.d.Ü.: die Wirkung der Tiere auf die menschlichen Belange] über sie zu stellen. Mit diesem gegebenen Ausschluss von Tieren aus deren respektiven Wissenschaftsbereichen, welche Grundlagen haben diese Sozialwissenschaftler dann dafür solch überzeugte Erklärungen über Tiere abzugeben und vor allen Dingen darüber was Tiere nicht sind? Welche Konzeptionen haben diese Wissenschaftler von Tieren und woher stammen diese Auffassungen?

In einer früheren Veröffentlichung (Noske, Humans and other Animals, 1989) habe ich beschrieben in welchem Ausmaß das sozialwissenschaftliche Bild der Tiere und des Tierseins durch Wissenschaften geprägt wurde, die häufig in bezichtigender Weise als reduktionistisch und objektifizierend bezeichnet werden können. Solch ein Reduktionismus wird aber nur dann beschuldigt, wenn er sich auf menschliche Wesen richtet. Die Naturwissenschaften, insbesondere die biobehavioristischen Wissenschaften, sind verantwortlich für die Schaffung des gegenwärtig bestehenden Bildes vom Tier. Die biobehavioristische wissenschaftliche Charakterisierung von Tieren wird in Begriffen beobachtbarer Verhaltensweisen und Mechanismen dargestellt, von denen ausgegangen wird, dass diese im genetischen Aufbau des Tieres eincodiert sind. Ungleich genetischer Transmission, geht menschlich kulturelle Transmission nicht über die Köpfe der betroffenen Individuen hinaus. Sie beinhaltet die aktive, wenn auch nicht immer bewusste Teilnahme der Transmittoren (der Lehrer) so wie der Rezipienten (der Lernenden).  Es ist nicht so, als wären die Ersteren aktiv und die Zweiteren passiv.

Biologie und Ethologie sind irgendwie zu den Wissenschaften über die Tierheit (animalkind) geworden. Es ist von diesen Wissenschaften woher die Sozialwissenschaftler (die Wissenschaften über die Menschheit) ihr eigenes Bild von Tieren und Tiersein unkritisch und zum größten Teil unbeabsichtigt beziehen. Tiere sind an biologische und genetische Erklärungen gebunden worden.

Dies hat zu einer „Anti-Tier Reaktion“ unter den Gelehrten in den Humanwissenschaften geführt. Sie erklären geradewegs, dass die Evolutionstheorie der Interpretation von Tieren und tierischer Handlungen genüge tut, aber nicht für Menschen. Fast kaum ein Kritiker biologischen Determinismusses wird fragen, ob Tiere wirklich in engen genetischen und biologischen Begriffen erklärt werden können.

Viele Menschen in oder in Verbindung mit den Sozialwissenschaften irren mit ihrer Akzeptanz des biologischen Bildes von Tieren als der tierischen Essenz. Sie versäumen es anzuerkennen, dass das Bild von Tieren ein de-animalisiertes biologisches Konstrukt ist. Die anthropozentrischen Sozialwissenschaften betrachten ihren eigenen Gegenstand, Menschen, als Tier in der Basis, plus eines wesentlichen Zusatzes. Diese Sicht macht Tiere automatisch zu reduzierten Menschen. Das Argument verläuft folgendermaßen: Wenn Biologen und Ethologen reduktionistisch sind, ist das weil Tiere als reduzierte Wesen sie dazu veranlassen so zu denken.

So mag es wohl sein, dass Tiere weiterhin objektifiziert werden, da Biologen es vorziehen reduktionistisch zu bleiben und da Sozialwissenschaftler für ihren Teil es bevorzugen anthropozentrisch zu bleiben.

Die Neubetrachtung der Mensch-Tier Kontinuität

Vermittelt unser gegenwärtiges Bild von Tieren wirklich alles was es mit Tieren auf sich hat? Wenn wir die Zerrbilder abgelehnt haben, die Reduktionisten von Menschen angefertigt haben, warum nehmen wir deren Zerrbilder über Tiere dann als einen gültigen Parameter hin?

Eine Anerkennung der Mensch-Tier Kontinuität heißt nicht notwendigerweise sich in einen biologischen Reduktionismus stürzen zu müssen (Noske, 1989). Ein anderes Hindernis für die Anerkennung einer Mensch-Tier Kontinuität, ist die Angst unter Biologen des Anthropomorphismus bezichtigt zu werden, d.h. der Attribution menschlicher Charakteristiken an Tiere. Für ihren Teil haben Sozialwissenschaftler das eifersüchtig bewacht, was sie als die menschliche Domäne betrachten, und sie neigen somit dazu der Angst der Biologen vor einem Anthropomorphismus zuzustimmen. Was gegenwärtig des Anthropomorphismusses beschuldigt wird sind solche Charakterisierungen auf die Sozialwissenschaftler erpicht sind sie dem Menschen vorzubehalten. In ihrer Kritik eines biologischen Determinismusses richten Sozialwissenschaftler häufig einen bezichtigenden Finger auf jeden, der Tieren Personenschaft zuspricht. Aber nochmals, wie kann man wissen, in welcher Weise sich Tiere von Menschen unterscheiden oder ihnen gleichen, wenn man ablehnt die gleichen Fragen über beide zu stellen?

Es gibt einige mutige Tierwissenschaftler die sagen, dass Tiere menschlicher und weniger objekthaft sind als ihre eigene Wissenschaft uns glauben machen will. Aber sie äußern solche Dinge häufig außerhalb von Berichten oder in fast entschuldigender Weise. Das ist verständlich, da sie sowohl aus der Perspektive der Tierwissenschaften als auch aus der der Humanwissenschaften ein Sakrileg begehen. Die Wissenschaftler die Tiere tatsächlich als teilnehmende Beobachter studiert haben – der gewöhnlichen anthropologischen Herangehensweise an menschliche Gesellschaften – zeigen eine Spannung in ihren Aufzeichnungen zwischen den akzeptierten biologischen Codes und ihren eigenen Erfahrungen mit Tierpersonenschaft.

Jane Goodall, die mit Schimpansen arbeitet, Dian Fossey, die mit Berggorillas lebte und starb, das Douglas-Hamilton Paar und Cynthia Moss, die bei Elefanten lebt und arbeitet, sie alle schreiben über berührende Erfahrungen mit der Personenschaft von Tieren. Ihre Wissenschaft kann mit diesen Formen der Tierrealität nicht umgehen und sie tendiert dazu diese zu verkleinern oder zu ignorieren. Die Tierwissenschaften sind einfach nicht dafür ausgestattet mit denjenigen Charakteristiken bei Tieren umzugehen, die den Sozialwissenschaften zufolge die Menschen menschlich machen.

Konfrontiert mit den Unzulänglichkeiten ihrer eigenen Tradition, hat eine Anzahl unzufriedener Tierforscher, wie Donna Haraway und Donald Griffin, eine tentative anthropologische Herangehensweise an Tiere gefordert. Was ihnen an der Anthropologie gefällt und vor allen Dingen an ihrer Methode der partizipierenden Beobachtung, ist ihre intersubjektive, nonreduktionistische Art Wissen zu erlangen; eine Methode die im starken Kontrast zur Subjekt-Objekt Herangehensweise der Tierwissenschaftler in deren Laboratorien steht.

Anthropologen behandeln den Anderen mit Respekt und hüten sich vor Ethnozentrismus. Selbst wenn der Andere nicht voll begriffen oder verstanden werden kann, wurden Anthropologen dahingehen geschult diesen nichterfassbaren Boden mit Respekt eher als mit Herablassung zu betreten. Aber all dies richtet sich nur an den menschlichen Anderen. Es ist sonderbar, dass Wissenschaftler, die gelernt haben auf die Gefahren von Ethnozentismus zu achten, so leicht in eine andere Form des Zentrismus, des Anthropozentrismus, fallen.

Wir sind traurigerweise bei zwei nach außen hin als unverbunden erscheinenden Bildern steckengeblieben: einem der Menschheit und einem der Tierheit, die durch zwei völlig separate Arten von Wissenschaft vermittelt werden; die eine, die Menschen als soziale Subjekte typifiziert, und die andere, die Tiere als biologische Objekte typifiziert. Für die neu hevorgehende Disziplin der Mensch-Tier Beziehungen, wird dies ein beträchtliches Hindernis sein, das es zu überwinden gilt.

Zur Autorin
Barbara Noske ist Kulturanthropologin und hat ihr Doktorat in Philosophie an der Universität von Amsterdam absolviert. Dr. Noske arbeitet als Research Fellow am Research Institute for Humanities and Social Sciences der University of Sydney, Australien. Eine weitere Diskussion über die Fragen, die in diesem Kommentar aufgeworfen sind, befindet sich in ihrem Buch, Humans and other animals: Beyond the boundaries of anthropology, London: Pluto Press, 1989. Dieses Buch ist nun leider vergriffen. Es existiert aber eine neu aufgelegte und neu überarbeitete Version. Sie heißt Beyond Boundaries: humans and animals und ist herausgekommen bei Black Rose Books, Montreal, 1997.

Grafik
Farangis G. Yegane, Portrait einer Kuh, 200 cm x 175 cm, Acryl auf Leinwand, 1996.

Übersetzung
Gita Yegane Arani, www.simorgh.de – ‚Open Access in der Tier-, Menschen- und Erdbefreiung’. Revised 12/2016.

Zitation
Noske, Barbara (2016). Die Tierfrage in der Anthropologie: Ein Kommentar. TIERAUTONOMIE, 1(3), URL: http://simorgh.de/tierautonomie/JG3_2016_1_noske_2a.pdf.

TIERAUTONOMIE (ISSN 2363-6513)

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Introspektionen und Distanz. Eine Eigenkritik am Vegansein, denn es umfasst noch nicht genug.

Was mich interessiert ist der Grund, warum die ‘vegane Bewegung’ im deutschsprachigen Raum so kaum kritisch mit sich selbst umgehen will. Das fällt mir besonders auf, bei der Kluft zwischen Wunsch und Realität in Sachen ‘wir sind moralisch ja doch überlegen – weil wir die Tiere in unsere Ethik mit einbeziehen’.

Meine lieben veganen Kolleg_innen werden ihrem Anspruch in einer eingegrenzten und praxisorientierten Ebene gerecht, aber die Ursachen von Speziesismus (als den Veganismus notwendig machende Unterdrückungsform) werden nicht weiter hinterfragt und ‘veganisiert’. Und so und anders ist der Veganismus noch lange nicht die letzte Station in Sachen umgreifender Gerechtigkeit, die wir jemals erlangen könnten.

Man denke an folgende offensichtliche Defizite:

Wie geht man mit dem veganen Konsumerismus um?

Das schlimme ist, dass immer nur ein Weg als der gangbare untereinander gefördert wird. So haben wir es auf der einen Seite mit der Gruppe Veganer_innen zu tun, die sagen, jeder Konsum ist gut, solange vegan… und mit der andere Seite, die da sagt, wir müssen alles in Richtung Postwachstum ausbauen und eine biovegane Landwirtschaft (1) als gemeinsame Utopie verfolgen. Die reell existierende Schnittmenge (denn wir alle sind gezwungen irgendwie zu konsumieren) und die bislang kaum wahrgenommenen Ruderalerscheinungen (andere, vielleicht auch weniger spektakuläre vegane Lebensmodelle) ringsherum fallen in der Selbstwahrnehmung der ‘veganen Bewegung’ generell unter den Tisch.

Wie geht man mit der veganen Entpolitisiertheit um?

a.) in Sachen Menschenrechten: die Veganer_innen in unseren Gefilden halten sich zumeist für interessiert an globalen Menschenrechten. Die Warte, die aber immer vorwiegend eingenommen wird, ist eine weiß-zentrische, patriarchal-freundliche, die die Folgen von Rassismus und (Post-)Kolonialisierung und das Ineinandergreifen unterschiedlicher Herrschaftsstrukturen und hegemonialer Unterdrückungsmechanismen als ‘Minderheitsprobleme’ (2) abtut. So kannst Du kaum erwarten, dass ein_e Veganer_in hierzulande sich dafür interessiert, was tatsächlich in einem anderen Land an Menschenrechtsverstößen los ist. Ein Mensch, der die vermeintlichen Vorteile unserer neoliberalen Demokratien genießt, braucht sich nur nach dem Soll zu richten, dass die Medien und ein allgemeines soziales Unwohlsein und schlechtes Gewissen in der Gesellschaft ihm vorgibt.

b.) auf welcher Ebene wird der Veganismus eigentlich beworben? Es gibt die Veganer_innen, die die gesundheitlichen Aspekte betonen, und diejenigen, die mit der ethischen Seite werben und primär argumentieren… soweit, dass Nichtmenschen ja auch fühlende Wesen sind; aber viel mehr wird auch nicht am anthropozentrischen Gerüst gekratzt … und das waren wohl auch schon beide Hauptströmungen im Veganismus. Beide sind in dem Punkt miteinander d’accord, dass sie auf die Ernsthaftigkeit der Tierunterdrückung nur mit einer Tierethik hinweisen, die Tiere immer noch als Objekte der Definitionshoheitsgebiete einer anthropozentrischen Naturwissenschaft, eines anthropozentrischen Rechts, solcher Religionen und Kulturen und Kulturverständnisse betrachten. Der eigentliche Unterdrückungsmoment ist also im weiß-zentrischen Veganismus immer noch nicht behoben.

Der Lösungsweg zur veganen Gesundheit und die Vorstellung von veganer Konsequenz liegt zumeist einerseits in der Propagierung eines konsumabhängigen Hebels (3) und Lifestyles, und andererseits haben wird den Anspruch auf vegane Kompetenz im kollektiven Aktivismus bei Demos, in sozialen Netzwerken, in Vereinen, bei Konferenzen, in der Obhut des Kulturindustriellen- und Bildungsindustriellen-Komplex… , wobei immer wieder Mehrheitsprinzipien begünstigt werden und dabei wenig pluralistisches Denken und Handeln zugelassen und/oder hervorgebracht wird. (4)

Der intersektionale Anspruch der ‘aufgeklärten’ Variante des weiß-zentrischen Veganismus klammert immer noch aus, den Tieren im politischen und soziologischen Zusammenhang als ‘animal bodies’ eine Autonomie zuzugestehen und die Menschen in einem weitaus größeren Geflecht zu betrachten als unter dem Gesichtspunkt weiß-zentrischer Narrative. Dies mag an den stagnanten Vorgehensweisen liegen die man wählt, oder daran, dass das Konzept des Veganismus selbst immer noch zu vage ist und in seinen politisch/ethischen/sozialen Forderungen nicht wirklich weit genug geht.

Ich denke immer noch man könne den Veganismus ausbauen, aber vielleicht muss man auch an neuen konkreteren Konzepten basteln. Und das Bewusstsein, dass Tiere mit in den ethischen und politischen Raum hineingehören, ist vielleicht einfach eines, das eh, ganz selbstverständlich im Zuge menschlicher Emanzipation fällig war.

(1) Die biovegane Landwirtschaft interessiert sich für die nichtmenschlichen Tiere, denen Raum zurückgegeben müsste, auch nur als ‘abwesenden Referenten”, indem ihnen in der Lebensgemeinschaft, für die man ‘Land’ in veganer Weise in Anspruch nimmt, keine tierliche Teilhabe zugestanden wird und man ihrer Problematik nur als indirekt adressierbar begegnet. Das Problem des Lebensraumes wird den Lebenshöfen überlassen, die als ‘Utopie’ und Lebensform weit weniger seitens des Veganismus durchformuliert werden. Siehe für eine Kritik an dieser Handlungsweise: Vegan Mergers: Sanctuaries, Veganic Land ‘use’ and Biotopes.

(2) Zur Unsichtbarkeit neoliberalen Post-Rassismus: Neoliberal Racism’s Post-Racial Playbook, wobei der ‘Unsichtbarkeit’ als soziales Problem der Unterdrückungsmechanismen überhaupt fortwährend und übergreifend begegnet werden muss.

(3)  “Bei vielem der Rhetorik, die sich um das koloniale Weißsein windet, geht es um Ängste bezüglich des Körpers und um Reinheit. Und dann schließlich, ein Konzept das nun eher neu dazukommt: Neoliberalismus: dass eine Veränderung effektiv nur durch die individuelle Macht der Konsumenten herbeigeführt werden kann, nicht aber durch strukturelle Veränderungen. Alles was du zu tun hast, ist ein veganes Produkt zu kaufen um damit einen gesunden Körper zu erlangen.” – A. Breeze Harper: Vegane Nahrungsmittelpolitik: eine schwarze feministische Perspektive.

(4) Das Denken, als Notwendigkeit und Chance im Aktivismus, fällt im Veganismus noch zu viel unter den Tisch, und so wird kein zugrunde liegendes Konzept, kein Rahmenwerk einer ‘veganen’ Ethik entwickelt. Die antirassistische Tierbefreiungs-Aktivistin Aph Ko äußert dazu folgende Kritik:

“Viele Leute bereifen nicht, dass das Denken tatsächlich einen Teil unseres Aktivismus ausmachen sollte. Das Denken wurde schon viel zu lange von der akademischen Welt vereinnahmt und so meinen wir, dass wir Theorie und Gedankenentwicklung eben ‚diesen’ elitistischen Menschen überlassen sollten … wenn genau aber dies doch einen Teil der öffentlichen Domäne ausmachen sollte.
[…]
Da zahlreiche unkritische Menschen Führungspositionen in den Bewegungen einnehmen, verlässt man sich auf sehr einfache, an der Oberfläche verharrende Taktiken um Menschen zu einem politischen Lebensstil hingehend zu „schocken“. Daher hat der Veganismus auch einen entsprechend schlechten Namen erhalten … er bleibt an der Oberfläche und ist sensationalistisch. Bildlichkeit kann funktionieren, insbesondere wenn sie an ein neues Rahmenwerk gebunden wird … aber die Schaffung neuer konzeptueller Rahmenwerke ist generell genau der Teil, der übersehen wird.”

Siehe: Eine antirassitische Aktivistin, die für die Tierbefreiung kämpft. Ein Interview von Mark Hawthorne mit Aph Ko.

Krokodil @veganerbund

Sich mit der ethischen Seite des Veganismus befassen

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Der Veganismus ist keine perfekte Allround-Lösung für alle Probleme, die die Fragen betreffend der menschlichen Ausbeutung von Tieren und die menschliche systemische Gewalt gegen sie anbetreffen. Aber der Veganismus, als praktische Ethik, ist ein unerlässlicher Schritt und es gilt seine Ansätze weiter zu optimieren auf dem Weg eine gerechte Gesellschaft zu schaffen, die ein Bewusstsein für die Bedürfnisse und die Würde ihrer Mitlebewesen entwickeln will.

Ein Problem, das der Veganismus bislang noch nicht gelöst hat, ist die Frage, inwieweit er sich mit den Ursachen von Gewalt gegen die Tierwelt auseinandersetzen sollte. Das wäre fast eine Aufgabe einer ‘veganen Soziologie’.

Man bezeichnet die Problematik der menschlichen Abwertung gegenüber Tieren in ihrer systemischen Form als “Speziesismus”. In Hintergrund der meisten Veganer_innen schwirrt selbstverständlich der Gedanke, dass man hauptsächlich etwas Gutes für Tiere bewirken will – der Veganismus selbst hat sich eindeutig auf diesem Anspruch begründet. Aber vordergründig gerät genau dieser Punkt oft ins Abseits, und statt einer Diskussion über den Speziesismus sehen wir in den meisten veganen Blogs hauptsächlich alles andere was rund um den veganen Lifestyle noch so von Interesse sein kann. Und kaum einer protestiert. Warum wohl?

Wir alle müssen den Anfang selber machen liebe Veganer_innen

Wir denken es ist Zeit sich mit der veganen Ethik als Diskussionsgegenstand zu befassen. Wir befürchten, dass der Mangel an einer breiteren Diskussion über den ethischen Veganismus, in der veganen Szene selbst, letztendlich dazu führt, dass die Tierfrage im Veganismus immer uninformierter behandelt wird. Es geht um Tiere beim Veganismus, und wir setzen die Tierbefreiung und die Befreiung der Menschen und unser Umweltbewusstsein *weitestgehend* auf eine Stufe, jedoch in der ethischen Diskussion weist der Veganismus noch über zu große Lücken auf.

Was genau ist eigentlich Speziesismus – außer einem Statement das besagt, dass wir Sexismus, Rassismus und Speziesismus allesamt gleichermaßen verwerflich finden? Es ist der Ausschluss der nichtmenschlichen Tiere aus unserem allein für uns selbst beanspruchten ethischen Selbstverständnis, das heißt wir beanspruchen Freiheiten und eine *absolute* Würde für uns, die wir der Tierwelt auf allen möglichen Ebenen absprechen. So haben wir es beim Speziesismus mit einer ganzen Latte von Argumentationssträngen zu tun, die uns allesamt beweisen sollen, dass Tiere im Vergleich zum Menschen weniger “Wert” sind. Diese Argumente können biologisch begründend sein, sich auf Kultur und Traditionen berufen, religiös sein, philosophisch, soziologisch,  usw. usf. Die Dichotomie, die Menschen zwischen sich zur Tierwelt und Natur kreiert haben, scheint geschichtlich gesehen kulturell übergreifend gewesen zu sein und sie ist es bis heute, und diese ethische Separierung umfasst – mehr oder weniger sichtbar – so gut wie alle Lebensbereiche.

Wir alle erleben Speziesismus in unserem täglichen Leben, aber wir sprechen kaum darüber. Warum fehlt uns der Mut dazu und warum versuchen wir nicht diese Barriere zu brechen und ein Vokabular zu entwickeln, mit dem die gesellschaftlichen Funktionsweisen des Speziesismus für uns diskutierbar werden? Nur so können wir das Thema effektiv zunehmend in das Bewusstsein der Gesellschaft rücken.

Mankos in der veganen Bewegung, die sich aus einem Mangel an kritischer Diskussion über den Speziesismus ergeben, fallen uns zur Zeit auf in solchen Punkten wie:

  • Das Rätselraten einiger Veganer_innen darüber, ob der Veganismus überhaupt antispeziesistisch zu sein hat
  • Der biovegane Landbau einerseits als Planung und Zukunftsvision der veganen Selbstversorgung und Nahrungsmittelpolitik, aber andererseits die fehlenden Überlegungen über die Schaffung von neuen Lebensräumen für gerettete ‘Farmtiere – hier fehlt einfach die gesammelte Vision statt es bei einigen ‘isolierten’ Lebenshöfen zu belassen
  • Die Fokussierung auf das den Menschen betreffende Politische in der intersektionalen Diskussion im Veganismus, der fehlende Vorstoß der Politisierung der Speziesismus-Problematik in dem Zusammenhang
  • Mängel an Pluralität in der veganen Bewegung, geistig- kultureller Konsumerismus und Konformismus als Gruppenidentität im Veganismus
  • die fortwährende Fokussierung auf eine Abschaffung der Massentierhaltung statt der Forderung auch die einzelne Tötung von Tieren in der ökologischen oder in der ‘traditionellen’ Landwirtschaft durch öffentliche Thematisierung als ethisches Problem ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken.
  • Die Unterscheidung von Tierausbeutung bei unterschiedlichen Tierspezies, insbesondere abhängig von Geographie oder Status der Tierspezies in unserer Gesellschaft

Gruppe Messel @veganwerden, tierautonomes Netzwerken.

Eine antirassitische Aktivistin, die für die Tierbefreiung kämpft. Ein Interview von Mark Hawthorne mit Aph Ko.

Ein Interview von Mark Hawthorne mit Aph Ko

Aph Ko: Eine antirassitische Aktivistin, die für die Tierbefreiung kämpft

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Quelle dieses Interviews mit Aph Ko ist Mark Hawthornes Blog ‚Striking at the Roots: Animal activism around the world’: Aph Ko: Anti-Racist Activist Fighting for Animal Liberation, https://strikingattheroots.wordpress.com/2016/05/31/aph-ko-anti-racist-activist-fighting-for-animal-liberation/. Übersetzung: Gita Yegane Arani-Prenzel, mit der freundlichen Genehmigung von Aph Ko und Mark Hawthorne.

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Wer sich im letzten Jahr aktiv in der veganen Bewegung engagiert hat, der hat bestimmt bereits schon etwas von Aph Ko gehört. Aph ist im Bereich sozialer Gerechtigkeit aktiv und setzt dazu in effektiver Weise die sozialen Medien ein. Sie hat 2015 das Projekt ‚Black Vegans Rock’ gegründet, nachdem sie als vegane Aktivistin einen Bericht mit einer erstmaligen Auflistung 100 schwarzer Veganer_innen verfasste, und, sie ist die Gründerin von Aphro-ism – einer Webseite, die sich der schwarzen veganen feministischen Analyse widmet, und die sie gemeinsam mit ihrer Schwester Syl Ko betreibt. Beide fordern dort das, was sie als eine „epistemologische Revolution“ bezeichnen, indem sie über die Unterdrückung von Tieren und rassifizierte Unterdrückung schreiben. „Wir glauben, dass wir mitunter mehr für die Tiere und uns selbst tun können, indem wir die Art und Weise ändern, wie wir tatsächlich begreifen, warum Unterdrückung überhaupt geschieht,“ erklärt Aph in dieser beeindruckenden Rede, die sie anlässlich der Intersectional Justice Conference im Staate Washington gehalten hat, und bei der ich die Ehre hatte Aph und einige andere beachtenswerte Aktivist_innen im März dieses Jahres kennen zu lernen.

Aph ist auch eine Produzentin unabhängiger Medien und die Schöpferin der Comedy-Webserie ‚Black Feminist Blogger’. Man braucht wohl kaum erwähnen, dass Aph außerordentlich beschäftigt ist, ich bin ihr daher also besonders dankbar, dass sie sich die Zeit genommen hat, mir auf einige Fragen über ihren Aktivismus per Email zu antworten. Ich denke Ihr werdet von ihren Denkanstoß gebenden Antworten sehr begeistert sein.

Aph, du bist im Punkte digitaler Medien unheimlich bewandert – bloggen, Videos, die sozialen Medien, Online-Artikel. Bist Du der Meinung, dass es eine Form gibt, die sich für den Aktivismus für soziale Gerechtigkeit in ihrer Effizienz ganz besonders eignet?

Ich denke all diese Formen dienen einem einmaligen und spezifischen Zweck. Videos sind hilfreich dabei, bestimmte Narrative voranzutreiben, in einer Weise wie es das Bloggen nicht kann; Bloggen hingegen ist eher persönlich. Es hilft mir dabei, meine eigene Stimme auszutesten, während ich anderen dabei zugleich gute Ressourcen empfehlen kann. Ich denke deine Stärken geben dir vor, welches Medium du am besten verwenden solltest. Wenn du mehr Fähigkeiten darin besitzt, deine Gedanken expressiv zu artikulieren und Zusammenhänge eher über das Sprechen herleitest, dann ist es wahrscheinlich besser wenn du ein Video machst. Wenn du deine Gedanken aber besser über das Schreiben organisieren kannst, dann ist es von Vorteil, wenn du ein Blogposting verfasst.

Ich glaube viele Veganer_innen sind sich in dem Punkt einig, dass die digitalen Medien dabei geholfen haben, die vegane Botschaft voranzubringen. Denkst Du, dass die digitalen Medien auch dabei hilfreich waren, Fortschritte bei den Themen zu erwirken, die die marginalisierten Gruppen anbetreffen?

Ich würde sagen ja und nein. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich realisiert habe, wie ich die digitalen Medien dazu gebrauchen wollte, um meine Stimme zu verstärken, während ich mir aber gleichzeitig mein Gefühl für die Gemeinschaft bewahrt habe. Ich denke, dass die digitalen Medien und das Internet insgesamt bloß eine Erweiterung der realen Welt, in der wir leben, darstellten, und so beherrschen Rassismus und Sexismus selbst auch diese digitalen Räume. Aus diesem Grund erhalten auch bestimmte Stimmen mehr Aufmerksamkeit als andere. Bestimmte Versionen der Realität werden verbreitet, während andere zur Seite gedrängt werden.

Und das ist auch warum das eurozentrische Denken und das Weißsein [1] beinahe alle Bewegungen sozialer Gerechtigkeit befallen – selbst online. Weiße Menschen schreiben zum größten Teil die Literatur, die verbreitet wird. Ihre Sichtweise über Unterdrückung und Befreiung wird als einzige oder als die maßgebliche Perspektive betrachtet. Und, da sie die über die meisten Ressourcen verfügen, sind sie auch imstande dazu, zu den bestimmenden Autor_innen in den Forderungen nach sozialem Wandel und im Aktivismus zu werden, was allerdings verheerende Konsequenzen mit sich gebracht hat.

In der Vergangenheit habe ich Stunden damit verbracht, die Art zu bekämpfen wie Weiße ihre Arbeiten erledigen, bis ich eines Tages gemerkt habe, dass mich das Ganze einfach nur noch langweilte. Die weiße Realität fortwährend zu bekämpfen, lässt einen zu dem Eindruck gelangen, als sei deren Realität tatsächlich die einzige die existiert. Ich musste meine eigenen Erfahrungen validieren indem mit People of Color [2] sprach, indem ich für und an People of Color schrieb und indem ich Texte von People of Color las. Und hierbei halfen mir die digitalen Medien. Ich habe meine Herangehensweise an die Themen Unterdrückung und Befreiung dabei absolut revolutionieren können und bin dafür vielen schwarzen radikalen Autor_innen dankbar, die unermüdlich online arbeiten um qualitativ hochwertige und wegweisende Analysen zu bieten.

Für minorisierte Menschen ist es schwer online miteinander zu kommunizieren, ohne einem weißen, sich einmischenden Kontrollblick ausgesetzt zu sein und ohne Appropriationen. Sobald einige Minderheiten bemerken, dass Weiße ihnen zuschauen, ändern sie ihr Verhalten oder fangen an ihre Artikel auf ein weißes Publikum zuzuschneiden.

Ich kann dir nicht sagen wie viele Vegans of Color Essays und Artikel FÜR Weiße schreiben, während sie dabei die farbige Leserschaft total außer Acht lassen.

Und daher denke ich, dass abhängig davon wo man sich gerade in seinem Aktivismus befindet, die digitalen Medien entweder ein Werkzeug zur Befreiung sein können, dass einem dabei hilft sich mit Leuten zu verbinden, die ebenso dabei engagiert sind sich für einen positiven Wechsel in der Welt einzusetzen, oder sie können dir dabei helfen, die weiße Version der Realität (ungeachtet deiner Hautfarbe) zu reproduzieren.

Es ist (wirklich) schwer einen echten Wechsel online zu erleben, wenn das digitale Terrain auf dem wir stehen, sich im Besitz Weißer befindet.

Welchen Rat hast du für Leute, die damit beginnen wollen, die digitalen Medien für ihren Aktivismus zu gebrauchen?

Meine Antwort hängt zum größten Teil davon ab, wer mir solch eine Frage stellt. Der Kontext spielt hier definitiv eine Rolle. Wenn du eine weiße Person bist, die eine Webseite oder ein digitales Projekt über Tierrechte oder Feminismus oder Antirassismus starten will, dann halte inne und überlege mal, warum du meinst du müsstest dies tun wenn es bereits so viele Räume gibt, die von Weißen geschaffen worden sind. Bietest du wirklich eine Perspektive die es nicht schon da draußen gibt, oder willst du einfach ein wenig digitales Land für dich einnehmen?

Wenn du eine Person of Color bist, würde ich dir zuerst einmal zur Vorsicht raten, bevor du damit beginnst, deine Ideen kostenfrei dort in die Welt zu tragen. Es gibt vermehrt Belege dafür, dass Ideen und Gedanken, die von People of Color online gestellt werden, immer öfter gestohlen werden. Das heißt, dass eine Urheberschaft von People of Color nicht gekennzeichnet wird, oder auch, dass sie für ihre Ideen nicht kompensiert werden, was wiederum bedeutet, dass farbige Aktivist_innen wirklich vorsichtig sein sollten, wenn sie die digitalen Medien verwenden um andern ihre Gedanken mitzuteilen.

Ich würde sagen, dass man nicht all sein Vertrauen in das Internet oder die sozialen Medien stecken sollte. Zum Beispiel ist es kein Zufall, dass weiße Männer einige der erfolgreichsten Plattformen sozialer Medien, die wir heute verwenden, geschaffen haben. Dies sollte Activists of Color, die diese Räume gebrauchen um antirassistische Befreiungsprojekte [3] zu schaffen, etwas signalisieren. Das Rohmaterial, das wir in unserem Aktivismus gebrauchen, spielt eine Rolle.

Ich musste das in einer unliebsamen Weise herausfinden. Meine Ideen wurden gestohlen, neu verpackt, und ich habe zusehen müssen wie andere dafür Gelder einstrichen – für genau die Dinge, die ich zuvor geschrieben hatte (selbst Activists of Color haben meine Arbeiten verwendet). Ich bin dadurch viel vorsichtiger damit geworden, meine Texte online zu veröffentlichen. Wenn man etwas Neues oder Interessantes zu sagen hat, dann haben Leute häufig die Neigung, sich in deine Richtung zu bewegen und dann tatsächlich Dinge zu übernehmen, die du geschrieben hast. Um ehrlich zu sein, betrachte ich das Bloggen insgesamt durch diese Erfahrung in einem ganz andern Licht.

Ich denke People of Color müssen lernen die geschäftliche Seite des Aktivismus zu begreifen, bevor sie sich der digitalen Welt anschließen und beginnen, ihr zu vertrauen … denn nicht zuletzt ist der Aktivismus selbst zum größten Teil ein Geschäft. Im überwiegenden Maße besitzen Weiße die größten Non-Profits und die korporativen Aktivist_innen-Seiten und -Räume. Den People of Color ist dies nicht ganz so bewusst, da wir eher dazu tendieren an den Aktivismus aus Gründen des Überlebens zu kommen und nicht so sehr wegen des Geschäfts (dies trifft allerdings nicht auf alle Fälle zu).

Wenn marginalisierte Menschen also die digitalen Medien für ihr Überleben einsetzen, und man die Leute der dominanten Klasse hat, die digitale Medien für Geschäftszwecke nutzen, dann kannst du dir wohl ausmalen als wie predatorisch und brutal sich das digitale Territorium für einige von uns entpuppen kann.

Ich entwickle ein zunehmendes Misstrauen der Onlinewelt gegenüber als ein Vehikel für den sozialen Wechsel. Und deshalb erkunde ich zusätzliche Möglichkeiten was zum Beispiel die Printmedien anbetrifft. Minorisierte Aktivist_innen sollten meiner Meinung nach viel mehr Kraft in das Verfassen von Buchpublikationen oder in die Schöpfung eine Zines stecken … als etwas haptisches, das man besitzen kann, statt das weiße digitale Land einzusetzen um ihre intellektuellen Gedanken zu kultivieren.

Existieren neben BlackVegansRock.com und Aphro-ism.com weitere schwarz-zentrische Online-Räume die du Aktivist_innen empfehlen würdest – insbesondere welche, die dich beeinflusst haben?

Defnitiv. Mich haben Seiten wie das Sistah Vegan Project und Striving with Systems sehr beeinflusst. Ich schaue mir auch gerne digitale Räume an, die nicht unbedingt über Tierrechte sprechen, jedoch aber über andere ebenfalls systemische Probleme. Ich liebe For Harriet, Black Girl Dangerous, Crunk Feminist Collective, alles von Dr. Brittney Cooper und Autostraddle (bei denen man einige großartige queere schwarze Autor_innen findet).

Du hast an anderer Stelle gesagt, dass die Tierrrechts-/vegane Bewegung sich zu sehr auf Bilder verlässt und zu wenig auf das kritische Denken. Kannst du uns das ein wenig erklären?

Ich bin bekannt für meine Aussage: Menschen sind nicht durch einen Schock zum Fleischessen gekommen und sie werden sich auch nicht durch einen Schock wieder davon wegbringen lassen.

Ich will das ein wenig erklären: das größte Problem, das die weiße Tierrechtsbewegung hat, ist, dass sie es nicht wirklich schaffen zu orten WARUM Tierunterdrückung stattfindet. Sie sehen die Unterdrückungsfolgen – die sehen die Opfer – aber die meisten dieser Aktivist_innen haben konzeptuell keine Ahnung weshalb Tiere systematisch verletzt werden. Manchmal tut es einem weh Aktivist_innen der dominanten Klasse dabei zu beobachten, wie sie versuchen Kampagnen zu entwerfen, die die Unterdrückung von Tieren beenden sollen (ohne zu begreifen, dass sie sie in Wirklichkeit fortsetzen) und andere Male ist es beinahe lachhaft.

Weiße Leute scheinen nicht zu versehen, dass das weiße Überlegenheitsdenken Tieren systematisch schadet [4]. Weiße möchten nicht aus ihrer Führungsrolle hinaustreten, sie wollen aber die Tierunterdrückung beenden, was soviel heißt wie, sie wollen Verhaltensweisen, die Tiere diskursiv verletzen, nicht verändern.

Da zahlreiche unkritische Menschen Führungspositionen in den Bewegungen einnehmen, verlässt man sich auf sehr einfache, an der Oberfläche verharrende Taktiken um Menschen zu einem politischen Lebensstil hingehend zu „schocken“. Daher hat der Veganismus auch einen entsprechend schlechten Namen erhalten … er bleibt an der Oberfläche und ist sensationalistisch. Bildlichkeit kann funktionieren, insbesondere wenn sie an ein neues Rahmenwerk gebunden wird … aber die Schaffung neuer konzeptueller Rahmenwerke ist generell genau der Teil, der übersehen wird.

Taktiken die primär Bilder nutzen, erinnern mich an so manche Feminist_innen, die sich auf eine sexualisierte Bildmetaphorik, in der Frauen dargestellt werden, stützen, um Menschen dahingehend zu schockieren, damit sie beginnen sich gegen Sexismus einzusetzen … es ist so … wenn du Menschen kein neues Rahmenwerk bietest, mit dem sie problematische Verhaltensweisen begreifen lernen können, dann ist alles was sie da sehen, einfach noch mehr Bebilderung von jeweiligen Objekten die hier objektifiziert werden.

Ich will damit nicht sagen, dass Leute ihr Verhalten nicht ändern könnten, wenn sie solche Bilder gesehen hätten; was ich sagen möchte ist, dass ich nicht gezwungenermaßen davon ausgehe, dass dadurch ein langfristiger Wechsel stattfinden wird. In unseren Bewegungen konzentrieren wir uns zu sehr auf die Opfer, ohne dabei zu verstehen, weshalb diese Körper eingangs überhaupt zu Opfern geworden sind. Sie sind schließlich nicht über Nacht zu Opfern geworden und wir müssen ebenso konzeptuell arbeiten um dieses Problem zu lösen. Viele Leute begreifen nicht, dass das Denken tatsächlich einen Teil unseres Aktivismus ausmachen sollte. Das Denken wurde schon viel zu lange von der akademischen Welt vereinnahmt und so meinen wir, dass wir Theorie und Gedankenentwicklung eben ‚diesen’ elitistischen Menschen überlassen sollten … wenn genau aber dies doch einen Teil der öffentlichen Domäne ausmachen sollte.

Zu einem großen Anteil ist die Tierunterdrückung nicht allein eine Problematik, die ausschließlich die Tiere anbetrifft. Das Problem liegt vielmehr im weißen menschlichen Überlegenheitsdenken, und so müssen wir den entsprechenden Punkt auch mitsamt seiner Wurzeln ans Tageslicht befördern, bevor wir kontextlos auf die Opfer hyperfokussieren. Doch genau das ist was geschieht: wir sollen die Bildquellen von Tierunterdrückung, ohne irgendeinen Kontext hinsichtlich dessen, wer der echte Unterdrücker ist, anschauen, was aber letztendlich zu so viel Verwirrung im Punkte der Strategien zur Beendigung der Tierunterdrückung führt.

In der Tierrrechts-/veganen Bewegung existieren zahlreiche innere Zwistigkeiten, und es scheint, dass es in den letzten Jahren eher noch schlimmer geworden ist. Hast Du irgendeinen Rat für einen Neuling in der Bewegung, der durch diese Zwiste vielleicht verwirrt ist?

Ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass die internen Streitereien schlimmer werden … ich denke das weiße Überlegenheitsdenken in der Bewegung wird einfach leichter erkennbar. Ich glaube, dass die Menschen in der dominanten Klasse, die sich niemals über marginalisierte Menschen und deren Perspektiven den Kopf zerbrechen mussten (einfach weil das Spiel immer abgekartet war), inzwischen begreifen, dass minorisierte Menschen ihre eigenen Bewegungen betreiben, und dass das bei ihnen ein gewisses Unwohlsein verbreitet.

Viele weiße Menschen beanspruchen einen nicht zu hinterfragenden Besitzstatus über Tierrechte (und Tiere generell). In dem Moment aber, in dem schwarze Menschen Tierkörper (‚animal bodies’) mit in ihre antirassitsichen Bewegungen mit einbeschließen, lassen Weiße ihre soziale Kraft in Erscheinung treten, indem sie unsere Räume kommentieren und unsere Intentionen hinterfragen.

Viele Aktivist_innen in der dominanten Klasse setzen ihre Privilegien dazu ein, andere Aktivist_innen, die abweichende Meinungen haben, zu ignorieren, was furchtbar ist, da eine echte Veränderung nur stattfinden kann, wenn wir plurale Bewegungen und Stimmen zulassen. Wir müssen alle Ideen auf den Tisch bringen, denn die Tierunterdrückung ist ein derart ernsthaftes Problem.

Der Akt dessen, andere, die abweichende Meinungen haben oder andere Strategien verfolgen, zum Schweigen zu bringen, hat einfach nichts mir der Befreiung von Tieren zu tun, sondern dient stattdessen dem Erhalt der gleichen Systeme, die Tiere unterdrückt halten.

Jedem/r, der/die neu ist in der Tierrechtsbewegung, würde ich empfehlen sie gleich wieder zu verlassen (haha). Man braucht diese verkörperschaftlichte, weißgewaschene Bewegung nicht um Tieren zu helfen. Die Vorstellung man müsse sich durch die großen Bewegungen und Organisationen hindurch bewegen um Veränderungen zu bewirken, ist ein kapitalistischer Nonsens. Wenn Du eine Person of Color bist, würde ich dir empfehlen in deiner antirassitsichen Bewegung zu bleiben und nach Wegen zu schauen, wie du die Tierkörper (‚animal bodies’) in deine Analyse mit einbeziehen kannst … versuche nicht dich der weißen Mainstream-Tierrechtsbewegung anzuschließen, denn du wirst dadurch letztendlich nur frustriert und verwirrt.

Teil des inhärenten Problems der Tierrechtsbewegung ist tatsächlich, dass das Weißsein das Rahmenwerk dieser Bewegung bildet. Was wir brauchen, sind Leute, die den Aktivismus für Tiere mit in die anderen Ziele sozialer Gerechtigkeit einbeziehen, statt sich in die nebulöse Blase der Tierrechtsbewegung mit einzubringen. Deshalb bezeichne ich mich auch selbst nicht als Tierrechtsaktivistin. Ich bin eine antirassistische Aktivistin, die für die Tierbefreiung kämpft. Ich wüsste nicht wie ich sonst für Tiere kämpfen sollte, außer aus meiner Sichtweise als schwarzer Frau … ich weiß nicht wie weiße Menschen sich für eine andere Gruppe einsetzen können, ohne ihre eigene Position mitzuberücksichtigen … und das ist weshalb ihre Bewegungen problembehaftet sind.

Was tust Du um ein Burnout zu vermeiden?

Ein Erschöpfungszustand trifft dich in dem Moment, indem du eine bewusst-denkende politische Woman of Color bist, gleich ob du Aktivistin bist oder nicht. Ich bin hauptsächlich deshalb Aktivistin geworden, weil ich die Unterdrückung leid war, und es satt hatte, dass die dominante Klasse mir mein Narrativ und meine Geschichte vorschreiben will. Das war ein Burnout. Ich bin also nicht freiwillig zur Aktivistin geworden, sondern es war ein Akt des Überlebens; ich wurde zur Aktivistin weil ich unter einem Burnout durch den Rassismus und Sexismus in meinem täglichen Leben gelitten habe.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob überhaupt eine funktionierende Methode existiert um ein Burnout zu verhindern, solange das weiße, die Überlegenheit in Anspruch nehmende Patriarchat weiter existiert. Um ehrlich zu sein hilft mir oft, aus dem Internet rauszugehen.  Ein Raum außerhalb der digitalen Welt hilft, was die Prioritäten anbelangt, denn man wird dort leicht eingesogen von Dingen die im Prinzip total irrelevant sind. Ich stelle also immer sicher, dass ich viel Zeit offline verbringe.

Noch etwas, das ich gelernt habe um ein Burnout zu verhindern, ist es, nicht davon beeindruckt zu sein, dass weiße Leute meine Arbeit mögen. Wenn Du in einem System einer weißen Überlegenheitsgläubigkeit lebst, dann kann eine Menge an Aufmerksamkeit (seitens dieses Systems) als ein_e Minderheitsangegörige_r sich anfühlen, als seist du nun ganz oben auf … als hättest du das Richtige getan. Ich würde aber jedem Menschen, der einer Minderheit angehört, empfehlen sehr vorsichtig mit solch einem Gefühl umzugehen, weil es dich in eine Situation der Ausbeutung hinein katapultieren kann und du beginnst Dinge umsonst für weiße Leute zu tun. Ich musste wirklich lernen „nein“ zu sagen wenn mir weiße Leute Möglichkeiten in Aussichten stellten, mir aber keinerlei finanzielle Kompensation für meine Arbeit boten. Der leere Ruhm und die Möglichkeit in Erscheinung zu treten, sind immer wieder instrumentalisiert worden um farbige Menschen glauben zu machen, dass die Arbeit die du umsonst tust, eines Tages zu einem Gewinn führt, und normalerweise tut es das nicht.

Als Woman of Color habe ich auch gelernt nicht mehr auf Menschen in der dominanten Klasse zu hören und mich mit ihnen auseinanderzusetzen, wenn sie meine Arbeit und mich kritisieren. Ich habe gelernt den Kanal zu switchen und meine Arbeit einfach weiterzumachen. Wie Toni Morrison gesagt hat, macht Ablenkung einen großen Teil im Rassismus aus, und so lerne ich, Ablenkung zu meiden. Statt auf jede Person, die einen verleumderischen, unwahren Artikel über meine Arbeit oder mich schreibt, zu reagieren, mache ich einfach mit meiner Sache weiter. Ich muss mich ja nicht auf jeden überflüssigen Quatsch einlassen.

Und schließlich ist es wichtig wenn man seine gegenwärtige Arbeit erledigt, über Arbeit, die in der Zukunft getan werden muss, nachzudenken. Es geschieht so leicht, dass man vergisst warum man jeden Tag so hart arbeitet. Und das ist auch warum ich den Afrofuturismus so sehr liebe. Er hat mir dabei geholfen zu verstehen, dass es einen Tag geben wird, an dem ich durchatmen und entspannen kann. Aber der Preis, der dafür gezahlt werden muss, ist der Kampf heute, den ich auch weiter führen werde.

Ich danke Aph sehr für dieses Interview. Schaut euch ihre Seite/Arbeit an bei Black Vegans Rock und Aphro-ism und besucht auch ihre Facebook-Seite.

Anmerkungen zur Übersetzung:

[1] Zur Bedeutung des kanonischen Begriffs des Weißseins: „Weißsein ist die soziale Lokalisierung von Macht, Privileg und Prestige. Es ist ein unsichtbares Päckchen unverdienter Vorteile. Als eine epistemologische Überzeugung ist es manchmal eine Handhabe der Verneinung. Weißsein ist eine Identität, eine Kultur und eine oft kolonialisierende Lebensweise, die Weißen zumeist nicht bewusst ist, aber selten nicht den ‚People of Color’ [Nicht-Weißen]. Das Weißsein trägt auch die Autorität innerhalb des größeren Kulturraums den es beherrscht, indem es die Bedingungen festlegt wie jeder Aspekt von Rasse diskutiert und verstanden wird. Das Weißsein verfügt so über einen Facettenreichtum und ist durchsetzend. Das systemische Weißsein liegt im Mittelpunkt des Problems von ‚Rasse’ innerhalb dieser Gesellschaft.“ Zitiert aus: Barbara J. Flagg, Foreword: Whiteness as Metaprivilege, Washington University Journal of Law and Policy 1-11 (2005).

[2] People of Color, siehe Definition bei Wikipedia.de: https://de.wikipedia.org/wiki/Person_of_color

[3] Habe ‚racial liberation projects’ übersetzt mit ‚antirassistische Befreiungsprojekte’; diese abweichende Übersetzungsweise ergibt sich aus der anderen Verwendung des Begriffs „Rasse“ als politisiertem Begriff in der Diskussion über soziale Gerechtigkeit in den USA.

[4] Siehe auch folgende Präsentation von Anastasia Yarbrough bei der Sistah Vegan Conference 2013: Weißes Überlegenheitsdenken und das Patriarchat schaden Tieren, https://simorgh.de/about/yarbrough_weisssein_patriarchat_tiere/

Alle Links: 21.06.2016

Breeze Harper: Ein Toolkit für Anfänger zum Verständnis über den „Rasse“-Begriff im ethischen Konsum

Dr. A. Breeze Harper, The Sistah Vegan Project: A Critical Race Feminists’s Journey Through the ‘Post-Racial’ Ethical Foodscape … and Beyond.

Das Sistah Vegan Projekt: die Reise einer sich mit den kritischen Rassestudien befassenden Feministin durch die ‚post-rassische’ Landschaft ethischer Nahrungsmittel … und darüber hinaus.

Realitstisch werden was den „Rasse“[1]-Begriff anbetrifft: Ein Toolkit für Anfänger zum Verständnis über den „Rasse“-Begriff im ethischen Konsum (beim Veganismus, in den Tierrechten, usw.)

Dieser Text als PDF

Originaltext: Getting Real about Race: A Starter Toolkit for Understanding Race in Ethical Consumption (Veganism, Animal Rights, and More). Übersetzung: Gita Yegane Arani-Prenzel, mit der freundlichen Genehmigung von Dr. A. Breeze Harper.

Quelle: http://www.sistahvegan.com/2015/11/11/getting-real-about-race-a-toolkit-for-ethical-consumption-veganism-animal-rights-and-more/

If-Race-is-Just-a-Skin-Color...

Wenn es bei „Rasse“ nur um ‚Hautfarbe’ geht, wieso wurde mir dann immer wieder gesagt, ich würde ‚weiß’ klingen? Wie kann man denn jemandes Hautfarbe ‚hören’?
– Dr. A. Breeze Harper, The Sistah Vegan Project.

Ich habe die letzten zehn Jahre darüber publiziert und Vorträge darüber gehalten, wie das Weißsein [2] in den USA den ethischen Konsum und weitere darüber hinaus im Zusammenhang stehende Dinge anbetrifft. Das Hauptthema der Verwirrung, dem ich im Bezug auf die Problematik von „Rasse“ und Weißsein begegnet bin, stammt meistens von weiß-identifizierten Menschen, die tatsächlich nicht verstehen, wie „Rasse“ und Rassifizierung sich geschichtlich, sozial, physisch, geographisch und rechtlich konstituieren. Die meisten weiß-identifizierten Menschen, die ihre prägenden Jahre in den USA oder anderen weiß-dominierten Gesellschaften verbracht haben, scheinen davon auszugehen, dass „Rasse“ einfach eine Frage der „Hautfarbe“ sei, bei der bestimmte Phänotypen wie ‚blondes Haar’ oder ‚schmale Lippen’ die Kennzeichnungen für die jeweilige „Rasse“ ausmachen; darüber hinaus denken die meisten, Rassismus sei kein bedeutendes Hindernis zur Gleichheit und Inklusion, trotz der erschütternden Daten, die noch nach dem Jahr 2000 das Gegenteil beweisen. Für diese Demographie heißt „Rasse“ schlichtweg ‚Hautfarbe’ und ist ein ‚Ding der Vergangenheit’…

… aber nichts könnte den Tatsachen weniger entsprechen.

Einige wesentliche Fragen, die ich in Reaktion auf [weiße] Konstruktionen darüber, dass „Rasse“ eine Frage der ‚Hautfarbe’ sei, gestellt habe, sind folgende gewesen:

Wenn es bei „Rasse“ nur um ‚Hautfarbe’ geht, warum wurde mir dann immer wieder gesagt, ich würde ‚weiß’ klingen? Wie kann man denn jemeades Hautfarbe ‚hören’?

Wenn es bei „Rasse“ nur um Hautfarbe geht, warum hat man die Iren in den Vereinigten Staaten trotz gleicher Hautfarbe bis ins 20. Jahrhundert hinein nicht gleichermaßen als Weiße wie die weißen angelsächsischen Protestanten betrachtet? Wodurch waren sie und andere hellhäutige europäischen Immigranten in der Lage auf das „Weißsein“ hinzuarbeiten?

Wenn es bei „Rasse“ nur um Hautfarbe geht, warum wurde mein neugeborenes Baby im Jahr 2009, das mit einer sehr hellen Hautfarbe, hellblauen Augen und glattem braunen Haar geboren wurde, von manchen als ‚schwarz’ und von anderen als ‚weiß’ eingeordnet?

In dem letzten Teaching-Tolerance-Rundbrief des Southern Poverty Law Centers (SPLC) wurde H. Richard Milner IV zitiert. Ich habe einen Screenshot [3] davon gemacht, wie der SPLC Menschen darüber aufklärt, wie das Konzept von „Rasse“ jenseits des Hautfarben-Mythos funktioniert (siehe folgende Liste):

  1. Physisch konstruiert. Bezugnehmend auf die Pigmentierung der Haut, konstruieren Menschen in der Gesellschaft Vorstellungen, Charakteristiken, Bilder und Glaubenssysteme über sich selbst und andere. Diese physischen Konstruktionen sind manchmal falsch, bleiben aber dennoch in den Köpfen bestehen. Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass sich physische Konstruktionen über „Rasse“ von Gesellschaft zu Gesellschaft unterscheiden. So sind zum Beispiel die Konstruktionen von „Rasse“ in Afrika und Asien andere als die auf dem Phänotyp basierenden Konstruktionen von „Rasse“ in Nordamerika.
  2. Sozial konstruiert. Basierend auf einer Reihe von gesellschaftlichen Botschaften und Informationen, kategorisieren Menschen sich selbst und andere. Diese gesellschaftlichen Konstruktionen verbinden sich mit Präferenzen, sind weltanschaulich und haben mit der Art und Weise zu tun, wie Gruppen von Menschen vermeintlich funktionieren. Sie gründen auf unterschiedlichen Perspektiven, die sich aus den Interpretationen der Menschen von Geschichte und Recht speisen, und sie prägen unser Denken im Bezug auf Einzelne und auf Gruppen von Menschen.
  3. Rechtlich konstruiert. Die Gesetzgebung in den USA hat ihren Beitrag zum Rassebegriff geleistet. Rechtspolitik und Grundsatzfälle, wie das Naturalisationsgesetz (1790), Plessy gegen Ferguson (1896), Takao Ozawa gegen die Vereinigten Staaten (1922), Brown gegen das US-Bildungsministerium (1954) und Milliken gegen Bradley (1974) haben allesamt Konstruktionen und Definitionen von „Rasse“ innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft mitbestimmt.
  4. Historisch konstruiert. Die geschichtlichen Realitäten dessen, wie Menschen in einer Gesellschaft, die durch Rassismus und Unterdrückung geprägt war, behandelt wurden und wie es ihnen in dieser Gesellschaft erging, formten auch die Art und Weise, wie Menschen „Rasse“ verstehen, kommunizieren und konzeptualisieren. So beeinflussen beispielsweise die Jim-Crow-Gesetze [4], die Sklaverei und rassistische Diskriminierung, wie Menschen „Rasse“ konzeptualisieren und begreifen.

Die Annahmen von Menschen über „Rasse“, die durch die oben beschriebenen Aspekte beeinflusst sind, prägen deren Handeln und Nicht-Handeln auf praktischer Ebene. Und obgleich „Rasse“ ein zentrales Konstrukt darstellt in der Untersuchung bildungstechnischer Ergebnisse, Verfahrensweisen und Praktiken, so sind Umfang und Ausmaß gewonnener Erkenntnisse über verbesserte Handlungspraktiken im öffentlichen sowie akademischen Diskurs zumeist begrenzt. Es wird beispielsweise häufig über die „Bildungskluft“ und die Disparitäten zwischen weißen und schwarzen/farbigen Student_innen diskutiert, „Rasse“ [A.d.Ü.: im Sinne von ‚Rassismusproblematik’] wird aber dennoch nicht in grundlegender Weise adressiert, außer dass man die Ergebnisse aus Datenerhebungen veröffentlicht. Die Gründe dafür, warum das Thema „Rasse“ so schwierig zu thematisieren ist, sprengen den Rahmen dieses Buches, aber auch meine Erfahrungen über die Jahre, in der Arbeit mit mehr als tausend Pädagog_innen, haben mir gezeigt, dass „Rasse“ ein in „gemischter“ Gesellschaft schwierig zu diskutierendes Problem ist.

Quelle: http://www.tolerance.org/magazine/number-51-fall-2015/feature/excerpt-getting-real-about-race, 01.05.2016.

Das Toolkit zum Verständnis für den Auszug: „Realistisch werden über den ‚Rasse’-Begriff“ im Rahmen einer Welt des ethischen Konsums

Anmerkung: dies ist ein Entwurf, der sich in Arbeit befindet und über die Zeit ergänzt wird …

Der Mainstream in den USA hat Schwierigkeiten damit, sich einen reellen Begriff von der Komplexität von „Rasse“ und Machtverhältnissen, derer Geschichte, Politik, usw. zu machen. Das betrifft insbesondere diejenigen, die rassisch privilegiert sind und sich niemals mit der Problematik auseinandersetzen mussten.

Dieses Toolkit habe ich aus dem Original: „Ein Auszug aus: realistisch werden über den ‚Rasse’-Begriff“ herausgearbeitet, das sich mehr auf Erfahrungen und Praxis im schulischen Bereich bezieht. Ich werde dieses Toolkit verwenden um damit Fragestellungen zu leisten, zur Begleitung der Reflexion und Diskussion darüber, wie die physischen, sozialen, juristischen und historischen Konstruktionen von „Rasse“ Menschen beeinflusst, die sich in den Bereichen des ethischen Konsums bewegen – rangierend vom Veganismus über Tierrechte bis hin zu ‚guter Ernährung’.

Einfühung

In Rac(e)ing to Class: Confronting Poverty and Race in Schools and Classrooms schreibt H. Richard Milner IV: „Pädagogen haben häufig Schwierigkeiten damit, das Thema ‚Rasse’ [A.d.Ü. die Rassismusproblematik] zu adressieren, und damit auch die Frage, in wieweit ihre Arbeit mit den Schülern, den Eltern, mit der Gemeinschaft und mit den Kollegen durch diese Problematik beeinflusst ist.“ Milner empfiehlt eine nuancierte Herangehensweise zur Konzeptualisierung von „Rasse“ als physische, soziale, juristische und historische Konstruktionen. Was folgt sind kurze Auszüge aus Rac(e)ing to Class und sich daran anknüpfende Fragestellungen, die ich für den Bereich des ethischen Konsums adaptiert habe. Diese Tools können von euch, eurer Gruppe oder bei eurem Arbeitsplatz gerne verwendet werden.

Die wesentliche Frage

1. In welcher Weise ist die Gemeinschaft ethischen Konsums, in der ich aktiv bin, durch die physischen, sozialen, juristisch-rechtlichen und geschichtlichen Konstruktionen von „Rasse“ betroffen?

Vorgehensweise

Diese vier Fragen können als Stichpunkte beim Verfassen eines Tagebucheintrags oder in der stillen Reflexion verwendet werden, sie können auch unterstützend bei einer Gruppendiskussion mit Kollegen über das Thema „Rasse“ [Rassismus] zur Hilfe genommen werden, oder beides.

„Rasse“ ist physisch konstruiert.

In seinem Buch Rac(e)ing to Class schreibt Milner:

Bezugnehmend auf die Pigmentierung der Haut, konstruieren Menschen in der Gesellschaft Vorstellungen, Charakteristiken, Bilder und Glaubenssysteme über sich selbst und andere. Diese physischen Konstruktionen sind manchmal falsch, bleiben aber dennoch in den Köpfen bestehen. Es ist wichtig, sich klar zu machen, dass sich physische Konstruktionen über „Rasse“ von Gesellschaft zu Gesellschaft unterscheiden. So sind zum Beispiel die Konstruktionen von „Rasse“ in Afrika und Asien andere als die auf dem Phänotyp basierenden Konstruktionen von „Rasse“ in Nordamerika.

  1. Nenne ein Beispiel dessen, wie „Rasse“ in der Bewegung ethischen Konsums physisch konstruiert ist.
  2. In welcher Weise betrifft die physische Konstruktion von „Rasse“ dich persönlich oder dein Engagement im ethischen Konsum?

Beispielsweise sind ‚normale’ gesunde Körper in der Werbung ethischen Konsums beinahe immer ‚weiße’ und schlanke Personen. Warum sehen wir dunkelhäutigere Menschen und/oder ‚dicke’ Menschen fast nie, wenn überhaupt, als ‚Maßstab’ für normal und gesund? In welcher Weise betreffen sowohl Hautfarbe als auch Körpergröße die Rassifizierung als ein ‚maßgebliches’ Weißsein? In welchen anderen Formen hat ein Verständnis ‚richtigen’ Weißseins einen Einfluss auf den ethischen Konsum?

  1. In welcher Weise betrifft die physische Konstruktion von „Rasse“ die Demographien denen du deine Dienstleistungen anbietest und/oder die du über ethischen Konsum informierst?

Warum werden dunkelhäutigere Menschen die ‚fett’ sind, eher adressiert als Menschen, die man über den ethischen Konsum ‚aufklären’ sollte, als weiße dünne Menschen? Wie und weshalb spielen Rassifizierung in den Intersektionen von Hautfarbe, Körpergröße und Ethik eine Rolle?

  1. Wie beeinflusst die physische Konstruktion von „Rasse“ den Bereich ethischen Konsums in dem Du aktiv bist?

„Rasse“ ist sozial konstruiert.

In Rac(e)ing to Class schreibt Milner:

Basierend auf einer Reihe von gesellschaftlichen Botschaften und Informationen, kategorisieren Menschen sich selbst und andere. Diese gesellschaftlichen Konstruktionen verbinden sich mit Präferenzen, sind weltanschaulich und haben mit der Art und Weise zu tun, wie Gruppen von Menschen vermeintlich funktionieren. Sie gründen auf unterschiedlichen Perspektiven, die sich aus den Interpretationen der Menschen von Geschichte und Recht speisen, und sie prägen unser Denken im Bezug auf Einzelne und auf Gruppen von Menschen.

Ich würde dem hinzufügen, dass die meisten Menschen sich dessen völlig unbewusst sind, inwiefern ihre Auffassungen und Wahrnehmungen eine Voreingenommenheit hinsichtlich „Rasse“ aufweisen.

  1. Nenne ein Beispiel dessen, in welcher Weise „Rasse“ im ethischen Konsum sozial konstruiert ist.
  2. In welcher Weise bist du durch die soziale Konstruktion von „Rasse“ betroffen und wie wirkt sich das auf dein Engagement im Bereich des ethischen Konsums aus, und darauf, wie du die Inhalte wahrnimmst.
  3. In welcher Form sind die Menschen, mit denen du innerhalb deines Sektors des ethischen Konsums zusammenarbeitest oder denen du deine Leistungen anbietest, durch die soziale Konstruktion von „Rasse“ betroffen?
  4. Ich welcher Form ist deine Gruppe oder dein Betrieb durch die soziale Konstruktion von „Rasse“ betroffen?

„Rasse“ ist rechtlich konstruiert.

In Rac(e)ing to Class schreibt Millner:

Die Gesetzgebung in den USA hat ihren Beitrag zum Rassebegriff geleistet. Rechtspolitik und Grundsatzfälle, wie das Naturalisationsgesetz (1790), Plessy gegen Ferguson (1896), Takao Ozawa gegen die Vereinigten Staaten (1922), Brown gegen das US-Bildungsministerium (1954) und Milliken gegen Bradley (1974) haben allesamt Konstruktionen und Definitionen von „Rasse“ innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft mitbestimmt.

  1. Nenne ein Beispiel dessen, wie „Rasse“ in deinem Leben/deiner Kultur/deiner Gesellschaft rechtlich konstruiert ist.
  2. Ich welcher Weise ist dein Engagement im Bereich des ethischen Konsums durch die juristisch-rechtliche Konstruktion von „Rasse“ betroffen?
  3. In welcher Weise betrifft die juristisch-rechtliche Konstruktion von „Rasse“ die Demographien, die du vornehmlich adressierst, denen du deine Leistungen anbietest oder mit denen du zusammen arbeitest (z.B. Auftraggeber_innen, Kund_innen, Schüler_innen und Student_innen, Patient_innen, usw.)?
  4. Wie betrifft die juristisch-rechtliche Konstruktion von „Rasse“ die Konstruktion ethischen Konsums deiner Gruppe oder deines Betriebs?

vegansoso

(Quelle: http://mic.com/articles/127821/the-surprising-way-these-activists-are-using-veganism-to-fight-white-supremacy)

Wenn Du in der Tierrechts- und/oder der veganen Bewegung aktiv bist, verwendest Du solche Bilder, wie das oben abgebildete, ohne Dir dabei bewusst zu sein, dass schwarze Menschen vom rechtlichen Standpunkt her nicht als Menschen, sondern in der Tat als Tiere (in der eurozentrischen speziesistischen und kolonialistisch-rassistischen Art und Weise) betrachtet wurden, während man die Gesamtheit weißer Menschen rechtlich als vollwertige Menschen konstituierte?

Bist Du Dir dessen bewusst, dass, obwohl es heutzutage in den USA verboten ist, schwarze Menschen mit Stricken und Bäumen zu lynchen, immer noch legale Wege existieren um schwarze Menschen zu „lynchen“ – insbesondere mittels Racial Profiling und tödliche Übergriffe durch Polizeibeamte, die immer noch durch die geschichtlichen und rechtlich tolerierten Praktiken des traditionellen Lynchens schwarzer Menschen beeinflusst sind?

Dieses Bild impliziert auch, dass „Rasse“ und Rassismus keine weiteren bedeutsamen Hindernisse in Gesundheitsfragen, in dem Streben nach Glück und nach Sicherheit im Leben schwarzer Menschen darstellen würden. Und, es impliziert auch, dass diejenigen, die dieses Bild verwenden, nicht mit den nach dem Jahre 2000 entstandenen umfassenden Kanon in den Sozial- und Rechtswissenschaften vertraut sind, der aufzeigt, dass der weiße Mainstream in den USA schwarze Menschen immer noch als Tiere konzeptualisiert, und der Meinung ist, dass sie es verdienten „gelyncht“ zu werden – wenn auch nicht mit Stricken und Bäumen, so aber doch dafür, sich ‚hochnäsig’ gegenüber der Polizei zu gebärden, wie Sandra Bland es angeblich tat; oder indem Du als 12-jähriger Junge (Tamir Rice) erschossen wirst, weil eine systemische Negrophobie ein [un]bewusstes rassifiziertes Vorurteil im Denken des Mainstreams in der Bevölkerung geschafften hat, die die Menschen glauben macht, dass ein kleiner schwarzer Junge wie ein „großer angsteinflößender“ schwarzer Mann aussehen kann.

Es existieren eine Unzahl von Formen, in denen systemischer Rassismus das Rechtssystem in negativer Weise beeinflusst. Und, man bedenke, dass Systeme miteinander verbunden sind: das Rechtssystem hat seinen Einfluss auf das Gesundheitssystem, auf das Bildungssystem, auf das Lebensmittelsystem, usw.

„Rasse“ ist geschichtlich und geographisch* konstruiert.

(Anmerkung: in dem originalen Toolkit wird die Geographie nicht mit als ein Teil von Rassifizierung aufgeführt, aber als Cultural Food Geographer [Lebensmittelkulturgeographin] komme ich nicht umhin die Geographie hier mit einzubeziehen.)

In Rac(e)ing to Class schreibt Milner:

Die geschichtlichen Realitäten dessen, wie Menschen in einer Gesellschaft, die durch Rassismus und Unterdrückung geprägt war, behandelt wurden und wie es ihnen in dieser Gesellschaft erging, formten auch die Art und Weise, wie Menschen „Rasse“ verstehen, kommunizieren und konzeptualisieren. So beeinflussen beispielsweise die Jim-Crow-Gesetze [4], die Sklaverei und rassistische Diskriminierung, wie Menschen „Rasse“ konzeptualisieren und begreifen.

  1. Nenne ein Beispiel dessen, wie „Rasse“ in deinem Leben/deiner Kultur/deiner Gesellschaft geschichtlich konstruiert ist.
  2. In welcher Weise bist du und ist dein Engagement in der Bewegung für den ethischen Konsum durch die geschichtliche Konstruktion von „Rasse“ betroffen? Hast Du beispielsweise jemals über die Geschichte der Sundown Towns [5] nachgedacht und in welcher Weise dies die geographische Lokalisierung beispielsweise einer Permakultur-Veranstaltung betreffen kann?
  3. In welcher Form sind dein Arbeitsplatz und/oder die Dynamiken zwischen den Aktivist_innengruppen rund um den ethischen Konsum durch die geschichtlichen, physischen und geographischen Konstruktionen von „Rasse“ anbetroffen?

Für was stehen eigentlich die Vorstellungen rund um den ‚weißen männlichen Farmer’ als die unhinterfragte ‚Norm’ in den gegenwärtigen Mainstream-Abbildungen von Lebensmitteln, Nachhaltigkeit und Landwirtschaft? In welcher Form spielen Geschichte und ländliche Geographien eine Rolle in den Vorstellungen von „Rasse“, und davon, wie man sich ein physisch annehmbares Vorbild des ethischen Konsums vorstellt?

  1. In welcher Weise ist die Auffassung über ethischen Konsum in deiner Gruppe oder im Geschäftsmodel deines Betriebs durch die historische Konstruktion von „Rasse“ betroffen? Wie wirkt sich das auf eure aufklärerische Öffentlichkeitsarbeit und eure Kommunikation aus?

So ist beispielsweise der geschichtliche Hintergrund der US-Agrargesetze und dessen Auswirkungen bis in die Gegenwart hinein stark durch eine systemische Rassifizierung beeinflusst. Die Art und Weise wie rassifizierte Minderheiten in den unterschiedlichen Sektoren des landwirtschaftlichen Systems in den USA behandelt wurden, beeinflusst die Funktionsweisen des heutigen Mainstream-Nahrungsmittelsystems … und erhält die in dem System gegebenen „rassischen“- und sozioökonomischen Ungleichheiten. Geht es um ethische Lebensmittel, wie ‚Grünkohl’ oder ‚Erdbeeren’, muss man die sich die Geschichte der Rassifizierung und seiner Auswirkungen auf die Agrargesetze vergegenwärtigen … die den Weg vom Anbau bis zum Vertrieb und Handel dieser Nahrungsmittel bis hin auf unsere Teller mit beeinflusst hat … . Die individuellen Auffassungen derer, die sich im Bereich des ethischen Konsums engagieren, sind hinsichtlich dessen, wie ein ‚gerechtes’ Lebensmittelsystem aussehen sollte, vor solch einem Hintergrund zu verstehen.

Wenn weiße Menschen in den USA, in der Vergangenheit bis in die Gegenwart, aufgrund rechtlich-juristischer Institutionen des Rassismus, einen sichereren, gesünderen und einfacheren Zugang zu Nahrungsmitteln und medizinischen Ressourcen hatten, in welcher Weise ist deine Konstruktion dessen, wie Menschen Nahrungsmittel in ‚ethischer’ Weise konsumieren sollten, durch diesen geschichtlichen Hintergrund mit beeinflusst? Inwiefern richtet sich Dein Kommunikationsmodel an der Berücksichtigung solcher Fragen mit aus?

Wenn du magst, so kannst du auf einige der oben gestellten Fragen im Kommentarbereich antworten. Ich möchte dies hier zu einem fortlaufenden Dialog umwandeln, statt es bei einem Monolog zu belassen. [6]

Das System „rassischer“ Ungleichheit in dem der ethische Konsum existiert, kann durch eine Vielzahl von Ressourcen besser verstanden werden, so wie durch das vielbeachtete Video Cracking the Codes, das hier eingesehen werden kann: http://crackingthecodes.org/. Kein Mensch der, so wie ich, im Anti-Rassismus arbeitet, hat alle Antworten auf all die Fragen die sich in unserem Kontext stellen; diese Arbeit hier bildet ein Kontinuum und niemand schafft es, bei solch schwerwiegenden Themen von sich zu behaupten ein_e 100% Expert_in zu sein. Ich habe mich nunmehr seit 20 Jahren mit Systemen „rassischer“ Ungleichheit beschäftigt (was meine formale Bildung anbetrifft) und lerne immer noch hinzu.

Zum Schluss will ich noch hinzufügen, dass ich über die oben diskutierten Fragen detailliert in meinem neuen Buch schreiben werde, das Ende 2016 / Anfang 2017 erscheinen wird (siehe folgenden Link):

recipes-for-racial-tension-headcover

http://www.sistahvegan.com/2015/07/10/recipes-for-racial-tension-headaches-a-critical-race-feminists-journey-through-post-racial-usas-ethical-foodscape-2016/

Schau dir mal die Teaching Tolerance-Textsammlung des SPLC an, dort findest du viele Materialien, die du für deinen Aktivismus im ethischen Konsum, für deine Studien in dem Bereich, usw. adaptieren kannst.

Alle Links: letzter Zugriff am 25.05.2016.

Ergänzugen zur Übersetzung:

[1] Der Begriff ‚race’ wird in der kritischen Diskussion über Rassismus im Amerikanischen in seiner politisierten Bedeutung verwendet und ist klar abgegrenzt zu verstehen von einem rassenbiologistischen Begriff, wenn er sich im westlichen Denken auch ursprünglich darauf begründet hat. Ich setze den Begriff „Rasse“ in dieser Übersetzung in Anführungszeichen, da der Begriff im deutschen Sprachgerbauch vorwiegend durch seinen geschichtlichen Hintergrund der rassistischen Propaganda des NS-Regimes gekennzeichnet ist. (In einigen anderen rassismuskritischen Überserzungstexten habe ich nichtdestotrotz bei der Verwendung des Begriffes auf die Anführungszeichen verzichtet, da der Unterschied zwischen politisiertem und rassenbiologistischem Sprachgebrauch aus solchen Texten prinzipiell klar hervorgeht. Da dieser Text einen einführenden Charakter hat, habe ich mich hier für die Setzung in Anfürhungszeichen entschieden.)

[2] Zum Begriff des Weißseins: „Weißsein ist die soziale Lokalisierung von Macht, Privileg und Prestige. Es ist ein unsichtbares Päckchen unverdienter Vorteile. Als eine epistemologische Überzeugung ist es manchmal eine Handhabe der Verneinung. Weißsein ist eine Identität, eine Kultur und eine oft kolonialisierende Lebensweise, die Weißen zumeist nicht bewusst ist, aber selten nicht den ‚People of Color’ [Nicht-Weißen]. Das Weißsein trägt auch die Autorität innerhalb des größeren Kulturraums den es beherrscht, indem es die Bedingungen festlegt wie jeder Aspekt von ‚Rasse’ diskutiert und verstanden wird. Das Weißsein verfügt so über einen Facettenreichtum und ist durchsetzend. Das systemische Weißsein liegt im Mittelpunkt des Problems von ‚Rasse’ innerhalb dieser Gesellschaft.“ Zitiert aus: Barbara J. Flagg, Foreword: Whiteness as Metaprivilege, Washington University Journal of Law and Policy 1-11 (2005).

[3] Ich füge den Screenshot aus Gründen der Übersichtlichkeit an dieser Stelle ein:

GettingRealAboutRace

[4] Die Jim-Crow-Gesetze nannte man in der Geschichte der Vereinigten Staaten eine Reihe von Gesetzten, die eine „rassische“ Segregation erzwangen. Sie galten in den Südstaaten zwischen dem Ende der Rekonstruktion 1877 bis zum Anfang der Bürgerrechtswegegung in den 1950ern. ‚Jim Crow’ (eigentlich ‚Jump Jim Crow’) bezeichnete eine der damals typischen rassistischen „Minstrel“-Darstellungen, bei der schwarze Menschen in herabsetzender Weise von Weißen „karikiert“ wurden. Der Name ‚Jim Crow’ („Jim die Krähe“) wurde zu einem Schimpfwort für alle Afro-Amerikaner_innen und designierte ihre Segregiertheit in der Nation.

[5] Als ‚Sundown Towns’ bezeichnete man eine Form der Segregation, bei der in den USA eine Stadt, eine Ortschaft oder eine Nachbarschaft bewusst nur Weiße ansiedeln ließ und alle ‚People of Color’ (POC, farbige Menschen) ausgeschlossen wurden. Diese Art der rassistischen Einschränkung erwirkte man durch eine Kombination regionaler diskriminatorischer Gesetze, durch Einschüchterung und Erniedrigung und letztendlich auch durch physische Gewalt. Die Benennung stammt von den Schildern, die zum Zwecke der Ausgrenzung errichtet wurden, auf denen die weißen Anwohner kundgaben, dass ‚POC’ die jeweilige Ortschaft bis zum Einbruch der Dunkelheit zu verlassen hätten. Man nannte diese Ortschaften auch ‚Sunset Towns’ oder ‚Gray Towns’. Seit der Entscheidung des Obersten Gerichtshofes von 1917 im Falle Buchanan gegen Warley ist die „rassische“ Diskriminierung beim Verkauf von Immobilien verboten. Die Rassismusproblematik zeigt ihre Auswirkungen auf die Siedlungslandschaft in den USA aber noch bis in die Gegenwart hinein.

Dr. A. Breeze Harper ist die Gründerin von Critical Diversity Solutions und leitet zurzeit das Staff Diversity Initiative’s Multicultural Education Program des UC Berkeley. Im Oktober dieses Jahres wird Dr. Harper bei der Pro-intersectional Vegan Conference zu Gast sein, die vom VegfestUK in Brighton organisiert wird.

Sie finden auf unserem Blog auch weitere Textmaterialien von Dr. A. Breeze Harper zu den Themen kritische Rasse- und Weißseinsstudien, Veganismus und Tierrechte.

Casey Taft: Psychologische Gewalt in der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung

Psychologische Gewalt in der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung

Dr. phil. Casey Taft, http://veganpublishers.com/

Originaltitel: Psychological Abuse in Animal Advocacy, http://veganpublishers.com/abuse/, Übersetzung: Palang LY, (VeganSwines.de) mit der freundlichen Genehmigung von Prof. Casey Taft.

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Viele Menschen in der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung haben Berichte über sexuelle Übergriffigkeiten und Missbrauch gehört, einschließlich solcher Situationen, bei denen Männer in machtvolleren Positionen (häufig jüngere) Frauen, die die Mehrheit der Teilnehmer_innen dieser Bewegung ausmachen, versuchen zu manipulieren und zu Opfern machen.

Worüber in unserer Bewegung seltener gesprochen wird, ist das Thema psychologischer Gewalt. Psychologische Gewalt zählt zu den subtilsten Formen von Gewaltausübung und ist häufig schwer zu erkennen. Man geht auch davon aus, dass sie für die betroffenen Opfer die schädlichste Form des Missbrauchs, relativ zur physischen Gewalt, darstellt (Follingstad, Rutledge, Berg, Hause und Polek, 1990), und dass resultierende Langzeitfolgen, über den psychisch-gesundheitlichen Zustand hinaus (Taft, Murphy, King, Dedeyn und Musser, 2005), Auswirkungen auf den physischen Gesundheitszustand zeigen (Coker et al., 2002). Es ist wichtig, andere über Formen psychologischer Gewalt aufzuklären, da es denjenigen, die diese Gewaltform erleben, häufig an Kenntnissen darüber fehlt.

Psychologische Gewalt tritt in verschiedenen Formen auf und kann unterschieden werden anhand der Funktionen, denen dieses Verhalten dient. Verunglimpfende Verhaltensweisen beispielsweise schließen eine direkte Herabsetzung des Gegenübers mit ein, sowie auch andere Methoden, durch die versucht wird, das Selbstwertgefühl des anderen zu schädigen. Eine weitere Form psychologischer Gewalt beinhaltet aufzwingende und kontrollierende Verhaltensweisen, durch die versucht wird, dem anderen Vorzuschreiben, was er/sie zu tun und zu lassen hat, indem Manipulation und Mobbing zum Einsatz kommen um basale Rechte und Freiheiten der anderen Person einzugrenzen und Abhängigkeit und soziale Isolation zu schaffen. Eine weitaus subtilere, aber im gleichen Maße schädigende Form psychologischer Gewalt beinhaltet ein feindlich ablehnendes Verhalten, das darauf abzielt, die andere Person abzustrafen oder ihr in der Beziehung Unsicherheit zu vermitteln. Auch dominante und einschüchternde Verhaltensweisen zielen darauf ab, Angst im Anderen herbeizuführen und Anpassung zu erzwingen.

Psychologische Gewalt ist in der allgemeinen Gesellschaft bedauerlicherweise ein nur allzu verbreitetes Phänomen. Die Hälfte der US-Bevölkerung hat mit solchen Formen der Gewalt Erfahrungen gemacht (Briedung, Chen und Black, 2014). Diese Verhaltensweisen können aber auch leider innerhalb der Tierschutz- und der Tierrechtsbewegung beobachtet werden.

Hier sind einige Beispiele psychologischer Gewalt in der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung, die ich allesamt selbst beobachtet habe und von denen ich einige sogar auch selbst erlebt habe:

  • Herabsetzende Kommentare im Bezug auf andere Tierverteidiger_innen, so wie der Gebrauch abwertender Namensgebungen oder ein Infragestellen derer mentalen Gesundheit.
  • Das Entwerfen falscher und übertriebener Narrative über andere Tierverteidiger_innen, in einem Versuch ihnen persönlich und beruflich zu schaden.
  • Der Versuch zu bewirken, dass andere Tierverteidiger_innen von Konferenzen und Vorträgen ausgeladen werden, aufgrund persönlicher Uneinigkeiten mit ihnen.
  • Manipulative Versuche Autor_innen dazu zu bringen, Referenzen auf andere Tierverteidiger_innen aus Veröffentlichungen herauszustreichen, aus persönlichen Beweggründen, so dass andere die betroffenen Personen nicht als zuverlässige Quelle betrachten sollen.
  • Klassisches aufzwängendes und kontrollierendes Verhalten, so wie anderen Tierverteidiger_innen in konstanter Weise zu kommunizieren, mit wem und mit wem man sich nicht assoziieren oder zusammen arbeiten solle.
  • Andere dazu aufzustacheln an einem mobbendem Verhalten gegenüber bestimmen Tierverteidiger_innen teilzunehmen.

Stellen Sie sich eine Beziehung vor, in der Ihnen jemand sagt mit wem sie sich austauschen dürfen, was Sie sagen dürfen oder sogar welche Webseiten Sie besuchen dürfen, und in der Ihnen gedroht wird, dass sie ansonsten verunglimpft würden oder Ihnen die gemeinschaftliche Unterstützung entzogen wird, wenn eine vollständige Anpassung nicht erfolgen sollte. Wir würden jemanden, der solche ein missachtendes Verhalten erfährt, empfehlen, diese Art der Beziehung zu beenden, sich selbst zu behaupten und Grenzen für ein richtiges Verhalten abzustecken. Unsere Beziehungen innerhalb der Tierschutz- und Tierrechtsbewegung nehmen sich da nicht aus. Niemand sollte Misshandlung erfahren – sei sie physischer, sexueller oder psychologischer Natur, und wir sind dazu verpflichtet, uns gegen solche Ungerechtigkeiten auszusprechen – in der gleichen Weise wie wir uns auch gegen die Ungerechtigkeit gegen nichtmenschliche Tiere aussprechen. Zudem sollten wir deren, die sich dagegen aussprechen, Aufmerksamkeit und Unterstützung zuteil werden lassen.

Als Tierverteidiger_innen haben wir es selbstverständlich häufig mit fundamentalen Verschiedenheiten in unseren Ansichten und Meinungen untereinander zu tun, und wir mögen uns vielleicht manchmal dazu geneigt fühlen Hiebe auszuteilen oder zu versuchen, Kontrolle auszuüben. Wir müssen lernen die gegenseitigen Ansichten zu kritisieren, ohne dabei ins Manipulative zu verfallen, verunglimpfend zu sein und drohend zu agieren, denn nicht nur sind solche Verhaltensweisen eine Form psychischer Gewalt/seelischen Missbrauchs, sondern solche Verhaltensweisen sind auch nicht zielführend und stark kontraproduktiv, insbesondere wenn wir möchten, dass andere unsere eigene Position verstehen und annehmen lernen. Wir müssen die Wahrheit selbstverständlich auch dann sagen, wenn es den anderen schwerfallen mag sie zu hören. Aber wenn wir lernen dies in selbstbewusster Weise tun und nicht in einer übergriffigen Art und Weise, dann ist das weitaus effektiver und weitaus weniger schädlich.

Wie ich in meinem Buch (Motivational Methods for Vegan Advocacy: A Clinical Psychology Perspective, 2016) bespreche, haben Tierverteidiger_innen oft eigene Erfahrungen mit Trauma und Gewalt/Missbrauch gemacht. Diese Erfahrungen mit einem Trauma machen viele für uns sensibler für die Ungerechtigkeiten, die nichtmenschlichen Tieren widerfahren. Es ist belastend genug, täglich mit den Gräueltaten unseres kollektiven Tiergebrauchs konfrontiert zu sein, und mit der Gleichgültigkeit dem gegenüber, die so viele Menschen an den Tag legen. Wenn wir Gewalt und Missbrauch in unserem Verhalten gegenüber einander fortsetzen, schaden wir dadurch nicht allein dem menschlichen Tier, sondern wir machen es damit auch für diese Menschen schwerer, sich in ihrem Einsatz für nichtmenschliche Tiere voll zu entfalten. Unser Ziel sollte es sein, jegliches vermeidbare Trauma und jede Form unnötiger Gewalt zu beendigen, da dies letztendlich den Kern des Veganismus bildet.

Quellen

Breiding, M. J., Chen, J. & Black, M. C. (2014). Intimate partner violence in the United States – 2010. http://www.cdc.gov/violenceprevention/pdf/cdc_nisvs_ipv_report_2013_v17_single_a.pdf.

Coker, A. L., Davis, K. E., Arias, I., Desai, S., Sanderson, M., Brandt, H. M., & Smith, P. H. (2002). Physical and mental health effects of intimate partner violence for men and women. American Journal of Preventive Medicine, 23, 260–268.

Follingstad, D. R., Rutledge, L. L., Berg, B. J., Hause, E. S., & Polek, D. S. (1990). The role of emotional abuse in physically abusive relationships. Journal of Family Violence, 5, 107–120.

Taft, C. T., Murphy, C. M., King, L. A., Dedeyn, J. M., & Musser, P. H. (2005). Post-traumatic stress disorder symptomatology among partners of men in treatment for relationship abuse. Journal of Abnormal Psychology, 114, 259-268.

Zum Autor:

Zusätzlich zu seiner Arbeit als Leiter der Vegan Publishers ist Casey Taft Professor für Psychiatrie an der Boston University School of Medicine. Er ist ein international anerkannter Forscher in den Bereichen Trauma und Familie und hat zahlreiche renommierte Preise für seine Arbeit von der International Society for Traumatic Stress Studies, dem Institute on Violence, Abuse and Traumaund den Centers for Disease Control and Prevention erhalten. Er hat über 100 Journalartikel, Buchkapitel und wissenschaftliche Berichte verfasst, ist Mitherausgeber des Jorunals „Psychological Trauma: Theory, Research, Practice, and Policy“ und Vorstandsmitglied der „War Writers’ Campaign.“ Casey arbeitete auch als Vorsitzender einer Arbeitsgruppe der American Psychological Association für Traumaverarbeitung im Militär und ist als Berater zur globalen Gewaltprävention bei den Vereinten Nationen tätig gewesen. Er sieht die Prävention der Gewalt gegen Tiere als eine logische Erweiterung seiner Arbeit. Zuletzt erschienen ist von Prof. Taft der Titel: Motivational Methods for Animal Advicacvy: A Clinical Psychology Perspective. Zur Zeit arbeitet er an einem Buch über traumabewusste Gewaltpräventation, das von der American Psychological Association herausgegeben wird.

Alle Links: 24.04.2016

Weitere Texte von Casey Taft bei simorgh.de: https://simorgh.de/about/tag/casey-taft/