Ein Begriff des rationalisierten Zoozids: “Kükenschreddern”. Tierkinder sind politischer Verhandlungsgegenstand. Die Tötungsmaschienerie läuft. Unter menschlicher Genugtuung und Selbstgerechtigkeit geht alles weiter.
Gruppe Messel
Das ökopolitische Grundproblem der großen Prädatoren ist das des Mangels an freiem Lebensraum für nichtmenschliche Tiere insgesamt, es ist das Problem von immer weniger werdendem natürlichem Habitat.
Tierrechte und „der Wolf“ als Zielscheibe von Speziesismus
Die Mär vom bösen Wolf
Gerade in der Diskussion über Wölfe zeigt sich so viel über die Probleme, die der Mensch eigentlich mit seiner eigenen Spezies hat. In solch einer Aussage gehe ich davon aus, dass Speziesismus (zumindest speziesistische Rhetorik und speziesistische geistige Brandstiftung) immer wieder auf Nichtmenschen dasjenige projiziert, was Menschen in Wirklichkeit an sich selber ablehnen oder hassen.
So finden wir häufig aufschlussreiche Anthropomorphismen, die eine positive wie eine negative Bezugnahme auf Nichtmenschen überlagern können, in den Behauptungen und Annahmen, die Menschen über nichtmenschliche Seinswelten produzieren. Bilder zum Beispiel, welche die Gesellschaft klassischerweise produziert von … „der Kuh“, bis zu „dem Hasen“, „dem Wurm“, „dem Geier“, „der Ameise“ … : allen erdenkbaren Tiergruppen werden in der menschlichen Reflexion immer wieder ureigene menschliche Eigenschaften attributisiert.
Und im Rahmen solcher geistiger Schablonen finden wir auch die vordergründigen gesellschaftlichen Vorstellungen über das Leben von „dem Wolf“ und damit zusammenhängende Streitwerte zum Thema Wolf, natürliche Lebensräume und „Wildnis“.
Die Faktoren, zwischen denen die Frage der Wölfe zerrieben wird, sind unseren Eindruckes nach Themen wie:
Vor dem ökologisch gravierenden Hintergrund betrachtet, dass Wälder zu forstwirtschaftlich und jadgtechnisch durchgeplanten Räumen gemacht wurden, wird die wesentliche Problematik erkennbar in der Frage der Wahrung von Naturraum für große (einst) hier lebende Raubtiere in der Ganzheit ihrer Lebensweisen. Wurde die Rückansiedlung von Wolfsgruppen vor diesem Hintergrund durchdacht? Welchen Raum brauchen Wölfe tatsächlich? Der Streit über die Wölfe hierzulande entzündet sich an dem Raum, den man ihnen bereit ist zuzugestehen (gewaltsame Populationskontrolle), und endet in der Vernachlässigung der Frage, in wie weit Wölfe, als nichtmenschliche Tiere und nicht allein als „Art“, in ihrem grundsätzlichen Lebensrecht von einer humanzentrischen Gesellschaft anerkannt werden sollten.
Der Streit um die Wahrung von Wölfen und um eine relativ freie Existenz von Wölfen und ihren Rudeln, stellt sich in Regionen wo diese kontinuierlich lebten, wie im Norden der USA beispielsweise, sowie hier, wo Wölfe komplett vertrieben und zu Tode gejagt wurden, in ganz gleicher Weise. Die Mechanismen, denen Wölfe durch menschlich-gesellschaftliche Konstrukte ausgesetzt sind, sind die gleichen faunazidalen Bedrohungen, die andere nichtmenschliche Tiere in unterschiedlicher Ausprägung anbetreffen.
Wölfe und ihre menschlichen Bewunderer und Freunde
Es wäre platt zu sagen, der Wolf repräsentiert für so einige Menschen ein Ideal „männlicher Freiheitsvorstellungen mit Rudel- und Raubtierhierarchie“, wenn aber doch genau diese Art der Symbolik den Wölfen wie ein Fluch menschlich fehlverstandenen Wohlwollens, zweifelhafter Bewunderung und menschlicher Wünsche nach Verbrüderung anhaftet. Wären die Wölfe wirklich in solch einer (wenn auch fragwürdigen) Kategorie mehr aber als ein bloßes speziesistisches Symbol im Walhalla menschlich-narzisstischer Selbstbespiegelungen im ‚tierlichen Gegenüber‘, dann würde eine uns bekannte „männliche“ Solidarität von all den wolfs-affinen Menschen gewiss zum vollsten brüderlichen Einsatz kommen. Doch wer schützt Wölfe? Naturschutzgruppen, Biologen, die an der Arterhaltung interessiert sind, Tierschützer und Tierrechtler, die gegenwärtig leider noch eine Minderheit in der Gesellschaft ausmachen. Die Gründe warum diese Menschen Wölfe schützen möchten, sind aber auch plural.
Viele Leute haben aber doch ein ganz großes „Herz für Tiere“? Interessant ist die Frage: wo in der Geschichte vom wildlebenden- und von dem vom Menschen schließlich gejagten Wolf, bis zum Wolfsnachfahren des „domestizierten“ beim Menschen lebenden Hundes, haben wir eigentlich einen Schnitt gemacht, zwischen dem was wir unter „hündisch“ und dem was wir unter „wölfisch“ verstehen? Um diesen Wendepunkt auszuloten ist es eigentlich egal, wie genau die biologischen Verwandtschaftsgrade dieser Tiergruppen verlaufen sind. Wir ordnen sie zumindest in gegenseitiger Nachbarschaft an und gehen gemeinläufig von einer Verwandtschaft aus. Die einen haben wir in unserer engen Lebensgemeinschaft mit ihnen gedemütigt, indem wir uns zu ihrem sozialen Lebensmittelpunkt erklärten, die anderen peinigen wir im unfreiwilligen Kontakt mit unserer „Zivilisation“ und dem Raub ihrer „Wildnis“.
Den Fuchs, als zu den Hundeartigen (Canidae) gehörend, trifft, ähnlich wie den Wolf, eine speziell geartete Härte menschengemachter Ausgrenzung aus jeglichem Lebensraum und die grundsätzliche Einschränkung von Freiheit und Autonomie. Er ist kleiner, wird somit nicht als „bedrohliches Raubtier“ wahrgenommen. Ihn zu jagen wird als Sport und als ein jägerisches Muss vehement legitimiert und propagiert. Weder dem größeren Wolf (insbesondere wohl weil er sich auffallender im Rudel bewegt) noch dem Fuchs wird Lebensraum zugestanden ohne den Tribut menschlicher Kontrolle und willkürlicher, speziesistisch legitimierter Tötung.
Auf welcher Grundlage versuchen Menschen die Raubtiere des Waldes immer wieder in die Kategorie „vogelfrei“ zu drängen?
Eine tradierte Art geistiger Brandstiftung gegen die Raubtiere „unserer“ Wälder ist prominent in einigen klassischen Kindermärchen zu finden. Warum gerade Märchen und Fabeln so viel an Verunglimpfung von Wolf und Fuchs zuließen, lässt sich nicht logischermaßen erschließen, außer man zieht die Begründung eines alten und kulturell tief-verwurzelten Speziesismus heran. Immerhin, auch greise Frauen wurden in Märchen gerne in regelmäßiger Wiederkehr als „böse Hexen“ verunglimpft. Insofern muss man wissen, dass die Symbolik in Märchen trotz aller Harmlosigkeit mit der Vorsicht kritischer Vernunft zu beurteilen ist. Die Klischees, die sich hinter Metaphern von „gut“ und „böse“ in den klassischen Kindermärchen finden lassen, haben eine stereotypisierende Wirkung, deren Wurzeln sich auf Dichotomien moralischer Sündenbockfunktionen zurückführen lassen könnten.
Die Rollen, die „der Wolf“ in „Rotkäppchen“ oder in „der Wolf und die sieben Geißlein“ einnimmt, gleichen der eines bösen paedo-nekrophilen Mannes, und haben mit dem Charakter eines Nichtmenschen nicht mal im abstrakten Sinne etwas gemein.
Der Jäger und das anthropomorphe „Gute“ retten die Opfer vor dem Wolf. Ein grausamer Tod sei das, was der „böse Wolf“ verdient, und so absurd die Leserin die Diskussion über den Bezug zum Märchen jetzt auch finden mag, das Argument zum ethisch-relevanten Ausschluss von Wölfen, baut auf nicht mehr und weniger als der gleichen Absurdität der Rolle des Wolfes auf, wie der in den Märchen. Schauen wir uns gängige Argumente gegen Wölfe in der allgemeinen Diskussion an. Wölfe sollen „nicht hier sein“ oder wenn, nur um gepeinigt oder gejagt zu werden, weil:
Die typischen Argumente aus einem Jagdforum
Meines Erachtens nach kann und wird es mit Wölfen mehr und mehr Probleme in Deutschland geben!
- Die BRD ist viel zu dicht besiedelt als dass noch Platz für solch ein Rauptier hier ist!
- Mehr und mehr Verluste bei WeideTieren Nutztiere da die natürliche Nahrung irgendwann weniger wird!
- Zu viele Erholungssuchende, Spaziergänger, Reiter, Jogger und geocatcher in allen Winkeln der Wälder und Fluren!
- Garantierte Angriffe auf Menschen! Siehe 1945-48!
Für den Wolf spricht er war vor vielen Jahren hier mal heimisch genau wie Wisent, Elch und Bär sonnst nicht viel!
- Wildbret ist zu kostbar, um es an den Wolf zu verfüttern!
Im Gegenteil ich bin sogar der Meinung/Überzeugung das der Wolf in geringen maßen hier einen Platz hat aber nur wenn er entsprechend bewirtschaftet wird!
Sprich in der Lausitz wo wirklich genug Platz für ein Rudel ist gerne aber genau so sollten Abschlüsse alter kranker und überzähliger Tiere erfolgen wie bei Reh und Schwarzwild! Sowie eine Ausbreitung in die Bevölkerungsreichen Gebiete verhindert werden sollte!
Die Frage ist aus meiner Sicht nicht ob, sondern wie und wieviel….
Mein Standpunkt ist: Wir brauchen in Deuschland keine Illusion einer unberührten Wildlandschaft, da wir das nicht mehr haben. Deshalb erübrigt sich die Einbürgerung von Großprädatoren über ganz Deutschland.
Einige sind erst zufrieden, wenn mit dieser Einbürgerung die letzte Bastion der nicht gesteuerten Fleischversorgung in größerer Menge über unabhängige hartnäckige Freilandhalter entfällt und die zentralisierte Bevölkerungsversorgung garantiert ist. Dann sind wir angreifbar und steuerbar.
Und wer das noch nicht kapiert hat, dem ist nicht zu helfen.
Wie soll das Weidevieh vor solch Mengen geplanter Wölfe geschützt werden?
Technisch nicht machbar.
https://jagderleben.landlive.de/boards/thread/65613/page/1/ (10.01.2019)
Aus Sicht der Seite des Naturschutzes ist „der Wolf“ schützenswert aber verplanbar:
Wo können Wölfe leben?
Wölfe benötigen keine Wildnis. Als anpassungsfähige Tierart können Wölfe in sehr vielen Landschaften leben, solange diese ausreichend Beutetiere und Rückzugsmöglichkeiten für die Jungenaufzucht bieten und der Mensch sie leben lässt. Auf Deutschland bezogen bedeutet dies, dass es in nahezu jedem Bundesland geeignete Wolfsregionen gibt.
Wo in Deutschland leben Wölfe dauerhaft?
Die dauerhaft mit Wolfsrudeln und Paaren besiedelten Bundesländer sind Brandenburg (24), Mecklenburg-Vorpommern (4), Niedersachsen (11), Sachsen (18) und Sachsen-Anhalt (11). In Bayern sind zwei Paare und in Thüringen ein residentes Einzeltier bekannt (Stand April 2017).
Was bedeutet „Entnahme“ und wann darf ein Wolf getötet werden?
Die Entnahme schließt das Fangen aber auch das Töten einzelner Tiere ein. Wenn eine Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde des entsprechenden Bundeslandes vorliegt, kann die Entnahme in Einzelfällen durch fachkundige Personen angeordnet werden.
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/wissen/15812.html (10.01.2019)
In der Internetdemokratie ist „der Wolf“ eine Frage der Abstimmung:
Ich habe mir die Kommentare durchgelesen, warum diese fragwürdige Petition unterschrieben wird. Dort wird erzählt, dass hohe Zäune und Herdenschutzhunde das “Problem” Wolf nicht löst. DAS STIMMT NICHT!! Gerade Herdenschutzhunde werden erfolgreich seit jahrzehnten gegen Wölfe und sogar Bären eingesetzt! Auch wird behauptet, dass es in den Karpaten zu Übergriffe durch Wölfe auf Menschen kam. Das ist gelogen, es gab NIE Übergriffe in Deutschland und Rumänien von Wölfe auf Menschen. Das hier ist nur ein Teil, was Wolfsgegner an Lügen über die Wölfe verbreiten. Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt
Dieser Eintrag erhielt 8 „Gegenargumente“. Die Fronten sind verhärtet.
https://www.openpetition.de/petition/argumente/bekenntnis-gegen-den-wolf (10.01.2019)
Lupus ad vos!
Und so lässt sich das Thema nicht diskutieren, sondern es lässt sich nur darüber streiten. Wir haben es auf der einen Seite mit negativen Mythen rund um den Wolf zu tun, die geschürt werden, auf der anderen Seite mit abstrakter Verplanung von Lebewesen auch wenn „gut gemeint“ – die Biologie kennt das Individuum nicht und die sog. „Herausnahme“ von Wölfen ist ethisch aus Tierrechtssicht nicht haltbar – und schließlich haben wir es mit Fragen eines Volksentscheids über die Erwünschtheit oder Unerwünschtheit von einer Gruppe nichtmenschlicher Tiere zu tun.
Die Thematik und die Problematik der Wölfe gehört in die allgemeine Tierrechtsdiskussion. Sie ist kein Randgebiet der Tierrechte. Wölfe sind, wie alle anderen nichtmenschlichen Tiere in fundamentaler Weise vom Speziesismus betroffen. Dies sollte bei unserer Thematisierung ihrer Problematik nicht unter anderen dominierenderen Argumentationssträngen untergehen. Wölfe sind ökopolitisch betrachtet die Opfer der Problematik, dass der Naturraum vom Menschen beherrscht wird, und dass die nichtmenschlichen Tiere wie ein „Bestand“ (und wenn sie genutzt werden, wie eine „Ressource“) verplant und gemanagt werden.
Die Annahme, dies sei in Hinsicht auf das Selbstinteresse nichtmenschlicher Tiere wenig relevant, ist in sich selbst speziesistisch. Aus Tierrechtssicht gehe ich davon aus, dass alle nichtmenschlichen Tiere freiheitsfähig und nach eigener Autonomie strebend sind, innerhalb ihrer ökosozial eingebetteten gelebten Kulturräume. Nichtmenschen leben ebenso in sozialen und ökologischen Kontexten, und die Bedeutung ihres Daseins für sie selbst und für uns als ihre Mitlebewesen ist prioritär relevant im Sinne gemeinschaftlicher und gemeinsamer Erfahrungen dessen, was gemeinläufig als ethische Faktizitätsebene bezeichnet werden kann.
G. Yegane, Gruppe Messel
Jahrgang 5, Nr. 5, Art. 1, ISSN 2363-6513, Oktober 2018
Das Schlachthaus als Hauptort des institutionalisierten Zoozids (PDF)
Hintergrund: In dieser Ausgabe der Tierautonomie stellen wir der Leserin vier Textquellen vor, die sich mit den Interna der Gewalt gegen Tiere in der Fleischproduktion und im Fleischkonsum befassen. Der erste Artikel von Michael Lebwohl adressiert die Gefahren psychischer Schäden bei Schlachthausarbeitern in Folge insbesondere eines durch die Täterschaft induzierten traumatischen Stresses. Folgend ein Auszug aus Elias Canetti Masse und Macht, in dem das Thema der Gewalt gegen Tiere in unterschiedlicher Form Gegenstand ist und Canetti das Einverleiben und Verdauen als einen im menschlichen Bewusstsein machtrelevanten Vorgang darstellt. Gail Eisnitz ist mit einer Präsentation über die Praktiken von Massentierhaltungsanlagen und Hochleistungsschlachthäusern repräsentiert, sie hat im Rahmen einer Untersuchung zahlreiche Interviews mit Schlachthausarbeitern durchgeführt. Abschließend eine Rezension des Vorsitzenden des Farm Animal Reform Movement, Alex Hershaft, von Gail Eisnitzs Buch Slaughterhouse. Die Investigationsarbeit von Eisnitz hat bis heute an Relevanz nichts verloren.
Schlagworte: Speziesismus, Schlachtbetriebe, Agrarindustrie, Ethik, Zoozid
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Ein Aufruf zum Handeln: Psychische Schäden bei Schlachthausarbeitern
Michael Lebwohl*
Original veröffentlicht im Yale Global Health Review (2016), https://yaleglobalhealthreview.com/2016/01/25/a-call-to-action-psychological-harm-in-slaughterhouse-workers/ , Stand 14.10.2018. Übersetzung: Gita Yegane Arani, mit der freundlichen Genehmigung des Verfassers.
„Unten in der Blutgrube sagen sie, dass der Geruch von Blut dich aggressiv macht. Und das tut er auch. Du kriegst die Einstellung, dass wenn das Schwein dich tritt, du es ihm heimzahlen wirst. Du wirst das Schwein zwar sowieso töten, aber das reicht nicht; es muss leiden. Wenn das Schwein zu dir kommt denkst du, oh gut, dieses Vieh mach ich fertig.“ [1] Diese Worte stammen nicht von jemandem, den die Gesellschaft als mental gesund einstufen würde. Jedoch sind aber traurigerweise genau dies die Worte, die eine Gruppe von Arbeitern repräsentieren, die wir in allen zivilisierten Nationen rund um den Globus vorfinden: es sind die Worte eines Schlachthausarbeiters. In den USA alleine arbeiten über siebzigtausend Arbeiter in der Schlachtung [2] und sie sehen sich jeden Tag der Aufgabe gegenübergestellt einige hundert Tiere stündlich zu töten [3]. Diese Arbeiter üben einen Job aus, der diese Menschen durch das, was dieser Job beinhaltet, dem Risiko aussetzt psychische Störungen und einen pathologischen Sadismus zu entwickeln.
Dieses Risiko resultiert aus einer Kombination mehrerer Faktoren der Schlachthausarbeit, wovon einer die stressvolle Umgebung ist, die der Schlachtungsprozess mit sich bringt. Ein großer Anteil dieses Stresses kommt von den auffallend häufigen Verletzungsfällen unter den Arbeitern. Schlachthäuser weisen Verletzungsraten von 20 auf 100 Arbeiter auf. Eine Proportion, die zwar stetig abnimmt, was aber immernoch nichts daran ändert, dass die Fleischverarbeitung die bei weitem gefährlichste Arbeit in den USA darstellt. [3] Diese monströse Rate rührt vor allem von den alltäglichen Gefahrenquellen, wie wir sie insbesondere in den Schlachtbetrieben selbst vorfinden, hier hinein spielen sich wiederholende Bewegungen und schweres Heben. Ein beachtlicher Teil des Stresses stammt zudem von unvorhersehbaren Gefahren, die zu den Ursachen schwerwiegenderen täglichen Stresses zählen. Die Interaktion der Arbeiter mit lebenden angstvollen Tieren, die sich wehren und die unter Kontrolle gehalten werden, beinhaltet, dass jede Minute dieser Arbeit grundsätzlich mit Gefahren einhergeht.
Die Arbeiter, die dabei am meisten gefährdet sind, sind die, die zur Gruppe der „Sticker“ [wörtl. „Abstecher“] zählen. Das sind die Arbeiter, die die Hälse der Tiere aufschneiden, damit sie ausbluten. Theoretisch müssen alle Tiere, außer ‚Geflügel‘, zur Schlachtung betäubt werden bevor sie ausbluten, und dies geschieht zumeist mit einem Bolzenschussgerät oder mittels eines starken elektrischen Schocks. In vielen Betrieben wird die Betäubung aber kaum erzielt. Oft manipulieren Vorarbeiter an den Einstellungen der Bolzenschussgeräte oder an den Elektroschockpistolen um eine ‚bessere Fleischqualität‘ zu erhalten und stellen die Ablaufrate der Schlachtungsreihe auf ein noch schnelleres Tempo, wodurch die Tiere bei vollem Bewusstsein, sich am Band bewegend, zu den Abstechern katapultiert werden. Die Abstecher müssen dann mit der Gefahr umgehen von den großen angstvollen Tieren getreten zu werden. Die Situation wird dann noch gefährlicher und damit noch stressvoller, da der Abstecher das scharfe Messer hält, mit dem er den Tieren dann die Schnittverletzung zufügt. Diese Messer setzen den Arbeiter, in Kombination mit den tretenden Tieren, dem erhöhten Risiko von Verletzungen aus, rangierend von Schnittverletzungen mit kosmetischen Folgen bis hin zu qualvoll tödlichen Folgen. [1, 4]
Die Gefahren der Schlachthausarbeit sind selbstverständlich nicht ohne ihresgleichen. Es gibt zahlreiche Industriejobs bei denen die Gefahrenpotenziale Stress für den Arbeiter verursachen. Die Schlachthausarbeit ist jedoch einmalig innerhalb der großen Industrien, aufgrund der Gewalt, die diesem Job innewohnt. Bislang sind sehr wenige wirklich wissenschaftliche Versuche unternommen worden zu quantifizieren, welche Effekte diese Gewalt auf die Gesundheit und das Verhalten von Schlachthausarbeitern hat. Eine bekannte Studie, die in der Hinsicht unternommen wurde, hat sich mit den Kriminalitätsraten in Gemeinden befasst, in denen sich ein Schlachtbetrieb befindet, indem sie diesen Faktor als Maßstab für psychologische Gesundheit festlegte. Die Studie verwendete dazu Daten des FBI [den FBI Uniform Crime Report] zusammen mit Daten aus der US-Volkszählung, und untersuchte dabei, wie die Kriminalitätsraten sich geändert haben, in Abhängigkeit davon, welche neuen Industrien sich in einer Gegend ansiedelten. Die Studie hat dazu die Daten von über fünfhundert Landkreisen zwischen den Jahren 1994 und 2002 erhoben und dann die Auswirkungen von Schlachtbetrieben auf die Kriminalitätsrate mit denen anderer Industrien vergleichen. Die Industrien, die sie zum Vergleich heranzogen waren hinsichtlich anderer möglicherweise krimialitätsrelevanten Faktoren identisch (wie die Demographie der Arbeiter, das Potenzial sozialer Disorganisationsgefahren und der Effekt auf die Arbeitslosigkeit in den umliegenden Gebieten). Die Schlachtbetriebe übertrafen alle anderen Industrien in ihren Auswirkungen auf die Kriminalitätsrate. Sie wiesen nicht nur einen größeren Zuwachs in der allgemeinen Kriminalität auf, sondern beunruhigenderweise auch einen überproportionalen Zuwachs an Gewaltverbrechen und Sexualstraftaten. [5]
Die Autoren dieser Kriminalitätsstudie leiteten daraus ab, dass der Grund für diesen Zuwachs ein „Überlaufeffekt“ [spillover] in der Psyche der Schlachthausarbeiter war – eine Erklärung die durch die Sozialtheorie und anekdotische Beweise gestützt wird [6] Dies lässt sich auch erkennen in den Aussagen eines Arbeiters darüber, wie die langen Schichten in der Schlachtung von „Nutz“-tieren seine Sichtweise und Behandlungsweise von Mitarbeitern beeinflusst hat:
„Ich stelle mir vor wie ich meinen Vorarbeiter kopfüber aufhängen und seine Kehle durchschneiden würde. Ich erinnere mich wie ich in das Büro ging und den anderen Angestellten sagte, dass ich keinerlei Problem damit hätte einen anderen abzuknallen – wenn du mir in die Quere kommst, dann knall ich dich einfach ab.“ [1]
Sozialtheoretiker beschreiben solch ein Verhalten als eine „Progression“ von der Gewalt gegen Tiere zur Gewalt gegen Menschen [6] Jedoch unterscheidet sich diese Progression von der typischen Variante, wie sie von der soziologischen und psychologischen Literatur beschrieben wird. Der Großteil relevanter Literatur befasst sich mit der Gewalt gegen Tiere, wenn sie einem Menschenmord [6] oder häuslicher Gewalt [7] vorausgeht, als Fälle bei denen bereits eine mentale Prädisposition zur Gewaltbereitschaft besteht und wobei Tiere als bequeme Opfer für Aggressionen dienen, als ein relativ ‚problemloser‘ erster Schritt, bevor die Täter sich ihren menschlichen Zielen zuwenden. In Schlachthäusern besteht eine Prädisposition zur Gewaltbereitschaft nicht zwingendermaßen, aber das Töten von Tieren kann einen vergleichbaren Effekt haben, bei dem ohne Prädisposition, so wie in den Fällen bei denen eine Prädisposition besteht, die Handlung ein erster Schritt ist, der die Arbeiter desensibilisiert und sie dadurch bereit macht ähnliche Gewalt in einem weiteren Schritt Menschen gegenüber auszuüben.
Psychologisch gesprochen kann man diese Desensibilisierung auch durch den Mechanismus der „Verdopplung“ [doubling] erklären, bei dem der Mensch sich dazu bewogen fühlt ein zweites Ich zu entwickeln, ein gutes Ich und ein schlechtes. [8] Dieser Coping-Mechanismus wurde insbesondere im Falle der Naziärzte untersucht, einer Situation, die vergleichbar sein kann zur institutionalisierten und notwendigerweise empathielosen Tötung von Tieren in den Schlachtbetrieben. [8] Die Schaffung und die Illusion des eigenen moralischen Charakters als „gut“ während man zugleich ein anderes Selbst hat, das mechanisch jeden Tag stundenlang Leben beenden kann, stellt nicht alleine eine weitere Quelle des psychologischen Stresses von Arbeitern dar, sondern hierbei sind die Arbeiter auch dem Risiko ausgesetzt, dass ihr pathologisch empathieloses arbeitendes Selbst in ihr Gemeinschaftsleben mit hineinrutschen kann. Dies ist eine andere Erklärung für den Überlaufeffekt, den wir im Denken von Schachthausarbeitern und in deren Gemeinschaftsleben vorfinden.
Eine Kombination dieser mentalen Akrobatik und dieser Stressoren trägt zu psychologischen Störungen bei, und kann eine Art des posttraumatischen Belastungssyndroms hervorrufen, die als Tat-induzierter traumatischer Stress, engl. perpetration-induced traumatic stress oder PITS, bezeichnet wird. [8] Ungleich vieler Formen der traumatischen Stressbelastungen bei denen die Betroffenen das Opfer einer traumatischen Situation gewesen sind, sind PITS-Betroffene „herbeiführende“ oder „verursachende Teilnehmende“ (engl. causal participants) einer traumatischen Situation, [9] In anderen Worten: sie sind der direkte Grund für die Traumatisierung eines Anderen. Das Leben mit dem Wissen um die eigenen Taten und Handlungen verursacht Symptome, die denen des Opfers eines Traumas ähneln: Drogenmissbrauch, Angststörungen, Depression und eine Entkopplung von der Realität. [8] Und wiederum haben Untersuchungen dieses psychologischen Phänomens die Gruppe der Schlachthausarbeiter größtenteils ausgelassen, aber sie haben sich mit dem Thema in analogen Bevölkerungsgruppen befasst, vor allem mit Nazis und Scharfrichtern. [8] Man kann aber, ohne sich der formalen Untersuchung zuzuwenden, davon ausgehen, dass die Symptome (und Ursachen) von PITS sich problemlos mit den Aussagen von Schlachthausarbeitern über deren Erfahrungen decken:
„‘Und dann erreicht man einen Punkt an dem man sich nur noch in einem Tagtraumstadium befinden. Wo du über alles andere nachdenken kannst und immer noch deinen Job machen kannst. Du bist emotional tot.‘ […] Viele Kerle bei Morell [einem großen Schlachthausbetrieb] trinken und nehmen Drogen um mit ihren Problemen fertig zu werden. Einige von ihnen Misshandeln ihre Partner, weil sie die Gefühle die sie quälen einfach nicht los werden. Sie verlassen die Arbeit mit dieser Einstellung und gehen dann zur nächsten Kneipe um dort alles zu vergessen.“ [1]
Diese Geschichten erinnern an die von Kriegsveteranen und an Überlebende von Katastrophen, die an Stressstörungen leiden. Die Notwendigkeit sich von der Realität zu entkoppelt um mit der Arbeit weiterzumachen, führt die Menschen dazu einen Weg einzuschlagen, den manche als „pathologisch“ bezeichnen würden. Gegenwärtig ist die Arbeit in den Schlachthäusern noch immer eine notwendiges Übel [10] in der amerikanischen Gesellschaft, und genau deshalb sollte das Thema mehr akademische Aufmerksamkeit als bislang erhalten. Eine beachtliche Menge an theoretischen und anekdotischen Beweisen liegt dem Gedanken zugrunde, dass die Arbeit in Schlachtbetrieben mental schädlich ist. Doch ohne harte empirische quantitative Nachweise zur Untermauerung dieser Annahmen kann nur wenig unternommen werden um die Situation zu verbessern. Studien, die sich in Verbesserungen der Bedingungen zum Schutze der Arbeiter niederschlagen würden, sind insbesondere deshalb notwendig, da Schlachthausarbeiter allgemein aus Demographien stammen, die Schwierigkeiten damit haben, ihre eigenen Rechte zu vertreten oder damit, sich aus solch grundlegend schädigenden Arbeitsbedingungen herauszubewegen. [3] Das kontinuierliche Versagen darin, dieses Thema zur Kenntnis zu nehmen und zu adressieren, bedeutet eine nicht entschuldbare Gefahr für die individuelle Gesundheit solcher Arbeiter und für die Gesundheit der Gemeinschaften in denen sie leben.
Verweise und Anmerkungen
* Education Yale University, New Haven, CT August 2013 – May 2017 Bachelor of Arts in Chemistry with Distinction in the Major, cum laude
In: Das Schlachthaus als Hauptort des institutionalisierten Zoozids (2018). Hrsg. G. Yegane Arani, TIERAUTONOMIE, 5(5), S.2, http://simorgh.de/tierautonomie/JG5_2018_5.pdf.
Artgerecht ist allerdings nicht gerecht: Was tierisch und was menschlich ist? diese Frage wird – mit dem Hintergedanken darauf was ‘artgerecht’ ist – nur in Kategorien, die von einer anthropozentrischen Kultur definiert werden, zur Legitimierung der Tiertötung gestellt ( … im engsten, aber verheerendsten Sinne). Eine Frage nach einer biologischen Notwendigkeit sollte ihre Antwort in der Realität eines/des fühlenden Lebewesens (das Individuum ist!) finden.
Aus Leben, Tod und dazwischen von Nati Eyck, vegane antispemotivierte ultra-autonome Belletristik um es ganz deutlich zu betonen.
Mehr kritisches zum Begriff und dem Gedanken von Artgerechtigkeit. Ein höchst problematischer Begriff, mit dem man sich weitaus kritischer auseinander setzen sollte, denn die Zukunft wird den Speziesismus immer wieder auf vermeintlich artgerechte Weise zur Nutzbarkeit der Leben anderer als “Ressourcen” für menschliche Produktions-, Wirtschaftlichkeits und Konsumptionsbedürfnisse upzugraden wissen.
„Was für eine Art ‚Vergewaltigung’ wäre das dann?“ Gewaltsame Zwangsmaßnahmen gegen die körperliche Integrität von Tieren auf täglicher und gesellschaftlich sanktionierter Basis. Wie sprechen wir als Tierrechtler davon?
Spezifische Formen der Gewaltausübung gegen nichtmenschliche Tiere benötigen eine eigene Terminologie und Sprache, da sie besondere, in ihrer Grausamkeit einmalige Formen der Gewalt darstellen, und da sie von der Tätergesellschaft auch in einer eigenen Sprache als Instrumente und Handlungsindikationen zur Ausübung von Gewalt angelegt sind.
Gewalt gegen Tiersein und Tierlichkeit wird auf der Handlungsebene sprachlich eingeleitet, legitimiert und verübt. Dieser Gewaltform muss somit auch sprachlich entgegengewirkt werden, durch eine Benennung und Klärung der die Tiere abwertender Sachverhalte.
Gruppe Messel / Tierautonomie / Animal Autonomy
Die Abwertung des Tierlichen auf allen Ebenen hinterfragen
Speziesismus im Sinne einer Abwertung der verschiedenen Tierarten in hierarchisierender Weise, mit dem Menschen On-Top, ist nicht etwas das allein oder primär nur in den Stätten und Einrichtungen stattfindet, wo es am eklatantesten zu gewaltsamen Eingriffen in die körperliche und seelische Integrität von Tieren kommt, wie in der Tötung zum Verzehr des Opfers, zur Experimentation an dem Opfer, zur öffentlichen Schaustellung … .
Die Abwertung anderer tierlicher Lebewesen findet prinzipiell überall in unseren Gesellschaften statt: verbal, auf der Verhaltensebene, un-sozial, im Kollektiven sowie auf individueller Ebene.
Es reicht somit nicht allein die Institutionen oder die direkt Agierenden zu attackieren. Es braucht Aufklärung, Dialog, Gespräch, Denkanstösse um den tagtäglichen Monolith an Abwertung und Entwertung tierlichen Lebens und tierlicher Bedeutsamkeit aufzubrechen.
Gruppe Messel / Tierautonomie / Animal Autonomy
Was ist schlimmer: religiöser Fanatismus oder Speziesismus?
Palang LY
Die Antwort ist beileibe nicht eindeutig, denn beides sind Ausrichtungen auf ideologische Rahmenwerke, bei denen ein Opfer als Geisel genommen wird und mittels Gewalt Angst erzeugt wird.
Woher kommt das Opfer im religiösen Kontext und woher nimmt sich der Speziesismus die Berechtigung, die Tierheit als Geisel seiner Lüste, Bräuche und Definitionen zu halten?
Der religiöse Fanatismus scheint mir eine krude Form einer „Wahrheitsfindung“ zu sein (oder sein zu wollen), bei der sich die Antworten auf „Gott“ ausrichten, und wo derjenige, der an diesen Gott glaubt, eine Rechtfertigung für jede gottgegebene Regel findet, egal wie grausam oder unlogisch sie sein mag. Meiner Meinung nach funktioniert der Speziesismus in ähnlicher Weise, indem eine Gruppe von Lebewesen, aufgrund einer arbiträren Vorstellung über allgemeingültige „Objektivität“, per definitionem über andere Lebewesen gestellt wird.
Die Parallelen beider Ideologien zeigen sich in der Gewalt, die als wesentliches Mittel zur Eigen- und Fremddefinition eingesetzt wird. Indem ich ein Opfer schaffe, das leidet und das mir nicht entkommen kann, dessen Freiheit ich somit negiere, schaffe ich mir als „Stärkerer“/„Überlegener“ einen Raum der Herrschaftsausübung über die Existenz des anderen. Ich eigne mir über die Angst meines Opfers den Raum seiner Freiheit an, und wandle ihn zum Raum der Angst und Unterdrückung. Das Gebilde, das ich auf diesem Fundament errichten kann, ist schier endlos ausbaubar; ich kann ganze Philosophien und Technologien auf Basis dieser Unterdrückung errichten und mir vormachen, ich verfügte über eine endgültige Definitionsmacht.
Ich glaube tiefenpsychologisch finden wir tatsächlich viele Ähnlichkeiten in allen Systemen, die sich über die Zerstörung des anderen als „sinnstiftendes Moment“ definieren können, wollen oder müssen. Es fragt sich, was wir an dem Punkt, an dem sich Ideologien dieser Art kreuzen, erkennen können – wenn, wie in diesem Falle, Menschenmord und Tiermord eine gleiche „Qualität“ erlangen? Kollabieren solche hierarchisch-ideologischen Gewaltsysteme, wie eine „gottgegebene Legitimität zur Alleinherrschaft“ und das kollektivistische Prinzip der Objektivitätsbehauptung des „Menschseins-als-dem-Tiersein-überlegen“ in dem Moment, in dem erkennbar wird, dass
1.) Geistig-spirituelle Herrschaftsansrprüche einen Hang zu Selbstvernichtung haben,
und 2.) die Objektivität des Tierseins die Objektivität des Menschseins relativieren könnte?
Alex Herschafts Rezension des 1997 erschienenen Buches Slaughterhouse von Gail Eisnitz, dessen Aussage in unveränderter Weise relevant ist
Gail A. Eisnitz: Slaughterhouse
Eine Rezension von Dr. phil. Alex Hershaft, Vorsitzender von FARM
Slaughterhouse
by Gail A. Eisnitz
Prometheus Books, New York, 1997
310 pp, $29.95 hc
Übersetzung aus dem Amerikanischen: Gita Yegane Arani-May. Mit der freundlichen Genehmigung von Dr. phil. Alex Hershaft.
Inmitten unseres protzenden, hedonistischen High-Tech-Lebensstils, zwischen den blendenden Denkmälern der Geschichte, Kunst, Religion und des Kommerzes, sind die “black boxes”. Das sind die biomedizinischen Forschungs-Laboratorien, Fabrik-Farmen und Schlachthäuser – anonyme Gelände, wo die Gesellschaft ihr schmutziges Geschäft der Misshandlung und des Tötens unschuldiger fühlender Lebewesen durchführt.
Dies sind unsere Dachaus, unsere Buchenwalds, unsere Birkenaus. Wie die guten deutschen Bürger, haben wir eine ziemlich genaue Idee über das, was dort geschieht, aber wir wollen keinerlei Überprüfung der Wirklichkeit. Wir rationalisieren, dass die Tötung erledigt werden muss, und dass es human gemacht wird. Wir fürchten uns davor, dass die Wahrheit unsere Sensibilitäten kränken könnte und uns vielleicht dazu zwingen würde, etwas zu tun. Es könnte unser Leben verändern.
Slaughterhouse von Gail Eisnitz von der ‘Humane Farming Association’, ist eine das Innerste zerreißende, ernüchternde und zugleich sorgfältig dokumentierte Aufdeckung von unsäglicher Folter und dem Tod in Amerikas Schlachthäusern. Es sprengt deren allgemeines Image von unklaren Fabriken, die stummes ‘Nutzvieh’ zum sterilen, cellophanverpackten ‘Nahrungsmittel’ in der Fleischauslage machen. Die Angaben von Dutzenden von Schlachthausarbeitern und USDA-Inspektoren ziehen den Vorhang zu abscheulichen Höllenlöchern auf, in denen die letzten Minuten von unschuldigen, fühlenden, intelligenten Pferden, Kühen, Kälbern, Schweinen und Hühnern in endlose Todesqualen gewandelt werden. Und ja, das Buch mag wohl ihr Leben verändern. Hier sind einige ausgewählte Textstellen (Warnung! Das Material das folgt ist stark erschütternd).
Die Todesqualen beginnen wenn die Tiere über lange Distanzen transportiert werden, unter extremen Beengungen und harten Temperaturen. Hier ist ein Bericht von einem Arbeiter der damit beauftragt ist Schweine abzuladen: “Im Winter kommen einige Schweine total an die Seiten des Lasters angefroren rein. Man bindet eine Kette um sie und reißt sie von den Wänden des Lastwagens. Dabei bleibt ein dickes Stück Haut und Fleisch zurück. Sie haben vielleicht noch ein bisschen Leben in sich, aber die Arbeiter werfen sie einfach auf Stapel von toten Tieren. Sie werden sterben, früher oder später.”
Einmal in dem Schlachthaus sind einige Tiere zu verletzt um zu laufen und andere verweigern sich einfach still in ihren Tod zu gehen. Dies ist wie die Arbeiter damit umgehen: “Die bevorzugte Methode einen Krüppel zu behandeln, ist ihn mit einem Bleirohr totzuschlagen bevor er in die ‘chute’ kommt … . Wenn du ein Schwein in der ‘chute’ kriegst, aus dem die Scheiße rausgeprügelt wurde und das einen Herzanfall hat oder sich verweigert sich zu bewegen, nimmst du einen Fleischhaken und hakst ihn in sein Arschloch (After) fest … und oft reißt der Fleischhaken aus dem Arschloch raus. Ich habe Schenkel gesehen die völlig aufgerissen waren. Ich habe auch gesehen wie Därme herauskommen.”
Und hier ist was die Tiere in der Tötungs-Stufe erwartet. Zuerst die Angaben von einem Pferdeschlachthausarbeiter: “Du bewegst dich so schnell, dass du hast keine Zeit hast zu warten, bis ein Pferd ausblutet. Du häutest ihn während er blutet. Manchmal ist die Nase von einem Pferd unten im Blut, bläst Blasen und er erstickt.”
Dann ein anderer Arbeiter, über die Kuhschlachtung: “Oft stellt der Häuter fest, dass eine Kuh immernoch bei Bewusstsein ist wenn er die Seite ihres Kopfes aufschneidet und sie wild zu treten anfängt. Wenn das passiert, … stößt der Häuter ein Messer in das Hinterteil ihres Kopfes um das Rückrad durchzuschneiden.” (Dies lähmt das Tier, aber beendet nicht die Schmerzen des lebendig Gehäutetwerdens.) Und noch ein anderer, über Kälber-Schlachtung: “Um schneller mit ihnen fertig zu werden, stellen wir jeweils acht oder neun von ihnen auf einmal in die ‘knocking box’… Du fängst an zu schießen, die Kälber springen, sie stapeln sich alle aufeinander. Du weißt nicht welche erschossen sind und welche nicht… Sie werden weggehängt, und so fahren sie die Reihe weiter, winden sich und schreien” (um geschlachtet zu werden, während sie bei vollem Bewusstsein sind).
Und über Schweine-Schlachtung: “Wenn das Schwein bei Bewusstsein ist, … braucht es eine lange Zeit für ihn, um auszubluten. Diese Schweine kommen zu dem Erhitzungs-Tank, treffen aufs Wasser und fangen an zu treten und zu schreien … . Da ist ein rotierender Arm der sie runterdrückt. Keine Chance für sie rauszukommen. Ich bin mir nicht sicher ob sie zu Tode verbrühen bevor sie ertrinken, aber sie brauchen ein paar Minuten um mit dem Treten aufzuhören.”
Die Arbeit fordert einen schweren emotionalen Tribut von den Arbeitern. Hier ist der Bericht eines Arbeiters: “Ich habe den Druck und die Frustration von meinem Arbeitsplatz an den Tieren, an meiner Frau, … und an mir selbst abgelassen und stark getrunken.” Dann wird es viel schlimmer: “… ein Tier das dich völlig abnervt, tötest du nicht einfach. Du … zerstörst die Luftröhre, machst, dass es in seinem eigenen Blut ertrinkt, spaltest seine Nase… Ich habe habe sein Auge rausgeschnitten … und dieses Schwein hat einfach geschrien. Einmal habe ich …. das Ende von der Nase von einem Schwein abgeschnitten. Das Schwein ist verrückt geworden, also nahm ich eine Handvoll Salzlake und hab sie in seine Nase gerieben. Jetzt ist das Schwein wirklich ausgeflippt … .”
Sicherheit ist ein wesentliches Problem für Arbeiter, die scharfe Instrumente bedienen, während sie auf einem Boden stehen der glitschig von den Blutmassen ist, umgeben von bei Bewusstsein seienden Tieren, die um ihr Leben treten, und unter dem Druck einer beschleunigenden Schlachtungsreihe. Tatsächlich ziehen sich 36 Prozent ernsthafte Verletzungen zu, was ihre Arbeit zu der gefährlichsten Amerikas macht. Arbeiter, die Behindert sind und solche die sich über Arbeitsbedingungen beschweren, werden gefeuert und häufig ersetzt durch nicht-registrierte Ausländer. Vor ein paar Jahren kamen 25 Arbeiter bei einem Feuer in einem Hühnerschlachthaus in Hamlet, North Carolina, ums Leben, weil die Betriebsleitung die Notausgänge verschlossen hatte um Diebstahl zu verhindern.
Hier ist der Bericht eines Arbeiters: “Die Bedingungen sind sehr gefährlich und Arbeiter sind für die Maschinen nicht gut ausgebildet. Eine Maschine hat eine schwirrende Klinge, in der sich die Leute verfangen. Arbeiter verlieren Finger. Die Brust von einer Frau hat sich in ihr verfangen und wurde abgerissen. Einer anderen ihr T-Shirt hat sich verfangen und ihr Gesicht wurde in sie hineingezogen.”
Obwohl Slaughterhouse auf ‘animal cruelty’ (Tierquälerei) und die Sicherheit der Arbeiter fokussiert, geht es auch die Fragen betreffend der Gesundheit von Konsumenten und in diesem Zug das Versagen des ‘federal inspection systems’ an. Die ergreifende Schilderung von der Mutter eines Kindes, das einen Hamburger gegessen hatte, der kontaminiert war mit E. coli, beschreibt: “Nach Briannes zweiter Not-Operation ließen die Chirurgen sie offen von ihrem Sternum bis zu ihrem Schambereich um ihren geschwollenen Organen Platz zu lassen sich auszudehnen, und so zu verhindern, dass sie sonst ihre Haut zerreißen würden … . Ihr Herz … blutete aus jeder Pore. Die Gifte brachten Briannes Leber und Bauchspeicheldüse zum Stillstand. Eine Insulin-Infusion wurde angebracht. Mehrere Male verfärbte ihre Haut sich wochenlang schwarz. Sie hatte eine Anschwellung des Gehirns, die die Neurologen nicht behandeln konnten … . Sie sagten uns, dass Brianne im Grunde Hirntod war.”
Slaughterhouse hat einige Schwachstellen. In einem Versuch die Zeitabfolge der Untersuchung zu reflektieren, leidet die Darstellung an schwacher Strukturierung und teilweise überflüssigen Einzelheiten. Aber dies ist so etwa, wie die Aussagen über meine Holocaust-Erlebnisse wegen meines polnischen Akzentes zu kritisieren. Das Hauptproblem steht nicht im Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches, sondern mit dem Cover-Design des Verlegers. Der Titel und die geköpften Kadaver, die abgebildet sind auf dem Schutzumschlag, stellen in effektiver Weise sicher, dass das Buch nicht von einer breiten Leserschaft gelesen wird, und dass die schockierende Aussage darinnen nicht raus zur konsumierenden Öffentlichkeit durchdringen wird.
Und dies ist bedauernswert. Weil die zahllosen Tiere, deren Todesqualen das Buch so plastisch dokumentiert, verdienen, dass ihre Geschichte erzählt wird. Und weil Slaughterhouse das stärkste Argument für fleischloses Essen ist, das ich jemals gelesen habe. Eisnitz’s schließender Kommentar “Nun wissen Sie es, und Sie können helfen diese Gräueltaten zu beenden” sollte eine starke Warnung sein. Nach 25 Jahren der Arbeit über Farmtier-Fragen und der Leitung zahlreicher Demonstrationen gegen Schlachthäuser hat es mich tief betroffen gemacht. In der Tat hat das Lesen von Slaughterhouse mein Leben verändert.
A.d.Ü.: Die Neuauflagen des Buches verwenden ein anderes Coverdesign – nicht mehr das mit den aufgehängten Leibern.
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Personen die dabei helfen möchten diese Information an die allgemeine Öffentlichkeit zu bringen, sollten FARM und die HFA kontaktieren. Falls notwendig, übernehmen wir genre die Kontaktaufnahme gerne für Sie.
Menschen hassen?
IV Candie, Gruner und Jahr und ihre speziesistischen Mitgehilfen
Diese zwei Frauen (“IV Candie”) http://cargocollective.com/ivandcandie/About-Iv-Candie (http://1.bp.blogspot.com/_EmbbGzsZ6HA/Sr7DjC1kQgI/AAAAAAAAABI/ijCo9rtsSZs/S220-h/ivandcandieprofil.jpg ) haben diese grauenvolle Tötung eines Nichtmenschen http://ivandcandie.blogspot.de/2014/01/pig-slaughter-for-business-punk.html für die Scheißzeitschrift „Business Punk“, betrieben von diesem Unternehmen hier http://de.wikipedia.org/wiki/Gruner_%2B_Jahr, fotografiert.
http://ivandcandie.tumblr.com/post/70485343673/bloodyselfie
http://ivandcandie.tumblr.com/post/72775938794
http://ivandcandie.tumblr.com/archive
Fucking Shit. Es gibt Leute, die haben das Morden nötig, und Leute, die das Morden propagieren. Und beide finden sich und bilden den Kern des Übels.
Links 24. August 2014