Antispeziesismus trägt in sich eine gegenläufige Verbindung

Antispeziesismus trägt in sich eine gegenläufige Verbindung:

Eine Kritik am Spezies-ismus kann heißen unsere Begrifflichkeit über “Spezies” vollständig zu dekonstruieren, im Sinne neuer Herangehensweisen um diejenigen Lebewesen zu adressieren, die wir gegenwärtig als Gruppe/n “nichtmenschlicher Tiere” subsumieren. Es kann aber auch bedeuten, an dem Gedanken festzuhalten, dass Lebewesen in “Spezies” eingeteilt werden könnten, mit dem einzigen Unterschied, dass sich Menschen nun anders im Bezug auf die Wesen positionieren würden, die sie weiterhin mit ihren hegemonischen Begriffen definieren wollten.

Antispeciesism is at least a two-way road:

A critique of species-ism could mean to completely deconstruct the notion of “species” in favor of finding new approaches to address the groups of beings we now sum up as the group/s of “nonhuman animals”. It can also mean to cling to that idea, that beings can be separated into “species”, only that we position differently towards the beings we’d keep defining in hegemonic terms.

Antispeciesist Animal Sociology

Person X kann sich nicht vorstellen vegan zu werden

Tierrechte und Biologismus gehen nicht miteinander – antispeziesistische Tiersoziologie

Person X sagt: “Ich kann mir nicht vorstellen vegan zu werden.”

Viele omnivoren Leute, denen Veganismus klarerweise ein Begriff ist, lehnen ihn aber für sich ab, weil sie die ethische Seite immer noch speziesistisch aus ihrer allgemeinen Sichtweise ausschließen. D.h. Nichtmenschen sind für sie immer noch “essbar”.

Die gegenwärtige gemeinläufige Auffassung von Veganismus führt – bislang zumindest – nicht zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem anthropozentrischen Speziesismus.

Wird die ethische Seite des Veganismus angesprochen in den Medien z.B., dann bleibt die Hinterfragung von Anthropozentrismus ein unattraktiver fremder Themengegenstand und wird nicht ernsthaft diskutiert. Die menschliche Hybris wird weiter offen kultiviert.

Und Überraschung: der Veganismus wird dann manchmal gar ein Feigenblatt eines fortgesetzten harmlosen Speziesismus, der eine “menschliche Überlegenheit” weiter denkt als empathisch die Welt rettend. Das Menschsein selbst zu hinterfragen, bleibt jedoch beständig aus.

Kurzum jede Diskussion über Veganismus muss eine Diskussion über Tierrechte sein, und jede Diskussion über Tierrechte, muss menschliche Parameter von allem, was Rechte konstituiert, neu und tierinklusiv justieren können.

@brdvegan

Weiße Ignoranz bremst die Pluralität im Tierbefreiungsaktivismus aus

Weiße Ignoranz bremst die Pluralität im Tierbefreiungsaktivismus aus

Aktivismus auf bestimmte Wege und Mittel zu reduzieren, halten wir nicht für zielführend. Wenn wir sagen, jede Form des Aktivismus besitzt ihre eigene Legitimität, heißt das auch, dass bestimmte Methoden nicht unter- oder überbewertet sollten. Die meisten Aktivist_innen in der BRD wählen den kollektivistischen und körperpräsenten Aktivismus, sie blenden dabei aber andere mögliche Diskurswege und kommunikative Möglichkeiten erstmal und letztendlich aus.

Dabei wird die Gesellschaft-als-solche wiedergegeben als homogenes Gebilde, in dem der Einzelne sich konform einfügen kann um effizientes Mitglied der Menge zu sein. Der/die einzelne muss sich Akzeptanz in einer wenig pluralen Menge erarbeiten, wenn er/sie mit seinen/ihren Beiträgen denn wahrgenommen werden wollte. Um so mehr er/sie selbst denkt, um so weniger Akzeptanz findet er/sie jedoch.

Herangehensweisen sind von der überwiegend weißdefinierten Menge vorgegeben, diese sind das Maß dessen, was akzeptabel, relevant und der Anerkennung würdig ist. Ein weißdominierter Objektivitätsfilter findet dabei seinen intentionierten vollen Einsatz.

Der Aktivismus spiegelt dabei die Makroebenen gesellschaftlicher Organisationsformen wieder (Rassismus). In anderen Worten: es wird strukturell das wiederholt, was methodisch ebenso im Großen und Ganzen fungiert. Andere Herangehensweisen, die individualistischer sind, weniger massengesellschaftlich, weniger machtorientiert. die von anderen kulturellen Ansätzen her Tierrechte und Tierbefreiung adressieren, bleiben als bestehende Pluralität unsichtbar und die klassischen Elemente weißer Ignoranz kommen zum Tragen.

Wir… hingegen wollen nicht einbezogen werden in diese gesellschaftlichen Konstrukte, selbst wenn das vermeintliche Ziel das gleiche ist. Doch ist es eigentlich wirklich das gleiche?

Kosmetische kulturelle Vielfalt, wie wir sie hier wenn überhaupt haben, ist noch kein intersektionaler Weg. Wenn die weiß-identifizierte Menge entscheidet, welche Thesen die richtigen sind, dann haben wir ein Problem aber keine kulturelle Pluralität in der Sicht auf die Thematiken.

Die Tierthematik mutiert so zum Gegenstand eines weiß-identifiziertem vorgegebenen Denkens, die Nichtmenschen selbst sind dort ein entkulturalisierter Gegenstand des Rettungskomplexes weißer Arroganz.

In der Vorderfront stellt man den einen oder die andere VOC als Führungspersönlichkeit um die weiße Menge als bloße Anhänger in diffuse Machtbereiche verschwinden zu lassen. Pluralität im Denken findet dort ebensowenig ihren Platz, denn die Strukturen, die Hierarchiebedürfnisse sind die Gleichen, wie wenn der kosmetische Antirassismus ausgeblieben wäre.

Wir… bügeln diese Fehler im weiß-dominierten Denken nicht heraus. Die Leute werden weitermachen, wie sie es eben tun.

Das Thema wächst dank eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses. Die Körperpräsenz weiß-identifizierter Menschen und kosmetische kulturelle Pluralität sind nicht mehr, als ein Zerrspiegelbild global-kultureller Veränderungen, die gemeinschaftlich durch einzelne und in Minderheiten adressiert werden ( – das Prinzip herrschender Minderheiten könnte hier erkennbar sein).

Konstruktive Beziehungen sind nicht eurozentrisch monopolisierbar.

Die Definition von Nichtmenschen bleibt Definition. „Das Tier“ bleibt in seiner speziesistischen Definition erhalten, wenn nun auch geliebt und geachtet – als „das Tier“, nicht aber als weitere Kulturen. Der Ansatz von Tierkulturen zu sprechen findet nicht statt, sowenig wie die Anerkennung menschlicher kultureller Pluralität.

Das Herrschaftskonstrukt Speziesismus in seiner Komplexität wird nicht demontiert, es wird weder der Bezug zu innermenschlichen Konflikten noch zu nichtmenschlich-tierlicher kultureller Vielfalt ausgedrückt.

@neovegan / https://derarchimedischepunkt.wordpress.com > https://derarchimedischepunkt.wordpress.com/2018/11/06/white-ignorance-stifles-animal-liberation-plurality/

Wir können uns nicht leisten, unterschiedliche Diskurse über Menschen- und Tierrechte zu führen.
Antispeciesist Animal Sociology

Wie ist das mit dem Pflanzen-Essen und Baumgemeinschaften?

Wie ist das mit dem Pflanzen-Essen und Baumgemeinschaften?

Warum müssen wir eigentlich immer wieder das Pflanzenleben herabsetzen um klarzustellen, dass ein Unterschied darin besteht, ob ich omnivor, vegan oder frugivor bin? Es würde Sinn machen, eine diesbezüglich differenzierte Betrachtungsweise mit in unser Alltagsdenken mit einzubeziehen:

Pflanzliches Leben kann und sollte man achten, in dem Maße, wie es möglich ist. Pflanzliches Leben zeichnet sich durch seine eigenen Beschaffenheiten und Besonderheit aus.

Ein anderer wichtiger Punkt ist meiner Meinung nach zu sehen, das nichtmenschliche Tiere eine ganz essentielle und extremst kultivierte, bedeutsame Beziehung zur natürlichen Welt und somit vor allem auch mit der Pflanzenwelt haben. Können wir hiervon nichts lernen?

Es ist nicht in Ordnung, wenn Pflanzen einfach Nutzorganismen gemäß menschlicher Vorstellungsweise sein sollen. Die vegane, pflanzliche und pflanzlich-basierende Ernährung kann etwas ganz bewusstes sein. Wir essen keine Menschen, keine nichtmenschlichen Tiere und das was wir essen, die Pflanzen nämlich, und das was wir trinken, das Wasser nämlich, achten wir in wirklich besonderer Weise und diese Achtung muss sich idealerweise auch im Anbau und in den gesamten landwirtschaftlichen Vorgängen der Kultivierung von Pflanzen, die wir verzehren, niederschlagen.

Sicher es ist heute für uns sehr selten möglich diese Achtung dem Pflanzenleben gegenüber zu leben, wenn es um Ernährung und Nahrung geht, da wir selbst zumeist weder Land noch Knowhow besitzen um selber ethisch sensibel und klug anzubauen – eben in einer Art und Weise, die Pflanzen in ihrer wesenhaften Besonderheit achtet, als ‘Früchte’, die wir essen können.

Einen ganz besonderen Raum in der Pflanzenwelt nehmen die Bäume ein und ebenso das Verhältnis nichtmenschlicher Tiere zu ihnen und unser ausbeuterisches Verhältnis ihnen gegenüber. Wir müssen die ganze Umweltfrage komplett an die Tierrechtsfrage koppeln, denn die naturhafte Umwelt bildet insbesondere das Habitat für die nichtmenschliche Tierwelt.

Wie beziehen wir uns ethisch und politisch auf Baumgemeinschaften? … ein Blog gleichen Namens möchte hier einen inspirativen Anstoß geben um die besondere Beziehung von Tierlichkeit und Baumleben im natürlichen und politischen Kontext in den Mittelpunkt zu rücken, zur Förderung klarerer Positionen, die eindeutig emotiv sein dürfen.

Wir müssen aufhören in der Pflanzenwelt den reinen Nützlichkeitsfaktor zu sehen und damit eine weitere Entseelung der “Natur” zu betreiben.

Wenn Tiermord zum veganen Diskussionsgegenstand wird

Es gibt andere Veganer, die Tiermord als vergleichsweise weniger ethisch verwerflich zum Menschenmord darstellen, indem sie z.B.:

Tiermord relativieren wenn ein fleischkonsumierender Kunde so argumentiert, dass er die Tiere und die angewendet Tötungsmethode auf „seinem“ Biobauernhof“ oder von „seinem“ Metzger kenne. Er ist sich des Ablaufs also weitestgehend bewusst. Er konsumiert den Tiertod ganz bewusst.

Fleischkonsum beinhaltet den beauftragten, abdelegierten (oder einen selbst durchgeführten) Tiermord. Diese Form des Konsums ist nicht vergleichbar mit anderen Formen des Konsums, außer wir halten den Mord an Nichtmenschen für eine Frage der Wahl einer speziesistischen Gesellschaft, und nicht für einen Akt grundlegender Ungerechetigkeit an Tierindividuen.

Gruppe Messel / Tierautonomie / Animal Autonomy (Desensibilisierung und Verharmlosung fundamentaler Ungerechtigkeit).

Die Welt ist nicht ursächlich dual in schlecht und gut eingeteilt


Vom guten Menschen

Ein Essay von mir von lange her von Palang L. Punks oben sind von Farangis G. Yegane.

Die Vorstellung, dass Menschen als Menschen gut sein müssen, wegen ihrer Mit­menschlichkeit, weil sie ein Netz humaner Kontextualität in Bewusstsein und Praxis auf­gebaut haben – all die Errungenschaften des Menschen im Dienste und im Interesse des Menschen, lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Denkweise des Men­schen über sein Environment eine vernünftige Denkweise sein muss. Der Mensch kann überhaupt nur dann böse sein, wenn er in den alten Zustand des Tieres verfällt, so behauptet man. Alles brutale sei auf tierische Triebhaftigkeit zurückzuführen – auf ein Fehlen eines spezifisch menschlichen Reifegrades.

Die Form der abwertenden Abgrenzung gegenüber Tieren, legt eine Beurteilung nichtmenschlicher Tiere unter bestimmten Kriterien fest. Tiere werden nicht mit einem ihnen eigenwertigen Maßstab gemessen, was vielleicht aber auch keinen Sinn machen würde, denn das Messen setzt immer einen Ver­gleich mit einer Norm voraus. Und wozu brauchte es eine Norm, wenn man die Tiere mit sich selbst bemessen würde. Der Maßstab aber, mit dem Tiere gemessen und verglichen werden, ist der Maßstab, den Menschen zum Ermessen von Bedeutung und Wert nichtmenschlicher Tiere entworfen haben. Wie intelligent ist das Tier nach unserem Ver­ständnis, kann es dies, macht es das, warum macht es das. Und auf all das haben wir bereits im Vorhinein eine Antwort parat, die nurnoch fallgerecht ausgekleidet werden muss, nach biologischem Muster.

Endzweck und letztendlicher Sinn aller Existenz auf der Welt sind, nach der Meinung des Menschen, bestimmte menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten, die menschli­che Vernunft und der menschliche Wille. Alles auf dieser Welt darf den menschlichen Erkenntnissen und Wünschen untergeordnet werden. Letztendliche Legitimation ist die Fähigkeit, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit mittels Gewalt zu schaffen. Es gibt im menschlichen Bereich keinen Belang, der nicht durch Gewalt in seinem Wert festgelegt sein darf; alles hat einen Wert oder einen Nicht-Wert, alles darf, zusammenhängend mit den er­teilten Werten oder Nicht-Werten, behandelt werden. Der menschliche Bereich lässt keine neutrale Zone zu.

Die gewaltsame Abgrenzung gegenüber dem Andersartigen, in jeweils all den ganz verschiedenen Fällen (dem Fall der Diskriminierung nichtmenschlicher Tiere, der Zerstö­rung und Entwertung des naturhaften Raumes, etc.) scheint ganz simpel. Der Mensch kann nach außen nur auf das reagieren, was möglich ist: er kann Tiere und Pflanzen nicht in jeweils ent­sprechender Form respektieren, weil, der Mensch hat eingesehen, dass Tiere zum Beispiel, ja reine Instinktwesen sind, dass die Frage des Respekts vor ihnen eigentlich gar keine Rolle spielen kann; so etwa der emotionale Standpunkt vieler. Die Beurteilung des Menschen über sich selbst (so wie sie ist), zieht automatisch eine schattenhafte Beurteilung über den Rest des Universums mit sich.

Das Gute des Menschen ist kein Gutes, das nur für sich schon gut wäre; das Gute des Menschen ist gut, weil der Mensch behauptet, dass das Tierische dem Menschlichen gegen­überzustellen sei, als das Schlechte oder das Bösartige, als das negative Gegen­über anhand dessen sich das Gute des Menschen postulieren will. Man kann auch eine Vorstellung über das Gute haben, in der das Gute an sich gut ist, unabhängig von ir­gendeinem vermeintlich Bösen oder Schlechten.

Nun werfen sich in Hinsicht auf den guten Menschen zwei elementare Probleme auf. Und zwar, auf der einen Seite ist die Einbindung in die Vorstellung, dass der Mensch nach dem Guten an sich streben würde – ohne jegliche konkrete Hinterfragung im Zu­sammenhang mit der Umwelt des Menschen – so eine starke Einbindung, die sich aus dem Kontext des menschlich Sozialen ergibt, dass es für einen einzelnen Menschen fast unmöglich ist, diese Vorstellung aufzugeben, ohne dabei den gesellschaftlichen Halt und die Einbindung zu verlieren. Wer nicht mehr an das gute Streben der Menschheit glaubt, d.h. wer sieht, dass sich der Mensch ungerecht und grausam gegenüber seiner nichtmenschlichen Umwelt verhält, der ist im Kreise des menschlich Guten nicht mehr willkommen. So ein Mensch findet keine Korrespondenz und keine konstruktive Kommunikationsmöglichkeit mehr im gesellschaftli­chen Raum.

Und auf der anderen Seite steht da, was den guten Menschen anbetrifft, der gute Mensch sel­ber, der sagen wird, dass es total gleichgültig ist wie sich ein Mensch gegenüber seiner anderen natürlichen Umwelt verhält, weil was sollte die ungünstige Konse­quenz für den Men­schen sein, die sich aus so einem Verhalten ergeben würde. Der Mensch ist Selbstzweck an sich selbst; alles auf Erden soll seinem Glanz und seiner Würde dienen, und diese seine Würde ergibt sich genau aus diesem weltlichen Allmachts­anspruch heraus. Wenn der gute Mensch die geschundenen Leichen irgend­welcher geschlachteten Tiere isst, wer sollte ihn dafür tadeln? Ist er nicht selbst der Maßstab dafür was gut und was schlecht und böse ist?

Die Deformierung seines eigenen Charakters ist kein Grund zur Beunruhigung, denn alle guten Menschen haben diese gleiche Deformierung, und diese Deformierung erhält ganz ein­fach die Stempel: gut, vernünftig, tugenhaft, schlau, usw.! Die Frage ist aber trotzdem wie die Welt dieser guten Menschen es schaffen wird, die externe Wahrheit des nichtmenschlichen Envi­ronments und derer eigenen Bedeutung als ethisch irrelevant auf dauer abzutun.

Was ist dieses Gute an das der Mensch im anderen Menschen und in sich glaubt? Sind es Dinge, die sich an die grundlegenden Notwendigkeiten des Lebens binden? Wenn dein Mitmensch wichtig für dich sein kann um zu überleben, um zu leben, setzt dich das dem Zwang aus, dasjenige Andere, das dir keine Dankbarkeiten entlocken kann, zu verachten? Gehört es einfach zum menschli­chen Kontrakt, alles außenstehende, dessen Eigen­bedeutung für den Menschen bloß eine Sekundärbedeutung habe, zu versklaven und zu objektifizieren?

Das Gute am Menschen besteht aus vielen Eigenschaften, die konkret betrachtet nicht das Gute sein müssen, was sich an universal als gültig betrachtbare sinnvole Eigenschaften bindet. Es kann sein, dass das, was einem Gutes bedeutet, generell unter den Menschen aber nicht als gut betrachtet wird und anders herum. Das Gute im Menschen ist, so wie es sich derzeit gestaltet, das Schlechte für das Environment, und es ist daher legitim, den Menschen vom Außen her betrachtet als schlecht zu bezeichnen. Das Gute im Menschen ist – was das außerhalb des mensch­lichen Bereichs Liegende anbetrifft – immer der Freibrief für Zerstörung und Tötung gewesen. Zumindest dasjenige Gute, über das kollektive Einigung herrschte.

Das Gute im Menschen hätte (wenn man solche Phrasen der Verallgemeinerung über­haupt braucht) meiner Meinung nach dann als Gedanke einen Sinn, wenn 1.) “das Gute” sich an­hand seiner Bezüglichkeit spezifiziert würde, d.h. wie sieht das konkret mit dem Guten aus im Bezug auf all das, was nicht dem menschlich kollektiven Selbstzweck (und damit dem Homozentrismus) dient, und 2.) wenn “der Mensch” als verallgemeinerte Form nicht die Hauptfigur einer Ideologie wäre, die immer nur eben diesen Menschen (als biologische Spezies) als Endzweck über alle Individualität (und deren Wert und Sinn) hinwegsetzen würde.

Nachtrag:

Ich denke das Problem, dass menschliches Gutsein immer auf dem Rücken eines vermeintlich Schlechten von etwas anderem aufbaut, besteht immer noch in diesem Bezug obwohl wir den Belang von Nichtmenschen und der Umwelt inzwischen stark in die ethische Debatte mit einbeziehen. Auf welchem Level aber wird der Anthropozentrismus diskutiert? Es geht meines Wissens nach weiterhin darum, dass Nichtmenschen mit der Definitionsmacht des Menschen beschrieben werden, es werden keine theoretischen und praktischen Freiräume geschaffen, die eine tierliche und natürliche Autonomie gewähren würden … .

Inzwischen frage ich mich auch, inwieweit selbst anderen Menschen gegenüber die guten sich über die Schlechtigkeit der schlechten definieren, statt etwas gutes in sich, auch ohne das schlechte, in das Gefüge mit einbringen zu können. Die Welt ist nicht ursächlich dual in schlecht und gut eingeteilt. Im Bezug auf inner-zwischenmenschliche und gesellschaftliche Probleme haben wir eine weniger tiefe Kluft der ‘Fremd-Abgrenzung’ als betreffend nichtmenschlicher Tiere und der ‘Natur’. Hier haben wir die Nähe, die spaltet. Lange Themen, nur ein kurzer Nachtrag an dieser Stelle … .

 

Tod ist nicht verhandelbar

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Es geht nicht um „Fleisch“, es geht um Tiermord

Manche wollen die Tötungsmaschinerie „realpolitisch“ reformieren, mit der Formulierung des Langzeitziels: Tierrechte und Veganismus.

„Töten oder nicht töten“ ist aber keine Grundsatzfrage, die wir längerfristig miteinander verhandeln können. Töten ist das Verdikt des fundamentalsten existierenden Unrechts.

Der Zoozid kann nur durch klare Positionierungen, eine konsequente Hinterfragung und durch Dekonstruktion eine den Tatsachen gerecht werdende breite gesellschaftliche Ächtung finden.

Gegenwärtig gilt in der Gesellschaft noch die Vorstellung: „Töten ist weiterhin gestattet, nur die ‚Haltungsbedingungen’ sollen sich ändern.“

Es braucht eine klare Distanzierung von der Rhetorik, die versucht den Tiermord als ethisch verhandelbar darzustellen.

Gedanken zum Stofftierphänomen: vermenschlichte Vertierlichung

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Gedanken zum Stofftierphänomen: vermenschlichte Vertierlichung

Warum gibt es eigentlich so viele Stofftierfiguren oder warum genießen solche Tierfiguren eine gewisse Art der Popularität? Sind Stofftiere im Prinzip eigentlich bloß ganz neutrale Stofffiguren mit optisch niedlichen Tierattributen oder sind sie tatsächlich irgendwie Abbildungen von Tieren? Wenn sie vertierlichte, aber eigentlich neutrale Stofffiguren sind, dann scheinen die tierischen Züge immerhin stark unverzichtbar. Warum? Was stellen die tierlichen Attribute bei solchen Figuren dar?

Oder aber wenn man es so sieht, dass Stofftiere eindeutig Tiere darstellen, dann könnte man sich doch fragen, warum hegen wir ein tendenziell abwertendes Verhältnis Tieren gegenüber, ohne diese Einstellungen aber in unserer Haltung gegenüber dem Kindlich-Emotionalen eindeutig vor uns selbst zuzugeben?

Warum verniedlichen wir solche Abbilder von Tieren als was knuddeliges und woher kommt dabei die sinnliche Komponente, die wir in diesen optisch vertierlichten Figuren als plastische Berührobjekte sehen? Vielleicht ist es ja gerade der Umstand, dass diese Figuren von uns geschaffene Plüschstoff-Objekte sind und die reellen Tiere echte und von uns vollständig autonome Existenzen, dass wir die Stofftiere mögen, weil Tiere in dieser sonderbaren Abbild-Funktion für uns ganz und gar unbedrohlich bleiben. Es sind Figuren und keine Wesen. Mit echten Wesen hätten wir eine existenzielle Auseinandersetzung.

Abbilder zeigen das, was wir in etwas sehen oder erkennen möchten oder zu sehen oder zu erkennen glauben. Vielleicht interessieren uns die tierischen Vorlagen dieser Abbilder nicht sonderlich im positiven, weil sie reell doch so anders sind als wir. Sie haben, als andere biologische Tiere, anders evolutioniert als wir, und es ist uns lieber, alle irgendwie möglichen Erklärungen über die Identität nichtmenschlicher Tiere den Fachexperten zu überlassen, statt selbst in den komplexen kommunikativen Möglichkeiten unserer individuellen Mensch-Tier Interaktion herum zu forschen.

Man könnte sagen, wir haben es geschafft unser Verhältnis zu Tieren abzuklären, indem wir der Beziehung zu ihnen einerseits eine im weitesten Sinne emotionale Ecke einräumen, beginnend in der Form unseres meist als Kind gelebten Verhältnisses zu figürlichen oder abstrahierten Abbildungen von ihnen, und im gleichen Atemzug initiiert unser Mensch-Sein sich (in Abgrenzung zum „Rest der Natur“) darin, die Realität einer Mensch-Tier Begegnung auf eine Negierung ihres unabhängigen Lebenswertes zu reduzieren, indem wir sie als reale Existenzen allein in zu uns bedingten Verhältnissen, als Lebensmittelprodukte, Forschungsobjekte, Totems oder Symbole und vielleicht auch als Seelentröster, als „biologischen Sekundärwesen“ zum Menschen, etc., betrachten.

Sowohl in unseren destruktiven als auch in unseren konstruktiven Betrachtungen scheint uns aber das, was die Andersartigkeit der von uns designierten und identifizierten „Tiere“ ausmacht, zu faszinieren. Eine Qualität einer Andersartigkeit, die wir teilweise verachten und lieben, mit der wir aber, über die ganze Ebene gesehen, so wenig integrativ in Hinsicht auf die Frage ethischer Berücksichtigung umgehen können oder wollen, dass wir sie in unseren gedanklichen Begriffen reduziert halten müssen, um nicht in Verwirrungen zu geraten.

Wahrscheinlich ahnen wir, dass die Position in der Tiere in unseren Kulturen (in den Denkgebäuden und Handlungebenen unseres Mensch-Seins) eingebunden sind, vielleicht gar doch auf einer ideologischen Zwangsmäßigkeit von Gewaltausübung (in ihrem grundlegensten Sinne) „dem Naturhaften“ gegenüber basiert, und dass dieser zwanghafte Charakter unserer Beziehung zu nichtmenschlichen Tieren unsere Bereitschaft zum Verständnis spezifisch tierischer Andersartigkeit (ihres Diversitätsverhältnisses zu uns) ausschließt; und mit der fehlenden Auseinandersetzung schließt sich folglich auch die Möglichkeit einer ethischen Integration aus.

Ich will jetzt nicht alles in Verbindung zum Stofftier- und Tierfiguren-„Phänomen“ setzen, sondern sehe hier einen Ausdruck eines emotionalen Verhältnisses zu den anderen biologischen Tieren und über die Betrachtung eines emotionalen Verhältnisses eröffnen sich schließlich im weiteren Zusammenhang zumindest einige Fragen.

Da das Mensch-Tier-Verhältnis faktisch nicht überwiegend auf interaktiver Freiwilligkeit beruht und sich der reelle Existenzwert der Tiere wahrscheinlich durch den ethischen Ausschluss für uns entziehen muss, ergibt sich vielleicht aber eine Faszination dessen was sich uns gerade dadurch verwährt: Eine Faszination des wenn auch willkürlich Unumfassten. Ich denke, dass wir uns durch so eine Faszination, die sich sowohl positiv als auch negativ ausdrücken kann, herausgefordert fühlen, Tiere in dieser unbegriffenen Position in unsere ästhetischen Systeme einzuordnen und somit nach ihnen zu greifen.

Unter einem reellen Existenzwert verstehe ich die innere Unabhängigkeit der Tiere zum Menschen, die durch ihre Vernetzung eigener, von uns getrennter intra-tierischer und durch ihre selbst-gelebten environmentalen Kontexte gegeben ist; sie sind uns einerseits so ähnlich und andererseits aber doch so anders als wir, in den Kontexten die Sie auf diesem Planeten bilden.

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Die echten Tiere und wie wir sie gerne sehen

In Tierdokumentationen, zum Beispiel, werden vorwiegend das Muttertier-Junges-Verhältnis, das Paarungs-, das Jagd- und das Futtersuchverhalten von Tieren gezeigt. Was machen Tiere außer den Verhaltensweisen auf die wir unter dem Gesichtpunkt der Hervorhebung des Instinktverhaltens bei Tieren unser Augenmerk richten. Nichts was für sie von Relevanz wäre?

Aus unserer eingeschränkten Sicht über Tiere kann man zur Annahme kommen, dass jeder irgendwie „individualisierte“ Zug der einem Tier oder einer Tierfigur zugeschrieben werden kann, einem Antropomorphismus, also einer Vermenschlichung, entspringt.

Ich glaube, in Hinsicht auf das Stofftier- oder jedes andere Tierfigurenphänomen, dass eine gewisse Art „individualisierter“ Attributisierungen das teilweise auch tatsächlich und sehr eindeutig sind. Es sind teilweise und insofern Anthropomorphismen, nicht weil Tiere selbst bar jeder Individualität sind, sondern bei den Tierdarstellungen, die mit Hervorhebungen von Individualitätsmerkmalen arbeiten, bleiben es zum einen primär vermenschlichende optische „Individualisierer“, die stark im Rahmen über Vorstellungen dessen liegen, was für uns als „Individualitätsindikator“ in einer menschlichen Sichtweise über individualisierende Charakteristiken sichtbar ist, d.h. was als Ausdruck bestimmter Eigenschaften gelten kann: ernst, dümmlich, naiv, traurig … drückt sich aus als Knopfaugen, dicke Füße, großen Nase … in der Art einer von uns entworfenen Figurensprache. Aber abgesehen von unseren Figurensprachen ist andererseits, zumindest rein das Existenzielle betreffend klar, dass Tierindividualität an sich, wenn auch in einer wahrscheinlich sehr unterschiedlichen Form, besteht.

Vielleicht wollen wir den Individualitätsausdruck von Tieren aber, der wohl anders verläuft (die uns fremdartige Tierindividualität), auch durch unsere gewählten Schwerpunkte in der Visualität ersetzen, und die Überschneidungen, die sich in den tierlich-menschlichen Abbildungen ergeben – die bei den Stofftieren und Cartoon Figuren zu finden sind – üben mitunter die spezielle Faszination aus, weil sie wiederum ins für uns unbegrenzte und unbegreifbare laufen oder ausufern können.

Hingegen die dokumentierenden Abbilder dessen, was wir als Lebensrealität der Tiere bezeichnen, d.h. z.B. die Tier-Dokumentationen, werfen in erster Linie Licht auf Beobachtungen die unter rein biologistischen Gesichtspunkten angestellt werden, und hüten sich dadurch in zweiter Linie bewusst vor vermenschlichenden Attributisierungen. Die Akzentsetzung, wie z.B. auf das Paarungs- und Fressverhalten bei Tieren, machen allerdings auch eine Einstellung klar, in der weitere und für uns unauffälligere Tätigkeiten von Tieren gar nicht sichtbar und bedeutungslos sind. Uns scheinen also (aus einem Mangel einer neuerschlossenem perpektivischen Breite) nur wenige Verhaltensweisen von Tieren greifbar zu sein, und so schließen wir darauf zurück, dass das, was für uns in unserem Interesse an Tieren relevant ist, auch das ist, was für Tiere relevant sei.

Biologische Highlights wie sie in Tier-Dokumenationsfilmen zu sehen sind, fallen bei einer individuierten Mensch-Tier Begegnung weg. Solche Begegnungen müssten anders kontrastiert und entschlüsselt und das gegenseitige Verhalten anders übersetzt werden. Doch eventuell fehlen uns hierzu einige kommunikativen Nuancierungen. Zumindest müsste vorerst ein biologistisch ausgerichteter Bezugsrahmen wegfallen.

Vielleicht verdeutlicht sich in dem psychologisch komplexen Phänomen der Verniedlichung von Tieren unsere Distanz zu ihnen am stärksten. Dass wir sie allein als Abbilder in ihrer Erscheinung akzeptieren wollen, verdeutlicht, dass unsere primäre Beziehung zu ihnen eigentlich eine sekundäre ist: wir interessieren uns nicht auf einer Ebene der Einmaligkeit, die sich erst über eine individuelle Qualität in der Mensch-Tier Begegnung ausdrücken kann, sondern wir übernehmen die Beurteilungen und Herangehensweisen anderer oder der Allgemeinheit, usw. Das Verhältnis zu nichtmenschlichen Tieren in ihrer Identität ist ethisch von unserer Seite her tatsächlich so entindividualisiert, wie die reellen Situationen in die wir diese „anderen Tiere“ befördern.

Aber trotzdem, was mögen wir gerade an Stofftieren oder an Tiercharakteren im Bereich von Cartoons und Kinderbuchillustrationen? Mir fällt allgemein bei vielen tierlichen Figuren auf, dass sie oft betont vermenschlichte Züge tragen. Ist es, dass etwas tierlich anmutendes, einer Figur einen „neutralisierenderen“ (oder in anderer Weise „besonderen“) Anstrich geben kann, als eine ausschließlich anthropomorph anmutende Figur das könnte? Und liegt das am tatsächlich „tier-charakteristischen“? Tragen „menschliche“ Figuren hingegen wiederum Züge, die wir mit menschlichen Eigenschaften, Charakterzügen und Klischees assoziieren, von denen die tierlicheren Formen frei sind, weil sie etwas anderes bieten, mit dem wir uns eventuell teilweise lieber assoziieren? Kommt daher die Vermischung beider Attribute („menschlich“, „tierlich“)? Was verkörpern Tierfiguren für uns?

Auch ist interessant, dass während Stofftiere eher mit „individuelleren“, charakteristischen, aber auf jeden Fall vermenschlichten, anthropomorphen Zügen auftreten, schematische Tierabbildungen, die sich eindeutiger auf Tiere beziehen sollen und nicht den Knuddeltier-Status für menschliche Niedlichkeitsbedürfnisse genießen, dass Tierfiguren oder Abbildungen wie Piktogramme, die sich figurativ „faktisch“ auf nichtmenschliche Tiere selbst beziehen sollen, wiederum in ihrer Darstellung mit optischen Entindividualisierungsformen arbeiten.

Oder ist das Knuddeltier-Phänomen gar eine Ableitung oder Fortführung des ausbeuterischen Aspekts? Dass wir die schönen Seiten, die uns genehmen, für uns positiven Seiten von nichtmenschlichen Tieren, zu unseren Zwecken – welchen auch immer – einsetzen. Dass wir die Distanz zu den Tieren in so einer komplizierten psychologischen Form einzementiert haben?

Ich hatte einmal eine Idee, dass alle Firmen die Tierfiguren und -abbildungen in irgendeiner Form verwenden, den Tieren, die sie in Abbildungen für ihre Werbung, etc. verwenden, über die finanzielle Unterstützung von Tierrechts-Organisationen oder Tier-Sanktuarien, usw. helfen sollten. Wäre das nicht fairer?

Aber man könnte sagen, dass wir nichtmenschliche Tiere durch unsere Sichtweise – ob als Knuddeltiere oder als Werbesymbol – erst veredeln … – doch ist das wirklich so? Wenn wir nun statt den Tieren als Knuddeltiere oder Werbebilder, andere Figuren nehmen würden, Menschen, Blumen, Kristalle, Sterne oder Häuser, usw., dann würde das Bedürfnis, ich bin mir da ganz sicher, nach Tierabbildungen, wieder irgendwo auftreten.

Vielleicht versuchen wir ja unsere gestörte Beziehung zu Tieren über unsere Abbildungsweisen von Tieren zu kompensieren, und machen uns dadurch vor, dass wir mit der übergeordneten Identität der „nichtmenschlichen Tiere“ keine Probleme haben, dass allerdings die echten Tiere gar keine richtigen knuffigen Tiere wie Biene Maja, Micky Maus und die Tigerente sind. Dass wir die tierische Seite dieser Figuren respektieren, aber die echten Tiere sind nur biologische „Evolutionismen“ oder schließlich Apparate. Aber, kann man denn überhaupt sagen, dass die tierische Seite allein durch die Gestalt gegeben ist? Wohl schon, denn um Mensch zu sein reicht ja auch die Gestalt – innerlich und äußerlich – oder? Oder befindet sich allein der Mensch auf irgendeiner Metaebene? Wenn ja, vielleicht kann man genauso davon ausgehen, dass das Tierrecht auch eine Metaebene bildet.

Wir geben der Tiererscheinung nur dann einen Sinn, wenn sie durch uns fassbar ist. Tiere sind für uns aber nicht in der letzten Konsequenz fassbar. Ihre Andersartigkeit entzieht sich unseren Wertvorstellungen. Selbst Tierverteidiger machen keinen Hehl aus ihrer Neigung, Tiere als Piktogramme oder niedliche Mitgefühl hervorrufende Fauna oder als ewige Tier-Opfer zu vermassen und damit zu entindividualisieren – obwohl diese Bewegung von Liberation, von Befreiung spricht. Ein hohes Ideal!

Aber wie wäre das, nichtmenschliche Tiere zu sehen als ein „Du“ und als ein „ich“ dem man begegnet und das man respektiert, auch wenn man von so einem „Du“ oder so einem „ich“ im Prinzip wenig Ahnung hat?

Ich sehe keinen Sinn darin, meine Sicht auf vorgefertigte Bilder zu reduzieren – weder durch Biologismen, Anthropomorphismen, noch durch konzeptuelle Metaebenen, die ausschließlich das eigene Denken als ein Denken erfassen können –, solange damit einem seienden Individuum sein Wert (als einem solchen) entzogen wird.

Die Zeichnungen stammen von Farangis Yegane www.farangis.de. Der Text von Palang LY.

Kann sls PDF gedownloaded werden.

Und mit Grüßen an Iris.

 

Kritische Tierstudien

Tierrechtler*innen und Tierbefreier*innen sollten mit den Grundlagen der kritischen Tierstudien vertraut sein und sie nicht mit den Tierstudien oder mit den Human-Animal-Studies verwechseln > siehe dazu unten die einführenden Worte der Gründer des ICAS. Auch sollte der entschieden aktivistische Ansatz der kritischen Tierstudien, so wie er in deren Gründungsphase angedacht und formuliert wurde, nicht zugunsten einer wenig hilfreichen zu starken Annäherung dieser drei Gebiete verwässert werden, in der gegenwärtigen Situation, in der eine weitere Klärung tierobjektifizierender Strukturen in Gesellschaften und Kulturen unbedingt notwendig ist.

Auch unsere Ansätze sind schwerpunktmäßig abgegrenzt, aus anderen Gründen. Nichtsdestotrotz möchten wir aber gerade in einer Bewusstmachung von allgemeinen Unterschieden in Herangehensweisen den Aspekt der Multiperspektivität stärker in den Vordergrund rücken, in Anlehnung an solch einen Ansatz, wie er kürzlich von Aph Ko in ihrem Buch Racism As Zoological Witchcraft: A Guide to Getting Out (2019) durchformuliert wurde; wir haben uns auf diesen Gedanken bezogen in unserem upgedateten Eintrag > https://simorgh.de/about/multidimensionaler-aktivismus-statt-intersektional/

Relative Kritik schließt sich an der Kritik an …

Wir haben uns für eine Weile mit den kritischen Tierstudien befasst, uns aber in Sachen Tierrechtsprogressivität in eine andere Richtung bewegt, da wir manche für uns klareren Standpunkt zu unterschiedlichen Kernfragen nur eher über eine Art eigener Ausdifferenzierung erlangen konnten.

Auch mussten wir mit ‘gewissem Bedauern’ feststellen, dass zwar der dringend nötige politischere Anspruch als bei den Tierstudien erhoben wird, man diesem aber nicht in aller Konsequenz versucht gerecht zu werden: Auch hier ergab sich, dass gewisse Herangehensweisen und Positionen ‘isolationistisch’ behandelt wurden, während, aus unserer Sicht eher problematische Normvorstellungen und dazugehörige Paradigmen, in der Erzeugung von theoretischen Ansätzen unhinterfragt kolpotiert wurden.

Einige der Autor_innen auf unserer Webseite sind beim Institute for Critical Animal Studies und allgemein im Bereich der critical animal studies aktiv. Wir wählten diese Autor_innen aber nicht anhand ihrer Affiliationen aus, sondern spezifisch wegen der von ihnen behandelten Themen in den spezifischen, jeweiligen Texten.

Wir haben dem ICAS einige Übersetzungen unter einer Creative Commons Lizenz zur Verfügung gestellt, die sie hier einsehen können. Nunmehr sind wir aber in keiner Weise mehr aktivistisch für das ICAS tätig.

Über die Fundamente dieses, als multiperspektivisch-arbeitend aufzufassenden Ansatzes in der Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung, und die Gründung des Institute for Critical Animal Studies durch Anthony J. Nocella und Steven Best, haben wir folgende Texte übersetzt, die wir nun im März 2023 für unser sich im Aufbau befindendes Tierrechtarchiv überarbeitet haben >

E-Reader: Gruppe Messel, ISSN 2700-6905 > Jahrgang 5, 2023, Heft 6 > https://d-nb.info/1282609521/34

Was sind kritische Tierstudien? Grundlagen und Gründungsgeschichte des Institute for Critical Animal Studies [ICAS]. Übersetzte Textmaterialien

Die Geschichte des Institute for Critical Animal Studies … 5
Was sind kritische Tierstudien: eine Einführung … 7
Anthony J. Nocella: Eine Konfliktanalyse innerhalb der Umwelt- und der Tierrechtsbewegung: Reflektionen über die Allianzenpolitik in der Praxis … 10
Was ist Eco-Ability … 32

(rev 26.07.23)

 

Ein Nichtmensch, ein Objekt, ein Mehrzweck?

peace

Palang LY

Tiere als Nummern

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Das kontroverse israelische Projekt http://269life.com emphatisiert und subjektifiziert das Tier, das stellvertretend für das Tieropfer einer karnistisch-speziesistisch funktionierenden Gesellschaft steht, während solch ein Kunst- / Designprojekt wie das „Pig 05049“ der Niederländerin Christien Meindertsma, das in ihrer Arbeit tokenisierte nichtmenschliche Tier entindividualisiert und objektifiziert.

Ein Nichtmensch, ein Objekt, ein Mehrzweck?

Der Guardian veröffentliche am 27. März 2010 ein Essay des amerikanischen Autoren und Journalisten Bill Buford [1] über eine Arbeit der niederländischen Designerin Christien Meindertsma, in der sie Fotografien von Nebenprodukten aus der Fleischindustrie, als all das, was aus einem Schwein so gemacht wird, zentriert auf ein Tier: „Pig 05049“, als Rohstoffquelle, darstellt.

Aus Tierrechtssicht halte ich die Arbeit von Meindertsma für bedenklich, aus Gründen, die ich weiter unten anreißen will. Der Artikel aus dem Guardian jedoch, sowie auch ein Artikel aus dem Stern über eine Ausstellung Meindertsmas im Jahr 2008 zum „Pig 05049“ [2] und das gesamte Pressebild zu Meindertsmas Studien, machen aber bereits klar, warum die Arbeit der Designerin eine zweischneidige Angelegenheit ist, wenn sie derart problemlos (und d’accord mit unserem Alltagsspzeisismus), rezipiert werden kann, als eine willkommen geheißene Ermutierung zur Objektifizierung von nichtmenschlichen Tieren im agraindustriellen Komplex.

Der Tierrechtler und Vorstand des europäischen Zweigs des Animals and Society Institute (http://www.animalsandsociety.org/) Kim Stallwood, hält zum Artikel Bufords über Meindertsma aus dem Guardian fest:

Das kleine Schweinchen beim Guardian

Ein interssanter Artikel im samstags erscheinenden farbigen Wochendmagazin des Guardian. Er bestand aus einem Fotoessay als Auszug aus dem Buch Pig 05049 von Christien Meindertsma und einem Essay des Autoren Bill Buford. Interessant aus zweierlei Hinsicht.

Zuerst: Das Fotoessay dokumentiert 185 (naja, einige) Produkte, die aus einem geschlachteten Schwein hergestellt werden, einschließlich Apfelsaft (Gelatine), Puzzleteilen (Knochenleim) und Sandpapier (nochmals Knochenleim). Was immerhin beweist welche Herausforderung es darstellt, vegan zu leben. Einige würden behaupten es ist eine sinnlose Übung. Eine Unmöglichkeit. Ich würde sagen, dass der Weg zum Veganismus wichtiger ist, als die Ankunft am seinem Ziel.

Der zweite interessante Punkt ist dieser: warum müssen Menschen, die darüber schreiben, dass sie bei der Schlachtung eines Tiere teilgenommen haben, den Akt immer romantisieren? Und das Ganze mit sentimentalem Quatsch aufladen, um den Anschein der Profundität zu erwecken? Buford schreibt zum Beispiel: “Das Blut sammelt sich in einem Eimer. Ich rührte es damit es nicht koaguliert. Man gab mir eine Kelle und sagte, ich solle mal probieren. Ich war vom Geschmack überrascht, der vital, energiespendend und ‘glücklich’ war.” Was genau ist glücklich am Probieren des Blutes eines Schweins, das man gerade getötet hat? Und dann folgt diese pseudo-moralisierende und nichtssagende Entschuldigung für die Missetat. [3]

“Der Aufwand benötigte vier Mann. Das Schwein wusste was geschah. Sie war stark. Sie kämpfte. Da gab es kein Schweinequieksen. Es war ein weit offener Schrei. Sie schrie laut und hörte nicht auf, bis nachdem für einige Sekunden, und nicht mehr als einige Sekunden, in ihr Herz gestochen war. Der Schrei ging bis in die höheren Klangregister; ein hochstimmiges, bellendes Klagen, das mein Gehirn nicht als normal herausrastern oder empfinden konnte. Dann, gerade als ich das Seil am Bein des Tieres festmachte, schaute sie mich an, ganz genau, und sah mir in die Augen. Weshalb mir? Vermittelte mein Gesicht unter den anderen Gesichtern dieser abghärteten Traditionalisten etwa Unbehagen? Der Halt funktionierte wie eine Klampe. Ich wollte mich abwenden. Tat es aber nicht.” [4]

— — —

Wie konnten die Fotografien aus der Designarbeit von Meindertsma so problemlos in diesem Zusammenhang ihren Platz finden? Ist eine Auflistung und Darstellung von Tierkörperteilen und der Stoffe, die aus ihnen gewonnen werden, bereits eine Stellungnahme in der einen oder anderen Weise?

Meindertsma sieht in ihrer Arbeit “grundsätzlich den Produktkatalog [eines] Schweins”. Das “schönste” findet sie, in einer TED Rede unter dem Titel: “Wie Teile vom Schwein die Welt zum Drehen bringen” (vom Juli 2010), ist die Verwendung der Herzklappe des Tieres, die eine Operation am menschlichen Herzen unter nur minimalstem Eingriff ermöglicht. Abschließend sagt sie, dass sie am meisten an Rohmaterialien insgesamt interessiert sei, und ein bisschen auch an Schweinen. [5]

Die Ästhetik der Objektifizierung

Randy Malamud, Fellow am Institut für Tierethik der Uni Oxford, formuliert ein wichtiges Argument im Kontext mit einem Werkzyklus der türkischen Künstlerin Pinar Yolacan (Titel: “Perishables”), in der Hühnerkörper als künstlerisches Ausdrucksmittel und Accessoire verwendet werden:

“Ich frage mich, wenn ich durch Yolacans Linse auf eine Frau und ein Huhn blicke, eine Frau in einem Huhn: Wo ist das Huhn? Ja, das Tier ist da, aber da gibt es kein “da”. Das einzige huhnhhafte in diesen Bildern ist ein Negativum: die Abwesenheit eines Huhns, die Verhöhnung eines Huhns, die Zerstörung eines Huhns, die perverse menschliche Transformation eines Huhns.

Ich möchte damit nicht sagen, dass es die Last dieser Kunstwerke sein müsse, das huhnhafte des Huhns zu hinterfragen, aber ich bin ökologisch empört über das durchdringliche Versagen menschlicher Kultur […] dabei, die Intergrität, das Bewusstsein, die echte Gegenwart anderer Tiere in unserer Welt ernsthaft anzuerkennen.” [6]

Wie weit darf eine ästhetisierende Objektifizierung gehen, insbesondere auch dann, wenn sie unter anderem der Veranschaulichung dient, wie im Fall des Buches Pig 05049 von Christien Meindertsma sowie bei anderen Designern, Künstlern und deren Arbeiten, im Allgemeinen?

Was Meindertsma anbetrifft: Als Veganer kennen wir alle Listen tierlicher Inhaltstoffe und ihrer Derivate. Eine partielle Liste im schön gemachten Format ist eigentlich nicht zweckdienlich, auch wenn sich über Ästhetik streiten lässt.

Das Buch Pig 05049 wird aber für 44 Euro bei enem veganen Onlinehandel feilgetobten. Aufmerksam wurde ich, nachdem ich sah, dass die Vegane Gesellschaft Deutschland es auf ihrer Fcaebook-Seite bewarb und keine Veganer_In dort Anstoß am Ganzen nahm. [7]

Es fehlt selbst Veganer_innen an Speziesismus-Sensibilität. Entindividualisierung, Objektifizierung, die Ästhetisierung von Gewalt gegen Nichtmenschen, die vorgegebene Neutralität die wir häufig in den unterschiedlichen spezisistischen Rhetoriken antreffen – auch im künstlerischen Format … all das sind Themen, mit denen wir uns viel mehr auseinandersetzen müssen.

[1] Bill Buford: From one pig: 185 products, The Guardian, Saturday 27 March 2010 http://www.theguardian.com/artanddesign/2010/mar/27/from-one-pig-185-products. Der Text wurde inzwischen wegen Ablauf der Nutzungsrechte von der Webseite des Guardian entfernt.

[2] Albert Eikenaar: Eine tierisch versaute Idee, Der Stern 23. Juli 2008, http://www.stern.de/kultur/kunst/ausstellung-eine-tierisch-versaute-idee-632030.html

[3] Kim Stallwood: Little Piggy at The Guardian, http://www.kimstallwood.com/2010/03/29/the-little-piggy-at-the-guardian/. Übersetzung der Blogeintrags (ohne dem Zitat aus dem Guardian) Palang Y. Arani-May, mit der freundlichen Genehmigung von Kim Stallwood. Siehe hierzu auch: This little piggy… Christien Meindertsma photographs the 185 products that came from one pig, The Guardian, Saturday 27 March 2010, http://www.theguardian.com/theguardian/gallery/2010/mar/27/185-products-one-pig-gallery

[4] Bill Buford: From one pig: 185 products, a.a.O. http://www.theguardian.com/artanddesign/2010/mar/27/from-one-pig-185-products

[5] TED, Christien Meindertsma: Wie Teile vom Schwein die Welt zum Drehen bringen http://www.ted.com/talks/christien_meindertsma_on_pig_05049.html

[6] Randy Malamud: Vengeful Tiger, Glowing Rabbit, in: The Chronicle of Higher Education, July 23, 2012, http://chronicle.com/article/Vengeful-Tiger-Glowing-Rabbit/132951/?cid=cr&utm_source=cr&utm_medium=en

[7] Vegane Gesellschaft Deutschland, der betreffende Eintrag auf ihrer Facebookpage https://www.facebook.com/photo.php?fbid=589879337720155&set=a.159698390738254.28272.154920631216030&type=1&theater

Alle Zugriffe vom 17. September 2013.