Radikale Selbstfürsorge und Tierbefreiung

Die radikale Selbstfürsorge und der Gedanke sozialer Gerechtigkeit verbindet eine lange gemeinsame Geschichte, die zurückgeht bis zur abolitionistischen- und zu der Anti-Sklavereibewegung des späten 18. und des frühen 19. Jahrhunderts. Es gibt ein Zitat von einer schwarzen Frau namens Mrs. Wittington, das, so finde ich, wirklich den Geist dessen erfasst, was die radikale Selbstfürsorge in der Bewegung sozialer Gerechtigkeit bedeutet:

Wir wollen leben und nicht einfach nur so von Tag zu Tag existieren – so wie ihr oder irgendein Mensch es auch will.

Als Tieraktivist_innen können wir diesen Anspruch erweitern auf den Einbeschluss aller Lebewesen. Als Lebewesen wollen wir mit Würde leben, und ich denke, dass wir uns genau dafür einsetzten können – für diese Bedeutung der Würde, nämlich, dass das Leben über die bloße Subsistenz oder das von-Tag-zu-Tag-existieren hinausgeht. Das ist ein zentraler Punkt, und wir sollten dazu imstande sein, dass dies in unserem eigenen individuellen Leben für uns irgendwie fühlbar wird, damit wir das Bewusstsein in unsere aktivistische Arbeit in einer erweitert kreativen und informierten Art und Weise hineintragen können.

Aus: Anastasia Yarbrough: Radikale Selbstfürsorge in Erwägung ziehen: Tierrechte – denn das Leben zählt, https://simorgh.de/about/yarbrough-radikale-selbstfuersorge/.

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Bild: International Bird Rescue Center, http://www.bird-rescue.org/

Anastasia Yarbrough: Radikale Selbstfürsorge in Erwägung ziehen: Tierrechte – denn das Leben zählt.

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Farangis G. Yegane: left: Ma’at above the city; right: Io.

Anastasia Yarbrough

Radikale Selbstfürsorge in Erwägung ziehen: Tierrechte – denn das Leben zählt.

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Eine Präsentation gehalten bei: Neither Man Nor Beast: Patriarchy, Speciesism and Deconstructing Oppressions, eine Webkonferenz organisiert von Animal Liberation Ontario, Kanada, die am 23. Februar 2014 stattgefunden hat. Originaltitel: Contemplating Radical Self-Care: Animal Rights as if Life Matters. Übersetzung: Palang L. Arani-May, mit der freundlichen Genehmigung von Anastasia Yargrough.

Mike: Anastasia ist in den Bereichen: Tierrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz seit über zehn Jahren tätig. Sie ist ein ehemaliges Vorstandsmitglied des Institute for Critical Animal Studies, gegenwärtig Mitglied des beratenden Gremiums des Food Empowerment Project und Fellow beim Centre for Whole Communities. Beruflich arbeitet sie in Ashville, North Carolina, an Projekten zur Förderung des ‚community empowerment’. […]

Anastaia: Hallo allerseits! Ich bin also hier um über die Möglichkeiten der radikalen Selbstfürsorge zu sprechen und der Titel meiner Rede ist: „Die radikale Selbstfürsorge in Erwägung ziehen: Tierrechte – denn das Leben zählt.“ Was mich dazu inspirierte diese Rede hier zu halten oder diese Konversation hier zu führen, darüber, was die radikale Selbstfürsorge für uns als Aktivist_innen bedeuten kann, auch in Hinsicht auf die Gemeinschaftsbildung, ist meine Erfahrung als Aktivistin, und im Speziellen ein Praktikum bei einem Schutzhof/Lebenshof und wie ich dort nach Unterstützung suchte, aber nicht wusste, wie ich in solch einem Raum danach fragen könnte.

Die Kultur des Schutzhofes bestand nicht darin, den Aktivist_innen in Sachen derer gegenseitigen Unterstützung zu helfen – auch nicht damit wir dadurch den Tieren vielleicht besser helfen könnten sich selbst helfen zu können – es war eher so, dass Gefühle überhaupt nicht zählten. Was auch immer du fühlen magst, du musst alles runterschlucken und „tun was für die Tiere zu tun ist, denn deren Leid ist viel größer als dein eigenes“. Dagegen ist nichts einzuwenden. Es ist schwer deine Gedanken zu kommunizieren, wenn dieser Art der Kommunikation einfach kein Raum gegeben wird. […]

Ich komme also aus dieser Richtung. Als ich mehr Aktivist_innen begegnete, die ähnliche Erfahrungen nicht allein in Schutz-/Lebenshöfen machten, sondern allgemein in Tierrechtsräumen, verstärke sich in mir der Eindruck, dass dies doch ein Thema ist, über das wir in den Tierrechten sprechen sollten. Was es also heißt uns selbst zu helfen, so dass wir damit auch anderen helfen können. Vor diesem Hintergrund betrachtet sollte klar werden, was ich hier mir ‚radikaler Selbstfürsorge’ meine.

Die radikale Selbstfürsorge und der Gedanke sozialer Gerechtigkeit verbindet eine lange gemeinsame Geschichte, die zurückgeht bis zur abolitionistischen- und zu der Anti-Sklavereibewegung des späten 18. und des frühen 19. Jahrhunderts. Es gibt ein Zitat von einer schwarzen Frau namens Mrs. Wittington, das, so finde ich, wirklich den Geist dessen erfasst, was die radikale Selbstfürsorge in der Bewegung sozialer Gerechtigkeit bedeutet:

Wir wollen leben, und nicht einfach nur so von Tag zu Tag existieren – so wie ihr oder irgendein Mensch es auch will.

Als Tieraktivist_innen können wir diesen Anspruch erweitern auf den Einbeschluss aller Lebewesen. Als Lebewesen wollen wir mit Würde leben, und ich denke, dass wir uns genau dafür einsetzten können – für diese Bedeutung der Würde, nämlich, dass das Leben über die bloße Subsistenz oder das von-Tag-zu-Tag-existieren hinausgeht. Das ist ein zentraler Punkt, und wir sollten dazu imstande sein, dass dies in unserem eigenen individuellen Leben für uns irgendwie fühlbar wird, damit wir das Bewusstsein in unsere aktivistische Arbeit in einer erweitert kreativen und informierten Art und Weise hineintragen können.

Es gibt noch ein anderes sehr schönes Zitat, und zwar von Helen Howard, das ziemlich bekannt ist und das ich wirklich liebe. Es geht um das Überleben und das glückliche Fortbestehen:

Wir kennen die Probleme und wir sehen sie, weil wir so dicht an ihnen dran leben. Wir wissen, dass wir ein Verantwortungsbewusstsein haben, und wir – einige von uns – haben versucht manche der Ziele, die wir selbst nicht erreichen konnten, der Kindern weiter zu vermitteln. Bin ich der-/diejenige, der/die nach meinem Bruder/meiner Schwester schaut? Ich? Ich muss es sein.

Ich finde dieses Zitat in seiner Bedeutung sehr wichtig, denn eine radikale Selbstfürsorge ist nicht nur eine Grundvoraussetzung zur Verbesserung der eigenen Lebensqualität, sie fördert uns auch als Individuen im Sinne einer aktiven Form der Selbstermächtigung.

In der Tierrechten musste ich mir das selbst beibringen, das sich selbst stark machen, um den Mut zu haben ‚da zu sein’, und ‚da zu sein’ wenn es drauf ankommt. Dessen bedarf sich die Zeit dafür zu nehmen und den Raum dafür zu schaffen, um auch nach mir selbst zu schauen zu können. Und dazu braucht es auch eine Gemeinschaft und eine Kultur, die dies unterstützt.

Eine andere Erweiterung der radikalen Selbstfürsorge existiert heutzutage auch in der Form spiritueller Praktiken, die sich mit den Gedanken sozialer Gerechtigkeit verbinden. Es gibt zahlreiche Organisationen und Gemeinschaften, innerhalb der Bewegungen für soziale Gerechtigkeit, die sich damit auseinandersetzten. Viele unterschiedliche spirituelle Praktiken, wie die Meditation, die Kontemplation, Yoga, Rituale, die auf traditionellen afrikanischen Religionen begründet sind, und andere traditionelle Praktiken, sind zu Werkzeugen der Selbstermächtigung für Einzelne und Gemeinschaften geworden. Ich würde auch so weit gehen, zu sagen, dass die radikale Selbstfürsorge ein Thema ist, das auch insbesondere in der Intersektionalität seinen Platz einnimmt – so wie bei Organisationen wie dem Food Empowerment Project, überhaupt innerhalb der Nahrungsmittelgerechtigkeitsbewegung, und auch in der Arbeit von Aktivistinnen wie Beispielsweise [von der Mitbegründerin des VINE Sanctuary] pattrice jones. Von diesem Punkt aus weitergehend will ich beschreiben, was die radikale Selbstfürsorge für die Tierrechte und für Tierrechtsaktivist_innen ganz spezifisch bedeuten kann.

pattrice jones hat vor vier oder fünf Jahren ihr Buch „Aftershock“ veröffentlicht – ich will es hier jetzt nicht im Detail beschreiben, aber es geht mir um etwas, das in diesem Buch steht, und ich empfehle jedem das Buch einmal zu lesen. Es ist ein optimales Werkzeug für Aktivist_innen, spezifisch für Tierrechtsaktivist_innen, um zu lernen, wie wir uns selbst dabei helfen können traumatische Erlebnisse zu verarbeiten – wie das Bezeugen von Bildern und Szenen der Gewalt, Folter und Verstümmelung oder ausgelöst durch die Arbeit in der Tierrettung. Dies ist harte Arbeit. Und zur emotionalen Unterstützung eignet das Buch ganz hervorragend. pattrice jones schreibt darin, und das gefällt mir sehr gut, dass „umso früher wir lernen, die Zeichen von Stress und Depression in uns selbst und bei anderen zu erkennen, und umso früher wir lernen daraufhin zu reagieren, umso stärker kann unsere Bewegung werden.“ In anderen Worten heißt das, wenn du anderen helfen möchtest, so musst du auch auf dich und deinen eigenen Körper achten.

Ich denke das ist ein sehr schönes Statement, indem nicht allein auf die Bewegung als eine kollektive Intention geschaut wird, sondern auch auf die Bewegung als eine Fähigkeit in unserem eigenen Leben, hinsichtlich dessen, wie wir aus eigener Kraft in unserer Welt navigieren, auf sie reagieren, wie wir uns selbst in unserer Welt behandeln, in den Räumen in denen wir uns befinden. Ich denke das ist eine außerordentlich wichtige Praxis für diese Bewegung, die so wichtig ist, wie die Bewegung selbst.

Ich umreiße dieses Thema hier nur und habe leider keine spezifischen Tipps umd Mittel dafür, wie man sich selbst am besten helfen kann und wie die radikale Selbstfürsorge genau auszusehen hätte. Ich möchte eher eine Konversation über dieses Thema halten, da es bislang nicht diskutiert wurde, und, ich möchte unserer Gemeinschaft einen Anstoß dazu geben, einmal darüber nachzudenken, und vielleicht sogar selbst kreative Ideen zu entwickeln, wie wir uns im Ganzen wirklich selbst schätzen lernen können, so dass dies auch eine gemeinschaftstiftende Wirkung haben kann.

Ich selbst sehe die radikale Selbstfürsorge für die Einzelne oder den Einzelnen als einen stark an die Gemeinschaft gebundenen Prozess. Was bedeutet, dass wir den Raum dazu auch wirklich haben sollten, und dass unsere Gemeinschaften hoffentlich stabil genug sind, damit solch ein Schauen nach-sich-selber dort auch eine entsprechend wichtige Funktionen einnehmen kann, statt bloß unangenehme Pflicht oder was gänzlich vernachlässigenswertes zu sein.

Radikale Selbstfürsorge heißt, dass uns unser Leben soviel bedeutet, dass wir begreifen, dass das Leben an und für sich etwas bedeutet. Leben – so, dass jedes Leben zählt. Die Gemeinschaft spielt in der Formung unseres Lebens eine wichtige Rolle und sie kann diesen Wert in uns stärken. Und, obwohl das ein ganz essentieller Punkt ist, und tatsächlich ein Bedürfnis für solch eine radikale Selbstfürsorge existiert, gehen wir diesen Dingen zumeist aber nicht nach. Es ist für uns Aktivist_innen schwer, hart an der Praxis unserer Prinzipien zu arbeiten, wenn wir keine Gemeinschaft haben, die uns darin unterstützt, und wenn wir niemanden haben, an den wir uns vertrauensvoll wenden können oder wenn wir keinen Raum der Teilhabe finden können.

Die radikale Selbstfürsorge gibt uns aber als Individuen die Stärke dazu, uns selbst helfen zu können, so dass wir damit letztendlich auch den Tieren dabei helfen können, sich zu helfen … . Es ist wirklich schwer „da zu sein“ für jemanden, wenn man selbst so erschöpft ist, dass man noch nicht einmal kooperativ mit den Mitaktivist_innen an Kampagnen arbeiten kann. Wir können keine Outreach-Arbeit machen oder vegane Aufklärungsarbeit betreiben, wenn wir dauerhaft unter Schock stehen bzw. zutiefst belastet sind durch all die Bilder und das ganze negative Feedback, das wir im Bezug auf die unfassbar dramatische Notlage der Tiere durch alle Institutionen hindurch erleben.

Damit also umgehen zu lernen und den Raum und die Zeit für eine radikale Selbstfürsorge als Gemeinschaft zu finden, stärkt uns Schritt für Schritt, als die Individuen die wir sind, damit wir so die Kraft, den Mut und die Würde in uns finden können, um einfach da zu sein und zu sagen: „Nein! Ich stehe hierfür auf und ich habe die Kraft das zu tun und es ist gut so. Ich weiß, dass wir uns in unseren Gemeinschaften gegenseitig unterstützen können und ich vertraue darauf.“

Am Aufbau unserer Gemeinschaft zu arbeiten und füreinander da zu sein, ist ein essentieller Teil der Anti-Oppressionsbewegung. Es ist einfach stressig und entmutigend sich mit Menschen zu umgeben, denen dein Wohl als Mit-Tier vollkommen egal ist. Es ist schwer jegliche Form der Arbeit gut zu vollbringen oder unser Leben zu transformieren, wenn wir ständig von anderen Mit-Aktivist_innen entmutigt werden, denen das alles egal ist oder die eine Haltung vermitteln, als ob es nicht in Ordnung wäre, dich als Mit-Tier zu unterstützen. Das darf nicht der Kanon der Tierrechtskultur sein. Es geht uns darum, den Tieren zu helfen, und solch eine Haltung wäre fatal rigide; es lähmt den Geist in solch einem disfunktionalen oppressiven Raum verfangen zu sein.

Ich stelle mir stattdessen eine vollkommen dynamische, tief-verbundene, sich erweiternde Tierbefreiungsbewegung vor, die Aktivist_innen in allen Räumen ihres Aktivismus unterstützt, gleich wo ihr Eintrittspunkt sich befindet – egal woher sie kommen. Die Leute dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden und ihre Präsenz zuzulassen, sie echt und ganz sein lassen, während sie diese harte Arbeit vollbringen … und nicht nur immer mit uns befasst zu sein, während wir andere bei dieser schweren Arbeit gerade mal abwerten. Es ist wirklich eine schwere Arbeit.

Einfach da zu sein, seine Gegenwart zu zeigen und offen und ehrlich auf das zu reagieren, was wir jeweils in einem Moment gerade beobachten und erleben, offen und ehrlich auf den Schmerz zu reagieren und die furchtbaren Dinge die Tieren geschehen zu bezeugen, braucht den Mut mit diesen Gefühlen fertig zu werden. Es zertrümmert deinen Geist, das zu fühlen. Und es ist niemals genug, was du tun kannst. Oder ist es die Kultur in der wir uns befinden, die uns das Gefühl vermittelt, dass nichts genug sein kann, dass du letztendlich selbst nichts tun kannst, und dass deine Gefühle dabei eigentlich nicht zählen?

Ich würde also denken, dass solche eine persönliche Arbeit an einer radikalen Selbstfürsorge respektiert werden sollte, und nicht als sinnlos, als überflüssig oder als dem-Aktivismus-nicht-dienlich abgetan werden sollte – insbesondere dann, wenn es eben um Nichtmenschen und Tierrechte geht. Ich stelle mir unter solch einer radikalen Selbstfürsorge vor, dass Aktivist_innen dann wenn es drauf ankommt, die Energie und die Kraft haben sollten für die Tiere aufzustehen, da unsere Gemeinschaften oder die Tierrechtsgemeinschaften unterstützend und für-das-Leben-sorgetragend und das-Leben-bejahend sind – dann und dort, wo wir in kulturell und ökologisch nachhaltig-denkenden und -funktionierenden Gemeinschaften gedeihen und wachsen können. Gemeinschaften, die durch das eigene Beispiel zeigen, dass wir so leben können, dass alles Leben und jedes Leben zählt.

Ich möchte also diese Hoffnung für die radikale Selbstfürsorge hinausschicken, und hoffe, dass dies eine Konversation darüber anregen kann, so dass wir in solch einem Prozess voneinander lernen und Ideen dafür entwickeln können, wie wir dem Leben in den Tierrechten affirmativer gegenüberstehen können: Unseren eigenen Leben und dem Leben der anderen.

Meine Zusammenfassung für diese Präsentation endete mit der Frage: Wie navigieren wir den Sturm der Oppressionen und überstehen das Ganze in einem gesunden Zustand? Ich fände es gut wenn Ihr Euch mal darüber Gedanken macht, was es heißt „durch den Sturm der Oppressionen zu navigieren“, und, was es heißt dies „gesund zu überstehen“. Was ist Gesundheit? Ich will Euch sagen, was ich darüber denke und möchte diese Konversation gerne im Bezug auf diese beiden Punkte weiterführen. Wenn ich hier von „Gesundheit“ spreche, so meine ich die Gesundheit in einem eher ganzheitlichen Sinne. Du bringst Dein ganzes Selbst mit ein und Du bist gut. Du bist einfach gut! Du bist nicht von Selbstzweifeln zerfressen, Du bist ganz bei der Sache und bist dabei in einem gesunden Zustand – ich meine damit eine Art des Zustands der Entfaltung, ein „Erblühen“. Ich liebe den Begriff eines Zustands der Entfaltung (flourishing condition) und Ihr könnt das wie auch immer interpretieren, ich denke es ist eine schöne Art, das eigene Leben und die eigenen Lebenserfahrungen zu beschreiben – so wie etwa: „ich bin in einem blühenden Zustand!“

Stellt Euch also vor, wie wir, wenn wir in solch einer blühenden Verfassung sind, wie dann unser Bezug verläuft zu uns selbst, zu anderen Menschen, zu anderen Tieren, zur Umwelt und zum Raum im allgemeinen – letztendlich also zu unserer ganzen Gemeinschaft. Die radikale Selbstfürsorge wird dann zum fortwährenden Verhandeln und zum fortwährenden Austausch, als ein Weg dessen, wie wir uns in die Dinge einbringen können und wie wir auch wieder aus ihnen hinaustreten können. Wir können so, in unserer Beziehung zu uns selbst im jeweiligen Augenblick, unseren eigenen Takt finden. Wir sollten in unseren Beziehungen den Mut, die Würde und die Kraft besitzen, offen als „echter“ Mensch kommunizieren zu können – d.h. einfach als derjenige der man ist da zu sein, und nicht das Gefühl haben zu müssen, dass man sich hinter irgendjemandem verstecken oder Selbstzensur betreiben müsse.

Es geht um ein beinahe kompromissloses Mitgefühl, um Offenheit und Authentizität. Stellt Euch als Euer echtes Selbst vor, das Ihr wirklich seid und wie Ihr Eure Beziehung zu anderen Tieren herstellt. Wie Ihr durch sie gewinnt, in jedem Moment, ob in der faktischen Begegnung oder indirekt, durch Erlebnisse und Begebenheiten, die wir über sie untereinander kommunizieren: Nachrichten über sie, Geschichten, die von ihnen handeln oder was auch immer wir von ihnen bezeugen, was wir von ihnen vermittelt bekommen.

Das kommt von ihnen! Und die Gedanken, die ihr habt stammen also auch von ihnen. Die Wichtigkeit dies erkennen und differenziert erleben zu können, ist wichtig. Dabei müssen wir Geduld mit uns selbst dazu haben, eine noch bessere Verbindung einzugehen und noch genauer und tiefgründiger zu schauen, wo all diese unterschiedlichen Wesen denn eigentlich genau herkommen.

Die Geduld mit sich selbst ist sehr wichtig, und die Güte mit sich selbst, denn dies ist auch Teil Deiner Arbeit. Eure Beziehung zu eurer Umwelt und den Räumen, in denen ihr Euch bewegt, beinhaltet die allgemeine Beziehung zum Ort und wie wir mit unserer Umwelt umgehen – ob das in einer veganen Boutique ist oder bei uns zuhause, wir bewegen uns darin, leben darin. Unsere Beziehungen zu unseren Nachbarn, unsere Beziehungen überhaupt, unsere ökologische Beziehung zum Ort, drückt sich in der einen oder anderen Weise aus. Und zwar auf der ganzen Ebene.

Zu all dem als ganzes Wesen einen Bezug herzustellen, ist etwas Entscheidendes, für einen selbst, für die Mitmenschen und für die anderen Tiere, die ebenfalls an diesen Orten leben. Der Bezug muss positiv aufgebaut werden. Man sollte seine nichtmenschlichen Nachbarn eben so kennenlernen, jedes Individuum für sich, und alle und alles wiederum im Bezug zur ganzen Gemeinschaft. Und mit der ganzen Gemeinschaft meine ich wirklich die Interspezies-Gemeinschaft und die ökologische Gemeinschaft, „den Boden auf dem wir gehen“ quasi, so auch die Gemeinschaft, mit der wir vielleicht häufiger zusammen unsere Mahlzeiten teilen.

Übung spielt auch in diesem Zusammenhang eine Rolle, und zwar dabei, wie wir all die verschiedenen Aspekte unseres Lebens (das heißt auch unseres ganz individuellen Lebens) zusammenfügen, und dabei Schritt für Schritt durch diese Monströsität hindurch navigieren. Vielleicht sollte ich hier nicht von Monströsität sprechen, sondern davon, wie wir Unterdrückung navigieren und dabei immernoch uns selbst und unseren Beziehungen treu bleiben, ganz dabei bleiben, die Bodenhaftung nicht verlieren, die Echtheit und eine umfassende Liebe bewahren.

Das klingt vielleicht romantisch wenn ich das so sage, aber ich lerne mit dieser Art der Perspektive jeden Tag etwas darüber hinzu, wie ich in der Welt navigiere und mir dabei selbst als Aktivistin meine Kraft verleihe. Ich denke, dass die radikale Selbstfürsorge bedeutet, zu den Wurzeln des eigenen Ich zu finden und herauszufinden, was es ist, das wir brauchen um die Dinge zu überstehen und damit wir wachsen können. Sich in gegenseitigen, respektvollen, gerechten, liebenden Beziehungen mit anderen zu befinden, ist meiner Meinung nach eine Praxis, die sich von Tag zu Tag entwickelt. Ich denke es hilft, diese Geflechte als Praxis zu behandeln, um sich die Augeblicklichkeit dabei vor Augen zu halten und um dabei immer auch zu sehen, wie ich an jedem gegebenen Tag die Beziehung mit mir selbst und die Beziehung zu den anderen herstelle:

–         Bin ich einfach nur frustriert, bin ich wütend, betreibe ich ungerechtfertigte Anschuldigungen anderer, hab andere Leute satt oder versteh ich einfach nicht worum es gerade geht?
–         Wie stelle ich meinen Bezug zu anderen Tieren her?
–         Mit wem habe ich an diesem Tag in meinem Leben interagiert?
–         Weiß ich überhaupt, was mit den Tieren, mit denen ich in einer Gemeinschaft lebe, los ist?
–         Habe ich ein gutes Verhältnis mit meiner Home Base?
–         Was ist meine Beziehung mit der Umwelt und dem Raum gerade jetzt?
–         In welchem Bezug stehe ich zu dem Ort, an dem ich lebe, und wie gehe ich mit diesem Ort um, wie bewege ich mit an diesem Ort?
–         Wie ist meine Beziehung zur ganzen Gemeinschaft?
–         Fühle ich etwas, stehe ich in Verbindung? Fühle ich die Sonne auf meinem Gesicht?
–         Bin ich in Harmonie mit all meinen Bezugspunkten/Beziehungen?

Diese Art der Fragestellung hilft mir darin, mich zu suchen und zu finden, um mich daran zu erinnern, dass all dies Leben ist, und dass das Leben zählt.

Man kann als Aktivist_in nicht stark, empowered und in seiner Hilfeleistung effektiv sein, wenn man mit seinem Leben nicht im Einklang steht. Ich möchte daher abschließend nochmal diesen Punkt betonen und hoffe, dass wir verstärkt einen Dialog über die Wichtigkeit einer radikalen Selbstfürsorge als Praxis auf der individuellen Ebene, so wie auch auf der Gemeinschaftsebene, führen können. Es geht also um die Praxis der Kultivierung lebensbejahender Werte. Es reicht nicht aus, die Muster von Unterdrückung zu erkennen, dann aber keine Werkzeuge an der Hand zu haben oder keine ausreichende Bodenhaftung zu haben, um diese Problemkomplexe umfassender zu begreifen und in Konsequenz auf sie zu handeln. Ich denke diese Praxis kann uns dabei helfen, mit den konkreten, gegebenen Problemen im jeweiligen Moment in einer lebensbejahenden Art und Weise umzugehen.

Ich möchte meine Rede damit an dieser Stelle enden lassen. Ich denke ich habe genug gesagt. Die Diskussion über dieses Thema scheint mir in Hinsicht auf unsere Gemeinschaft wirklich wichtig. Ich würde daher nun gerne einige Eurer Fragen beantworten. Mike können wir zum Diskussionsmodus wechseln?

Mike: Ja sicher, das war toll. Danke Anastasia!

Frage 1: Hast Du den Eindruck, dass Deine Arbeit als Aktivistin, seitdem Du diese radikale Selbstfürsorge für dich anwendest, einfacher geworden ist? Und welche Phasen waren für Dich die schwierigsten?

Frage 2: Könnte man sagen, dass aktiv und informiert zu sein, an und für sich bereits eine Handlung radikaler Selbstfürsorge ist?

Zu der ersten Frage, ob dies mir emotional bei der Arbeit als Aktivistin geholfen hat, möchte ich sagen: Ja, in einem gewissen Maße hat es das. In dem Sinne, dass ich über die Zeit auf diese Weise mehr Widerstandsfähigkeit entwickelt habe, so dass ich genau darum Bescheid weiß, welche der schwierigen Hauptarbeitsschwerpunkte ich zu einem bestimmten Zeitpunkt angehen will, und dass ich auch den Mut dazu habe, die für mich damit verbundenen Problematiken mit anderen zu besprechen.

In anderer Hinsicht gibt es da schon noch Probleme. Viele Punkte, die ich hier angeschnitten habe, drücken Ziele und Ideale aus und entsprechen nicht so ganz dem, was wirklich geschieht – vor allen Dingen nicht auf der Gemeinschaftsebene.

Ich habe die Kraft einer radikalen Selbstfürsorge leider noch nicht innerhalb von Aktivist_innen-Gruppen erleben können. Und das ist mit der Zeit auch nicht leichter oder besser geworden. Die Aktivist_innen-Gruppen sind imemrnoch vorwiegend ein Raum der Rängeleien und des Konflikts, ohne dass sich jemals dabei vernünftige gemeinsame Lösungen finden würden. Das ist schon ermüdend und stellt eine eher unangenehme Herausforderung dar.

Was die zweite Frage betrifft, ob ich denke, dass Aktivismus und Informiertheit an erster Stelle überhaupt selbst eine Form der radikalen Selbstfürsorge darstellen? Vielleicht. Informiertheit in dem Sinne, dass man fähig ist und den Mut dazu hat, diesen Grad an Grausamkeit zu bezeugen; diese Art der Informiertheit, als eine aktive Form radikaler Selbstfürsorge … ich würde sagen, dass das definitiv ein Akt des vehementen Mitgefühls ist, aus der die radikale Selbstfürsorge lernt. Aber ich würde nicht sagen, dass es an sich schon eine komplette Art radikaler Selbstfürsorge ist. Die radikale Selbstfürsorge orientiert sich mehr an den Verläufen, an Prozessen und bedarf des Feedbacks im Sinne des: „Ich erhalte diese Information von der Welt und nun ist ‚radikale Selbstfürsorge’ das, wie ich darauf reagiere. Gehe ich einen Schritt zurück? Habe ich den Mut an dieser Stelle überhaupt Fragen zu stellen? Und wenn nicht, woraus besteht meine harte Arbeit eigentlich, oder was ist die Arbeit, die ich leisten müsste um mich damit sicherer zu fühlen, stärker, und um besser mit diesen Gefühlen umgehen zu können?“

Mit Gefühlen meine ich, dass wenn ich Handlung ergreifen will, zum Beispiel gegen den illegalen Handel mit wildlebenden Tierarten, aber das Problem ist so riesig und gigantisch, und die Bilder, die ich sehe sind so furchtbar und kaum zu ertragen, und ich höre niemals, dass etwas Gutes geschieht in der Sache – das überrollt einen einfach. Wenn ich dann nicht davon überzeugt bin, dass ich etwas auch von dort aus tun kann, wo ich gerade bin, dann sollte meine harte Arbeit nicht gerade an dieser Stelle zum Einsatz kommen. Der Akt der radikalen Selbstfürsorge ist, zu wissen, immer wieder zu evaluieren und zu re-evaluieren, wo mein Einsatz mich erwartet.

Amie Breeze Harper: Rasse als eine „nebensächliche Angelegenheit“ im Veganismus: Eine Hinterfragung des Weißseins, geopolitischer Privilegien und der Philosophie des Konsums „tierqualfreier“ Produkte

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Jahrgang 1, Nr. 2, Art. 1, ISSN 2363-6513, August 2014

Rasse als eine „nebensächliche Angelegenheit“ im Veganismus: Eine Hinterfragung des Weißseins, geopolitischer Privilegien und der Philosophie des Konsums „tierqualfreier“ Produkte

Amie Breeze Harper [1]

Titel der englischsprachigen Originalfassung: Race as a “Feeble Matter” in Veganism: Interrogating whiteness, geopolitical privilege, and consumption philosophy of “cruelty-free”products. Journal for Critical Animal Studies, Volume VIII, Issue 3, 2010 (ISSN1948-352X). Übersetzung: simorgh.de.

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Zusammenfassung: Im Kontext feministischer Geographie, von Rassenpolitik und mit Studien über Verzehr und Konsumverhalten, habe ich, innerhalb der „Outreach“-Modelle des Mainstreams im Veganismus und in den Bestsellern vegan-orientierter Buchveröffentlichungen, selten, wenn überhaupt, eine Zurkenntnisnahme der unterschiedlichen sozio-historisch rassifizierten Epistemologien rassisch nicht-weißer Gruppen beobachten können. In den weißen veganen Mainstream-Medien besteht eine unterschwellige Annahme, dass Rassifizierung und die Schaffung veganer Räume miteinander in keinerlei Verbindung stehen könnten. Doch ist Raum, ob vegan oder nicht, rassifiziert und gleichzeitig auch sexualisiert und vergeschlechtlicht [gendered], was Individuen und räumlich-/örtliche Identitäten in direkter Weise affiziert. Rassifizierte Orte und Räume bilden eine Grundlage dafür, wie wir unsere sozio-räumlichen Epistemologien entwickeln; diese Epistemologien sind aus diesem Grunde rassifiziert. Dieses Essay befasst sich mit Beispielen dessen, wie Epistemologien des Weißseins sich in der veganen Rhetorik in den USA manifestieren, und versucht eine Erklärung darüber abzulegen, weshalb eine „post-rassische“ Herangehensweise des veganen Aktivismus durch eine anti-rassistische und „farbigkeits-bewusste“ [color-conscious] Praxis ersetzt werden muss.

Schlagworte: Kritische Weißseinsstudien, Rassismus, feministische Geographie, Veganismus

TIERAUTONOMIE,  Jg. 1 (2014), Heft 2.

Rasse als eine „nebensächliche Angelegenheit“ im Veganismus: Eine Hinterfragung des Weißseins, geopolitischer Privilegien und der Philosophie des Konsums „tierqualfreier“ Produkte

Menschen, die vegan leben, enthalten sich tierischer Produkte (in Hinsicht sowohl auf die Ernährung als auch auf alle anderen Zwecke). Die Kultur des Veganismus selbst stellt in sich aber keinen Monolithen dar, sondern setzt sich aus vielen unterschiedlichen Subkulturen und Philosophien aller Orte in der Welt zusammen, rangierend von Punks, die aus strikten Tierrechtsgründen vegan sind, bis zu Leuten, die sich aus persönlichen Gesundheitsgründen vegan ernähren oder Menschen, die aus religiösen und spirituellen Gründen vegan leben (Cherry, 2006; Iacobbo, 2006). Beim Veganismus geht es nicht allein um den Verzicht des Verzehrs und Gebrauchs tierlicher Produkte; sondern es geht auch um das fortwährende Streben darum, sozio-räumliche Epistemologien des Konsums zu schaffen, durch die ein kultureller und räumlicher Wandel bedingt werden kann; es geht um die kritische Infragestellung der Dominanz des Narrativs des Konsums von Tierprodukten, das in der sozio-historischen, sowie in der Nation-stiftenden Rhetorik der Vereinigten Staaten, eine zentrale Rolle einnimmt und vorherrschend ist. Innerhalb meines Interesses für feministische Geographie, Rassenpolitik und die Studien über Konsum und Verzehr, konnte ich beobachten, dass die „Outreach“-Modelle des Mainstreams im Veganismus und in den Bestsellern vegan-orientierter Buchveröffentlichungen, selten, wenn überhaupt, aber solche unterschiedlichen sozio-historischen rassifizierten Epistemologien zwischen dem weißen Status quo einer Mittelklasse und der Kollektivität anderer rassischer Gruppen, wie den Afro-Amerikaner_innen, den chinesischen Amerikaner_innen oder den amerikanischen Ureinwohner_innen, zur Kenntnis nehmen. In den weißen veganen Mainstream-Medien besteht eine unterschwellige Annahme, dass Rassifizierung und die Schaffung veganer Räume miteinander in keinerlei Verbindung stehen könnten. Doch ist Raum, ob vegan oder nicht, rassifiziert (Dyer und Jones, 2000; McKittrick, 2006; McKittrick und Woods, 2007; Price, 2009) und zugleich auch sexualisiert und vergeschlechtlicht [gendered] (Massey, 1994; Moss, 2008), was Individuen und räumlich-/örtliche Identitäten in direkter Weise affiziert. Wie Menschen ihre Wissensbasis entwickeln, hängt unmittelbar mit den verkörperten Erfahrungen der Orte und Räume zusammen, durch die wir hindurch navigieren. Wissenschaftler aus dem Bereich kritischer Geographien der Rassen, gehen sogar davon aus, das die Welt komplett rassifiziert ist.

David Delaney, ein Geograph der im Bereich kritischer Rassentheorie arbeitet, fragt: „Was heißt es für Geograph_innen, die Annahme einer vollständig rassifizierten Welt ernst zu nehmen?“ (Price, 2009). Als schwarze feministische Geographin und Theoretikerin kritischer Rassenstudien nehme ich ernst, dass rassifizierte Orte und Räume eine Grundlage dessen bilden, wie wir unsere sozio-räumlichen Epistemologien entwickeln; diese Epistemologien sind daher rassifiziert.

Das kollektive Wissen in der weißen US-amerikanischen Mittelklasse über Räume und die Bezugnahme darauf, und auf all die Objekte und Lebensformen, die diese Räume besiedeln, stehen mit der physischen und sozialen Platzierung dieser Demographie innerhalb einer rassifizierten Hierarchie in Verbindung, in der

[…] sie als normal, nicht-rassifiziert, universal und als Status quo naturalisiert werden; Weißsein als die Norm steht im Mittelpunkt in der Wissensgenerierung und der Schaffung von Raum und Macht in den USA.

Zudem,

[ist] für farbige Menschen, als Opfer von Rassismus/weißem Überlegenheitsdenken, Rasse ein Filter, durch den sie die Welt betrachten. Weiße blicken nicht auf die Welt durch diesen Filter rassischen Bewusstseins, auch wenn sie selbst eine Rasse [2] bilden. Dieses Privileg, ihre eigene Rasse zu ignorieren, verschafft Weißen einen gesellschaftlichen Vorteil, der sich von jedem Vorteil, der aus der Existenz diskriminatorischen Rassismusses resultiert, unterscheidet. [Grillo und Wildman] gebrauchen den Begriff des Rassismusses/weißen Überlegenheitsdenkens zur Betonung der Verbindung zwischen dem Privileg Weißer, ihre eigene Rasse zu ignorieren, und dem diskriminatorischen Rassismus. (Grillo und Wildman 1995, 565)

In diesem Essay werde ich die Begriffe Weißsein und weißes Privileg als Synonyme für diese Erklärung von Grillo und Wildman über ‚Rassismus/weißes Überlegenheitsdenken’ gebrauchen. Was uns Geograph_innen im Bereich der kritischen Rassestudien anbetrifft, wie verstehen wir also die Funktionsweise des Weißseins als Epistemologie innerhalb der Macht und Schaffung von Räumen? Ich welcher Form beeinflussen rassifizierte Geographien des Ausschlusses/der Einbeziehung nuancierte und verdeckte Handlungsweisen des Weißseins und weißer Privilegien im Rahmen eines rassischen Status quo? Wie manifestieren sich diese Akte verdecken Weißseins und des weißen Privilegs – selbst wenn unverschuldet und unbewusst – in Räumen des Veganismus? In einer rassifizierten Nation lebend, in der die Epistemologien und Ontologien dieser Demographie im Mittelpunkt angesiedelt sind, sind sich die US-Amerikaner_innen kollektiv dessen nicht bewusst, dass dieser „Mittelpunkt“ die Realitäten derjenigen nicht reflektiert, die sich nicht in solchen weiß-privilegierten Räumen des Einschlusses befinden.

Rassifizierte Räume schaffen rassifizierte psychische Räume. Arnold Farr bezieht sich darauf als ein rassifiziertes Bewusstsein – ein Begriff, der besonders in seiner Anwendung auf diejenigen Menschen hilfreich ist, die nicht so ganz verstehen, dass sie verdeckte Handlungen des Weißseins/weiß-priviligierten Rassismusses begehen können, während sie sich gleichzeitig im TR/VEG-gründenden sozialen Aktivismus betätigen. Ein ‚rassifiziertes Bewusstsein’, so definiert der afro-amerikanische Philosoph Dr. Arnold Farr diesen Begriff,

[…] ersetzt den Rassismus als den traditionell operativen Begriff in den Diskursen über Rasse. Das Konzept des rassifizierten Bewusstseins kann uns dabei helfen, zu erkennen, in welchen Weisen das Bewusstsein in Hinsicht auf rassistische soziale Strukturen geformt ist …

Der Begriff eines ‚rassifizierten Bewusstseins’ hilft dabei zu verstehen, weshalb selbst ein weißer Liberaler, der in guter Absicht handelt und am Kampf gegen den Rassismus teilnimmt, unbeabsichtigt selbst eine Form des Rassismusses fortsetzten kann (Farr, 2004).

Bekannte vegan-orientiere Buchveröffentlichungen in den USA, wie Vegan: The New Ethics of Eating (Marcus, 2001), Being Vegan in a Non-Vegan World (Torres and Torres, 2005), The Vegan Sourcebook (Stepaniak and Messina, 2000) und Becoming Vegan (Davis and Vesanto, 2000), die allesamt als eine Art veganer Bibeln für den veganen Status quo gehandelt werden, beziehen die Fragen nicht substantiell oder kritisch mit ein, in welcher Weise Rasse (Rassifizierung, Weißsein, Rassismus, Anti-Rassismus) beeinflusst, wie und warum jemand vegan ist, warum jemand über die vegane Praxis schreibt, sie weiter vermittelt und letztendlich vegane Räume schafft, um einen kulturellen Wechsel zu bedingen. Was aber bedeutet es, sich über Rasse bewusst zu sein, wenn jemand damit beginnt, beispielsweise ein Projekt vegan-orientierter Forschung zu betreiben? Dies ist Teil einer breiteren Auseinandersetzung darüber, wie Rassifizierung, Rasse und Weißsein innerhalb veganer Räume in weiß-dominierten Nationen funktioniert und sich manifestiert.

[…] So wie die Friedens- und die Umweltbewegung, so setzt sich auch die Tierrechtsbewegung vorwiegend aus weißen Personen aus der Mittelschicht zusammen. Andrew Rowan, ein Vizepräsident der Humane Society of the United States, sagte, dass Umfragen zeigten, dass der Anteil farbiger Menschen in der Tierrechtsbewegung „weniger als drei Prozent“ ausmache. Im April diesen Jahres nahmen 316 Personen aus 20 Bundesstaaten an der ersten ‚Grassroots AR Conference’ [Graswurzel-Tierrechtskonferenz) in New York City teil. Die Teilnehmerzahl (inklusive dem Gremium) farbiger Menschen zählte nur acht Personen. Wenn niemand rassistisch ist, warum ist die Bewegung dann innerlich so stark segregiert? (Hamanaka, 2005)

In ähnlicher Weise wie bei der zweiten Welle des US-amerikanischen Feminismus, der die heterosexuelle weibliche Erfahrung der Mittelklasse fälschlicherweise generalisierte und als Erfahrung sozialer Räume, von Macht und Kampf aller Frauen annahm, so geht auch die vegane Mainstream-Rhetorik von dieser falschen Annahme aus. Während der Veganismus selbst zwar entgegengesetzte Räume des Konsums schafft, die die Standardräume der amerikanischen karnizentrischen Ernährung in Frage stellen, so will dieses Essay doch genauer betrachten, wie die Praxis des veganen Mainstreams gleichzeitig sozio-räumliche Epistemologien des Weißseins schafft, die für die meisten weiß-identifizierten Personen aber unsichtbar bleiben.

Man kann interessanterweise davon ausgehen, dass die rassisch weiße Demographie in den USA, sich kollektiv des Rassismusses und des weißen Dominanzanspruchs, als einem fortlaufenden, institutionellen und systemischen Prozess, nicht bewusst ist (Tuana und Sullivan, 2007; Yancy, 2004). Zudem zeigt sich diese Ignoranz häufig als eine „postrassische“ oder eine „rasselose“ Herangehensweise, in der mit der Welt umgegangen wird. Das kann sich so manifestieren, dass geglaubt wird, eine Veranstaltung über Tierrechte, an der 308 weiße und 8 farbige Menschen teilnehmen, habe nichs zu tun mit der US-amerikanischen Geschichte (und Gegenwart) des institutionalisierten und environmentalen Rassismusses sowie dem Weißsein als Norm.

In einer „postrassischen“ oder „rasselosen“ Gesellschaft, so glaubt man, existiere kein Rassismus mehr, weil die Hautfarbe nicht mehr die Gleichheit vorbestimmt. In diesem Text werden die Begriffe „rasselos“ und „postrassisch“ in Anführungszeichen gesetzt, um dadurch zu reflektieren, dass diese Begriffe eine kodifizierte Sprache darstellen für ein „erwartetes Weißsein“ [Weißsein als Norm] (Kang, 2000), und dass „rasselos“ gleichzusetzen ist „mit einem Normalzustand des Weißseins“ (Nakamura, 2002). Die Konsequenzen einer „postrassischen“ Herangehensweise einer Person in der TR/VEG-Bewegung [3], ignorieren den sozio-historischen Kontext von Hautfarbe, sowie die Ausstaffierungen weißen Privilegs, was beides die Zugänge zu und die Generierung von lokalen und globalen Ressourcen mit beeinflusst; hiermit einbeschlossen sind die Ressourcen für vegane Produkte, die von Menschen in der TR/VEG-Bewegung in den USA gekauft werden. Selbst im Kreise des radikalsten Aktivismusses – so wie in den Bewegungen der Anti-Globalisierung, der Tierrechte, des Lebensmittelaktivismus über Erzeugermärkte, im Veganismus und in der Bewegung, die gegen den Wirtschaftskomplex indutriell betriebener Gefängnisse kämpft – erhält und repliziert sich dieses kollektive Unbewusstsein gegenüber weißen sozio-räumlichen Epistemologien als eine Form der Ignoranz (Appel, 2003; Clark, 2004; Nagra, 2003; Poldervaart, 2001; Slocum, 2006; Yancy, 2004).

Die Epistemologie der Ignoranz beinhaltet eine Betrachtung des komplexen Phänomens der Ignoranz. Ziel dabei ist es, die verschiedenen Formen zu identifizieren, genauer zu untersuchen wie sie generiert und aufrecht erhalten werden und welche Rolle sie in den Wissenspraktiken spielen … Manchmal nehmen [die Epistemologien der Ignoranz] eine Form an, indem diejenigen, die sich in ihrem Zentrum befinden, den Marginalisierten das Bescheidwissen darüber verweigern: man blicke dazu auf das im 19. Jahrhundert geltende Verbot für schwarze Sklaven, Lesen und Schreiben zu lernen. Andere Male begegnen wir [diesen Epistemologien] in der Form der eigenen Ignoranz des Zentrums gegenüber der Ungerechtigkeit, der Grausamkeit und dem Leid, wie der gegenwärtige Wahrnehmungsmangel weißer Menschen im Bezug auf Rassismus und die Dominierung durch Weiße/das Weißsein (Sullivan und Tuana, 2007).

Es ist dennoch aber auch wichtig anzumerken, dass nicht alle farbigen Menschen in den USA die Konsequenzen oder selbst die Existenz rassifizierter oder ethnozentrischer Epistemologien der Ignoranz als solche anerkennen. Dr. Charles Mills, der Verfasser von The Racial Contract, geht jedoch davon aus, dass sich die meisten schwarz-identifizierten Menschen in den USA dessen vollständig bewusst sind, dass ihr Bewusstsein „rassifiziert“ ist, und dass die epistemologische Norm in den USA dem Weißsein entstammt (Mills, 2007). Und das ist was mich an der weißen Ignoranz verblüfft: aufgrund verkörperter Erfahrung durch weiße Rassifizierung und Sozialisierung, die diese Demographie strategisch in Richtung einer kollektiven Ignoranz bezüglich Rasse lenkt, verneint die Mehrheit weiß-identifizierter Menschen in den USA, dass ihre Epistemologien und ihr ethisches Verständnis „rassisch“ sind (Sullivan und Tuana, 2007). Dr. Mills hat diese epistemologische Norm als eine Art weißer Ignoranz beschrieben:

[…] Eine Form der Ignoranz, die man als weiße Ignoranz bezeichnen könnte und die mit dem weißen Überlegenheitsdenken verbunden ist. Die Vorstellung eines vorliegenden kognitiven Handicaps einer Gruppe ist der radikalen Tradition in diesem Bereich nicht fremd, wenn nicht überhaupt normaler Bestandteil im Sinne ihrer „Ignoranz“. In der Tat ist das sogar ein direkter Folgesatz der Standpunkttheorie: wenn eine Gruppe privilegiert ist, muss sie sich im Verhältnis zu einer anderen Gruppe befinden, die eingeschränkt (handicapped) ist. Zusätzlich hat für mich dieser Begriff [der weißen Ignoranz] den Vorzug meine theoretischen Sympathien mit dem zu bekunden, was vielen wahrscheinlich als ein bedauernswert altmodisch und „konservatives“, realistisch-intellektuelles Rahmenwerk erscheinen mag – einem in dem Wahrheit, Falschheit, Fakten, Realität und Ähnliches nicht in ironische Anführungszeichen gesetzt werden. Der Ausdruck „weißer Ignoranz“ schließt die Möglichkeit einer kontrastierenden „Kenntnis“ mit ein (Mills, 2007).

Wie manifestiert sich solch eine Ignoranz in der veganen Praxis? Ich werde dies in der folgenden Sektion betrachten.

Rasse und Ethnizität in einer veganen- und Tierrechtsanalyse … ist das wirklich eine „nebensächliche“ Angelegenheit?

Von: Clara
Datum: 8. November 2007
An: sistahvegan98@mac.com
Betreff: Unter uns Veganern …

Hallo, mein Name ist Clara. Ich bin eine Highschool-Erstsemesterin und stieß, als ich einige Recherchen zur Misshandlung von Tieren anstellte, auf Deine Webseite über Dein Buch.

Ich finde es spannend, dass Du dich an vegane afro-amerikanische Feministinnen wendest, bin aber irritiert darüber, wie SEHR du alles mit Rasse und Ethnizität in Verbindung bringst. Ich möchte einfach nur sagen, dass ich ehrlich gesagt nicht daran glaube, dass die Rasse eines Veganers irgendetwas mit der Rettung der Tiere zu haben sollte, und damit, andere über Tierquälerei aufzuklären. Du schreibst über viele Themen, die mir den Eindruck vermitteln, dass Du irgendwann mal in Deinem Leben nicht stolz darauf gewesen bist, Afro-Amerikanerin UND vegan zu sein – wegen der Darstellung der meisten Veganer. Und das finde ich enttäuschend, weil Rasse, für mich, solch eine nebensächliche Angelegenheit ist. Es gibt einfach wichtigere Dinge im Leben als immer nur auf so etwas wie Rasse zu achten. Und ständig zu betonen, dass Rassethemen wichtiger sind als das, an was man glaubt, kommt mir irgendwie ignorant vor.

Naja, also danke für Deine Aufmerksamkeit: Clara :)

Diese Nachricht erhielt ich Anfang November 2007. Als Kulturgeographin, Akademikerin und Aktivistin, die sich mit der Analyse dessen befasst, wie Rasse, Klasse, Rassismus, Weißsein und geopolitische Lokalität die eigene Philosophie über TR/VEG formt, faszinierte diese Email mich. Diese junge Frau schrieb mir bezüglich meiner Webseite www.breezharper.com und meiner Anthologie schwarzer Veganerinnen, Sistah Vegan. Man muss nicht lange im Zeitraum der letzten ein zwei Jahre suchen, um festzustellen, dass Rasse in den USA keine „nebensächliche Angelegenheit“ ist: The Jena 6, der „nappy-headed hos“-Kommentar von Don Imus über das Frauenbasketballteam der Rutgers University und Megan Williams Peiniger, die sie als „Niggerin“ bezeichneten, während sie sie mit dem Messer malträtierten (Tone, 2007), sind einige Beispiele rassisch begründeter verbaler und/oder  physischer Gewalt.

Obgleich Rasse ein soziales Konstrukt ist, so existieren doch die offensichtlichen Konsequenzen dieses Konstrukts – in deutlichster Form das weiße Privileg, weiße Ignoranz und weißer Rassismus –, die alle Aspekte des Lebens in den USA und global in negativer Weise beeinflussen (Bell, 1992; Bell, 2005; Sullivan und Tuana, 2007; Wing, 2003). Diese Konsequenzen schließen den geopolitisch rassifizierten Konsum und eine geopolitisch rassifizierte Produktion veganer Produkte (dazu zählen sowohl Nahrungsmittel so wie auch Wissen als ein Produkt) für US-amerikanische Konsumenten, die zur veganen Tierrechtsbewegung zu zählen sind, nicht aus. Claras Email deutet darauf hin, dass sie sich dessen nicht bewusst ist, in welcher Weise eine geopolitisch rassifizierte Arbeitskraft, und solch ein Verbrauchersystem, es den Personen aus dem TR/VEG-Kreis in den USA ermöglicht, Zugang zu veganen Produkten zu haben.

Die Formulierung, dass etwas geopolitisch rassifiziert ist, habe ich für dieses Essay festgelegt. Darin inbegriffen ist eine Zusammenführung des Gedankens kritischer geopolitischer Theorie mit dem Begriff der Rassifizierung. Die kritische geopolitische Theorie wählt eine „kritische Perspektive auf die Kräfte der Fusionen zwischen geographischem Wissen und Machtsystemen“ (Dalby und Tuathail, 1996). Ich ergänze diese Fusion mit den Begriffen der Produktionssysteme und der Systeme des Konsums, nicht allein von Wissen/Erkenntnissen, sondern auch von materiellen Ressourcen, so wie Nahrungsmitteln, Bekleidung und [selbst bis hin zu] Gewürzen.

Rassifizierung im Zusammenhang mit Geopolitik bedeutet in anderen Worten, dass menschliche Produzenten und Konsumenten innerhalb dieses Machtsystems in „rassifizierten“ Körpern existieren, die sozial und geopolitisch in einem globalisierten kapitalistischen ökonomischen System lokalisiert sind. Solch eine „rassifizierte“ Ortung wirkt sich aus auf ihre Beziehungen zu und ihr Verständnis von Wissen/Erkenntnis und Materialerzeugung, Macht und Ignoranz. Dr. Radhika Mohanram, Professorin für Frauenstudien, Englisch und der Geopolitik rassischer Identitäten, erklärt:

[…] Es ist nichts ungewöhnliches darauf hinzuweisen, dass das Konzept von Rasse immer in Hinsicht auf die geopolitische Verteilung von Menschen artikuliert wurde. Rassische Unterschiede heißt auch räumliche Unterschiede, die ungleichen Machtbeziehungen zwischen verschiedenen Räumen und Orten werden reartikuliert als die ungleichen Machtbeziehungen zwischen den Rassen (Mohanram, 1999).

So hat zum Beispiel zwangsverpflichteter schwarzer haitianischer Zuckerrohrarbeiter in der Dominikanischen Republik eine andere Beziehung zu und Wahrnehmung von Zucker, als ein „freier“ weißer US-amerikanischer Veganer, der ein veganes Produkt verzehrt, das Zucker enthält, der von dem versklavten Dominikaner geerntet wurde. Zudem bedingt sich der eigene Sinn für „ethischen Konsum“ aus der geopolitischen sozialen und physischen Position (Barnett et al., 2005).

Vegane Schokoladen-, Zucker- und Baumwollprodukte (als vegane Alternative zu Wolle und Seide) sind Beispiele dessen, wie ein globalisierter Rassismus geopolitisch rassifizierte Hierarchien in der Nahrungsproduktion und in der tierproduktfreien Textilproduktion aufrecht erhält (Harper, 2010). Ich werde das Obige weiter erläutern, für diejenigen, die vielleicht nicht ganz verstehen, weshalb sie sich damit auseinandersetzen sollten, welche Auswirkungen ein unbeachtetes geopolitisch rassifiziertes Bewusstsein auf ihre Tierrechtsepistemologien hat und auf den Einsatz dieser Epistemologien durch einen veganen Konsumerismus und Verzehr/Konsum.

Es gibt Menschen außerhalb der USA, die Kakao unter den schlimmsten Bedingungen ernten, nur für die Produktion von Süßigkeiten – einschließlich schokoladehaltiger Zutaten, die man in verschiedenen veganen Nahrungsmitteln und Getränken findet. Es gibt tausende von Menschen auf den Kakaoplantagen, die als Sklaven arbeiten um Schokolade für die USA zu ernten. Die Elfenbeinküste exportiert fünfzig Prozent der Kakaobohnen, die in der globalen Herstellung von Schokolade verwendet werden (Hawksley, 2001).

Es existiert ein überraschend anmutender Zusammenhang zwischen der Schokolade und der Kinderarbeit an der Elfenbeinküste … mit der die Schokolade erzeugt wird, unter unmenschlichen Bedingungen und mit den extremsten Formen von Misshandlung. Dieses westafrikanische Land ist globaler Hauptexporteur von Kakaobohnen. Die Kinderarbeit ist somit relevant für die internationale ökonomische Gemeinschaft im Ganzen, durch Handelsbeziehungen und viele Akteure, die unumgänglich in dieses Problem mit einbezogen sind, ob das nun die Regierung der Elfenbeinküste, die Bauern, die amerikanischen oder europäischen Schokoladenhersteller oder die Konsumenten sind, die unwissend die Schokolade kaufen [Betonung hinzugefügt] (Chanthavong, 2002).

Zudem wurden im Jahr 2001 in Mali tausende Kinder als „vermisst“ gemeldet. Die Regierungsbehörden gehen davon aus, dass sich „schätzungweise 15.000 Kinder in der benachbarten Elfenbeinküste befinden und dort in der Kakaoproduktion arbeiten …  . Viele werden in den Landwirtschaftsbetrieben gefangen gehalten, und wenn sie versuchen zu fliehen, körperlich misshandelt. Manche dieser Kinder sind jünger als 11 Jahre alt“ (Hawksley, 2001).

Obgleich viele Veganer_innen in den USA glauben, dass ihr Konsum/Verzehr „gewaltfrei“ [cruelty free] ist, indem sie das Leben eines nichtmenschlichen Tieres dadurch retten, dass sie vegane Schokoladenprodukte essen, so verursachen diejenigen aber, die Kakaoprodukte aus dem nicht-fairen Handel kaufen, Grausamkeit [cruelty] gegen tausende von Menschen. Wenn ein Produkt nicht in einer Art und Weise gekennzeichnet ist, dass erkennbar wird, ob es durch faire und sweatshop-freie Praktiken produziert wurde, wie kann dann jemand wissen, ob dieses Produkt ohne Menschenquälerei erzeugt worden ist? Wer sind die nicht-weißen rassifizierten Populationen, die diese Schokolade unter Bedingungen der Grausamkeit und Gewalt ernten, und damit bestimmten [4] US-amerikanischen Veganer_innen dabei helfen eine moderne Ethik durch den Konsum veganer schokoladehaltiger Lebensmittel zu praktizieren? Die Antwort ist: Es sind Menschen die nicht zur weißen sozio-ökonomisch privilegierten Klasse gehören, die in den Vororten US-amerikanischer Städte lebt.

Seit dem Beginn der europäischen Kolonialisierung und dem europäischen (und heute auch dem US-amerikanischen) Streben nach „Zivilisierung“ und „Modernisierung“ der Welt, sind diejenigen, die die Schokolade, den Kaffee, das Zuckerrohr und den Tee geerntet haben, zu einem überwältigenden Anteil nicht-weiße rassifizierte Populationsgruppen gewesen (Mintz, 1986; Harper, 2010). Und dieses Muster setzt sich bis ins Jahr 2010 fort (Gautier, 2007; Hunt, 2007). In meinem Buch Sistah Vegan habe ich über den Schaden geschrieben, den die US-amerikanische Abhängigkeit von bestimmten Nahrungsmitteln, die aus dem globalen Süden bezogen werden, anrichtet:

Nicht allein verzehren wir in den USA unüberlegt [Un-]Lebensmittel, mit denen wir unserer Gesundheit massiv schaden, wir unterstützen auch den Schmerz, das Leiden und den kulturellen Genozid derer, deren Land und Volk versklavt und/oder ausgebeutet werden, für …. Sucrose, Kaffee, schwarzen Tee und auch Schokolade. Wenn auf einem Paket solch einer suchterzeugenden Substanz nicht „Fair Trade“ und „ökologisch nachhaltig/bio“ steht, dann stammt es mit aller Wahrscheinlichkeit von einer Firma, die den Menschen weniger zahlt als das Minimum von dem sie leben könnten, während sie auf Plantagen arbeiten, die giftige Pestizide verwenden und/oder auch das Recht verbieten, sich für die eigenen Menschenrechte zu organisieren … . Es sind unsere Abhängigkeiten, die Leid und Ausbeutung tausende Meilen weit weg verursachen, auf einer Zuckerplantage in der Nähe einer Stadt, die stark unter Verarmung und einer Unterernährtheit ihrer Bevölkerung leidet, nur weil auf deren Boden unser „Stoff“ angebaut wird, statt regionaler Getreide- und Gemüsesorten für die Bewohner selbst. Wir haben unsere suchtbedingten Konsumgewohnheiten fälschlicherweise mit „Zivilisiertheit“ verwechselt (Jensen, 2006). Die Briten, die ihre zuckrigen Tees schlürften, betrachteten sich selbst als „zivilisiert“, trotz der Folter und Versklavung, die es brauchte um diesen weißen Zucker bis in ihre Teetasse zu bringen (Harper, 2010).

Ich möchte auch behaupten, dass man das problematische Konzept der Modernität (was etwa gleichzusetzen wäre mit „Zivilisiertheit“) nicht übersehen darf, wenn man untersuchen will, wie ein weiß-rassifiziertes Bewusstsein und weiße Epistemologien der Ignoranz unsichtbar bleiben für die „post-rassischen“ Veganer_innen und Tierrechtsproponenten in den USA. Philosophisch [5] kann man die Menschen im TR/VEG-Aktivismus am besten beschreiben, als sich engarierend in einer Form des „ethischen Konsums.“ Jedoch innerhalb dieses „ethischen Konsums“,

[…] existieren unausgesprochene politische Annahmen, die mit dieser Praxis in Verbindung gebracht werden. Wie Tamás Dobos beschrieben hat, so geht es in Ungarn, wo der ethische Konsum gerade erst neu auftritt, nicht allein um den ethischen Konsum selbst: es geht auch darum, modern [Hervorhebung hinzugefügt] zu werden. Die ersten Aktivist_innen, die sich für [den ethischen Konsum] einsetzten, kamen aus Westeuropa und den Vereinigten Staaten, oder stehen mit solchen Leute in engem Kontakt, und ein immer wieder erscheinendes Motiv in den Diskussionen über den ethischen Konsum ist seine Verbindung zu einem okzidentalisierten imaginierten Westen, den die Osteuropäer nachahmen sollten. Es scheint, dass einige Formen des ethischen Konsums nicht verstanden werden können, ohne dies als eine Befürwortung einer bestimmten Art der Modernität zu sehen, die im Speziellen mit der EU in Verbindung gebracht wird (Carrier, 2007).

Obgleich Carrier sich auf die EU bezieht, so fallen mir doch die gleichen Philosophien als der Praxis des ethischen Konsums vieler US-amerikanischer TR/VEG-Organisationen zugrundeliegend auf, wie etwa bei der Organisation Vegan Outreach, die davon spricht die Grausamkeit gegenüber den nichtmenschlichen Tiere zu beenden, indem man, anstelle von Produkten, die auf tierlicher Milch basieren, Kakao der Firma Silk oder Schokoeis von Soy Delicious kauft (Vegan Outreach, 2007). Ich glaube das Vegan Outreach eine enorme Leistung darin vollbracht haben, Menschen über das Leid aufzuklären, das nichtmenschlichen Tieren durch Menschen zugefügt wird. Meine zwei Kritikpunkte lauten aber folgendermaßen, dass a.) die Tierrechtsaktivist_innen, die auf dem Vegan Outreach’s Guide to Cruelty-Free Eating [Vegan Outreach Ratgeber zur tierqualfreien Ernährung] zu sehen sind, alle weiß zu sein scheinen [6], und b.) das Vegan Outreach neuen Veganer_innen die Schokoladenprodukte von Silk und Soy Delicious in ihrem Ratgeber empfehlen (Vegan Outreach, 2007); die Kakaoquellen beider Produkte sind nicht Menschenqualfrei. Auf der Vegetarian Baby & Child Webseite werden die gefrorenen veganen „Soy Delicious“-Desserts von Turtle Mountain in folgender Weise beschrieben:

Die Firma ist nicht groß genug um Fairtrade-Schokolade einzukaufen, doch verwendet Turtle Mountain keinen knochengebleichten Zucker und die Produkte sind alle Bio. Zudem unterstützen sie das Sea Turtle Restoration Project – eine Organisation die dabei hilft, die Meeresschildkröten vorm Aussterben zu bewahren. Welchen besseren Grund gäbe es sich ein Sojaeis zu kaufen, als um damit den Meeresschildkröten zu helfen? (Veggies123.com)

Man wundert sich weshalb die Firma Turtle Mountain nicht einfach überhaupt keine Schokolade einkauft, wenn sie es sich nicht leisten können, fair gehandelte Schokolade einzukaufen. Zudem wird erwähnt, dass der Zucker vegan ist, aber man erfährt nicht, ob seine Herstellung die Ausbeutung von Menschen beinhaltete. Man kann davon ausgehen, dass Profit die Motivation dazu darstellt, weiterhin den Kakao von einer Quelle her zu beziehen, die nicht fair-trade ist. Auch kann man annehmen, das die Rettung von Meeresschildkröten und die Verwendung eines Zuckers, der ohne Knochenkohle raffiniert wurde, das ist, was dieses vegane Dessert zu einem „ethischen“ und „ohne Quälerei hergestellten“ Produkt macht, was bei vielen heutigen modernen TR/VEG Leuten in den USA eine positive Wirkung erzielt. Es ist nicht zu übersehen, dass die „Ethik“ einer geopolitisch rassifizierten Produktion von Nicht-Fairtrade-Kakao und -Zucker für Turtle Mountain (und seine Kunden), nicht im gleichen Maße wichtig genommen wird, wie die Garantie dessen, dass der Zucker „ohne Knochenmehl“ ist, und dass Meeresschildkröten ihr Recht auf Selbstbestimmtheit und Überleben erteilt wird. Wäre es anders gewesen, so nehme ich an, dass Turtle Mountain zahlreiche Beschwerden von seinen Kund_innen (oder Boykottaufrufe) erhalten hätte, mit der Aufforderung, dass man beginnen solle Zutaten aus fairem Handel zu kaufen.

Was die Bilder auf der Broschüre anbetrifft, die nur weiße Menschen dabei zeigen, wie sie sich im Tierrechtsaktivismus engagieren, wundert man sich, warum Vegan Outreach keine Bilder von rassisch verschiedenen Menschen zeigen, die dabei sind Flugblätter zu verteilen oder in irgendeiner anderen Form im Tierrechtsaktivismus tätig sind. Auf der zweiten Seite einer dieser Flugschriften sehen wir eine weiße Frau mit einem weißen Baby, die ihr Essen mit einem Truthahn teilt (Vegan Outreach, 2007). Auf Seite zweiundzwanzig sehen wir ein weißes Kind, das einen Apfel hält und das Kind wird als „junge_r Veganer_in“ beschrieben (Vegan Outreach, 2007). Auf Seite sechsundzwanzig sehen wir einen jungen weißen Mann, der gerade dabei ist, Literatur über die Tierverteidigung zu lesen (Vegan Outreach, 2007). Auf Seite siebenundzwanzig sehen wir ein Bild eines weißen Mannes, der einem Schwarzen eine ein Vegan Outreach-Flugschrift reicht (Vegan Outreach, 2007). Auf Seite achtundzwanzig ist ein junges weißes Mädchen zu sehen, dass Broschüren von Vegan Outreach verteilt (Vegan Outreach, 2007).

Die Kombination von Bildern weißer Menschen als Tierrechtsaktivist_innen gekoppelt mit Bildern, die für vegane Produkte werben, die Zucker und Schokolade enthalten, die nicht-fair geerntet wurden, durch die Arbeit nicht weißer rassifizierter Menschen, stellt für mich einen widersprüchlichen Ethos dar, bei denen, die Veganismus praktizieren und wie sie dies tun. Was mir merkwürdig erscheint, ist dass dies die Praxis hinter dem „tierqualfreien Verzehr“ [„cruelty-free eating“] bildet (daher der Titel dieses Vegan Outreach Ratgebers für Neulinge). Durch den ganzen Ratgeber hindurch wird kein einziges Mal das Vermeiden veganer Produkte erwähnt, die nicht als fair-trade gekennzeichnet sind, nicht aus Sweatshops kommen und keine heutigen Versklavungspraktiken von Menschen beinhalten. Welche Art geopolitisch rassifizierter „Ethik“ wird hiermit also generiert und verbreitet? In einem Interview, das im Jahr 2005 im Satya Magazine erschien, schreiben Sheila Hamanaka und Tracy Basile:

Es ist eine Sache, wenn eine weiße Person vegane Flyer verteilt, aber die Versuche weißer TR-Aktivist_innen anderen Kulturen ihre Agenda vorzuschreiben, erinnert in unangenehmer Weise an das geschichtliche Muster der Unterdrückung durch die dominierenden Nationen. Statt der „Demokratie“, exportieren die TR-Aktivist_innen ihre kulturellen Konzepte über die richtige Beziehung zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren (Hamanaka 2005).

Wird im Falle des Ratgebers von Vegan Outreach ein weiß-rassifiziertes neoliberales US-amerikanisches Konzept darüber, was richtige vegane Produkte sind, exportiert? Ist dies eine Konsequenz weißer Epistemologien der Ignoranz, von „Post-Rassischheit“ und Modernität der Praxis im TR/VEG-Aktivismus, ohne ein volles Bewusstsein darüber, wie all die verschiedenen Unterdrückungsformen miteinander verbunden sind (Harper, 2010; Smith, 2007), und kann es nicht sein, dass es ebenso „grausam“ [„cruel“] ist, Tiere zu essen, wie die Lebensmittel und die Textilien zu konsumieren/verbrauchen, die von versklavten Menschen auf Kakao-, Zucker- oder Baumwollplantagen erzeugt werden?

Um das noch einmal festzuhalten, ich kritisiere die Leute im TR/VEG-Bereich in den USA, die Produkte wie Silk oder Soy Delicious konsumieren, nicht. Meine Kritik richtet sich gegen die (weißen und nicht-weißen Personen), die meinen, „Rasse sei eine nebensächliche Angelegenheit“ im Tierrechtsaktivismus. Solche Menschen produzieren und praktizieren ihre eigenen „post-rassischen“ Epistemologien und ihre eigene Praxis einer TR/VEG- „tierqualfreien Ethik“. Zugleich ignorieren solche „post-rassischen“ Herangehensweisen aber die Abhängigkeit von der ausgebeuteten Arbeitskraft nicht-weißer rassifizierter Minderheiten, die außerhalb der Vereinigten Staaten leben – die Materialien für vegane Produkte produzieren, wie z.B. diejenigen Menschen, die Zucker in der Dominikanischen Republik ernten. [7] Eine Abhängigkeit, die in veganen Lebensmittelprodukten wiederzufinden sein kann; viele dieser veganen Leckereien sind nicht einschließlich daraufhin gekennzeichnet, ob ihre Erzeugung/Herstellung Praktiken der Grausamkeit gegenüber Menschen beinhaltet haben.

In der Dominikanischen Republik ist Onkel Toms Hütte nie verschwunden. Nahe der privaten Luxusresorts und ihrer Strände, verborgen hinter dem undurchdringbaren Vorhang des Zuckerrohrs, stehen die heruntergekommenen Barracken der Bateyes in Gruppen beieinander. In diesen improvisierten Dörfern, in denen es kein Wasser gibt, keine Elektrizität, keinen Schutz, leben [schwarze] haitianische Familien. Nachdem du den Eingang in die Bateyes gefunden hast, kannst du dich dem dort herrschenden Elend nicht mehr entziehen: die Männer arbeiten in den Zuckerrohrplantagen bis zur völligen Erschöpfung, die Frauen kämpfen um das Überleben ihrer Familien, die Kinder der haitianischen Eltern dort sind dazu verdammt, selbst wieder zu Sklaven zu werden.

Jedes Jahr überqueren etwa 20.000 Haitianer die Grenze zur Dominikanischen Republik, um auf den Zuckerrohrplantagen zu arbeiten. Dort werden sie der Zwangsarbeit unterworfen, ihre Freiheiten werden eingeschränkt, die Lebensräume sind inadäquat und die Arbeitsbedingungen gefährlich. Die Vereinigten Staaten sind der größte Verbraucher von Zucker aus der Dominikanischen Republik (Gautier, 2007).

Nochmal: Ich kritisiere nicht die Entscheidung von Menschen, Produkte zu konsumieren, die durch die ausbeuterische Arbeit nicht-weißer rassifizierter Menschen im globalen Süden hergestellt worden sind. Was mir Sorge bereitet, sind die Folgen, die einige Menschen aus dem TR/VEG-Bereich verursachen, durch ihre Verneinung und/oder Ignoranz gegenüber der Tatsache, dass „Rasse ein ernstzunehmendes Problem darstellt“ – auch in dem Moment, indem man ein Baumwollshirt, das nicht aus fairem Handel stammt, trägt, das mit einem Bild oder einen Slogan der für Tierrechte oder den Veganismus wirbt.

Ein Großteil der weltweit vermarkteten Baumwolle (eine vegane Alternative zu tierisch-basierenden Fasern) wird von Zwangsarbeitern in Usbekistan geerntet (Grabka, 2007). Kinder sind von dieser verachtenswerten Praktik der Arbeit unter sklavenähnlichen Bedingungen nicht ausgenommen. „Im Oktober 2004 gab ein Minister zu, dass 44.000 Schüler_innen und Stutent_innen die Baumwolle [in Usbekistan] ernteten“ (Grabka, 2007). Solange der „tierqualfreie“ Baumwollsweater kein Label trägt, durch das erkennbar wird, dass er über eine Fair-Trade Quelle bezogen wurde, und nicht unter Sweatshop-Bedingungen hergestellt wurde, existiert keine Garantie dafür, dass das Bekleidungsstück ohne menschliches Leid und/oder Sklaverei hergestellt worden ist. Und nochmal, die Menschen, die unmittelbar durch unfaire Bedingungen in der Baumwollerzeugung betroffen sind, sind keine weiß-rassifizierten Menschen und/oder sind durch ihre sozial-ökonomische Klasse privilegierte Menschen, die in den USA leben (Grabka, 2007). Und das ist keine „nebensächliche Angelegenheit“.

Als Clara schrieb, „Ich möchte einfach sagen, dass ich ernsthaft nicht glaube, dass die Rasse eines Veganers/einer Veganerin irgendetwas mit dem Ziel der Rettung der Tiere zu tun haben sollte, und damit, andere über Tierquälerei aufzuklären“, sprach sie da von einer privilegierten Position innerhalb der Moderne/Kolonialität und der privilegierten Seite der geopolitisch rassifizierten Produktion von Konsumgütern? Ramón Grosfoguel, ein Wissenschaftler, dessen Schwerpunkt die dekoloniale Theorie ist, verwendet den Begriff ‚Kolonialität’ um damit

[…] ‚koloniale Situationen’ in der Gegenwartsperiode [zu bezeichnen], in der koloniale Administrationen fast gänzlich aus dem kapitalistischen Weltsystem verschwunden sind. Mit ‚kolonialen Situationen’ meine ich die kulturelle, politische, sexuelle, spirituelle, epistemische und ökonomische Unterdrückung/Ausbeutung rassifiziert/ethnisch „untergeordneter“ Gruppen durch dominante rassifizierte/ethnische Gruppen [Hervorhebung hinzugefügt] mit oder ohne der Existenz kolonialer Verwaltungen. Fünfhundert Jahre europäischer kolonialer Expansion und Herrschaft formten eine internationale Aufteilung der Arbeit zwischen Europäer_innen und Nicht-Europäer_innen, die in der gegenwärtigen sogenannten ‚post-kolonialen’ Phase des kapitalistischen Weltsystems reproduziert wird (Wallerstein 1979, 1995 in Grosfoguel 2007). Heute überschneiden sich die Kernzonen der kapitalistischen Weltwirtschaft mit den prädominant weißen/europäischen/euro-amerikanischen Gesellschaften wie Westeuropa, Kanada, Australien und den Vereinigten Staaten, während die peripheren Zonen sich mit den vormals kolonialisierten nicht-europäischen Völkern überschneiden. Japan bildet hier die einzige Ausnahme, die diese Regel bestätigt. Japan ist niemals durch die Europäer kolonialisiert gewesen, und hat aber, vergleichbar mit dem Westen, eine aktive Rolle in der Errichtung eines eigenen kolonialen Imperiums gespielt … . Der Mythos einer ‚Dekolonialisierung der Welt’ verdunkelt die Kontinuitäten zwischen kolonialer Vergangenheit und gegenwärtig global-kolonialen/rassischen Hierarchien und trägt zur Unsichtbarkeit von ‚Kolonialität’ heute bei [Hervorhebung hinzugefügt] (Grosfoguel, 2007).

„Der Mythos einer ‚Dekolonialisierung der Welt…“ kann auch ersetzt werden mit:

Der Mythos eines ‚post-rassischen’ Status der USA verdunkelt die Kontinuitäten zwischen kolonialer Vergangenheit und gegenwärtig global-kolonialen/rassischen Hierarchien und trägt zur Unsichtbarkeit eines ‚weiß-rassifizierten klassenprivilegierten Bewusstseins’ in den USA heute bei. [8]

Wenn wir uns die „koloniale Vergangenheit und die gegenwärtigen kolonialen/rassischen Hierarchien“ anschauen, wird Clara dann zu einem weißen christlichen Priester aus der Zeit vor dem Sezessionskrieg, der den weißen Herren über Plantagen und Sklaven sagt, dass Gott die „Ethik“ der Einrichtung der Ehe und der Heiligkeit der Familie (Modernität) für gut beheißt, während schwarze Famillien in Fesseln auseinandergerissen werden, jedes Mal wenn eine Ehefrau oder ein Kind oder ein Vater verkauft wird, um in einem Baumwollfeld oder auf einer Tabakfarm (Kolonialität) zu arbeiten? Wird Clara der „zivilisierte“ und „moderne“ US-amerikanische Aristokrat aus dem acthzehnten Jahrhundert, der Texte verfasst, die ihren Beitrag zu den Philosophien der „Ethik“ und „Aufklärung“ der Menschheit (Moderne) beitragen, während man den Tee mit Zucker schlürft (Moderne), der von nichtweißen Menschen in Fesseln produziert wurde (Kolonialität)? Wird Clara hier zu einem weißen Lehrer aus den USA des frühen neunzehnten Jahrhunderts, der die weißen Kinder über die „Ethik“ dessen „aufklärt“ ein freier [weißer] Mensch zu sein (Moderne), als einem Preis, der durch die Amerikanische Revolution gewonnen wurde, während man ein Stück moderner Baumwollbekleidung trägt, dass mit dem Leid der schwarzen Menschen in Fesseln hergestellt wurde, Menschen die diese Freiheit niemals erfahren dürften (Kolonialität). Ist Clara der weiße US-amerikanische Regierungbeamte des zwanzigsten Jahrhunderts, tätig im internationalen Huminitarismus, der vorschlägt, dass wir als eine Nation „ethisch“ handeln sollten und kuhmilch-basierende verarbeitete Produkte (Moderne) an afrikanische Länder, in denen in den 1980ern in denen Hungersnöte herrschten, schicken sollten – vollständig davon überzeugt, dass jeder [tierliche] Milch vertragen können sollte und muss, so wie das die eigenen weiß-europäischen Vorfahren können (Kolonialität)?

Claras Einstellung repräsentiert die Einstellungen vieler Menschen in den USA – aus der Vergangenheit, so wie in der Gegenwart – die eine gewisse Vorstellung über „Ethik“, „Freiheit“, „Aufklärung“ und „Moralität“ durch den Schleier von Universalismus, Ignoranz und eurozentrischer Logik (Yanca, 2004) hochhalten und anwenden. Solch eine singularistische eindimensionale Herangehensweise an die Frage von „Ethik“ ignoriert häufig und selbstbequem die Systeme miteinander einhergehender Unterdrückungsformen, die durch den Rassismus, Klassismus, Ableismus, Heterosexismus, Nationalismus, etc. beeinflusst werden und diese auch wiederum reziprok beeinflussen. Rámon Grosfoguel argumentiert, dass

die hegemonischen eurozentrischen Paradigmen, die die westliche Philosophie und die Wissenschaften im ‚modernen/kolonialen kapitalistichen/patriarchalen Weltsystem’ in den letzten 500 Jahren beeiflusst haben, nehmen einen universalistischen, neutralen, objektiven Standpunkt ein … . Niemand entkommt den Hierarchien von Klasse, Geschlecht, Spiritualität, Linguistik, Geographie und Rasse des ‚modernen/kolonialen kapitalistichen/patriarchalen Weltsystems’ (Grosfoguel, 2007).

Zusätzlich sehen Veganer_innen, die Claras Wahrnehmung über Rasse teilen, unter Umständen weder die Bedeutung noch die Implikationen rassischer Identität innerhalb der TR/VEG-Philosophie und ihrer erzieherischen Aufklärung, da viele Menschen im globalen Westen, wie etwa in den Vereinigten Staaten, dahingehend erzogen wurden, die Kräfteverhältnisse außerhalb von „Klassenanalyse und ökonomisch-strukturellen Transformationen“ nicht zu verstehen (Grosfoguel, 2007). Obgleich meine Webseite, auf der ich meine Forschung vorstelle, eindeutig angibt, dass ich über die Implikationen von Rasse und Klasse in der Wahrnehmung von Nahrungsmitteln, Gesundheit, „ethischem Konsum“ und Tierrechten forsche, war Clara nur über die rassische Komponente meiner Forschung „irritiert“. [9]

Ich hoffe, dass dieses Essay dabei helfen wird, „post-rassiche“ weiße vegane Aktivist_innen näher an ein Einbrechen der Barrieren heranzubringen, und daran, sich stärker kritisch reflektierend zu betätigen im Punkte rassisch privilegiert-orientierter Formen dessen, Teil der weltweiten TR/VEG Bewegung zu sein – und zwar nicht nur innerhalb der weiß dominierten oder weißer Siedlernationen, sondern überall in der Welt. Weiße Freund_innen und Unterstützer_innen, so wie die antirassistischen Tierrechtsaktivist_innen Noah Lewis, Say Burgin und Daniel Hammer, so wie auch pattrice jones, haben sich proaktiv dazu entschieden, sich über ihr eigenes weiß rassifiziertes Bewusstsein Gedanken zu machen. Sie versuchen weiß identifizierten und TR/VEG Aktivist_innen die Wichtigkeit dessen zu vermitteln, sowohl die kritischen Weißseinsstudien als auch den Antirassismus in ihren TR/VEG und nicht-TR/VEG-verbundenen Philosophien und Erziehungsmodellen mit einzubeziehen. So lautet die Beschreibung eines Workshops den Burgin, Hammer und Lewis 2008 unter dem Titel ‚Weiße hinterfragen den Rassismus – eine Studiengruppe’ organisiert haben, folgendermaßen:

Die erste Session unserer Gruppe fand von Juli bis September 2007 statt und wurde von Say Burgin, Daniel Hammer und Noah Lewis organisiert. Diese Gruppe hat sich aus einem experimentellen College-Kurs zum Thema weißes Privileg und antirassistischer Organisation am Oberlin College heraus entwickelt, am dem Noah teilgenommen hatte während seines Aufenthaltes in Oberlin, Ohio.

Die Organisator_innen sind keine „Expert_innen“ – wir erheben diesen Anspruch in keiner Weise für uns! Wir sind schlichtweg weiße Individuen, die sich ernsthaft darüber Sorgen machen, auf welche Weise das weiße Überlegenheitsdenken, männliches Überlegenheitsdenken, Klassismus und andere Unterdrückungsformen, sowohl auf persönlicher Ebene als auch durch unseren Aktivismus, fortgesetzt werden. Wir möchten uns aus diesem Grunde darum bemühen, uns über diese Probleme zu informieren und unser Verhalten entsprechend zu verändern, und, wir möchten diesen Lernprozess gerne mit denjenigen Teilen, die ebenfalls daran interessiert sind, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen (Burgin et al., 2007).

Was diese Form des Aktivismus so auszeichnet, ist, dass die Organisator_innen gleichzeitig auch im Bereich des veganen- und des Tierrechtsaktivismus tätig sind; sie bieten ebenso Workshops über Veganismus und Tierrechte über ihre Gruppe ‚Animal Freedom’ an. Denjenigen weißen Personen, die den Bezug zwischen Tierrechten und kritischen Weißseinsstudien bislang nicht sehen, erklären die Organisator_innen auf ihrer Webseite:

Weshalb wird dies von einer Tierrechtsgruppe organisiert?

Warum nicht? Animal Freedom hinterfragt den Speziesismus und das menschliche Überlegenheitsdenken im Kontext mit einer Beendigung der damit verbundenen Unterdrückungssysteme (die auf Sexismus, Rassismus, Klassismus, Ageismus, Ableismus, usw. basieren und/oder Diskriminierung betreiben wegen sexueller Ausrichtung, religiöser [oder nicht-religiöser] Anschauungen, Nationalität und Ethnizität, usw.). Wir planen in Zukunft einen Kurs anzubieten, der sich speziell mit dem Rassismus in der Tierrechtsbewegung auseinandersetzt. Dieser nun stattfindende Kurs ist aber allgemein gehalten und bezieht jede_n mit ein (Burgin et al., 2007).

Menschen, die sich aktivistisch für eine vegane Ernährung einsetzen, sind fortwährend mit Ängsten, Verneinung und Abwehrhaltungen konfrontiert, seitens von Menschen, die vom institutionalisierten Speziesismus „als Norm“ profitieren. So wie diese Menschen nicht ohne weiteres einsehen können, warum sie sich über Speziesismus Gedanken machen sollten, so können in einer vergleichbaren Weise manche weißen TR/VEG Aktivist_innen nicht einsehen, in welcher Weise sie profitieren vom institutionalisierten Weißsein „als der Norm“ oder wie dies ihr Engagement für den Veganismus mitbeeinflusst. Ich hoffe, dass dieses Essay diejenigen, die eine „post-rassische“ Haltung vertreten oder die meinen, „Rasse sei eine nebensächliche Angelegenheit“, dazu bewegen kann, die eigene Wahrnehmung über Rasse einmal kritisch zu überdenken und zu überlegen, ob man selbst zu sozialer Ungerechtigkeit innerhalb des eigenen veganen- und Tierrechtsaktivismus mit beiträgt.

Anmerkungen

[1] Amie Breeze Harper promoviert [A.d.Ü.: im Jahr 2013 hat die Autorin ihre Promotion mit summa cum laude abgeschlossen] an der University of California, Davis, im Bereich der Critical Food Geographies. Sie untersucht in welcher Weise Rasse, Klassenzugehörigkeit und Region/Lokalität innerhalb der USA die Beziehung einzelner zu ihrer Wahrnehmung pflanzlich-zentrierter Ernährungsweisen (‚food ways’) beeinflussen. Die Autorin ist in Connecticut, USA, geboren und aufgewachsen und lebt heute mit ihrem Ehemann und ihrem neugeborenen Sohn in Berkeley, Kalifornien. Amie kann unter der Emailadresse breezeharper@gmail.com kontaktiert werden.

[2] A.d.Ü.: der Begriff „Rasse“ bezeichnet selbstverständlich auch an dieser Stelle ein politisch-soziologisches Phänomen, und keine biologistisch-ethnische Demarkationslinie verschiedener Kulturgeschichten.

[3] „TR/VEG“ ist die Abkürzung, die ich hier verwende, wenn ich mich auf den Tierrechts-, den vegetarischen- und den veganen Aktivismus und seine Philosophien beziehe.

[4] Ich schreibe hier „bestimmte“, weil es vegane Produkte aus fairem Handel gibt, die auch von Veganer_innen gekauft werden können, wie zum Beispiel Equal Exchange Bio-Tees, Zucker und Kaffee aus fairem Handel oder Produkte von Steaz Energy. Ich habe hier jedoch die Marken Silk und Soy Delicious kritisch im Auge, weil sie in den USA den Markt für vegane, auf Soja basierende Getränke und tiermilch-freie gefrorene Desserts dominieren.

[5] Damit meine ich die eurozentrischen und griechischen Grundpfeiler der Philosophien, der Ethik und der Moralität. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass diese nur eine Art der Philosophien ausmachen.

[6] A.d.Ü.: Vegan Outreach haben ihre Broschüre „Guide to Cruelty-Free Eating“ im Jahr 2013 überarbeitet und die in diesem Text beschriebene Bebilderung wurde ausgetauscht, durch Fotos, die auch farbige Menschen als Aktivist_innen zeigen und nicht nur als Rezipienten veganer Aufklärungsprogramme.

[7] A.d.Ü.: Im Bezug auf die BRD liegt bei diesem Kritikpunkt der Schwerpunkt nicht in erster Linie auf dem Zucker, der bei uns zu einem prozentual geringen Anteil aus Drittländern importiert wird. Allgemein ändert dies allerdings nichts an der beschriebenen Problematik, der nicht aus Fairtrade-Quellen bezogenen Rohstoffe und Produkte, die im veganen Marktsegment ihren Gebrauch finden können.

[8] Im Bezug auf Clara kann man sagen, dass die Auswirkungen, die dieses dominierende Bewusstsein auf die Erziehungsphilosophie im primären und sekundären Bildungsbereich hat (das die meisten Kinder, ungeachtet ihrer Rasse, in den USA prägt) hier nicht zu übersehen sind. Den Kindern und Jugendlichen wird zumeist vermittelt, dass die eurozentrischen philosophischen Fundamente von „Gerechtigkeit“ und „Ethik“ nicht „rassifiziert“ seien; dass sie in der Tat „post-rassisch“ sind und für alle zutreffen, ungeachtet der Tatsache, dass zentrale philosophische Gedanken zu einem Großteil für und durch die Interessen weißer männlicher Europäer und US-Amerikaner geschaffen wurden. So soll ein zwölfjähriges Mädchen, dass aus einer Familie mit niedrigem Einkommen stammt und im ländlichen Raum Alabamas lebt, lernen und akzeptieren, dass die Philosophien von „Freiheit“, „Ethik“ und der „Aufklärung“ (die von europäischen und US-amerikanischen Männern „guten Willens“ geschaffen worden sind), nicht rassifiziert sind; und dass sie niemals von weißen Philosophen produziert wurden, die kleine schwarzen Mädchen, so wie sie selbst eines ist, hätten unterdrücken wollen. Das ist auffällig, da die Mehrzahl dieser „großen Männer“ Nichtweiße entweder als minderwertig sahen und/oder ihr eigenes weißes männliches Privileg in der Schaffung ihrer universellen Philosophien ignoriert haben. Dazu zu zählen sind Thomas Jefferson, Hegel, Kant, Hume und Locke (Farr, 2004; Jones, 2004; Moore, 2005; Yancy, 2004). Dies sind Männer, die eindeutig dachten, dass Schwarze minderwertige Menschen wären, doch produzierten sie gleichzeitig universale Gedanken und Literatur über „Freiheit“, „Ethik“ und „Aufklärung“, die größtenteils integriert sind in das Gewebe der modernen US-amerikanischen Gesellschaft, in der Schulbildung und in den philosophischen Fakultäten der Universitäten. Das Weißsein und die geopolitisch rassifizierten Aspekte dieser Philosophien sind als universalistisch maskiert (Yancy, 2005) und werden in falscher Weise als für genau die Menschen zugänglich konstruiert, die diese „großen Männer“ für minderwertig hielten. Hinsichtlich der Philosophien, auf denen die USA begründet wurde, schreibt Dr. T. Owen Moore:

Seit der Etablierung dieser weiß-dominierten und durch Weiße kontrollierten Gesellschaft, bestand von Anfang an ein mentaler Konflikt. Dieser mentale Konflikt wurde von der Seite der Unterdrücker her generiert (wie zum Beispiel von den Gründervätern), durch die Hypokrisie in ihrer Agenda. Es ist nicht möglich eine demokratische und gleichberechtigte Gesellschaft zu entwickeln, wenn die weißen Menschen, die die Gesetze geschrieben und implementiert haben, nicht-weiße Menschen als Untermenschen betrachteten. Die Hypokrisie der Gründerväter hat eine soziale Erkrankung weitergereicht (Forbes, 1992) die in dieser Gesellschaft niemals ausradiert werden kann, da die demokratischen Prinzipien auf einer falschen Grundlage gebildet wurden (Moore, 2005).

[9] Wenn Sie auf meine Seite unter http://www.breezeharper.com gehen, können Sie sehen, dass mein letzter Call for Papers sich mit dem Thema „Rassen- und Klassenbewusstsein“ in der Bewegung ethischen Konsums befasst hat.

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Zur Autorin
Dr. A. Breeze Harpers Arbeitsschwerpunkte liegen in den Themen kritischer Rassestudien, schwarzer feministischer Theorie und den Intersektionen kritischer Nahrungsmittelstudien. Ihre gegenwärtige Forschung befasst sich mit schwarzen männlichen Veganern, die Hip Hop und dekoloniale Methodologien im Gesundheits-, Nahrungsmittel- und Umweltaktivismus einsetzen. Dr. Harper ist Leiterin und Begründerin des Sistah Vegan Project, http://www.sistahvegan.com.

Übersetzung
Gita Yegane Arani-May, www.simorgh.de – ‚Open Access in der Tier-, Menschen- und Erdbefreiung’. Revised 8/2014.

Zitation
Harper, A. Breeze (2014). Essay: Rasse als eine „nebensächliche Angelegenheit“ im Veganismus: Eine Hinterfragung des Weißseins, geopolitischer Privilegien und der Philosophie des Konsums „tierqualfreier“ Produkte. TIERAUTONOMIE, 1(2), http://simorgh.de/tierautonomie/JG1_2014_2.pdf.

TIERAUTONOMIE (ISSN 2363-6513)

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A. Breeze Harper: Vegane Nahrungsmittelpolitik: eine schwarze feministische Perspektive

Vegane Nahrungsmittelpolitik: eine schwarze feministische Perspektive

Eine einführende Präsentation von Dr. phil. A. Breeze Harper über ihre Studien für ihr neues Buchprojekt: ‚Living Bling, Going Green: Alternative Black Masculinities, Hip Hop Eco-Consciousness, and Decolonial Vegan Nutrition’ [‚Ein reiches und grünes Leben: Alternative schwarze Männlichkeitsbilder, das Ökobewusstsein in der Hip-Hop-Bewegung und die dekoloniale vegane Ernährung’]. Der Vortrag fand am 3. April 2014 am Dickinson College in Pennsylvania, USA, statt.

Dieser Text als PDF (Link öffnet sich in einem neuen Fenster)

Transkription und Übersetzung: Palang L. Arani-May (NiceSwine.Info), mit der freundlichen Genehmigung von Dr. A. Breeze Harper.

Das Video der Präsentation kann hier eingesehen werden: http://clarke.dickinson.edu/a-breeze-harper/; weitere Informationen auf der Webseite des Dickinson College: http://www.dickinson.edu/news/article/991/vegan_food_politics.

Das Sistah Vegan Project: http://sistahvegan.com/.

Guten Abend. Mein Name ist Gianna Toglia und ich bin eine studentische Projektleiterin am Clarke Forum for Contemporary Issues des Dickinson College. In Namen der Clarke Forums, des studentischen Senats, sowie des Department of American Studies, des Women’s and Gender Resource Center, des Center for Sustainability, Education, des Office for Diversity Initiatives und der Departments of Women’s and Gender Studies und Africana Studies möchte ich sie alle zur heutigen Veranstaltung: ‚Vegane Nahrungsmittelpolitik: eine schwarze feministische Perspektive’ willkommen heißen.

Die Landschaft des veganen Mainstreams in den USA wird durch ein rassifiziert weißes Bewusstsein dominiert. Werbemittel für die vegetarische und vegane Ernährungsweise, sowie auch PETAs Druckmedien die ihre Kampagnen begleiten, zeigen zumeist weiße schlanke Frauen. Wie entdecken und navigieren schwarze Frauen die vegetarische und die vegane Lebensweise innerhalb dieser rassifizierten Landschaft, die den Veganismus mit Weißsein gleichsetzt, und Weißsein wiederum mit einem perfekten, schlanken Körper? Und, in vergleichbarer Weise stellt sich die Frage, wie innerhalb der Hip-Hop-Bewegung Amerikas, in der Fleischverzehr mit echter Männlichkeit gleichgesetzt wird, schwarze vegane Männer der Hip-Hop-Generation eine ethische und gesundheitsbewusste Ernährungsweise für sich annhemen, und wie sie damit einhergehend ihr Verständnis darüber verändern, was ‚echtes Mannsein’ bedeutet.

Zur Beantwortung dieser und anderer Fragen über den Veganismus in Amerika, im Kontext mit Rasse und Geschlecht, haben wir die besondere Ehre Dr. A. Breeze Harper heute Abend bei uns begrüßen zu dürfen. Dr. Harper ist die Leiterin und Gründerin des Sistah Vegan Projekts, einem Programm, das sich mit dem Leben und dem Veganismus aus der Perspektive schwarzer veganer Mädchen und Frauen befasst. Ihr Buch ‚Sistah Vegan: Black Female Vegans Speak on Food, Identity, Health, and Society’ [erschienen bei Lantern Books, 2010; ‚Sistah Vegan: Schwarze Veganerinnen sprechen über Nahrungsmittel, Identität, Gesundheit und die Gesellschaft’] ist das erste seiner Art, das sich mit veganen Erfahrungen vor dem Hintergrund von Gender und Rasse innerhalb der USA auseinandersetzt. Dr. Harper arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterim am Human Ecology Department der University of Calofornia, Davis, und recherchiert derzeit für ihr Buchprojekt: ‘Going Green, Living Bling: Black Vegan Men, Hip Hop Eco-Consciousness and Decolonial Nutrition’, in dem es um die Redefinierung schwarzer Männlichkeitsbilder geht, in der sich ein Gesundheitsverständnis und ein Verständnis des Veganismus am Hip-Hop orientiert. Dr. Harpers neu erscheinender Roman ‘Scars: A Black Lesbian Experience in Rural White New England’ [‚Scars: eine schwarze lesbische Erfahrung im ländlichen weißen Neu England’] reflektiert über Weißsein, Rassismus und den Bruch mit den vergangenen normativen Grenzen der Heterosexualität. Das Buch wird Ende dieses Jahres erscheinen. […] Zum Abschluss der Präsentation haben sie die Möglichkeit Fragen zu stellen. Heißen sie nun mit mir ganz herzlich Dr. A. Breeze willkommen!

Hi! Ich bin Breeze Harper, und normalerweise beginne ich meine Vorträge mit einem Lied. Ich habe gerade eine 12-stündige Flugreise von Kalifornien mit meinem Baby hinter mir und meine Stimme klingt daher nicht wirklich perfekt und auch etwas verhustet. Aber ich will es trotzdem probieren – nur falls sie sich wundern, warum ich die Töne vielleicht etwas verfehle.

Musik stellt für mich, worauf ich später in meiner Diskussion über den Hip-Hop zurückkommen werde, eine besondere Weise dar, um Botschaften sozialer Gerechtigkeit zu vermitteln. Immerhin bin ich mit solch einer Geschichte großgeworden. Die Botschaften der Spirituals im Kampf Schwarzer um Gerechtigkeit, in ihnen wird das greifbar: die Stärke und der Handlungswille, der sich über die Musik vermitteln kann.

Ich möchte ihnen dieses Lied also als ein kleines Geschenk mitgeben – etwas was ich normalerweise nicht erlebe, wenn ich eine akademische Veranstaltung besuche, alternative Wege bei denen Information und Wissen in künstlerischer Form vermittelt werden. Also mit einigen Hustern und einem Schluck Wasser trage ich ihnen dieses kleine Lied vor, in dem es um die Art sozialer Gerechtigkeit geht, an die ich glaube. (3:45) […]

[…] (5:15) Ich danke den Personen, die mir dies heute Abend ermöglicht haben – mit ganz viel Tee und einem Ricola-Bonbon. Vor einer Stunde habe ich noch alle paar Minuten gehustet, also dankeschön!

Ich bin also heute hier um über vegane Nahrungsmittelpolitik zu sprechen. Ursprünglich trug meine Präsentation einen anderen Titel, aber keine Sorge, der Inhalt ist immernoch der gleiche, nur habe ich nach dem Schreiben entschieden, dass ich doch lieber einen anderen Titel wählen sollte. Ich werde also meine Powerpoint-Präsentation starten und dabei versuchen die Notizen auf meinem Tablet zu lesen.

Der Titel lautet nun: ‚Vegane Politik: Intersektionen des schwarzen Feminismus, der kritischen Rassenstudien, des Hip-Hop und des ethischen Konsums und Verzehrs, und eine Betrachtung der Förderung und Schaffung gesunder veganer Körper.’ Das ist ein langer Titel, aber ich möchte gerne genau hervorheben worüber ich hier sprechen will.

Mit folgendem Zitat möchte ich beginnen, und dies ist eines der Zitate, die mein Interesse geweckt haben an der näheren Betrachtung von Nahrungsmitteln und Nahrungsmittelobjekten als Ansatzpunkte zum Verständnis der Funktionsweise rassischer Machtdynamiken in den USA.

„Rassische Ideologien prägen die Weltanschauung einzelner Menschen stark. Die genauere Auseinandersetzung mit Nahrungsmitteln ist sehr nützlich zur Analyse dieser Ideologien, und darüber, wie Rassische- und Gender-Rolitik selbst die harmlosesten Situationen, wie ein gemeinsames Sonntagsessen, durchdringen.“

Dieses Zitat stammt aus Dr. William Forson’s Buch ‘Building Houses out of Chicken Legs: Black Women, Food, and Power’ [‚Ein Haus aus Hühnerbeinen zu bauen: Schwarze Frauen, Nahrungsmittel und Macht’]. Es ist ein beeindruckendes Buch, das 2006 herauskam. Es half mir dabei zu verstehen, wie ich kritische Rassenstudien in materialistischer Weise einsetzen kann, und genau darüber werde ich sprechen, aber zuerst gebe ich ihnen eine Definition dessen, was Veganismus bedeutet – für diejenigen unter ihnen, die mit dem Begriff nicht vertraut sind.

Veganismus ist eine Praxis des Verzehrs und Konsums die beinhaltet, dass Tiere nicht verletzt, getötet, misshandelt, gegessen, usw. werden dürfen. Ernährungsveganismus bedeutet, dass Tiere oder Tierprodukte nicht verzehrt werden, und schließt Eier, Honig und tierliche Milch mit ein.

Ethischer Veganismus: kein Verzehr von Tieren, tierischen Nebenprodukten, zusätzlich sind Menschen die ethisch vegan sind beispielsweise auch gegen den Kauf von Bekleidungsstücken aus tierlichen Materialien, Ledersitze in Autos, Tierversuche, Zoobesuche, usw.

Das ist eine sehr grundlegende Definition der beiden Formen des Veganismus, denen ich in dieser Kultur begegnet bin. Es gibt auch spirituell und religiöse motivierte Veganer_innen, aber darauf möchte ich mich hier jetzt nicht weiter beziehen.

Um auf Dr. William Forsons interessantes Zitat zurückzukommen, wie Nahrungsmittel rassiche Machtdynamiken verkörpern können: Ich selbst bin ‚critical race materialist’ [Materialistin im Bereich kritischer Rassenstudien], was bedeutet, dass ich das Material: ‚Nahrungsmittelobjekt’ als meinen Indikator verwende, um besser zu verstehen, wie rassische Machtdynamiken sich in Amerika niederschlagen.

Ich wende also kritische Rassenstudien an und betrachte Nahrungsmittelobjekte und die Bedeutungen die man ihnen zuordnet, beispielsweise wie gesunde Nahrungsmittel gesunde Körper schaffen. Diese Dinge schaue ich mir unter kritischen Gesichtspunkten an, und als nächstes überlege ich, wie ich bereits sagte, wie das ein Licht auf die rassischen Machtdynamiken werfen kann, allerdings in erster Hinsicht im Bezug auf weiße Siedlernationen wie die USA – wie diese rassischen Machtdynamiken, die sich mit Nahrungsmittelobjekten verbinden, erfahren, hinterfragt, abgelehnt oder verstärkt werden.

Ein Teil meiner kritischen Analyse umfasst meine Arbeit für das Sistah Vegan Projekt, das ich im Jahr 2005 startete, worin ich den schwarzen Feminismus verwende, kritische Rassentheorien und kritische Weißseinstheorien, um zu herauszufinden, wie schwarze Menschen, in erster Linie weibliche Personen, den Veganismus und Mitfühlsamkeit für nichtmenschliche Tiere praktizieren und definieren.

Für diejenigen von Ihnen, die mit dem Begriff noch nicht vertraut sind: schwarzer Feminismus ist ein Wissenskanon der während der Sklaverei entstand und die Erfahrungen schwarzer Frauen mit der Sklaverei umfasste. Dieser Zweig des Feminismus wurde vor den frühen 1980ern in den westlichen akademischen Institutionen aber nicht wirklich als ein echter Kanon anerkannt – es ist interessant, dass es so lange brauchte, bis man ihn als einen echten Kanon anerkannt hat … doch diese Gedanken darüber wie Rasse, Geschlecht und Klasse innerhalb eines kapitalistischen Wirtschaftssystems die Erfahrungen schwarzer Frauen beeinflusst haben, bildeten einen Gegenstand kritischen Denkens seit schwarze Menschen tragischerweise als „besitzbare“ Sklaven ihrer Freiheit beraubt wurden. Dies wurde also erst vor etwa 30 Jahren zu einem echten Kanon. Ich verwende ihn um zu verstehen, wie der Kapitalismus das Leben schwarzer Frauen geformt hat, und um zu verstehen wie Rassismus, Sexismus und Klassismus Realitäten im Leben schwarzer Frauen sind, wie sie kritischen Widerstand leisten und woraus sie ihre Kraft zur Selbstermächtigung schöpfen.

Bislang hat sich niemand, der sich mit den sozialen Fragen im Kontext mit Nahrungsmitteln befasst, mit denjenigen Frauen auseinandergesetzt, die sich gegen die traditionelle Soul-Food-Ernährungsweise des schwarzen Amerikas entschieden haben. Wie sieht der Veganismus aus unter schwarzen Frauen, die begreifen, dass Rassismus und Sexismus echte Probleme sind in diesem Land? Wie setzen sie den Veganismus als ein Werkzeug ein, um ein eigenes Kraftpotenzial daraus zu gewinnen? Das sind die Fragen, mit dem sich das Sistah Vegan Projekt auseinandersetzt. Dabei habe ich mich nicht näher mit schwarzen Männern und ihren Aktivitäten befasst. Das Projekt wurde also vor etwa 8 Jahren ins Leben gerufen, und im Rahmen dieses Projekts ist ein Buch erschienen, mit dem Titel: ‘The Sistah Vegan Book: Black Female Vegans Speak on Food Identity, Health and Society’ [‚Das Sistah Vegan Buch: Schwarze Veganerinnen sprechen über Nahrungsmittel, Identität, Gesundheit und die Gesellschaft’]. Es ist eine Anthologie mit sechzehn Stimmen schwarz-identifizierter Frauen, die darüber sprechen, wie sie zum Veganismus gekommen sind. Ziel dieses Projekts war es, tatsächlich mal einen anderen Blickwinkel zu zeigen, statt dem, der den Leuten zumeist in den Sinn kommt, wenn sie über Veganismus nachdenken, nämlich der Zugang, der ihnen bekannt ist über PETA (People for the Ethical Treatment of Animals), bei dem eine die Rassismusfragen berücksichtigende Herangehensweise schlichtweg nicht vorkommt. Du siehst niemals, dass sie diskutieren würden, wie Leute, die in Amerika leben – wobei alle von uns in der einen oder anderen Weise rassifiert worden sind – wie das dabei hineinspielt, wie wir unsere Zugänge an die vegane Lebensweise wählen. PETA setzt sich damit nicht auseinander, aber das Sistah Vegan Projekt ist darum bemüht dies zu tun, und das ist der ganze Sinn des Buches. Es geht einfach darum die Stimmen hörbar zu machen, und auch darum, zu zeigen, dass schwarze Frauen keine monolithische Einheit bilden. Wenn sie diese Textsammlung lesen, dann merken sie, dass es da einige schwarze Frauen gibt, die aus Tierrechtsgründen vegan wurden, deren eigene verkörperlichte Erfahrungswelten aber die schwarzer Frauen dieses Landes sind.

Beispielsweise die Autonin Ain Drew: Sie hat uns darüber berichtet, wie sie für eine recht kurze Zeit für PETA arbeitete. Sie ist Afro-Amerikanerin, vegan. Sie schildere uns ihre Frustration mit PETA, die versucht hatten sich auf eine Anti-Pelz-Kampagne für die schwarze Community zu konzentrieren. Sie versuchte PETA zu sagen: ‚Wisst ihr, die meisten Leute, schwarz oder weiß, können sich überhaupt keinen Pelz leisten, vielleicht solltet ihr den Veganismus aus einer Perspektive der gelebten Realitäten schwarzer Menschen vermitteln, wie zum Beispiel indem ihr das Thema gesundheitlicher Ungleichheit aufgreift, vielleicht solltet ihr lieber von dem Punkt her ansetzen und mit der schwarzen Gemeinschaft zusammenarbeiten – denn das ist, was ihnen wirklich etwas bedeutet.’ Aber sie taten das nie. PETA hat so etwas nicht weiter interessiert. Wenn Sie also dieses Kapitel lesen, dann erfahren sie auch, wie man sie schließlich hinaus komplimentierte, denn wie konnte sie sich nur herausnehmen, stellvertretend für ihre Gemeinschaft anzukommen und PETA erzählen zu wollen, was sie zu tun hätten. Dies ist also der interessante Konflikt, den sie uns schilderte. Diese Autorin ist eine engagierte Veganerin aus Tierrechtsgründen, aber sie lehnt portrassische Haltungen, wie die PETAs, für sich persönlich ab.

Wenn ich hier von „postrassisch“ spreche, meine ich folgendes: Im Veganismus existieren, wenn sie sich die Mainstreamliteratur bezüglich des Veganismus anschauen, mehrere verschiedene wiederkehrende Themen, in denen wir das Konzept finden, dass unsere Gesellschaft postrasssisch sei, was so viel bedeutet wie: „heute, das wir den Civil Rights Act haben, ist Rasse kein Hindernis mehr im Erlangen einer gewissen Qualität an Glück und Gesundheit in Amerika.“ Ich setze das in Anführungszeichen, weil das postrassische Konzept der Realität nicht entspricht.

Wir leben nicht in einer postrassichen Gesellschaft, auch wenn Obama unser Präsident ist. Wir leben in keiner postrassischen Gesellschaft, und jede auf Sozialwissenschaften basierende Untersuchung, die sich mit kritischen Rasse- und Weßseinsstudien befasst, zeigt uns, dass struktureller Rassismus, Weißsein, noch immer entscheidende Hindernisse zur Erlangung von Glück in diesem Land darstellen – was die Gesundheit der Menschen anbetrifft und in Sachen der Möglichkeiten zur Verwirklichung. Und das beeinflusst immernoch das Bewusstsein der Menschen darüber, was sie als ethisch empfinden und was nicht.

Die Themen also, die ich gesehen habe, als ich mir die [vegane] Literatur der letzten zehn Jahre angeschaut habe, sind: Der vegane Körper – oder die Annahme, die sich mit dem veganen Körper und dem veganen Lebensstil verbindet – ist weiß, jung, nicht-behindert (able-bodied), zur höheren Mittelklasse gehörend, heteronormativ, schlank; diese Dinge legen den Maßstab dessen fest, was ein gesundes, moralisches und grünes Leben darstellt, wenn man den Veganismus und den Vegetarismus betrachtet. Und dies geschieht tatsächlich in einer gänzlich unhinterfragten Weise. Diese Annahmen bestehen: „Ist Schlanksein nicht gesund?“, „Ist das Wertesystem der weißen Mittelklasse nicht das beste Wertesystem?“ So etwas bleibt unhinterfragt. Und wenn du nicht Teil dieses Systems bist, dann ist das sehr entmutigend und es entbehrt eines mitfühlsamen Denkens, was eigentlich den Mittelpunkt des Veganismus bildet: das Mitgefühl.

Und, ich habe das Thema gesehen, dass es beim Veganismus ausschließlich um das Mitgefühl für die Tiere und die eigene Gesundheit gehen solle, die mitenander zu einem einzigen Thema verschmelzen. Ausgeblendet werden die Realitäten farbiger Menschen, die nicht postrassisch denken können, sowie auch die Frage, in welcher Weise ein niedriges Einkommen die Leichtigkeit vegan zu werden beeinflussen kann.

Es besteht also die Annahme, dass, um ein ethischer Konsument zu sein, alles was du tun musst, der Kauf veganer Gegenstände ist. Lebensmittel zu kaufen, irgendetwas kaufen zu können, ist ein Privileg, und es ist ein Privileg, das in Verbindung steht zur Klassenzugehörigkeit und zu Rasse. Diese Problematik wird im Großteil veganer Mainstreamliteratur nicht erwähnt, und, ich habe den Eindruck, dass viel dieser veganen Mainstreamliteratur und solcher Medien zum Weißsein hin tendiert. Dabei geht es beim „Weißsein“ nicht allein um physische Phänotypen, wie die Frage ob ein Mensch eine helle Haut hat, blaue Augen und blondes Haar – es ist auch ein Denksystem.

Weißsein steht für die Grundsätze: Heterosexismus, Ableismus, Mittel- bis Oberschicht-Sensibilitäten, Cisgender als Definition von ‚natürlich und normal’ – für diejenigen, die mit diesen Begriff nicht vertraut sind: wenn du mit einem Busen und einer Vagina geboren bist, wirst du automatisch als „weiblich“ kategorisiert, und du identifizierst dich dann während deines ganzen Lebens als „weiblich“ – … Seizeism, der schlanke Körper als moralischer und gesunder Körper, sexuelle Reinheit, die Vorstellung, dass ‚man sexuell reiner sein kann, indem man keine Tiere verzehrt’. Bei vielem der Rhetorik, die sich um das koloniale Weißsein windet, geht es um Ängste bezüglich des Körpers und um Reinheit. Und dann schließlich, ein Konzept das nun eher neu dazukommt: Neoliberalismus: dass eine Veränderung effektiv nur durch die individuelle Macht der Konsumenten herbeigeführt werden kann, nicht aber durch strukturelle Veränderungen. Alles was du zu tun hast, ist ein veganes Produkt zu kaufen um damit einen gesunden Körper zu erlangen.

Und das ist problematisch, wenn Leute auf der sozioökonomischen Leiter aufsteigen … man sieht eine Art des Gerechtigkeitssinnes innerhalb der Gemeinschaft der Arbeiterklasse: man kommt zusammen als eine Gemeinschaft, weil man gar nicht über die individuellen Ressourcen verfügt, um die Dinge irgendwie anders zu machen. Wenn du aber in der Klasse aufsteigst, über mehr Kaufkraft verfügst und dann auf die individuellen Möglichkeiten konzentriert bist, wie du etwas in der Welt verändern kannst – wenn deine allgemeinen Haltungen kolonialisierter sind und du dann tatsächlich die neoliberale Vorgehensweise als dein Handlungsspektrum akzeptierst, dass eine Veränderung nur durch den Markt bewirkt werden kann … dann liegt ein Problem vor.

VegNews Cover das Portia de Rossi abbildet: http://vegetarianstar.com/wp-content/uploads/2011/07/Portia_VegNews_2001_Cover.jpg

Was also Verzehr und Konsum anbetrifft: imstande zu sein vegane und gesunde Dinge zu kaufen ist ein Privileg, und nicht jeder kann dieses Privileg ausüben. Ich schaue also auf diese berühmten veganen Medienveröffentlichungen wie die VegNews, ich sehe diese Bilder weißer Menschen. Ich sehe zahlreiche hellhäutige, hauptsächlich weiße Menschen, die den Veganismus repräsentieren. Wenn du dir die Seiten der VegNews anschaust, geht es primär zm das Konsumieren veganer Produkte. Keiner redet ernsthaft über Nahrungsmittelgerechtigkeit, keiner redet über Zugänge zu Nahrungsmitteln, keiner redet wirklich über die klassische Frage: ‚Ist vegan zu werden wirklich leicht? Und wenn es leicht ist, für wen ist es leicht?’, wieder wird die Beziehung, die Menschen zu Nahrungsmitteln haben, als weiß, der Mittelklasse zugehörend, heteronormativ angenommen – mit der Ausnahme von Portia de Rossi, die eher dem feminiersten Stereotyp von dem entspricht, wie eine Lesbe auszusehen hätte in der Phantasiewelt von Männern, die an sog. ‚Frauen auf Frauen’-Aktion gefallen finden. Interessant, dass man sie für dieses Cover ausgewählt hat und wie sie dargestellt wurde, und, sie ist eine weiße Frau.

Buchcover ‘Skinny Bitch’: http://bumpwearproject.com/wp-content/uploads/2100.jpg

Und interessanterweise … ich dachte, dass Skinny Bitch … falls jemand nicht weiß was ‘Skinny Bitch’ ist, es ist ein Buch, das vor etwa sechs oder sieben Jahren herauskam und es hat den Veganismus wirklich redefiniert, in einer Art und Weise, die ich für sehr besorgniserregend halte. Skinny Bitch wirbt für eine Form des Veganismus, die sehr „fat-shaming“ [diskriminatorisch gegenüber Übergewichtigkeit] ist und die sehr stark auf die weiße Mittelklasse ausgerichtet ist. ‚Vegan werden ist einfach, und du musst damit Gewicht abnehmen, und wenn du das nicht schaffst, dann bist du faul, du bist dumm, und faul’ – so eine Art der Rhetorik.

Der Name der einen Autorin ist Rory Friedman und VegNews ernannte sie zur Veganerin des Jahres. Ich muss sagen, das war recht … es sagte etwas aus, nämlich dass sie die Botschaft die Skinny Bitch vermittelt, unterstützenswert finden. Dies ist also eines der Bücher, das sie mitverfasste. Das war wohlgemerkt während ihrer Schwangerschaft. Und sicher: es ist ja so normal schmerzlich dünn zu sein, wenn du schwanger bist! Die meisten aus der Reihe dieser Bücher gebrauchen diese Art der Bildbotschaften, dass Dünnsein gleichzusetzen ist mit gesund; dünne, gesunde weiße Frauen, die wirklich gefährlich dünn sind. Und das hat sich durchgesetzt.  Im wesentlichen zeigt das die Ängste, die sich mit Körperlichkeit verbinden, und wir sehen die Unkultur des ‚fat-shaming’, die ihren Eingang in den Veganismus gefunden hat – oder auch nicht, eigentlich war das bereits ein Teil dieser Kultur seit den letzten 40 oder 50 Jahren, und im Veganismus fällt es wirklich auf, wird aber als gesund maskiert: ‚Es ist gesund dünn zu sein.’

Wir beginnen also darüber zu sprechen, wie moralische und immoralische Körper im veganen Mainstream repäsentiert sind, und das ist der Punkt, an dem Faktoren wie Rasse, Klassenzugehörigkeit und Gender beginnen eine Rolle zu spielen.

Ich spreche hier über PETA, weil sie eine maßgebliche Rolle spielen … um die vegane Politik zu verstehen … sie haben immerhin zwei Millionen Mitglieder. Was ich damit sagen will, ist, sie haben wirklich eine ganze Menge Einkünfte über Spendenleistungen, und sie haben ihre Kampagnen wirklich mit einer Menge an Bildern ausgestattet, die uns zeigen, was ein ethischer Körper ist.

PETAs moralischer Körper ist Pamela Anderson. PETA hat alle möglichen unterschiedlichen Frauen, aber sie ist wirklich die eine Person, die all die Leute mit dem moralischen Körper in Verbindung bringen: jung, schlank, weiß, höhere Mittelklasse, straight, von Männern zu ‚vernaschen’, sobald diese es zum Vegetarier oder Veganer schaffen. Etwa so: ‚Ich bin die Trophäe die ihr Gewinnen könnt, und ihr könnt mich haben, wenn … – sind nicht alle Männer straight, und wollen nicht alle Männer eine weiße blonde Frau? Das ist der Preis. Ihr könnt mich nur haben und vernaschen, wenn ihr vegan oder Vegetarier werdet.’ Das ist die Botschaft, die PETA auf uns wirft, mit all diesen Bildern der gleichen Art Frauen, die alle wie Pamela Anderson aussehen. Kürzlich haben sie noch einige latino und schwarze Frauen darunter gemischt, aber die immernoch alles umspannende Message ist, dass …. hellhäutige, nicht-behinderte, weiße Frauen – sie sind der Maßstab für einen gesunden ethischen Körper.

Und dann denke ich da an den Michael-Vick-Fall. PETAs unmoralischen Körper kann man sich als den Michael-Vick-Fall aus dem Jahr 2007 vorstellen. Wenn ihnen dieser Fall nichts sagt: Michael Vick ist ein Quarterback der National Football League, er war involviert in illegale Pitbull-Kämpfe und verlor all seine Verträge mit Nike infolgedessen. Die Leute waren sehr empört über ihn, als herauskam was vorgefallen war, und er verkörpert sozusagen den unmoralischen Körper: er entstammt der Arbeiterklasse, ist urban aufgewachsen, Afro-Amerikaner, männlich, verwendet Tiere für Hundekämpfe. Und viele Leute stellten tatsächlich diesen Bezug her: ‚Naja er ist im städtischen Umfeld aufgewachsen, in einer Rap- und Hip-Hop-Kultur, und Hip-Hop ist schlimm, und Körper die aus dieser Community kommen, sind schlecht und unethisch.’

Wir haben also diese beiden: auf der einen Seite ist da Pamela Anderson und dann haben wir da Michael Vick … Da ist Anderson und da ist Vick. Viele Leute hatten selbstgemachte gephotoshoppte Bilder angefertigt, die zum Ausdruck brachten, was sie über Vick dachten: Wie etwa: „Schaut, das ist was ich mit Hunden mache“, und sie sagen: „sadistisches Töten ist die Macht des Bösen“, und, ich habe mir überlegt, wie Rasse und Gender und die Dämonisierung schwarzer Männer, der Hip-Hop-Kultur und der urbanen Kultur, hier tatsächlich hineinspielten bei der Fokussierung auf Michael Vick. Und in dieser Konversation geht es nicht darum, ob das was er getan hat gut oder schlecht ist, es geht einfach um die Kommentare der Leute und die Reaktionen darauf.

Die bloße Tatsache, dass er so sadistisch ist, dass es so böse ist, was er getan hat, und wenn man dann an all die weißen männlichen Köche denkt, die Lobster lebendig zubereiten … werden wir jemals eine vergleichbare Empörung hierbei erleben, bei der mit dem Finger gezeigt und derart attackiert wird? Oder wenn wir uns die spezifischen Freizeitaktivitäten und Hobbys anschauen, die man eher mit der weißen Elite in Verbindung bringt, statt mit der städtischen Arbeiterklassenkultur und Hundekämpfen – einer der Dinge, die zeigen, dass schwarze Menschen nicht zivilisiert zu sein wissen: ‚Guckt, wie sie Pitbull-Kämpfe machen.’

Ich gebe ihnen diesen ganzen Kontext, weil ich nun zum nächsten Aspekt meiner Arbeit kommen will.

Während dieser Kontroverse rund um Michael Vick … – ich denke über den Veganismus und wer als moralischer / immoralischer Körper repräsentiert wird, wer in Frieden gelassen und niemals attackiert wird und wer immer angegriffen wird. Die Unterhaltung der Leute über die Hip-Hop-Kultur und die Gemeinschaft, der Vick entstammte, schien sich dahingehend zu kristallisieren: ‚Hip-Hop is unzivilisiert, ungesund, gewalttätig, und destruktiv.’ Aber wissen sie was: das ist ein Mythos! Dies ist ein Mythos und darüber werde ich in Teil 2 sprechen.

Living Bling, Going Green: Redefining Black Manhood Through Hip Hop Oriented Health and Veganism. [‚Ein reiches und grünes Leben: eine Redefinierung schwarzer Männlichkeit durch eine Hip-Hop-orientierte Gesundheitsauffassung und Veganismus.’]

Schwarze feministische Hinterfragungen haben sich schon immer mit Hip-Hop und der Hip-Hop-Kultur auseinandergesetzt. Autorinnen wie Tricia Rose, bell hooks und Patricia Hill Collins, um einige davon zu nennen, haben die schwarze feministische Theorie angewandt um kritisch auf die Problematiken im Mainstream-Hip-Hop hinzuweisen und auf die misogynistischen Portraitierungen häufig übersexualisierter schwarzer Männer, die Frauen als Sexobjekte behandeln, übermäßig Marihuana rauchen und sich teure Gegenstände kaufen, die die Macht des Kapitalismus in einer neoliberalen Ethik untermauern.

Für diese Präsentation möchte ich eigentlich eine andere Richtung einschlagen und ich will ihnen einen neuen Blickpunkt vorstellen, in dem ich den schwarzen Feminismus und kritische Rassenstudien anwende im Bezug auf Hip-Hop und den Veganismus. Mir ist bewusst, dass die schwarze feministische Theorie angewendet wurde, um zu klären wie Kolonialismus und Rassismus das Leben schwarzer Menschen beeinflusst haben, insbesondere schwarzer Frauen, und in welcher Weise sich dies auch negativ auf ihre Interaktionen mit schwarzen Männern und dem Leben schwarzer Männer ausgewirkt hat. Ich weiß auch, dass der Feminismus angewendet wurde um zu zeigen, wie schwarze Frauen aus eigener Kraft stark geworden sind, trotz des Rassismus, trotz Armut und Sexismus. Ich selbst möchte mein schwarz-feministisches Interesse am Veganismus dahingehend erweitern, einen Blick auf die schwarze vegane Hip-Hop-Bewegung zu werfen, und ich habe anfangs über der Titel dieses Vortrags geredet: Rasse und Verkörperung in Epistemologien, und wie die verkörperte Erfahrung dessen, in diesem Land ein schwarzer Mann zu sein, zu einer bestimmten Art des Verständnisses über Veganismus unter fünf bis sechs bekannten schwarzen veganen Hip-Hop-Künstlern geführt hat.

Mir erschien dies immer im Hinterkopf, wenn ich Leute hörte, die sagten: ‚Hip-Hop ist destruktiv, hat nichts zu bieten und schafft eine gewaltbereite Kultur’, denn ich weiß auch, dass die anfängliche Wurzeln, mit denen der Hip-Hop begann, etwas total anderes waren, und ich wollte sehen, wie diese jungen schwarzen Aktivisten oder Veganer und Hip-Hop-Aktivisten, diese Grundpfeiler verwenden.

Hip-Hop steht eigentlich für “Higher Inner Peace Helping Other People“ [“ein höherer innerer Frieden liegt im Helfen anderer Menschen”], und außer man hat sich dem Mainstream verschrieben oder man denkt oder forscht nicht mal kritisch über den Hip-Hop nach: es begann tatsächlich als ein Weg für Schwarze, in kreativer Weise zu verstehen, wie institutioneller, struktureller Rassismus, Armut ihr Leben anbetrifft, wie sie in diesen Zusammenhängen sozial aktiv sein können, wie sie Probleme ausdrücken können, unter Verwendugn dieser Kunstform. Und dies ist heute verloren gegangen. Hip-Hop wurde durch die Musikindustrie vereinnahmt, die damit Gewinne macht – selbstverständlich nicht nur mit Hip-Hop, sondern mit jeder dieser Kategorien der Musik. Das meiste davon ist oberflächlich, sexistisch, materialistisch, aber ich denke Hip-Hop kommt am schlechtesten Weg, weil der überwiegende Teil schwarzer Kultur einfach immer am schlechtesten wegkommt, als seien sie die einzige Kultur die pathologisch ist; keine andere ist es.

Ich möchte ihnen daher meine neue Arbeit vorstellen, bei der ich mich damit befasse, wie schwarze Männer Maskulinität redefinieren, insbesondere schwarze Männer aus der veganen Hip-Hop-Bewegung, und dabei will ich die folgenden Fragen stellen, vor dem Hintergrund der Arbeit zu Sistah Vegan … Wissen Sie, es gibt bereits so viele akademische Studien über PETA und die Probleme mit PETA, ich möchte mich davon gerne hinweg bewegen und mich nun wirklich lieber mit den Themen: Maskulinität, Veganismus und Rassenbewusstsein auseinandersetzen.

–         Wie gehen schwarze Männer der Hip-Hop-Generation damit um, in seiner Nation zu leben, in der struktureller Rassismus, Negrophobie und ein auf ein weißes Überlegenheitsdenken basierendes Moralsystem die fortbestehende Norm sind seit dem Kolonialismus?

–         In welcher Weise bietet die schwarze vegane Hip-Hop-Bewegung aus einer rassenbewussten, dekolonialen und gesundheitsaktivistischen Sichtweise, alternative Formen von Verzehr und Konsum und im Bezug auf die Fragen des Mannseins?

–         Wie verwenden prominente männliche Hip-Hop-Veganer den Hip-Hop um darüber aufzuklären, wie Nahrungsmittel und die allgemeine Gesundheit durch den körperschaftlichen Kapitalismus und ein Fleischzentriertes industrialisiertes Nahrungsmittelsystem negativ geformt und beeinflusst worden sind?

Der erste Künstler, den ich mir dabei anschauen will, ist DJ Cavem Moetavation, er kommt aus Denver und repräsentiert für mich wirklich eine alternative schwarze Männlichkeit. Ich möchte Ihnen mehr darüber sagen, was er zu bieten hat, nachdem wir uns dieses Videos angesehen haben. Wir werden darüber reden, ich bitte Sie also sich nun seiner Musik zuzuwenden.

Sein erster Song heißt ‚Wheat Grass’ [‚Weizengras’] und er schrieb ihn als er etwa 23 oder 24 Jahre alt war. Er stammt aus Denver, Colorado. Er ist vegan. Und ich finde was er zu bieten hat beeindruckend. Er ist ein ‚Green For All’-Lehrer/Aktivist und er und seine Frau haben gemeinsam drei Kinder, alle in einem Alter unter fünf Jahren. Was besonders beeindruckend an ihm ist, ist das er eine gelernte Hebamme ist. Ihre drei Kinder kamen allesamt zu Hause zu Welt, sie hatten also drei Hausgeburten. Er brachte seine eigenen Kinder zur Welt, er hat das gelernt. Ich weiß nicht wie viele von Ihnen schonmal einer männlichen Hebamme begegnet sind, ich hatte bislang noch keine getroffen.

Er bezieht sich auf den afrozentrischen holistischen Veganismus und in seiner Musik geht es hauptsächlich um Empowering, die Entwicklung eigener Stärke, und um die Dekolonialisierung des Körpers durch die Wahl der Nahrungsmittel und durch den eigenen Anbau von Nahrungsmitteln; im Vordergrund steht also der holistische Veganismus.

Dieser Song heißt also ‚Wheat Grass’ und ich möchte gerne, dass Sie schauen was in dem Video passiert. Es beginnt zuerst mit diesen drei schwarzen Freunden, die einfach chillen und eine gemeinsame Pause an einer Straßenecke machen, um sich miteinander zu unterhalten. Achten Sie darauf, worüber sie sprechen. Sie erwähnen das Racial Profiling [ethnisches Profiling] und wie die Polizei im Block herumfährt, als warteten sie direkt darauf, dass etwas passiert. Was bedeutet das, dass diese Freunde Eingangs über das ethische Profiling sprechen? Weshalb ist das etwas Wichtiges, wenn es darum geht, wie jemand seinen Zugang zum Veganismus findet? Wie findet genau dieser Mann hier seinen Zugang zum Veganismus und warum vermittelt er anderen seine diesbezügliche Botschaften? Lassen Sie uns gemeinsam das Video anschauen …

Video link auf Youtube: DJ Cavem Moetavation: Wheat Grass https://www.youtube.com/watch?v=OWBURAIMxoQ

In diesem Video geschieht also sehr viel, aber einige der Dinge, die ich hier hervorheben und über die ich hier sprechen will, sind zuallererst ihre Unterhaltung über die Polizei und das Racial Profiling.

Während der Unterhaltung beim Pausieren an der Ecke, überlegt die eine Person, in den Junk-Food-Laden hineinzugegen. Ich kenne Ietef sehr gut und sie haben dort wirklich ein großes Problem mit der Ausbreitung von dem, was man als Junk-Food-Läden bezeichnen kann, spezifisch in den vorwiegend schwarzen Nachbarschaften. Sie sehen, was in dem Video getrunken wird – er trank aus einer Edelstahlflasche, er trank Wasser, sein Freund ebenso.

Wir sehen auch Bilder von Ietef – also sein Name ist DJ Cavem Moetavation, das ist sein MC Name, aber er wird zumeist Ietef genannt – wir sehen ihn in einem Klassenzimmer, und dort sehen wir ihn sitzend in afrozentrischer Kleidung; er versucht ein eurozentrisches Schulsystem mit seiner Art des afrozentrischen Lebens zu beeinflussen und wirbt für ein Erziehungsmodell, das normalerweise in Amerika nicht akzeptiert wird – wir haben hier üblicherweise einen eurozentrischen Lehrplan, er ist darüber verdrossen, setzt dem etwas entgegen und sagt: „Macht doch nicht immer falsche Annahmen!“ Und die Lehrer und die Schüler blicken ihn an, staunend und wundern sich: ‚Was ist los?“

Ich fand das sehr wichtig, wenn unsere Eltern sich bemühen Einfluss auszuüben … ich fand diese afrozentrische Metaphorik im Liedtext sehr überzeugend und wie hier redefiniert wird, was es bedeutet gesund zu sein und Teil einer schwarzen Gemeinschaft zu sein. Ich wollte auch … wissen sie, sie können die Webseite von DJ Cavem auch besuchen. Ich schicke ihnen diese Links gerne zu, wenn sie mich anmailen unter: Breeze Harper at Gmail. Ich kann ihnen die Links zu all den genannten Videos zuschicken.

Das nächste Video ist ‚G’z Up, Hoes Down’ und ich fand dies auch ziemlich cool. Ich weiß nicht ob sie Snoop Dog kennen, Snoop Dog schrieb vor etwa 10 oder 14 Jahren oder noch länger, diesen Song ‚G’z Up, Hoes Down’, und ja, ‚G’z’ bedeutet ‚Gangsters’, also ‚Gangster hoch’ und ‚Hoes’, [eine sexistisch konnotierte Bezeichnung für] ‚Frauen’, ‚Hoes runter’. Ietef machte nun also einen Song mit dem gleichen Titel, außer, dass bei ihm die ‚G’z’ die ‚Organic Growers’, die Bio-Gemüsebauern sind, und ‚Hoes’, [das Wort ‚hoe’ bezeichnet im Englischen auch die Gartenhacke] ‚hoe’, ‚hoeing’, hacken … sie verstehen das also? So ist ein „echter Mann“ eine ‚G’ und er ist also ein ‚Organic Grower’. Und ein echter Mann, er kultiviert seine Gemeinschaft, indem er wortwörtlich mit einer Gartenhacke den Boden kultiviert. Ich fand diesen Song wirklich beeindruckend. Und achten sie auf den Text und wie hier Männlichkeit redefiniert wird durch das Starkmachen der Gemeinschaft, indem du sie lehrst, wie sie ihre Nahrung selbser anbauen können und wie man sich nahrhaft und gesund ernährt.

Die meisten Leute dieser Generation oder Kultur kennen den Song von Snoop Dog, und ihn zu verwenden und den Sinn derart zu verändern … das finde ich beeindruckend. Ich möchte den Songs also mit ihnen teilen – diesmal haben wir dabei kein Video, nur den Song …

Video link auf Youtube: DJ Cavem Moetavation: G’s Up, Hoes Down https://www.youtube.com/watch?v=d4L-tC4g27w

Das war jetzt nicht der ganze Song, aber ich wollte ihnen den Song einfach kurz vorstellen. Ich finde die Idee sehr gelungen, den Gebrauch der Sprache des Hip-Hop, eines Titels, der den meisten Leuten, die Hip-Hop lieben, vertraut ist (die Originalversion von ‚G’z Up, Hoes Down’ also). Ich finde es gut, wie er die jungen Leute anspricht, die Logik mit der er eine Beziehung zu der braunen und schwarzen Jugend in der Denver-Gegend aufbaut. Ich denke seine Arbeit ist sehr ausdrucksstark.

Die erste Musik mit der mein Sohn aufgewachsen ist, war die von Ietef, und er zeigt mir, dass er diese Texte beinahe auswendig kann. Mein Sohn weiß auch beispielsweise, dass Ietef Jugendliche darüber aufklärt, wo ihr essen eigentlich herkommt, indem er ihnen gleichzeitig zeigt, wie man selbst Gemüseanbau betreibt. Als mein Sohn noch ziemlich klein war, so etwa zwei Jahre alt, sagte er was über Menschen die Verbrechen begehen, und meinte dann weiter: „Vielleicht kann Ietef ihnen ja helfen, vielleicht kann er ihnen zeigen, wie man sich sein Essen selber anbaut.“ Und das sagt ein Zweijähriger zu mir, er stellte diese Verbindungen her, dass Menschen vielleicht weniger schlimme Dinge tun würden, wenn sie stattdessen lernten ihre Gemeinschaften mitzukultivieren und in ihren Gemeinschaften Nahrungsmittel selber anzubauen würden. Mein zweieinhalbjähriger Sohn sagt dies zu mir und er hört diese Musik. Das hat mich vom Hocker gehauen. Als ich Ietef entdeckte war ich zutiefst berührt, denn … Mein Sohn hat diese Musik also gehört, er ist inzwischen fünf und er zitiert diese Liedtexte, er denkt kritisch über diese Dinge nach, in einer Art und Weise, die ich ihm vielleicht selbst nicht geschafft hätte in der Weise zu vermitteln. Und es ist eine alternative Form der Männlichkeit der mein Sohn darin begegnet. Er weiß also, dass Ietef Veganer ist, er weiß, dass Ietef bei der Geburt seiner Töchter half, und das ist ein Modell für Maskulinität, das, so denke ich, sehr kraftvoll ist. Wir sehen zu wenig davon in der veganen Gemeinschaft oder in der Hip-Hop-Gemeinschaft, insgesamt … im Mainstream.

Die Botschaft Ietefs richtet sich allgemein gegen den körperschaftlichen Kapitalismus. Er spricht darüber, wie immer mehr Fast-Food-Ketten in die Gegend kommen. Als ich vor zwei Jahren Denver besuchte, meinte Ietef zu mir: ‚Genau hierhin wollen sie einen Burger King bauen, und genau hier versuchen wir unseren Gemeinschaftsgarten zu bestellen … und an der anderen Stelle in der Stadt wollen sie eine neue große Gefängnisanlage errichten’ usw. Das ist also seine Welt, und das ist wie sein Veganismus existiert, und er bemüht sich darum, gegen all die Stereotypen zu kämpfen. Er setzt sich ein für seine Community … und es ist schwer. Er ist klug, er weiß die Sprache des Hip-Hop einzusetzen, und er weiß wie man sich dem Veganismus annähern kann in einer anderen Weise als PETA das zum Beispiel tun, denn das wäre wahrscheinlich für die meisten Leute in seiner Gemeinschaft eher entmutigend.

Er ist also gegen den körperschaftlichen Kapitalismus und sein Veganismus ist sehr afrozentrisch. Er spricht über Themen wie das ethnische Profiling, das industrialisierte Gefängnissystem Amerikas, als Themen, die die Umweltgesundheit seiner Gemeinschaft betreffen, als integriert in seine vegane Praxis. Es sind keine abgesonderten Themen.

Ich habe Leute manchmal sagen gehört … meistens jemanden, der sich als weißer Veganer aus der Mittelklasse identifizierte: ‚Ich kämpfe für Tiere, die in Gefängnissen sind, in Käfigen. Mir ist das mit den industriell betriebenen Gefängnissen für Menschen eher egal, weil, weißt du, es ist deine eigene Schuld wenn du dort landest, es ist deine eigene Schuld! Wenn du inhaftiert wirst, dann ist das deine eigene Schuld. Tu einfach nichts Falsches, dann wirst du auch nicht festgenommen. Ich aber kämpfe für die Tiere, die in Käfigen sind.’ Und ich dachte: ‚Wow, ist dir überhaupt bewusst, was Racial Profiling bedeutet?’ Alleine diesen Kommentar zu machen … dies war deren Einstellung zum Verständnis unseres Kriminal-Justizsystems. Und diese Einstellung unterscheidet sich stark von der DJ Cavems / Ietefs.

Wie ich bereits gesagt habe, ist Cavem auch eine gelernte Hebamme. Ich bin sehr beeindruckt darüber, dass er das gelernt hat … Sie sind Veganer, sie unterrichten ihre Kinder zuhause und er erlernte den Hebammenberuf, um seine eigenen Kinder zur Welt zu bringen. Ich finde das erstaunlich.

Nun zu Stic.man von dead prez. Ich wollte mir gerne gemeinsam mit ihnen dieses Video ansehen und den Text dazu besprechen. Auf seinem T-Shirt steht hier: ‚Healthy is the New Gangster’, das finde ich klasse. Stic-man ist Mitglied der Band dead prez. Etwa im Jahr 2005 oder 2006 hatten sie einen Song mit dem Titel: ‚Be Healthy’, in dem sie über die Möglichkeiten für ein gesundes Leben sprechen und wie man sich richtig ernähren sollte. Später brachte er ein Album mit dem Titel: ‚The Workout’ heraus, und ein Song auf diesem Album heißt ‚Back on my Regimen’, und in diesem Video … das ich toll finde … schauen sie sich das Video zuerst an und danach spreche ich darüber, was hier geschieht. Wir werden uns nicht das Ganze anhören, um etwas Zeit zu sparen, vielleicht die Hälfte …

Video Link auf Youtube: Stic.man: Back on my Reginem http://www.youtube.com/watch?v=sa1yJWBLsxw

… Oh nein, die Verbindung konnte nicht hergestellt werden, das könnte ein Problem sein […] ok, ich werde dann einfach erklären was in dem Video zu sehen ist.

Sie sehen in dem Video fünf oder sechs afroamerikanische Männer in einem Gym beim Krafttraining. Im Text sagt er: ‚I’m back on my weight gain, back on my vitamins, back on my discipline’ [‘Ich bin wieder dabei Gewicht zuzunehmen, nehme meine Vitamine, bin dabei diszipliniert zu trainieren’], und was hier geschieht ist ganz anders als die Trainingsräume, die du normalerweise im Zusammenhang mit dem Veganismus siehst, wie etwa Yoga in sauberen Räumen, wo alles sehr rein und pur wirkt. Er wirbt für das Training, und dafür, sich körperlich fit zu machen, in so etwas, was wie ein Arbeiterklasse-Trainingszentrum aussieht, und wie du deinen neuen Körper aufbauen sollst. Er spricht über die vegane und die holistisch vegane Ernährung, und man sieht, dass all diese Männer, die dort trainieren, Gewichte handhaben. Und ich denken mir, wow, was für eine interessante Darstellung von Maskulinität, und nicht darüber zu sprechen, wieviel Fleisch einer essen muss um Muskeln aufzubauen, sondern darüber, wieviel pflanzliches Protein du isst, um solche Muskeln zu bekommen. Das ist monumental in einer Kultur, in der Maskulinität und Fleischverzehr Synonyme sind, besonders die Stereotypen, das schwarze Männer Hühnchen lieben, Hühnchen in Soulfood-Gerichten, und dass echte schwarze Männer außerdem niemals Gemüse essen, und dass man mit einer pflanzlich-basierenden Ernährung auch niemals muskulös werden könnte … das ist was ich in diesem Video sehe.

Aber er macht den Veganismus und Fitness auch ein wenig leichter zugänglich, denn sein neues Ziel ist es, darüber zu sprechen, wie du das, was du brauchst bekommst, wenn du in der „Hood“ [die urbane Nachbarschaft, in der vorwiegend schwarze Menschen leben] lebst, und wie du deinen Körper fit halten kannst in der „Hood“.

So gründet auch seine vegane Praxis auf dem Hintergrund dessen, ein schwarzer Mann in Amerika zu sein, der in den Gemeinschaften aufgewachsen ist, in denen Menschen keinen Zugang zu gesunden und nahrhaften Nahrungsmitteln haben, aufgrund ihrer Klassenzugehörigkeit und aufgrund rassischer Problematiken. Und Teil seines Ziels ist es, diese vegane Lebensweise zugänglicher zu machen; etwas, was wir im veganen Mainstream nicht wirklich finden können. Ich hoffe also, sie können eines Tages auf dieses Video zugreifen.

Aber sie sehen auch noch jemanden anderen in dem Video. Und sein Name ist Supanova Slom. Wie viele von ihen kennen Queen Afua? Also Queen Afua – kurz, ich habe in meiner Dissertationsarbeit über sie geschrieben, und sie ist der Grund, warum ich vegan wurde: Queen Afua verfolgt einen afrozetrischen Ansatz, sie spricht über die Heilung der Reproduktivgesundheit durch pflanzlich-basierende Ernährungsweisen, die in Verbindung stehen zum kemetischen Ägypten – eine sehr lange Geschichte. Sie können ihr Buch lesen, das heißt: Queen Afua: ‚Sacred Women’. Und ihr Sohn ist Supanova Slom und er macht Hip-Hop-Wellness.

Er wird auch der Hip-Hip-Medizinmann genannt, Erykah Badu und Russell Simmons haben seine Arbeiten verwendet und er hat ein Buch geschrieben. Und, er ist in diesem Video. Man sieht wie muskulös er ist, er spielt mit seinen Muskeln. Er ist vegan und man sieht, er ist wirklich muskulös.

( … Ich überspringe dieses Video, denn es scheint wirklich nicht zu funktionieren, aber wir sehen uns jetzt noch Supanova Sloms Arbeit an. Es tut mir leid, ich bin ein Mac-User, das hat hier jetzt einfach nicht funktioniert … )

Hier ist also Supanova Slom, er ist in diesem Video und hoffentlich funktioniert dieses Video nun. Was interessant an ihm ist, ist dass seine Mutter Queen Afua ist, die seit etwa 30 oder 40 Jahren in ihrem Feld tätig ist, bei der es um schwarze Frauen geht, die Dekolonialisierung ihrer Körper durch eine pflanzlich-basierende Ernährung, und nicht allein das, sondern auch durch einen Verzicht auf gebleichtes Mehl, raffinierten Zucker und Speisesalz in der Ernährung.

Queen Afua hat auch darauf hingewiesen, dass Zucker so schlimm wie die Droge Crack ist, und das ist schon mutig so etwas zu sagen, wenn man sich die Geschichte der schwarzen Communities und der Droge Crack anschaut, die Ängste die damit verbunden sind, dass schwarze Frauen Crack-Babies zu Welt bringen könnten, und wie das zu einem Problem für die Gesellschaft werden könnte. Da steckt also viel dahinter, wenn Queen Afua den raffinierten Zucker mit Crack vergleicht, und sagt, dass sich nur ein Molekül bei beiden unterscheidet, man könne gleich Crack nehmen, was doch die schwarze Community zerstöre. Das sind also Botschaften mit denen Supanova Slom durch seine Mutter aufgewachsen ist, und er entschied sich einen Song und ein Video zu genau diesem Thema zu machen. Und der Song heißt ‚Sugar Crack’.

Video link auf Youtube: Supanova Slom: Sugar Crack https://www.youtube.com/watch?v=ZTufe6sm1hk

… und hoffentlich funktioniert das jetzt. Es tut mir leid wenn nicht. Nun ja, um Zeit zu sparen, werde ich den Inhalt kurz erklären.

In dem Video sieht man viele Bilder aus unserer sehr Zucker-zentrierten Kultur in Amerika. Man sieht Leute die ‚Fruit Loops’ und ‚Pop Tarts’ essen, Leute die ganz verrückt sind auf Zucker, und er sagt: ‚Sugar crack, sugar crack …’ – ich bin ein miserabler Rapper, er sagt also ‚sugar crack, sugar crack’ und beschreibt, wie der Zucker einen quasi verrückt macht.

Ich möchte das als einen Eingangspunkt dazu verwenden, um zu verstehen, wie ein reiner Körper in dieser Art neuer schwarzen veganen Hip-Hop-Rhetorik konstruiert werden soll, wobei nicht nur gesagt wird, dass man keine Tiere oder tierischen Produkte essen soll, sondern, man soll auch beispielsweise keinen weißen Zucker essen … und die Verbindungen, die Zucker in einer …

[…] Ok, gut. Ich beende das Video hier, weil darin geschieht wirklich eine ganze Menge. Es ist recht intensiv und ziemlich lang.

Die Botschaft, die er vermittelt ist … er spricht darüber, dass die Medien ihr Augenmerk so sehr auf die Gewalt Schwarzer gegen Schwarze richten, darauf, dass sie sich gegenseitig umbrächten. Er sagt aber: ‚Der echte Feind ist weißer Zucker, der raffinierte Zucker – er tötet unsere Gemeinschaft’, und er machte diesen Kommentar, bei dem er sagte: ‚Der echte Terror, der einen Homie tötet [ist der weiße Zucker] – du kannst kein Homie sein, der ganz dabei ist, wenn du an Diabetes stirbst.’ Er spricht darüber und über diesen Fokus, der sich, im Gegenteil, nicht so sehr darauf konzentierst, wie viel Limos und Zuckerprodukte tatsächlich die schwarze Community umbringt, sondern wie die Medien derart darauf fokussiert sind, wenn Schwarze kriminelle Handlungen an anderen Schwarzen begehen, dass bei Schwarzen eine höhere Gefahr bestehe, dass sie durch eigene Waffengewalt in der eigenen Community sterben … und nun ja, tatsächlich ist die Gefahr aber weitaus höher, dass schwarze Menschen an einer ernährungsbedingten Erkrankung sterben. Doch warum richtet sich keine Aufmerksamkeit darauf?

Das ist was er beispielsweise mit seiner Musik ausdrückt, wobei darunter auch Inhalte sind, mit denen ich nicht übereinstimme; ich stimme nicht mit allem was andere machen überein, mit vielem sogar nicht, aber sein Fokus auf den Zucker ist auch deswegen wichtig, weil schwarze Menschen, in der Zeit, als sie unter der Sklaverei leben mussten, auch dazu eingesetzt wurden, um Zucker zu ernten. Heute ist es nun das ganze Amerika, dass dem Zucker versklavt ist, das abhängig vom Zucker ist. Aber es bedeutet noch mehr wenn schwarze Menschen heute süchtig nach dem sind, das zu ernten sie einst versklavt wurden. Sein Verständnis über die Dekolonialisierung des schwarzen Körpers indem ihm der Zucker entzogen wird, ist also innerhalb dieses geschichtlichen Hintergrunds zu betrachten, und es gewissermaßen kontrovers den Zucker mit Crack gleichzusetzen. Er thematisiert, dass ein ‚echter’ Mann kein Junk Food essen sollte, und er spricht auch darüber, das ‚echte’ Männer keine Drogen nehmen, trainieren, sich stark und fit halten.

… Was ich in dieser Rhetorik nicht wirklich höre ist: Wie ist das mit den Nahrungsmittelzugängen? Viele Leute, die in der Sachen engagiert sind … ich denke viele von ihnen haben wahrscheinlich wirklich genug Geld um Zugang zu diesen Nahrungsmitteln zu haben, ich höre also nicht viel darüber, was mit den Leuten der unteren Schichten ist, die sich solche Lebensmittel gar nicht leisten können. Ich sehe bei ihm also, und auch bei anderen die im den Feld aktiv sind, nicht immer viel Klassenbewusstsein, was Nahrungsmittel und die Zugänge dazu anbetrifft. Ietef befasst sich damit, und Stic.man konzentriert sich inzwischen auch mehr darauf, aber ich höre und sehe davon noch nicht so viel in Supanovas Arbeit.

Doch insgesamt ist die Botschaft, die diese Männer vermitteln, die, dass die Begrünung der Ernährung ein dekolonialisierendes Projekt ist. Es ist interessant, dass sie dem Grün diese Bedeutung zugeordnet haben, wenn man an Spirulina oder Weizengras denkt … Der Mainstream-Veganismus wirbt für die sog. ‚Supergreens’, die Supergemüse, so wie Grünkohl, Weizengras und die Alge Spirulina, als ein postrassisches und bewusstes Essen; man denkt dabei nicht, dass jemand Weizengras essen könnte um seinen Körper zu dekolonalisieren. Hier aber werden diese Nahrungsmittelobjekte aufgegriffen und ihnen werden kritische rassenbewusste Bedeutungen zugeordnet, so ist natürlicherweise Spirulina weder postrassisch noch rassisch, es ist einfach Spirulina, aber die Bedeutung, die diesen Nahrungsmittelobjekten zugeordnet wird, kann uns wirklich viel über die rassischen Machtdynamiken in diesen Gemeinschaften zeigen.

So sind also für Stic.man und DJ Cavem und Supanova Slom die sog. Supergreens verbunden mit der Dekolonialisierung des schwarzen Körpers, der schwarzen Gemeinschaft und Kultur, zur Beseitigung der schädigenden Effekte systemischen Weißseins, des Kolonialismus und des Kapitalismus. Und dann steht auch ‚Sugar Crack’ versus ‚Green’, was soviel aussagt wie: „der gereinigte schwarze Körper schafft eine gereinigten schwarzen Geist, schafft eine gereinigte schwarze Gemeinschaft“ und ich setzte das in Anführungszeichen, weil solche Reinheits-Rhetoriken nicht in einem luftleeren Raum herumstehen, sondern durch all diese Ängste, die sich um den Körper herumwinden, informiert sind, ungeachtet dessen wie du dich rassisch identifizierst – diese Ängte um einen reinen, puren Körper haben in Amerika immer existiert, und man trifft selbst in der afrozentrischen veganen Rhetotik darauf.

Dies sind Dinge über die man nachdenken sollte, noch keine Schlussfolgerung … . Ein zugrundeliegendes Thema ist, dass schwarze Männer, die gesund sind, straight / heterosexuell sind. Wenn ich vielem, das in der schwarzen vegane Hip-Hop Bewegung geschieht, zuhöre, höre ich nicht viel darüber, was es heißt ein Mann zu sein der nicht heteronormativ ist. Darüber möchte ich gerne mehr hören. Und dann, Teil der holistisch-gesundheitlichen afrozentrischen Gemeinschaft – wobei ich nicht sagen will, dass diese Männer das sagen, aber die dort anzutreffende allgemeine Grundhaltung hinsichtlich Sexualität und Gender ist, dass Leute die Queer-identifiziert sind, deshalb Queer sind, weil sie die Ernährung Weißer für sich angenommen haben, d.h. die kolonialistische Ernährung für sich angenommen haben, und dass, wenn man die richtige, holistische vegane Ernährung zu sich nimmt, man keinen sexuellen ‚Konfusionen’ unterlegen sein wird, dass man wird dann straight sein wird. Darüber möchte ich also auch mehr wissen, ich möchte verstehen, wie das in die Arbeiten dieser Männer hineinwirkt und ob sie in irgendeiner Weise das homophobe und transphobe Verständnis über eine vegane Ernährung teilen … Was das also heißt, sich vegan zu ernähren – bedeutet das hier, dass du diese Ideen vertrittst, weil du glaubst, dass es im afrozentrischen oder kemetischen Ägypten wirklich keine Menschen gab, die nicht heteronotmativ / straight waren? Oder anders: wenn du versuchst deinen Geist zu dekolonialisieren, wie betroffen bist du dann immernoch durch diese Grundpfeiler des Kolonialismus; dass du zwar rassenbewusst bist, aber immernoch diese Ängste hast, im Bezug auf Menschen die homosexuell sind, die transgender sind, und dass dies Teil deiner dekolonialen Rhetorik wird … das heißt, dass du während du versuchst antirassistisch zu sein, du zur gleichen Zeit tatsächlich transphob seien könntest oder unsichtbare sexuelle Minderheiten schaffen würdest.

Was besonders bei diesem Kanon fehlt: ‚Echte schwarze Männer essen vegan, weil es gesund ist und den Körper vom kolonialistischen Erbe bereinigt’ ist, ich höre nicht viel Tierrechts- oder Tierbefreiungsrhetorik. Ich frage mich ob da noch einiges sichtbarer wird, wenn ich mit diesen Leuten die Interviews für mein Buch machen werde. So sagen sie zum Beispiel, dass man keine Tiere wie z.B. Schweine essen sollte, weil sie unrein oder schmutzig wären, und nicht, weil es grausam gegenüber den Tieren ist, die hier aufgezogen und geschlachtet werden. So ist alles was Tiere anbetrifft eine Frage der Unreinheit, was wiederum diese Art kolonialer Konnotation trägt, im Bezug auf Tiere – wie innerhalb der europäischen kolonialen Beziehung, sind die Tiere oder Tiere hier generell schmutzig oder sie verdienen es nicht wirklich als fühlende Lebewesen betrachtet zu werden, denen ihre Rechte zustehen. Ich will also herausfinden, ob bei diese Männer aus der veganen Hip-Hop-Bewegung, mit denen ich mich hier befasse, ob sie sich mit der ‚Animal Compassion’-Komponente auseinandersetzen, mit dem Mitgefühl für Tiere. Denn ich weiß, dass die unterschwellige Rhetorik des afrozentrischen Veganismus die ist: ‚Man isst Schweine nicht, weil sie schmutzig sind’ – nicht weil Schweine leiden.

Und dann der abelistische Diskurs: die Ängste, dass schwarze Körper weiter geschädigt werden, wenn sie sich nicht in einer bestimmten Weise ernähren, und ob ein geschädigter schwarzer Körper jemals selbstbewusst, frei oder gereinigt sein kann. Ich denke also über diese Ängste nach im Bezug auf Menschen die Behindert oder körperlich eingeschränkt sind, was auch Teil des ‚kolonialistischen Projekts’ gewesen ist, bei dem jemand nur ein produktives Mitglied der Gesellschaft ist, wenn er/sie „able-bodied“ [nicht-behindert, nicht körperlich eingeschränkt] ist. Die Auffassung, wer als „able-bodied“ gilt, hat sich natürlich über die Zeit hinweg geändert. Das möchte ich also auch besser verstehen, in diesem Diskurs der Schaffung alternativer schwarzer Männlichkeiten durch den holistischen Veganismus, ob der Ableismus in bestimmten Momenten wieder Fuß fasst.

Der ganze Fat-Shaming-Diskurs ist allgemein auch ein Problem. Es scheint, dass Leute immernoch diejenigen die Übergewichtig sind, gleichsetzen mit Ungesundsein. Man sieht das nicht so häufig innerhalb des afrozentrischen Veganismus, aber das Problem ist nicht gänzlich ausgeschaltet.

Und dann ist noch der Punkt: Sperma ist nur gesund, wenn du grün und vegan lebst, was dann auch für gesündere schwarze Babys sorgt, so etwa: ‚Wenn du mit deiner Frau Kinder haben willst, dann ernähre dich richtig, damit eure Babys gesund sind’, und was das also bedeutet, wenn nicht jeder bei dieser gesunden Ernährung mitmachen kann, wer gehört dann zu dieser neue zukünftigen gesunden schwarzen Nation und wer nicht?

Das sind also die Fragen die mich beschäftigt haben, die mich auch im Zusammenhang mit meiner Arbeit für das Sitah Vegan Projekt und PETA beschäftigen – keiner schaut sich diese spezifische Bewegung einmal genauer an, und was dieser Herren da leisten. Ich halte ihre Arbeit insgesamt für hochinteressant – oft, wenn ich mir Arbeiten anderer, die sich mit Nahrungsmitteln, Gender und Rasse beschäftigen, anschaue, stelle ich fest, dass sich niemand mit Männlichkeit oder schwarzer Männlichkeit befasst, oder wenn sich mit Männlichkeit befasst wird, dann nur im Kontext mit Fleischverzehr und weißer Maskulinität … nicht etwa, was ist das, was z.B. Stic.man da mit seiner Arbeit tut, was macht Ietef, was Supanova Slom – die allesamt rassenbewusste Herangehensweisen verfolgen.

Das ist was ich meine mit: Rasse, vegane Politik und Verkörperung. Diese Herren haben diese verkörperten Erfahrungen dessen, schwarze Männer zu sein. Und genau damit kamen sie zu ihrer veganen Praxis, das hat ihr Verständnis dessen, was ethischer Konsum/Verzehr bedeutet, geprägt. Für die meisten Leute, die wissen was ethischer Konsum/Verzehr im Kontext mit PETA und Veganismus ist, bedeutet ethisch: ‚du tust es nicht, weil es Tieren schadet’. Für diese Community war es die institutionalisierte Sklaverei und die Jim Crow Gesetze, die für sie das Unethische definiert haben. Diese Art des Konsums/Verzehrs stellt eine Art des Versuchs der Heilung der Verletzungen dar, die unseren Gemeinschaften zugefügt worden sind – findet also im Bezug auf diese unethischen Handlungen statt. So stellt dies nun also eine Form des ethischen Konsums/Verzehrs für unsere schwarzen Gemeinschaften dar, und das ist wie hier der Begriff des ethischen Konsums insgesamt gebraucht wird und wie das Verständnis darüber geprägt ist. […]

–        DJ Cavem Moetavation http://djcavem.com/

–        Stic.man https://www.facebook.com/STICRBG

–        Supanova Slom https://www.facebook.com/supanovaslom

Alle Links: 20.5.2014

 

Rassismus und Speziesismus: Sind beide miteinander austauschbar?

Ein Auszug aus:

Anastasia Yarbrough: Weißes Überlegenheitsdenken und das Patriarchat schaden Tieren, Präsentation anlässlich der Sistah Vegan Conference 2013.

Rassismus und Speziesismus: Sind beide miteinander austauschbar?

► Rasse und Spezies sind willkürliche Unterscheidungen die ungefähr in der gleichen Zeit im europäischen Denken entstanden. Beide sind geleitet von phänotypischen Unterscheidungen aber tragen das Gewicht und die Legitimität als seien sie biologisch verwurzelt, und biologisch wird oft gleichgesetzt mit etwas „Fixiertem.“ In der Biologie wird die biologische Speziesdefinition oft als die ultimative Speziesdefinition begriffen. Wenn Gruppen erwiesenermaßen aus Individuen bestehen, die reproduktionstaugliche Nachkommen erzeugen können, dann sind sie eine echte Spezies. Im Freien oder in den Laboratorien ist diese primäre Definition meistens schwer zu testen, so werden noch andere Definitionen als akzeptabler Ersatz verstanden, die auf den morphologischen und phylogenetischen Unterschieden zwischen Gruppen basieren. Doch was die morphologischen und phylogenetischen Speziesdefinitionen tun, ist, dass sie die Kennzeichnungen von Spezies so willkürlich machen, wie das auch in der Rassentheorie handhabe ist. Für beide geht es im Wesentlichen hierum, dass: wenn du ein bisschen anders aussiehst, Dinge ein wenig anders tust, genetisch etwas variierst und sogar auch noch in einer anderer Region als dem Ort der Vergleichsbasis lebst, dann reicht das dazu, deine Gruppe als eine eigene Spezies zu kennzeichnen (und historisch wurde Rasse und Spezies in austauschbarer Weise eingesetzt), bis ein anderer „Experte“ vorbeikommt und etwas anderes behauptet.

► In meiner Erfahrung ist das, was wir als Tierrechtsaktivist_Innen häufig als Speziesismus kennzeichnen, zumeist nichts anderes als Rassismus, Sexismus und Ableismus der gegen Tiere gerichtet ist. Tier-Agrarkutlur, Aquakultur, Laborversuche mit Tieren, die Haustierhaltung und auch die kommerzielle- und die Freizeitjagd benötigen die Unterdrückung spezifischer Spezies um dadurch bestimmen menschlichen Gruppen einen Vorteil zu verschaffen. Doch die Argumente, die angebracht werden um diese Spezies in der Unterdrückung zu halten, sind nicht so sehr speziesistisch wie sie rassistisch, sexistisch und/oder abelistisch sind. Während Hunde als eine Spezies zur kommerziellen Zucht anvisiert werden, sind es die Hunderassen (die man ansonsten auch als „Züchtungen“ bezeichnet), die als Rechtfertigung und Anreiz zur Fortsetzung der selektiven Nachzucht und zur reproduktiven Kontrolle von Hunden dienen. Und es sind die Rassen, die in einigen Ländern einen Hund dazu prädestinieren getötet zu werden, nur weil er/sie als eine bestimmte Rasse geboren wurde. Ökofeministische Tierrechtsaktivistinnen haben seit Jahren schon betont, dass der Sexismus eine wesentliche treibende Kraft in der Unterdrückung von Tieren in den Agrarindustrien sind, insbesondere der Milch und Eierindustrie, die nicht existieren würden wenn die weibliche Gebärfähigkeit dabei nicht ausgebeutet werden könnte. Selbst Tierrechtsaktivist_Innen spielen in die Fallen des Abelismus hinein, indem sie sozial-kognitive Fähigkeiten von Tieren betonen, in ihrem verzweifelten Versuch Leute dazu zu bewegen, über Tiere einmal nachzudenken. Die Fähigkeiten von Tier-Individuen und Spezies mögen vielleicht den Grund bieten, mit dem wir versuchen zu rechtfertigen wie wir Tiere behandeln. Sobald wir Aktivist_Innen aber einmal dazu imstande sind, das Sozial-Kognitive dort und dann zu erkennen wo es erscheint, dann sollte es doch leichter werden zu begreifen, womit wir hier wirklich arbeiten.

Die ganze Präsentation können Sie hier im PDF Format lesen: http://simorgh.de/yarbrough/yarbrough_weisssein_patriarchat_tiere.pdf

Anastasia Yarbrough ist in beratender und aktivistischer Form in der Tierrechtsarbeit tätig, http://animalvisions.wordpress.comhttp://inneractivism.com.

Anastasia Yarbrough: Weißes Überlegenheitsdenken und das Patriarchat schaden Tieren

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Weißes Überlegenheitsdenken und das Patriarchat schaden Tieren

Anastasia Yarbrough, http://animalvisions.wordpress.com/http://inneractivism.com/

Dieser Text als PDF (Link öffnet sich in einem neuen Fenster)

Eine Präsentation von Anastasia Yarbrough anlässlich der ersten Sistah Vegan Konferenz, die am 14. September als Webkonferenz, organisiert von Dr. Amie Breeze Harper, stattfand. Siehe dazu: http://simorgh.de/niceswine/tag/sistah-vegan. Übersetzung: Palang LY, mit der freundlichen Genehmigung von A. Yarbrough.

In dieser Präsentation geht es um die Narrative, die wir über die Unterdrückung von Tieren weitervermitteln. Als Tierrechtaktivist_Innen steht uns die Möglichkeit zu, in unseren Schilderungen tiefer zu gehen und uns nicht allein auf die Tokenisierung der Kämpfe farbiger Menschen und Frauen zu verlassen. Auch müssen wir keine Tokenisierung von Tieren als romantischen Symbolen, die der menschlichen Identität dienlich sein sollen, betreiben. Stattdessen können wir über den tatsächlichen Kampf reden, den Tiere durchfechten müssen, und wir können über ihre Leben sprechen, so gut wir das eben nur können. Wir können ans Licht befördern genau wie sie mit den Bemühungen um Freiheit usw. anderer, menschlicher Gruppen in Verbindung stehen, und zwar indem wir die Geschichten derjenigen Kräfte (und der Identitätsgruppen, die hinter diesen Kräften stecken) schildern, die das Ganze letztendlich miteinander verbinden.

I. Wer ich bin?

Mein Name ist Anastasia Yargrough. Ich arbeite als facilitator consultant, community educator und bin nebenbei auch Musikerin. Ich arbeite nunmehr seit 15 Jahren im tierschützerischen Bereich, und zuletzt, seit etwa 5 Jahren, bin ich im als Sprecherin und organisatorisch in der Tierbefreiungsbewegung aktiv. Ich war im Vorstand des Institute for Critical Animal Studies und bin gegenwärtig im Beirat des Food Empowerment Projects.

Bedanken möchte ich mich ganz besonders bei A. Breeze Harper, die diese Online-Konferenz ermöglicht hat. Bei Adam Weitzenfeld und pattrice jones dafür, dass sie wunderbare inspirierende Gelehrte/Aktivist_Innen sind, die sich auch als gute Zuhörer erwiesen haben wenn es um die Themen ging, mit denen ich mich zurzeit auseinandersetze. Und mein Dank gilt auch all den Aktivist_Innen dort draußen, die sich für eine totale Befreiung einsetzen, selbst unter den enorm schwierigen herrschenden Bedingungen.

II. Warum ich spezifisch über weißes Überlegenheitsdenken und das Patriarchat spreche?

► Diese alles durchdringenden und miteinander verwobenen Kräfte stellen in der Tierrechtsbewegung eine tragende Säule dar. Die TR-Bewegung ist auf die eurozentrischen Länder konzentriert und innerhalb dieser Länder ist die Mehrheit ihrer Mitglieder weiß und die Mehrzahl ihrer Führungspersönlichkeiten besteht aus weißen Männern. Folge dessen ist eine Tendenz zum Eurozentrismus, was die ideologische Grundlage für Fragen der Mensch-Tier-Beziehung anbetrifft. Auch ist es nicht selten, tierschützerischen und veganen Kampagnen zu begegnen, die ein europäisches Ideal vermitteln (beispielsweise die Kampagne gegen das Hunde-Essen in China). Der Eurozentrismus macht es Menschen, die nicht weiß sind, schwer zu meinen sie hätten einen Platz innerhalb der Bewegung, insbesondere auch dann wenn deren Tierethik nicht unbedingt dem vorherrschenden „Mainstream“ der Bewegung entspricht. Der Einfluss des Patriarchats wiederum wird besonders dann sichtbar, wenn wir betrachten, dass die Mehrheit der Bewegung zwar aus weiblichen Aktivistinnen besteht, dennoch aber 50% der Führungskräfte in den großen aktiven Tierschutz-Nonprofits allesamt männlichen Geschlechts sind. Wenn es bei den großen Veranstaltungen und Tagungen der Bewegung, wie beispielsweise bei der National Conference in Washington DC, nicht möglich ist diese Themen ernsthaft anzusprechen, und solche Themen sogar als trivial und als nicht wesentlich zur Stärkung der Bewegung abgetan werden, dann haben wir ernsthaft ein Problem.

► Die große Mehrheit von Tierrechtsorganisationen und ihrer Sprecher_Innen vergleichen die moderne Tierrechtsbewegung und zitieren Beispiele aus der antirassistischen und der antisexistischen Bewegung in den USA, ohne wirklich zu verstehen wie Rassismus und Sexismus in Amerika eigentlich funktionieren. Sie nehmen einfach an, dass sie es wüssten, weil sie sich als Aktivist_Innen für eine gleichermaßen unterdrückte Gruppe (die diverse Vielzahl von Lebewesen, die wir gemeinhin subsumierend als „Tiere“ bezeichnen) einsetzen.

◌ Bei der Nationalen Tierrechtskonferenz von 2013 in Washington DC, sagte Norm Phelps [ein bekannter Tierrechtsautor in den USA] in der eröffnenden Plenarversammlung zu den Teilnehmer_Innen, dass die Tierrechtsaktivist_Innen heute die Frederick Douglasse und Harriet Tubmans unserer Zeit sind. Nathan Runkle [der Sprecher der Organisation Mercy for Animals] sagte bei derselben Versammlung, dass die Tierrechtsbewegung der nächste evolutionäre Schritt sei im Vorwärtskommen sozialer Gerechtigkeitsbewegungen; die Tierrechte seien die neue große soziale Gerechtigkeitsbewegung.

► Dieses sich vollständig auf die Lektionen der Kämpfe aus der antirassistischen und den antisexistischen Menschenrechtsbewegungen der Vergangenheit verlassen, ist an sich in keinerlei Hinsicht ein Problem. Beide Bewegungen sind Teile unseres Erbes und wir kommen nicht umhin im Schatten ihrer Geschichte weiterzumachen. Nicht zuletzt sind die hervorragenden Persönlichkeiten dieser Bewegungen unsere Vorfahren und einflussreiche Pioniere für die Bemühungen weltweit um soziale Gerechtigkeit und in Umweltschutzbelangen gewesen. Doch wenn Führungspersönlichkeiten innerhalb der Tierrechtsbewegung bequeme Analysen betreiben, um sie als einen Hebel einzusetzen zur fortgeschrittenen Legitimierung der Tierrechtsbewegung, dann dient das unserer Bewegung nicht, und der entscheidende Punkt wird hier einfach verpasst. Es gibt einen Grund weshalb die Kämpfe der Farbigen, der Frauen und der Tiere sich ähnlich genug sehen, dass der Vergleich zulässig ist. Und diese Gemeinsamkeit liegt in der Verbindung, die gegeben ist durch die systemischen Kräfte, die ihrer aller Unterdrückung nährt und am Fortbestehen erhält. Ein weiterer Redner könnte einmal eine Analyse von jeglichem Winkel innerhalb dieser Matrix betreiben. Heute fokussiere ich auf die Punkte weißen Überlegenheitsdenkens und Patriarchat.

III. Wie weißes Überlegenheitsdenken und das Patriarchat Tiere in direkter Weise betreffen.

► Die gleichen Kräften, unterschiedliche Gruppen.

◌ Das weiße Überlegenheitsdenken und das Patriarchat (die ich von hier ab als „weißes Patriarchat“ bezeichnen werde) wurden von Theoretikern aus den Bereichen kritischer Rassenstudien und respektive des Feminismus in den USA seit mehreren Jahrzehnten untersucht. Farbige Menschen mussten sich mit dem Weißsein und Frauen mit dem Patriarchat detailliert auseinandersetzen um überleben zu können. Das Weißsein und das Patriarchat werden kollektiv begriffen als Konstrukte sozialer Identitäten, die sich strukturell über die Zeit hinweg verstärken. Das bedeutet, dass ihre initiale Erschaffung beabsichtigt war, und dass Menschen sich zur Annahme der Identitäten aus freien Stücken entschieden haben. In einer neueren Studie über die Theorie des Privilegs durch den Anarchist Federation’s Women Caucus (den Frauenausschuss der Anarchistischen Föderation) wurde betont, dass Identitätsgruppen wie Männer und Weiße nicht wirklich ihr Privileg aufgeben können, gleich wie sehr Individuen dieser Gruppen das auch möchten. Sie sind in diese Identitäten hineingeboren, in diesen Identitätsgruppen großgezogen worden und sie sind eingetaucht in ein System, aus dem sie nicht aussteigen können oder in dem sie sich überhaupt dazu entscheiden könnten, nicht mehr von diesem zu profitieren. „Du bist für das System, das dir dein Privileg erteilt nicht verantwortlich, nur dafür, wie du darauf reagierst.“ bell hooks hat das weiße Patriarchat häufig assoziiert mit Akten des Terrorismus (nämlich der Sklaverei, der Vergewaltigung, der Folter und den Mord) gerichtet spezifisch gegen schwarze Menschen und schwarze Frauen. Diese Akte des Terrorismus – Sklaverei, Vergewaltigung, Folter und Mord – sind auch das, was auch wir in der Tierrechtsbewegung versuchen wollen abzuschaffen. Es ist keinerlei Überraschung, dass diese Akte allesamt aus dem gleichen System entwachsen. Wie können wir in einer Gesellschaft leben, in der all das geschieht, ohne dass es uns überhaupt etwas ausmacht? Nun ja, zum einen macht sich das weiße Patriarchat nicht sichtbar. Wie irgendein anderes Konstrukt einer sozialen Identität, die ein sozioökonomisches System auf der Basis der Ausbeutung der schwächeren und verletzlicheren Individuen und Gemeinschaften erhält, indem es diejenigen marginalisiert, die den Status quo des „Mainstreams“ stören, in dem systematische Gewalt zum Vorteil privilegierter Gruppen begangen wird, in dem die Gedanken, Körper, Räume und die Reproduktion anderer Gruppen dominiert wird, so ist das weiße Patriarchat eine Institution, die es schafft all dies aufrecht zu halten während es selbst unsichtbar bleibt. Wir müssen uns in ganz bewusster Weise darum bemühen es sichtbar zu machen. In der Tierrechtsbewegung haben wir, wenn wir über die Unterdrückung der Tiere durch Menschen sprechen, Gelegenheiten um weißes Überlegenheitsdenken und das Patriarchat hinter der Ausbeutung, der Dominierung, der Reproduktionskontrolle, der Marginalisierung und der systematischen Tötung sichtbar zu machen. Wir können die Tokenisierung von Tieren als Maskottchen, die tatsächlich dem Zwecke ihrer Ausbeutung und Ermordung dient, benennen. Wir können auf die Tötungen von Tieren, in den Tierheimen und halbwilder und verwilderter Tiere, als Schuldzuweisung auf das Opfer hinweisen. Wir können darüber sprechen, wie wildlebende Tiere marginalisiert werden durch den Verlust ihres Habitats, verursacht durch die Agrarkultur und den sich ausdehnenden Städtebau, und wie „invasive/schädliche“ Spezies ein bequemes Ziel der Schuldzuweisung werden, wobei bei ihnen tatsächlich weder Hauptgrund und –ursache zu suchen sind. Wir können die Reproduktionskontrolle, die Zwangszucht, genetische Manipulation und die in die Sexualität eingreifende Gewalt sichtbar machen, die Institutionen am Leben erhalten wie die Tierversuchslaboratorien, die Tiere involvierende Agrarkultur, die Haustierhaltung, Zoos und Aquarien, Jagdreviere, Aquakultur und die Unterhaltungsindustrien die Tiere einbeschließen. Die Tokenisierung, die Schuldzuweisung auf das Opfer, die Marginalisierung und die Reproduktionskontrolle, sind die Grundpfeiler des weißen Patriarchats. Innerhalb des weißen Überlegenheitsdenkens in Amerika tendiert der Mainstream dazu, sich mit Tieren und farbigen Menschen dann zu identifizieren, wenn sie tot oder auf eine Fast-Unsichtbarkeit reduziert sind. Dadurch wird die Illusion erzeugt, dass wir diese Gruppen tatsächlich respektieren, indem wir sie romantisieren, und die, die sie in Wirklichkeit sind, für uns in unserer Vorstellungswelt in der Weise passend für unsere eigene Identität modulieren, nun wo unsere Vorfahren und Zeitgenossen sie bereits als eine Bedrohung außer Kraft gesetzt haben. Ein wesentlicher Grundpfeiler des weißen Patriarchats ist aber auch die Frage der Bürgerschaft. Die einzig legitimen Stimmen sind diejenigen, die „echte Bürger“ der Gruppe darstellen. Und in der Tierrechtsbewegung stellt dies ein enormes Hindernis dar in den Bemühungen um eine Bewirkung der Anerkennung der Interessen von Tieren durch die Gesellschaft.

►Das weiße Patriarchat als treibende Kraft in Tierverteidigungskampagnen.

◌ Die Kampagnen von PETA sind berüchtigt wegen ihrer rassistischen und sexistischen Komponenten. Ich werde hier nicht weiter in die Einzelheiten gehen, da eine andere Sprecherin bei dieser Konferenz ihre Analyse der Organisation PETA vorstellen wird. PETA sind jedenfalls ein sehr offensichtliches Beispiel für das weiße Patriarchat als treibende Kraft hinter ihren Zielen und Strategien. Nicht allein in den Öffentlichkeitsstunts der Organisation, sondern auch in ihren Politiken und Praktiken, die Tiere in ganz unmittelbarer Weise anbetreffen. PETA hat eine Geschichte zu verzeichnen, in denen sie mehr ihrer vermeintlich geretteten Hunde und Katzen getötet haben, als sie an ein neues Zuhause vermittelten. Nathan Winograd hat PETA seit Jahren wegen ihrer desaströsen Tierheimunterbringungspraktiken und Vorgehensweisen kritisiert. PETAs Unterstützer_Innen haben daraufhin entgegnet, dass Winograd nicht erwähnt habe, wie viele Tiere man aus den Gefahren, die für sie in überfüllten Tierheimen drohten, extra herausadoptiert habe, und dass es besser für diese Tiere sei einen „gnadenvollen“ Tod zu erleiden, als ein Leben in einen Tierheim zu verbringen, oder was noch schlimmer sei, als ein Leben ohne ein echtes Zuhause. Was mir dies sagt ist, dass für PETA die beste Art einer ethischen Beziehung zu Tieren, auf die wir unter PETAs Richtlinien hoffen könnten, diejenige ist mit toten Tiere, da es ja keine Möglichkeit gibt, alle diese Tiere unter einer kompletten institutionellen Kontrolle zu halten, und es dann effizienter wäre die Tiere einfach zu töten um sich dann auf die Schulter zu klopfen, dass man ja das richtige getan habe, denn man weiß ja schließlich auch genau, was das Beste ist. Das ist weißes Patriarchat.

◌ Verdeckte Nachforschungen bildeten die wesentliche Taktik zur Aufdeckung einiger der schlimmsten Gewaltakte gegen Tiere. Was oft nicht betont wird in solchen Ermittlungen von Tiermissbrauch in Fabrik-Farmen oder bei Kampagnen gegen den Hundekampf oder gegen Hahnenkämpfe oder bei Aufdeckungen des illegalen Handels mit wildlebenden Tierarten, sind die rassifizierten Komponenten die bei diesen Gräueltaten mitschwingen. Die große Mehrzahl derjeniger Menschen, die die niederen Arbeiten verrichten und die illegalen Taten begehen, denen wir immer wieder in den Nachrichten begegnen, und auf die der Zorn und die Empörung der Aktivist_Innen niederprasselt, sind farbige Menschen.

◦ Fremdarbeiter aus Ländern wie Mexiko und Guatemala machen ein Fünftel der Arbeiterschaft in den Agrarindustrien aus. Sie haben typischerweise keinen High School Abschluss und ihre Optionen bei der Arbeitssuche sind daher gering, auch haben sie normalerweise wenig in der Leitung dieser Farmbetriebe zu sagen. Sie sind einfach Hände – oft die blutigen Hände – die 10 bis 12-stündige Schichtdienste verrichten. Der US-amerikanische Imperialismus und Rassismus stößt sie in Jobs wie diese, wo die Möglichkeiten der Wahl dessen, wie man seine Einkünfte bestreitet, gering sind. Sie werden häufiger wegen Grausamkeit gegen Tiere belangt als die Betreiber der Farmen, die die echten Profite aus der Sache schlagen. Und Tierverteidigungsorganisation wissen das, wenn sie Klagen erheben; sie versuchen einfach jeden „Erfolg“, gleich welchen, zu erlangen, wenn er denn nur erlangbar ist. Zum Schluss hilft das den Tieren weder in der Gegenwart noch in der Zukunft, denn es erlaubt es den Shareholdern einer Verantwortlichkeit aus dem Weg zu gehen. Es erlaubt den Geschäftsbetreibern die Sündenbockfunktion den verarmten und oft analphabetischen Wanderarbeitern zuzuschieben, die kaum juristischen Schutz haben, und es sendet eine für die Öffentlichkeit irreführende Botschaft aus, dass man was gegen die „schlimmen Typen“ getan habe, wobei sie in Wirklichkeit einfach nur durch andere Immigranten gleichen Hintergrunds ausgetauscht werden, die dann ebenso den Verstand verlieren werden, mit der Gewalt, die sie stundenlang täglich ausführen müssen.

◦ Hundekämpfe sind so alt wie die zivilisierte Welt selbst. Und Hahnenkämpfe begannen in Europa etwa um das 15. Jahrhundert herum aufzutauchen. Beide dieser Blutsportarten zählten gewöhnlicherweise zu den Aktivitäten wohlhabender Landbesitzer, Handeltreibender und Aristokraten; in anderen Worten: Leute die Geld hatten. Heute werden diese Blutsportarten mit armen farbigen Menschen in Verbindung gebracht. So sehen die Kampagnen gegen diese grausamen Bräuche oft aus wie eine spezifische Strafung Farbiger, nun wo weiße Menschen der Mittel- und Oberschicht kulturell „jenseits“ von solch einem Barbarismus stehen.

◦ Der illegale Handel wildlebender Tierarten ist ein Thema, das nicht allein die Tierverteidigungsbewegung beschäftigt, dieses Thema ist auch bestimmend in Bereichen umweltschützerischer Tätigkeiten. Kampagnen und Berichte betonen die Prozentzahl des illegalen Handels, so dass man sich auf CITES und damit auf juristische und politische Richtlinien berufen kann. Soweit hat das allerdings keinen besonders großen Unterschied erbracht, was die Anzahl von Tieren, lebend oder tot, anbetrifft, die aus ihrem gebürtigen Land oder Wasser herausgeschmuggelt werden. Die Gegenden wo die meisten dieser Aktivitäten stattfinden, liegen in Südostasien und in Subsahara-Afrika. Nachrichtenmedien, Dokumentationen und Kampagnen fokussieren zumeist extensiv auf die Seite der „Wilderei“ im Handel mit wildlebenden Tierarten, die ausschließlich von den farbigen Menschen in den Regionen betrieben wird. Obgleich das Geschäft des Handels wildlebender Tierarten Teile großer krimineller Syndikate bildet, sind die Leute, die wir überall in Bildern und in den Nachrichtenartikeln sehen, diejenigen mit wenig Ressourcen und mit weniger Sagen in den großen Syndikaten – Leute die einfach ausgetauscht werden können, die man einfach zu Sündenböcken machen kann. Es ist weitaus schwieriger die wohlhabenden Konsumenten von Produkten aus wilden Tieren sichtbar zu machen, und es ist schwieriger Reiche in Frage zu stellen, Jagdsitze in Privatbesitz, die vom Geschäft mit dem Handel „exotischer“ Tierarten profitieren, es ist schwieriger amerikanische und europäische Privatinvestoren von Milizen und kriminellen Syndikaten in diesen Regionen anzugreifen, also tut es auch niemand. Es ist weitaus einfacher, arme farbige Menschen zur Verantwortung zu ziehen, die die tatsächliche Gewalt und die tatsächliche Straftat begehen, denn das sind die Plakatkriminellen, und das weiße Überlegenheitsdenken und der Kolonialismus können ungehindert weitermachen, unbemerkt, in ihren systemerhaltenden Funktionen.

◦ Rassismus, Klassismus und Kolonialismus treiben farbige Menschen dazu, sich übermäßig auf die Ausbeutung von Tieren zu verlassen, und weil sie nicht den Schutz durch Wohlstand und Weißsein genießen, tragen diese Leute die Last der Konsequenzen, während die Schwergewichte in Sachen Ermöglichung, ihr Geschäft weiter und wie gehabt betreiben können.

IV. Rassismus und Speziesismus: Sind beide miteinander austauschbar?

► Rasse und Spezies sind willkürliche Unterscheidungen die ungefähr in der gleichen Zeit im europäischen Denken entstanden. Beide sind geleitet von phänotypischen Unterscheidungen aber tragen das Gewicht und die Legitimität als seien sie biologisch verwurzelt, und biologisch wird oft gleichgesetzt mit etwas „Fixiertem.“ In der Biologie wird die biologische Speziesdefinition oft als die ultimative Speziesdefinition begriffen. Wenn Gruppen erwiesenermaßen aus Individuen bestehen, die reproduktionstaugliche Nachkommen erzeugen können, dann sind sie eine echte Spezies. Im Freien oder in den Laboratorien ist diese primäre Definition meistens schwer zu testen, so werden noch andere Definitionen als akzeptabler Ersatz verstanden, die auf den morphologischen und phylogenetischen Unterschieden zwischen Gruppen basieren. Doch was die morphologischen und phylogenetischen Speziesdefinitionen tun, ist, dass sie die Kennzeichnungen von Spezies so willkürlich machen, wie das auch in der Rassentheorie handhabe ist. Für beide geht es im Wesentlichen hierum, dass: wenn du ein bisschen anders aussiehst, Dinge ein wenig anders tust, genetisch etwas variierst und sogar auch noch in einer anderer Region als dem Ort der Vergleichsbasis lebst, dann reicht das dazu, deine Gruppe als eine eigene Spezies zu kennzeichnen (und historisch wurde Rasse und Spezies in austauschbarer Weise eingesetzt), bis ein anderer „Experte“ vorbeikommt und etwas anderes behauptet.

► In meiner Erfahrung ist das, was wir als Tierrechtsaktivist_Innen häufig als Speziesismus kennzeichnen, zumeist nichts anderes als Rassismus, Sexismus und Ableismus der gegen Tiere gerichtet ist. Tier-Agrarkutlur, Aquakultur, Laborversuche mit Tieren, die Haustierhaltung und auch die kommerzielle- und die Freizeitjagd benötigen die Unterdrückung spezifischer Spezies um dadurch bestimmen menschlichen Gruppen einen Vorteil zu verschaffen. Doch die Argumente, die angebracht werden um diese Spezies in der Unterdrückung zu halten, sind nicht so sehr speziesistisch wie sie rassistisch, sexistisch und/oder abelistisch sind. Während Hunde als eine Spezies zur kommerziellen Zucht anvisiert werden, sind es die Hunderassen (die man ansonsten auch als „Züchtungen“ bezeichnet), die als Rechtfertigung und Anreiz zur Fortsetzung der selektiven Nachzucht und zur reproduktiven Kontrolle von Hunden dienen. Und es sind die Rassen, die in einigen Ländern einen Hund dazu prädestinieren getötet zu werden, nur weil er/sie als eine bestimmte Rasse geboren wurde. Ökofeministische Tierrechtsaktivistinnen haben seit Jahren schon betont, dass der Sexismus eine wesentliche treibende Kraft in der Unterdrückung von Tieren in den Agrarindustrien sind, insbesondere der Milch und Eierindustrie, die nicht existieren würden wenn die weibliche Gebärfähigkeit dabei nicht ausgebeutet werden könnte. Selbst Tierrechtsaktivist_Innen spielen in die Fallen des Abelismus hinein, indem sie sozial-kognitive Fähigkeiten von Tieren betonen, in ihrem verzweifelten Versuch Leute dazu zu bewegen, über Tiere einmal nachzudenken. Die Fähigkeiten von Tier-Individuen und Spezies mögen vielleicht den Grund bieten, mit dem wir versuchen zu rechtfertigen wie wir Tiere behandeln. Sobald wir Aktivist_Innen aber einmal dazu imstande sind, das Sozial-Kognitive dort und dann zu erkennen wo es erscheint, dann sollte es doch leichter werden zu begreifen, womit wir hier wirklich arbeiten.

V. Schlussfolgerung

► Das weiße Überlegenheitsdenken und das Patriarchat sichtbar zu machen, ist wichtig um die Unterdrückung von Tieren sichtbar zu machen. Oft stecken diese hinter den Gräueltaten die gegen Tiere begangen werde, wogegen wir schließlich kämpfen.

► Das weiße Überlegenheitsdenken und das Patriarchat beeinflussen die Ziele der Bewegung und der angewendeten Strategien. Wir können evaluieren, wie unsere Ziele und Strategien weitervermittelt werden, und indem wir die Intention hegen diese Kräfte sichtbar zu machen, anzuerkennen was wirklich los ist, indem wir uns unsere eigene Rolle in all dem bewusst machen, können wir die Verantwortung für eingeschlagene Richtungen in der Bewegung übernehmen.

► Nun wo andere Aktivist_Innen Analysen über den Abelismus, Heterosexismus, Cissexismus und Queerness mit einbeziehen, haben wir die Möglichkeit, dass die Tierrechte sich zu einer echten Pioniersfront der intersektionalen Bewegung entwickeln können. Schaffen wir es diese Herausforderung anzunehmen?

Weitere Beispiele weißen Patriarchalismusses:

„Ich hab ihm gerade einen Nasenring angebracht … , so dass er nicht mehr bei seiner Mutter saugt. Er braucht es einfach nicht mehr … . Er wird sich dran gewöhnen. Wir haben es mit den anderen Kälbern auch so gemacht. An dem Ring sind nur einige Zacken, und das ist damit es die Kuh an ihrem Euter stört wenn er versucht zu saugen, sie wird ihn dann wegtreten … . Tja, das ist halt noch so eine weitere spaßige Sache, die du so auf einer Farm machen kannst.“

http://www.youtube.com/watch?v=mOMYfrFKHyE&feature=youtu.be

Malerei: © Farangis G. Yegane

(Eventuelle typografische Korrekturen werden noch vorgenommen.)

Copyright © 2013, Anastasia Yarbrough, Gita Y. Arani-May / Palang LY. Alle Rechte vorbehalten.

 

Sich mit der Idee zu befassen, dass Hinterfragungen von Rasse, Gender und Weißsein, innerhalb des Veganismus, nicht sinnlos sind: Reflektionen über die Sistah Vegan Conference

Sich mit der Idee zu befassen, dass Hinterfragungen von Rasse, Gender und Weißsein, innerhalb des Veganismus, nicht sinnlos sind: Reflektionen über die Sistah Vegan Conference

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Quelle: ‘Engaging with the idea that interrogations of race, gender, and whiteness in veganism is not pointless: Reflections on the Sistah Vegan Conference’ http://sistahvegan.com/2013/09/18/sistah-vegan-conference-recordings-now-available/. Übersetzung: Palang LY, mit der freundlichen Genehmigung von Dr. phil. A. Breeze Harper.

Die Sistah Vegan Webkonferenz fand am 14. September 2013 statt. Sie trug den Titel „Verkörperte und kritische Perspektiven auf den Veganismus von schwarzen Frauen und ihren Verbündeten.“ (Was, du hast die Konferenz verpasst? Keine Sorge, die ganze Konferenz wurde aufgezeichnet und du kannst die Aufzeichnungen erwerben, indem du auf der Webseite zur Konferenz ‚CLICK HERE TO REGISTER’ drückst. Auch wenn die Konferenz nun vorbei ist, so führt dich dieser Link doch zu der Seite, über die man die Sistah Vegan Conference-Aufnahmen erwerben kann: http://sistahveganconference.com/.)

Es waren beeindruckende 8 Stunden. Hier ist ein kleiner Einblick in das, was wir dabei lernten, wörüber wir sprachen und uns gemeinsam austauschten:

–         Wie Veganismus die Reproduktionsgesundheit schwarzer Frauen heilt.
–         Schwarze Frauen, Veganismus und die Herausforderungen durch diskriminatorische Haltungen gegenüber Körpergröße und –masse [‚Sizeism’].
–         Das Patriarchat als Problem in der US-amerikanischen Tierbefreiungsbewegung.
–         PETAs rassifiziert-sexualisierter Einsatz weiblicher Körper, um zum ‚Veganwerden, für die Tiere’ zu ermutigen.
–         Wie der ‚weisse Retterkomplex’ Schwierigkeiten und Stress verursacht für schwarze Frauen innerhalb bestimmter gemeinschaftlicher Veganismus- und Yogapraktiziernder-Räume in den USA.
–         Die Politk industrialisierter und verarbeiteter Babynahrung und die Schaffung einer indigenen veganen Mutterleibsökologie.
–         Die Art und Weise, in der die Sistah Vegan Anthologie so viele von uns dahigehend ermutigt hat, den Weg des Veganismus zu beschreiten.

Ich denke, dass diese Konferenz wichtig ist für eine ganze Anzahl von Leuten, die an kritischen Nahrungsmittelstudien, kritischen Tierstuduen und/oder schwarzen Studien interssiert sind. Dennoch empfehle ich diese Konferenz der beachtlichen Anzahl ‚postrassisch’ denkener Leute (fast immer sind dies weiß-identifizierte Menschen), die mich witerhin mit einer klaren (entweder direkten oder passiv-aggresiven) Wut im Bauch kontaktieren, dass sie es kaum fassen könnten, wie ich behaupten könne, dass Rasse, Geschlecht und Weißsein die vegane Praxis, das vegane Rational und Bewusstsein beeinflussen könnten. Und solche Messages kommen in den Kommertarsektionen meines Blogs, meiner Facebookseiten oder in meiner persönlichen Emailbox an, mit dem Zugeständnis Vieler, niemals etwas über kritische Studien bezüglich Rasse, schwarzer feministischer Theorie oder kritische Weißseinsstudien gelesen zu haben – aber diese Leute sind sich SICHER und ÜBERZEUGT davon, dass bestimmte Fragen im Bezug auf Rasse, Gender und Weißsein im Bereich Veganismus nicht hinterfragt werden sollten. Es mag ihnen nicht bewusst sein, aber man nennt dies (weiße) Selbstberechtigung [(white) entitlement] wenn sie in einer solchen Weise an mich herantreten. Es ist ein Akt diskursiver Gewalt, und es ist das perfekte Beispiel davon, wie Weißsein als ein Kommunikations- und rhetorisches System funktioniert. Diese Kommunikationsmethode ist einfach wirklich nicht harmonisch, nicht heilend und sie steht antithetisch zur Nicht-Gewalt (Ahimsa), die der Veganismus für so viele von uns verkörpert.

Ich kann nur anbieten, dass wenn Leute mit dem oben beschriebenen Kommunikationsverhalten, eine aufrichtige und offene Diskussion über den „Sinn“ dieser Webkonferenz, die Sistah Vegan Anthologie und meine andere auf das Soziologische gründende Forschungsarbeit führen möchten, dass diese Leute sich mal dran setzen sollten Beiträgen der Sistah Vegan Konferenz zuzuhören; vielleicht die Sistah Vegan Anthologie mal lesen sollten und auch meine Masters- und Disserationsarbeit, die in klarer Weise die Relevanz und die Wichtigkeit dessen artikulieren, sich mit kritischen Rassenstudien, schwarzen feministischen-, dekolonialen- und kritischen Weißseinsstudien innerhalb des Veganismus in den USA zu befassen. Ich versichere euch, dass sowohl Harvard (meine Masters These) als auch die University of California (meine Disserationsarbeit), meine Arbeiten nicht als Bestanden abgesegnet hätten, wenn ich sozialwissenschaftliche und rigorose Forschungmethoden und methodologische Herangehensweisen bei meiner intersektionalen Arbeit über Veganismus, Kultur und systemische Unterdrückung, nicht in richtiger Weise angewendet hätte. Ich hätte den begehrten Dean’s Award von Harvard für meine Masters-Thesenarbeit (die jeweils nur einem Kanditaten pro Fachbereich verliehen wird) nicht erhalten, und auch kein zweijähriges Stipendium, um meine Dissertationsarbeit an der Universtiy of California abzuschließen, wenn die entscheidungstragenden Kommitees beider Institutionen der Meinung gewesen wären, dass meine akademischen Untersuchungen über den Veganismus ‚sinnlos’ oder ‚rassenhetzerisch’ (wie von vielen [mis]interpretiert) seien. Bitte emailt mir unter sistahvegan (at) gmail (dot) com wenn ihr Auszüge und/oder Kopien meiner veröffentlichten Arbeiten, meiner Thesenarbeit und/oder meiner Dissertation haben möchtet, um euch mal mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und vor diesem Hintergrund …

gilt ein ausgesprochener Dank all denen, die dies zu einem unwahrscheinlich beeindruckenden Event gemacht haben. Ich freue mich auf das, nächsten Jahres!

Wenn ihr an der Veranstaltung teilgenommen habt und/oder euch die Aufszeichnungen angehört habt, dann postet bitte wie ihr die Konferenz und das Gelernte empfunden habt, und das, womit ihr vielleicht Probleme hattet, oder was euch eventuell überrraschte, usw.

***

A.d.Ü.: Und Sinn und Zweck dieser Übersetzung ist es, das Sistah Vegan Projekt wegen seiner internationalen und globalen Wichtigkeit im deutschsprachigen Raum noch weiter bekannt zu machen, und um einige Aktionen des Projekts auch innerhalb des deutschen Sprachraums zu dokumetieren:

Siehe in diesem Zusammenhang …

Eine Info über die Sistah Vegan Anthologie (2010):
http://simorgh.de/harper/die_sistah_vegan_anthologie_2010_s.pdf

Die Kurzzusammenfassungen der Redebeiträge der Sistah Vegan Webconference 2013:
http://simorgh.de/harper/sistahvegan_conference_2013_8bs.pdf

Und in aller Kürze die Programmübersicht der Webkonferenz 2013:
http://simorgh.de/niceswine/wp-content/uploads/2013/09/sistahvegan_conference_programm_1.pdf

Programmübersicht: Kritische Nahrungsmittel- und Gesundheitsstudien Webkonferenz: „Verkörperte und kritische Perspektiven auf den Veganismus von schwarzen Frauen und ihren Verbündeten“

Kritische Nahrungsmittel- und Gesundheitsstudien

Webkonferenz: „Verkörperte und kritische Perspektiven auf den Veganismus von schwarzen Frauen und ihren Verbündeten“

Die Programmübersicht auf  Deutsch als PDF

Kurzzusammenfassungen der Redebeiträge auf Deutsch

Datum: 14. September 2013

Zeit: 10:00 AM – 6:00 PM PST (pazifische Standardzeit). Die mitteleuropäische Zeit (MEZ) ist der pazifischen Standardzeit 9 Stunden voraus.

Ort: Online-Webkonferenz über Anymeeting.com

Die Sprecherinnen und das Programm

10:00 AM: „Einführung: Wie bildet der Veganismus für schwarze Frauen und ihre Verbündeten einen kritischen Eingangspunkt zur Diskussion über Themen sozialer Gerechtigkeit und von Gerechtigkeitsfragen betreffend nichtmenschlicher Tiere und der Umwelt.“ Dr. A Breeze Harper, University of California-Davis.

10:15 AM: „Wie Weißsein und das Patriarchat Tieren schaden.“Anastasia Yabrough, Inner Activism Services.

10:50 AM: „PETA und der Tropus des „Aktivismus“: Die Naturalisierung postfeministischer und postrassischer Einstellungen durch Proteste sexualisierter Körper.“ Aphrodite Kocięda, University of South Florida.

11:25 AM: „Eine verkörperte Perspektive auf die Redefinierung von ‚Gesundheit’ in einem kulturellen Kontext und die Betrachtung der Rolle von ‚Sizeism’ [der diskriminatorischen Vorurteilshaltung gegenüber ‚Körpergröße u. -masse’] im Paradigma veganer schwarzer Frauen.“ Nicole Norman.

12:25 PM: „Kosmetische Marginalisierung: Status, Zugänge und vegane Schönheitslektionen unserer Urmütter.“ Pilar Harris, Pilar in Motion.

1:00 PM: Offene Diskussion: „Warum ich das ‚Hühnchen am Sonntag’ aufgegeben habe und vegan geworden bin. Mädchen und Frauen afrikanischer Herkunft diskutieren ihre Gründe dafür, warum sie sich für den Veganismus entschieden haben.“

1:50 PM: „Hebammentum, Medizin und die Babynahrungs-Politik: Untergrundfeminismus, indigene pflanzlich-basierende ‚Foodways’ [Versorgungswege] und Ernährung.“ Claudia Serrato, University of Washington.

2:30 PM PST: „Die Konstruktion von Quellen zusätzlich zur elterlichen Kompetenz als schwarze Veganerin: Eine Diskussion über Geografie und Theologie und derer inneren Widersprüche.“ Candace M. Laughinghouse, Regent University.

3:05 PM: Podiumsdiskussion: „Yoga für die stressfreie Soul Sista und Lehre radikaler Selbstfürsorge: Erforschung von Privileg im Yoga und Veganismus für Girls of Color [farbige Mädchen].“ Sari Leigh und Kayla Bitten.

4:20 PM: Offen Diskussion: Reflektionen über die Sistah Vegan Anthologie.

5:00 PM: „Ist eine schwarze Dekolonialisierung in einer moralischen Ökonomie neoliberalen Weißseins möglich? Wie in den USA eine schwarze vegane Befreiungsrhetorik oft die Grundsätze kolonialen Weißseins verlängert.“ Dr. A. Breeze Harper, University of California Davis.

Information zur Konferenz und Registration: http://sistahveganconference.com 

Organisation: Dr. phil. A. Breeze Harper, breezehaper [at] gmail [dot] com

Kurzzusammenfassungen der Redebeiträge auf Deutsch

Und für die, die das Sistah Vegan Projekt noch nicht kennen: Infos über die Sistah Vegan Anthologie 2010 auf Deutsch

 

Sistah Vegan Conference: „Verkörperte und kritische Perspektiven auf den Veganismus von schwarzen Frauen und ihren Verbündeten“

Anfang August hatten wir die Sistah Vegan Anthology (2010), herausgegeben von Dr. A. Breeze Harper, vorgestellt: ‚Sistah Vegan: Schwarze Veganerinnen sprechen über Nahrungsmittel, Identität, Gesundheit und die Gesellschaft’.

Dieses Jahr findet die erste jährliche Sistah Vegan Conference am 14. September statt.

Wir haben das Programm mit den Kurzbeschreibungen der Vortrags- und Diskussionsthemen übersetzt, um Denkanstöße, die dort gegeben werden, an eine ins Deutsche erweiterte Blog-Leserschaft weiterzugeben:

Sistah Vegan Web Conference: „Verkörperte und kritische Perspektiven auf den Veganismus von schwarzen Frauen und ihren Verbündeten“

Die Sistah Vegan Anthologie 2010

Die Sistah Vegan Anthologie

Eine Buchvorstellung der Sistah Vegan Anthologie. Von Dr. phil. A. Breeze Harper.

Sistah Vegan: Black Female Vegans Speak on Food, Identity, Health, and Society. Erschienen 2010 bei Lantern Books. Herausgegeben von Dr. phil. A. Breeze Harper. http://sistahvegan.com.

Originaltext: Sistah Vegan Anthology, http://sistahvegan.com/sistah-vegan-anthology/. Übersetzung: Palang L. Arani-May. Mit der freundlichen Genehmigung von Dr. phil. A. Breeze Harper.

Dieser Text als PDF (Link öffnet sich in einem neuen Fenster)

‚Sistah Vegan: Schwarze Veganerinnen sprechen über Nahrungsmittel, Identität, Gesundheit und die Gesellschaft’ wirft einen Blick auf Nahrungsmittelpolitik, Identität, Sexualität, Gesundheit, Womanismus, Feminismus, Dekolonisierung, Antirassismus, ökologische Nachhaltigkeit und Tierrechte aus einem Blickwinkel schwarzer veganer Erfahrungshintergründe in den USA.

Es ist der erste Band dieser Art, der sich mit Rassen- und Gender-Erfahrungen von Veganer_Innen in den USA befasst.

Das Sistah Vegan Project befasst sich mit dem Leben schwarzer Veganerinnen. Das Projekt geht dabei aber über die Grenze von „nur Veganismus“ hinaus und fokussiert sowohl auf den Veganismus als auch auf andere holistisch-gesundheitliche Praktiken … sowie auf die Intersektionen von Rasse, Klasse, Religion, Gender, sexueller Orientierung, Behinderung/Nicht-Behinderung usw.

Worum es genau geht:

Wir wollen unsere Körper, unseren Geist und unsere Seele auf allen Ebenen versorgen – doch ausgehend von einer Philosophie die geleitet ist vom Veganismus, Menschenrechten, den Rechten nichtmenschlicher Tiere, dem Mitgefühl gegenüber Allem, durch alternative Wege gesundheitlichen Ungleichheiten zu begegnen und ökologisch nachhaltigen Praktiken.

Stell Dir vor schwarzer Feminismus trifft Vollwertveganimsus, trifft Öko-Nahchaltigkeits-Philosophie, trifft antirassistische Philosophie, trifft Dekolonialisierungstheorie, trifft Gesundheits- und Ernährungsaktivismus.

Einflüsse & Hintergründe des Projektgedankens

Während eines Abends im Sommer 2005 schaute ich mich in den neusten Foren auf der Seite BlackPlanet.com um und stieß dort auf ein Diskussionsforum, indem man sich mit einer umstrittenen Werbung der Organisation PETA befasste.

Als ich die Inhalte dieses Forums las, erfuhr ich, dass die NAACP [1] sich darum bemüht hatte PETAs Werbekampagne zu zensieren, wegen den Anstoß errengenden Inhalten, die, wie sie meinten, in der Werbung zum Ausdruck kämen. Ich fand die PETA-Seite auch gleich und schaute mir dieses „anstößige“  Kampagnen-Video an (http://www.peta.org/animalliberation/, A.d.Ü. Link am 09.08.2013 nicht mehr aktiv). Es scheint, dass PETA aufsehen erregen und eine Betätigung in „kritischem Bewusstsein“ in den Rezipienten anregen wollten, damit die Rezipienten ihre eigenen normativen Praktiken hinterfragen sollten. Das ist selbstverständlich meine Interpretation dieser Bildsequenzen.

Meine Augen blieben fixiert auf den Gebrauch von Bildern menschlichen Leids, dass dem Leid von Tieren gegenübergestellt wurde. Eine Malerei nordamerikanischer Indianer auf dem ‚Pfad der Tränen’ neben einem Foto von Herden nichtmenschlicher Tiere, die in ihr Verderben geführt werden; die Gräueltat an einem Schwarzen, der gelyncht und dessen Körper verbrannt wurde neben dem Bild eines Tieres, das verbrannt wurde; ein Schwarzweißfoto vom jüdischen Holocaust neben Tieren in den beengten, vollgepackten Strukturen einer agrarwirtschaftlichen Fleischproduktionsstätte. Beim Anschauen dieser Bilder stellte ich fest, dass die meisten Bilder Schwarze zeigten und aus der schäbigen Vergangenheit der Versklavung von Afroamerikanern und der Jim-Crow-Gesetze in den USA stammten.

Ich navigierte meinen Webbrowser zurück auf das BlackPlanet.com Forum und las all die Beiträge in dem Forum über PETA. 28 schwarz-identifizierte Personen hatten ihre Meinung über die Kampagne dort geäußert. Interessanterweise hatte von den 28 nur ein Teilnehmer der Intention dessen zugestimmt, was PETA mit der neuen Werbekampagne versucht hatte zu erreichen. Alle anderen Teilnehmer stimmten darüber miteinander ein, das PETA eine Organisation sei, die voll „weißer Rassisten“ sei, die meinten, dass Schwarze sich „auf dem gleichen Level wie Tiere befinden“.

Aufgrund meiner Vertrautheit mit Literatur über die Verbindungen, die zwischen Menschen- und Tierrechten bestehen (Dreaded Comparison von Marjorie Spiegel, Eternal Treblinka [2] von Charles Patterson) verstand ich, dass es PETA nicht darum ging die Versklavung Schwarzer mit nichtmenschlichen Tieren in einer derogativen, herabsetzenden Weise gleichzusetzen. Im Kontext der Arbeiten von Spiegel und Patterson schlussfolgerte ich, dass PETA implizierten, dass die Ausbeutung von und Gewalt gegen nichtmenschliche Tiere von der gleichen Herrscher/Unterdrücker-Ideologie herrühren, die auch die Gräueltaten der Versklavung von Afrikanern, den Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern und den jüdischen Holocaust hervorgebracht hat. Marjorie Spiegel, die Verfasserin von The Dreaded Comparison: Human and Animal Slavery merkt an:

“Der Vergleich des Leids von Tieren mit dem Schwarzer (oder irgendeiner anderen unterdrückten Gruppe), erscheint nur dem Speziesisten als provokativ: Einem, der falsche Annahmen darüber wie Tiere sind für sich angenommen hat. Diejenigen, die sich entsetzt zeigen über den Vergleich mit einem Mit-Leidenden, haben zweifellos die voreingenommene Weltsicht übernommen, die ihnen von den Herrschenden vorgestellt wurde. Unsere Gemeinsamkeiten mit Tieren zu verneinen, heißt unsere eigene Kraft zu verneinen und zu unterminieren. Es läuft darauf hinaus sich aktiv um den Beweis gegenüber unseren Herrschern zu bemühen – denen aus der Vergangenheit oder den Gegenwärtigen –, dass wir so sind wie die, die uns misshandelt haben, eher, statt so zu sein wie unsere Mit-Opfer, also denen, die unsere Herrschenden auch zu Opfern gemacht haben.

Es geht nicht darum Begebenheiten zu vereinfachen und damit zu sagen, dass die Formen der Unterdrückung, die Schwarze und Tiere erfahren, identische Züge tragen – sondern, so verschieden die Grausamkeiten und die sie unterstützenden Unterdrückungssysteme auch sein mögen, es bestehen doch gemeinsame Züge zwischen ihnen. Sie teilen die gleiche grundlegende Beziehung: die zwischen Unterdrücker und Unterdrücktem.“ [3]

Als ich mir das Profil der einen Diskussionsteilnehmerin, die PETAs Kampagne befürwortete, anschaute, bemerkte ich, dass sie sich als schwarz und lesbisch identifizierte. Meine erste Frage war: Sympathisieren ‚Women of Color’ [A.d.Ü. nicht-weiße Frauen] die innerhalb ihrer Gemeinschaft marginalisiert sind, sich häufiger mit einem ethischen Ernährungsverhalten [4] als Minderheitszugehörige die nicht marginalisiert sind? Sind die Reaktionen der Mitglieder auf dem BlackPlanet.com Forum als repräsentativ dafür zu betrachten, wie die meisten Schwarzen in Amerika PETA sehen? Gibt es weniger kulturell provokative aufklärerische Modelle die Afroamerikanern Veganismus und Tierrechte kommunizieren?

Es ist nun über zwei Jahre her, dass ich mir diese Fragen gestellt habe. Ich habe mir inzwischen tiefgründigere Gedanken über die Problematik gemacht und bin dabei auf weitere Fragen gestoßen über die westlichen (vorwiegend Weißen), in der Mittelschicht angesiedelten Fundamente des Mainstream-Veganismus und der Philosophie ethischer Ernährung, wie sie sich in den USA ausgeprägt hatten. Ich schaute mir den US-amerikanischen Mainstream-Veganismus, die alternative Gesundheits- und Heilbewegung und die Bewegungen rund um die ökologische Nachhaltigkeit noch einmal genauer an; diesmal aus einer schwarz-feministischen, dekolonialen Perspektive vor dem Hintergrund kritischer Rassentheorie [5].

Wie gebrauchen schwarze Veganerinnen den Veganismus und andere ganzheitliche Gesundheitspraktiken zur Dekolonialisierung ihrer Körper und um sich in einem Gesundheitsaktivismus zu betätigen der institutionalisiertem und systemischen Rassismus entgegentritt?

Dr. Rachel Slocum fragt: „Was für eine ‚rassische’ Geographie (‚racial geography’) bringt das Weißsein im Zusammenhang mit der Lebensmittelgemeinschaft hervor? Wie schafft die Nahrungsmittelpolitik der Gemeinschaft eine rassifizierte Landschaft oder inskribiert Rasse in das Nahrungsmittelsystem und in alternative Nahrungsmittelsysteme [so wie den Veganismus]? [6] Was bedeutet das im Rahmen des Sistah Vegan Projekts für schwarz-identifizierte Veganerinnen?

Wie formt das weiße rassifizierte Bewusstsein den Mainstream-Veganismus als Konzept und als Praxis? Und was bedeutet das für schwarz-identifizierte Frauen?

– Beispielsweise sind Darstellungen von Körpern für vegetarische / vegane Lebensmittelwerbung, innerhalb der USA, meistens weiß und schlank, was ein zugrundeliegendes Thema vermittelt, dass Veganismus gleichzusetzen ist mit Weißsein, was wiederum mit dem „perfekten vegetarischen/veganen schlanken Körper“ gleichzusetzen ist. In welcher Weise affiziert das die Bereitschaft schwarzer Frauen, den Vegetarismus/Veganismus für sich zu entdecken, wenn der vollschlanke Körpertypus typischerweise in der schwarzen Gemeinschaft als gesund und schön anerkannt wird?

– Wie wirkt sich ein Mangel an Wahrnehmung weißen rassifizierten Bewusstseins innerhalb des Mainstreams der veganen-Tierrechts- und Ernährungsbewegung auf die Erfahrungen schwarzer Veganerinnen aus?

– Ist es, wie es sich im BlackPlanet.com Forum andeutete, eher so, dass die meisten schwarzen Amerikaner eine westliche mittelschichtbasierende Philosophie ethischer Ernährung nicht für sich annhehmen wollen weil es ihnen „einfach egal“ ist, oder wird dieses allein als Teil systemischen Weißseins und Klassimusses wahrgenommen? Systeme, die Schwarze geschichtlich betrachtet betrogen haben und die deren Werte, Sprechweise und Überzeugungen über Ernährung lächerlich gemacht und entwertet haben als „minderwertig“ und „mangelhaft“. […]

– Es gab die seltenen Begebenheiten in denen ich erlebt habe wie vegane Tierrechtler etwas vermittelten, was ich als eine Vorurteilshaltung gegenüber bestimmten Gruppen nicht-weißer Menschen betrachte. Solch ein interessanter Fall findet sich hier auf meinem Sistah Vegan Gemeinschafts-Forum, in dem das Beispiel zitiert wird:
http://breezeharper.tripod.com/sistahveganblog/index.blog?topic_id=1062287

– Wenn eine Mehrzahl Schwarzer eine negative Auffassung vom Weißsein haben, wegen des Rassismus/Klassismus den sie 400 Jahre lang erlebt haben, und wenn sie daher glauben, dass der Veganismus oder eine ethische Ernährungsphilosophie eine „weiße Sache“ sei, die in keiner Weise mit der Dekonstruktion von systemischem Rassismus/Klassismus in Zusammenhang steht, wie kann man dann ein Model schaffen und präsentieren, das den Vegetarismus/Veganimus als ein Werkzeug vorstellt, das simultan 1. dem Erbe der Sklaverei, so wie institutionalisiertem Rassismus/Klassismus, 2. der Degradation der Umwelt 3. den hohen Raten an Erkrankungen, die die schwarze Gemeinschaft betreffen, Widerstand und Lösungen entgegen setzt?

Alka Chandna, eine ‚Woman of Color [Nicht-Weiße] aus Kanada und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei PETA, schrieb einen Kommentar über die Reaktion der NAACP auf die Werbekampagne. Sie schilderte rassistische Übergriffe auf das Haus ihrer Familie, die sie erlebt hatte. Eine ihrer Erinnerungen war wie Eier gegen das Haus geworfen wurden, weil man ihre Familie nicht in der Nachbarschaft haben wollte. Dennoch war sie von der Kritik der NAACP an der PETA-Kampagne überrascht:

„Hier in den USA stellen die NAACP und Andere Tierrechtsaktivisten nun als weiße Rassisten dar um uns zu marginalisieren und abzutun. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass diese Art der „Analyse“, die darin besteht unsere Bewegung in derart groben Zügen darzustellen, genau die Art der Herabsetzung ist, auf die Leute zurückgreifen wenn ihnen die Wahrheit zu unbequem wird. Rassisten haben Martin Luther King als Womanizer beschimpft. Kolonialisten haben Gandhi als einen kleinen braunen Mann in Leinen abgetan. Sexisten tun Feministinnen als hässliche wütende Frauen ab.

Nun arbeiten viele ‚People of Color’ [Nicht-Weiße] täglich daran, dass sich Einstellungen im Bezug auf Tiere ändern. Meine eigenen Überzeugungen, und die vieler meiner Kollegen, ensprangen einem Verständnis von Recht versus Unrecht. Uns inspiriert nicht der Rassismus, sondern die Gerechtigkeit. Ich bitte andere ‚People of Color’ [Nicht-Weiße], die erlebt haben wie Eier gegen ihre Fenster geworfen wurden, oder die anderen Formen von Rassismus begegnet sind, darum, einen Moment lang nicht mehr zu verurteilen und zu bedenken, dass das, was sie da nun über Tiere sagen – dass Tiere geringere Lebewesen sind deren Leid abgetan werden kann – einst über sie gesagt wurde und als Vorwand diente, sie in Fesseln zu halten“.

Es ist Dr. Chandnas letzter Satz der mich auch besonders interessiert und einer der vielen Fokalpunkte im Sistah Vegan Anthologie-Projekt ist. Ich hoffe, dass die Sistah Vegan Anthologie ein wirksames literarisches Modell zum Lehren alternativer Gesundheit und anti-rassistischer Strategien sein wird, die zur persönlichen Gesundheit und zum Umweltschutz betragen können, während gleichzeitig Widerstand geleistet wird gegen institutionalisierten Rassismus, Umweltbelastung und andere Folgen des Kolonialismus.

Warum das Sistah Vegan Projekt nur die Stimmen schwarz-identifizierter Frauen befragt?

Ich kann ehrlich sagen, dass mein Wechsel zum Veganismus keine „Entscheidung über Nacht“ war. Das Ganze entwickelte sich anfänglich aus meinen Kindheitserfahrungen mit institutionalisiertem Rassismus, Heterosexismus und Sexismus. Viele Leute, die zum Veganismus übergegangen sind, beschreiben Tierrechte als den wichtigsten Grund für ihren initialen Schritt. Ich schätze alles Leben und respektiere und praktiziere Mitfühlsamkeit und die auf den Prinzipien des Ahimsa [7] basierende Philosophie im Bezug auf Menschen und auf nichtmenschliche Tiere. Doch die Erfahrung des Lebens als eine „nicht-heterosexuelle schwarz-identifizierte Frau aus der Arbeiterklasse“ führte mich dazu den Ahimsa basierenden Veganismus schließlich von einem anderen Eingangspunkt aus zu betreten, der Tierrechte anfänglich nicht als Auslöser für mein „Erwachen“ mit einbeschloss.

Als ich 12 Jahre alt war und die Flure der Lyman Memorial Junior High School am ersten Tag der 7. Klasse betrat, war die erste Begrüßung die ich hörte „Schau dir die kleine dünne Niggerin an. Renn, kleine dünne Niggerin, renn.“ Von diesem Punk an wurde ich mir meiner historisch und sozial konstruierten Position in den USA sehr bewusst, in der speziellen Verbindung von schwarz und Mädchensein; ‚rassisch’ sozialisiert und gendergeprägt durch eine Euro-Anglozentrische heteropatriarchal- und kapitalistisch-basierende Gesellschaft.

Einige Jahre später fing ich an mich intensiv mit Büchern zu befassen, die mich darin weiterbringen würden die Wurzeln von oppressiven Akten dieser Art – denen ich während meines ganzen Besuchs in der High School und im College begegnete – zu verstehen. Ich las mich in die Literatur schwarzer feministischer Schriftstellerinnen wie bell hooks, Audre Lorde und Patricia Hill Collins, und dehnte mein Spektrum dann aus zu auf dem Ahimsa gründenden Philosophien von Autoren wie Jiddu Krishnamurti.

Was mich wirklich dazu BEWEGT hat den Veganismus als Praxis zu übernehmen, war als ich etwas über Dick Gregory (in Doris Witts Buch Black Hunger) las, und von den Zusammenhängen erfuhr, die er aufzeigte zwischen institutionalisiertem Rassismus/Klassismus/Sexismus, schwarzer Befreiung, der „Gesundheitskrise“ innerhalb der schwarzen Gemeinschaft und Ernährungsüberzeugungen und -praktiken. Dick Gregory erklärt in Black Hunger:

„In den letzten Jahren habe ich persönlich erfahren, inwiefern die Reinheit der Ernährung und die des Denkens miteinander in Verbindung stehen. Und wenn Amerikaner sich wirklich einmal mit der Reinheit der Nahrung, die in ihr eigenes persönliches System tritt, befassen, wenn sie lernen sich richtig zu ernähren, dann werden wir wesentliche Veränderungen erwarten können, die dadurch im sozialen und politischen System dieser Nation in Gang gesetzt werden. Die beiden Systeme sind voneinander untrennbar.

Ich selbst würde sagen, dass der schnellste Weg, wie man eine Gruppe von Menschen austilgen kann, der ist, sie auf eine Soul Food Diät [8] zu setzen. Eine der Tragödien ist, dass genau die Leute in der schwarzen Gemeinschaft, die am differenziertesten sind was die politischen Realitäten dieses Landes betreffen, nichtsdestoweniger überzeugt sind vom „Soul Food“. Sie sprechen in allen Details vom amerikanischen Genozid an den Schwarzen, gehen dann in ein Soul Food Restaurant und helfen dem Genozid weiter.“ [9]

In der Zeit als ich Dick Gregorys Gedanken kennenlernte, las ich auch Queen Afua, eine Rohköstlerin, die sich insbesondere mit der Gesundheit der Gebärmutter und der Harmonie durch den Veganismus befasst. Mit Hilfe dieser beiden wichtigen Denker sah ich schließlich die Verbindung zwischen meiner eigenen „in Disharmonie liegenen Reproduktivgesundheit“ (bei mir wurde damals ein Gebärmutter-Myom festgestellt und ich suchte in der nicht-westlichen Medizin nach Möglichkeiten des Umgangs mit der Diagnose) als einem Symptom von stukturellem Rassismus, Sexismus, der Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere (später erfuhr ich mehr über den Begriff des „Spezisismus“), usw. So stelle ich meine Lebensweise umgehend auf einen auf Ahimsa-basierenden Veganismus um.

Nach meiner Bekanntschaft mit Queen Afua und Dick Gregory erfuhr ich durch Bücher wie Dreaded Comparison: Human and Animal Slavery von Marjorie Spiegel und Eternal Treblinka: Our Treatment of Animals and the Holocaust von Charles Patterson eine Erweiterung in meines Verständnisses über die Wurzeln von systemischem Rassismus, Nationalismus und Sexismus, und ich entwickelte ein achtsameres Bewusstseit über die Misshandlung nichtmenschlicher Tiere und im Bezug auf die natürlichen Ressourcen des Planeten. Schließlich sah ich nun, seit dem Anfang meines Weges (an diesem ersten Tag der 7. Klasse), die Verbindungen, die institutionalisierte Unterdrückung und Verzehr [A.d.Ü.: auch Konsum] mit dem hatten, was es bedeutet „sozial konstruiert“ zu sein als eine „schwarze Frau“, in einer Gesellschaft, die sich immernoch durch ihr Erbe der Sklaverei kämpft. Es ist diese Art einer besonderen Erfahrung – die sozialen Implikationen und der historische Kontext des sowohl Schwarz- als auch Weiblich-Seins in einer neokolonialistischen globalen Gesellschaft, die mich dazu veranlasst hat nach den Stimmen von Frauen der afrikanischen Diaspora zu fragen.

Gegen was die Sistah Vegans kämpfen

Wenn ich über Gesundheit im Katalog der Harvard Online Bibliothek forsche, stoße ich auf eine Flut von Artikeln die fortlaufend aufzeichnen wie furchtbar der Gesundheitszustand innerhalb der schwarzen weiblichen Population ist, dass wir zu viel Junk Food und zu wenig Obst und Gemüse essen, dass wir süchtig sind, bis zur Selbstzerstörung durch Junk- und Soul Food. Die Artikel und Berichte zeichnen das düstere Bild, dass schwarze Frauen nicht wüssten was sie gegen diese Unterschiede im Gesundheitszustand tun sollten, oder wissen wir es nicht doch? Diese Anthologie wird eine Sammlung von Erzählungen, Dichtungen, kritischen Essays und von Reflektionen einer sehr starken Gruppe schwarzer Frauen sein, die sich darin engagieren der Populärkultur amerikanischen Junk Foods und der Ernährung mit auf Fleisch basierenden Lebensmitteln etwas entgegenzusetzen. Diese Frauen dekolonialisieren ihre Körper und ihren Geist über Vollwert-Veganismus und/oder Rohkost, sie werden nicht zur Statistik, da sie die Junk Food Gewohnheit durchbrechen, sie hinterfragen die ‚Seele’ des Mainstream Soul Foods und haben Fleischprodukte aus ihrer Ernährung verbannt.

Sistah Vegans sind ein Beispiel schwarzer Frauen die sich der systemischen Unterdrückung, die sich als Diabetes, Gebärmutter-Myomen, Fettleibigkeit, Depression, Umweltverschmutzung, der inhumanen Behandlung nichtmenschlicher Tiere usw. widersetzen und/oder auch bekämpfen. Beim Lesen der eingereichten Materialien für diese Anthologie habe ich gemerkt, dass die Sistah Vegans kollektiv wissen, dass das Verständnis von optimaler Gesundheit (für sich selbst und den Planeten) und Befreiung erreicht werden müssen, durch a.) die Dekolonialisierung der Ernährung b.) eine kritische und genaue Betrachtung der mainstream westlich-insdustrialisiert-basierenden Nahrungsmittel und der Gesundheitsindustrie und/oder c) der Annahme von Nahrungsmitteln, Ernährungspraktiken und Heilungssystemen, denen eine eher afrikanische oder afrozentrische Basis zugrunde liegt.

Dem Sistah Vegan Projekt geht es nicht darum den Veganismus zu predigen.  Es geht darum zu schauen, wie eine spezifische Gruppe schwarzer Frauen radikale Diätere- und Heilungsphilosophien praktizieren. In welcher Art tragen die Texte der Sistah Vegan Anthologie zu einem breiteren Verständnis von Gesundheit, Nahrungsmitteln und globalem Aktivismus bei? Wie kann das Projekt mehr Diversität und Verständnis in die Forschung über öffentliche Gesundheit, Gesundheitspolitk, der Lehrplanentwicklung in der Gesundheitserziehung, der Bildung antirassistischer Modelle, der Tierrechtsphilosophie, Studien über Nahrungsmittel, Weißseins-Studien, Frauenforschung und der Forschung über die Afrikanische Diaspora beitragen?

Ich hoffe, dass Sistah Vegan eine Quelle „kritischen Bewusstseins“ sein wird für alle Leute, die eine aufrichtige Motivation haben menschliches Leid zu beenden, indem sie ihre Ernährungsgewohnheiten hinterfragen und die Verbindung kritisch durchleuchten, die die Nahrungsmittelproduktion hat mit entweder der Dekonstruierung oder dem Erhalt von environmentalen Rassismus, Homophobie, Rassismus, Sexismus, ökologischer Zerstörung, Klassismus, Krieg, usw.

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Begriffe:

Weißsein ist die soziale Lokalisierung von Macht, Privileg und Prestige, Es ist ein unsichtbares Päckchen unverdienter Vorteile. Als eine epistemologische Überzeugung ist es manchmal eine Handhabe der Verneinung. Weißsein ist eine Identität, eine Kultur und eine oft kolonialisierende Lebensweise, die Weißen zumeist nicht bewusst ist, aber selten nicht den ‚People of Color’ [Nicht-Weißen]. Das Weißsein trägt auch die Autorität innerhalb des größeren Kulturraums den es beherrscht, indem es die Bedingungen festlegt wie jeder Aspekt von Rasse diskutiert und verstanden wird. Das Weißsein verfügt so über einen Facettenreichtum und ist durchsetzend. Das systemische Weißsein liegt im Mittelpunkt des Problems von ‚Rasse’ innerhalb dieser Gesellschaft. Zitiert aus: Barbara J. Flagg, Foreword: Whiteness asMetaprivilege,Washington University Journal of Law and Policy 1-11 (2005).

Speziesismus: eine Überzeugung, dass unterschiedliche Tierspezies sich wesentlich voneinander unterscheiden in ihren Fähigkeiten Freude und Schmerz zu erfahren und eine autonome Existenz führen zu können. Normalerweise schließt der Speziesismus den Gedanken mit ein, dass die eigene Spezies das Recht hat die anderen zu beherrschen und den eigenen Zwecken zu unterwerfen. Aus: Spiegel, Marjorie. The Dreaded Comparison: Human and Animal Slavery. New York: NY. Mirror Books, 1996.

Endnoten:

[1] A.d.Ü.: Die National Association for the Adcancement of Colored People (NAACP) ist die größte afroamerikanische Bürgerrechtsorganisation in den USA, die sich insbesondere auf institutioneller Ebene für die Gewährleistung sozialer Gleichstellung und für die Aufklärung über Rassismus einsetzt.

[2] A.d.Ü.: Der Titel der Ausgabe in deutscher Übersetzung lautet: ‚Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka: Über die Ursprünge des industrialisierten Tötens’ (2004).

[3] Spiegel, Marjorie. The Dreaded Comparison: Human and Animal Slavery. New York: NY. Mirror Books. 1996. pages 27, 28 and 30.

[4] Ethische Ernährung ist der Ausdruck der eigenen Überzeugung moralischer Gerechtigkeit mittels einer Ernährungspraxis, die das geringste Maß an ökologischem und sozialem Schaden bzw. Leiden erzeugt. So ist beispielsweise der Kauf von fair gehandeltem Kaffee statt des handelsüblichen Kaffees, zur direkten Unterstützung der Anti-Armutsbewegung von Kaffeebauern der Dritten Welt, eine Form ethischer Ernährung. Der Konsum von ökologisch nachhaltig erzeugten („Bio-“) und Fair-Trade-Nahrungsmitteln, das Essen von Bio-Freiland Hühnern, so wie auch der Veganismus sind Typen „ethischer Ernährungsformen“. (A.d.Ü.: Hier wird nur ein Beispiel dessen gegeben, was allgemein unter dem Begriff „ethischer Ernährung“ verstanden wird. Damit nicht gemeint ist, dass der Konsum und Verzehr von „Bio-Freiland“-Hühnern aus Tierrechtsperspektive mit einer nicht-anthropozentrischen Ethik kompatibel sein könnte.)

[5] A.d.Ü.: Die ‚Critical race theory’ (CRT) ist obgleich insbesondere soziologisch relevant, im juristsischen Bereich (und dort in den Menschen- und Bürgerrechten) beheimatet. Die CRT analysiert die gesellschaftlichen und kulturellen Intersektionen von ‚Rasse’, Gesetz und Machtstrukturen. Vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Critical_race_theory.

[6] Diese Formulierung dessen, was auch mein Interesse am Thema Weißsein, Nahrungsmitteln und Geographie ausdrückt, stammt von Dr. phil. Rachel Slocum (http://www.rslocum.com/)

[7] A.d.Ü.: Die Definition von Ahimsa der Organisation American Vegan: Ahimsa ist ein Wort aus dem Sanskrit, das das Nicht-Töten und das Nicht-Verletzen bezeichnet. Es bedeutet nicht einfache Passivität, sondern bezieht sich auf positive Methoden die Dilemmas und Entscheidungen des Alltags zu bewältigen. http://www.americanvegan.org/ahimsa.htm

[8] A.d.Ü.: Als Soul Food werden traditionelle afroamerikanische Speisen aus den Südstaaten der USA bezeichnet.

[9] Witt, Doris. Black Hunger: Soul Food andAmerica.Minneapolis,MN.UniversityofMinnesotaPress, 2004, S. 133.134.

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