„Macht Euch die Erde untertan“ 1. Mose (1)
Würden Sie wegen Ihres Veganismus auch auf Gott und Glauben verzichten?
Wenn wir Tiere nicht als Produkte, als Ware betrachten, als Besitz mit dem man machen kann was man will, wieso sind wir dann bereit hinzunehmen, dass Tiere auf dem Altar der Religionen oder traditioneller Bräuche geopfert werden? Wir schließen Zirkusse und Pelz aus, obgleich auch sie Bestandteile unserer spezisistischen „Kulturen“ sind. Aber wenn es um den Glauben geht, dann ist uns unser Gott wichtiger als das Recht, das wir nichtmenschlichen Tiere zuteil werden lassen müssten, um als Menschen wirklich gerecht/er zu werden.
Sollten wir nicht von vegan lebenden Menschen erwarten können, dass sie wissen, dass ein Tier nicht nur nicht im Bezug auf Kommerz und Großindustrie verdinglicht und objektifiziert werden darf?
Manche sprechen vom Respekt gegenüber Tieren, der ausreiche um der Tierrechtsfrage gerecht zu werden. Und sie sagen es sei akzeptabel Tiere aus religiösen (sprich aus „geheiligten“) Gründen zu töten, wenn man dem Tier nur ausreichend Respekt gegenüber brächte. Und man soll das Tier, das zum Opfer wird, „human“ Töten. Das ist kein veganer Standpunkt, denn der Veganimus fordert, dass kein Tier zum menschlichen Nutzen eingesetzt werden darf. Die Religion kann hier keine Sonderregelung schaffen, denn es geht im Veganimus um Tiere und nicht um Gott.
Es geht um Lebewesen und das Leben. Wenn ich ein Tier meinen Zwecken unterwerfe, um es zu benutzen, zu verletzen und zu töten, dann lässt sich das nicht mit einer veganen Ethik auf sinnvolle Weise verbinden, auch wenn eine Religion solches von mir fordern möchte.
Manche sagen, das möge schon stimmen, aber so schnell könnten wir mit einem Umdenken bei religiös denkenden Menschen nicht rechnen, wenn überhaupt. Wir seien mit der veganen Bewegung ja überhaupt erst am Anfang und Religion und auf ihnen fußende traditionelle Bräuche könne man nicht von heute auf morgen abschaffen.
Solch eine Denkrichtung ist nicht ganz richtig. Denn auch wenn Gesellschaften – die im Westen oder die in der östlichen Hemisphäre gelegene Gesellschaften – bislang weit entfernt davon sind sich in Richtung eines Bewusstseins zu bewegen, dass Tiere auf ethische und affirmative Weise mit einbeschließen würde, nichtsdestotrotz richten sich unsere Vorstellungen über die vegane Lebensweise nicht nach dem „wie es in diesem Moment ist“ oder dem „wie es in der Vergangenheit war“, sondern nach dem „wie es sein sollte“!
Eine Utopie hat es bis hierher geschafft, und eine Utopie kann es, wenn sie nur konsequent durchgeführt wird, auch noch weiter schaffen.
So gravierende Lücken, wie die Inkaufnahme des Tieropfers in Religionen – d. h. rituelle und traditionelle Bräuche unangetastet zu lassen – bergen, außer dem Unrecht, das sie aus Tierrechtssicht darstellen, die Gefahr der Verwässerung in sich für die, die meinen, dass beides ging: konsequenter Veganismus und das Festhalten an einem Glauben, der das Gehorsam über die Vernunft setzt.
Der Sinn des Veganismus als das bislang effizienteste Mittel um der Tierausbeutung mit Widerstand zu begegnen, erscheint im Kontext von Religiosität fragwürdig, wenn die Religion den Menschen sowieso an die oberste Stelle der Schöpfung setzt. Eine Ergänzug im ethischen Codex wäre dann notwendig, kann in einem religiösen Denksystem aber nicht wirklich vollzogen werden, weil hier ja nur Gott und die von ihm Auserkorenen solche gravierenden Entscheidungen über Sein und Nicht-Sein und den Wert des Seins fällen dürfen.
Tiere sind keine Gegenstände, weder zum profanen Handel, noch im “erhabenen” Geiste – weder als Konsumgut, noch für einen Gott und dessen menschliche Schöpfung.
(1) „Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“
http://bibel-online.net/buch/luther_1912/1_mose/1/ (letzter Zugriff vom 19. Nov. 2012)
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