Freiheit, insbesondere Tierfreiheit, hat nichts mit „artgerecht“ zu tun

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Freiheit, insbesondere Tierfreiheit, hat nichts mit „artgerecht“ zu tun.

Artgerecht ist nur die Freiheit? Eine Kritik an diesem Slogan.

Die Aussage, dass „artgerecht“ nur die Freiheit sei, die in der Tierrechtsbewegung ihren Ursprung hat, ist unserer Meinung nach nicht 100% tierrechtskompatibel.

Das Wort „artgerecht“ ist prinzipiell speziesistisch. Der Begriff tauchte eingangs überhaupt zur vermeintlichen Legitimierung von Speziesismus auf, und zwar zur Legitimierung der vermeintlich „humaneren Haltungsbedinungen“ in der Bio-Agrarindustrie.

„Artgerecht“ hieße – würde man den Begriff als Antispeziesist_in überhaupt ernst nehmen wollen – jeder Art stünden spezielle Notwendigkeiten und Bedingungen zu. Faktisch ist das eine Aufsplitterung der zwischen Tieren und Natur herrschenden ökologischen Kontextualitäten und subjektiv erlebten Interdependenzen.

Man kann die Arten nicht aufsplittern in viele kleine Einheiten, denen man gerecht wird. Wer oder was sollte den einzelnen Individuen dieser „Art“ denn überhaupt gerecht werden können, wenn nicht die eigene Integrität des Tierindividuums im natürlichen Ganzen, das es als Tierrechler_in ja letzendlich zu schützen und zu verteidigen gilt?

Man könnte nun sagen, deswegen besagt dieser Slogal ja, dass eben nir die „Freiheit“ artgerecht sei, jedoch …

Das Wort „Freiheit“ im Zusammenhang mit „Artgerecht“ ist problematisch, denn Freiheit wird von Tierrechtler_innen selbst tatsächlich oft „artspezifisch“ definiert, und ist somit also überhaupt keine Freiheit mehr.

Wäre man konsequent, müsste das Wort „Freiheit“ müsste den Begriff “artspezifisch” logischerweise aufheben.

Wäre die Freiheit „artgerecht“, dann wäre sie keine Freiheit mehr. Die Freiheit wird nicht einer Art gerecht, sondern das Individuum ist frei.

Freiheit ist ein viel zu weiter Begriff, als dass man seine Gültigkeit für das Individuum durch den Terminus „artgerecht“ wieder aufheben und relativieren sollte.

Wir sehen in der Praxis, dass dieser Slogan von Aktivist_innen eher dazu eingesetzt wird, „verbesserte Haltungsbedingungen“ einzuklagen, die „artgerechter“ wären, statt zur weiterführenden Klärung über z.B. Tieridentität und speziesistische und biologistische Zuschreibungen und Fragen, wie z.B. Intersektionen zwischen allen Lebensrechten (Natur/nichtmenschliche Tiere/Menschen) effektive Freiheit bedeuten können.

Gruppe Messel / Tierautonomie

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One thought on “Freiheit, insbesondere Tierfreiheit, hat nichts mit „artgerecht“ zu tun

  1. Das stimmt, der Begriff “artgerecht” ist viel zu normativ, als dass er was mit Freiheit zu tun haben könnte. Das ist so ein bisschen wie “rassengerecht, geschlechtergerecht”. Wie definiert man da den, den man “gerecht behandeln” will? Frauen sollte man so und so behaldeln, Männer so. Das wäre quatsch. Im Falle von nichtmenschlichen Tieren ist so eine Normierung nur unweit tragischer, weil hier der “Art gerecht” werden hieße: so behandelt (!) man ein Huhn, eine Kuh, eine Katze. Alle meine Tierfreunde sind so verschiedene Persönlicheiten, wie meine Menschenfreunde. Käme ich denen mit “artgerecht”, hätte ich da schon da erste Problem mit ihnen. Das würde sie irgendwie kränken. Ich würde ihre Charaktere und extremem Eigenheiten normativ hinwegwischen. Der Begriff “artgerecht” ist dehnbar. Ein Bauer wird sagen, so dies und das ist wirklich artgerecht; ein Tierschützer würde sagen, nein das und das ist artgerecht oder artgerechter. Beides ist Quatsch. Und zu sagen, die Freiheit sei “artgerecht” für uns alle, ist in sich eine Art der Nullifizierung der eigenen damit getroffenen Aussage. In der Praxis sind die meisten, die den Begriff “artgerecht” positiv gebrauchen, diejenigen, die an Reformen basteln; wer konsequent ist, braucht keinen verklammerten Rückgriff auf einen prinzipiell speziesistischen Begriff. Es gibt “Arten” so wie es “Rassen” und “Geschlechter” gibt nur in einem sehr bedingten Sinne. Siehe dazu allgemeine Diskussionen über Intersektionalität und Speziesismus z.B.! Danke an Euch für die klaren Worte und für des bissl Mut, um das zu bloggen,

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