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Kulturelle Aneignung

Ich halte es so: Meine Echokammer ist so klein, dass ich insbesondere vor mir selbst Rechenschaft ablegen können muss. Vom Deutschsein:

Wer ist der deutscheste? Wer hat damit k/ein Problem?

Wenn deutsche auf deutsch machen müssen
um

so ihr eigenes Stereotyp zu erfüllen

+ dann zusammen
eine weitere Echokammer kreieren

+ mit anderen Stereotypen bespielen dürfen,

dann müssen sie – wie sonst – ja wohl auch routinär kulturelle Aneignung verteidigen.

Das ist klar

Der Kontext ist in sich selbst Kontext:

“die Deutschen” (lediglich als eine geschichtlich national gefasste Allgemeinheit) ist eine Fiktion, da jede*r von ihnen (“der Deutsche/die Deutsche … “) vor allem eine einmalige Geschichte lebt und darstellt, die kein anderer mit ihm soweit teilt, dass seine Individualgeschichte dadurch wirklich ‘volldimensioniert’ teilbar wäre.

Wenn nun eine Gruppe, die sich ethnisch/kulturell als ursprünglich erstmal “Gleich” auffasst, andere Kulturen versatzweise als in sich “Gleich” bespiegelt (ebenfalls als eine Allgemeinheit), bewegt sich die Begegnung (von dessen Seite her zumindest) auf einem Level statischer Vorstellungen über kulturelle Inhalte, zwangsläufig.

Die Übernahme von Inhalten läuft dann nur auf einer Ebene der “Aneignung”, weil Kultur dann wie ein verallgemeinerbar repräsentativer Schaukasten betrachtet wird, usw.

Realere Inhalte können beidseitig nur dann geteilt werden, wenn aus der Position des Einzelnen, innerhalb von Geschichte und Kultur, eine Bereitschaft besteht zu kontextualisieren und (sogar weitläufige, sowie nahe) Zusammenhänge sowie Konfliktaspekte in ihrer Multiperspektivität zu erkennen.

Divergenzen sowie Affinitäten sind aber nicht einfach Ausdruck sich gegenüberstehender großer Gemeinschaften, sondern wir navigieren verletzt und/oder verletzend, sowohl innerhalb unseres uns soweit bekannten Kulturraums, sowie in Bezug auf Kulturräume, die uns neu sind/erscheinen.

Kultur ist ein Kontext, ein überpolitischer Raum. Die Ausdrücke von Kultur müssen nicht in verstandenen, verstehbaren oder gewünschten Formationen Ausdruck finden; sie sind unendlich viele geschichtliche rote Fäden, die alle selbst einzeln am wirken sind.

Notiz: “kulturelle Aneignung” ist auch, Narrative über andere intentioniert verzerrend zu führen, indem man den anderen tatsächlich “ausdeutet” und versucht eine Bestimmungshoheit über ihn zu erlangen, mittels dieser eigenen Ausdeutung und einer objektifizierenden Haltung ihm gegenüber. Daher oben der Textausschnitt über “Hexen” und Frau Holle: Umdeutung und Fremdbestimmung durch Verzerrungsnarrative haben letztendlich zu Epistemiziden u.a. geführt.

draft 01.12.22, dies ist ein Dichtungsprosahybrid

1 reply on “Kulturelle Aneignung”

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