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Ich war schon immer unbeliebt und werde es auch hoffentlich immer bleiben. Beliebtsein ist so etwa wie – you are d’accord with all the stuff people fill the spaces with, which I am not, never have been, never will be. Das ist ein bisschen sehr allgemein, aber soll hier nur als kommentierende Randnotiz zu meinen tollen narzisstischen Fotos dienen.

Ich liebe Counter-Kultur und sie kann auch völlig beknackt oder ganz toll sein. Sie muss marginal sein, sonst taugt sie nichts. Hier mein Beitrag in Sachen “man kommt ums Person-Sein nicht herum”:

Das Persönliche ist interessant, irgendwie. Mich faszinieren Menschen, die eigentlich völlig banal “drauf sind” und die sich ausgezeichnet hinter ihrer Coolness verstecken können. Einige solcher Leute sind welche, von denen ich ganz ausgezeichnete Beleidigungen erfahren habe.

Nicht dass solche Beleidigungen mich “als Person” die ich bin so verletzt hätten, sondern eher deren Banalität hat mich ungemein deprimiert. Die Menschen schaffen Umstände, die total bescheuert sind und hängen Dir die Misere ihrer geschaffenen Situationen dann an.

Es ist wirklich schwer sich diese Schuhe nicht alle anzuziehen, denn Du denkst so viel Blödheit kann doch gar nicht von so viel tollen Menschen kommen. Da muss doch was dran sein. Aber sie kommt!

Ein paar Beleidigungs-Highlights die mir spontan so einfallen schreibe ich hier mal auf, wobei man dazu eigentlich wirklich immer auch die Kontexte benötigen würde um ein plastisches Bild zu erhalten. Die Kontexte liefere ich hier aber nicht aus Gründen der Zeitersparnis. Und Vorsicht, es ist auch ein Trigger-Thema mit dabei, nämlich das Thema “Femizid”.

1. Fehlethnisierung

“Über Euch denken doch eh alle ihr seid Z… .” – Sagte eine gewisse Gesche. Sie war mal Punk. Sie sagte das kurz nachdem jemand versucht hat mich zu ermorden – die Staatsanwaltschaft klagte in dem Fall der mich damals betraf auf versuchten Mord. Dieser Gesche, die mal meine vermeintlich beste Freundin war, war das egal. Es ist nur interessant, wie sie mich, nachdem ich diese sehr traumatisierende Erfahrung gemacht hatte, auf so merkwürdige Weise versuchte zu diskriminieren. In ihrem Fall also mit einer Fehlethnisierung und zusätzlich einer vermeintlichen “Negativethnisierung” – als wäre es ein Manko, wenn man irgendwie “Nichtdeutsch” (im ‘völkischen’ Sinne!) wäre. Ich bin halb Iranerin und halb deutsch. Ich bin a good old bastard, ein “Mischling”. Ich bin vielleicht auch doof, faul, alles mögliche unschöne, aber ihre Negativwertung kultureller und persönlich-individueller Diversität halte ich für relativierbar. Mag sie meine von ihr als nachteilig empfundenen Eigenschaften mit meiner Ethnizität verbinden, nein ich muss nicht wie sie sein.

Meine Gegenbeleidigung an diese spezifische Menschin in sehr kurz: “Hi Gesche oder ‘Kjetl’. Warum habt ihr so garnichts aus eurer tollen Demo-CD gemacht. Deine Stimme klingt unheimlich speziell vor dem professionell performten Soundteppich. Ich finde allerdings, dass man die Songs auch etwas spannender hätte spielen können, nicht so glatt. Und die Texte wirken ein bisschen nach Ultra-Nabelschau. Ich verstehe nicht warum ihr so ein tolles Projekt einspielt und es dann in euren Schubladen verschwinden lasst, in Zeiten von Bandcamp.  Prominenz war dir, soweit ich mich erinnern kann, immer ein sehr wichtiger Faktor in der Bewertung von Mitmenschen gewesen, daher rührte bestimmt auch der Wunsch im Theater unter Schauspieler*innen das mondäne Leben mitzuerleben. Deine selbstgewählte Unsichtbarkeit im Netz finde ich total komisch aber erklärbar. Schade, mach doch mal endlich was aus deiner Kreativität statt immer nur Promis und vermeintliche Genies zu bewundern.”

2. Abwertung meiner Ethnizität

“Halbkanakin” – Sagte ein gewissen Deutsch-Skin namens Heini (echt), der in Eckenheim / FFM bei einem Bäcker, den es nicht mehr gibt, eine Lehre machte. Er sagte das über mich und die Botschaft wurde dann an mich weitergeleitet. Damit ich “Bescheid weiß” was ich bin.

Meine Gegenbeleidigung an diesen Menschen: Völkisches Denken hat so seine Tücken für die so denkenden. Ich kann ihm nur empfehlen sich nicht als moralische Richtlinie darauf zu verlassen, falls er es gegenwärtig immer noch tut. Aber vielleicht zeigt er gerade auch mal eine andere Bekenntnisflagge. Ich schätze mal er handbabt Haltungsfragen wie sie jeweils eben opportun zu sein scheinen. Ein überzeugender Skinhead war er nicht, den er neigte viel zu sehr zum völkischen Neonazismus trug so zur Unterhöhlung des eher sozialistischen Idee dieser Working-Class-Jugendbewegung teil. Wahrscheinlich ist ihm auch noch nie bewusst geworden, wie sehr die ‘Arbeiterklasse’ im Dritten Reich über den Tisch gezogen worden ist. Vielen ‘Deutschen’ ist das glaube ich nicht gerade bewusst – zu ungern verzichtet man auf das Gefühl der ‘Adelung’ durch die Idee mit den überlegenen Genen. Ein Übermenschentum, dass das Primitivste tut.

3. Intellektualitätsfetischismus

“Pseudointellektuell” – schrieb mir ein Team von Psychologinnen und Psychiaterinnen und Therapeutinnen – es war ein reines Frauenteam muss ich bemerken – in einer Reha-Einrichtung in ihren abschließenden Bericht. Ich brach die Reha ab, weil die Einrichtung ein eher schlechter Witz war. Ich beschwerte mich auch wegen verschiedenerlei Dingen, unter anderem wegen fehlender kultureller Sensibilität. Mir wurde zur Pseudointellektualität auch noch ein Verfolgungswahn offiziell unterstellt. Ich weiß noch nicht mal woher die Frauen dort wissen wollten, dass ich wirklich “pseudointellektuell” bin. Sie kannten meinen Blog noch nicht mal und immer wenn ich ihnen versucht habe zu erklären, dass mir das Wichtigste im Leben Tierrechte und Umweltthemen sind, dann interessierte sie das überhaupt nicht – ich glaube, weil sie mich nicht damit assoziieren konnten oder wollten. Sie schrieben mir auch in den Bericht, ich hätte mal vegane Kochbücher geschrieben. Als wäre das das Wichtigste in meinen biografischen Eigenangaben gewesen, ich habe lediglich mal am Rande erwähnt, dass ich zu Beginn meiner Tierrechtsaktivismus auch mal 3 vegane Kochbüchlein erstellt haben. Und, die freundlichen Damen betonten auch, dass ich es nicht geschafft hätte Berufsmusikerin zu werden, weil das an meiner “Faulheit” gescheitert wäre “nach eigener Aussage”. Ich dachte bei dem Lesen dieses Beleidigungscocktails aus psychopathologisierender professioneller Hand nur noch: Hä? Zudem, was haben die eigentlich gegen “Pseudointellektuelle”. Dürfen Assis so wie sich nicht mal versuchen sich zu artikulieren oder darf Artikulation nur in einer gewissen Art und Weise stattfinden um nicht abgewertet und obendrein noch pseudopathologisiert zu werden?

Meine Gegenbeleidigung an diese Menschen: Ich seid ein dermaßen schlechtes Psychologinnen, Psychiaterinnen und Therapeutinnen-Team. Ich habe mal auf Twitter den Satz gelesen: “Die einzigen Ärzte, die ihre Patient*innen offiziell hassen dürfen, sind Psychiater*innen.” Wie gut für Sie, wenn es hilflose mental belastete Menschen gibt, die sich längerfristig ihrem inkompetenten Therapiepsychoterror aussetzen wollen. Ich rate jedem, informiert Euch lieber auf Seiten wie https://www.madinamerica.com/ bevor ihr miserablen Psychoexpert*innen irgendeinen Grad an harmlosem Patient*innenvertrauen schenkt.

Mein Blog auf dem ich Themen rund um (ich nenne es mal) “Psyche-Bashing” aufgreife: https://simorgh.de/disablismus/ – steckt noch arg in den Kinderschuhen, weiß auch nicht, ob der Blog wirklich nochmal so viel wachsen wird.

4. Sich gegenseitig sozial für wichtig oder unwichtig zu erklären

“Ich bin nicht Deine Freundin” – sagte eine Bekannte aus Berlin, eine enge Freundin einer nahen Verwandten von mir, die mich mal dazu überredete ein recht beknacktes Konzert im SO36 (Berlin) mit ihr zu machen. Sie wollte damals keinerlei (!) Proben vorher mit mir machen, sondern dass wir einfach frei, sehr frei improvisieren sollten bei dem Auftritt wohlgemerkt. Sie sagte mir nicht, dass sie mit ihrem Partner dort einen riesen Aufbau mit Mikros in Wasserbasins, die aus Sand errichtet wurden, machen wolle und dass sie erwarten würde, dass ich diese am Tag nach der Performance mit ihr abbauen sollte. Das Problem war nun, dass ich am Vorabend zu viel Sekt zu mir genommen hatte und es mir nach unserem tollen “Gig” schlecht ging und ich gleich nachhause wollte. Das war mein Todesurteil. Ich schickte ihr eines Tages mal eine Kurzgeschichte, Jahre später, und rief sie an weil ich dachte wir wären im Guten auseinandergegangen, ich hatte mit ihr keinen Kontakt mehr und sie hatte mir damals nicht mal gesagt, dass sie nun total sauer auf mich wäre. Ich sagte zu ihr am Telefon so etwas wie “und wir sind doch sowas wie Freunde” um ihr zu erklären, weshalb ich ihr die Kurzgeschichte geschickt hatte. Daraufhin erfuhr ich, dass ich nicht ihre Freundin sei, und dass der Spaß hier aufhört. Später habe ich auch noch erfahren dürfen, dass sie bösartig gegen mit rumlästerte. Sie verachtete mich, weil diese Verwandte mich nicht leiden kann und nicht leiden konnte und dann traf sie auch noch ein paar andere Ex-Bekannte Frauen, die mich auch nicht leiden konnten und alles konnten dann fröhlich miteinander rumlästern. Naja, wen es glücklich macht. Ich mach es jetzt halt auch und zwar so.

Meine Gegenbeleidigung an diese Menschin: Ich lese Deine Gedichte aufmerksam im Internet. So much self-revealment, so much self-relevance, much to learn from!

5. Pro-Tag-Quote misogyner Taten und die plötzliche direkte Betroffenheit dadurch

“Bei Dir ist immer alles krass” – sagte der Typ der mich umbringen wollte, einige Tage bevor er zur Tat schritt. Ich hatte damals in der Presse (Frankfurter Rundschau) aufmerksam zur Kenntnis genommen, dass irgendwie das abgehen muss, was wir hier heute mit dem Begriff “Femizid” bezeichnen. Alle paar Tage eine Meldung, dass wieder irgend so ein Typ wieder eine Typin irgendwo ermordet hat. Das erzählte ich dem Typen, der das dann selbst bei mir versuchte. Tja. Das Interessante war auch noch, dass es da so eine Freundin von dem Typen gab, die später zu mir in einem kurzem Gespräch das ich mit ihr führte sagte, sie habe dem Typen, ihm in seinem Beschluss bestärkend, auch empfohlen mich umzubringen bzw. ihm irgendwie dazu geraten. Sie hieß Felizitas oder Felicitas. Sie war deutsche. Er war halb Ägypter halb deutsch.

Meine Gegenbeleidigung an diesen Menschen: Religionen, die man sich bildlich folgendermaßen vorstellen kann: Leute die wie irre “seid fruchtbar und mehret euch” praktizieren, während die Erdatmosphäre proportional zu deren Leistungen verschwindet. Ein Masterplan der “Zukunft” schafft. Hell!

6. Lernen

Worte und Taten mehrerer Lehrer und Dozenten und sogar eines Tutoren an der Uni – waren unglaublich beleidigend.

Meine Gegenbeleidigung an diese Menschen: Die Uni ist auch nicht mehr das, was sie bruchstückhaft mal teilweise sein wollte.

7. Nahe Verwandte

“Gita-Show” – sagte eine nahe Verwandte, nachdem ich ihr einiges in einer Erbschaftssache verdeutlichte, das ihr nicht behagte.

Meine Gegenbeleidigung an diese Menschin: The Show must go on! Ich guck mir auch Leute an, die nur im Internet rumhampeln. Und ich bin froh, dass sie eine “Show” machen. Brauchst ja nicht bei meiner Show zuzuschauen.

8. Das Monopol mancher auf ihre moralische Betroffenheit

“Du bist ein Schaumschläger” – schrieb mir eine damals noch nicht ganz vegane Tierrechtsaktivistin, die später Tierschutzlehrerin wurde, im Bezug darauf, dass ich seit 1996 Übersetzung für Tierrechtsbelange machte. Sie sagte zu mir “das machen PETA doch schon alles”, was das nützen solle, dass ich das mache was ich da mache. Sie sagte witzigerweise auch über eine Bekannte, die ein veganes Geschäft betrieb und die behindert war, dass diese “eine Hexe” sein müsse, die sie versucht habe zu manipulieren. Die Frau war auch Theatermäßig irgendwie unterwegs. Dann sagte sie auch noch ich könne mir das ja leisten einfach so ganz viel Aktivismus zu machen, weil meine Familie ein Haus besäße. Sie selbst war Einzelkind von Eltern denen ein ganzes großes Altbau-Mietshaus in der Frankfurter Innenstadt gehörte. Ich glaube sie war unbewusst völkisch-denkend und kam damit nicht klar, dass ich nur irgendsoein dummer ‘Mischling’ war, der seine Stimme aber fett moralisch erheben will. Ich habe damals u.a. alle Infos, die ich von der Vegan Society 1996 bekam, auf Deutsch übersetzt. Was ich immernoch für eine sehr sinnvolle Aktion für die Zeit damals halte.

Meine Gegenbeleidigung an diese Menschin: Scheinmoralistin.

***

Sowas sind interessante Erfahrungen. Ein bedeutender Mystiker, der immer in eine ziemlich beknackte Religionsecke gepackt wird, schrieb mal so etwa: wenn Du wüsstest, was andere hinter Deinem Rücken über Dich sagen, dann würde Dir die Galle zerbersten.

Menschen haben immer eine sehr große Portion an Lob und Hass zielgerichtet auszuteilen. Das ist eine beachtliche Kunst, mit der der Mensch sowas wie Graswurzelpersonalpolitik betreibt.

Gegenbeleidigungen sind selbst juristisch erlaubt und manchmal zumindest ein probates Mittel gegen aggressive Verbalattacken. In diesem Fall mach ich das halt zu einer anderen Zeit an einem anderem Ort, aber ich finde das auch okay.

Fortsetzung:

Beleidigungen in der Jugend als weiblich identifizierte Person, dass man “hässlich” sei. Es wird einem als äußerst relevant vorgehalten und man wird ständig an irgendeiner Optik gemessen. Bestimmt ein Grund, warum man keine Lust mehr auf irgendeine Sozialisierung als vermeintliche “Frau” haben möchte. “Mann” zu werden bringt einem vom Regen aber natürlich auch nur in die Traufe, weil man sich halt einfach von einem Rollen- und Optik-Stereotyp in seinen Pendant hinein bewegt.

Es muss also gar nicht sein, dass dir das selber so wichtig ist, wie du aussiehst, oder, dass du es selbst eigentlich okay findest, aber dass andere ständig so tun als gäbe es da irgendein Problem mit deinem Aussehen. Das finde ich spannend!

Die Gesellschaft ist ein reinster Beleidigungs-Morast. Entweder du teilst selber ständig aus oder du empfängst regelmäßig irgendwelche Kritteleien an dem wie du bist.

Vielleicht sollte ich aber trotzdem auch eine Liste des Lobes dieser Liste erhaltener Beleidigungen gegenüberstellen …

Ich muss aber nochmal dazu sagen, dass viele Kränkungen, Beleidigungen oder seelische Verletzungen eher situativ sind und sich nicht einfach auf ein paar Worte erstrecken. Es sind oftmals ganze Beleidigunsszenarien. So ist das übrigens auch in der Regel mit seelischer und körperlicher ‘Misshandlung’. Alles hat immer ein ganzes situatives Drumherum.

Um diesen Eintrag jetzt abzuschließen … ich setze ihn bestimmt nochmal fort, denn mir fallen bestimmt noch etliche Beleidigungen ein, die ich notieren könnte, aber … ich lass das mit dem Lob hier jetzt doch mal weg, denn vielleicht wirkt es so als sei es erfunden. Ja wirklich!

P.S. ich hatte auch mal eine “Freundin” die beleidigte “meinen” Hund um mich und “meinen” Hund damit zu kränken. Sie sagte ständig er sei “neurotisch”. Meine Rückbeleidigung an sie wäre: “Die Yogalahrerin und ihr Regisseur und die gute Schülerin, die du deinem Meister warst/bist und deine Freundin, die Schiffartstattoo-Künstlerin – ihr seid, finde ich, deine besten Kunstwerke”.

( … 23.01.2023)

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