In Memoriam: Tom Regan ist am 17.02.2017 verstorben.
[…] Zu den Zielen der Tierrechtsbewegung gehören:
Die völlige Abschaffung der Verwendung von Tieren in der Wissenschaft; Die völlige Auflösung der kommerziellen Tier-Agrarkultur; Die völlige Eliminierung kommerziellen Jagens, des Jagens als Sport und der Fallenlegung.
Es gibt Leute die angeben sie würden an Tierrechte glauben, die aber diese Ziele ausschließen. Diese Leute sagen, dass die Fabrik-Tierhaltung falsch ist – sie verstößt gegen die Rechte von Tieren – aber traditionelle Tier-Agrarkultur sei akzeptabel. Toxizitätstests von kosmetischen Produkten an Tieren verstoßen gegen deren Rechte, aber “wichtige” medizinische Forschung – z.B. die Krebsforschung – täte das nicht. Das Totschlagen von kleinen Seehunden ist grauenhaft, aber nicht die Tötung erwachsener Seehunde. Ich dachte ich könnte diese Denkweise verstehen. Ich kann es aber nicht mehr. Man ändert ungerechte Institutionen, d.h. ungerechte Systeme nicht, indem man sie aufräumt.
Was falsch ist – fundamental falsch – mit der Art in der Tiere behandelt werden, sind nicht allein die Details die von Fall zu Fall verschieden sind. Es ist das ganze System. Die Situation des Kalbes das für Kalbsfleisch gehalten wird ist erbärmlich, herzzerreißend; der pulsierende Schmerz des Schimpansen, in dessen Gehirn Elektroden tief implantiert wurden, ist abstoßend; der langsame, grausame Tod eines Waschbären der in einer Beinfalle gefangen ist, ist unfassbar schlimm. Aber was falsch ist daran ist nicht der Schmerz, das Leid, die Situation der Tiere selbst in denen ihnen alles aberkannt wird. Aus all diesen Dingen setzt sich das zusammen was falsch ist. Manchmal – häufig – machen diese Dinge es viel schlimmer. Aber sie sind nicht das fundamental Falsche.
Das was fundamental falsch ist, ist das System das zulässt, dass wir Tiere als unsere Ressourcen betrachten können, dass sie für uns da seien – um gegessen zu werden, chirurgisch manipuliert zu werden oder um für Sportzwecke oder Geld ausgebeutet zu werden. Sobald wir diese Sichtweise über Tiere akzeptieren – Tiere als unsere Ressourcen zu sehen – ist der Rest so vorhersehbar wie erschütternd. […]
aus: Tom Regan, “The case for animal rights”, in Peter Singer (ed), In Defense of Animals, Basil Blackwell, Oxford, 1985.
Ich verstehe nicht, warum “The case for Animal Rights” bis heute nicht ins Deutsche übersetzt wurde. Manchmal frage ich mich, ob allein schon der Titel eine Hürde dargestellt hat. Ich hätte den Titel vielleicht übersetzt als “In Sachen der Tierrechte”, aber vielleicht wäre das ‘dem deutschen Leser’ nicht knackig genug gewesen. Die Thesen von Tom Regan haben viel bewegt, letztendlich hat er sich in der modernen Tierrechtsdiskussion als Prof. für Philosophie in den USA zuerst für einen Abolitionismus, d.h. für eine gänzliche Abschaffung der Tierausbeutung, ausgesprochen.
Was mich an Regans Thesen aber immer gestört hat ist, dass er Tieren “moral agency” abegesprochen hat. Aber mit dem Problem der Anerkennung tierlicher Subjektivität, sozialer Kongnition und Befähigtheit kämpfen wir ja immer noch selbst innerhalb der Tierrechts- oder Tierbefreiungsbewegung. Ich verstehe nicht, warum Tom Regan nicht mehr Beachtung gefunden hat in den letzen Jahren. Peter Singers Utilitarimus hat die Tierrechtsbewegung allen Anschein nach mehr beeindruckt, was bedauernswert ist.
Ein beachtenswerter Akademiker-Aktivist, der weiterhin seine Spuren hinterlassen wird – hoffentlich nicht nur in wissenschaftlichen Zitationen, sondern auch in der Tierrechtsdiskussion unter Tierrechtsaktivist_innen im Allgemeinen.