Ursachen adressieren: Tierechte, Menschenrechte, Umweltethik

Tierleben werden mit Agrarwirtschaft und Konsumwirtschaft gleichgesetzt. Die Frage nach dem Tiersein selbst stellt sich nicht.

Die Gleichungen, die die Zusammenhänge zwischen > Umweltschäden, Tierleid und hungernden Menschen > als ‘in sich’ lösbar beschreiben, greifen zu kurz …

Gita Yegane Arani und Lothar Prenzel

Gleichungen zwischen Umweltzerstörung und Umweltschäden mit Menschenrechtsverletzungen und gesellschaftlich induziertem menschlichem- und tierlichem Leid und biopolitisch forcierter tierlicher Existenz sind problembehaftet. Sie werden normalisierend angewendet, ohne Zusammenhänge ausreichend zu kontextualisieren und ohne der Schwere der einzelnen Problematiken gerecht zu werden. Sie vermitteln jedoch als könne man drei Probleme als eines lösen und als seien außerhalb dieser Gleichung stehende, weitere globale- und regionale politische und gesellschaftliche Faktoren dabei nicht die Hebel, über die diese Probleme angegangen werden müssen.

Diese Gleichungen enthalten oftmals eine Dialektik, die vermittelt will, dass Tierleben respektiert werden sollen, und dass dabei die Problematik von Tierobjektifizierung (von Speziesismen) auf eine Waagschale gelegt werden soll mit der Komplexität der Problematik der von Menschen verursachten Umweltschäden und mit dem durch Argarpraktiken und weltwirtschaftlich induzierten Hungersnöten/Hunger.

Insbesondere vegane und vermeintlich ökozentrisch orientierte Argumentationen stellen die Themen Tierrechte, Umweltproblematiken und Menschenrechte in einer vereinfachenden Form dar, und umgehen dabei die Diskussionen, die für ein fundiertes Umdenken nötig wären. Die Überlegung, man könne diese drei absolut großen Problemkomplexe wegen ihrer gegenseitigen Verquicktheit ‘in sich’ lösen, trägt dazu bei, dass wirkliche Ursachen für diese Problemfelder noch weniger geklärt werden können […] und so weiter ungehindert operieren können:

Tiere

Im Bezug auf das, was Tieren durch die ‘Menschheit’ – als speziesistischem oder tier-objektifizierendem Kollektiv – zugefügt wird, macht eine vereinfachende Gleichung von „Tierleid, Umweltschäden und Hunger“ deutlich, dass die Frage nach Gerechtigkeit gegenüber tierlichem Leben für diese Argumentierenden lediglich ein sekundäres Anhängsel ist, und sonst als störend in der argumentativen Zielsetzung empfunden wird, obwohl aus Tierrechtssicht Gerechtigkeit speziesübergreifend in Zusammenhänge gesetzt werden sollte.

Hunger

Folgen von Kolonialisierung und Postkolonialismus auf die Ökologie, sowie auf politische und wirtschaftliche Verhältnisse, werden in solchen Gleichungen ebenfalls nicht thematisiert, sondern die Existenz von Tierkörpern wird als rechnerisch-quantitatives Umwelt- und Verteilungsproblem mit der globalen Nahrungsmittelungerechtigkeit aufgerechnet.

Hierdurch wird politisch entkontextualisiert und Tierkörpern wird eine Form von Schuld („da existierend“) zugewiesen. Um im Sinne von Tierrechten zu argumentieren, wäre es ein Leichtes zu benennen, woher die tatsächlichen Probleme rühren; das einfache Festmachen an Tieren/Nichtmenschen als Problem, ist diskriminierend und kann daher kritisch betrachtet werden.

Umwelt

Und schließlich die Ökologie als Teil dieser Art Gleichungsansätze: Umwelt wird aus einer vom dominanten Zeitgeist geprägten eurozentrischen, verwestlichten Sicht her betrachtet. Die Umwelt wird auf dem Status der Ressource gehalten, wobei zwischen dem Sein von “Mensch” und “Tier” eine Art Verteilungskampf vorgerechnet wird – in dem Tierleben selbst, und nicht ihre menschlichen Unterdrücker, Wasser verschwenden; tierliche Existenzen als Nachhaltigkeitsprobleme thematisiert werden; man sieht Tiere als Gefahr durch Zoonosen, während aber das durch Menschen verursachte Kranksein der Tiere als ethisch und moralisch irrelevant in den Hintergrund gerückt wird; Tierleben werden mit Agrarwirtschaft und Konsumwirtschaft gleichgesetzt. Die Frage nach dem Tiersein selbst stellt sich nicht, und so auch nicht die Frage nach den Erlebnissen und Geschichten, die diese Tiere haben.

Wie Tierleben, Umwelt und Menschen in solche Systeme hineinbefördert wurden und dort gehalten werden, sollte unserer Ansicht nach im Vordergrund stehen. Wir fragen uns weshalb solche verkürzten und nicht wirklich hilfreichen Gleichungen gemacht werden und dabei immer wieder vorausgesetzt wird, dass eine Vertiefung der Themenschwerpunkte nicht im breiten gesellschaftlichen Diskurs möglich sein sollte?

Indem wir Stillschweigen halten über

  1. Ursachen und Wirkung wirtschaftlich-hegemonialer Prozesse
  2. über Unrecht gegenüber Nichtmenschen und kompliziert funktionierende Diskriminierungsformen wie Tierobjektifizierung
  3. über eine entseelte Betrachtung des unabhängigen Wertes ökosozialer Kontexte

brechen wir kaum aus irgendwelchen Unrechtsgleichungen aus, die unsere globale Mitwelt anbetreffen.

Indem man den Resetknopf der Menschheitsgeschichte an der Stelle tätigen will, die voraussetzt, dass wir alle nur dann wirklich “für Tiere, für die Umwelt und für Menschen” sein können, wenn wir deren sich kreuzenden Problematiken eigentlich gleichzeitig nur in den Hintergrund rücken, auf Kosten einer notwendigen Klärung verschiedener Unrechtsfragen – erreicht man argumentative Verengung und lenkt vom Wesentlichen ab, nämlich von den Fragen nach den im Hintergrund fortwährend wirksamen Ursachen.

Systemimmanenter Speziesismus als gesellschaftlicher Istzustand


Wenn man Speziesismus auf der kulturellen und nicht auf irgendeiner technokratischen Ebene betrachtet, dann ist einem klar, dass wir kulturell immer noch in einem speziesistischen System leben.
Aktivismus, der vorgibt der Faunazid wäre eine Beiwerk menschlicher Uninformiertheit, ignoriert, dass Speziesismus eine Geschichte intentionierter Abwertung von Nichtmenschen und deren Kulturen ist.
Wird auf sekundäre Symptomatiken, die infolge des Faunazids auftreten, als Argument gegen Speziesismus ausgewichen, bleibt das Verhältnis von Menschen immer noch bestehen, dass Tiersein und Tierlichkeit kulturell und gesamtethisch nonexistent und bedeutungslos wären.
Antibiologistische Tiersoziologie

Heterogenität und Antispeziesismus


Wenn Menschen sagen, dass Tiere ‚ein wenig‘ von dem können, was Menschen können, dann läuft was schief. Wie ökosozial sind Menschen? Kann Mensch was Qualle kann?
antibiologistic antispe sociology

Hier fehlt natürlich noch eine fragmentarische Zusammenfassung des Ansatzes: Heterogenitat und Antispeziesismus

Alleinstellungsmerkmale von Speziesismus


Zoocide is obviously unique in history. You cannot compare this. Yet you can compare grades of objectification. Animals are actually being turned into material.
antibiologistic antispe sociology

Der Zoozid ist ein einmaliges Phänomen in der Geschichte und er ist nicht vergleichbar. Grade der Objektifizierung lassen sich aber vergleichen und Tiere werden tatsächlich zu Material verarbeitet.

Alleinstellungsmerkmale von Speziesismus:

Schaut man sich die -Ismen in z.B. Nahrungsmittelindustrie, Wirtschaftssystemen, in Kulturindustrie, den Wissenschaften, in Glaubenssystemen, usw. an, wird erkennbar, dass Speziesismen sich durch Alleinstellungsmerkmale kennzeichnen. Würden Menschen tatsächlich keine biologistischen Standpunkte in Hinsicht auf Nichtmenschen einnehmen, wäre klar, dass “Vivisektion, Wurst und Rodeos” …  als Formen der Objektifizierung von Tieren nicht einfach vergleichbar sind mit Formen systemischer Gewalt von Menschen gegen Menschen. Der Zoozid ist die äußere Realität des Speziesismus. Und Zoozid und Speziesismen weisen ihre eigenen Alleinstellungsmerkmale auf.

Die meisten Menschen meinen ein Tier z.B. im Kastenstand könne mehr an Leiden und Demütigung erdulden, weil es im Vergleich zum Menschen reduzierter Leid und Herabwürdigung erfahren würde. Man spricht den Tieren keine Wahrnehmung von Herabwürdigung zu. Würde man das tun, und würde man deren Leiderlebnis (als kognitive Kapazität) als gleich mit dem von Menschen bezeichnen, dann müsste man zugeben, dass das, was mit Tieren getan wird: Zoozid, in seiner Grausamkeit jedes andere bekannte Maß an Objektifizierung des Gegenübers übersteigt.

Die meisten Menschen normalisieren “Wurst”. Denkt mal drüber nach.