Ageism plus Demenz

Bin auf diese Seite gestoßen, beim herumsuchen über „Ageismus“ oder „Ageism“. Abgesehen davon, dass mir wieder aufgefallen ist, wie groß die Info-Diskrepanzen zwischen Wikipedia DE und Wikipedia EN ist, fällt mir hier gleich der nächste Stein bei meiner Suche vor den Schuh …

„Heime als unmittelbares Umfeld: In der Praxis besteht, so ein Tln [Teilnehmer?], ein eklatanter Unterschied zwischen projekt-/modellgestützten Heimen und der Vielzahl ‚gewöhnlicher‘ Einrichtungen, die keine derartige Unterstützung erfahren und in denen beispielsweise das Thema Sedierung von Menschen mit Demenz eine große Rolle spielt. Appell an die Forschung, hier genauer und breiter hinzuschauen.” https://stimmig.demenz-support.de/dokumentation/programm/ideenwerkstatt-3-forschung/ (Stand 01.02.3023)

Solch ein Projekt ist ein wichtiger Baustein, der mit zu einer Veränderung im System im Umgang mit Menschen mit demenzieller Veränderung beitragen kann, aber, hier wird ein Punkt übersehen und ich frage mich warum:

Heime, die spezielle Demenz-Ansätze wählen, sind nicht unbedingt wirklich besser in ihrem Umgang mit Demenzieller Veränderung. Ich habe in einer Böhm-Station gearbeitet, der rein menschliche Umgang war zum einen Vorurteilsbelastet, der Ansatz selbst erwies sich in der Heimpraxis meiner Meinung nach aber auch als problematisch.

Ich glaube Ansätze müssen auch immer wieder kritische Überprüfung erfahren (als Theorien und in ihren Umsetzungen) und der zwischen-/menschliche Ballast muss noch weitaus kritischer diskutiert werden in unserer Gesellschaft. Die Ausgrenzungen von Menschen mit kognitiven „Einschränkungen“ sind insgesamt Problemgebiete ‚kategorischer Abwertung‘.

Ein interessantes Projekt ist auch diese Webseite, auf die hier verwiesen wird und von der ich vor allem die Aktion „Dementia Voices“ spannend finde: http://www.innovationsindementia.org.uk/what-we-do/having-a-say/ (Stand 01.02.2023)

Menschen mit demenziellen Veränderungen sind immer wieder davon betroffen, dass man ihre Veränderung in der Art zu Sprechen als Störung und Mangel betrachtet und man die Kommunikation mit ihnen letztendlich überhaupt nicht mehr ernst nimmt. Man sieht den Kommunikationsgehalt nicht mehr als vollständig, da er in seiner sprachlichen Dimensionalität abweicht von allgemeinen Normen. Betroffene Menschen wenigstens als „Voices“ wahrzunehmen, kann und sollte mit sich bringen, dass auch eine Veränderung im Sprechverhalten [in der Form der Kommunikation, selbst wenn man hier nun von ‚Kommunikationskapazitäten‘ in wertungsfreier Form spricht] akzeptiert werden kann, und dass man hier sogar ein Neuland kommunikativer Ebenen ausmachen kann.

Empowerment ist also mal wieder das Schlüsselwort …

Ein begrüßenswertes Buch-Projekt auf das ich stieß ist folgendes:

Gerontological Social Work in Action: Anti-Oppressive Practice with Older Adults, their Families, and Communities (2019)
By Wendy Hulko, Shari Brotman, Louise Stern, Ilyan Ferrer
https://doi.org/10.4324/9781315207735

P.S. Was mich frustriert ist, dass Ageismus im deutschen Sprachgebrauch häufig in Hinsicht auf die Problematik der Arbeitsplatzsuche thematisiert wird oder eine Benachteiligung im Erwerbsleben noch bevor man „vor der Rente steht“. Die Probleme mit denen sich hochaltrige Menschen vor allem konfrontiert sehen, nämlich als „senil“ betrachtet zu werden, finden eher weniger Beachtung. Der englischsprachige Wikipedia-Eintrag bietet mehr Infos in Richtung Alter insgesamt in seiner Soziologie. Auf deutschsprachigen Seiten fiel mit vier allem aber auch diese eingegrenzte Darstellung der Thematik an so prominenter Stelle auf wie hier > https://www.antidiskriminierungsstelle.de/DE/ueber-diskriminierung/diskriminierungsmerkmale/alter/alter-node

(Alle Links: 01.02.2023)

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