Wie der Stroiker Seneca sagt, heißt Leben sterben lernen. Vielleicht für eine nächste “Geburt”
Die englische Organisation End of Life Doula UK > https://eol-doula.uk/ ist ein besonders gutes Beispiel, wie man Leute inhaltlich das Rüstzeug mitgibt um Sterbebegleitung in richtige Bahnen zu lenken.
Was mir gefällt, ist dass die Seite der Organisation fortlaufende Beiträge bietet, die das Thema öffnen für den Laien und so das Interesse an der zumeist ehrenamtlichen oder eben auch berufsbegleitenden, oder einer Tätigkeit impliziten Aufgabe weckt.
Ich habe zuvor meine eigene Auseinandersetzung und einen Aspekt der eigenen Herangehensweise geschildert, anhand von Situationen, die ich als herausfordernd empfand, genau nicht deswegen, weil ich ein “Problem mit dem Sterben” und dem Sterbeprozess und Tod hätte, sondern weil ich mir immer wieder Fragen über die Rahmenbedingungen stelle, wie an verschiedenen Stellen in unserer Gesellschaft mit Tod und Sterben allgemein umgegangen wird. Meine Beiträge innerhalb des Rahmens, den ich auf diesem ethisch-praktischen Blog soweit verfasst habe, sind nicht viele > und sie sind in dieser Kategorie > https://simorgh.de/disablismus/category/sterben/ zu finden.
Von der Idee her finde ich die Initiative, angestoßen von der Wissenschafts- und Ethik-Zeitschrift The Lancet mit ihrem Beitrag ihrer Commision on the Value of Death wichtig > … da hier die Frage aufgeworfen wird, wie die Gesellschaft überhaupt auf Tod schaut und das Thema als ethisches Thema vielleicht auch mit versucht aus einem grauzonenartigen Raum in das Bewusstsein in neuer Form zu rücken.
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Der Unterschied zur kindlichen Geburt “in diese Welt” zur “Geburt aus dieser Welt” ist, dass die Begleitungssituation, die Kontexte in denen der Weg begangen werden muss, natürlich ein ganz anderer ist. Der ganze Ballast, die Summe des “hier gewesen seins” bestimmt das Geschehen. Die Teilnahme von An- und Zugehörigen, die Notwendigkeit und das Stattfinden von Begleitung durch Dritte medizinische-, “pflegerische”- oder z.B. sterbebegleiterische Hilfe muss sich Fragen stellen und Aufgaben lösen, die sich anders zusammensetzten und sich mit einer Ethik des Sterbens befassen. Es ist nicht bloß ein privat genommener begleiteter Schritt, sondern es ist eine Frage über das Menschsein letztendlich, dass sich in der Sterbebegleitung abbilden wird.
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Sehr einfühlsam, informativ und klug geschrieben ist diese Information von dem britischen Verband der “Lebensende-Hebammen” über den Sterbeprozess, unter einem ganz nahen Fokus betrachtet. Der Eintrag auf den Seite gab mir auch den Anstoß dazu, die Arbeit von solchen Initiativen auf unserem hier Blog anzusprechen. Ich hatte mich zuvor ein wenig mit den Aktivitäten von Leuten wie https://www.hospicenursejulie.com/ und anderen Fachleuten, die über das Thema in relativ “einfacher” und zugänglicher Weise berichten, befasst gehabt, und in dem Zusammenhang erschien mir die Frage der Fortbildungsmöglichkeit und Aufklärung über das nunmal für jedermann zentrale Thema sehr wichtig. Hier also ein meiner Meinung nach sehr gut Auszug aus einem Info-Artikel über mögliche Anzeichen des Sterbens, die praktische, gelebte Ebene der Begleitung beim Sterben:
“Welche anderen Anzeichen gibt es für den nahenden Tod? Eines davon ist die ‘Unruhe im Endstadium’ oder die Rastlosigkeit. Diese äußert sich häufig durch das Bedürfnis, das Bett zu verlassen, durch unruhiges Verhalten oder durch das Zupfen an den Laken oder das ‘knitting of the hands’ [ – eine Art ‘strickender’ Bewegung in der der Sterbende seine Hände dirigiert]. Sie strecken ihre Hände aus, als ob sie nach etwas oder jemandem greifen wollten. Ich habe gehört, dass diese Phase mit der Übergangsphase bei der Geburt verglichen wird, wenn ein großer Teil der Arbeit, die auf die Geburt zugeht, erledigt ist und sie in die Endphase übergeht. Es hilft zu erkennen, dass an diesem Punkt nichts Schlimmes passiert. Sie ist natürlich und Teil des Sterbeprozesses (wenn auch nicht immer vorhanden). Es handelt sich um eine vorübergehende Phase und ein echtes Anzeichen dafür, dass der Tod näher rückt.
Ein weiteres Anzeichen dafür, dass der Tod naht, sind die so genannten Visionen. Viele Sterbende werden Ihnen irgendwann erzählen, dass Menschen im Zimmer sind, die mit ihnen sprechen, sie besuchen oder sie abholen. Es lohnt sich, wirklich auf ihre Sprache zu achten, die von einer Reise, vom Packen, vom Mitgehen, vom Heimgehen und ähnlichen Dingen handeln kann. Das Ausstrecken der Hände nach einem Ort im Raum hat manchmal mit diesen Phänomenen zu tun. Das verringerte Essen und Trinken (Fasten, wenn Sie so wollen) kann Raum für verstärkte spirituelle Erfahrungen schaffen. Wir wissen nicht, ob dies real ist oder nicht, aber es gibt zahlreiche Beweise dafür, dass es passiert und vor allem, dass es für den Sterbenden sehr real ist. Es wird als ein Zeichen dafür angesehen, dass der Tod nahe ist.”
Wie wir erkennen können, dass jemand bald sterben wird > how can we recognise death is approaching > https://eol-doula.uk/how-can-we-recognise-death-is-approaching/
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Auch künstlerisch kann die Auseinandersetzung mit Agonie, die unausweichlich im Tod ist, hilfreich und wichtig sein um eine offenere Herangehensweise an die internalisierten und projizierten Ängste zu gewinnen, die sich rund um die Epistemik des Todes windet. Ein Comic, den Farangis mir mal schenkte in einer Phase, in der ich vor hatte eine neue Form von Friedhöfen sowohl für Menschen als aber auch Tiere, insbesondere große Tiere, zu begründen, war dieser Comic von Mark Beyer: Agony > https://www.nyrb.com/products/agony
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Auch im deutschsprachigen Raum gibt es klar all die interessanten und wichtigen Adressen und Hinweise. Mir war es an dieser Stelle jetzt aber für unsere Zwecke wichtig, bewusst auf den internationalen Raum hinzuweisen, wegen der Möglichkeit des allgemeinen also sprachraumübergreifenden möglichen inhaltlichen Austausches.