Wenn der heutige Zeitgeist (der aktuelle ist immer geneigt, genau das zu tun:) den Zeitgeist von vorher ablösen möchte, und ihn dabei, zum Beispiel in Anlehnung oder Ablehnung, optimieren möchte > dann besagt das noch nicht mehr, als dass man es hier mit einer interessanten gesellschaftlichen „Substanz“ zu tun hat, die durch kulturanthropologische Analysen, vor der einen Warte oder von einer anderen, kleingeredet werden könnte, im Anspruch dessen, kleinkulturelle Aspekte hier eigentlich großzureden.

Das Große, was man beschwören möchte, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Zeitgeistwechsel einen anderen Zeitgeist nicht umfassen kann; sondern jeder einzelne Zeitgeist ist immer gesondert gefangen in seiner eigenen transience.

(Außer natürlich er nutzt die Chance einer Renaissance, und dann hätten wir aber eine bedeutsame Umwälzung, die das alte nicht auslöscht und ersetzt, sondern sich in merkwürdig anderer Weise epistemische Geschichtkotinuitäten über einen beachtlichen Gesamtkanon hin erlaubt.)

Darüber hinaus ist das, was man als vermeintlich unumstößliche Werte zum Teil hochzuhalten versucht, im Namen und im Rahmen des jeweiligen Diktats seines eigenen Zeitgeistverständnisses, oftmals entweder das

A. was man schaffte vor der Vernichtung der ständigen Umwürfe und Besser-Erfindungen zu retten, oder woran man kontinuierlich weiter am spinnen war – ich würde das in den „Renaissance-Artigen“-Bereich legen.

Oder

B. die tollen Werte, die aber auch alles verderben können, sind Dinge, die scheinwertartig Teil des „Ersatzsystems der Erneuerung“ durch jeden beliebigen neuen Zeitgeist darstellen, und mehr einfach nicht, offenkundig und bei genauerer Überprüfung.

Selbst Beliebigkeit macht einen Teil der Haltung der chronisch agierenden Zeitgeistrevolutionäre aus.

 

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