Reich sein, arm sein und vegan sein: Veganismus und Konsumerismus

Reich sein, arm sein und vegan sein: Veganismus und Konsumerismus

Diesen Blogeintrag von der Veganerin Dina Hardy über Konsumerismus und Vegansein (http://chicvegan.com/rich-woman-poor-woman-veganism-and-consumerism/ ) fanden wird so klasse, dass wir einiges daraus ins Deutsche übertragen wollen. Dina erzählt auf Chicvegan von Ihren Erfahrungen mit einer knappen Börse und den teils falschen Vorstellungen, die sich für sie zuallererst an den Veganismus knüpften, bis sie merkte, dass es ja wohl auch anders geht.

Einer der größten Hindernisse, denen ich begegnete als ich den Veganismus für mich als Lebensstil entdeckte, waren die Stereotype und Etiketten, die sich damit verknüpften. Manche Menschen denken, dass Veganer_Innen Gesundheitsfreaks sind, baum-umarmende Hippies, wütende Tierrechtsaktivisten und was sonst noch. Auch haben viele die vorgefertigte Meinung von dir, du müsstest zu Trader Joe’s oder Whole Foods [das sind zwei eher teure Bio-Lebensmittelgeschäfte in den USA] gehen, um dich gesund ernähren zu können und manche Leute meinen, du könntest dir Klamotten, die sich mit einem veganen Lebensstil vereinbaren lassen, nur in teuren Geschäften kaufen. Gleich wenn das Stereotyp auch existiert, dass Veganer_Innen gutverdienende, wohlbestellte Tierliebhaber_Innen, belesene Umweltschützer_Innen oder gesundheitsbewusste Individuen sind, können sich in Realität viele Veganer_Innen einfach nicht leisten in den eher teuren Geschäften einkaufen zu gehen.

Wir sind uns wohl alle darüber einig, dass es beim Vegansein im Wesentlichen darum geht, Ausbeutung zu vermeiden – ob es dabei um die Ausbeutung von Tieren oder Menschen anderer Länder geht, um unsere Gesundheit oder aber auch um unseren Geldbeutel. Die Frage ist: was ist, wenn wir trotz all unserer Bemühungen darum, Ausbeutung zu verneinen, zum Schluss eigentlich auch selbst irgendwie ausgebeutet werden? Und, was sollen wir tun, wenn Geschäfte unsere Vorstellungen davon wie „leckeres Essen“ aussieht, benutzen, um bestimmte Produkte zu vermarkten? Ich glaube wir sollten darüber einmal nachdenken und darüber diskutieren.

Als Veganer_Innen haben wir uns bereits dazu entschieden von der Norm abzufallen, außerhalb der Box zu denken und uns bewusster darüber zu sein, was wir zu uns nehmen möchten. Es darf aber nicht sein, dass uns dadurch Konsumerismus und Medien – leider vegane Medien – an der Nase herumführen können, und uns klargemacht werden soll, dass alles Mögliche zum veganleben nötig ist, und das aber überhaupt nicht stimmt.

Ein Grund, warum ich diesen Artikel schreibe, ist weil ich weiß, wie befremdend Konsumerismus sein kann. Ich hatte gerade eine Tutorenstelle und war graduierte Studentin als ich vegan wurde. Ich hatte daher nicht gerade viel Geld, das ich für Essen ausgeben konnte. Ich war nicht gerade die gesündeste Veganer_In als ich vegan wurde, und zwar hauptsächlich deswegen, weil ich Kochbücher und Webseiten las, die mir von Dinge erzählten, von denen ich bisher noch nie gehört hatte, so wie „Nahrhefeflocken“ und „veganem Käse“ welche in den dort vorgestellten vegane Rezepten vorkamen. Ich kam an solche Lebensmittel nicht ran und als ich entdeckte, wo ich das ganze kaufen kann, merke ich, dass ich mir das überhaupt nicht leisten kann.

Es ist eine Sache vegan zu sein. Das meiste Brot ist vegan. Reis ist vegan. Pommes sind vegan. Und ehrlichgesagt war das alles, was ich zu der Zeit gegessen habe, als ich zuerst vegan wurde. Ich dachte zugleich aber auch ich müsste irgendwelche „speziellen“ oder „extravaganten“ Rezepte kochen. Ich will uns alle an ein paar Dinge erinnern die wir Neuveganer_Innen weitergeben sollten (und die wir uns auch selbst im Bewusstsein halten sollten):

  1. Man muss nicht in teuren Bioläden einkaufen um „richtig“ oder „besonders gesund vegan“ zu sein.
  2. Man erhält viele, wenn nicht sogar die meisten der Nährstoffe, die man täglich zu sich nehmen soll, über den Verzehr von Früchten, Gemüse und Nüssen. Und man kann diese günstig erhalten.
  3. Es ist eine gute Idee bei regionalen Erzeugermärkten oder in kleineren Geschäften einzukaufen.
  4. Manche kleinen ‚ethnischen’ Läden haben günstigere Früchte, Gemüse, Nüsse. Und sie haben oft auch Lebensmittel, die wir überhaupt nicht kennen, die aber sehr gesund sind.
  5. Guck mal online nach, ob Du wirklich alles erhältst was Du in Sachen Nährstoffen brauchst. Zum Beispiel hier: http://www.veganhealth.org/articles/dailyrecs
  6. Denk nicht Du müsstest Vleisch [also „Fleischimitate“ oder wie man sie auch nennen mag] oder überhaupt Imitats-Leckereien essen. Ich zum Beispiel liebe die veganen Marshmallows von Whole Foods, aber ich weiß auch, dass sie ziemlich ungesund sind – so wie oder schlimmer noch als die „echten“. Über dieses Thema herrschen noch viele Kontroversen, aber wie Kris Carr in Crazy, Sexy, Diet sagt, ist „Soja wirklich der Ping-Pong Ball im in Sachen widersprüchlicher Studien. Aber eins weiß ich genau, umso verarbeiteter das Sojaprodukt ist, umso ungesünder ist es für Dich. Ich meine damit Fleischimitate, Leckereien, Snacks. Verarbeitetes Soja ist säureproduzierend und hat eine schleimbildende Wirkung“ (86).
  7. Und klar ist: Veganismus ist Deine Sache. Es liegt immer daran, was Du daraus machst. Wenn Du Vleisch (also Fleischersatz) essen willst, dann tu dies halt. Aber tu es in Maßen und mit dem Bewusstsein, dass Du nicht wie Omnivore (ich nenne Sie meist Omnies) essen MUSST, um gesund zu erscheinen.
  8. Denk daran, dass Deine Definition eines „guten Essens“ nicht in die Vorstellungen von Omnivoren reinpassen muss. Ich wurde mit Steak zu Kartoffeln großgezogen, wie [vielleicht] viele Veganer_Innen [in den USA], aber ich stelle mir einen leckeren Burrito vor: Bohnen, Reis und Gemüse, mit ein paar getoasteten Pita Chips sind einfach Gold. Wir haben unsere Essgewohnheiten einmal umgestellt (oder zweimal oder dreimal) und ich meine wir können wählerische und gesündere Veganer_Innen sein.
  9. Seid bitte offen dafür Euch weiterzubilden und weiterzuschauen was in Eurem Essen drin ist. Ich habe das immer getan, beim Einkaufen habe ich immer nach dem rühmlichen V für Vegan auf meinen Lebensmitteln geguckt mit voller Aufmerksamkeit. Aber das sollte nicht meine einzige Qualifikation beim Lebensmitteleinkauf sein.

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