Nein, nichts ist zuviel, eher zuwenig. Man denke mal über den jungen aber sehr treffenden Begriff des Karnismus hinaus. Der Karnismus, ein Begriff der von den US-amerikanischen Psychologin Melanie Joy geprägt wurde, bedeutet, dass ein Mensch Individuen derjenigen Tierspezies die zu Agrarzwecken ausgebeutet und getötet werden, nur als “Fleischlieferanten” sieht und eben nicht als individuelle fühlende sensible Lebewesen.
Im gegenwärtigen “Pferdefleischskandal” haben wir es nun mit einer anderen Ausprägung spezisistischen Denkens zu tun. Pferde werden nicht in erste Linie unter karnistischen Gesichtspunkten betrachtet von der allgemeinen Bevölkerung, aber dennoch: es sind nichtmenschliche Tiere und man schätzt ihr Leben deshalb ausreichend gering, dass man sie ausbeuten und töten darf.
Wir wissen als Veganer_innen, dass das Reiten für ein Pferd eine Belastung ist. Die Trense im Mund schmerzt, das Leben des Tieres hat sich von A-Z den Wünschen des Menschen unterzuordnen. Pferde werden immer wieder Opfer von sexuell gewalttätigen Zoophilen – ein Thema allerdings, vor dem auch manch ein veganer Mensch dann doch lieber die Augen verschließen möchte. Als ethisch motivierte Veganer_in sollte man zu allen Themen die Tierausbeutung betreffen Stellung beziehen können / wollen.
Nein es geht beim Veganismus eigentlich nicht primär ums vegane “Schlemmen und Shoppen”. Manche würden vielleicht sagen der kommerzielle Appeal hilft der Sache. Aber ich denke wir brauchen weitaus mehr noch den Dialog in einer Gesellschaft, die in Sachen Tierrechten bislang in keiner Weise dialoginterssiert ist, wir brauchen die ethische Auseinandersetzung in Sachen Mensch-Tier-Beziehung, wir brauchen geistigen und kreativen In- und Output, Pädagogik und Aufklärung darüber, was der Veganismus eigentlich alles mit sich bringt und bringen kann.
Nun gehen wir noch einen Schritt weiter zu denjenigen Tieren deren Körper ausgebeutet werden, die dann aber auch noch irgendwo am anderen Zipfel der Erde leben und leiden, wie zum Beispiel die Bären in Asien, die in körpergroßen Einsperrungseinrichtungen gehalten und denen täglich ihr Gallensaft abgezapft wird.
Fällt das in den Zuständigkeitsradius meines Veganseins? Ja klar! Genauso wie der Elfenbeinhandel und die Haifischflossensuppe. Die Ausbeutung von Tieren, die Grausamkeit gegen sie, hat keine Grenzen. Als Veganer_in sollte uns der globale Aspekt der Möglichkeiten des veganen Aktivismus bewusst sein.
Wenn ich sehe was Menschen weltweit leisten in ihrem Einsatz für Tiere, dann wird mir noch klarer warum das Vegansein, wenn es sich haupsächlich auf das “Schlemmen und Shoppen” beschränken will, da nicht mithalten kann.
Ich möchte den Leser_innen empfehlen sich auf die entschieden empathische Seite zu schlagen, die Seite, die sich für Nichtmenschen weltweit in einem eher tier- und umweltpolitischen Sinne einsetzt.
Der Blick sollte nicht durch einen kleinerwerdenen veganen Tellerrand ablenkt sein, nur damit man “mitreden” kann und beim aktuellen konsumorientierten Trend mit dabei ist. Das Trendsettersein darf sich im Veganismus nicht nur auf ein Hinter-dem-Kommerzialismus-Herhinken beschränken als seine moralische Message.
Der “Verzicht”, das bewußte Nicht-Konsumieren von tierischen Produkten und Inhaltsstoffen ist eines, aber wir haben ja auch noch einen vegan-theoretischen graswurzelpolitischen Arm der mal zum Einsatz kommen könnte.
Und überhaupt, schau Dir das an: Two cubs rescued in Vietnam, near the Chinese border!!!
Hallo, ich möchte in dem Zusammenhang gerne auf meinen letzten Blogpost hinweisen, in dem ich ein Argument von einer anderen Bloggerin aufgreife, dass Veganimsus allein nicht reicht und es letztendlich auf die Tierbefreiung ankommt. Hier ist der Link.
Hier ein Auszug, damit Ihr wisst, das Linkdrücken lohnt sich :P
Wenn wir Tieren helfen wollen, dann müssen wir Unterdrückungsmechanismen in Frage stellen, Menschen dazu auffordern ihr Verhalten zu überdenken und unnachgiebig in unserem Streben nach Gerechtigkeit sein. Und dazu braucht es mehr als nur den Veganismus. Dazu brauchen wir eine Revolution. Und während unsere Entscheidung etwas (nicht) zu essen ein politisch starkes ethisches Bekenntnis ist, ist dies aber noch keine Revolution.
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