Tieren mit Achtsamkeit begegnen

Tiersein in der Welt mit Achtsamkeit begegnen

Ich wundere mich

Die normale Durchschnittsgesellschaft oder der Durchschnittsmensch, wenn es so etwas gibt, nimmt an, dass (nichtmenschliche) Tiere sich dessen nicht bewusst sind, dass Tiere unterdrückt werden, überall auf der Welt. Diese Menschen gehen davon aus oder würden diese Annahme so begründen, dass Tiere ja instinktiv fokussiert seien, Tiere würden also auf ein “Instinktverhalten” begrenzt kognitiv funktionieren. Sie könnten all das nicht, was dazu nötig wäre, sich einer Situation oder eines Zustandes im weiteren Sinne und umfassend bewusst zu sein.

Okay, das ist Speziesismus: Kognition habe in einer bestimmten Art und Weise erkennbar zu sein und jede Form von Verständnis oder Intelligenz muss sich nach unseren Maßstäben bemessen lassen.

Was aber, wenn Denken nicht nur so funktioniert, wie Homo sapiens es meint? Was verstehen wir überhaupt unter “Denken“? Die Frage wo Denken beginnt und endet sollte immer wieder eine offene Frage bleiben. Im Bezug auf Menschen bewegen wir uns sonst allzu häufig in Bereichen einer Art Denk-Chauvinismus und im Bezug auf nichtmenschliche Tiere vollziehen wir sonst weiterhin eine Vorurteilshaltung, indem wir die Tiere (nur weil wir sie ausdeuten und dabei aber wenig verstehen) immer wieder allein unter biologistischen Kriterien begreifen. Denken ist ein solch komplexer Vorgang, dass man ihn zumindest philosophisch betrachtet, niemals eingrenzen sollte im Bezug auf anderes Sein. [1]

Das Problem ist, dass neben einem klassischen humanzentrischen Speziesismus selbst Tierrechtler*innen nicht unbedingt davon ausgehen, dass Tiere sich dessen völlig gewahr wären, dass andere Tiere weltweit unterdrückt werden. Es geht hierbei nicht um den genauen Begriff “unterdrückt werden” in unserem Sprachgebrauch, sondern es geht um das, was solch ein Begriff beinhalten will/kann und beschreibt.

Über seine Situation bescheid wissen …

So posieren andere Tierrechtler*innen zum Beispiel gerne mit vermeintlich zufriedenen Tiere, vermitteln ein heile-Welt-Bild in dem sie sich als Mensch, Ally und Retter*in mit einem Nichtmenschen der menschlichen Öffentlichkeit darbieten, nach dem Motto, das Tier ist mit mir, also kann es froh sein und seht, es ist bestimmt glücklich. Doch das Interesse des Tieres an der schwierigen Situation anderer Tiere bzw. an der Situation der ganzen Tier- und Umwelt, findet in solch einer typischen Präsentation von Tier-Mensch-Freundschaften eher keinen Ausdruck.

Ich versetze mich dann selbst in die Lage: die Welt brennt, mich schützt oder rettet jemand, nun soll ich glücklich sein, warum??? Denn was ist mit der brennenden Welt? Allein der Teil, dass ein Mensch sich wie ein*e Retter*in (oder ähnliches) aufspielt, ist Teil der Negation von tierlichem Interesse an deren Mitwelt und an deren Wissen und Mitfühlen über die tragischen Situationen ihrer Familien und Freunde in dieser Welt. ‘Du hilfst mir vielleicht, aber es geht um die ganze Tierwelt’ – von dieser Perspektive gehe ich eher aus, also davon, dass ein Tier sozial mit-denkend wäre. Und dieses “sozial bezieht sich eben nicht nur auf ganz unmittelbare Interaktionen, sondern auch auf ein Wissen über die eigene große soziale und selbstverständlich auch ökosoziale Welt – Habitate und die Frage der Zerstörung dieser spielt meiner Beobachtung und meiner Auffassung nach ebenso eine unmittelbar erlebte und gedachte Rolle in der allgemeinen Rezeption von Tieren über die Welt.

Wie können Menschen davon ausgehen, dass Tiere nicht über ihre Situation als Tiere in einer vom Menschen dominierten Welt bescheid wüssten?

Die einzige Grundlage für so eine Annahme ist darin begründet, dass Menschen auf Tiere ihre ewigen biologisierenden Parameter zum (Schein-)Verständnis anwenden. Ich halte diese Parameter für falsch und es existiert kein wirklicher Beweis dafür, dass Tiere nicht denken würden und dass Tiere in kausalistischer Weise durch Instinkt gelenkt wären. Eine Entscheidung für etwas, das für uns nach Instinkt aussieht, kann ebenso vernünftig durchdacht, aus dem inneren Denken begründet sein. Wenn ich jemanden reduziert betrachten will und auf irgendwelche vermeintlich zentralen Interessenspunkte begrenzt sehe, kann ich jedes Wesen völlig falsch und unterstellerisch lesen.

Man sollte Tieren offen begegnen. Allein sich als Retter*in und Ally leiblich zu ihnen zu gesellen reicht nicht um den tragischen Weltschmerz der betroffenen extremster Form vom Objektifizierung verständnisvoll und achtsam zu begegnen … .

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Der Gedanke kam mir in einem Kontext, den ich hier tweetete: https://twitter.com/tiere_am_rhein/status/1279764646757629960

Weird when people call the human friends of a nonhuman animal their “dad” e.g.,
blurring out that this nonhuman has own parents ( – and these nonhuman families have tragic histories …),
while talking at the same time about what’s supposed to be radical antispeciesism. #antispe

Weird also when humans pose with single nonhumans for photos, acting as if being with a human was the greatest thing, and socialising for nonhumans with other nonhumans would be a bit secondary at that moment. #anthropocentrism

Their is a lot of these type of weird things going on the “our” (the vegan/AR) movement … strikes me weird.

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Scrap the biologistic speciesism that leads you to assume that nonhumans wouldn’t know that the/ir entire world is being oppressed.
A reductive concept of intelligence leads you to think of nonhumans as having to be pressed into the human concepts of how to measure perception.

The bad thing is that we still run around with views of animals and animality that are not much different to the “animal-machine” model (by Descartes), only on an “advanced”/”diversified” biochemical level. The idea that animals are acting in causalistic ways is still similar.

[1] Eine Frage, die mit einer Frage beantwortet werden muss … Haben Tiere Vernunft und können Tiere denken? https://simorgh.de/about/die-frage-nach-dem-tierlichen-denken-ist-mit-einer-gegenfrage-zu-beantworten/

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