Priorisierungen als Machtmittel

Gesinnungsmord und
geistige Brandstiftung
machen die Zerstörung der Natur
und den Zoozid aus
im Anthropozän.

Podcast: Priorisierungen als Machtmittel (MP3)

Entscheidend sind die Prioritäten …

Wir beeinflussen Dinge über die Wahl unserer Prioritäten. Wenn mir das Konsumieren und Vanity das Wichtigste sind, wähle ich Inhalte, ich entscheide mich mehr oder weniger bewusst für diese – auch wenn ich mir der genauen Konsequenzen meiner Entscheidungen nicht unbedingt bewusst sein muss, ich bin es teilweise. Mit der Wahl die wir treffen, treffen wir die Aussage: das ist uns/mir wichtig.

Das Priorisieren findet ständig statt und und wir machen fortwährend Interessenspolitik mit der Entscheidung über Wichtig und Unwichtig. Ich meine wir tragen dadurch eine direkte und offensichtliche Verantwortung dafür, was unser Umfeld als Impuls von uns mitgeteilt bekommt über „wichtig“ und „unwichtig“. Wir werben quasi für Lebensmodelle, wir nutzen die Kraft unseres Seins um unsere Umwelt zu manipulieren in unserem Sinne. Wir sind nicht frei von Verantwortung über die Umweltzerstörung, über die Negation von nichtmenschlichem Leben.

Wir übernehmen gerne Verantwortung für Problematiken in denen wir Unmenschlichkeiten orten im Bezug auf Menschen als eine Art Gesamtheit, als politische Spezies. Wir priorisieren Menschenrechtsproblematiken indem wir ihre Zusammenhänge mit den Problematiken anderer Formen von Ungerechtigkeit und Gewalt ausklammern, oftmals bis zu dem Punkt, an dem es scheinen mag, dass ohne die Priorisierung von Menschenrechten wirklich keine anderen Bestrebungen für Freiheit und Gerechtigkeit Sinn hätten – als funktioniere Gerechtigkeit nicht auf allen Ebenen gleichermaßen, als bestünden keine unabdingbaren Zusammenhänge und keine Gleichheit in dem was und wer wichtig ist. Wir schaffen ständig Hierarchien.

Wir untermauern den Grund unserer Priorisierungen wenn wir politisch erwachsen sein wollen. Wir können nicht mehr zugeben, dass uns ein Denkfehler unterlaufen ist. Die Kluft zwischen Verantwortung für die Umweltzerstörung und den Tiermord, zur Gewalt gegen Menschen und der Nichtachtung von Menschrechten, klafft in unseren gelebten Verständnissen weit und offen. Unschließbar. Unsere Denkfehler sind Kulturgut.

Es ist nicht automatisch gegeben, dass das eine Thema auf die eine reduzierende, minimalisierende Art und Weise, das andere Thema aber umfassend und wichtig vorgestellt wird, immer wieder. Nein, die Gesellschaft reproduziert ihre Priorisierungen, wie ein Diktum. Auf solchen Ebenen finden die Gessinungsherrschaften statt, mit denen wir es heute zu tun haben, geht es um Mensch, Tier, Natur. Banale Egozentrik wird gleich einer aristokratischen Perversion als Menschsein von Clustern gesellschaftbildender Gleichtaktender als Selbstverwirklichung durchexerziert. Das Unrecht gegenüber den anderen und dem Anderen schlechthin wird dabei in die Lächerlichkeit und in die Unsichtbarkeit gestoßen.

Besitznahme durch Abwertung und Definition. Beraubung tierlicher Autonomie.

Ein Fragment vom März 2014 über Tierautonomie:

Wenn Nichtmenschen nicht autonom wären, und nur der Mensch es wäre, wann in der Evolution und womit hätte diese menschliche Autonomie dann angesetzt, und warum sollte tierliches Handeln und Denken nicht als vom Menschen und seiner Objektivitätswahrnehmung autonom anerkannt werden?

„Seinen eigenen Gesetzen folgend / early 17th cent.: from Greek autonomia, from autonomos ‘having its own laws,’ fromautos ‘self’ + nomos ‘law.’“ – Zoe Autonomos

Besitznahme durch Abwertung und Definition. Beraubung tierlicher Autonomie.

(Fragment)

Wir sprechen eher den Tieren ihre tierliche evolutionäre Autonomie ab, statt dass wir an totalitäre Strukturen in der Menschheit im Bezug auf Nichtmenschen und die natürliche Umwelt glauben. Unser Blick auf Nichtmenschen und die „Natur“ ist in einer Art verstellt, dass unsere Abwertungen vor uns selber akzeptabel erscheinen.

Der Missstand der Ungerechtigkeit ist, dass wir versuchen die tierliche Autonomie zu zerstören (physische Eingriffe und Maßnahmen) und mittels Speziesismus (geistig ideologisch) zu unterminieren.

„Besitz“ ist die Folge der Absprache tierlicher Autonomie.

„Tierverteidiger“ die für die physische Unversehrtheit von Nichtmenschen plädieren, den Nichtmenschen aber weiterhin ihre eigene tierliche Autonimie (vom Menschen und an und für sich) absprechen, betreiben eine unbewusste radikale Form des Anthropozentrismus und des Speziesismus.

Wir verbinden den Würdebegriff mit der Fähigkeit eines eigenen, unabhängigen Daseins (Autonomie).

Durch speziesistische Kunstgriffe bereiten wir den geistigen Boden in einer Gesellschaft vor, um den Besitzstatus eines Lebewesens zu legitimieren und als vertretbar erscheinen zu lassen.

Was ist unserem allgemeinen Verständnis nach Autonomie, siehe z.B. Wikipedia (für den vielleicht breitesten Allgemeinplatz) http://de.wikipedia.org/wiki/Autonomie?

Wenn Nichtmenschen etwas haben – „the wild and tamed beast“ – dann ist es Autonomie. Sie leben „von Natur aus“ in der Natur autonom – wenn wir sie nicht ihrer Freiheit berauben. Wir behaupten, Nichtmenschen seien Instinktbestimmt, und genau da setzt die Besitznahme durch arbitäre Abwertungsmechanismen ein: Wir machen uns Tiere nutzbar und „Untertan“, indem wir sie ihrer Existenzautonomie mit der Behauptung des Instinktverhaltens (kausaltiätsbestimmtes Verhalten) zu berauben versuchen.

Die Abhängigkeit von Lebensnotwendigkeiten als Instinktgeleitetheit zu interpretieren, ist eine Form der Minderbewertung der Angreifbarheit, der Verletzlichkeit und Bedingtkeit des Lebens – jedes Lebens. Jedes Lebewesen ist abhängig und bedingt, aber gleichzeitig auch autonom. Autonomie ist der zarte Keim der Verletzlichkeit tierlicher und menschliche Würde … .

Da ein Tier autonom handelt und denkt, ist es autotom. Der Vesuch der Eingrenzung tierlichen Denkens in anthopozentrisch definierte Parameter, ist eine Besitznahme durch die definitorische Interpretation tierlichen Denkens und Handelns.

Tierautonomie – tierliche Autonomie; ein paar eklektisch ausgewählte interessante Aspekte

Animal Autonomy:

In Veterenary Care:

Here I would simply suggest that “animal autonomy” is worthy of careful attention from philosophers and scientists and veterinarians. Animals are self-governing and make meaningful choices, in ways very similar to humans. As with our fellow humans, we should strive to understand and respect the preferences of other creatures. Research in ethology is continuing to explore how to understand animal preferences and how these preferences are expressed in observable behaviors. It is worth noting, too, that although the language of “autonomy” has not yet been strongly present in the veterinary literature, the concept has been important in the animal ethics literature more broadly. Tom Regan, for example, talked in his ground-breaking The Case for Animal Rights(1983) about animals as autonomous beings, with their own interests and desires. Regan even includes a very interesting discussion of what he calls “preference autonomy” and explores some of the ways in which autonomy in animals is different from autonomy in humans.

Animals and Autonomy. Can this vitally important ethical concept be meaningfully applied to animals? Jessica Pierce, Ph.D. in All Dogs Go to Heaven

http://www.psychologytoday.com/blog/all-dogs-go-heaven/201303/animals-and-autonomy

 

Animal Sanctitiy and Animal Sacrifice: How Post-Dawinian Fiction Treats Animal Victosm by Marian Scholtmeyer, Dissertation, 1989, pp. 57.

Animal Ethics:

Kantian ethics is normally not the place to look for an account of  direct moral obligations towards animals, as Kant claimed that we only owe animals indirect moral duties, out of respect towards the rest of  humanity. In chapter four, I consider modern reinterpretations of Kant’s arguments to provide support for the claim that animals should be  considered ends-in-themselves. I argue that despite the strength of these accounts, the concept of agency and selfhood that I support provides a better foundation for claiming animals as ends-in-themselves, and that respect for animal autonomy can be grounded on a Kantian argument for the respect of autonomy more broadly. I claim that in virtue of their agency and selfhood, animals should be considered ends-in-themselves, thereby including them in the moral community. My view is novel in that it includes agency, selfhood and autonomy as those features which make anyone, human or nonhuman, morally considerable.

Agency and Autonomy: A New Direction for Animal Ethics by Natalie Evans. Dissertation.

https://uwspace.uwaterloo.ca/bitstream/handle/10012/8158/evans_natalie.pdf?sequence=1

Animal Rights / Animal Liberation

How can I save an Animal today or stop these atrocities now? Even for just a few critters. Because that’s the context we so often miss. It’s about Animal autonomy, not about how the government turns on the people that care about the Animals. But while I’m on the subject, it’s nothing new!

Walter Bond, Green is the New Rage, http://supportwalter.org/SW/index.php/2011/06/24/green-is-the-new-rage/

Animal Caregiving

Kerulos Center Caring for the Caregiver  Project. The project’s overarching goal is to foster awareness and support for animal care organizations and caregiver wellbeing to help achieve the vision of a compassionate, ethical, trans-species society founded on mutual wellbeing.

http://kerulos.org/wp-content/uploads/2013/12/Kerulos-Caring-for-Caregiver-Report-Final.pdf

Alle Links: 25. März 2014.

Was für uns keine Nonhuman-inclusion ist, z.B. …

“Nous ne sommes pas d’accord avec vous, les majorités … “

Antispeziesist zu sein ist häufig ein reines Lippenbekenntnis; das gleiche gilt für Antirassismus, Antisexismus … Diskussionen können so weiter von denjenigen dominiert werden, die bereits über die breitesten und sichtbarsten medialen Netzwerke verfügen. Das Problem selbst hat man doch offenkundig verinnerlicht und man ist bereits vollständig informiert. Und trotzdem ist die antispeziesistische Rhetorik voll von eklatanten Speziesismen.

Gruppe Messel / Tierautonomie, Animal Autonomy

Warum müssen gerettete Nichtmenschen in Lebenshöfen eigentlich begafft und bestreichelt werden bis zum Abwinken. Warum meinen Viele es gäbe keine anderen Möglichkeiten den Nichtmenschen eine vernünftige Wertschätzung zu vermitteln? Woher stammt die Annahme, dass Nichtmenschen unbedingt von Homo sapiens gestreichelt und nicht viel lieber mit nichtmenschlichen Freunden Frieden erleben möchten?

Gruppe Messel / Tierautonomie, Animal Autonomy

 

 

“Fleisch” als exototalitärer Begriff

Das Konzept „ Fleisch“, das heißt: „die Einverleibung von Teilen des Körpers eines gewaltsam getöteten nichtmenschlichen Tieres“ ist eine Art „exototalitärer“ Begriff, Teil einer Herrschaftsstruktur, die kulturgeschichtlich von „dem Menschen“ unterdrückerisch gegen die Tierheit verwendet wird. Der Lebenssinn nichtmenschlicher Tiere wird darauf reduziert, das deren Tod jederzeit gewaltsam herbeigeführt werden kann, um leiblich, mit ihrer körperlichen Existenz und ihrem Dasein überhaupt, dem Menschen zu dienen und Mittel zum Zweck menschlicher Interessen zu sein. Die Tierheit (so wie der Gesamtraum der ‚Natur“) ist in der Vorstellung und Praxis menschlich-kollektiver Mehrheiten, gewaltsam zu beherrschen und in einer festgelegten Verhältnismäßigkeit zu halten. Die sprachlich ausgedrückte Haltung der Menschen ist dabei Code und funktionaler Bestandteil, der eine kaum hinterfragte Bereitschaft zur Teilnahme an dem geteilten Weltbild signalisiert.

Gruppe Messel, Tierautonomie / Animal Autonomy

Anti-System – Wot No Meat.

Artgerecht ist allerdings nicht gerecht

Artgerecht ist allerdings nicht gerecht: Was tierisch und was menschlich ist? diese Frage wird – mit dem Hintergedanken darauf was ‘artgerecht’ ist – nur in Kategorien, die von einer anthropozentrischen Kultur definiert werden, zur Legitimierung der Tiertötung gestellt ( … im engsten, aber verheerendsten Sinne). Eine Frage nach einer biologischen Notwendigkeit sollte ihre Antwort in der Realität eines/des fühlenden Lebewesens (das Individuum ist!) finden.

Aus Leben, Tod und dazwischen von Nati Eyck, vegane antispemotivierte ultra-autonome Belletristik um es ganz deutlich zu betonen.

Mehr kritisches zum Begriff und dem Gedanken von Artgerechtigkeit. Ein höchst problematischer Begriff, mit dem man sich weitaus kritischer auseinander setzen sollte, denn die Zukunft wird den Speziesismus immer wieder auf vermeintlich artgerechte Weise zur Nutzbarkeit der Leben anderer als “Ressourcen” für menschliche Produktions-, Wirtschaftlichkeits und Konsumptionsbedürfnisse upzugraden wissen.

Fragment Tiersprache, ‘Tiersprech’

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Eigenes antispeziesistisches Gedankengut in Kürze ausdrücken, um Tierrechte thematisch damit in den Mittelpunkt täglichen ethischen Denkens, Sprechens und Handelns zu rücken:

Thema sprachliche Aspekte auf allen tier-menschlichen Ebenen

  • Eine Lingua franca zwischen Menschheit und Tierheit, Menschsein und Tiersein
  • Eine emanzipatorische, von vorgefassten spezies-derogativen Definitionen befreite Terminologie in der Tierbefreiungssprache entwickeln
  • Anerkennung anderer tierlicher Sprachsysteme als eigenständig, vollständig komplex, nicht nach gegenwärtigen humanzentrischen linguistischen und sprachwissenschaftlichen Kriterien einzugrenzen. Das Nichtverstehen zulassen, nicht ausdeuten, Sprache als unbegrenzt komplexes System der Kommunikation zwischen Individuen anderer Tierspezies zugestehen, Freiraumschaffung durch Anerkennung von Sprachautonomie verschiedener gelebter Lebensräume. Keine Reduktion auf biologistische Verhaltenserklärungsmuster zur Ausdeutung von tierlicher Sprache anwenden.

Biologismus als Speziesismus

Biologismus als Speziesismus

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Den Begriff „Biologismus“ werden die meisten ausschließlich im Zusammenhang mit Diskriminierungsformen gegen andere Menschen kennen [1]. Ich wähle hier eine Perspektive, die Nichtmenschen mit einbezieht als Subjekte und Objekte biologistischer Betrachtungsweisen. Der Biologismus geht von einer Einteilbarkeit der Welt, ihrer Phänomene und Bewohner aus, bei der ein Teil der individuierten Welt als „Flora“ und „Fauna“ primär biologisch erklärbar ist und die andere Seite mit weitaus mehr Kriterien beurteilt wird, solchen etwa wie zum Beispiel Geist, Kultur, Transzendenz, Denken, Phantasie und Politik, Fortschritt, Macht, Identität. Die Welt wird dabei prinzipiell unterschieden in: den Raum der ‚Natur’ als biologischen Urzustand und den Raum des ‚Menschlichen’ als Ort an dem so etwas wie Kultur existiert.

Unsere strikte Trennung dessen, was ‚menschlicher Kulturraum’ ist und was ‚bloß’ Natur (bzw. so etwa “biologische, organische Materie“) ist, drückt sich in einer radikalen Entwertung nichtmenschlicher Lebenskontexte aus. Alles vermeintlich primär-biologisch-Betrachtbare wird dabei auf die Stufe eine dienstbaren „Ressource“ für den Menschen reduziert, als ein Mittel zum Zweck, und wird somit Gegenstand theoretischer und kategorischer Beherrschbarkeit und erst dadurch unterdrückbar.

Das, was die Andersartigkeit und die charakteristischen Besonderheiten von nichtmenschlichen Tieren ausmacht, so die Tierkommunikation, tierliche Verhaltensweisen, tierliche Vernunft, tierliches Denken, tierliches Dasein – all das wird zugeordnet zu Dingen, die als unter biologischen Kriterien allein beobachtbar seien. Alles Geistig-kulturelle und alle Möglichkeiten sinnvoller Handlungsebenen werden ausschließlich als in unseren (primär humanzentrischen) Gesellschaften vorkommend verortet.

Die Natur insgesamt und der Lebensraum – nicht im biologischen, sondern eher in einem andersartig kulturellen Sinne als dem menschlichen – wird als biologische Materie subsumiert. Eine Materie die weniger bedeutsam sein soll und weniger Sinnträchtig sein soll, als der Raum, den Menschen für ihr Dasein auf allen gangbaren Ebenen beanspruchen. Die Art der fundamentalen Verschiedenheit in den Prioritäten zwischen menschlichen Kulturräumen und tierlichen Kulturen, wird begründet mit dem Biologischen als schwerwiegendem Kriterium der Einteilbarkeit, im Sinne dessen das alles, was in starker Bezogenheit zum ‚Naturhaften’ steht, geistlos sei. Dabei werden die Sphären des nichtmenschlich Tierlichen und die des Pflanzlichen weitestgehend zusammengefasst und genau deren Kontextualität als biologistischen Determinismen folgend abgewertet. Die Begründbarkeit dazu wird geschaffen, sie ist aber nicht reell, denn der Fokus der Beobachtung bleibt auf bestimmte Handlungsweisen und Abläufe im Tier-Tier und Tier-Umwelt-Kontext begrenzt und zum Einsatz kommende Modelle der Analyse und Beobachtung stecken begrenzte Rahmen und richten sich an immer gleichen Parametern aus, die nichtmenschliches Sein eher der Definition als der autonomen Realität des beobachteten Gegenübers zuschreiben. Es ist schier unzulässig innerhalb der üblichen biologistischen Rahmen, die speziesitischen Unterdrückungmechanismen gleichkommen, jegliche Erscheinung und Verhaltensweise oder Existenzform einmal nicht biologistisch-reduktiv zu betrachten. Solch ein Akt würde einem Tabu gleichkommen, das gebrochen wurde und einem Beweis der Unvernunft und Irrationalität des Menschens, der von dieser vermeintlichen Ratio hierbei abweichen würde.

Für diese radikalen Kennzeichnungen von „Natur“ versus „Mensch“ haben Menschen selbst immer wieder ethische Einbußen erlitten. Die Geschichte menschlicher Diskriminierung weist auf dahingehende Unterteilungen auf, gleich Drohungen gegen Grenzübergänge, und das nicht nur in den groben biologistischen Diskriminierungsformen, wie einem biologistisch begründeten Rassismus, Sexismus oder Ableismus beispielsweise oder auch in der Beraubung des Menschen auf sein Recht auf ‚Land’ (schon lange bevor wir es mit Kapitalismus und Neoliberalismus zu tun hatten, wie etwas im Mittelalter) als Kampf gegen „Primitivismus“ und „Unkultiviertheit“ – nicht allein in diesen Segmenten menschlicher Diskriminierung spielt die Trennung „Natur“ versus „Mensch“ und vice versa eine Rolle, sondern auch in der Sensibilitätsbildung des einzelnen menschlichen Individuums, das sich ständig an das Menschheitscredo seiner Zeit binden soll, statt eine Ausrichtung unabhängig solcher Dualitäten zu finden. Der einzige Rückzug auf das ‚Naturhafte’ bleibt in der Metapher und dem Symbolhaften, aber nicht in der entschiedenen Assoziierung mit den Subjekten der „Natur“ und den tierlichen Seinsformen und Existenzverständnissen. Das Menschliche selbst wird eingegrenzt in seiner Beziehung zu anderen Tieren und in seiner Bezugnahme auf seine nichtmenschliche Umwelt insgesamt als relevante Mitakteure in dessen Welt.

Der Gedanke das Schnittstellen existieren zwischen Diskriminierungsformen gegen andere Menschen (und untereinander) und Unterdrückungsformen die nichtmenschliche Tiere betreffen, sollte erstens in seiner Überlappung im Biologismus-als-Diskriminierungsform anerkannt werden. Zudem sollte die Natur (oder das ‚Naturhafte’, Goethe sprach hier vom ‚Allleben’) mit als instrumentalisierte, biologistisch abkategorisierte Seinsdimension einbezogen werden. Bislang wird der Begriff Speziesismus nicht in seiner Intersektionalität als ein eigentlicher Biologismus verstanden und weiterhin werden nichtmenschliche Tiere anhand von Kriterien aus der Biologie statt soziologischer Beobachtungsinstrumente beschrieben und analysiert. Es gibt keinen tatsächlichen Grund nm-Tiere immer wieder auf einen primären biologischen Beobachtungsfokus zurückzuwerfen, genauso wenig wie es einen Grund gibt, Tierkommunikationen als im Vergleich zum Menschen weniger inhaltlich komplexe Sprachsysteme zu beschreiben. Hier werden Rahmenwerke geschaffen, die bewusst Kriterien der Beobachtung und Analyse selektieren und umfassendere, komplexere Systeme der Beobachtung und Einordnung vermeiden. Es existieren bislang wirklich keine wissenschaftlichen Parameter um Tieridentitäten und den naturhaften Raum nicht-biologistisch zu beschreiben und zu verorten, aber das ist der Begrenztheit unserer Erkenntnistheorien geschuldet und darf nicht auf dem Rücken der Wahrheitsfindung in der Begegnung mit dem nichtmenschlichen Raum und Sein ausgetragen werden.

Es bleibt fragwürdig, warum Biologismus interessanterweise nicht hinreichend mit Speziesismus in Verbindung gebracht wird. Ein merkwürdiges Phänomen, dass diese Verbindung immer noch beinahe völlig unhinterfragt dasteht [2].

Biologism as Speciesism
gets blurred out
despite
it’s obvious
interrelatedness

Animal reasoning,
meaningful interrelatedness
with the entire natural
space
ought not to be
recognized

Under the umbrella
of the separation
between
humanity
and
animality

Music credits: Soundbits from Rudimentary Peni: Rotten to the Core (1983).

[1] Eine gut dargestellte Übersicht zur Geschichte menschlicher Diskriminierung unter dem Vorwand ‚biologistischer’ Kriterien gegen andere Menschen und daraus folgender Ideologien, findet sich bei: Franz M. Wuketits: Biologismus, Lexikon der Biologie, https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/biologismus/8707 , Stand 24.05.2018. „Von Biologismus spricht man, wenn Phänomene eine Deutung durch biologische Tatsachen, Theorien und Modelle erfahren. In der Biologie ermittelte Gesetzlichkeiten werden dabei als einheitliche Gesetze der realen Welt verallgemeinert und gleichsam zu durchgehenden ‚Weltprinzipien: erhoben.“

[2] In der Tat wird der Rekurs auf das Biologische auch in Tierrechtskreisen und ihren Autor_innen immer wieder vollzogen und keine erweiterte und emanzipatorische Terminologie entwickelt. Nichtbiologistische Ansätze im Bezug auf nichtmenschliche Tiere finden sich bei verschiedenen Autor_innen die wir gefeatured haben, siehe http://simorgh.de/overview/autor_innen/ , insbesondere bei Barbara Noske und Anastasia Yarbrough. Auch bei Aph und Syl Ko finden wir ähnliche Diskussion in ihrem Buch ‚Aphroism’.

Der erste Weltbienentag, und das ist was Mensch noch immer mit Bienenvolk macht

Radierung: Farangis G. Yegane

Metamorphosis; Is your pain the same, is it more than pain (MP3)

Der 20 Mai 2018 ist der erste Weltbienentag, und das ist was Mensch noch immer mit Bienenvolk macht

Der syrische Skeptiker Al-Ma’arri (973 – 1057 n. Chr.) schreibt:

“Nehmt nicht den Honig, den die Bienen mit Mühe von den Blumen und den duftenden Pflanzen sammeln; sie trugen ihn nicht zusammen damit er für andere sei, auch haben sie ihn nicht als Gabe und Geschenk gesammelt.”

Kaum einer mag sich das vorstellen, aber die Realität dessen, wie wir Menschen mit den fleißigen Baumbestäuber_innen umgehen, bedeutet Bienentod. Und wer außer radikale Antispeziesist_innen und ethische Veganer_innen spricht darüber als tatsächliche Gräuel, die wir an diesen Nichmenschen begehen. Argumentiert wird vom anthropozentrischen Mainstream-Bürger ungefähr so: Es seien ja nur Invertebraten und das ist doch nichts, wenn man ihnen Schmerz zufügt und ihr Dasein objektifiziert. Deren Lebensdimensionen in ihrem eigenen Recht seien ja komplett irrelevant.

Viel an vermeintlicher menschlicher Bienenliebe und -bewunderung drückt sich in einem fortlaufenden Wunsch aus die Tiere auszubeuten als ‘Nutztiere’, ihre Leben und ihre Populationen zu “verwalten” und sie in ihrer gesamten Existenz auf dieser Welt tatsächlich als eine Ressource für menschliche Zwecke zu betrachten. Die Illusionen über den guten Imker sollten schon lange zerstört sein. Und die Inspektion über den “richtigen Umgang” mit den Arten, je nach Zweck, dient auch weniger den Tieren selbst als den Industrien, die schlichtweg ihre Forschungsinteressen (für Elfengebeintürme und Kommerz) vorantreiben. High-Tech invasive Forschung an Bienen ist nicht weniger ethisch dubios als jede andere manipulative und invasive Forschung an Tieren.

Wir brauchen Lösungen im Sinne einer ‘Bee Liberation’, alles andere sind Mogelpackungen

Der Bienenalltag ist nicht nur der Mangel an Wäldern und Wiesen, sondern, schaut – solltet Ihr es noch nicht wissen – mal bei Google nach unter den Suchbegriffen z.B.:

Biene Flügel abschneiden

Biene künstliche Besamung

oder dies hier:

“Die Technik der Spermagewinnung bei den Drohnen. Die verschiedenen Besamungsstationen für Bienen verwenden unterschiedliche Methoden zur Gewinnung von Drohnen-Sperma. Der Kopf des Drohns wird durch Drehen vom Körper getrennt und der Drohn so getötet. [1]

“The drone is stimulated by decapitation” [2]

Oder das Sperma des Drohns wird herausgepresst und dabei stirbt dieser kleine Nichtmensch dann. Wer dazu noch ein Video sehen will, der folge diesem Link auf Youtube (nur zu dokumentationszwecken verlinkt). Es existieren noch weitere Methoden.

Zwar sterben die Drohnen nach der natürlichen Paarung, aber der Unterschied ist klar.

Honig und andere ‘Bienenprodukte’ werden gepriesen und vermarktet als etwas harmloses, sogar als etwas was den Bienen gegenüber eine zweifelhafte “Wertschätzung” ausdrücken würde. Tatsache ist: es die vollständige Ausbeutung und Versklavung dieser Invertebraten.

Bienenvölker (MP3)

they cut your wings of
your artficially inseminated
they electroejeculate you
and they steal your food, your house

they oppress you
and we won’t accept it
no we won’t accept it

you’re more than me
they don’t mind our lives
they kill us for taking our lives

they call us with their names
they call us with their words

** Die zwei Songs als MP4s

Is your pain the same


Bienenvölker

[1] Keiner-Stoehr, Wiebke, Versuche zur Eignung verschiedener Puffer bei der instrumentellen Besamung der Bienenkönigin (Apis mellifera). Giessen 2004, http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2004/1613/pdf/Keiner-StoehrWiebke-2004-06-18.pdf , Stand 18.05.2018.

[2] D.P. Abrol, Beekeeping: A Compressive Guide To Bees And Beekeeping, 2013, S. 379.

Tiermutter, Muttertier …

Viele Menschen denken, nur Menschinnen seien Mütter und Töchter.

Die Hartnäckigkeit, mit der die meisten Menschen sich gegen eine Anerkennung nichtmenschlicher Würde stellen, ist eklatant. Besonders scharf und gnadenlos wird das erkennbar in den Unterschieden, die zwischen tierlicher Elternschaft und tierlicher Kindheit, gegenüber der eigenen Spezies Mensch beschrieben werden. Eine Grenze wird gezogen, da wo nicht Gleiches sondern Anderes vorliegt. Was nicht genau ist wie bei einem selbst, ist auf der ethisch-moralischen Ebene uninteressant und das braucht keine Berücksichtigung, so scheint es.

Das Interessante ist, den Menschen ist ihre Willkür bewusst, zum größten Teil zumindest. Die Abwertung anderer tierlicher Individuen findet absichtlich statt und ist auch keine alleinige kognitive Dissonanz. Das Besondere an den psychologischen Herabsetzungsmechanismen gegenüber nm-Tieren ist etwas ideologisch Eingepflanztes und vom individuellen menschlichen Individuum stetig aufs neue Wiederholtes, denn alle Menschen sehen die gleiche Realität.

Wo ich ein Tierkind sehe oder die Fürsorglichkeit nichtmenschlicher Eltern, ist es genau das, was ich bewusst zur Kenntnis nehme. Ich handle trotzdem nicht gemäß meiner Erkenntnis und meines Wissens, sondern gemäß der Richtlinien, die mir meine Mitmenschen, meine Geschichte, meine vermeintliche Kultur als Mensch eben und nicht als denkendes Individuum vorgibt. Ich mache mit oder bin ein Bystander.

Wieso wehren sich Menschen nicht gegen die, die die Realitäten verzerren zugunsten gesellschaftlich-moralischer spezies-egozentrischer Normen?