Dressurreiten und sog. klassisches Reiten sind mit Tierrechten unvereinbar

Skythen mit Pferden unter einem Baum. Goldene Gürtelplakette. Sibirien, 4.-3. Jahrhundert v. Chr. © Staatliches Eremitage-Museum, St. Petersburg, 2017. Foto: V. Terebenin > https://www.britishmuseum.org/blog/introducing-scythians [15.01.2024]

Warum Reitsportarten und der Reitsport allgemein nicht mit Tierrechten zu vereinbaren sind. Folgebeitrag zu: Ist reiten vegan > https://simorgh.de/about/ist-reiten-vegan/?

Wenn Sie sich für tiermythologisch- und in dem Zusammenhang ziersoziologische Inhalte interessieren:

Tiersoziologie und Literatur > https://simorgh.de/about/houser-erzaehlliteratur-ist-aktivismus/ , bezugnehmend auf Tolstoi > und Dostojewski > Animal Portrayals in Literature: The Mare and Raskolnikov’s dream > https://simorgh.de/niceswine/the-mare-and-raskolnikov ; siehe auch > Animal Portrayals: in History and Literature, Pit Pony and from Germinal by Émile Zola, Chapter 5: The Horses Trompette and Bataille – die Pferde in Zolas Germinal > https://www.simorgh.de/objects/pit-pony-trompette-and-bataille/ ; allgemein ist aus der klassischen Literatur auch Aitmatow (Kirgisien) für die wertschätzende sensible Auseinandersetzung mit der sozialen Beziehung zwischen Menschen und Pferden bekannt. Auch in der persischen Mythologie trägt die Beziehung des Erkenntnishelden Rostam mit seinem treuen Pferd Rashn eine besondere und höchst mythologische Bedeutung im Schahnahmeh. Ich glaube man muss nicht erklären, in welcher Korrelation eine konstruktive und positive soziale Bezugnahme zur einer destruktiv-herabwürdigenden In-Bezugsetzung in diesen Kontexten steht.

Allgemein für den Tierrechtsdiskurs:

Und auf welche Weise würdigen Sie die Pferde herab?

Thema: Reitsport, Dressur. Nicht vereinbar mit Tierrechten.

Da es längst überfällig ist im Rahmen unseres Beitrag zu > Veganismus, Antispeziesismus und Reiten > wegen der allgemeinen Situation der Pferde und ihrer Art der Betroffenheit durch Speziesismen zu schreiben, werde ich hier eine Quellen [und in Zukunft vermutlich weitere Quellen] zitieren, sie sich mit dem Thema Dressurreiten genauer auseinandergesetzt haben.

Ich beginne mit einem Artikel der Journalistin  https://twitter.com/SarahNEmerson, welcher natürlich auch weiterführende Links enthält > https://www.vice.com/en/article/mg75jx/why-is-dressage-still-an-olympic-sport-equestrian [Zugriff 15.01.24].

Da sich an der Situation bislang eigentlich garnichts verändert, weil die reitende Lobby solch eine wirklich erschreckend dominante Haltung einnimmt  gegenüber Pferden und Tierrechten – die man entweder nicht versteht, verstehen will oder einfach unumwunden ablehnt, da man sich als Tierversteher aufführen möchte – können wir uns hier auch getrost mit einem Artikel aus dem Jahr 2016 befassen, als weiterhin aktuell beiträglich für die kritische Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex.

Für wirkliche Pferdefreunde und andere echte Antispeziesisten hört das Thema auch nicht auf mit ganz weit oben auf der Liste der zu adressierenden tierobjektifizierenden Problematiken in unserer Gesellschaft zu stehen.

Sarah N. Emerson: Warum ist Dressur immer noch ein olympischer Sport? Ist “Pferdeballett” cool oder grausam?

“Why Is This Still a Thing” ist eine Kolumne [in dieser Kolumne erschien der Artikel], die sich mit anachronistischer, scheinbar überholter Technologie beschäftigt, die uns allseitig umgibt.

Es gibt Sportarten, bei denen man den menschlichen Körper und seine außergewöhnlichen Fähigkeiten bewundern kann – Tauchen, Turnen oder der 400-Meter-Lauf. Und dann ist da noch die Dressur, auch bekannt als “Pferdeballett” (engl. horse ballet). Warum gibt das Dressurreiten überhaupt noch? Die Dressur ist wahrscheinlich die schlimmste olympische Sportart, und sie ist eindeutig auch grausam.

Keine andere Veranstaltung macht mich so wütend wie die Dressur. Das Internationale Olympische Komitee beschreibt sie als “die Essenz der Partnerschaft, wenn Reiter mit hochtrainierten Pferden konkurrieren und zusammen eins werden”. Aber wenn man bedenkt, welche Vorwürfe der Tierquälerei diesem Sport gegenüber bestehen ( https://www.theguardian.com/uk/2010/jan/03/olympics-row-over-horse-cruelty ), sollte die Beschreibung vielleicht eher in “das Brechen des Instinkts und des Körpers eines Pferdes, zumeist durch tyrannische Trainingstechniken” geändert werden.

Die Dressur ist ein Artefakt der mittelalterlichen Kriegsführung, als Pferde in die Schlacht geritten wurden, und wird heute hauptsächlich von den Reichen gepflegt. Dieser manchmal auch als “klassisches Reiten” bezeichnete Reitstil zeichnet sich dadurch aus, dass Pferd und Reiter vorchoreografierte Bewegungen ausführen, die auf gruselige Weise an eine Kindertanzaufführung erinnern. Die Teilnehmer werden auf einer Skala von eins bis zehn nach Kriterien wie Rhythmus, Entspannung, Geradlinigkeit und Antrieb, Dynamik bewertet.

Doch was die Zuschauer hinter den perfekt geflochtenen Mähnen und makellosen Reithosen nicht sehen, ist eine Subkultur der körperlichen und seelischen Misshandlung. In extremen Fällen wurden Ausbilder dabei beobachtet, wie sie ihre Pferde mit Peitschen und Stöcken zur Unterwerfung zwangen. Tierschutzbeauftragte, die 2002 von British Dressage ernannt wurden, wurden Zeuge, wie Reiter ihre Pferde in der Arena bestraften, indem sie gewaltsam an den Zügeln zogen, ohne einen Verweis zu befürchten. Andere haben gesehen, wie frustrierte Reiter ihre Pferde mit Sporen bis zum Bluten traktierten.

Im Jahr 2012 protestierten zahlreiche Menschen gegen die Olympischen Sommerspiele in London, nachdem ein YouTube-Video gezeigt hatte, wie der schwedische Jockey Patrik Kittel die “Rollkur”-Technik anwandte – eine umstrittene Praxis, bei der die Pferde dazu gebracht werden, ihren Hals in Richtung Brust zu biegen – während der Reiter auf seinem Pferd sitzt.

Selbst wenn der Missbrauch nicht absichtlich erfolgt, wie viele Leistungssportler bestätigen wollen, fordert dennoch der Stress des harten Trainings seinen Tribut.

Hinzu kommt, dass der Reitsport als Elitesport wahrgenommen wird. […] Schauen Sie sich die Menschenmenge bei jeder Pferdesportveranstaltung an, und Sie sehen die Gesichter von Milliardären, Blaublütlern und einer soliden Repräsentation des einen Prozents sehen. (Nebenbei bemerkt: Ich habe versucht, Zahlen über Vielfalt im Dressursport zu finden, bin aber nur auf diesen einen kurzen Erguss über die Bedeutung der Diversity im Reitsport gestoßen).

Tausende von Ihnen werden diese Woche wieder die Reitsportveranstaltungen verfolgen und hoffen, die magische Einheit von Pferd und Mensch bewundern zu dürfen. Seit Jahrhunderten symbolisieren Pferde eine einzigartige Art der Freiheit und der  ungebändigten Schönheit, die in einigen Kulturen sogar als göttlich betrachtet wird.

Aber anstatt die naturgegebene Majestät der PFerde zu betrachten, werden Sie das Ergebnis eines gebrochenen Geistes sehen können. Genießen Sie also das “horse ballet”, aber wenn Sie sich danach etwas schlecht fühlen, dann wissen Sie warum.

Berichtigung: In einer früheren Version dieses Artikels wurden Tennessee Walking Horses, eine ‘Gangpferderasse’, die manchmal in der Dressur eingesetzt wird, mit Dressurpferden verwechselt, und ein Video über Missbrauch von Pferden wurde fälschlicherweise dem Dressursport zugeordnet. Dieser Fehler wurde korrigiert, um einer  genauen Berichterstattung über Grausamkeiten im Dressursport Rechnung zu tragen.

Quelle: Sarah N. Emerson für das Vice-Magazin > August 11, 2016 > https://www.vice.com/en/article/mg75jx/why-is-dressage-still-an-olympic-sport-equestrian [Zugriff 15.01.24]

Übersetzung: Gruppe Messel

rev. 22.01.24

 

Wilhelm Busch: St. Anthony of Padua. (10) The life of a hermit and the ascension

St. Anthony of Padua / Tenth Part of his Saga. The life of a hermit and the Ascension > https://de.wikisource.org/wiki/Der_heilige_Antonius_von_Padua/Zehntens._Klausnerleben_und_Himmelfahrt

[132]

TENTH

The life of a hermit and the ascension

St. Anthony, it is reported,
Finally renounced the world completely;

[133]

Sat deep, deep back in the forest,
Drank dew and ate moss,
And sat and sat in this place
And prays until he almost withers away
And at last the wild herb
Grows from his nose and ears.
He said: “I will not leave this place,
Unless a credible sign comes to me!”

And lo and behold! – From the middle of the forest
A wild boar comes striding along,

Whom busily burrows at the spot
A little fountain, pure and bright,

[134]

And with snorting and with sniffing
Finds a heap of truffles. –
St. Anthony, full of praise and thanks,
Sat down, ate and drank
And spoke with emotion: “You good pig,
You shall now be with me forever!”

So the two lived in unity
Here on earth for a long time,

And died at last and died at the same time
And went to heaven together. –
“O woe shouted! A pig, a pig!”
Thus the Jews began to cry;
And the Turks also came in droves
And wanted to defend themselves against the pig. –

[135]

But behold! – From the gate of heaven
Our dear Woman steps forth.
Her left hand holds the blue mantle,
The right is seen gently raised,
Half threatening, half beckoning;
So she stands there, surrounded by splendor.

[136]

“Welcome! Enter in peace!
Here no friend is parted from friend.
Many a sheep comes in,
Why not a brave pig too!”
The pig grunted and the little angels sang.
So they both went in.

Wilhelm Busch

Der heilige Antonius von Padua

[132]

ZEHNTENS: Klausnerleben und Himmelfahrt

Der heilige Antonius, so wird berichtet,
Hat endlich ganz auf die Welt verzichtet;

[133]

Ist tief, tief hinten im Wald gesessen,
Hat Tau getrunken und Moos gegessen,
Und sitzt und sitzt an diesem Ort
Und betet, bis er schier verdorrt
Und ihm zuletzt das wilde Kraut
Aus Nase und aus Ohren schaut.
Er sprach: „Von hier will ich nicht weichen,
Es käm’ mir denn ein glaubhaft Zeichen!“

Und siehe da! – Aus Waldes Mitten
Ein Wildschwein kommt dahergeschritten,

Das wühlet emsig an der Stelle
Ein Brünnlein auf, gar rein und helle,

[134]

Und wühlt mit Schnauben und mit Schnüffeln
Dazu hervor ein Häuflein Trüffeln. –
Der heilige Antonius, voll Preis und Dank,
Setzte sich nieder, aß und trank
Und sprach gerührt: „Du gutes Schwein,
Du sollst nun ewig bei mir sein!“

So lebten die zwei in Einigkeit
Hienieden auf Erden noch lange Zeit,

Und starben endlich und starben zugleich
Und fuhren zusammen vors Himmelreich. –
„Au weih geschrien! Ein Schwein, ein Schwein!“
So huben die Juden an zu schrein;
Und auch die Türken kamen in Scharen
Und wollten sich gegen das Schwein verwahren. –

[135]

Doch siehe! – Aus des Himmels Tor
Tritt unsre liebe Frau hervor.
Den blauen Mantel hält die Linke,
Die Rechte sieht man sanft erhoben,
Halb drohend, halb zum Gnadenwinke;
So steht sie da, von Glanz umwoben.

[136]

„Willkommen! Gehet ein in Frieden!
Hier wird kein Freund vom Freund geschieden.
Es kommt so manches Schaf herein,
Warum nicht auch ein braves Schwein!!“
Da grunzte das Schwein, die Englein sangen.
So sind sie beide hineingegangen.

 

Die Duchoboren, Spiritualität und Ethik

Quelle Foto > https://www.doukhobordugouthouse.com/event/2022-indigenous-and-doukhobor-paths/2022-07-02/ [Zugriff 27.11.23]

Aus einer älteren Textsammlung, die wir damals im Rahmen unseres ‘Vegane Pädagogik-Projekts’ mal erstellt hatten. Interessant hier sind die ethisch-spirituellen Aspekte der ‘reverence of life’ – der Heiligkeit des Lebens – die bei den Duchoboren bekannt ist … :

Rosemary Edmonds über Tolstoy in ihrer Einleitung::

“…Die nächsten zwanzig Jahre waren ganz der Polemik über religiöse, soziale und erzieherische Themen gewidmet (die die Behörden vergeblich zu unterdrücken versuchten), bis ihn [Tolstoi] als alter Mann von einundsiebzig Jahren die Notlage der Duchoboren [auch Duchoborzen, russisch духоборы oder духоборцы, „Geisteskämpfer“] dazu bewegte, seine Mappe mit unvollendeten literarischen Werken durchzusehen und etwas zu Gunsten des Duchobor-Fonds zu vollenden.

Die “Duchoboren” waren der Name einer fundamentalistischen Bauernsekte, deren Vorstellungen viel mit Tolstois eigener Lehre gemeinsam hatten. Sie zählten zwischen fünfzehn- und sechzehntausend Mitgliedern und predigten Keuschheit, Abstinenz, Vegetarismus, das Teilen aller Güter und des Besitzes und vor allem den Verzicht auf gewaltsamen Widerstand gegen das Böse… Zum ersten Mal hörte man von der Gemeinschaft in der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts. Ihre Lehre wurde so klar definiert, und die Zahl ihrer Anhänger nahm so stetig zu, dass 1891 die russische Regierung und die Kirche ernsthaft alarmiert waren und eine energische Kampagne zur Unterdrückung der Sekte starteten…”<S.5-6.

TOLSTOY, L.N., Resurrection, Penguin Books, Harmondsworth, 1966, Rosemary Edmonds, Translation and Introduction. pp. 5-6.

Rosemary Edmonds in the introduction::

“…The next twenty years were dedicated entirely to polemic writing on religious, social and educational themes (which the authorities vainly tried to suppress), until as an old man of seventy-one, the plight of the Doukhobors moved him [Tolstoy] to look through his portfolio of unfinished literary works and complete something in aid of the Doukhobor Fund.

The ‘Doukhobors’ was the name given to a fundementalist peasant sect whose percepts had much in common with Tolstoy’s own teaching. Numbering between fifteen and sixteen thousand, they preached chastity, teetotalism, vegetarianism, the sharing of all goods and property and, above all, non-resistance to evil by force…The community was first heard of in the middle of the eighteenth century. Their doctrine became so clearly defined, and the number of their adherents increased so steadily, that by 1891 the Russian Government and the Church were seriously alarmed and started an energetic campaign to suppress the sect…”<pp.5-6.

Lange Snippets: die Frau Holle

Ohne Moralgeschichten, keine Moral. Daher folgendes zum Thema Moralvorstellungen in der Vergangenheit > Sinn und Überlieferungen von moralischen Märchengestalten und Mythen …

Bei unserem TableTalk zum Heidentum sind wir nochmal auf etymologische Fragen bei Götternamen gekommen. Den einzigen wirklich weiterführenden Text fand ich (Überraschung) bei Jacob Grimm. Unten findet sich von einem Germanisten noch ein weiterer interessanter Text verlinkt zur Göttergetalt.

Ich hatte das wichtige Beispiel Hulda […] vor etlichen Jahren im Zusammenhang mit der Vorgehensweise von Gimbutas kurz erwähnt https://www.simorgh.de/objects/260411_1/ , wobei Gimbutas sehr trocken sich aufs äußerst eng gefasste Anthropologische beziehend forschte muss man sagen. Ich weiß nicht, warum sie Zusammenhänge nicht lebendiger in Denkwelten, Bilder und Geschichterwelten einbettete.

Also nochmal das Beispiel Hulda. Und ein Snippet zur hier auch erwähten Tanfana > https://jamali.info/ikp/interessant-das-wort-tan-bedeutet-im-keltischen-u-a-auch-feuer/

(Ich mache “sowas” eigentlich nicht, aber ausnahmsweise ist das hier mal plumpes sehr langes Copy und Paste. Beginnend hier … )

https://www.projekt-gutenberg.org/grimm/demyth/chap013.html

Jacob Grimm

Deutsche Mythologie

Cap. XIII. Göttinnen.

Sollte der name, unter welchem die Sueven die von Römern der Isis gleichgesetzte göttin verehrten, sollte nicht wenigstens eine ihrer nebenbenennungen gewesen sein Holda?

Dieser name hat reindeutsche bedeutung und noch heute in lebendiger volksüberlieferung festen grund.

Holdâ ist die freundliche, milde, gnädige göttin und frau, von hold (propitius) goth. hulps (Luc. 18, 13) altn. hollr; die goth. form würde Hulþô lauten. Ulfilas verwendet für den entgegengesetzten begrif feindseliger, teuflischer wesen sowol das fem. unhulþô als das masc. unhulþa, woraus ich ein hulþa neben hulþô folgere; neue bestätigung des doppelgeschlechts, das in der vorstellung dieser götter waltet. gewis aber konnten mehrere götter oder geister des beinamens theilhaftig werden. Notker im Capella 81 überträgt verus genius durch ›mîn wâre holdo‹ auch in der mhd. sprache muß holde (fem. und masc.) für geisterhafte wesen bekannt und gebräuchlich gewesen sein. Albrecht von Halberstadt in seiner bearbeitung der ovidischen metamorphosen hat wazzerholde (gen. -en) für nymphe, der reim schützte diese ausdrücke in Wikrams umdichtungFrankf. 1631. 4. 171a von einer wazzerholden: solden; 176a wazzerholde: solde.. in der niederdeutschen vielfach erweiternden übertragung des narrenschifs (Narragonia, Rostock 1519. 96a) findet sich folgende dem hochd. text mangelnde stelle: ›mannich narre lövet an vogelgeschrei und an der guden hollen (bonorum geniorum) gunst‹. Häufiger begegnet das mhd. unholde (fem.) nhd. unhold (masc.) im sinn eines bösartigen, finsteren, jedoch gewaltigen wesens.

Das älteste zeugnis für den bestimmteren gebrauch des namens Holda gewährt mir Burchard von Worms p. 194adarf man die s. 212 angeführte inschrift dea Hludana in Huldana umsetzen, so wäre das noch willkommner als die analogie zur altn. Hlôdyn, und urältestes zeugnis für Hulda, welcher schon das goth. unhulþô, und der zwar seltne, doch bei Schannat trad. fuld. no. 445 vorräthige ahd. frauenname Holda zustatten kommt. Graff 4, 915 hat auch Holdasind. Schützes abhandlung de dea Hludana erschien zuerst Lp. 1741, und wenn Wolf (Wodana s. L) eine niederländische de dea Huldea, Trajecti 1746 namhaft macht und deren titel wirklich so lautet, kann dies nichts anders sein als eine von Cannegieter nach unsrer Hulda, wie sie bei Eccard vorkommt, aufgestellte sehr ansprechende mutmaßung. der lat. dativ Huldanae würde die schwache form ahd. Holdûn, ags. Holdan ausdrücken, wie man in lat. urkunden Berta, Hildegarda flectiert Bertanae, Hildegardanae; doch mag auch ein nom. Bertana, Huldana entsprungen sein. hiernach leitet wiederum Tanfanae wenigstens auf einen deutschen nom. Tanfa und alle versuche wären abgeschnitten, aus -fana ein celtisches wort oder das lat. fanum zu machen. Tanfa gemahnt an den altn. mannsnameu Danpr oder an die ahd. wurzel damph; übergänge des F in CH und TH angenommen, ergäben sich noch andere möglichkeiten, z. b. ein weiblicher name Tancha (grata) entspräche dem männlichen ahd. Dancho (gratus) Graff 5, 169. vgl. Dankrât = Gibicho. Haupts zeitschr. 1, 573. Ich bin von Huldana abgerathen und gestehe, daß sich auch Hludana behalten, Hlûda (clara, praeclara) deuten ließe; das gewicht der übrigen gründe hat den ausschlag zu geben. unter diesen ist aber die anwendung von gute holden, hollar vættir (Sæm. 240b) auf geister, von holl regin (Sæm. 60a) auf götter besonders zu beachten; im altn. adj. hollr. = goth. hulþs, ahd. hold hatte assimilation statt, während im eigennamen Huldr die alte form blieb; denn huldr = occultus, celatus zu erklären scheint bedenklich.: credidisti ut aliqua femina sit, quae hoc facere possit, quod quaedam a diabolo deceptae se affirmant necessario et ex praecepto facere debere, id est cum daemonum turba in similitudinem mulierum transformata, quam vulgaris stultitia Holdam (al. unholdam) vocat, certis noctibus equitare debere super quasdam bestias, et in eorum se consortio annumeratam esse; die merkwürdige variante unholda ist aus dem cod. vidob. univ. 633 geschöpft. Burchard hat hier das deutsche wort an die stelle der Diana, Paganorum dea, gesetzt, die sonst gewöhnlich in gleichem sinn und in der nemlichen verbindung genannt wird.

Volkssagen und märchen lassen frau Holda (Hulda, HolleHolle aus Hulda wie Folle aus Fulda., Hulle, frau Holl) als ein höheres wesen auftreten, das den menschen freundliche, hilfreiche gesinnung beweist, und nur dann zürnt, wenn es unordnung im haushalt wahrnimmt. diese überlieferungen scheinen unter keinem deutschen stamm so verbreitet wie unter Hessen und Thüringern (auch der Wormser bischof war gebürtig aus Hessen). indessen kommt frau Holle vor bis ins VoigtlandJul. Schmidt Reichenfels p. 152., über die Rhön hinaus im nördlichen FrankenReinwald henneb. id. 1, 68. 2, 62, Schmeller 2, 174.in der Wetterau bis zum WesterwaldSchmidt westerwäld idiot. 73. 341.und reicht aus Thüringen her in das angrenzende Niedersachsen. Schwaben, Schweiz, Baiern, Östreich, Nordsachsen, Friesland kennen sie nicht unter diesem namen.

Aus dem, was uns die tradition noch bewahrt hatkinderm. no. 24. deutsche sagen no. 4–8. Falkensteins thür. chronica 1, 165. 166Nachtrag: Zu kinderm. no. 24 vgl. die variante KM. 3, 40 ff., svenska äfv. 1, 123 und pentam 4, 7. ähnliches wird von den dialas gesagt. Schreiber taschenb. 4, 310. (anm. 1010).., ergeben sich folgende züge.

Frau Holle wird als ein himmlisches, die erde umspannendes wesen vorgestellt: wenn es schneit, so macht sie ihr bett, dessen federn fliegenfrau Holle schüttelt ihr bett. modejourn. 1816, 283. auch in Schottland heißt es, wenn die ersten schneeflocken fallen: the men o’the East are pyking their geese and sending their feathers here away, here away. im preuß. Samland heißt es: die engel schütteln ihr bettchen, wenn es schneit. die schneeflocken sind ihre flaumen, viele aber fallen vorbei und gelangen zu unserer erde.. Sie erregt den schnee wie Donar den regen; die Griechen legten ihrem Zeus die hervorbringung des schnees und regens bei, Διὸς ὄμβρος Il. 5, 91. 11, 493 wie νιφάδες Διός Il. 19. 357, Holda erscheint darum als hehre göttinda andere eigenschaften Holdas auf Maria übergehn, so darf hier auch die Maria ad nives, notre dame aux neiges verglichen werden, deren fest die kirche am 5 aug. feierte, auf diesen tag beten zu ihr die Brüsseler spitzenmacherinnen, damit ihr werk weiß wie der schnee bleibe. in einem bretagn. volkslied heißt es: notre dame Marie, sur votre trône de neige! (Barzas breiz 1, 27). Sollte nicht die sonst unverständliche hildesheimische sage von dem Hillesnee (D. S. no. 456) aus einem Holde snê entsprungen sein?. die vergleichung der schneeflocken und federn ist uralt, die Scythen erklärten die nördliche weltgegend, weil sie mit federn angefüllt sei, für unnahbar (Herod. 4, 7. vgl. 31). Holda muß sich also durch die lüfte bewegen können, wie frau Herke.

Sie liebt den aufenthalt in see und brunnen; zur mittagsstunde sieht man sie, als schöne weiße frau, in der flut baden und verschwinden, dieser zug stimmt zu Nerthus. sterbliche gelangen durch den brunnen in ihre wohnung, vgl. die benennung wazzerholdewenn der name brunnenhold im märchenbuch von Alb. Ludw. Grimm 1, 231 echt und überliefert ist, so bezeichnet er einen brunnengeist..

Auch das stimmt, daß sie auf einem wagen einherfährt. sie ließ ihn von einem bauer, der ihr begegnete, verkeilen, die aufgeraften späne waren goldähnliche sage bei Jul. Schmidt Reichenfels p. 152.. ihr jährlicher umzug, der wie bei Herke und Berhta auf weihnachten in die sogenannten zwölften verlegt wird, wo es nicht recht geheuer ist, und thiere wie der wolf nicht bei namen genannt werden, bringt dem lande fruchtbarkeit. nicht anders scheint Derk mit dem eber, jener niederländische Freyr (s. 177umzuziehen und nach den pflügen zu schauen. Gleich Wuotan fährt Holda aber auch schreckenhaft durch die lüfte und gehört, wie der gott, zu dem wütenden heer. daraus folgt die einbildung, daß hexen in Hollas gesellschaft fahren (s. cap. XXXIV die schneefrauen), schon Burchard wuste es, und noch ist Hollefahren, mit der Holle fahren in Oberhessen und im Westerwald gleichbedeutig mit hexenfahrtEstors oberh. idiot s. v.. in das wütende heer wurden aber nach dem weit verbreiteten volksglauben die seelen der ungetauft sterbenden kinder aufgenommen, da sie keine Christen wurden, blieben sie heidnisch und fielen heidnischen göttern zu, Wuotan oder Hulda.

Hieran knüpft sich, daß Hulda statt der göttlichen gestalt das aussehen einer häßlichen, langnasigen, großzahnigen alten, mit struppigem, engverworrenem haar annimmt. ›er ist mit der Holle gefahren‹ heißt es von einem, dessen haare sich unordentlich wirren und sträuben, und so werden die kinder mit ihr oder mit ihrem nicht weniger greulichen gefolge geschrecktErasm. Alberus fabel 16: ›es kamen auch zu diesem heer viel weiber, die sich forchten sehr, und trugen sicheln in der hand, fraw Hulda hat sie ausgesandt‹. Luthers auslegung der episteln, Basel 1522 fol. 69a: ›hie tritt fraw Hulde herfür mit der potznasen, die natur, und darf irem gott widerpellen und in lügen strafen, hengt umb sich ihren alten trewdelmarkt, den stroharnß (strohharnisch) – hebt an und scharret daher mit ihrer geigen‹. er vergleicht hier die gott widerspenstige natur der heidnischen Hulda mit der fürchterlichen nase (Oberlin s. v. potzmännchen), wie sie in stroh und trödellumpen vermummt unter geigenspiel auftritt.: ›still, der Hullebetz, der Hullepöpel kommt‹. Hollepeter (sonst auch Hersche, Harsche, Hescheklas, Ruprecht, Rupper s. cap. XVII Hausgeister) heißt der zur zeit der winterwende, in Holles geleit, umziehende vermummte knecht. In einem märchen (no. 24) wird sie als alte hexe mit langen zähnen geschildert; nach verschiedenheit der erzählung geht ihr freundliches holdes aussehn über in ein finsteres, schreckhaftes.

Holla wird wiederum als spinnende frau dargestellt, der flachsbau ist ihr angelegen. fleißigen dirnen schenkt sie spindeln und spinnt ihnen nachts die spule voll; faulen spinnerinnen zündet sie den rocken an oder besudelt ihnBrückners beitr. zum henneberg. idioticon s. 9 führt aus dem dortigen volksglauben an: ›am obersten (tag) kommt die Hollefrau (Hollefra, Hullefra) und wirft spulen herein. wer sie nicht vollspinnt, dem bricht sie den hals‹ (vgl. unten Berhta und Berhtolt und den Teufel). ›am obersten wird sie verbrannt‹, was an das austragen des todes und sägen des alten weibes (cap. XXIV) erinnert. Aus der beifügung von frau (vgl. gaue fru s. 209) erhellt der ursprüngliche, adjectivische sinn des namens. cod. pal. 355bb: ›ich wen, kain schusel (scheusal) in kaim rocken wart nie als heßlich als du bist‹.. dem mädchen, dessen spindel in ihren brunnen fiel, lohnte sie durch begabung. wenn sie weihnachten im land einzieht, werden alle spinnrocken reichlich angelegt und für sie stehen gelassen; fastnachts aber, wenn sie heimkehrt, muß alles abgesponnen sein, die rocken stehen dann vor ihr versteckt (abergl. 683); trift sie alles an, wie es sich gehört, so spricht sie ihren segen aus, im gegentheil ihren fluch, die formeln ›so manches haar, so manches gute jahr!‹ ›so manches haar, so manches böse jahr!‹ klingen alterthümlich. verwechselung scheint, wenn auch erzählt wird, in den zwölfnächten dürfe kein flachs auf der dieße bleiben, sonst komme frau Hollabraunschw. anz. 1760 no. 86 dieße ist der eingebundne flachs am rocken. brem. wb. 5, 284.. das verstecken des arbeitsgeräthes deutet zugleich auf die heiligkeit ihres feiertages, an dem gerastet werden sollhier wird man an Gertrud erinnert. krainische bauernkalender bilden die heilige ab durch zwei mäuslein, die an einer spindel (vretenò) mit flachsgarn nagen, zum zeichen, es dürfe an ihrem festtage nicht gesponnen werden. gleiches gilt von der russ. pjatnitza. (Kopitars rec. von Strahts gel. Rußland.). den ›samstag der Hulla‹ wird auf der Rhön keine ländliche arbeit verrichtet, weder gekehrt; noch gemistet, noch zu acker gefahren. auch im Norden soll sich von jultag bis zu neujahr weder rad noch winde drehen (dän. abergl. no. 134)Nachtrag: Die wurzel von goth. hulþs, propitius ist hilþan halþ hulþun, sich neigen (s. Löbe). Holle, Holda ist in Kärnten kuhname, in Dietr. drachenk. 160a. 164a heißt ein riese Hulle (str. 517. 518. 1019. 1020), aber str. 993: sprancten für frowen Hullen der edelen juncfrowen fîn. man hört in Thüringen auch frau Wolle und Rolle. Sommer s. 10. 11. Holda cod. fuld. no. 523. Frau Holla im rheinfränkischen. Frommann 3, 270. die Holl kommt! sagt man in Gießen, die Hulla auch jenseit des Mains im Würzburgischen. Kestler beschr. von Ochsenfurt. Wrzb. 1845. s. 29. frau Holle auch in Schlesien. obersächsisch hieß sie frau Helle. buch vom abergl. 2, 66, 67, frau Holt, frau Holt in Wolfs ztschr. 1, 273. 

Das älteste zeugniss für die Holda gewährt übrigens nicht Burchard von Worms, sondern Walafrid Strabo, indem er Judith, Ludwig des frommen gemahlin besingt:

organa dulcisono percussit pectine Judith,
o si Sappho loquax vel nos inviseret Holda etc.

Wenn nebel auf dem berge hängt, heißt es: frau Holle hat feuer im berge. im Elsaß heißt es beim schneefall: d’engele hans bed gemacht, d’fedre fliege runder, bei Gegenbach 427: die himelfedern fliegen, in Nassau: frau Holle schüttelt ihr bett. Kehrein Nassau s. 280. Neugeborne kinder holen die hebammen aus frau HollenteichFrauholdagraben ist ein flurname in Siebenbürgen. progr. über todaustragen 1861 s. 3. sie wäscht ihren schleier. Pröhle 198. Holle ist wie Berthe königin, führerin der elben und holden (s. 425) vgl. Titania und frau Venus. (fraue Bercht oder fraue Holt heißt es in Landskranna (?) himelstrasz. gedr. 1484. Gefken beil. 112.) frau Holle soll einen felsen in der gegend des Meisners auf ihrem daumen dahin getragen haben. hess. zeitschr. 4, 108. hier heißt eine höle kitzkammer, vielleicht weil ihr wie der Freya katzen heilig waren (s. 253). am Main zwischen Hassloch und Grünenwörth zeigt sich fra Hulle, ihre locken kämmend, auf dem Fra Hullenstein. wer sie sieht, verliert das augenlicht oder gar den verstand. frau Holle fährt in der kutsche, macht wirbelwind und verfolgt den jäger. Pröhle 156. 278. 173, sie gleicht der Pharaildis, Verild (s. anm. 890). andere sagen von frau Hulle in Herrleins Spessartsagen 179–184. in Thüringen gibt es noch ein frau Hollenspiel, hess. zeitschr. 4, 109. die Haulemutter (mutter Holle) am harz erscheint als altes mütterchen, macht sich klein und groß. Harrys 2 no. 6. Pröhle 278. vgl. Haulemännerchen = zwerge. KM. no. 13. ein bucklichtes mütterchen ist sie auch bei Sommer s. 9. sie geht an der krücke in Westfalen bei Haxthausen. auch kommt königin Holle als haushälterin und botin des Friedrich Rothbart im Kifhäuser vor, ganz wie Frau Venus im geleite Wuotans zieht. Sommer s. 6. oberhess. bedeutet ›meätt der Holle färn‹ verworrnes haar oder verworrnen rocken haben, auch wol nachtwandeln. einer hexe gleicht die Holle zu Warburg. Woeste mitth. s. 289 no. 24. vgl. verheuletes haar. Corrodi professer 59. einer mit struppichtem haar heißt hollekopf. zu ihrem stroharnß halte man den ströwenars anm. 665. Schlechten spinnerinnen droht man mit der verwunschenen frau s. Panzer beitr. 1, 84: wer samstags nicht abspinnt, dem fährt die Holle in den rocken und verwirrt ihn. vgl. die Kuga (s. 994).

Diese oberaufsicht über den feldbau und die strenge ordnung im haushalt bezeichnet ganz das amt einer mütterlichen gottheit, wie wir sie in der Nerthus und Isis kennen gelernt haben. Ihre besondere sorge für flachs und spinnen (das wesentliche geschäft deutscher hausfrauen, die nach spindel und kunkel benannt werdenRA. 163. 168. 470. ags. heißen die frauen friđovebban., wie nach speer und schwert die männer) führt aber unmittelbar auf die altn. Frigg, Ođins gemahlin, deren wesen in den begrif einer erdgöttin übergeht und nach der ein gestirn des himmels, Orions gürtel: Friggjar rockr (Friggae colus) benannt ist. zwar gewähren isländische denkmäler diesen namen nicht, unter dem schwedischen landvolk ist er im gebrauch geblieben (Ihre s. v. Friggerock). das gestirn heißt aber Mariärock, dän. Marirock (Magnusen gloss. 361. 376), weil die Christen den alten namen auf Maria, die himmlische mutter, anwandten. Bei den Griechen wurde spindel und rocken mehreren göttinnen beigelegt, vorzüglich der Artemis (χρυσηλάκατος Il. 20, 70) und ihrer mutter Leto, dann aber auch der Athene, Amphitrite und den Nereiden. alles stimmt zu Holda, die eine göttin der jagd (des wilden heers) und der brunnen ist.

Man könnte versucht sein, frau Holda aus einer gestalt des alten testaments herzuleiten. II Reg. 22, 14 und II Paralip. 34, 22 ist die rede von einer wahrsagerin הֻלְדׇּח Chuledda, Chulda, wofür Luther Hulda setzt; die LXX haben Ὀλδά, die vulg. Olda, die lat. bibel Viteb. 1529 und wahrscheinlich andere spätere Hulda, mit rücksicht auf Luthern, der die deutsche ›frau‹ Holda im sinn habend die jüdische prophetin popularisiert. mehrmals in seinen schriften gedenkt er des heidnischen wesens, eine stelle ist s. 223 angezogen. Ich weiß nicht, ob schon andere vor ihm beide namen verglichen haben, sicher aber ist die vorstellung von frau Holda nicht erst aus der ganz unbedeutsam auftretenden Olda der vulgata geschöpft, wie die tiefere wurzelung jenes namens in unserer sprache, seine allgemeine beziehung auf verschiedenartige geister und die uralte negation unholda zeigen.

Auch um der verwandtschaft nordischer überlieferungen willen würde man jenen gedanken fahren lassen. zwar kennt die eddische götterlehre keine, unserer Holda entsprechende, Holla; allein Snorri (Yngl. saga c. 16. 17) gedenkt einer zauberin (völva, seiđkona) namens Huldr, und eine spätere im 14 jh. abgefaßte isl. sage erzählt umständlich von dem zauberweib Hulda, Ođins geliebten, und der bekannten halbgöttinnen Thorgerđr und Irpa mutterMüllers sagabibl. 1, 363–366.. Noch wichtiger scheinen norwegische und dänische volkssagen von einer berg oder waldfrau HullaHuldraHuldre, die sie bald jung und schön, bald alt und finster darstellen. in blauem kleid und weißem schleier naht sie sich den weideplätzen der hirten und dem tanz der menschen, an dem sie theil nimmt, ihre gestalt wird aber durch einen schwanz entstellt, den sie sorgsam zu verbergen trachtet. nach einigen ist sie von vornen schön, von hinten häßlich. sie liebt musik und gesang, ihr lied hat traurige weise und heißt huldreslaat. in den wäldern sieht man Huldra als graugekleidete alte frau, an der spitze ihrer heerde, den melkeimer in der hand, einherziehen. sie soll den menschen ungetaufte kinder forttragen. oft erscheint sie nicht allein, sondern als herrin oder königin der berggeister, welche huldrefolk genannt werdennähere angaben findet man in Müllers sagab. 1, 367. 368. Hallager p. 48. Faye p. 39–43. p. 10. 15. 25. 26. 36. Frigge, nytaarsgave for 1813 p. 85. Ströms Söndmör 1. 538–59. Vilses Spydeberg 2, 419. Villes Sillejord. p. 230. Asbiörnsen an vielen stellen.. auch auf Island weiß man von diesem Huldufôlk, von den Huldumenn, und hier zeigt sich von neuem die berührung mit dem deutschen volksglauben, der neben der frau Holde zugleich holden, d. h. freundliche geister, ein stilles unterirdisches volk annimmt, dessen fürstin gleichsam frau Holde istNachtrag: Die Huldarsaga, sage von der zauberin Huldr, erzählt Sturle. vgl. den auszug aus Sturlunga im oldn. läseb. s. 40. Huldregespinst bedeutet in Norwegen einen weichen fast flanellartigen pflanzenstoff. bei Faye 42 ist Huldra grüngekleidet, bei Asb. 1, 48. 78. 199 hat die hulder einen kuhschwanz. bei ihm treten öfter einzelne und viele huldren auf, als eine einzige. auch in der mnl. Rose 5679 heißt es: hulden, die daer singhen. sind es meerfrauen? die hyllefru ist in Schweden bekannt, auch die Hildimoder. Geyer 1, 27. vgl. Dybeck 1845, 56.. Aus diesem grund schon wird es richtiger sein, die nord. benennung HullaHuldra aus dem altn. adj. hollr (fidus, fidelis, propitius), das dän. und schwed. huld lautet, zu erklären, nicht aus dem altn. hulda (obscuritas) mit beziehung auf die wohnung der berggeister unter der erde. in schwed. volksliedern finde ich huldmoder, hulda moder gleichbedeutend mit kära moder von der natürlichen mutter gesagt (sv. vis. 1, 2. 9), wonach also huld ganz den sinn unsers deutschen worts haben muß. wahrscheinlich kam der ausdruck huldufôlk erst aus der dänischen oder norwegischen sprache in die isländische. Schwerer zu deuten ist das in den formen HuldraHuldre eingeschaltete R; sollte es aus der pluralform hulder (boni genii, hollar vættir) herrühren? oder aus einer zusammensetzung?

Die deutsche Holda steht dem spinnen und ackerbau vor, die nordische Hulle der viehweide und dem melken.

Ein ähnliches wesen, wie Holda, oder ganz dasselbe, unter verschiedner benennung, erscheint gerade in den oberdeutschen gegenden, wo jene aufhört, in Schwaben, im Elsas, in der Schweiz, in Baiern und Österreichein theil von Franken und Thüringen kennt Berchta und Holda; wenigstens ist hier die grenze zwischen beiden. Matthesius in seiner auslegung der festevangelien s. 22 nennt frau Hulda und die alte Berchte nebeneinander.. es heißt frau Berchte, d. i. ahd. Perahta, die leuchtende, glänzendeunter den gefeierten jungfrauen der Menglöd ist eine Biört (Sæm. 111a), Menglöd selbst heißt sû in sôlbiarta (111b) und der vater ihres verlobten Svipdagr Sôlbiartr (112a). eine Menglöd in späterer sage erscheint einem im traum fornmannas. 3, 222. 223. und hinterläßt ihm wunderbare handschuhe., hehre, wie Holda den glänzenden schnee erzeugt; schon dem sinn des wortes nach eine gütige, freudebringende, aber selten wird sie noch so vorgestellt, gewöhnlich ist die grauenhafte seite hervorgehoben, sie tritt als ein fürchterliches, kinderschreckendes scheusal auf. in den erzählungen von frau Berchta herscht die böse bedeutung vor, wie in denen von frau Holda die gute, d. h. durch die christliche volksansicht ist Berchta tiefer als Holda herabgewürdigt. aber sie fällt auch zusammen mit frau Herke, Freke und andernNachtrag: Perahta, die leuchtende, gleicht durch ihren namen der Selene oder Lucina, der mondgöttin, der Diana oder Artemis. darum geht sie auch mit auf die wilde jagd, von hunden begleitet wie Hecate. darum ist im ndrd. Valentin und Namelos aus Berta Clarina gemacht. der Berhta oder Holda ist die litth. Lauma sehr ähnlich. sie ist erdgöttin und webegöttin. zuweilen wird sie in einem hause sichtbar, hilft den mädchen weben und ist schnell mit einem stück leinwand fertig. das mädchen muß dann den namen der laume errathen. räth es ihn, so gehört ihm die leinwand, räth es ihn nicht, so entfernt sich die laume damit. einer webenden laume sagte das mädchen: laume Sore pecziu auda důna pelnydama d. h. die laume Sore webt mit dem arme brot verdienend. sie hieß Sore und das mädchen behielt die leinwand. n. preuß. prov. bl. 2, 380. nach Schleicher wien. ber. 11, 104 ff. ist die laume ein böser alp, der nachts drückt, kinder stiehlt, gefräßig ist, doch auch am ufer badet, hilft und leinen bringt. sie ist verschieden von der (s. 345) besprochenen laima a. o. s. 96. 97. Nesselmann 353b..

Ihre identität ergibt sich am deutlichsten daraus, daß alle zu gleicher zeit, in den zwölften, zwischen weihnachten und neujahr, ihren umgang halten. doch ist für Berchta ein eigenthümlicher tag am schluß dieser periode bestimmt worden, den ich nie nach frau Holda benannt finde. nicht weniger gleichen sich ihre verrichtungen.

Berchta führt, wie Holda, aufsicht über die spinnerinnen, was sie am letzten tag des jahrs unabgesponnen findet, verdirbt sie (abergl. 512). ihr fest muß durch eine althergebrachte speise begangen werden, brei und fische. Thôrr sagt (Sæm. 75a), daß er ›sîldr ok hafra‹ (heringe und haber) zu nacht gegessen habe; die weiße frau hat dem landvolk auf ewige zeiten ein gericht fische und habergrütze verordnet, sie zürnt, wenn es einmal unterbleibt (deutsche sagen no. 267). den letzten tag im jahr beschließen die Thüringer im Saalfeldischen mit knödel und heringen. fische und mehlspeise galt den Christen geziemend für die fastenach den braunschw. anz. 1760 p. 1392 sollen, wenn frau Holla in den 12 nächten umgeht, keine hülsenfrüchte genossen werden. entweder misverstanden, oder auf bestimmte hülsenfrüchte zu beziehen..

Seltsam und alterthümlich klingt die rache der zürnenden Berchta, wenn fische und klöße fehlen: sie schneidet dem der andere speise an ihrem tag zu sich genommen hat, den leib auf, füllt ihn mit heckerling, und näht mit einer pflugschar statt der nadel, mit einer eisenkette statt des zwirns den schnitt am bauch zu (abergl. 525)im Voigtland wird fast dasselbe erzählt von der Werre oder frau Holle. die Werre hält am heiligen abende des hohen neuen jahres genaue revision, ob auch alle rocken abgesponnen sind; wo es nicht der fall ist, verunreint sie den flachs. auch muß an diesem abende polse, ein aus mehl und wasser eigen bereiteter dicker brei genossen werden: wer es unterläßt, dem reißt sie den leib auf. Jul. Schmidt Reichenfels p. 152. Den namen Werra (von den gewirrten, straubenden haaren?) lehrt schon Thom. Reinesius lect. var. Altenb. 1640 p. 579 (in den critischen anmerkungen zu Rhyakinus, d. i. Andr. Rivinus oder Bachmann, liber Kiranidum Kirani. Lips. 1638): ›nostrates hodieque petulantioribus et refractariis manducum aliquem cum ore hiante frendentem dentibus, aut furibundam silvescente coma, facie lurida, et cetero habitu terribilem cum comitatu maenadum Werram interminantur‹. Reinesius war aus Gotha (geb. 1587 † 1667), lebte aber zu Hof im Voigtland. die werre ist sonst ein schwirrendes grillenartiges ungeziefer (Popowitsch 620). mhd. sæjet diu Werre (Discordia) ir sâmen dar, Ms. 2, 251b (vgl. Troj. 385)Nachtrag: Der Werre ist Wandelmuot Ls. 3, 88. 1, 205. 208 verwandt. frô Wandelmuot sendet ihren scheidsâmen Ls. 2, 157. in dirre wîten werlde kreizen hât irresâmen uns gesât ein frouwe ist Wendelmuot geheißen. MS. 2, 198b. vgl. den säenden tod (s. 708) und teufel (s. 845). frou Wendelmuot hie liebe maet mit der vürwitz segens abe. Turl. Wh. 128a*.und in Selphartes regel (Wackernagels lb. 903) ist neben bruoder Zornli, bruoder Ergerli, ein bruoder Werra aufgeführt, der sîn herze mit weltlichen dingen also beworren hat, daz da niht mê in mag. hiermit kann die vorstellung des garn und haarverwirrens, die auch bei Bertha und Holda waltet, dennoch verwandt sein. am Zürchersee heißt sie de Chlungere, weil sie faulen mägden chlungel, kneuel in das unabgesponnene garn bringt. Albert Schott (deutsche colonien in Piemont) s. 282. in Baiern und Deutschböhmen wird Berhta auch durch die heilige Lucia, deren tag schon auf den 13 dec. fällt, vertreten. frau Lutz schneidet den bauch auf. Schmeller 2, 532. Jos. Rank Böhmerwald s. 137. vgl. die Lusse in Schweden. Wieselgren. 386. 387.. damit wird auch in andern gegenden gedrohtNachtrag: Das der Bertha hingestellte mahl erinnert an Hecate, der den 30. monatstag speisen vorgelegt wurden. Athen. 3, 194. gewisse fische sind Ἑκάτης βρώματα. Athen. 3, 146. 147. 323. zu dem mit heckerling gefüllten bauch halte man den hrîsmagi Laxd. saga 226. wie von der weißen frau, die dem landvolk speisen verordnet s. morgenbl. 1847. no. 50–52, so erzählt man von einer frau Borggabe, die dürftigen menschen geld und getraide gab oder borgte, wenn sie zu ihrer höle giengen und riefen: gnädige frau Borggabe. vgl. ahd. chorngëpâ Ceres, sâmokëpa saticena und Gibicho. wîngebe MB. 13, 42. otigeba (s. 741). Nycolaus von dem crumenghebe. a. 1334. henneb. urk. II. 13, 30.

[…]

Noch ein Snippet hierzu:

germanistik/personen/ehemalige/schmidt-knaebel/bechstein-texte/volkssagen/thueringer-sagenbuch

https://www.slm.uni-hamburg.de/germanistik/personen/ehemalige/schmidt-knaebel/bechstein-texte/volkssagen/thueringer-sagenbuch/thueringer-sagenbuch.pdf

“Als bedeutendste Erscheinung weiblicher mythischer Wesen tritt unbedingt in ganz Thüringen und Hessen die Holda, Hulda, Frau Holle (im Voigtland Frau Berthe oder Perchta) auf, und ein eigenthümlicher Brauch, der auf dieselbe Bezug hat, hat in Eisfeld ihren Namen verewigt. Am heiligen Dreikönigstage, demselben, an welchem die Perchta mit ihrem Heimchenheere, dem Huldevolke der nordischen Mythe, und die Perchtl in Tirol mit dem Seelenheere der ungetauft gestorbenen Kinder zieht, ward alljährlich zu Eisfeld die Frau Holle verbrannt. Die Sage vom Ursprunge dieses jedenfalls altheidnischen Feuerkults am Julfeste wurde aber/ fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ein Nonnenkloster habe in Eisfeld gestanden, dessen Aebtissin, Juliane genannt, habe sich fleischlich vergangen und zwar mit dem bösen Feinde selbst, sei zweier Kindlein auf einmal genesen, und darauf zur Strafe solcher Teufelsbuhlschaft sammt den beiden Kindern verbrannt worden. Zum Gedächtniß dieser Sühne zog später Alt und Jung am Epiphaniassonntage nach beendigtem Nachmittagsgottesdienste mit Musik auf den Markt, sang ein geistliches Lied und rief sich dann scherzhaft einander zu: Frau Holle wird verbrannt. Nun war aber zu Eisfeld nie ein Kloster, und der Ursprung jenes Brauches reicht weit über die Klosterzeiten hinaus. (Bd I S. 1-3) ”

Alle Links: 11.11.23

Faunazid und Ökozid

Nichtmenschliche und menschliche Tierfreunde sehen sich einem einseitigen anthropogenen faunazidalen Krieg gegen Tierheit und Tierlichkeit gegenübergestellt.

Dieser einseitige Zerstörungsfeldzug läuft parallel zum ökozidalen Krieg, durch den Homo sapiens der gesamten Tierheit ihren natürlichen Lebensraum streitig macht und ihnen diesen durch Willkür zu verwehren sucht. Alles Nichtmenschliche wird in der eigenen Realität vernichtet.

Gruppe Messel

Weiteres: Auf Tierrechtsethik.de befinden sich mehr Infos zum Thema Animal Sapiens, Tierphilosophien und subjektivistischer Tierrechtsaktivismus.

 

Das Geheimnis des Mithraismus?

Neumithraeum > Farangis G. Yegane Arani > Mithras rejects to kill

Baustein > Draft Übersetzung > für unser neues Projekt: Lehnmythologeme

Mythologem > Der Urstier im Mithraismus

DAS GEHEIMNIS DES MITHRAISMUS?

Mythos lässt sich nicht durch eine anthropologische Brille enträtseln. Der Mithraismus ist in erster Linie ein Mysterienkult, was das Faszinierende an diesem Kult ist. Ein Mysterium bringt die Subjektivität des Einzelnen mit der erlebten Welt zusammen. Die Art und Weise dessen, wie die unendlichen Fragen des Lebens zusammenwirken, die zwischen dem erlebenden Subjekt und der umgebenden Welt stehen, eröffnen den Bereich der mythischen Seite des Lebens.

Aufgrund des zentralen Mythologems der Tauroktonie wurde der Mithraismus mit anderen Kulten gleichgesetzt, in denen Tieropfer praktiziert wurden. Der Mythos legt jedoch nahe, dass der Akt des Tötens im Mithraismus eine heterogene Metapher war. Der Akt des Tötens deutete auf einen grundlegenden Konflikt hin. Mithras führte die Tötung im Auftrag des Gottes Sol aus. Die Tat war ein Akt des Gehorsams und könnte mit der Situation zwischen Herrscher und Beherrschtem verglichen werden.

Mithras gab Sol als seinen ihm übergeordneten auf, nachdem er den Urstier getötet hatte. Dieser Sinneswandel in der Haltung des Mithras gegenüber dem zuerst erstrangigen Gott Sol muss zumindest im mythologischen Wissen der Anhänger des Kultes eine wichtige symbolische Bedeutung getragen haben, sonst hätte dieser Aspekt des Gottes Mithras im römischen Mithraismus nicht eine so leicht das Augenmerk auf sich ziehende Rolle spielen können.

Der Kult wurde natürlich hauptsächlich vom römischen Militär praktiziert. Der Mithraismus dürfte sich mit dem Konflikt von Töten und Getötetwerden beschäftigt haben. Der urzeitliche Stier hatte in der iranischen Mythologie, die mit dem frühen Mithraismus verbunden war [auf Ebene gemeinsamer oder geteilter Mythologeme], eine zentrale Bedeutung und stand für die Einheit oder Ganzheit des Lebens.

Aus der Archäologie wissen wir, dass in einem mithraischen Ritual ein Schwert an den Körper des Initiaten gehalten wurde, ein Schwert, das den Körper mit einem gebogenen Eisen aussparen sollte. Die Spitze und der untere Teil des Schwertes sollten den Eindruck erwecken, als ob der Körper des Neophyten von dem Schwert durchbohrt worden wäre:

Das Ritual könnte dazu beigetragen haben, einen Soldaten auf die schweren Risiken vorzubereiten, die er im Kampf einging – sein Leben zu geben oder Leben zu nehmen. Da das Ritual Teil der Initiationsriten war, stand das Problem des „potenziellen Tötens“ und des Tötenmüssens im Zusammenhang mit den hierarchischen Stufen, die der Neophyt auf seiner Suche nach der größeren Wahrheit hinter dem Oberflächlichen, Superfiziellen erklimmen würde.

Der Urtier, der im Mithraismus lediglich als Symbol getötet wurde, stand im Zoroastrismus für das Leben an sich. In der vor-zoroastrischen iranischen Mythologie wurde der Stier (das Rind) mit der zentralen Gottheit (Artha / Simorgh) gleichgesetzt. Im Zoroastrismus wurden Gayomart (der erste Mensch) und Geush Urvan (der Urstier) mit dem „sterblichen Leben“ gleichgesetzt. Beide standen jedoch für die Darstellung von „Leben“. (1)

Die gewaltsame und vorsätzliche Beendigung eines Lebens schafft einen Konflikt für denjenigen, der die Tötung vornimmt. Beim Militär sollte man bereit sein zu töten, man hat einen Eid geschworen, den man nicht brechen durfte. Mithras ist der Gott des Vertrages. Wenn man einen Eid schwört, zu töten und möglicherweise im Kampf getötet zu werden, stellt sich die grundsätzliche Frage nach 1. einem Gehorsam, der über das eigene Interesse am Leben hinausgeht, 2. dem Töten, weil es einem aufgetragen wurde.

Wir können heute im militärischen Leben sehen, wie viele Soldaten einen Konflikt mit dem Töten und dem potenziellen Tod in einem Krieg haben. Der Konflikt zwischen dem Dienst an einer Sache, der man dienen will, und dem Opfer, das man möglicherweise bringen muss, muss immer ein sehr tiefer psychologischer Prozess gewesen sein.

Wenn wir die Menschen in der Vergangenheit als bar ähnlicher Gefühle und Gedanken sehen, wie wir sie heute erleben, dann riskieren wir, keinen Einblick in das zu bekommen, was ein Mythos einer Vergangenheit für diejenigen, die einen von einem Mythos getriebenen Kult beiwohnten, wirklich bedeutet haben könnte. Die Menschen haben sich zu allen Zeiten Gedanken darüber gemacht, was sie getan haben und wie sie mit den Dingen umgehen würden.

(1) Gayōmart, Avestan Gayō Maretan („Sterbliches Leben“), in der späteren zoroastrischen Schöpfungsliteratur der erste Mensch und der Stammvater der Menschheit. Gayōmarts Geist lebte zusammen mit dem des Ur-Ochsen 3.000 Jahre lang in der Periode, in der die Schöpfung nur geistig war. Seine bloße Existenz machte Ahriman, den bösen Geist, der in die Schöpfung eindringen wollte, unschädlich. Dann schuf Ahura Mazdā den fleischgewordenen Gayōmart – weiß und strahlend, leuchtend wie die Sonne – und legte in ihn und den Ur-Ochsen, den einzigen von allen geschaffenen Dingen – einen Samen, dessen Ursprung im Feuer lag.

Ahura Mazdā gab Gayōmart den Segen des Schlafes, um ihn vor den Angriffen Ahrimans zu bewahren. Doch nach 30 Jahren der Angriffe zerstörte Ahriman Gayōmart. Sein Körper wurde zu den Metallen und Mineralien der Erde. Gold war sein Samen, aus dem die menschliche Rasse hervorging.

http://www.britannica.com/EBchecked/topic/227432/Gayomart (Zugriff: 09. Juni 2012)

RAVEN, Frühjahr 2012

See > https://www.farangis.de/mithras/taunus/the-secret-of-mithraism

Und > Edition Farangis: Philozoe. Jahrgang 2, Nr. 3, März 2021, ISSN 2702-816X..Zum Beispiel Mithras II. Seite 14 > https://d-nb.info/1229307699/34

Und es geht weiter

Und es geht weiter …

Veganismus ist keine Ernährungsweise / Diät > weil Veganismus einen Baustein einer politischen Haltung zum Leben manifestiert, die Tierrechte gleichermaßen ins ethische Mittelfeld rückt wie Menschenrechte und idealer- und vernünftigerweise auch Erdrechte.

Und in diesem Zusammenhang kann man dann auch sagen:

Tierrechte sind für Tierfreunde nicht ausschließlich durch eine praktische Lebensweise ausdrückbar, umsetzbar, berücksichtigbar, sondern finden vor allem auf der allgemein kulturellen, sozial-/soziologischen und all den Ebenen statt, die überhaupt erst die Haltung vermitteln und am Leben halten, dass Tiere objektifizierbar wären.

Die Gegnerschaft muss an allen Stellen stattfinden, die das System, das tierverachtende System also, am Leben hält.

Veganism is not a diet > because veganism manifests a building block of a political attitude to life that places animal rights equally in the ethical middle ground with human rights and, ideally and reasonably, earth rights.

And in this context one can then also say:

For animal friends / animal allies, animal rights are not exclusively expressible, realisable, considerable through a practical way of life, but take place above all on the generally cultural, social/sociological and all those levels that convey and keep alive the attitude that animals are objectifiable in the first place.

The opposition must take place at all points that keep the system, the animal-derogative system, alive.

El veganismo no es una dieta > porque el veganismo manifiesta un bloque de construcción de una actitud política ante la vida que sitúa los derechos de los animales igualmente en el término medio ético con los derechos humanos e, ideal y razonablemente, los derechos de la tierra.

Y en este contexto también se puede decir:

Para los amigos de los animales /aliados de los animales, los derechos de los animales no son exclusivamente expresables, realizables, considerables a través de una forma de vida práctica, sino que tienen lugar sobre todo en los niveles generalmente culturales, sociales/sociológicos y todos aquellos que transmiten y mantienen viva la actitud de que los animales son objetivables en primer lugar.

La oposición debe tener lugar en todos los puntos que mantienen vivo el sistema, el sistema derogativo-animal.

Snippet: Der Wahnwitz vom Tierwohl, artgerecht, usw.

Aus einer Rezension von Karen Davis, United Poultry Concerns, über: The Humane Hoax: Essays Exposing the Myth of Happy Meat, Humane Dairy, and Ethical Eggs. Hope Bohanec, Editor, Lantern Publishing & Media, 2023. Vom 9. August 2023 > https://upc-online.org/bookreviews/230809_the_humane_hoax-essays_exposing_the_myth.html > Das Buch > https://lanternpm.org/book/the-humane-hoax/ > die Aktivist*innen-Seite > https://www.humanehoax.org/

“[…] Femivore stellen ihre Verachtung für die Tiere zur Schau. Im Gegensatz dazu verwenden die “spirituellen” Schlachter oder “respektvollen Mörder” eine Rhetorik der “Liebe”, des “Opferns” und der “Achtung”. Einer ehrfürchtigen Nachbarin zufolge “singt” eine Kräuterfrau zu ihren Schafen “und spreizt ihre Beine um Sie herum, als ob sie auf ihnen reiten würde, und schneidet ihnen dann die Kehle durch”. Ich habe sie nicht dabei beobachtet”, gibt die Nachbarin zu, “aber sie sagt, dass die Schafe immer sehr ruhig sind und ihr Schicksal akzeptieren. Sie ist sich sehr sicher, dass es ein Gabe ist mit der ihre Nachbarin ausgestattet ist.”

Dazu bemerkt Davis noch am Ende ihrer Rezension …

“Diese Tötungsmethode erinnert an Temple Grandins Befürwortung in Animals in Translation, Sex mit Schweinen zu Geschäftszwecken zu haben. Im Abschnitt “How to Make a Pig Fall in Love” (Wie man ein Schwein dazu bringt, sich zu verlieben) beschreibt sie Männer, die gefangene Schweine masturbieren und die Sauen dazu bringen, “für den Mann zu stehen”, und kommt zu dem Schluss, dass diese Schweinezüchter ‘die Natur der Tiere respektieren und ein gute Arbeit an ihren Tieren leisten.’ (p.104).”

Siehe hierzu:

E-Reader Gruppe Messel, Jahrgang 2, 2020, Heft 4, Thema: Tierrechte und Antispeziesismus sind immer realisierbar, Herangehensweisen (1). Vasile Stanescu: Warum es nicht genügt, Tiere zu lieben: eine feministische Kritik, S. 42, und
Christopher Sebastian McJetters: Radikaler Veganismus und die Sprache über Vergewaltigung in den Tierverteidigenden Bewegungen, S. 49

und

im Jahrgang 5, 2023, Heft 3,  Tierrechte: Gemeinsinn und Gerechtigkeit (1), Jim Sinclair, Autism rights movement: Wenn du etwas liebst, tötest du es nicht, S. 5.

Auch erinnert mich dies an ein Snippet, dass ich von vielen vielen Jahren mal hochgeladen habe:

Speciesist Sexual Exploitation > https://simorgh.de/marp/sexploited_151102.htm; sowie auch > im GM-Reader Jahrgang 4, 2022, Heft 2 auf Seite 84 > die Honigbiene > Fatale Ejakulation.

und natürlich:

die Interviews, die Gail Eisnitz mit Schlachthausarbeitern führte, in denen klar wird, wie “normalisierter” Mord normalisierter Mord ist – ganz gleich ob im industriellen- oder in kleinbäuerlichen Settings, wird Mord durch seine Skalierung nicht nicht zu etwas, was sich durch seine Transponation in irgendeiner Hinsicht ändern würde, außer in der, dass die Täter und Tätergruppe/n einen anderen Rahmen für ihr “Werk” und ihre Taten gewählt haben … siehe
> Tierautonomie, Jg. 5 (2018), Heft 5. Das Schlachthaus als Hauptort des institutionalisierten Zoozids.

Wer Tiermord nicht unter seinen psychologischen Aspekten betrachten kann, hat bereits die Sprache des Speziesismus soweit verinnerlicht, dass er Böses nicht mehr als solches erkennen und bezeichnen kann.

Und zu guter Letzt an dieser Stelle, auf X, ex-Twitter, bin ich auch auf eine Social Media Persönlichkeit gestoßen und es gibt ewig mehr natürlich als diese Person ist klar, die genau so etwas betreibt und solch eine Einstellung zu Tiermord pflegt, wie oben beschrieben:

Eine junge dynamische Mutter beschreibt ihre Gedanken darüber, wie man das Töten, so schreibt sie, doch nie verlernen würde. Sie führt aus: “Das Töten ist mir nie sonderlich schwer gefallen. Es gehörte Zeit meines Lebens dazu wie das Atmen. Willst du Fleisch essen, musst du vorher ein Tier töten. So einfach war das.” Es seien “immer die gleichen Handgriffe”, poetisch und pathetisch schreibt sie von einem  “sanfter Griff” und einer “sichere[n] Hand”, die dazu nötig seien. “Alles zurechtgelegt, damit es niemals hektisch wird. Die Vorbereitung war immer mein Ritual. Mit jedem Schritt, mit jedem Atemzug werde ich ruhiger. Wenn ich alle meine Dinge beisammen habe, sind Herzschlag und Atmung vollkommen im Einklang. Alles muss ordentlich sein, alles ruhig. Es geht um Frieden in diesem grausamen Akt.” (…)

Noch mehr “Weisheiten” von ihrer Vorstellung von Frieden:
“Ich habe viele Tiere sterben sehen. Und hören. Viele haben grausam geschrieen, wenn sie herausgezogen wurden, an den Hinterbeinen hochgerissen, bis der Tod als Erlösung kam.”
Als Nachtrag schlägt sie recht selbstgerecht auch noch weiter die Brücke zu Gnadentod-Euthanasie-Geschwurbel: “Interessanterweise war der Anlass für diesen Beitrag, dass ein Tier von seinen Qualen erlöst wurde. Nicht, um es zu essen.”
Es ist interessant welche Rollte gerade weiblich identifizierte Menschen gleichermaßen in der Szene spielen, seien es die Nitsch-Kunst-Jüngerinnen oder die Kleinbäuerinnen, die Jägerinnen, die Frauen, die sich gerne mit leiblichem Wohl befassen – aber auch in noch ganz anderen Bereichen sollte endgültig konstatiert werden, wie sehr in dem Punkt Menschen d’accord sein können. Um es milde auszudrücken.
Auf das sich die Geister scheiden!

Textlyrik im Tierrechtsarchiv: Anarchopunk (2)

Wir tragen gerade unsere Textsammlung zum Thema Tierrechte, Tierrechtsbewegung und Musik (Punk, Hardcore) zusammen für das Gruppe Messel Tierrechtsarchiv. Im Zuge dessen listen wir hier noch einige Titel. Beiträge in dieser Kategorie soweit: https://simorgh.de/about/category/tierrechtsarchiv-politische-musikschaffende/

Punk anthems / Punk Hymnen > Exit-Stance: The Voiceless now have a Voice > https://www.youtube.com/watch?v=ZC9c_ltYUSI > 1985 auf: While Backs are Turned > https://www.discogs.com/release/1188416-Exit-Stance-While-Backs-Are-Turned > und bei Mortarhate Records 1998 auf: This is the A.L.F > https://www.discogs.com/release/1932006-Various-This-Is-The-ALF #anarchopunk #tierrechte #tierrechtsarchiv #online #tierrechte #archiv

Übersetzung des Liedtexts:

Die Stimmlosen [wohl in dem Sinne des: “die man nicht hört”] haben jetzt eine Stimme (Teil 1)

Ein Fuchs oder ein Nerz-Mantel nach Maß,
Verleiht den Mördern, die zum Vergnügen jagen, Glaubwürdigkeit,
Eine Wesen, zu Toden verängstigt,
Gequält und dann gefangen,
Abgeschlachtet von stumpfsinnigen Ärschen, die das Ganze einen verdammten Sport nennen,

Die ‘Stimmlosen’ haben jetzt eine Stimme [werden jetzt gehört] [x4]

Schönheit liegt im Auge des Betrachters,
Oder eher in den Augen eines Kaninchens,
Geblendet von Kosmetik, geblendet vom Profit,
Geblendet von der Eitelkeit, geblendet von der Wissenschaft,
Haben wir das Recht, solche Folter zu begehen.

Befreiung statt Experimentation [x4]

The Voiceless Now Have A Voice (Pt. 1)

A fox or a minx coat made to measure
Gives credence to the murderers who hunt for pleasure
A creature scared shitless
Tormented then caught
Slaughtered by mindless cunts who call it fucking sport

The voiceless now have a voice [x4]

Beauty is in the eye of the beholder
Or more usually in the eyes of a rabbit
Blinded by cosmetics, blinded by profit
Blinded by vanity, blinded by science
Have we the right to inflict such torture

Liberation not experimentation [x4]

rev. 02.11.2024