Antispeziesismus trägt in sich eine gegenläufige Verbindung

Biologistic (seclusionist and hegemonial) reductionism marks the most typical discriminatory approach to Nonhumans today. – gruppe messel

Wie nähern Menschen sich Tieren an, wenn sie Tiere primär unter den Gesichtspunkten der “Spezies”/Art betrachten – was wird Tieren dabei übergestülpt durch menschliche voraussetzende und begrenzende Fragestellungen an sie, als “Objekt” des Forschungs- und Beobachtungsinteresses … ?

In “Spezies” zu denken bedeutet Tiere als Exemplare ihrer Art zu sehen. Eine Alternative wäre, Tiere als Kulturen zu begreifen; zumindest ist das Konzept von Spezies stark biologistisch reduktiv. Mit Sicherheit ist es schwer für all die Tiere Namen zu finden, mit denen wir sie benennen können, aber unsere Annäherung an sie und unsere Benennung von ihnen muss einen anderen Ansatz wählen als den, der allein den Klassifizierungsgedanken beinhaltet. Eine Herangehensweise an Tiergruppen sollte nicht unter biologistischen, sondern unter tierkulturellen, tiersozialen, etc. Gesichtspunkten erfolgen. Uns ist klar, dass dies zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein Anspruch ist, den man nur aus radikaler Tierrechtssicht erheben wird.

Siehe zum Thema Kritik am Konzept “Spezies” z.B. > A. Yarbrough > Rassismus und Speziesismus: Sind beide miteinander austauschbar? > https://simorgh.de/about/yarbrough_rassismus_und_speziesismus_auszug_1/ ; Multidimensionaler Aktivismus statt intersektional > https://simorgh.de/about/multidimensionaler-aktivismus-statt-intersektional/ und auch Ansätze wie bei L. Gruen > Sollten Tiere Rechte haben > https://simorgh.de/about/lori-gruen-sollten-tiere-rechte-haben/ wir Diskutieren die Fragen, die sich tierrechtsethisch daraus ergeben u.a. hier > Wie kann ich meine menschlichen Grundrechte geltend machen zur Einforderung fundamentaler Tierrechte? > https://simorgh.de/about/einfach-tierrechte/

Antispeziesismus trägt in sich eine gegenläufige Verbindung:

Eine Kritik am Spezies-ismus kann heißen unsere Begrifflichkeit über “Spezies” vollständig zu dekonstruieren, im Sinne neuer Herangehensweisen um diejenigen Lebewesen zu adressieren, die wir gegenwärtig als Gruppe/n “nichtmenschlicher Tiere” subsumieren. Es kann aber auch bedeuten, an dem Gedanken festzuhalten, dass Lebewesen in “Spezies” eingeteilt werden könnten, mit dem einzigen Unterschied, dass sich Menschen nun anders im Bezug auf die Wesen positionieren würden, die sie weiterhin mit ihren hegemonischen Begriffen definieren wollten.

Antispeciesism is at least a two-way road:

A critique of species-ism could mean to completely deconstruct the notion of “species” in favor of finding new approaches to address the groups of beings we now sum up as the group/s of “nonhuman animals”. It can also mean to cling to that idea, that beings can be separated into “species”, only that we position differently towards the beings we’d keep defining in hegemonic terms.

Antispeciesist Animal Sociology

Insekten, Wirbellose, Tierrechte (Links)


If some vegans and animal rights/liberation advocates don’t manage to defend insects and other invertebrates on a basis of rights, liberation, a vegan kind of ethical praxis … , then people independent of these groups – like us – do it!
Antispeciesist Animal Sociology

Ein Fragment über Insektenmythologien und Darstellungen von Insekten, und weshalb Erklärungen mittels Symbolismus nicht ausreichen um bestehende Korrelationen zu erklären
https://simorgh.de/about/fragment-ueber-insektenmythologien/

Insekten, unsere und ihre Kultur. Ein Interview mit Inox Kapell.
https://simorgh.de/about/ein-interview-mit-inox-kapell/

Für den Lebensschutz ökopolitisch agieren
https://simorgh.de/about/fur-den-lebensschutz-oekopolitisch-agieren/

Insektenbiotope
Insektenhabitate schützen.
https://insektenbiotope.wordpress.com/

Lebensräume entprivilegisieren
https://simorgh.de/about/lebensraeume-entprivilegisieren/

Der erste Weltbienentag, und das ist was Mensch noch immer mit Bienenvolk macht
https://simorgh.de/about/das-weltbienenvolk/

Earthworms and animal rights
http://www.simorgh.de/objects/earthworms-and-animal-rights/

Aus der Zeitschrift ‘The Vegan’ zu Seidenraumen und Bienen
https://simorgh.de/yard/aus-der-zeitschrift-the-vegan

Informierter und uninformierter Speziesismus

Tierrechte und subjektiver Aktivismus

Informierter und uninformierter Speziesismus

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Ich lese diesen Text hier vor für Menschen mit Sehbehinderung (MP3)

Die breite Gesellschaft befasst sich gegenwärtig (bewusst sowohl als auch unbewusst) nicht-konstruktiv mit Tierrechten und Antispeziesismus. Sexismus und Rassismus beispielsweise sind Themen bei denen es um Unterdrückung geht, die man als Themen überhaupt akzeptiert – wenngleich die Problematiken dadurch auch noch nicht gelöst sind. Tierrechte betrachtet man aber eher noch als Unthema und kanzelt konsequente Pro-Tierrechtspositionen tendenziell ab oder verdreht sie bis zur Unkenntlichkeit. So vermischen sich Terminologien, die der Fremdbestimmung von Tierleben dienen, mit Gedanken, die Tieren zuträglich zu sein vorgeben: wie etwa der Terminus „Artgerecht“ oder die Rede vom „Tierwohl”. Wir treffen auf Begriffe und Rhetoriken, die das eigentliche Thema, auf das die Diskussion hinauslaufen müsste, nämlich Tierrechte, verwässern. Aber es geht hierbei eben um Verwässerungsbegriffe und die weitere Unterbewertung des Themenkomplexes.

„Tierwohl“ ist ein problematischer Begriff, weil

  • zum Einen Tod und Tötung von nichtmenschlichen Tieren bei Fragen solcher Vorstellungen von „Wohl“ keine Rolle spielen sollen (es ist also egal ob ein Tier ermordet wird, und es besteht kein Unterschied zu einem natürlichen Tod, so meint man)
  • zum Anderen wird unberücksichtigt gelassen, dass in dem Moment, in dem Nichtmenschen durch den Menschen fremddefiniert und in ihren Rechten auf Unversehrtheit (als grundsätzliche physische Freiheit) beschnitten werden, moralisch gegen eine vom Menschen unabhängige Integrität von Nichtmenschen verstoßen wird, ausschließlich auf der Grundlage, dass sich diese Lebewesen von der Dominanz-/Herrschaft-ausübenden-Spezies unterscheiden. Moralische Rechte sowie moralische Relevanz existieren nicht erst in dem Moment, indem sie von menschlichen Gruppen als eigenes Konstrukt benannt werden. Moral ist die Beschreibung für einen Fakt sozialen Lebens. Und das Phänomen sozialer Interaktion begrenzt sich nicht auf menschliche Wesen alleine.

Der Begriff „Artgerecht“ liegt nah am „Tierwohl“ – gut gemeint impliziert er aber ebenso einen fremddefinitorischen Prozess, denn wer bestimmt denn da, was für wen gerecht ist:

  • Nichtmenschliche Tiere sind ökosozial eingebunden, sie binden sich (genauso wie Menschen das tun) in ihrer eigenen Art und Weise in die Welt ein, begeben sich in Relation, aber diese Art und Weise ist nicht einfach durch die Zugehörigkeit zu einer Spezies in einer speziellen Form festgelegt und für uns Menschen problemlos zu erfassen, sondern die ökosoziale Einbindung funktioniert so unendlich komplex, wie die Funktionsweise eines ganzen Ökosystems – man könnte dabei an den von Goethe verwendeten dichterischen Begriff des „Alllebens“ denken. In wechselseitiger Beziehung stehende Zusammenhänge sind nicht eingrenzbar auf einige erfüllbare Faktoren alleine, sondern die erfüllbaren Faktoren nähern sich Bedürfnissen nur an. Es ist also immer Vorsicht geboten, wenn wir uns anmaßen zu wissen, was reichen würde, damit ein Bedürfnis eines anderen Lebewesens ‚ausreichend‘ erfüllt ist.
  • Auch birgt der Begriff „Artgerecht“ den Fallstrick in sich, dass wir hier Spezies in durch den Menschen objektifizierte und festgelegte Gruppen einteilen. Der Fokus auf den Unterschied von „Arten“ trennt kategorisch und übersieht dabei die größeren Zusammenhänge in der Interaktion von nichtmenschlichen Tieren in deren ökosozialen Kontexten. Tiergruppen funktionieren offensichtlich wie feinste Netzwerke und verfügen über eine größere Dynamik, als ein Blick auf die Tierheit als „Arten“ erkennbar werden ließe.
  • Die Unterteilung von Tieren in „Arten/Spezies“ ist das biologistisch-speziesistische Pendant zu einem Blick auf Menschen als „Rassen“ [1], der entstehungsgeschichtlich damit verwandt ist. Man folgert tatsächlich aus der Zugehörigkeit zu einer „Art“, dass beispielsweise ein Wirbeltier mehr vernunftbegabt sei als ein Wirbelloser. Der Begriff der „Tierarten“ hat seine Entstehungsgeschichte und informiert ein segregatives Denken, das wir nicht außer Acht lassen dürfen bei der Verwendung des Begriffs. Die „Art“ oder Spezies, die wir bezeichnen wollen, sollte vielmehr integrativ kontextualisiert werden – unter Gesichtspunkten ihrer Problematiken und ihrer Stärken, in der ökologischen und aber auch in der vom Menschen (destruktiv-) dominierten Welt. „Art“ als biologische Konstante zu verstehen, aus der sich feste und alleingültige Herangehensweisen in der Mensch-Tier Interaktion ergeben, und Tiere dabei auf einige wenige für uns beobachtbare Bedürfnisse zu reduzieren, blendet soziale, environmentale, eigengeschichtliche, usw. Zusammenhänge von nichtmenschlichen Tieren aus. Für uns wahrnehmbar erscheinen nichtmenschliche Tiere als nach biologischen Kriterien zu verstehende „Spezies“, aber ihr Sein in der Welt lässt sich nicht auf solche Beobachtungspunkte eingrenzen, so dass wir gegenwärtig behaupten könnten einen Überblick über Gesamtkontexte zu haben.
  • In sozialen Interaktionsmomenten geht es um Annäherung und Approximation, soziale Interaktion ist kein „totaler“ Zustand. Ich glaube der Gedanke ökosozialer Relation und Verbundenheit ist hilfreicher als die Statik eines klassifizierenden Gedanken von „Arten“. Ich würde daher eher von Tiergruppen sprechen und nichtmenschliche Tiere dabei nicht primär auf biologische Merkmale, die sich aus unseren Klassifikationssystemen ableiten, begrenzt verstehen. Tiere gestalten ihre Umwelt und interagieren sozial und ökosozial. Sie sind nicht als grundsätzlich trennbare Gruppen zu analysieren und zu verstehen. Man stülpt ihnen durch den Begriff der „Art“ einen eingrenzenden Rahmen über, der sie partikularistisch in der Welt verortet. In Wirklichkeit stehen Tiere aber immer im größtmöglich anzunehmenden Kontext.
  • Beobachtungen von nichtmenschlichen Tieren haben ihre Grenzen immer dort, wo die beobachtenden Menschen eingrenzende Kriterien zur Beobachtung festlegen. Biologen tun dies, weil ihre Paradigmen immer allein die naturwissenschaftlich-biologisch geleiteten Blickpunkte sind. Wir würden menschliches Leben aber niemals primär aus einer biologischen Sicht heraus erklären und deuten wollen: Wir treten, was uns anbetrifft, über die Grenzen solcher Definitionen hinaus und beanspruchen für uns selbst eine Freiheitsfähigkeit, die wir uns (zumindest prinzipiell) als einziger Spezies gestatten. Im Bezug auf unsere Perspektiven auf Tiere ist es also wichtig, neue Bezugsrahmen (statt beispielsweise der biologistischen Eingrenzung) zu erkennen und zu entwickeln, um sich aus der privilegierten Position in eine gerechtere Position nichtmenschlichen Tieren gegenüber zu bewegen.
  • Nochmal: Tiere in erster Linie biologisch zu erklären, heißt sie deterministisch zu betrachten und ihre nicht eingrenzbaren eigenen Lebensweisen in unsere engen Beobachtungsmuster zu zwängen. Ich spreche zur Erweiterung der eigenen Perspektive auf Nichtmenschen daher beispielsweise auch von einer antispeziesistischen Tiersoziologie und in dem Sinne auch von ökosozialen Kontexten, statt mich argumentativ an naturwissenschaftliche Perspektiven zu lehnen.

Von Subjekt zu Subjekt

Wie kann ich als einzelnes Subjekt etwas in dem zähen Gefüge eines speziesistischen sozialen Milieus ausrichten? Die Schwierigkeit, die hinzukommt zur sturen Gesellschaft, die gegenwärtig noch relativ uninformiert ist über Speziesismus/Antispeziesismus, ist, dass Aktivismus nicht nur schwer ist, was die Kommunikationsebenen mit uninformierten Menschen anbetrifft. Aktivismus betrifft auch die Teilnahme am Diskurs unter Menschen, die informiert sind – wie diese Themen diskutieren und die einzelnen Diskutierpunkte wiederum politisch verorten. Nicht alle Tierrechtler_innen stimmen in ihren Vorstellungen darüber, was Speziesismus/Antispeziesismus ist, überein – was an sich kein Problem darstellen muss, jedoch zum weiteren Diskurs Anlass geben sollte.

Was verstehen wir alle überhaupt unter Speziesismus/Antispeziesismus:

  • ist es allein die Komponente, dass Tierkörpern physisch keine Gewalt angetan werden darf, oder geht es dabei nicht auch um die Frage von Gerechtigkeit gegenüber Tierkörpern und Tiersein?
  • Reicht es zu sagen, Tiere sind empfindsam und intelligent, oder muss man das Augenmerk auch auf eine Gesellschaft richten, die in ihrer Überlebensstrategie überhaupt meint, man könne Tiere seinen eigenen Zielen opfern – eine Gesellschaft die nichtmenschlichen Tieren in dem Zuge auch zur eigenen Legitimation alle jene Eigenschaften abspricht, die die nichtmenschlichen Tiere als Subjekte statt als Objekte erkennbar werden lassen würden?
  • Warum errichtet die Gesellschaft überhaupt einen Beweiszwang für Kriterien, anhand derer ein Grad an „Menschlichkeit“ bewiesen werden müsste? Warum annektieren Menschen gewisse Eigenschaften für sich und sind zugleich aber auch ignorant gegenüber der Bedeutsamkeit und zum Facettenreichtum von Verschiedenartigkeit/existenzieller Pluralität?
  • Wie weit sollten Fragestellungen zur Analyse des Problems gehen?

Speziesismus ist ein gesellschaftliches Problem, das nicht im Industriezeitalter aus dem Himmel gefallen ist. Die Haltung des Jägers ist nicht zwingend ein anthropologisch-evolutionärer Automatismus gewesen. Man muss nicht davon ausgehen, dass Tiermord für jeden Menschen zu jeder Zeit immer „normal“ gewesen sei. Zählt die Wahrnehmung einzelner menschlicher Subjekte oder sind wir nur ein genetischer Kollektivpakt?

Können und wollen wir, wenn wir denn nun Tierrechtler_innen sind, uns auch vorstellen, dass die Beziehung der menschlichen Gesellschaft zu der nichtmenschlichen Welt, insbesondere derer nichtmenschlicher Tiere, frei, emanzipativ und gerecht werden muss, und dass wir daher in einer speziesistischen Welt grundsätzliches Umdenken und Hinterfragen in allen Details benötigen?

Es wird zu jeder Zeit in der Menschheitsgeschichte menschliche Wesen gegeben haben, die Tiere genau so sahen, dass sie eine friedliche, freundliche und gerechte Koexistenz mit Nichtmenschen anstrebten. Diese Menschen waren mit Sicherheit an der Stelle wirksam, an der sie agierten und lebten.

Es kann nicht sein, dass wir bei Themen, die uns Menschen anbetreffen, alles hinterfragen dürfen, aber bei Tieren engere Rahmen stecken sollten, weil es uns erstmal um das Ziel geht, dass die Menschen aufhören sollen Tiere zu töten. Wir haben es mit einem Problem menschheits- (und tierheits-)geschichtlichen Ausmaßes zu tun. Und es macht einen Unterschied, ob wir von „quälen“, „Qual“,„foltern“, „Schlachten“, „töten“ oder „Mord“ reden, von „sterben“ oder „verenden“, d.h. in welchen Bezugsrahmen wir die Problematik („Zoozid“) beschreiben und welche Narrative wir daraus entwickeln.

Warum sollten wir nicht das ganze Grauen benennen – in all seinen für uns erkennbaren Dimensionen als kultur- und geistesgeschichtlich verursachtes Problem mit Funktionsweisen und Entstehungsgeschichten? Viele meinen pragmatisch zu bleiben in Tierrechtsfragen, hieße das leibliche Wohl und die leibliche Unversehrtheit von Nichtmenschen einzufordern. Die Unversehrtheit von nichtmenschlichen Tieren umfasst aber auch ihnen gerecht zu werden: sie zu rehabilitieren, d.h. die Ungerechtigkeit, die ihnen seit Jahrtausenden im Menschdasein begegnet, so gut wir es können zur Sprache zu bringen, auch wenn das oftmals schwierig scheint … das Wichtige ist, dass wir es immer wieder und immer weiter versuchen. Und jeder Versuch ist dabei bereits Handeln!

Bei Menschen kann der moralische Zeigefinger oft nicht hoch genug zeigen, bei Tieren stellen moralische Imperative nun auf einmal ein vermeintliches Problem dar, wird hoher moralischer Anspruch angeblich zum Hindernis um die Sache vorwärts zu treiben (oder um die Situation adäquat zu analysieren). Aber ist nicht genau das ein Zeichen des Problems, dass nichtmenschliche Tiere weniger moralische Empörung und moralische Verunsicherung aufwerfen sollten? Wozu der segregierte Raum [2], den wir Tierthemen zuweisen?

An dieser Stelle möchte ich die Perspektive meines eigenen subjektiven Aktivismus kurz schildern: Ich kann und möchte danach gehen, was mir wichtig scheint zu diskutieren. Ich glaube manchmal muss man Dinge in Eigeninitiative angehen. In direkten Gesprächen mit Menschen fühlen diese oft einen Affront wenn ich mit Gerechtigkeit und anti-biologistisch argumentierenden Tierrechten komme. Viele Menschen scheinen nicht in der Lage, offen auf für sie ungewohnte Perspektiven zu reagieren. Im virtuellen öffentlichen Raum ist die Diskussion teilweise eher möglich. Man stellt seine ehrlichen Beobachtungen, Empfindungen, Meinungen, Gedanken zur Disposition.

Mir persönlich fehlt es in der ganzen Diskussion über die Tierrechtproblematik, seitens Uninformierter, seitens Speziesisten, aber auch seitens tendenziell biologistisch denkender Tierrechtler_innen, an ehrlicherem Diskurs. Mir scheint es immer so als versteckten sich viele Leute hinter irgendwelchen Meinungsgebäuden, statt über ihre subjektiven Wahrnehmungen und Erfahrungen zu sprechen. Ich würde zu gerne wissen, was Menschen tief innerlich denken über die Vielfältigkeit unserer irdischen Existenz im Weltall – aber ohne menschlich-kollektivistische Hybris, und ich finde es legitim, meine Fragen hierzu in den virtuellen öffentlichen Raum zu stellen.

[1] Siehe hierzu: Anastasia Yarbrough: Weißes Überlegenheitsdenken und das Patriarchat schaden Tieren https://simorgh.de/about/yarbrough_weisssein_patriarchat_tiere/ und Ein Interview mit Syl Ko https://simorgh.de/about/ein-interview-mit-syl-ko/

[2] Zu segregativen Herangehensweisen, siehe meine Kommentare: „Segregative approaches“ https://simorgh.de/about/segregative-approaches/ und „Ein geteilter Raum“ https://simorgh.de/about/ein-geteilter-raum/ . Insgesamt geht es im meiner Texten zumeist implizit um das Problem von Segregation.

Kunstbuch: Farangis G. Yegane

Text: Gita Yegane Arani

Segregative approaches

Question about segregative approaches, such as found in the discussion here https://www.bbc.co.uk/programmes/w3csydct, where conservationist approaches typically stand in conflict with the concepts of animal rights, for a large part by ignoring aspects affecting nonhuman life as a whole.

We come from a radical antispeciesist approach, hence we need to raise a few questions:

Question 1 about the saving biological diversity approach:

  • Are they for captive breeding programs to halt the extinction of some species? If yes, how do they see the problematics of zoos? Do such problematics matter in the discussion about extinction, its causes and how the driving forces behind natural destruction can be addressed?

Question 2 about the saving biological diversity approach:

  • Life is a net, yet equally individual lives are meaningful (with humans and nonhumans). Positively seen we understand how life is built as an interdependent net. Yet oppressive mechanism also function as a “net”, yet one of destructiveness, meaning: Wildlife stands amidst mechanisms of a systemic zoocide and ecocide. When we name the net of life, we should also discuss the destructive mechanisms of the socio-political scale and not just highlight biological functioning.

Question 3 about the saving biological diversity approach:

  • When we face destructiveness that targets and sacrifices biological diversity, why do we exclude the nonhuman lives that are barred from the natural spaces and locked into machineries? Why is the connection of destructiveness towards life being treated in a segregative way? For the sake of keeping up the notion of taxonomical richness? Definitely not for nonhuman life itself.

Antispeciesist Animal Sociology

Öffentlicher Raum, Nichtmenschen, Freiheit


Was wäre eine vernünftige nicht-anthropozentrische Definition von “öffentlichem Raum”? Wie ändert sich ein Verständnis von “öffentlichem Raum” unter dem Einschluss von Umwelt/Natur und Nichtmenschen als den Ankerpunkten grundlegender “Freiheitsbegriffe”?
Gruppe Messel, Tierautonomie / Animal Autonomy

Überlegung:
Der „öffentlich Raum“ als unbedingter Ort von Freiheit. Es findet permanent ein Ausschluss aus dem vermeintlich „öffentlichen“ Raum statt, der Zutritt ist an Bedingungen geknüpft.
Mehrere Fragen werfen sich auf: a.) wie definieren verschiedene Interessensträger „den öffentlichen Raum“, b.) wo verläuft die Linie zum „nicht-öffentlichen“ Raum, in dem Moment, in dem Freiheit zum Verhandlungsgegenstand wird und c.) ist der Ausschluss des „Naturhaften“ und „der Natur“ (als ökologische nichtmenschliche Welt) eigentlicher Mittelpunkt der Streitfrage über die Beantwortbarkeit von „öffentlicher Relevanz“ und „privater“ Freiheit?

Fische und Tierrechte

Fische und Tierrechte

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Die Einstellung zu Fischen weist ganz besonders die Spezifika des Speziesismus auf, die erkennen lassen, dass sich der Speziesismus ganz überwiegend manifestiert in der Einstellung zu tierlichen Lebewesen als Nahrungsmittelobjekten.

Das heißt:

  • Nichtmenschliche (nm-) Tiere werden auf die Ebene eines Lebensmittels reduziert und kulturell in dieser Form einbezogen, in vom Menschen geprägte Lebensstrukturen, die die Nichtmenschen und deren Ökosoziologien gewaltsam dominieren und mit ihren Konstrukten von ‚Deutungshoheit‘ als menschliches Kollektiv beherrschen.
  • Wir können beobachten, dass Fische – und man muss hinzufügen auch andere in Gewässern Lebende nm-Tiere die keine Säugetiere sind – ganz besonders dieser reduzierenden Sichtweise ausgesetzt sind. Beispielsweise wird dies in der westlichen umgangsförmlichen Unterscheidung zwischen „Fisch“ und „Fleisch“ im Volksmunde erkennbar, die sich als Ausdruck dessen verstehen lässt, dass Fische zu essen seltener noch als der sonstige ‚Verzehr‘ nichtmenschlicher Tiere als ethisch problematisch dargestellt wurde. Die primäre Einordnung und Betrachtung von Fischen in unseren Gesellschaften ist immer wieder die eines (potenziellen) Lebensmittels und damit einhergehend die eines Lebewesens, dass quasi einer „Welt für sich“ zugeordnet wird, einer Welt, die mit „unserer subjektiv erlebten Welt als belebten Bewegungsraum“ sehr wenig gemein habe. Das Element dieser Tiere ist das Wasser, das des Menschen, das Land.
  • Folgende Haltung geht wahrscheinlich allen anderen Formen der Speziesismen, die auf Fische angewendet werden, voraus: „Was für uns ein ‚Lebensmittel‘ ist, mit dem können wir auch alles Weitere machen was unserem Gutdünken, unserem Nutzen und unserer Lust und Laune entspricht“.

Die Tierrechtsbewegung selbst hat höchst problematische Unterscheidungen unter Tieren getroffen

Als nächstes kommt die Problematik im Bezug auf Fische zu tragen, die sogar aus der Tierrechtsbewegung selbst mit herrührt. Bekannte Tierrechtsautoren haben eine seinshierarchische Sichtweise auf die Tierheit immer wieder argumentativ mit getragen und somit das Paradigma der Ähnlichkeit und Nähe zum Menschsein als Argumentationsebene „für“ Tierrechte eingesetzt. Man hat somit fortwährend die gleiche Denkweise übernommen, die durch die hierarchisierenden taxonomischen Zuordnungen der Lebewesen bereits durch die entsprechenden naturwissenschaftlichen Disziplinen festgelegt wurden. Und da sich die wissenschaftlichen Sichtweisen in Hinsicht auf Nichtmenschen mit den Speziesismen aller anderen menschlich-gesellschaftlichen Belange (wie dem religiösen und dem philosophischen Speziesismus zum Beispiel) decken, fiel dieser subtilere Speziesismus in der Tierrechtsdiskussion bei der Unterscheidung der Interessen von Säugetieren im vermeintlichen Unterschied zu anderen Tiergruppen nicht weiter als fragwürdig und arrogant auf. Säugetiere seien entwickelter als Vertebraten die keine Säugetiere sind, usw. und „entwickelter“ heißt dabei, wir ziehen sie in die Gemeinschaft des Menschen, als dem-Menschen-ähnlicher als andere Tiere, welche wir somit getrost weiter objektifizieren können. Bekannte Tierrechtprojekte haben sich auf Sortierungen von tierlichen Lebewesen selbst eingelassen, so wurden im Namen der Tierrechte weiterhin künstliche und unnotwendige Unterscheidungen getroffen, die sich immer noch am Homo sapiens als Idealkriterium und dem Maße aller Dinge ausrichten.

Im Kontrast allerdings gibt es auch Herangehensweisen und Argumentationen für Tierrechte und Tierbefreiung, die gerade in einer kritischen Haltung betonen, dass die Ähnlichkeit zum Menschen nicht der Maßstab sein darf, dass hingegen der Eigenwert und die Besonderheit eines nichtmenschlichen Tieres entscheidender Faktor zur Berücksichtigung dessen Interessen sein muss. Auch die ethische Praxis in der veganen Bewegung lässt sich nicht mehr auf die verkrusteten Vorstellung von höheren und niedrigeren oder vermeintlich weniger komplexeren Tierlebewesen ein. Wir finden in der Landschaft der Tierrechtsbewegung aber immer wieder diesen einen Scheidepunkt zwischen Humanzentrik und Zoozentrik, bei dem zwischen „komplexeren“ und „weniger komplexen“ Tieren in wertender Weise unterschieden wird, Lebensrechte daraus abgeleitet werden, und die Komplexität, die sich unseren Wertungskriterien entziehen mag, nicht als unbekannte Variable mit einkalkuliert wird.

Kulturanthropologisch sollten wir uns fragen, warum gerade das „Fische essen“ in der Menschheit eine beinahe „geheiligte“ Aktion, wie im Christentum beispielsweise, dargestellt hat, warum man bei allerhand Lebewesen aus dem Meer auch überhaupt von „Meeresfrüchten“ spricht, warum das Meer und das Leben im Meer aus seinen beherbergten Lebewesen etwas dem Menschen so „nützliches“ ohne der Herausforderung jeglichen schlechten Gewissens bei Verletzung dieses Lebens darstellen soll? Woher rühren solche Vorstellungen und Assoziationen?

Interessanterweise finden wir die Vorstellung, der Gebrauch von tierlichen Produkten sei etwas „reines“ und quasi „rituell heilsames“, dem besondere Heilsamkeitsattribute zugesprochen werden, aber auch bei Insektenprodukten wie Honig, Seide oder bei Vögeln deren Eier, Vorstellungen von Blut, einzelnen Organen, Hormonen, Drüsenabsonderungen als etwas dem Menschen als pflegend-heilsam beschiedenes. Eine ganze Landschaft speziesistisch-grausamer Praktiken und ihrer damit verbundenen menschlichen Selbstfürsorgeerwartungen lässt sich als kulturanthropologisches Mapping erfassen.

In Kunst- und Kulturräumen, als Ausdruck menschlicher Selbstverständnisse, sehen wir in gleicher Weise tragische „interessante“ Speziesismen in ihrer besonderen Bezogenheit auf die menschliche Wahrnehmung und Objektifizierung von Fischen, bis hin zur Innendekoration der Räume einiger Menschen, in der Aquaristik als Hobby und in Zoos mit ihren Aquarien – Fischgefängnisse als menschliche subjektive Erlebnisorte ästhetisierter physischer Reduktion und Beraubung von Tierfreiheit.

Der Fisch, ganz grundsätzlich, gilt dadurch, dass er in der Sphäre des Wassers lebt anscheinen ganz besonders als objektifizierbar, ohne dass man eine Hinterfragung der Objektifizierung befürchten müsse. Es wird sich darauf berufen, dass das „Fische essen“ ja seit aller Ewigkeit in der Menschheitsgeschichte seinen festen ethisch völlig integren Platz gehabt habe. Aber war dieser Platz ethisch wirklich immer gänzlich unhinterfragt? Wenn wir uns die Geschichte des Vegetarismus anschauen, sehen wir, dass Fische genauso in die gleiche ethische Rubrik eingeordnet wurden, wie andere Tiere, welche eben als tierliche Subjekte nicht essbar und einverleibbar sind. Der Vegetarismus, hat keine mysteriöse Unterscheidung zwischen „Fisch und Fleisch“ getroffen.

Der Veganismus und der Vegetarismus unterscheiden sich in ihrer ethisch-praktischen Haltung im Bezug auf Fische und die meisten anderen im Wasser lebenden nm-Tiere nicht – eine Ausnahme bilden die Schwämme, die im Veganismus aber auch in ihrer natürlichen Integrität geachtet werden, denn sie gelten als Tiere und der Veganismus schließt kategorisch alle intentionierte Nutzung von Tierorganismen aus.

Die Haltung Fische seien etwas anderes in ihrem Status als andere Tiere denen Menschen objektifizierend begegnen, hat im Bezug auf die Geschichte des Vegetarismus niemals gestimmt. Die Verharmlosung der Fische-Esserei stammt allein aus dem gleichen speziesistischen Denken, aus dem auch jeder andere ‚Verzehr‘ von Tieren her rührt, nur dass die Speziesismen im Bezug auf Fische ihre ganz eigentümlichen Besonderheiten aufweisen.

Fürsprecher*in sein für Fische und Tierrechte

Allein andere überzeugen zu wollen mit der ethischen Unhaltbarkeit des Verzehrs von Fischen (und anderen im Wasser lebenden Tieren) auf einer Grundlage der aus den Naturwissenschaften gewonnenen neusten Erkenntnissen, hilft bedingt, denn hier muss zuerst wieder ein nach biologischen Kriterien gültiger Beweis erbracht worden sein auf den ich mich beziehe. Bei dieser Art der Beweisführung wird der Nichtmensch aber kategorisch objektifiziert. Die qualitative Forschung setzt in der Biologie auch immer die Objektifizierung als Instrument zur Annäherung an den Untersuchungsgegenstand voraus ober schließt sie zumindest mit ein.

Im Bezug auf Menschen haben solche Beweisführgen in den emanzipatorischen Bewegungen gegen Unterdrückung und unterdrückerische Systeme niemals eine tragende Rolle gespielt. Frauen hätten kaum widerlegen müssen, dass sie allein biologischerweise erwiesenermaßen „gleichwertig“ oder „nicht minderwertig“ oder „minder fähig“ sind als Männer, das gleich gilt für Menschen mit Behinderung oder für Menschen die aufgrund ethnischer Verschiedenheiten ausgeschlossen wurden von dominanten unterdrückerischen Gruppen von Menschen.

Nichtmenschen nun immer wieder primär ins biologisch Erklärbare und in die biologischen speziesistischen Deutungshoheitsgebiete zu rücken, um sie stückchenweise als dem „Homo sapiens“ in einem oder dem anderen Aspekt ähnlich zu beschreiben, ist noch kein emanzipatorisches Tierrechtsdenken. Denn wieder wird der Maßstab am Menschsein gesetzt, wieder wird die Besonderheit, das Einmaligsein des Nichtmenschen nicht in den zentralen Fokus ethischer Relevanz und Bedeutsamkeit gerückt.

Leider lehnen sich auch die meisten Tierrechtskampagnen noch an die Vergleichsebene der Ähnlichkeit zum Menschen in biologischer Sichtweise als Kriterium an. Es geht aber in Wirklichkeit darum Argumentationsebenen herauszuarbeiten, die die Nichtmenschen wegen ihrer selbst rehabilitieren statt im Vergleich zum Menschen, als Individuen und Gruppen die vor menschlicher Destruktivität geschützt werden müssen durch ethische Übereinkünfte und juristische Rechte. Dazu müssen Nichtmenschen nicht wie Menschen sein. Aller aktivistischer Einsatz sollte den Knackpunkt, an dem die geistig-epistemologische Ebene der Unterdrückung stattfindet, aushebeln, denn sonst bleibt die im Hintergrund wirkende Psychologie des Speziesismus im gesellschaftlichen Selbstverständnis unhinterfragt, unkritisiert und weiterhin wirksam. Es muss möglich sein, den anderen in seiner Besonderheit und auch Verschiedenheit zu erkennen, anzuerkennen, und in dieser Besonderheit, in seiner Einmaligkeit also, zu achten und zu schützen.

Wenn wir über Fische und Tierrechte reden, sollten wir folgende Eckpunkte mit einbeziehen:

  • Fischkonsum: Der Veganismus bietet die Alternativlösungen zum Fischkonsum, im Rahmen ethisch-veganer Diskussionen findet man relevante Berichte, Dokumentationen und Informationen über die Fischindustrien und den Fischkonsum als solchen. In der veganen Bewegung treffen wir praktische Vorstellungen und Reflexionen darüber an, wie Menschen sich vom Fischkonsum in ihrer Lebenspraxis unabhängig machen können, d.h. auch aus gewohnten kulturellen, gesellschaftlich tradierten Praktiken im Alleingang aussteigen zu können.
  • Die Fischerei in all ihren Formen: Die Fischerei sollte nicht allein als ökologisch-nicht-nachhaltig oder in Hinsicht auf die ‚Möglichkeiten unbegrenzter oder hingegen eingeschränkter Ausbeutung durch den Menschen‘ diskutiert werden. Die Fischerei als System und althergebrachte Praxis im kleinen wie im industriellen Maße ist eine Verletzung der Lebensrechte der Fische und der im Wasser lebenden Lebewesen. Es geht um den grundsätzlichen Fehler im menschlichen Denken, dass andere Lebewesen „Lebensmittel“ und „Nutzware“ sein könnten, und dass das Leben anderer Tierarten dem Eigeninteresse der Menschheit unterzuordnen wäre. Diese Haltung ist eine Kampfansage an jegliche pazifistische ethische Vernunft – außer man würde in humanzentrischer Weise den Pazifismus (oder eine „Liebe zum Frieden“) allein als ein im menschlich-sozialen Bereich relevanten Aspekt des Zusammenseins betrachten; eine Haltung der leicht widersprochen werden kann.
  • Angeln: Wird als Freizeitsport betrieben, wird stark romantisiert, ist gleich einem Initiationsritual des humanzentrischen Menschseins.
  • Aquaristik: die private Gefangenschaft, die in der Regel niemals nötig ist und bei der das Leben und der Lebenskontext der im Wasser lebenden Tiere den Wünschen und Privatbedürfnissen von Menschen untergeordnet wird, ohne dabei über die Situation der betroffenen Tiere nachzudenken. Das Lebensziel, die ganze Lebensdimension soll mit ihren Lebensraum minimalst in die eines Menschen verschachtelt werden. Der Mensch nimmt eine omnipotente Rolle ein, die Wasserlebewesen sind völlig abhängig von ihm um zu überleben und sie sind vollständig die Opfer seiner Entscheidung sie gefangen zu halten. Eine Ausnahme bilden Übergangslösungen für die Probleme, die die Aquaristik hervorgerufen hat. Zur Hilfe und Rettung der Fische, macht sie natürlich Sinn.
  • Fische und ihre Ökosysteme: Fische gehören in ihre Ökosysteme, dort sind sie zu schützen und nur dort können sie ihren eigenen Lebenszielen (gleich ob diese uns unbekannt sind) nachgehen. Ökosysteme sind nicht unser Besitz, Ökosysteme haben ihre ganz eigene Bedeutung und Relevanz für diejenigen Tiere, die anders leben als Menschen (wenn wir diese in die Gruppe der Tiere mit einordnen), und sind als solche zu verteidigen und zu schützen.
  • Fische sind Mitlebewesen: Fische spielen in unserem Leben eine Rolle, in dem Leben anderer Tiere, und wir und die anderen Tiere und anderen Lebewesen … spielen in dem Leben der Fische eine Rolle. Es gilt diese Interaktionsebene pazifistisch, respektvoll und fundamental-pluralistisch als Lebensgemeinschaft anzuerkennen und zu fördern.
  • Wasserökologie und Wasserverunreinigung in ihrer Auswirkung auf Fische: Wasser ist das Element der Fische und ihrer Ökologien. Wasser ist niemals einfach unsere „Ressource“, sondern ist Erdelement und Lebensraum der Tiere und Pflanzen im Wasser. Wiederum geht es darum, die Welt in ihren Schwerpunkten für andere Lebewesen zu sehen und somit das Thema Wasser nicht einfach als „Ressourcenfrage“ zu diskutieren, sondern als Lebenselement der Fische und der anderen Lebewesen im Wasser. Alle Lebewesen sind abhängig von der Wasserökologie. Nichtmenschen und die Natur bilden einmalige Kulturräume, die wir als solche anerkennen müssen, um unsere humanzentrische und verheerende Destruktions- und Thanatopolitik in Hinsicht auf die Tierheit, auf Zōon (ζῷον) aufzugeben.

G. Yegane, Gruppe Messel

Links auf unserer Seite zu Fischen und im Wasser lebende Tiere:

Der Tierrechtansatz in unseren gefeatureten Texten impliziert alle Tiere und schließt Fische und andere im Wasser lebende Tiere somit immer mit ein.

 

Tierrechte ABC

Tierrechte ABC

– Anerkennen, dass wir in einer Gesellschaft leben, deren inklusive Ethik myopisch ist indem sie sich allein auf die eigene Spezies bezieht,
– sagen, dass wir deren Sicht nicht teilen,
– von der Gesellschaft fordern, dass sie unsere tierrechtsaffirmative Weltanschauung anerkennt
– und unsere eigenen Rechte für die der Nichtmenschen in jeder uns möglichen Form einsetzen!

Antispeziesistische Tiersoziologie

Person X kann sich nicht vorstellen vegan zu werden

Tierrechte und Biologismus gehen nicht miteinander – antispeziesistische Tiersoziologie

Person X sagt: “Ich kann mir nicht vorstellen vegan zu werden.”

Viele omnivoren Leute, denen Veganismus klarerweise ein Begriff ist, lehnen ihn aber für sich ab, weil sie die ethische Seite immer noch speziesistisch aus ihrer allgemeinen Sichtweise ausschließen. D.h. Nichtmenschen sind für sie immer noch “essbar”.

Die gegenwärtige gemeinläufige Auffassung von Veganismus führt – bislang zumindest – nicht zu einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem anthropozentrischen Speziesismus.

Wird die ethische Seite des Veganismus angesprochen in den Medien z.B., dann bleibt die Hinterfragung von Anthropozentrismus ein unattraktiver fremder Themengegenstand und wird nicht ernsthaft diskutiert. Die menschliche Hybris wird weiter offen kultiviert.

Und Überraschung: der Veganismus wird dann manchmal gar ein Feigenblatt eines fortgesetzten harmlosen Speziesismus, der eine “menschliche Überlegenheit” weiter denkt als empathisch die Welt rettend. Das Menschsein selbst zu hinterfragen, bleibt jedoch beständig aus.

Kurzum jede Diskussion über Veganismus muss eine Diskussion über Tierrechte sein, und jede Diskussion über Tierrechte, muss menschliche Parameter von allem, was Rechte konstituiert, neu und tierinklusiv justieren können.

@brdvegan

Zoos und Antispeziesismus

Zoos und Antispeziesismus

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Text: Gita Yegane Arani, Gruppe Messel

Im Sinne aller nichtmenschlichen Tierfreunde/aller Nichtmenschen, lasst uns das Thema Zoos und Speziesismus verstärkt kritisch in den gesellschaftlichen Diskurs und nachthaltiger, und mit stärkerer Publizität in den allgemeinen veganen Diskurs einbringen! Und auf individueller Ebene: wenn Ihr vegan seid, dann betont ruhig insistent warum genau ihr Zoobesuche ablehnt und für den Schutz der Lebensräume in der naturgegebenen Freiheit seid. [1]

Zoos sind artifizielle Lebensräume in denen das Konzept des Lebensraumes selbst einen vollständig durchverwalteten Prozess darstellt. Das Leben der per Zwang dort lebenden nm-Tiere wird in allen Bereichen durchgeplant und ist für die Menschen ständig kontrollierbar und einsehbar. Der Gedanke des Zoos ist unumgänglich damit verbunden, dass das Leben von nm-Tieren ein über biologisch erklärbare Vorgänge organisierbares und fremdbestimmbares Leben zu sein habe. Die tierliche Autonomie wird den Nichtmenschen kategorisch abgesprochen und es wird auf minimaler Ebene vorgegeben, dass ausreichend Freiräume in der Gefangenschaft gewährleistet seien; Freiräume wiederum, die sich an biologistisch gedachte Determinismen angliedern lassen.

Aber die Würde bleibt auch dem, dem man sie vermeintlich nimmt – und ich glaube, das ist auch ein Grund weshalb Menschen immer wieder in Zoos gehen, so paradox dies klingen mag und so wenig das den Zoobesuch entschuldigt. Menschlicher Voyeurismus im Bezug auf die „Beobachtungslust“ von nm-Tieren ist eine allgemein gesellschaftlich als normal und richtig anerkannte „Neugier“ und eine Art „Lust“ an der vor allem visuellen Interaktion mit nm-Tieren in Gefangenschaft. Was der Mensch hier aber faktisch sieht sind würdevolle, trotz aller Widrigkeit integre, in problematischen bis hin zu grauenvollen Rahmenbedingungen untergebrachte Tierindividuen in Gefangenschaft, die den menschlichen Blicken und Kommentaren und Gebaren ausgeliefert sind. Das würdelose ist der Mensch in diesem Falle und der Rahmen, in denen er/sie die nm-Tiere zwängt.

Über verschiedene Fernsehsendungen wird eine vorgegebene Possierlichkeit der Lebenssituation für nm-Tiere in den Zoos gegenwärtig immer wieder propagiert. Was vermittelt uns solch eine heile-Welt-Aussicht auf die Zoos, warum haben wir Menschen ein Bedürfnis dort eine fiktive vorwiegend heile Welt in der Interaktion zwischen Mensch und nm-Tier zu betrachten?

Wenn ich in den Zoo gehen würde – ich tat dies zuletzt um Diskriminierungsmomente im Kontext Zoo gegenüber Wollschweinen schriftlich zu dokumentieren vor über zehn Jahren – so habe ich unmittelbar eine Form der Beziehung zu den Nichtmenschen, denen ich dort in Gefangenschaft begegne. Jeder von uns hat oder hätte das. Was mache ich aber mit dieser Begegnung, wie ordnen Menschen die Situation Zoo für die Nichtmenschen und sich selber ein?

Zoos sind keine statischen Institutionen, die ihr objektifizierendes Bild, das sie über Nichtmenschen vermitteln, in jeder Weise so aufrecht erhalten könnten. Längst wissen die meisten Menschen, dass die Menagerie ein voyeuristisches Gefängnis ist und dass sie selbst sich wie speziesistische Sadisten verhalten, indem die diese „Normalität“ als solche fortsetzen.

Das echte Problem ist nicht, dass Menschen keinen Bezug zu nm-Tieren haben könnten, der in konstruktive Bahnen geleitet werden kann, durch die in der Mensch-Tier-Begegnung entstehende Synergie – man denke dabei an die endlos vielen Tiervideos in den sozialen Netzwerken die höchste Popularität genießen, wenn sie „tierlieb“ und „tierpositiv“ sind. Das grundlegende Problem ist der Analphabetismus über Speziesismus sowie Antispeziesismus respektive, der in der Gesellschaft eklatant vorherrscht. Und an diesem Problem können wir als Tierrechtler*innen etwas verändern.

Es gibt natürlich die extrem-speziesistischen Menschen, die meinen, was geht mich das an, ich konsumiere, ich arbeite, ich tue was für den (vermeintlichen) „Fortschritt“. Genau das sind aber die Leute, auf deren Einstellungen ein Großteil der gesamten gegenwärtigen Ökodestruktivität zurückzuführen ist. Menschen die meinen, die Erde sei da um ihren Wünschen und Zwecken zu dienen, die das Leben anderer zu instrumentalisieren suchen durch ihre Art „Fortschrittsgedanken“, die im Prinzip nichts anderes wollen als sich die Welt konstant untertan zu machen.

Der englische Philosoph Bertrand Russell beobachtete zur Funktionsweise menschlicher Hybris treffend folgenden Zyklus vom Privatmenschen bis zu einem fragwürdigen kollektivistischen Menschheitsgedanken, der alles außer sich in die Nutzbarkeit einer Marginalitätsrolle abrückt:

‚Höflichkeit ist die Praxis, den Teil einer Überzeugung eines Mannes zu respektieren, der sich besonders mit dessen eigenen Vorzügen und denen seiner Gruppe befasst. Jeder Mann ist, wo immer er geht, von einer Wolke beruhigender Überzeugungen eingehüllt, die sich mit ihm wie Fliegen an einem Sommertag bewegen. Einige dieser Überzeugungen beziehen sich auf sein Persönliches: sie bestätigen ihm seine Tugenden und Vorteilhaftigkeiten, die Zuneigung seiner Freunde und den Respekt seiner Bekannten, die rosigen Aussichten seiner Karriere und seine unbeeinträchtigbare Energie trotz seines delikaten Gesundheitszustandes. Als nächstes kommen seine Überzeugungen bezüglich der überlegenen Exzellenz seiner Familie; wie sein Vater die unbeugsame Standhaftigkeit hatte, die heute so selten ist; und er seine Kinder mit einer Strenge erzogen hat die man kaum noch unter modernen Eltern findet; wie seine Söhne in den schulischen Sportwettkämpfen vor allen anderen liegen, und seine Tochter ist nicht die Art von Mädchen die eine unkluge Ehe eingehen würde. Dann kommen die Überzeugungen über seine Klasse, die nach seiner Beurteilung sozial die beste ist, oder die intelligenteste, oder die sich moralisch verdienendste all der Klassen in der Gemeinschaft – obwohl darüber eine Einigkeit unter Allen besteht, dass der Erste dieser Vorzüge wünschenswerter ist als der Zweite, und der Zweite mehr als der Dritte. Bezüglich seiner Nation erhält sich jeder Mann bequeme Illusionen, ‚Fremde Nationen, es tut mir leid das zu sagen, geht es so wie es ihnen halt geht.’ So sagte Mr Podsnad, mit diesen Worten einer der tiefsten Gefühle des menschlichen Herzens Ausdruck gebend. Schließlich kommen wir zu den Theorien, die die Menschheit generell lobpreisen, entweder absolut oder im Vergleich zur ‚vernunftslosen, tierischen Schöpfung’. Menschen haben Seelen, aber Tiere haben es nicht; der Mensch ist das ‚rationale Tier’; jede besonders grausame oder unnatürliche Handlung wird als ‚brutal’* oder ‚bestialisch’ bezeichnet (obgleich solche Handlungen tatsächlich unverwechselbar menschlich sind) (1); Gott hat den Menschen nach Seinem eigenen Ebenbild erschaffen, und das Wohlergehen der Menschen ist der letztendliche Zweck des Universums.’ [2]

Aber auf diesen „Menschenschlag“ wollen wir nicht hören, sondern uns auf diejenigen Leute konzentrieren, die offen sind für eine konstruktive soziale und ökosoziale Beziehung zu nm-Tierkulturen und der gesamten natürlichen Gemeinschaft.

Gute Materialien und Ansätze zum Thema Zoos und Antispeziesismus, die wir nutzen können um weltfreundliche Menschen von ihrem ethischen Analphabetismus im Bereich Antispeziesismus wegzubekommen, sind meiner gegenwärtigen Meinung und meines Wissens nach beispielsweise folgende – wobei es natürlich weitaus mehr gibt. Leider sind insbesondere die Texte von Ralph Acampora, der wirklich ein Experte in Sachen Zookritik aus Tierrechtssicht ist, bislang nicht ins Deutsche übersetzt.

Zoos und Dekolonialismus:

Zoos waren anfänglich Repräsentativprojekte herrschender Imperien, in denen man Menschen und Tiere zusammen ausstellte. Weiterhin sind Zoos ein Zeugnis der ultimativen menschlichen Hybris, indem dort postuliert wird, man könne Ökosysteme künstlich nachspielen – eine Afrikanische Savanne in Philadelphia! Ein arktisches Meer in Florida! – und gefährdete Tierarten dadurch „retten“, indem man sie nicht in ihre Habitate zurückführt, sondern deren Reproduktion kontrolliert. Aus pattrice jones: Intersektionalität und Tiere; https://simorgh.de/about/pattrice-jones-intersektionalitaet-und-tiere/ , Stand 21.11.2018.

Moving Forward: So where do we go from here, knowing that racial and animal oppression are deeply entangled? We continue to take anti-speciesist stances ourselves. Speciesism occurs when humans are viewed as the superior species, which leads to the exploitation of animals. And so, in response to speciesism, we choose to live vegan lifestyles, through the food we eat, the clothes we wear, the skincare products we use, and our work to end factory farming, circuses, zoos and more. We use whatever resources we have to make a change, http://www.farmsanctuary.org/wp-content/uploads/2016/10/AA_VeganStarterGuide_WebVersion.pdf , Stand 21.11.2018.

Mehr Vegan Society Infos über Zoos

[1] Die Definition des Veganismus gemäß der Vegan Society: Veganism is a way of living which seeks to exclude, as far as is possible and practicable, all forms of exploitation of, and cruelty to, animals for food, clothing or any other purpose. Entertainment: Vegans choose not to support animal exploitation in any form and so avoid visiting zoos or aquariums, or taking part in dog or horse racing. A great alternative is visiting and supporting animal sanctuaries that provide safe and loving homes for rescued animals. https://www.vegansociety.com/go-vegan/definition-veganism , Stand 21.11.2018.

[2] RUSSELL, Bertrand, Sceptical Essays, Unwin Publishers Ltd., London, 1935, pp. 23-24. ‘Politeness is the practice of respecting that part of a man’s beliefs which is specially concerned with his own merits or those of his group. Every man, wherever he goes, is encompassed by a cloud of comforting convictions, which move with him like flies on a summer day. Some of these convictions are personal to himself: they tell him of his virtues and excellencies, the affection of his friends and the respect of his acquaintances, the rosy prospect of his career, and his unflagging energy in spite of delicate health. Next come convictions of the superior excellence of his family; how his father had that unbending rectitude which is now so rare, and brought up his children with a strictness beyond what is to be found among modern parents; how his sons are carrying all before them in school games, and his daughter is not the sort of girl to make an imprudent marriage. Then there are beliefs about his class, which according to his station, is the best socially, or the most intelligent, or the most deserving morally, of the classes in the community – though all are agreed that the first of these merits is more desirable than the second, and the second than the third. Concerning his nation, also, almost every man cherishes comfortable delusions, ‘Foreign nations, I am sorry to say, do as they do do.’ So said Mr Podsnap, giving expression, in these words, to one of the deepest sentiments of the human heart. Finally we come to the theories that exalt mankind in general, either absolutely or in comparison with the ‘brute creation’. Men have souls, though animals have not; Man is the ‘rational animal’; any peculiarly cruel or unnatural action is called ‘brutal’ or ‘bestial’ (although such actions are in fact distinctively human) (1); God made Man in His own image, and the welfare of Man is the ultimate purpose of the universe.’ (1) Compare Mark Twain’s Mysterious Stranger.

rev 19.01.23

Relevanz nichtmenschlicher Moralität

Altruismus dient häufig eigenen Zwecken, zudem ist eine gegenseitige Fürsorge auch immer eine eigene Fürsorge – außer jemand ist völlig egoistisch. Die Grenzen, die der Altruismus zieht scheinen zu drastisch … Nichtmenschen verhalten sich moralisch altruistischer als wir Menschen es tun. Wir sind der Meinung dies sollte im Tierrechtsdiskurs hervorgehoben werden, denn eine Unsichtbarmachung dieses Umstandes bedeutet eine Unsichtbarmachung von Handlungbefähigtheit und von sozialen Architekturen.
Gruppe Messel, Tierautonomie / Animal Autonomy